dere gegen Deutschland entfacht, der alle Besonnenheit aufhebt und jedes gerechte Urteil erstickt.“ 350 Die französischen Künstler-Propagandisten rechneten sich dieses Ein¬ geständnis der höchsten amtlichen deutschen Stelle zur Ehre an. Lucien Metivet zeichnete den Kanzler vor Spottbildern und dem oben angeführ¬ ten Auszug aus seiner Rede; in der Beischrift drückte er den Dank des RIRE ROUGE und der französischen Zeichner aus: «Prenons en notre part, dessinateurs fran?ais! On ne lui fait pas dire, au comte Hertling! et 5a vaut bien une petite politesse!» 351 Den vorstehend aufgeführten Kernstücken lassen wir einige kleinere Züge folgen, die bezeichnend genug sind, das Maß der erfolgten Wirkung zu kennzeichnen. So druckte der FANTASIO in seiner Ausgabe vom i.Mai 1915 zur Eigenwerbung einen Brief ab, in dem die kgl. serbische Gesandtschaft zwei Nummern des RIRE ROUGE für den König (!) nachforderte, die dieser — abonniert — nicht erhalten hatte. Der MATIN brachte die Photographie einer Hauswand im Dorfe Bethincourt, die von durchmarschierenden Poilus mit Karikaturen Wil¬ helms II. und Hindenburgs nach früher im MATIN erschienenen Zeich¬ nungen „geschmückt“ war 352. Carco schreibt der Zeichnung «La Borne» von Forain, die als Flug¬ blatt den Widerstand vor Verdun symbolisierte, einen Propagandawert zu, den kein Schriftwerk und keine Rede erreicht habe 353. Auf sein Kriegsgefangenenplakat erhielt derselbe Künstler Hunderte von Briefen, darunter das Schreiben einer Mutter, die das Plakat zu besitzen wünschte, weil es sie an ihren Sohn erinnerte 354. Ähnliche Urteile sind uns über einzelne Künstler bekannt. Daß man die Arbeit des Holländers Raemaekers höher bewertete als zehn Siege der Alliierten und sie mit dem Kampfwert eines Regimentes verglich, wurde bereits erwähnt 355. Für die Wirkung der Karikaturen Hansis schon vor dem Kriege ist ein Satz in der These des Staatsanwalts vor dem deutschen Gericht bezeichnend: „Hansi hat einen Geisteszustand geschaffen, der Deutschland feindlich ist. Das geht so weit, daß die Zugewanderten und die deutschen Soldaten auf öffentlicher Straße belästigt und beleidigt wer¬ den!“ 356 Von Forains Beischriften sagte man, daß sie — kaum erschie¬ nen — historisch wurden 357. Einzelne von ihnen seien in den Seelen der Menschen lebendig wie Sprichwörter und gäben mehr zu denken als viele Sittenromane 358. Die Dynamik des Tendenzbildes wird schlaglichtartig beleuchtet durch einige Berichte über unvorhergesehene Entladungen in falscher Richtung. So war ein Spottbild des RIRE ROUGE der Anlaß zu einer Debatte in der Kammer. Es handelte sich um eine Kari¬ 121