IV. Die Künstler. A. Franzosen. Man hat in der Schlacht der Geister, in der Kunst und Literatur zu Feld ziehen, das Buch, das Gemälde und die Plastik mit der schweren Artillerie, die Kriegszeichnungen mit Handgranatenwürfen und Bajonett¬ stichen verglichen 138. Diese tragen den Angriff vor, jene vollenden das Werk, umgekehrt als es im materiellen Kampf zu sein pflegt. Zieht man die Parallele weiter, so erscheint der Verleger als der Soldat der politischen Idee, dem die meinungstragenden publizistischen Formen als Geschütze unterstellt sind, für die der Künstler die Munition liefert. Die Geschosse der Bildpropaganda entfalten dann ihre größte Wirkung, wenn ihre Her¬ steller Propagandisten und Künstler zugleich sind. In einem Ringen des Volksganzen, wie es der Weltkrieg war, wird man als drittes Element ihren Patriotismus in Rechnung stellen müssen 139. Forain Bei keinem Künstler in der großen Phalanx der französischen Zeich¬ ner-Journalisten waren diese drei Eigenschaften in ähnlich vollkommener Weise vereinigt wie bei dem «prince des satiristes», Jean-Louis Forain. Sein Kriegswerk von über zweihundert Zeichnungen 140 war der letzte propagandistische Feldzug des großen Polemikers, der zeit seines Ldbens in den kämpferischen Auseinandersetzungen des Tages seinen Mann stellte. Forains Geburtshaus stand im Schatten der Kathedrale von Reims; in der Rue des Moulins wurde er am 23. Oktober 1852 als Sohn eines be¬ scheidenen Anstreichermeisters geboren. Sein erstes künstlerisches Erleb¬ nis waren die Ornamente und Statuen der Kathedrale, von denen er später sagte: «Si je suis devenu un artiste, c’est aux statues de Reims que je le dois.» 141 Lange hafteten die Erinnerungen der Kindheit in dem Künstler. Beim Anblick der im Kriege zerstörten Teile der Stadt entlud sich sein leidenschaftliches Temperament in den heftigsten Ausbrüchen. Als Elfjähriger ging Forain mit seinen Eltern nach Paris. Einige Jahre später kam er zu dem alten, sehr religiösen Maler Jacquesson dela Chevreuse in die Lehre, bei dem er fast ein Jahr blieb. In der 57