bedauern pflegte. Ihm auf diesem Wege zu folgen, wurde in völliger Ver¬ kennung aller Wesensgrundlagen der Propaganda als unvereinbar mit deutscher Ehr- und Kampfauffassung hingestellt. So äußerte sich auch auf diesem keineswegs unwichtigen Teilgebiet des geistigen Kampfes einer unserer Kardinalfehler: die Unterschätzung der Ideen und ihrer Wirkungs¬ macht. Immerhin verdient der Vorwurf, daß die deutsche Propaganda vom Feinde nichts gelernt habe, eine Einschränkung, sofern nämlich das vom TEMPS am 19. September 1917 unter der Überschrift «La propagande par la caricature» veröffentlichte Rundschreiben des Wolff-Büros an die deutschen Zeitungen auf Echtheit beruht 348*. Wir geben den Artikel in wortgetreuer Übersetzung wieder: „Die Militarisierung der Kunst ist die neueste Erfindung des deutschen Generalstabs. Nachstehend das Rundschreiben, das an die deutschen Zei¬ tungen geschickt wurde: Vertraulich. Sehr geehrte Schriftleitung! Das Bild- und Filmamt, das eine Abteilung des Militärbüros des Außenministeriums ist, übermittelt uns das nachstehende Rund¬ schreiben, von dem Sie Kenntnis nehmen wollen: Wie Ihnen bekannt ist, erscheinen regelmäßig in der französi¬ schen und englischen Tagespresse Karikaturen gegen Deutschland. In der Hauptsache sind es der Kaiser, der Kronprinz, Hindenburg und der sogenannte preußische Militarismus, die dabei am übelsten wegkommen. Zudem nimmt die Greuelpropaganda, die Deutsche als Frauen- und Kindermörder darstellt, kein Ende. Die Wirksam¬ keit einer derartigen systematischen Propaganda kann nicht be¬ stritten werden, denn es steht außer Zweifel, daß ein Gedanke, der durch das Bild wiedergegeben wird, vor allem, wenn er sich oft und unter verschiedenen Formen wiederholt, auf den Geist des Lesers mehr Eindruck macht als ein geschriebener Satz. Vom vaterländischen Standpunkt aus wäre es darum sehr wichtig, daß die deutsche Tagespresse sich entschließen würde, zur Bekräftigung des Textes die hauptsächlichsten Tagesfragen ebenso wie gewisse politische Geschehnisse unter der Form von Karikaturen wiederzugeben. Die Idee eines derartigen Vorschlages kommt von der Obersten Heeresleitung. Das Bild- und Filmamt ist daher von ihr beauftragt worden, in diesem Sinne 119