die den Betrachter auch heute noch aufs tiefste zu ergreifen vermögen. Wie im materiellen Kampf taten sich im Ringen der geistigen Mächte neben überirdisch schönen Regungen menschlichen Gefühlslebens die klaffenden Abgründe leidenschaftlichen Hasses und geifernder Wut auf, vor denen man erstarrend zurückschreckt. Oft wird es keine Freude sein, die auf den nachstehenden Blättern gegebenen Belege menschlicher Irrungen, bewußter Lüge und krankhaften Wahnsinns an sich vorüber- ziehn zu lassen ... Das deutsche und ausländische Schrifttum über die Propaganda des Weltkriegs umfaßt, soweit es bis heute vorliegt, nur eine verhältnismäßig geringe Anzahl von Sonderarbeiten über die französische Bildpropaganda. Ihr Nutzungswert erscheint für den Wissenschaftler zweifelhaft ange¬ sichts der Tatsache, daß ihr Hauptzweck fast ohne Ausnahme wiederum Meinungsbeeinflussung, Agitation und Werbung, war. Eine wissenschaft¬ lich einwandfreie Untersuchung des französischen Weltkriegstendenzbildes als Mittel der Propaganda gab es bisher nicht. Wir werden versuchen, mit den Methoden der Wissenschaft von den publizistischen Führungsmitteln an die aufgezeigte Fragestellung heran¬ zugehen. Unsere Absicht ist, die Einsatzfähigkeit des mei¬ nungsgeladenen politischen Bildes als eines Wir¬ kung smächtigen W e rkzeugs der Propaganda an einem hervorragenden geschichtlichen Sonderfall, eben dem Weltkrieg, nach¬ zuweisen. Dieses Buch will also nicht Haß säen und alte Ressentiments wieder auffrischen, deren es zwischen den Nationen leider noch so viele gibt. Gewiß: unerträgliche Scheußlichkeiten und beklagenswerte Entgleisungen mußten an den Pranger gestellt werden. Wir glauben aber, darüber hin¬ aus die positiven Werte der französischen Bildpropaganda genügend be¬ leuchtet zu haben. Stellt somit diese Schrift zwar ein Stück Vergangenheit dar, so weist sie doch auch unserer nationalen Propaganda neue Möglichkeiten in der Zukunft und erfüllt damit neben ihrem wissenschaftlichen einen zweiten, nicht geringeren, politischen Zweck. 2