UOEUVRE
Eine ähnliche Kampfnatur wie Gustave Herve war Gustave
Tery ; seine Wochenschrift OEUVRE, in ihren Anfängen vergleichbar
mit Maximilian Hardens ZUKUNFT69, wandelte er am io. September
1915 in eine Tageszeitung um, die sich das «debourrer les cränes» zur
Aufgabe stellte. Ihre neupatriotische Haltung war weniger
ausgeprägt wie die der GUERRE SOCIALE; um so schärfer griff sie
Bürokratie, Kriegsgewinnler und Drückeberger an. Wegen ihres kämpfe¬
rischen Charakters konnte ihre Auflage nur verhältnismäßig beschränkt
sein; man darf jedoch annehmen, daß sie ein gebildetes und politisch
urteilsfähiges Publikum aus den verschiedensten Schichten des Volkes
erfaßte.
Die Bildpropaganda der OEUVRE war ausgiebig wie die weniger
anderer Blätter der französischen Tagespresse. Zu ihrer Bindung an das
aktuelle Tagesgeschehen, die zum Prinzip erhoben wurde, schreibt Henri
Guilac:
„Bis dahin erschien die Zeichnung nur von Zeit zu Zeit in
der Tagespresse. Sie war eine künstlerische Zerstreuung, die dem
Leser in derselben Weise geboten wurde wie die literarische Er¬
zählung und oft, ohne daß die Beischrift in der Form auf die
Aktualität zielte. In der OEUVRE Gustave Terys hatte sie von
nun an jeden Morgen ihren Platz und kommentierte zwischen zwei
Artikeln — oft schlagender als diese die Meinung des Blattes wie¬
dergebend — ein Ereignis unmittelbarer Aktualität, wobei sie
Politik, Sitten und neue Bräuche behandelte. Bisweilen war sie
nur eine einfache Skizze, die einen drolligen Einfall illustrierte,
aber die Skizze zog durch ihre Bündigkeit die Aufmerksamkeit auf
sich, und der Scherz brachte zum Nachdenken. Die aktuelle Zeich¬
nung, wie sie heute besteht, war geschaffen. Ihr Erfolg sollte sich
rasch bestätigen.“ 70
Mit der Zensur befand sich die OEUVRE in dauerndem Kriegszu¬
stand. Die Zahl der satirischen Angriffe in Wort und Bild auf „Anastasie“
ist groß. Noch am 25. Juni 1919 erschien an Stelle des Spottbildes ein
«blanc» mit dem Vermerk, daß die „diplomatische“ Zensur des Herrn
Clemenceau sich der Veröffentlichung der Zeichnung widersetze.
Unter den Künstlern des Blattes nahm Hautot die erste Stelle
ein. Neben ihm verdienen Raymond Pallier, Raoul Vion und Leroy Er¬
wähnung.
UHUMANITE
Im Gegensatz zur nicht an ein festumrissenes politisches Programm
gebundenen OEUVRE war die HUMANITE das offizielle Organ der
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