Sack und Pack auch. dort weiterkäme, wo der Schnee noch. liest, und die Leute, die nie einen Alpenwinter erlebt haben, äußern sich sehr optimistisch . . . Niemand wäre über einen Beginn der Offensive um die Mitte des Äoril glücklicher als die Besatzungen der zertrümmerten Werke und der kümmerlichen Stütz¬ punkte in den Zwischenräumen. Sie sehen hinter sich fast die gesamte moderne Artillerie Oesterreich-Ungams in den Wäldern, Mulden und Schluchten liegen, aber die meisten Geschütze sind zerlegt, haben noch keine Stellungen, keine Munition, sind nichts als unersetzliches Gut, das der dünne Schleier der Verteidigung zu decken hat. Neue Infanterie soll an der Südtiroler Front nicht auftreten — man glaubt noch immer an ein Ueber- raschungsmoment — sodaß ein jäher Stoß des Geg¬ ners zumindest auf Lavarone verheerend wirken könnte. In diese überreizte und mit einigem Recht nervöse Stimmung fällt ein Ereignis, das unter Umständen kata¬ strophale Folgen hätte zeitigen können: Die Desertion eines Fortifikationswerkmeisters namens Weyer, eines Mannes, der vermöge seiner Tätigkeit nicht nur im allgemeinen über die kommenden Ereignisse gut unter¬ richtet war, sondern auch eine Unsumme wichtiger De¬ tails wie Batteriestellungen, Lagerbauten, Depots usw. wußte. Weyer war schon einmal desertiert. Er stammte aus Mezzolombardo, war Halb-Italiener und hatte zu Kriegs¬ beginn bei einem Dragonerregiment in Galizien gedient. Dort war er erkrankt, hatte sich aber nach seiner Ent¬ lassung aus dem Spital nicht mehr zu seinem Truppen¬ körper begeben, sondern war in seine Heimat gefahren. Um nun sicher unterzutauchen, hatte er sich — im Zivil Baumeister — freiwillig bei der Geniedirektion Trient zur Kriegsdienstleistung gemeldet und war dem Ab¬ schnittskommando Lavarone zugeteilt worden. Weyer galt als ungemein tüchtig, sein Verhalten war über jedes Lob erhaben; es lag kein Grund vor, ihm zu mißtrauen und er hegte auch sicher keinen Gedanken an Verrat. Da entdeckt man eines Tages in ihm den desertier¬ ten ehemaligen Dragoner. Er hört davon, sieht sich dem 200