unbarmherzigen Erinnerungen zerfleischenden Kampfes a» sich überragend, dem einzelnen, los¬ gelöst von dem historischen Geschehen unabwendbaren Kausalzusammenhanges, zum unauslösch¬ lichen, bleibenden, absoluten Eindruck sich ausgestaltete. Nicht mehr der blutige Vernichtungswille, der feindselige Trieb des Hasses, höheres Empfinden, die Ahnung wie von einer Mission, erfüllte den einzelnen. Es lag wie ein seelischer Adel über den Zügen des einsamen Kämpfers. Der Hauch der allum¬ fassenden Hoheit dieser Wunder¬ welt, hatte sich über alle ergossen. Man lebte in seinem Bann, man trug das Siegel seiner Empfäng¬ nis auf der Stirne. Nun sind die Waffen ver¬ klungen; Bergsriede über Tal und Höhen, die jahrelang der Sang der Kugel, der Donner der Ge¬ schütze umbrandet; unabwendbar nahm das Schicksal seinen Lauf; ein fremdes Banner weht über das Land; aber sie sind unser ge¬ blieben, unsere Berge, und sie werden es bleiben, wie die Zukunft immer entscheiden mag. In der Erinnerung werden wir sie als unser Gut hinüber in unsere alten Tage tragen. Wir werden sie grüßen, begeistert und jugendfrisch, wenn einmal unser wegmüder Fuß in ihren Bannkreis geraten, das alternde Herz ihnen entgegenjauchzen, und der trübe Blick in spätem Aufleuchten sie grüßen wird, als unsere alten, treuen, unwandelbaren Freunde. Bergheil! 6. Vom Sanitätsdienste beim Infanterieregiment 14 im Weltkriege. Don Dr. Leopold Strauh, Oberarzt i. d. Res. Als wir in den Augusttagen des Jahres 1914 gegen Rußland ins Feld zogen, hatte niemand eine richtige Vorstellung vom Kriege und schon gar niemand wußte, wie der Dienst der Sanität bei der Truppe zu leisten wäre, jenes mit roten Kreuzen versehene Anhängsel schöner Formationen, das als vielbelachte „Sali" bei den Manövern des Friedens überall im Wege stand und bei der zu dienen nicht die höchste Ehre war. Es ahnte ja niemand, in welcher Schwere und Zahl der Krieg Wunden schlagen sollte. Und schon gar niemand glaubte daran, daß so viele mit dem „Lebensversicherungskreuz" versehene Männer, als stille Helden ihrer Samariterpflicht gleich ihren bewaffneten Kameraden, fallen sollten. Am 28. August kam es beim Dorfe Oserdów zum ersten Waffengang des Regiments. Genau, wie es das Reglement vorschrieb, sammelten sich Arzte und Sanitätsmannschaften beim Pfarrhaus zu Oserdow und beobachteten das mit unglaublichem Elan im feindlichen Artillerie- und Gewehrfeuer vorgehende Regiment. Genau nach den Rangverhältniffen erhielt jeder Arzt seinen Dienst in der Leicht- und Schwerverwundetenstation zugewiesen. Auf einer langen Stange wurde eine riesige Rote-Kreuz-Flagge gehißt, ein wahrhaft prachtvolles Artillerieziel! Nachdem ein feindliches Schrapnell den auf einem Feldherrnhügel vor dem Pfarrhause zur Beobachtung 353 45