— Pourvu qu’ils tiennent! ... _ ? — ... Les neutres! Daß Sems Zeichnung die Idee Forains benutzt, um ihre Wirkungs¬ kraft, die ursprünglich nur den «Civils» gegolten hatte, auch auf die Neu¬ tralen auszudehnen, steht außer allem Zweifel. In Andre Blums Studie über die Kriegskarikatur wird es bestätigt 342. Ihr Erscheinen in einem Massenblatt, wie es das JOURNAL ist, legt Zeugnis dafür ab, daß die Forainsche Redewendung schon damals in den Sprachschatz des Volkes übergegangen war. Das nächste Abwandlungsbild ist humoristischer Art 343. Unter der Überschrift «A propos de bottes» zeigt es einen französischen Soldaten, der sich die Schuhe anzieht, während ein anderer zuschaut: — Pourvu qu’ils tiennent! — Qui 5a? — Mes pieds! Ein anderes läßt einen aktenschreibenden Bürobeamten den Ruf aus¬ stoßen: «Je vous jure que les bureaux tiendront!» und verwandelt so die leise Ironie Forains in einen derberen Spott 344. (Abb. 8.) In einer weiteren Zeichnung 345 appelliert Faivre wie Sem an die Neutralen, indem er einen Poilu über den Rand des Grabens rufen läßt: «Vous aussi, les neutres, il faut tenir!», wobei in dem «aussi» das Bewußtsein von der Idee des Urbildes offenbar wird. Wir könnten aus den Kriegsjahrgängen französischer Tageszeitungen und Witzblätter einige dreißig solcher Um- und Abwandlungen der Zeichnung Forains Zusammentragen, um die Wirkung des Urbildes dar¬ zutun. Es handelt sich meist um innerpolitische Bildsatiren, Spottbilder auf die Zivilisten, die Drückeberger und die Kriegsgewinnler, aber auch außenpolitische Motive sind dabei, ebenso manche Scherzbilder, die die ursprüngliche Idee parodieren. Ihre Beweiskraft wird noch erhöht durch den Umstand, daß sie in Blättern der verschiedensten Art, von der großen Weltstadtzeitung bis zum kleinen Frontblättchen, vom CANARD EN- CHAINE bis zum RIRE ROUGE, erschienen sind. Sie alle, welches auch immer ihre Tendenz und ihr Ideengehalt sein mögen, sind schon wegen ihres bloßen Daseins ein schlüssiger Beweis für die Wirkung, die einer einzelnen Zeichnung zu eigen sein kann, wenn sie ein in den Köpfen eines ganzen Volkes kreisendes Problem auf eine so kurze und schlagkräf¬ tige Formel zu bringen weiß, daß sie von jedermann angenommen und verstanden werden kann. Nirgendwo tritt ja die Wurzelverwandtschaft des Künstlers mit dem Propagandisten so stark zutage wie in der Bild¬ propaganda. uz