Gelehrten und den Touristen. Alle scheinen harmlos zu sein; in ihrem
Schatten aber erkennt man die Pickelhaube, die Mütze des Offiziers und
die typischen Kopfbedeckungen der Husaren, Ulanen und Kürassiere ...
Auguste Roubille, der in immer neuen Variationen je nach
den Bedürfnissen des Tages den Gavroche und den Prudhomme für das
Titelblatt des FANTASIO schuf, hat sich an der deutschen Karikatur,
wie sie in den Vorkriegsjahren der Münchener Kreis um den SIMPLI-
ZISSIMUS vertrat, geschult und zeichnete mit Leandre zeitweise für die
LUSTIGEN BLÄTTER 229. Der dekorative Schwung seiner Linie er¬
innert an die deutschen Meister, hat jedoch mit der manieristischen Art
einer Gerda Wegen er nichts gemein. «La Grande Guerre par les Artistes»
brachte von ihm sieben eindrucksvolle Illustrationen zur Marseillaise.
(Abb. 29.)
Als bevorzugte Zeichner ihrer Blätter sind schließlich noch H a u t o t
für die OEUVRE, L. B e r i n g (Abb. 21) für den MATIN und Eugene
C a d e 1 für die VICTOIRE zu nennen.
Zu den Witzmachern, deren Bildscherze in der farblosen Massen¬
presse anzutreffen sind, zählen Marcel Arnac, Jules Depa-
quit, Charles Genty, Guerin, Andre Helle, Joseph
Hemard 23°, Leon Kern, Jean-Jacques Roussau und
Abel Truchet, dessen Einblattdrucke, die den Einfluß Steinlens
und Forains verraten, im Verlag Dalignan herauskamen.
Von den trotz italienischer Herkunft wegen ihres langjährigen Wir¬
kens in Frankreich als Wahlfranzosen anzusehenden Propaganda¬
zeichnern möchten wir neben Umberto Brunelleschi und dem
unter japanischem Einfluß stehenden Leonetto Cappiello den
ehemaligen Reklamezeichner Manfredini erwähnen. Als Italiener
hatte Manfredini Spott und Haß besonders gegen die Österreicher und
Franz-Joseph aufgespeichert. Seine lustig aufgefaßten, flott gezeichneten,
manchmal auch niedrig-gehässigen, derben und fast geschmacklosen Bett¬
ler- und Vagabunden typen erschienen in EXCELSIOR, INTRANSI-
GEANT, JOURNAL, BAIONNETTE, RIRE ROUGE, CARNET
DE LA SEMAINE und vielen anderen Blättern. Charakteristisch für
Manfredinis Art ist es, daß das Schwergewicht seiner Satire in der Zeich¬
nung liegt, so daß die Beischrift ohne Schaden für die Gesamtwirkung
oft weggelassen werden kann. Seine Kritik richtet sich nicht nur gegen
den äußeren Feind; ebenso häufig greift er die Bürokratie, die Zensur,
den Pessimismus und die Schwatzhaftigkeit an. Neben dem Sammel¬
band «Dessins et legendes 1914—1918» (Paris 1918) gab Manfredini ein
Album «Quelques dessins de guerre» heraus231.
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