der Frost täglich neue Opfer fordert, reift ein gewalti¬ ger Plan: Der Castelletto muß gesprengt werden 1 Das ist nun allerdings leichter beschlossen als aus¬ geführt, aber der Winter dauert lang; vor Juni weicht er hier nicht so weit, daß man im Freien operieren kann, es hat also mit der Mine reichlich Zeit, fast ein halbes Jahr. Der Plan des Leutnants Malvezzi zu dieser Spren¬ gung ist von großer Kühnheit: Die Schlucht zwischen Tofana di Roces und Castelletto macht eine Annäherung an den Felsturm möglich. Wenn man aus einem der Kamine in der Tofanawand einen Stollen gegen die Forcella di Roces, nämlich den Sattel zwischen Tofana und Castelletto vortreibt und damit den ersten Fels¬ zacken erreicht, kann man mit einer gewaltigen Ladung den Horst der Oesterreicher zerstören. Ist einmal der Castelletto unschädlich, so fallen auch die Stellungen auf der Forcella dei Bois und — der Zugang zum oberen Travenanzestal ist frei. In der zweiten Februarwoche beginnt die Minier¬ arbeit. Der Zugang ist sorgfältig gesichert, ein Heber- fall durch die Oesterreicher erscheint ausgeschlossen. Bald haben die Sappeure sich so weit in den Fels hineingearbeitet, daß ihnen Artilleriefeuer und Ma¬ schinengewehre nicht mehr beikommen können. Aber das Gestein ist hart und der bloße Hand¬ betrieb mühsam und langwierig. Um genügend Leute anstellen zu können, hat Leutnant Malvezzi das Profil des Stollens nicht ängstlich bemessen: 2 Meter breit und 1.80 Meter hoch, bietet es Raum genug, um zwei Partien mit Bohrstange und Schlägel am Vortrieb zu beschäftigen, ohne daß sie sich gegenseitig behindern. So schreitet die Arbeit zwar nicht übermäßig schnell, aber stetig vorwärts — dem Leutnant Malvezzi, der hier seine große Aufgabe sieht, allerdings viel zu langsam. Er hat berechnet, daß der Minengang etwa 500 Meter lang werden muß, daß das Ausschlagen der Soreng- kammer für eine Ladung, wie er sie plant, viel Zelt ln Anspruch nehmen wird. Ueber dies ist noch eine Gabelung des Stollens und die Weiterführung des einen Astes in der Wand der Tofana I bis hinter den Castelletto 248