Aber nichts, nichts unterbricht dieses bange Warten von Einschlag zu Einschlag. Die Beobachter auf den Panzerständen suchen vergeblich das lichter werdende Gelände nach einem Ziel ab. Außer den unerreichbaren Zuschauern auf Verena und Campolongo ist kein Mensch zu sehen. Achtung! Jetzt haben sie auf Verenetta wieder abge¬ feuert. Man sah deutlich die gelbe Abschußflamme, den Dunst, der über dem Kamm des Bergrückens aufsteigt. Knapp hinter dieser Kammlinie müssen die beiden Acht- undzwanziger stehen, deren Einschläge immer knapp auf¬ einander folgen. Dumpf dringt das Rollen des Abschusses an das Ohr der Männer in den Kuppeln des Werkes Verle. Jetzt, in wenigen Bekunden wird das Winseln aus dem Raum quellen, das so blitzschnell alle Tonhöhen bis zum ohrenzerreißenden Heulen durchläuft Dann kommt der Schlag . . . Grellrot flammt es vor den Augen der Bedienung des zweiten Turmes. Schneidender Schmerz in den Ge¬ hirnen, das Bewußtsein kaum mehr streifend. Dann Nacht, tiefe Nacht, Schweigen . . . Die ganze Besatzung des Werkes hört und sieht, daß Außergewöhnliches geschehen ist. Bis in die letzten Winkel ist der Schlag gegangen, hat Türen aufgerissen und gleich einem Erdbeben Gegenstände umgestürzt. Das Licht ist erloschen. Kurzschluß, sämtliche Lampen aus. Im Maschinenraum reißen tastende Hände die Auto¬ maten aus den Kontakten, um einen Kabelbrand in der Akkumulatorenkammer zu verhindern. „Licht! Licht!“ Und dann gellende Schreie: „Sanität! Sa—ni—tät!!“ Getrappel, Stoßen und Fluchen in den finsteren Gängen, über die Treppen; Türen, die ins Schloß fal¬ len. Die Alarmglocke schafft noch mehr Verwirrung, da nun alles auf seine Posten drängt, nach den Ge¬ wehren und der Ausrüstung sucht. Nur wenige be¬ wahren ihre Ruhe. Endlich flammen die ersten Taschenlampen auf und Sanitäter mit Sauerstoffmasken dringen in den ver- 36