politischer Wirklichkeit, die Innen- und die A uß enpolitik, stellt sich sehr bald heraus, daß im Kriege auf außenpolitischem Gebiet die agi¬ tatorische Tendenz bei weitem überwiegt und sich die defensive auf die Versuche zur Erhaltung befreundeter und zur Gewinnung neutraler Na¬ tionen beschränkt, während auf dem Felde der Innenpolitik dank des Burgfriedens die positiv aufbauende Richtung den Vorrang hat, die nega¬ tive Kritik dagegen schon von Staats wegen eingedämmt wird. An einem Beispiel, dem Kriegswerk Forains 254, sei das Verhältnis dieser beiden Tendenzen näher erläutert: Außenpolitisch Innenpolitisch negativ positiv positiv negativ 1914 3 _ _ _ 1915 27 — 16 n 1916 33 5 10 3 1917 18 2 2 5 1918 35 3 4 3 1919 14 2 4 4 130 12 36 26 =63,7°/» = S,9°/o = 17,7 °/o = I 2,7 °/o Der größte Teil aller Propagandazeichnungen ist demnach dem Kampf gegen die Feinde der Nation gewidmet, mögen sie von außen kommen oder sich im Innern des Landes befinden. Der kleinere Teil wirbt für das eigene Volk, seine Führer, seine Menschen usw. Das auffallende Überwiegen des aggressiven Bildes findet seine Erklärung in der Wir¬ kungsmacht der Satire, die in der Karikatur ihren augenfälligsten und anschaulichsten Ausdruck findet. Die hier für ein kleines, allerdings nicht unbedeutendes Teilgebiet der Bildpropaganda gemachte Feststellung läßt sich mit gewissen Ein¬ schränkungen verallgemeinern. Auch in Frankreich machten sich näm¬ lich im Verlauf des Krieges nach der anfänglichen Einförmigkeit der Mei¬ nungen die alten gruppenpolitischen Gegensätze wieder bemerkbar. Die Begriffe „rechts“ und „links“ nahmen wieder festere Gestalt an. Im selben Maß wuchsen die inneren Spannungen, womit die einheitliche Zielsetzung auch der Bildpropaganda in Frage gestellt werden konnte. Wagte man auch nicht, das große außenpolitische Ziel der Niederringung Deutsch¬ lands ernstlich zu diskutieren, so kamen Unzufriedenheit und Kriegsmüdig¬ keit doch in einem heftigen Kleinkrieg gegen die staatliche Zensur und die «Bourreurs de cränes» zum Ausdruck. Den Gegenstoß führten die Rechtsblätter in ihrer satirisch-publizistischen Fehde gegen Pessimisten, Heimkrieger und Drückeberger. Außenpolitisch unterscheiden sich „Rechts“ und „Links“ in ihrer Propaganda zwar nicht im Endziel, aber doch in den Methoden, mit denen 86