So wird auch, der Endkampf in der Wand des Kleinen Lagazuoi mit jagender Hast betrieben. Am 14. Januar 1917 sind die beiden österreichischen Minen- kammern geladen und verdammt. Der Feind ist nur um Tage, vielleicht bloß um Stunden zu spät dran; Als die Sprengung erfolgt, schlittert ein Stoß den Berg, zu dem die aufgewandte Menge an Explosivstoffen nie gereicht hätte. Ohne Zweifel hat der Feuerschlag eine schon fertige italienische Mine erreicht und diese mit¬ genommen. Daß die feindlichen Stollen zerstört waren, darüber konnte kein Zweifel herrsdien. Ein schöner Erfolg, gewiß. Aber alle Genugtuung konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß die schwere Arbeit eines halben Jahres nichts weiter bewirkt hatte, als den Gegner abzuwehren. Von dem fatalen Felsband war er nicht vertrieben, im Gegenteil, seine Maschinen¬ gewehre und das Gebirgsgeschütz in den beiden Stein- türmen feuerten nach wie vor mit gefährlicher Sicherheit gegen die Stellungen in der Val Parola. Die erste Spren¬ gung bedeutete also nur einen erzwungenen Schritt der Verteidigung. 2. Kaum sind die letzten Steinschläge verrollt, als die österreichischen Sappeure und Kaiserjäger schon wieder im Fels arbeiten. Das im Herbst 1916 begonnene Werk, der Angriffsstollen, wird nun mit äußerster Energie fort¬ gesetzt. Er muß an die hundert Meter lang werden, wenn sein Zweck, die endgültige Zerstörung der italieni¬ schen Bauten auf dem Felsband, erreicht werden soll. Unendlich mühsam wie jede Minierarbeit im Stein, aber von einer erbitterten Hingabe getragen, rückt der Stollen Meter für Meter vorwärts. Die pneumatischen Bohrer hämmern in den Felsen, Zentner um Zentner Sprengmittel werden verschossen, viermal binnen vier¬ undzwanzig Stunden wechseln die Schichten, um das Werk in Fluß zu halten; und hinter dem Vortrieb sur¬ ren die Ventilatoren, pumpen Tag und Nacht frische Luft, eisige Winterluft in den schmalen Gang, der tastend sich dem Gegner nähert. 18 273