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an Orr Hanau
(Mit 18 Illustrationen)
19 3 2
Herausgegeben und zu beziehen durch die Abtei Engelszell (£>.45.)
Druck Aloys Gogeihl, Passau
34007
Mit Gutheihung der Grdensoberen
Imprimatur
Passau, den 17. Juni 1932
Dr. Fr. Riemer
Generalvikar
Semer Aaöeu> öem Hochmürölgsten Herrn
Äl. Vrvrim Möge!
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Seite
Zum Geleite ........ 9
Teil: Die Geschichte des Klosters .... 11
1. Gründung von Engelszell (1293) ..... 13
2. Blütezeit (1293-1465)............19
3. Allmählicher Verfall (1465-1619).....28
4. Neuer Aufstieg (1619-1683)..........38
5. Nochmals schlimme Zeiten (1684—1747) . ... 44
6. Der letzte Abt im alten Engelszell (1747—1786) ... 50
7. Aufhebung des Klosters und seine weiteren Schicksale
bis zum Jahre 1925 ...... 54
8. Zu neuem Leben erstanden (1925) .... 59
9. Der erste Abt im neuen Engelszell (1931) ... 67
IL Teil: Ein Gang durch das Kloster 73
1. Die Klosterkirche ....... 14
2. Die Klostergebäude ....... 79
a) Der alte Bau aus dem 14. Jahrhundert ... 80
b) Der Neubau aus dem 18. Jahrhundert ... 84
3. Der Klosterbesitz ....... 87
III. Teil: Das Leben im Kloster ..... 93
1. Das Leben im Kloster ein Familienleben 95
2. Die Pflege des Familiengeistes im Kloster ... 102
3. Die klösterliche Familie
a) beim Gebete ....... 108
b) bei der Arbeit . . . . . . .113
c) bei der Erholung . . . . . .118
4. Ein Tag bei der klösterlichen Familie
5. Das Wirken der klösterlichen Familie nach außen
Schlußwort .......
Anhang .......
120
126
131
133
Verzeichnis der beigegebenen Bilder
Abtei Engelszell, Gesamtansicht......3
Abt Gregorius Eisvogel ....... 6
EngelszeN im 17. Jahrhundert ...... 16
Das heutige EngelszeN von Nordwesten ... 17
Engelszell von Gsten . . . . . . . 32
Engelszell vom jenseitigen Donau-Ufer ..... 33
Abt Nivard Gedmayr und Abt Amandus v. Glanz ... 48
Kloster-Kreuzgang ........ 49
Grabstein des Eustach und der Doroth. Albrechtsheimer . . 64
Grabstein des Jörg Pernpeck ...... 65
Hochaltar der Abteikirche . . . . . . 80
St. Georg und St. Sebastian, Statuen von Johann Georg Übelherr . 81
Kuppelgemälde von Bartol. Altomonte im Chore der Abteikirche . 96
Deckengemälde von Bartol. Altomonte in der Stistsbibliothek . . 97
Gewächshaus-Idylle . . . . . .112
Mönche bei der Arbeit ....... 113
Speisesaal ......... 128
Schlafsaal...............129
Zum Geleite,
Alte Klöster haben uns viel zu erzählen: von dem frommen Sinn
ihrer Stifter, die vor Jahrhunderten auf weitausschauender Höhe oder im
lieblichen Talgrunde die ehrwürdige Gebetsstätte ins Leben gerufen; von
dem Beten und Singen, von dem Schaffen und Ringen und dem heiligen
Wandel der Mönche und Nonnen, die sie einst bewohnten; von Zeiten
friedlichen Gedeihens und von schweren Stürmen, die in buntem Wechsel
über ihre Mauern weggegangen. Und es bedeutet einen Genuß eigener Art.
sich mit der Geschichte namentlich eines aufgehobenen Klosters zu befassen,
seine verödeten Gänge zu durchwandern und Freud und Leid einer bewegten
Vergangenheit im Geiste mitzuerleben und nachzufühlen.
Unsere deutsche Heimat ist überreich an solchen Wahrzeichen christlich-
frommer Gesinnung. Zu Hunderten grüßen sie von ihren Bergen und
Hügeln, lugen sie aus dem Grün ihrer rauschenden Wälder, spiegeln sie
sich in den Wellen ihrer blauen Flüsse und smaragdenen Seen. Herrliche
Stifte mit himmelragenden Türmen und ausgedehnten Gebäuden, und kleine,
bescheidene Siedelungen mit schlichtem Kirchlein und ärmlicher Behausung.
Wo die Donau beim sagenumwobenen Iochenstein Abschied nimmt
vom schönen Bayerland, um von jetzt ab österreichisches Gebiet zu durch-
eilen, begegnen wir so einem altehrwürdigen „Gotteshause", wie das fromme
Mittelalter mit Vorliebe feine Klöster genannt hat. Wie ein liebliches Märchen
träumt es am Ufer des Stromes, der hier ganz das Aussehen eines reizenden,
von jäh abfallenden Felswänden umschlossenen kleinen Gebirgssees hat. Es
ist die im Jahre 1786 aufgehobene, nunmehr zu neuem Leben erwachte Abtei
Engelszell beim österreichischen Marktflecken Engelhartszell. Obwohl das
Kloster auf eine reiche und interessante Vergangenheit zurückschauen kann,
war es doch bis vor kurzem wenig gekannt und wenig genannt, und
9
achtlos gingen die meisten an ihm vorüber. Seit 1925 aber ist durch
Gottes gnädige Fügung das Kloster dem Grden zurückgegeben, und wieder
haben weiße Mönche, die Cistercienser von der strengen Observanz, auch
Trappisten genannt, ihren Einzug gehalten in die durch anderthalb Jahr-
hunderte verwaiste Stätte. Rührige Hände haben wieder wohnlich gemacht,
was dem Verfalle anheimgegeben schien; der Weihrauch des feierlichen
Gotteslobes steigt wieder zum Himmel; und schon am 16. September 1931
konnte Engelszell neuerdings zur Würde einer Abtei erhoben werden.
Damit wächst aber auch wieder die Liebe und das Interesse der Bevölkerung
für die altehrwürdige Kultstätte. Immer zahlreicher werden die Besucher;
namentlich in den Sommermonaten kommen viele zur Abtei gewandert,
um zu sehen und zu hören, um sich zu freuen an dem wiedererwachten
Leben und sich zu erbauen an dem frommen Eifer der neuen Bewohner.
Jeder hört jetzt gerne erzählen aus der Geschichte von Engelszell; jeder
möchte gerne eininal durch seine Gänge wandeln und das Leben und
Walten jener Mönche aus der Nähe kennen lernen, die der Volksglaube
mit dem Zauber des Romantischen umgeben hat, lange schon, ehe noch
die ersten Trappisten hier zu Lande gesehen wurden.
Ihnen allen sei dies schlichte Büchlein an die Hand gegeben: den
einen, um ihnen als Führer durch die Abtei zu dienen; den anderen, die
vor ihrer strengen Klausur Halt machen müssen, um sich wenigstens auf
diese Weise etwas orientieren zu können über die Geschichte des Klosters,
über sein Inneres und über die Lebensweise seiner Mönche.
t
10
i. Teil:
Sie Geschichte Ses Klosters
ie schon angedeutet, bietet die Geschichte von Engelszell viel des
Interessanten. Ein Gemälde voll reicher Abwechslung ist sie dem aufmerk-
samen Beobachter. Und wenn darin die Schatten manchmal etwas stärker
hervortreten, so darf uns dies nicht schon von vornherein die Freude verderben.
„Wo viel Schatten, da ist auch viel Acht" sagt das Sprichwort. Und wenn
wir unter den 37 Äbten des alten Engelszell dem einen oder anderen
begegnen, der dem Kloster weniger zur Ehre und seinen Schäslein weniger
zum Segen war, und wenn das Kloster selber zu manchen Zeiten nicht
ganz gewesen ist, was sein lieblicher Name besagt, eine „Engelszelle", so
weist das Gemälde dafür auch wieder recht erfreuliche und versöhnende
Lichtseiten auf.
Ein zusammenfassender Blick in die Vergangenheit von Engelszell
gibt uns folgendes Bild:
Im Jahre 1293 gegründet, hat das Kloster zunächst unter tüchtigen
Äbten fast zwei Jahrhunderte hindurch eine ruhmvolle Zeit der Blüte erlebt.
Um die Mitte des 15. Jahrhunderts aber fetzt teils durch die Ungunst der
Zeiten (Kriege, verheerende Seuchen, Reformation), teils durch die schlechte
Wirtschaft einiger Prälaten allmählich ein Verfall ein, der im Jahre 1577
mit der Auflösung des Konventes endet und das Kloster unter weltliche
Verwaltung bringt. Nach fast 50 Iahren schwerer Leidenszeit gelingt
es dem eifrigen Bemühen des Mutterstiftes Wilheriug, Engelszell wieder
an den Grden zu bringen. Nur mühsam erholt es sich von dem schweren
Schlage, darf aber dann unter zwei ausgezeichneten Äbten eine neue
Blütezeit schauen, deren schöne Früchte jedoch durch das weniger gute
Wirken ihrer beiden Nachfolger leider wieder vernichtet werden. Zum
zweitenmale verliert Engelszell feine Selbständigkeit und kommt jetzt unter
Administration durch das Mutterkloster Wilheriug. Doch wird ihm noch
einmal das Glück einer Abtwahl zuteil und die fast vierzigjährige, überaus
12
segensreiche Tätigkeit des Abtes Leopold II. läßt das Beste für die Zu-
Kunst hoffen. Da trifft das arme Kloster nach dem Tode des Abtes der
Bannstrahl der Aufhebung durch Kaiser Joses II. im Jahre 1786. Fast
anderthalb Jahrhunderte bleiben jetzt die altehrwürdigen Räume ihrem
ursprünglichen Zwecke entfremdet, bis im Jahre 1925 die Trappiften ihren
Einzug in dieselben halten.
Gehen wir nach diesem kurzen Überblicke nun daran, uns mit den
einzelnen Epochen der Geschichte von Engelszell näher zu befassen.
I. <9rÜ0Dtl0O von LogelSM (1293)
Älter als das Kloster Engelszell ist der bei ihm gelegene Grt Engelhartszell.
Wenn wir auch nichts Bestimmtes über seine Entstehung angeben können,
so wissen wir doch sicher, daß er bereits ein Jahrhundert vor der Gründung
des Klosters schon bestand. 1194 wird er zum erstenmale urkundlich
erwähnt. Es muß der Grt wegen seiner günstigen Lage an der Verkehrs-
straße der Donau von Anfang an eine ziemliche Bedeutung gehabt haben.
Denn schon 1227 ist Engelhartszell Pfarrei und im Stiftbriefe der Abtei
(1293) wird es bereits als Marktflecken aufgeführt.
Auch über den Namen „Engelhartszell" haben wir keine verbürgten
Nachrichten. Die Vermutung, der Grt verdanke feine Entstehung und
seinen Namen dem Bischof Engelbert von Passau (1045—1064), ist schwer
annehmbar, da nicht recht verständlich ist, wie ans Engelbert ein Engel-
hartszell werden sollte.
Als alte Pfarrei befaß Engelhartszell schon sehr früh eine Kirche.
Der eben genannte Bischof Engelbert soll ihr Erbauer gewesen sein. Die heutige
Markt- und zugleich Pfarrkirche ist bedeutend jüngeren Datums. Ihr Chor
stammt aus dem Jahre 1459, während der übrige Bau erst 1509 voll-
endet wurde.
Engelhartszell trägt noch das Gepräge eines ehedem wohlhabenden
Grtes. Davon zeugen seine ansehnlichen Wohnhäuser und der Umstand,
daß selbst heute noch fast nur Geschäftsleute (Wirte, Krämer usw.) dort
ansäßig sind, obwohl der Grt seine frühere Bedeutung längst verloren hat.
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Zur Zeit seiner Entstehung gehörte Engelhartszell zu dem kleinen Amtsbezirke
der sog. „Niederkoeßla", die gerade im Gründungsjahre des Klosters (1293)
endgültig zum Hochstifte Passau kam. Später wurde die Gegend österreichi-
sches Gebiet und ist es mit kurzen Unterbrechungen bis heute geblieben.
Landschaftlich ist die Lage von Markt und Kloster sehr malerisch.
Doch muß die heute noch dünn bevölkerte Gegend in alten Zeiten recht
einsam, unwirtlich und unsicher gewesen sein. Von den steilen Höhen zu
beiden Seiten des Stromes schauten finstere Raubritterburgen — jetzt
vielfach Ruinen — trotzig zu Tal und schreckten den einsamen Wanderer
aus der menschenleeren Straße und bedrohten das einsame Fahrzeug auf
dem Strome, das feine Waren hinauf nach Passau oder hinab nach Linz führte.
Durch diese öden, unsicheren Talschluchten ging zu jenen Zeiten oft
der Weg der Bischöfe von Passau. Diese altehrwürdige Stadt mit ihrer
interessanten Bauart und ihrer reizvollen Lage am Zusammenfluß von
Donau, Inn und Ilz, ungefähr 6 Stunden oberhalb Engelszell gelegen,
war damals Sitz eines Bistums von ungeheurer Ausdehnung, das sich
von den Ufern der Isar bis hinab zu den Grenzen Ungarns erstreckte.
Der 45 ste in der Reihe der Bischöfe auf dem Stuhle des hl. Valentin
war der fromme Fürstbischof Weruhart (Bernhard) von Prambach, der
von 1285—1313 mit viel Geschick den ausgedehnten Sprengel regierte.
Er war ein besonderer Freund der Grdensleute, namentlich der Söhne
des hl. Bernhard, der Cistercienser — vielleicht, weil er selbst den Namen
dieses Heiligen trug — war Hausfreund in Zwettl, dem österreichischen
Clairvaux und auch gut bekannt in dem bei Linz gelegenen Cistercienser-
stifte Wilhering. Wernhart war der Letzte seines Geschlechtes und besaß
reiche Güter an der Pram, wo das Stammschloß der Edlen von Prambach
lag, und an der Donau. Die Pram ist ein Nebenflüßchen des Inn auf
oberösterreichischem Gebiete.
Auf seinen häufigen Reisen nach Linz und Wien kam denn Bischof
Wernhart mehr als einmal auch durch Engelhartszell; und auf diesen
einsamen Fahrten reiste in ihm allmählich der Plan, in dieser unsicheren
Gegend durch Gründung eines Klosters ein ruhiges Absteigequartier für
sich zu schaffen, das zugleich für feine Domherren als angenehmer Erholungs-
aufenthalt während der Sommermonate dienen und den Reisenden in dieser
Wildnis ein erwünschtes Asyl sein sollte.
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Engelhartszell. ungefähr in der Mitte zwischen Eferding und Passau
gelegen, schien ihm dafür der geeignetste Platz zu sein. Am Feste des
hl. Gregorius, dem 12. März 1293, wurde die Stiftungsurkunde ausgefertigt.
Die interessante Urkunde lautet in deutscher Übersetzung wie folgt:
„Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreieinigkeit. Amen.
Wernhart. durch Gottes Erbarmung Bischof von Passau Allen und
für alte Zeiten!
Der heilige Grdensstand macht sich seinen erhabenen himmlischen Vor-
bildern gleichförmig, indem er voll Freude hier auf Erden tut. was er mit
dem Auge des Glaubens die Engel im Himmel tun sieht - Er verbringt sein
Leben im Lobe Gottes und jubelt mit Herz und Mund in den süßesten
Weisen. Dabei macht er sich durch freiwillige Armut gerne und freudig
los von der Welt und allem, was in der Welt ist; erhebt sich durch engel-
gleiche Reinheit machtvoll über das Fleisch und seine Gelüste; und setzt
in unterwürfigem Gehorsam Menschen über sein Haupt, um so sein eigenes
Begehren in Schranken zu halten. — Es versteht sich, daß diejenigen, die
sich zu diesem Stande bekennen, keinen Wandel führen gleich den unver-
nünftigen Tieren auf der Erde, sondern vielmehr, wie der Prophet es schon mit
Bewunderung geschaut hat, den Wolken gleich hoch über der Erde dahin
fliegen, emporgehoben und getragen von den Flügeln der Tugend und dem
in frommer Beschaulichkeit entzündeten Verlangen. — So kommt es, daß
Menschen, die von Natur schwach, durch ihren himmlischen Wandel aber
erhaben sind, sich zu einem höheren Streben vereinigen; daß stets neue
Klöster errichtet werden und Altäre des Allerhöchsten sich erheben; daß
die Gottseligkeit zunimmt und die Zahl der Frommen sich mehrt; weil
eben jene als wahre Leuchten der Welt die Feuerfunken ihres guten Bei-
spiels von sich ausgehen lassen und einen Ruf um sich verbreiten, der den
süßen Wohlgeruch des himmlischen Vaterlandes schon jetzt in einem Vor-
geschmäcke innigster Liebe verkosten läßt.
Gerade in dem Bemühen nun, uns diese anziehende Einladung zu-
nutze zu machen, haben wir jenen Grt unserer Diözese, der jetzt Engelszell
genannt wird, für geeignet gehalten zur Errichtung eines Klosters des Eifter-
cienferordens und haben zunächst die dort gelegene Kirche, allgemein be-
kannt unter dem Namen Engelhartszell, gänzlich von unserer Machtbefugnis
befreit, sowohl bezüglich des Diözesangesetzes. als auch in Bezug auf die
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Iurisdiktionsgewalt, und haben sie unter gütiger Zustimmung unseres
Kapitels für exempt erklärt mit samt ihren Kapellen, Zehenten und Annexen.
Und weil wir wollten, daß diese Kirche jene uneingeschränkte Freiheit ge-
nieße, deren sich die Klöster des Cistereienserordens erfreuen, haben wir
sie zugleich mit dem Markte Engelhartszell feierlich dem soeben genannten
Grden geschenkt, ihm inkorporiert und bestimmt, daß unsere Neugründung
nach dem Rechte der Filiation dem Kloster Wilhering unterstellt und nach
dessen Einsicht und unter dessen Oberleitung den Statuten des Grdens
gemäß regiert werden solle.
Zur Gründung eines Klosters gerade in dieser Gegend bestimmten uns
aber auch noch andere gewichtige Erwägungen. Weil es nämlich dort nur
zu häufig schon zu Streitigkeiten gekommen ist und immer noch kommt, so
geben wir uns der zuversichtlichen Hoffnung hin, daß, wenn an jenem Orte
wahre Söhne des wahren Friedens einziehen, über ihm in Zukunft der
Friede des Herrn ruhen werde. — Und weil ferner besser gestellte Leute,
die nach Passau reisen wollen, bislang auf dem ganzen weiten Wege
zwischen Eferding und Passau keine Gaststätte, arme Reisende aber keine
Herberge und keine Verpflegung fanden und darum die Reise dorthin arg
beschwerlich war, so haben wir hiemit weislich vorgesorgt, daß etwa auf
halbem Wege ein Gotteshaus errichtet würde, wo müde Wanderer ihr
Haupt zur Ruhe legen könnten.
Schließlich wird auch, so Gott will, jener Grt für unsere viellieben
Brüder, die Kanoniker von Passau, eine angenehme Erholungsstätte sein,
wenn sie sich von weltlichen Geschäften und Sorgen frei machen oder in
gesunder Lust außerhalb der Stadtmauern der Muße pflegen wollen. Denn
dort werden sie Gelegenheit finden zu heilsamer innerer Einkehr; aber
auch körperliche Erholung wird ihnen von den Dienern Gottes, die allerorten
in ihren Klöstern jegliche Liebestätigkeit in überreichem Maße üben, nicht
versagt werden. Durch einen doppelten Segen wird ihnen somit der dortige
Aufenthalt versüßt: Während nämlich der Leib sich durch Speisen stärkt,
wird ihr Herz mit Freude erfüllt bei der Wahrnehmung, daß die kleine
neue Pflanzung, die durch ihre Zustimmung lebensfrische Kraft und kräftige
Lebensfrische erhielt, mit Gottes Hilfe aufsproßt. Und während liebens-
würdige Freigebigkeit ihnen reichliche Erquickung bietet, können sie zur Zeit
der Muße auch innerlich beruhigt sein, weil ja an ihrer Statt die Brüder
16
us;jscuqaozg uoa MLszsöuA oöWs(j svE
i
von Engelszell wie Morgensterne und Söhne Gottes nicht aufhören werden,
Gottes Lob zu singen, so daß die Kirche von Passau an jener neuen
Gründung stets treu ergebene Söhne haben wird, die für sie Tag und Nacht
ohne Unterbrechung den Namen des Herrn preisen.
Obwohl nun das kirchliche Recht den Bischöfen gestattet, zur Gründung
neuer Klöster den kanonischen Anteil, d. h. ein Fünfzigste! des Kathedral-
Kirchenvermögens aufzuwenden, so ist es doch unser Bestreben, das unbe-
wegliche Gut unserer heiligen Mutter, der Kirche von Passau, zu schonen und
zu einer bedeutenden Minderung desselben die Hand nicht auszustrecken.
Deshalb wollen wir für die Bedürfnisse der vorerwähnten Gründung in
Engelszell mit unserem eigenen Patrimonium und mit anderen Gütern, die
wir durch Kauf oder auf Grund sonstiger Rechtstitel erworben haben, ohne
bedeutende Schädigung der Immobilien der Kathedralkirche mit Gottes Hilfe
hinreichend und freigebig sorgen.
Auf daß aber unsere oben gemachten Bestimmungen auf ewige Zeiten
rechtskräftig feien, haben wir dieses Dokument ausgefertigt und mit unserem
und unseres Kapitels Siegel versehen.
Gegeben zu Passau im Jahre 1293 am Feste des hl. Papstes Gre°
gorius (12. März)." —
Das ist der geschichtliche Bericht über den Ursprung des Klosters.
Gerne meldet sich aber bei Klostergründungen auch die Legende zum Worte.
So auch bei Engelszell. Sie weiß uns zu erzählen, wie Bischof Wernhart
eines Tages von Linz her donanaufwärts nach Passau gefahren fei, als
plötzlich der Teufel sich auf das Trittbrett des Wagens schwang und sich
anschickte, die Insassen durch die Luft zu entführen. Da habe der Bischof
in dieser kritischen Lage das Gelöbnis gemacht, wenn er der Gefahr ent-
gehe und wohlbehalten nach Hanfe komme, wolle er an der Stelle, wo
ihm der höllische Spuk begegnete, ein Kloster bauen, worauf der Teufel
verschwunden sei. Und so sei Engelszell entstanden.--
Nachdem der Stiftbrief ausgestellt war, ging man sogleich an den Bau
von Kloster und Kirche. Bischof Wernhart soll in eigener Person die erste
Kirche von Engelszell eingeweiht haben. — Vielleicht ist auch die Über-
lieferung ins Gebiet der Sage zu verweisen, die Donau sei damals in
ihrer ganzen Breite so fest zugefroren gewesen, daß man die schweren
2
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Steine für den Bau ohne Gefahr auf dem Eise vom linken auf das
rechte Ufer schaffen konnte.
Die wirkliche Besiedelung der Neugründung fand aber erst statt im
Januar 1295, als im Austrage des Generalkapitels die Äbte Hermann
von Ebrach und Hugo von Fürstenzell (die beiden Klöster liegen im Baye-
rischen) nach Engelszell kamen, um an Grt und Stelle alles in Augenschein
zu nehmen. Nach ihrem vom 27.Januar 1295 datierten Berichte fanden
die Visitatoren die Lage des neuen Klosters recht angenehm, besonders
wegen des Reichtums an Wasser in dortiger Gegend. Die Kirche stand,
halb ans Holz und halb aus Stein gebaut, fertig. Ebenso die Wohnungen
der Mönche wenigstens soweit, daß sie bezogen werden konnten. Dann
werden die notwendigen Einkünfte für die neue Siedelung teils in Bargeld,
teils aus dem Ertrage der Äcker, Wiesen, Wälder und einiger Weingärten
nachgewiesen und schließlich wird ein Bestand von 5 silbernen Kelchen,
2 Pferden, 4 Gchsen, 20 Kühen, 100 Schafen und den nötigen Büchern
und Paramenten aufgezählt. Endlich ergreifen die Abgesandten des General-
kapitels im Namen des Cistereienferordens und für denselben feierlich
Besitz von der neuen Niederlassung und führen den von Abt Konrad IV.
von Wilhering dorthin beorderten Mönch Berthold in sein Amt als erster
Abt von Ei?gelszell ein. Dieser feierlichen Einführung war bereits am
13. Januar des gleichen Jahres die Bestätigung der Neugründung durch
Papst Bonifaz VIII. vorausgegangen.
Wie sehr sich namentlich Bischof Wernhart selber über seine Stiftung
freute, beweist die Tatsache, daß er zeitlebens der größte Wohltäter von
Engelszell geblieben ist und das Kloster schon bald mit Weinbergen in
Niederösterreich und mit Häusern in Krems und in Wien, in Kloster-
neuburg und namentlich in Passau ausstattete. Auch bestimmte er durch
eine eigenartige Verfügung vom 9. Februar 1299, daß sämtliche sog. „Wind-
würfe" aus den Wäldern des zu Passau gehörigen Liechtenstein für den
Ausbau des Klosters verwendet werden sollten.--
Leider fällt es aus Mangel an Urkunden schwer, wenigstens für die
ersten zwei Jahrhunderte nach der Gründung von Engelszell, die einzelnen
Daten seiner Geschichte und namentlich die Reihenfolge seiner Äbte einwand-
frei festzustellen. Und doch müssen wir für unsere Arbeit eine chronologische
Unterlage haben, die auch vor der Kritik bestehen kann. Vielleicht gehen
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wir am sichersten, wenn wir uns an die Angaben des ?. Eölestin Weinberger
halten, des verdienstvollen Archivars von Engelszell, der kurz vor Aufhebung
des Stiftes, am 19. März 1784 gestorben ist. Er gilt nach dem Urteil des
verstorbenen Wilheringer Stiftsarchivars Or. Gtto Grillnberger, der um
die Geschichte von Engelszell ebenfalls sehr bemüht war, als ein ernster,
zuverlässiger Forscher; und zudem hat Grillnberger dessen „Compendium
Chronologicum" (kurzer Abriß der Geschichte von Engelszell) kritisch
überarbeitet in der ausgesprochenen Absicht, um dadurch die Reihenfolge
der Äbte von Engelszell und die einzelnen Daten der Geschehnisse möglichst
sicher zu stellen.
2. LlllteM (1293-1465)
Wie gewöhnlich jedes Kloster nach seiner Gründung, so erlebte auch
Engelszell seine Blütezeit. Es war das eine Zeit, in der das Stift unter
durchwegs guten, um das Wohl des Hauses treu besorgten Äbten nach
innen und außen sich segensreich entfalten konnte; eine Zeit, in der Zucht
und Ordnung in der Klostergemeinde herrschten, in der die Ordensregel
in Ansehen stand und gewissenhaft befolgt wurde; eine Zeit, in der der
materielle Besitz sich zusehends mehrte und das Kloster sich eines Wohl-
standes erfreute, der einerseits die für feine gesunde Entwicklung so nach-
teiligen Existenzsorgen hintanhielt, anderseits aber auch keine Gefahr der
Erschlaffung für den guten Geist seiner Bewohner mit sich brachte.
1. Berthold (1295—1296)
Er eröffnet, wie wir schon gehört haben, die Reihe der Äbte von
Engelszell; stellt uns aber bereits vor ein Rätsel, das wir wegen Mangel
an Duellen nicht mehr zu lösen imstande sind. Es bleibt uns nämlich
schwer verständlich, was diesen Abt, der sein Haus im besten Zustande
aus den Händen des erlauchten Gründers übernehmen durste und der auch
als „guter" Leiter desselben geschildert wird, bestimmen konnte, schon nach
einem Jahre sein Amt niederzulegen. Wir wissen auch nicht, wann er
gestorben ist. Doch kann er nicht gestorben sein vor dem Jahre 1299,
da er noch in einer Urkunde vom 27. Januar dieses Jahres als Zeuge erscheint.
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2. Christian I. (1296—1317)
Es war eine Glanzzeit, die Engelszell unter diesem tüchtigen Abte
erlebt hat, der „nichts unversucht ließ und keine Arbeit scheute, um die
neue Pflanzung zu rascher Entfaltung und Blüte zu bringen". Im glück-
lichsten Zusammenarbeiten mit Bischof Wernhart hat er seinem Kloster
die größten Dienste geleistet. Während der Bischof seiner Lieblingsstiftung
immer neue Schenkungen von Äckern, Häusern, Weingärten sowie an barem
Gelde zuwandte, ihm auch in seiner Residenz in Passau weitgehende Maut-
freiheiten gewährte, war Abt Christian seinerseits eifrigst bemüht, durch
glückliche Käufe noch weitere Güter und Weinberge für das Kloster zu
erstehen. So konnte Engelszell trotz schwerer Heimsuchungen, trotz Seuchen,
Überschwemmungen und einer empfindlichen Teuerung im Jahre 1314
rasch emporblühen.
Erlauchte Namen begegnen uns in der schier endlosen Liste der Wohl-
täter aus jener Zeit: Friedrich der Schöne von Österreich; Herzog Gtto III.
von Niederbayern, ein Schwiegersohn des Habsburgers Rudolf; der Herzog
und nachmalige König Albrecht I. und nach dessen Ermordung seine Witwe,
Königin Elisabeth.
Namentlich aber war durch das ermunternde Beispiel des Bischofs
Wernhart die Zahl der Wohltäter im benachbarten Paffan ständig im
Wachsen. Unter diesen verdient besonders hervorgehoben zu werden ein
leiblicher Bruder des Bischofs, der dort Domherr war. Dieser war dann
auch der erste, der sich seine Grabstätte in der Stiftung seines bischöflichen
Bruders gewählt hat und in der Klosterkirche von Engelszell rechts vom
Hochaltar seine letzte Ruhe fand. Seinem Beispiele folgten später manche
Edle, so die Herren von Wesen, von Waldeck und von Ged, die sich ebenfalls
in Engelszell begraben ließen.
So ist es leicht zu begreifen, daß der 28. Juli 1313, an dem Bischof
Wernhart im gesegneten Alter von IVO Jahren aus dieser Zeitlichkeit schied,
ein Tag tiefer Trauer für Engelszell war. In seiner Kathedrale zu Passau,
da wo heute rechts vom Haupteingang der Altar der hl. Agnes sich er-
hebt, wartet der edle Gründer und Wohltäter von Engelszell des Tages
der Auferstehung. Seine Stiftung aber hat ihm stets, auch in trüben Zeiten,
ein dankbares Andenken bewahrt und alljährlich am 27. Juli ein feierliches
20
Iahresgedächtnis für ihn abgehalten. Es ist diese dankbare Gesinnung
gegen seine Wohltäter, die uns in der Geschichte von Engelszell immer
wieder begegnet und die auch in Zeiten standgehalten hat, da der Geist
im Kloster weniger gut war, ein schöner und ehrender Zug an seinen
Mönchen.
Durch Alter und Arbeit aufgerieben, resignierte Abt Christian im
Jahre 1317 auf seine Abtei und ist wahrscheinlich noch im selben Jahre
gestorben. Er zählt unstreitig zu den größten Äbten von Engelszell und
fein Verdienst ist es, die Neugründung gleich von Anfang an durch rast-
loses Bemühen auf eine feste Grundlage gestellt und damit eine glückliche
Weiterentwicklung gesichert zu haben.
3. Wiseuto (1317-1319)
Unter den Gründungsmönchen, die 1295 von Wilhering aus zum
neuen Tochterkloster zogen, war auch der Eellerarius des Stiftes, ?. Wi-
fento. Er hatte sich in diesem wichtigen Amte zu einem tüchtigen Wirt-
schafter herangebildet, so daß er, als er 1317 Abt von Engelszell
wurde und sein Amt als Cellerar an P. Wernhart abgegeben hatte,
glücklich im Geiste seines großen Vorgängers weiterarbeitete und den
Glanz seines Hauses durch neuen Zuwachs an Gütern in der kurzen
Zeit von zwei Iahren noch merklich erhöhte. Als besondere Errungenschaft
ans seiner Regieruugszeit ist zu vermerken, daß der damals in Avignon
residierende Papst Johann XXII. durch apostolisches Schreiben vom
22. März 1317 das Kloster Engelszell seines besonderen Schutzes ver-
sicherte.
Gb Abt Wisento sein Amt niederlegte oder als regierender Abt das
Zeitliche segnete, läßt sich nicht mehr feststellen.
4. Friedrich (1319-1337)
Nahezu 29 Jahre hat Friedrich den Hirtenstab von Engelszell getragen.
Auch er war ein guter Abt, unter dem sich der Besitz des Klosters neuer-
dings bedeutend mehrte, namentlich durch Schenkungen. Zum erstenmale
begegnen wir unter seiner Regierung einem amtlichen Zeugnisse für den
21
guten Grdensgeist, der in diesen ersten Zeiten in der Engelszeller Kloster-
gemeinde herrschte. Es stammt von dem Passauer Bischof Albert II.,
Prinzen von Sachsen, der von den Mönchen von Engelszell sagt, er habe
bei ihnen einen geradezu „glühenden" Eifer vorgefunden. Dafür hat sich
der Bischof auch dem Kloster besonders gewogen gezeigt und ihm durch
Urkunde vom 9. Mai 1326 die Pfarrei Schönhering unweit Linz zugewiesen,
die dann auch bis zur Aufhebung (1786) dabei geblieben ist.
3m Jahre 1337 resignierte Abt Friedrich auf seine Abtei, wie wir das
bei den Äbten von Engelszell ziemlich häufig finden. Noch am 2.August
desselben Jahres ist er gestorben.
5. Piligrim (1337—1341)
Als ein Mann „ausgezeichnet durch Frömmigkeit und Gelehrsamkeit"
reiht sich Abt Piligrim würdig seinen Vorgängern an. Die Schenkungen
an das Kloster nehmen auch unter ihm ihren Fortgang. Sonst jedoch ist
von seinem Wirken nichts bekannt, was besondere Erwähnung verdiente.
3m noch erhaltenen alten Kapitelsaale des Klosters, der aus dem Beginne
des 14. Jahrhunderts stammt, findet sich seine Grabinschrift, die aber als
Todesjahr das Jahr 1339 angibt, im Gegensatz zu Weinberger.
6. Heinrich (1341 — 1364)
Durch die vielen, stets noch zunehmenden Schenkungen und sonstigen
Zueignungen an das Kloster erregle der Besitzstand desselben vielfach Neid
und Mißgunst. Da aber Abt Heinrich entschieden für die Rechte seines
Hauses eintrat, waren unliebsame Streitigkeiten, z. B. mit den Herren von
Marsbach unvermeidlich. 3n der Folge nahmen die unberechtigten Eingriffe
in das Eigentum des Klosters in einem Maße zu, daß selbst der Papst
sich veranlaßt sah, das bedrängte Kloster zu schützen, und durch Schreiben
vom 14. April 1362 den Domdekan von Passau beauftragte, dafür Sorge
zu tragen, daß die dem Stifte Engelszell unrechtmäßig entäußerten Güter
wieder an dasselbe zurückgestellt würden.
Durch diese fortdauernden Eingriffe in den Besitz des Klosters und
die dadurch bedingten Prozesse scheint schon zeitweise die Not ins Haus
gezogen zu sein, zumal gerade unter Abt Heinrich Engelszell auch wieder
22
von schweren Schicksalsschlägen, von Pest, Erdbeben und einer großen
Heuschreckenplage im Jahre 1348 heimgesucht wurde. Aus diesem Grunde,
und um die klösterliche Disziplin durch die vielen Gäste nicht zu gefährden,
befreite Herzog Albrecht von Österreich am 17. Mai 1345 auf die Dauer
von zehn Iahren „den Abt und den Konvent des Klosters zu Eugelhartszell
von aller Gastung".
Am 18. November 1364 ist Abt Heinrich gestorben und wurde in
dem schon erwähnten Kapitelsaale begraben. Dort findet sich heute noch
— leider ziemlich beschädigt — sein Bild mit schwer leserlicher Umschrift.
7. Petrus (mit Unterbrechungen von 1364—1396)
Die Angaben über Äbte von Engelszell mit dem Namen Petrus sind
sehr verschieden und widersprechen sich vielfach. Wir finden zwei, auch
drei Äbte dieses Namens. Weinberger jedoch, der für uns maßgebend ist,
nimmt nur einen Abt Petrus an und beruft sich für seine Annahme auf
das ältere Totenbuch (Nekrologium) von Engelszell, das nur von einem
Petrus spricht, der im Jahre 1396 gestorben ist. Dieser eine Abt Petrus
kam nach Weinbergers Ansicht bei zweimaliger Resignation auf sein Amt
dreimal zur Regierung.
Abt Petrus war ein vorzüglicher Vorstand seines Hauses, für dessen
Rechte und Besitz er mit unerschrockenem Mute eintrat, weshalb es zu
wiederholten, unerquicklichen Streitigkeiten kam. Eben das mag ihn auch
bewogen haben, schon ein Jahr nach seinem Amtsantritte der Würde, die
er unter diesen Umständen nur allzusehr als Bürde empfand, wieder zu
entsagen. Aber noch zweimal, von 1366--1380 und von 1386—1396
mußte er sie von neuem auf sich nehmen.
Unter den Wohltätern des Klosters, die uns aus seiner Zeit gemeldet
werden, müssen wir einen besonders erwähnen, den zum Bischof von Passau
erwählten Domdekan Hermann Digni, der für seine Wahl die päpstliche
Bestätigung nicht erhalten konnte, weil Urban VI. für den Bischofsitz von
Passau einen anderen Kandidaten im Auge hatte. Deshalb trat Digni
schon im Jahre nach seiner Erwählung zurück (1388). Als Grt seiner
letzten Ruhe nach den Enttäuschungen und Verdemütigungen, die ihm auch
23
in seiner hohen Stellung nicht erspart blieben, erkor er sich den Frieden
des ihm lieb gewordenen Engelszell, wo er im Chore der Abteikirche sein
Grab fand.
Abt Petrus erlebte noch die Freude, im Jahre 1393 die erste Zentenar-
feier der Gründung seines Klosters begehen zu können. Aber schon drei
Jahre darauf, am 19. Februar 1396 entsank der Hirtenstab seiner müden
Hand und durste er heimgehen, um den Lohn für sein langes, segensreiches
Wirken zu empfangen.
8. Andreas (1365-1366)
Er wurde gewählt, als Abt Petrus zum erstenmal sein Amt nieder-
legte, stand aber nur ein Jahr an der Spitze des Klosters, da er bereits
im Jahre 1366 zur Leitung des Mutterklosters Wilhering berufen wurde.
Wenn wir auch über feine kurze Tätigkeit in Engelszell nichts Näheres
wissen, so spricht doch der ehrenvolle Ruf nach Wilhering für seine Tüchtig-
keit. Auch dort War sein Wirken ein gesegnetes und dort ist er im
Jahre 1369 gestorben.
9. Nikolaus I. (1380-1386)
Von diesem Abte, der zwischen der zweiten und dritten Amtstätigkeit
des Abtes Petrus die Geschicke von Engelszell leitete, ist uns nur bekannt,
daß er am 36. September 1386 mit Tod abgegangen ist, nachdem er
kurz zuvor noch resigniert halte.
10. Marquard (1396-1397)
Engelszell besaß auch Weinberge in der Nähe von Krems. Dort
war P. Marquard Inspektor, als er nach dem Tode seines Vorgängers
Petrus zur Leitung des Stiftes berufen wurde. Nach nur einjähriger
Regierung starb er hochbetagt am 15. Mai 1397.
11. Leutold (1397—1406)
Die Regierung des Abtes Leutold fällt mit der des Paffauifchen
Fürstbischofes Georg, Grafen von Hohenlohe, zusammen, der den Eistereienser-
mönchen von Engelszell sehr gewogen war. Durch Urkunde vom 24. April 1461
24
macht dieser die von Bischof Albert II. im Jahre 1326 eingeleitete Inkorpo-
ration von Schönhering dadurch vollständige daß die Pfarrei von jetzt ab
nicht mehr mit einem Weltpriester, sondern mit einem Stiftsgeistlichen be-
setzt werden sollte. Das Kloster bezieht nun auch den Pfarrgehalt, muß
aber aus demselben für den Pfarrvikar soviel ausscheiden, als für diesen
zu standesgemäßer Lebenshaltung notwendig ist. — Auch Abt Leutold hat
kurz vor seinem Tode noch sein Amt niedergelegt.
12. Ulrich (1406—1415)
Die beglaubigten Nachrichten über das Wirken dieses Abtes sind
spärlich. Doch dürfen wir ihn wohl zu den guten Äbten von Engelszell
rechnen. Er ist gestorben am 10. Januar 1415. — Vielleicht haben wir
in Andreas Hochgemnth aus Passau, der uns im Leben des Abtes Ulrich
begegnet, einen Verwandten des nun folgenden Abtes zu suchen, der eben»
falls aus Passau gebürtig war.
13. Christian II. Hochgemnth (1415-1429)
Vor seinem Eintritte ins Kloster war Christian Weltpriester gewesen.
Er war berufen, für seine Mönche und sein Kloster in schwerer Zeit Stab
und Stütze zu sein. — Die Hussiten unter Führung des gefürchteten Ziska
wüteten mit Feuer und Schwert und bei ihrem wiederholten Vordringen
nach Süden erlitten auch die im Mühlviertel und in Niederösterreich ge-
legenen Klostergüter von Engelszell empfindlichen Schaden.
Unter Abt Christian hat ein Mönch des Klosters, mit Namen Nikolaus,
das sog. „ältere Nekrologium" von Engelszell abgefaßt. Es wurde fertig-
gestellt im Jahre 1419 und bietet ein reiches EZuellenmaterial für die
Forschung in der Geschichte des Stiftes.
Aus dem Klerus der Stadt Passau, der sich immer schon als sehr
wohltätig und freigebig gegen das Kloster erwiesen hatte, erstand diesem
jetzt ein neuer, angesehener Wohltäter in der Person des Weihbischofs
Andreas, der neben dem ansehnlichen Barbetrage von 306 „Roten Gulden"
auch noch ein Haus in der „Pfaffengasse" zustiftete.
Gelegentlich einer kleinen Schenkung ans dieser Zeit wird auch eine
„Saag am Almusenpach" erwähnt. Diese „Saag" (Säge) befindet sich
heute noch im Besitze des Klosters; und am „Almnsenpach", der jetzt den
25
zutreffenden Namen „Sausender Bach" führt, weil er sich mit starkem
Sausen den steilen Hang herab zur Donau stürzt, haben die Trappisten
eine kleine Kraftanlage geschaffen.
Nach seiner Resignation im Jahre 1429 lebte Abt Christian noch fünf
Jahre und starb am Feste des hl. Apostels Andreas, am 30. November 1434.
14. Nikolaus II. Geislitzer (1429—1456)
Vermutlich stand die Wiege dieses Abtes im schönen Trauuviertel,
einer zwischen den Flüssen Traun und Enns gegen das Salzkammergut
hin gelegenen Landschaft Gberösterreichs. Auch für ihn war es nicht leicht,
Abt zu fein. Immer noch waren die Zeiten unruhig und unsicher, und
die Hussitengefahr war noch nicht vorüber. Doch das Wirken des Abtes
Nikolaus war ein gesegnetes und es ist ihm gelungen, zwei kostbare Er-
werbungen für sein Stift zu machen.
Ein Mönch von Engelszell, ?. Kilian, war damals Hauskaplan beim
Markgrafen von Brandenburg und erbat sich von diesem Empfehlungs-
schreiben an den Herzog von Jülich und Berg, in dessen Gebiet das
Ciftercienserkloster Altenberg gelegen war. Dort befanden sich nämlich
Reliquien vom hl. Märtyrer Pankratius, die der Engelszeller nur zu gerne
für eine Filiale seines heimatlichen Klosters erworben hätte, die dem An-
denken eben dieses Heiligen geweiht war. Er hatte guten Erfolg und die
Übertragung der Reliquien von Altenberg nach St. Pankraz bei Engelszell
wurde der Anfang einer damals sehr besuchten Wallfahrt. Namentlich
war es ein kleines Brünnlein, das wegen seines heilkräftigen Wassers eine
besondere Anziehungskraft auf die Bevölkerung der Umgebung ausübte.
Am jährlichen Kirchweihfeste, dem Sonntage nach Peter und Paul, waren
manchmal die Leute aus zwanzig Pfarreien hier beisammen und hatten
an die dreitausend Pferde mit hergebracht, um sie aus dem wundersamen
Guell trinken zu lassen. Heute ist die einst so belebte Stätte verödet und
vereinsamt und nur ein paar Steinhaufen weisen noch den Platz, wo einst
das Heiligtum zum hl. Pankratz gestanden. Auch die Reliquien des Heiligen
sind nicht mehr aufzufinden. Doch ein Andenken ist noch geblieben an die
schöne, alte Zeit, das Heilbrünnlein, das immer noch munter sprudelt und
murmelt und den müden Wanderer einlädt zu frischem Trunk und kurzer
Rast auf blumigen Wiesenplan.
26
Noch das gleiche Jahr 1446, in dem die Reliquien des hl. Pankratius
nach Engelszell kamen, brachte dem Kloster ein anderes wertvolles Geschenk,
das sog. „Jus Infulae", d. h. das Recht für seine Äbte, sich bei den
kirchlichen Funktionen der bischöflichen Kleidung und Insignien, vorab der
Insel zu bedienen. Es hatte diese Begünstigung nicht nur ihre Bedeutung
für die Äbte, für die sie zunächst gegeben war, sondern auch für das Kloster,
das dadurch an Ansehen nach außen hin gewann. Verliehen wurde sie
für das Stift Engelszell von den Konzilsvätern des damals tagenden
Baseler-Konzils. Weil aber dieses Konzil eine so schiefe Haltung zum
römischen Papste einnahm und deshalb auch seine Rechtmäßigkeit mit Grund
angezweifelt wurde, haben manche Prälaten, die von seiner Gnade das
Recht der Pontifikalien erhielten, sich dasselbe zur Sicherheit vom Papste
noch bestätigen lassen; so auch die Äbte von Engelszell. Sie erhielten
diese Bestätigung im Jahre 1449 durch den Papst Nikolaus V. — Inte-
ressant ist, daß die Tochter auf diese Weise früher in den Besitz der
Pontifikalien kam als die Mutter. Denn Wilhering hat das Jus Infulae
erst 1458 unmittelbar vom Papst Pins II. erhalten.
Zehn Jahre noch hat Abt Nikolaus die Insel getragen, bis auch er
sich am 10. Januar 1456 zum Sterben legte. Sein Grabstein schmückt
heute noch den Kreuzgang des Klosters.
15. Erasmus (1456—1465)
Mt diesem Abte nehmen wir Abschied von der Blütezeit des Klosters
Engelszell. Er war kein Engelszeller Profeß sondern gehörte früher einer
bayerischen Eistercienferabtei an, dem bei Dilshofen in Niederbayern ge-
legenen Aldersbach, dessen herrliche Kirche heute noch das Entzücken aller
Besucher ist. Viel wissen wir nicht von ihm. Doch scheint er sehr tätig
gewesen zu sein, namentlich durch Abfassung eines wertvollen Ilrbarinms, das
über alle Einkünfte, Rechte, Liegenschaften etc. des Klosters genauen Aufschluß
gab. Auch haben wir ihn schon kennen gelernt als Erbauer des Chores
der Marktkirche von Engelhartszell. — Der Weinhandel des Klosters,
bedingt durch die vielen und reichen Schenkungen an Weinbergen, hat
unter ihm einen ganz enormen Ausschwung genommen, vielleicht seinen Höhe-
Punkt erreicht. Ein jetzt nicht mehr begangener Weg, auf dem einst der
27
Wein vom Stifte zur Donau verfrachtet wurde, heißt heute noch im Volks-
mund der „Weinweg". Selbst die Herren Fürstbischöfe von Passau sollen
damals Weinkellereien in Engelszell gehabt haben.
Der 17. März 1465 ist der Todestag des Abtes Erasmus und ein
Markstein in der Geschichte von Engelszell, die jetzt in neue Bahnen einbiegt.
3. MuMliltier Verfall (H65-161Ö)
Der Niedergang eines Grdens wie auch eines einzelnen Klosters
vollzieht sich gewöhnlich nicht in einem Jahre oder Jahrzehnte. Er fetzt
meist langsam ein; allmählich werden die Schäden größer, greifen weiter
um sich und schließlich — man weiß nicht recht, wie es eigentlich ge-
kommen — ist der Verfall ein allgemeiner.
So war es bei Engelszell. Wenn wir auch den 17. März 1465
einen Markstein in seiner Geschichte genannt haben, soll damit doch nicht
gesagt sein, daß alles, was vor diesem Tage liegt, der Blütezeit, und was
nach demselben, der Verfallzeit angehört. Jedenfalls aber durften wir
den Abt Erasmus noch zu den guten Äbten des Stiftes rechnen, während
dies bei seinen nächsten Nachfolgern nicht ohne weiteres der Fall ist.
Zunächst ist uns von den nun folgenden Äbten überhaupt nur sehr
wenig überliefert und dieses Wenige ist noch dazu unsicher und ungewiß.
Ja, wir können sagen, daß wohl nirgends in der Geschichte von Engelszell
das Chaos von Vermutungen und Meinungen so groß ist als eben in
dieser Periode. Da dürste man bald hinter jeden Namen und jede Jahres-
zahl ein Fragezeichen setzen. Gewiß fehlt es auch aus dieser Zeit nicht
an zuverlässigen Dokumenten. Aber in wessen Regierungszeit soll man
die beurkundeten Ereignisse und Tatsachen einweisen? — Der eine Forscher
nimmt vier Äbte mit dem Namen Johannes an, ein anderer fünf, Wein-
berger sogar sechs. Der eine nennt den ersten Johannes Haimeran und
den zweiten Teychner, ein anderer gerade umgekehrt. Der eine zählt
einen Abt Caspar, ein anderer zwei; der eine zwei Stephanus, der andere
drei. — Dasselbe Schwanken zeigt sich in der Angabe der Regierungs-
zeiten der Äbte dieser Periode.
28
Sicher aber ist nach Ausweis der noch vorhandenen (Quellen, daß
in dieser Zeit der materielle Wohlstand des Klosters bereits zu sinken
begann. Wiederholt kommen Veräußerungen von Klostergütern vor „nach
unsers gottshaus großer notdurfftigkeit" oder, wie es ein andermal heißt
„um des Gotteshauses merklichen Notdurft und Abgang willen". — Sicher
ist auch, daß die Lebens- und Amtsführung des einen oder anderen Abtes
nicht mehr einwandfrei war und daß wenigstens einer von ihnen — nach
Weinbergers Berechnung würden die verbürgten Angaben auf Johannes IV.
zutreffen — kein würdiger Prälat mehr war und seinem Stifte empfind-
lichen Schaden zugefügt hat.
Nach diesen Angaben allgemeiner Natur über die ersten Jahrzehnte
der Verfallzeit beschränken wir uns auf die einfache Namensangabe der
Äbte bis zur Wende des 16. Jahrhunderts, um dann mit Abt Gabriel
wieder festen historischen Boden zu betreten.
16. Johannes I. (1465—1468)
17. Stephanus I. (1468-1472)
18. Johannes II. Haimeran (1472)
19. Johannes III. Teychner (1472—1484)
20. Caspar I. (1484-1485)
21. Johannes IV. (1485—1494)
22. Caspar II. (1494-1504)
23. Stephanus II. (1504-1508)
24. Gabriel (1508-1517)
Unter recht schwierigen Verhältnissen mußte Abt Gabriel die Leitung
des Klosters übernehmen. Nicht bloß in Engelszell, sondern in vielen
Klöstern des Cistercienserordens war damals die Zucht gelockert. Das
beweift schon die Tatsache, daß sogar der Kaiser — es war Maximilian I. —
sich zur Bitte an den Generalabt von Citeanx veranlaßt sah, eine außer-
ordentliche Visitation aller österreichischen Cistercienserklöster anzuordnen,
was dann auch unter dem 5. Juni 1510 geschehen ist.
Dazu kam für die Cistercienserklöster der Diözese Passau — und zu
diesen gehörte auch Engelszell — noch eine unerquickliche Angelegenheit
29
eigener Art, nämlich ein Streit um die Exemption, d. h. um die Freiheit
der Klöster von der bischöflichen Gewalt. Der strenge Bischof Wigileus
hatte sich nämlich Eingriffe in dieses dem Cistercienserorden seit alters
eigentümliche und dem Kloster Engelszell schon von seinem Gründer aus-
drücklich zugestandene Vorrecht erlaubt. Es kam hierüber zu einem förmlichen
Prozesse, in dem aber der Abt von Heiligenkreuz die Sache des Grdens
fo energisch vertrat, daß dieser dem Bischof gegenüber im Rechte blieb.
Sonst wissen wir von Abt Gabriel nicht viel. Wir dürfen ihn aber
zu den guten Äbten von Engelszell rechnen. Im Jahre 1517 legte er sein
Amt freiwillig nieder. Es war das bedeutsame Jahr, in dem Luther an
der Schloßkirche zu Wittenberg seine 95 Thesen angeschlagen und damit
eine Zeit heraufbeschworen hat, die viel Unheil und Elend über die Klöster
bringen sollte, — auch über Engelszell.
Der 8. Februar 1517 war der für die Neuwahl festgesetzte Tag.
Wahlleiter war Abt Johannes von Rein. Außerdem erschienen die Äbte
Caspar von Wilhering, Christoph von Hohenfurt und Gregor von Fürstenzell
als Assistenten. Gbwohl nur zwölf Wahlberechtigte anwesend waren, konnte
man sich doch auf keinen Kanditaten einigen und der Wahlakt verlief
ergebnislos. So fand der Wahlvorsitzende schließlich keinen anderen Ausweg,
als einfach einen Abt zu ernennen und zwar in der Person eines Professen
aus seinem eigenen Kloster Rein, mit Namen Wolfgang.
Abt Gabriel aber lebte nach seiner Resignation noch drei Jahre und
ist am 24. September 1520 gestorben.
25. Wolfgang von Rein (1517—1520)
Die Aufstellung des P. Wolfgang als Abt von Engelszell war, weil
gegen den Willen des dortigen Konventes, eine verhängnisvolle Maßnahme.
Der neue Abt hat das selber gefühlt, schon am Wahltage. Er weigerte
sich lange und mit aller Entschiedenheit, auf diese Weise die Leitung von
Engelszell zu übernehmen und es brauchte viel Überredung, bis er sich
endlich bereit erklärte, sein Amt anzutreten.
Seine trüben Ahnungen täuschten ihn nicht. Er konnte sich in seiner
Stellung nicht behaupten. Die Engelszeller haben ihn stets als Eindringling
betrachtet, konnten nie Vertrauen zu ihm fassen, verklagten ihn wiederholt
30
bei ihrem Vater-Abte und es wurde nicht eher wieder Ruhe, bis Abt
Leonhard von Wilhering dem lästigen Drängen nachgab und den Abt
Wolfgang von Engelszell entfernte.
Schon am Tage nach der Absetzung Wolfgangs kamen die Engels-
zeller zu einer Neuwahl zusammen und wählten jetzt einstimmig ihren
Konventualen Pankratius Puschinger.
26. Pankratius Puschinger (1520—1551)
Nun hatten die Engelszeller, wonach sie verlangten, einen Abt ans
ihrer Mitte. Aber die Begeisterung für den neuen Abt war bald abgeflaut
und Friede und Eintracht wollten nicht zurückkehren in der Klostergemeinde.
Ein Geist war eben bereits in die Klöster eingedrungen, der alles zu zer-
setzen und das Grdensleben in seiner Wurzel zu vergiften drohte, der
unheilvolle Geist der Reformation, und in seinem Gefolge Zwietracht und
Disziplinlosigkeit. Zwar waren es in Engelszell erst nur einzelne, die diesem
neuen Zeitgeiste huldigten, aber die wenigen genügten schon, um dem Abte
seine Aufgabe recht schwer zu machen. Sie hatten sich in ihm, der es gut
meinte und sehr tätig war, getäuscht. Sie hätten gerne einen Abt gehabt,
der es mit ihnen gehalten und in die neuen Bahnen eingelenkt hätte. Dafür
aber war Abt Pankratius nicht zu haben. Schließlich wurde zur Beilegung
der Differenzen eine außerordentliche Visitation des Klosters für den Mai
1520 anberaumt. Den Bemühungen der beiden Visitatoren, der Abte von
Baumgartenberg und von Aldersbach, gelang es dann auch, wenigstens eine
vorläufige Verständigung herbeizuführen. Aber nur eine „vorläufige", denn
mehr als einmal hat Abt Pankratius während seiner langen Regierung
mit dieser Opposition zu kämpfen gehabt.
Trotzdem blieben die Zustände im Kloster dank den unermüdlichen
Bemühungen des Abtes noch verhältnismäßig gute, wie sich das bei der
Visitation des Jahres 1544 zeigte. Aber eine schlimme Auswirkung des neuen
Zeitgeistes machte sich schon recht unangenehm fühlbar, das Zurückgehen der
Berufe. Der Nachwuchs blieb aus. Und wenn auch Abt Pankratius noch ab
und zu die Freude hatte, die eine oder andere Profeß abzunehmen, fo war das
seinen Nachfolgern wahrscheinlich auf lange Zeit hinaus nicht mehr vergönnt.
31
Dazu kamen Schwierigkeiten nach außen. Die Türken fielen 1529
wieder in Niederösterreich ein und zerstörten einige zum Kloster gehörige
Höfe und verwüsteten die Ländereien. Um die auferlegte Kriegssteuer
zahlen zu können, sah sich der Abt gezwungen, Klostergüter zu verkaufen.
Auch mit Passau gab es wieder Streit. Zwar war Bischof Wigileus
1517 mit Tod abgegangen. Aber sein Nachfolger, Herzog Ernst von Bayern,
— er war nur Bistumsverweser und hat nie die höheren Weihen em-
psangen — erlaubte sich ueue Eingriffe in die Exemplion des Klosters.
Nur mit Mühe gelang es, durch Vermittlung der oberösterreichischen Stände
vom Kaiser Ferdinand I. eine für das Kloster günstige Erklärung zu erwirken.
So war die lange Regierungszeit von mehr als dreißig Jahren für
Abt Pankratius reich an Sorgen und Kämpfen, bis ihm der 28. Gktober 1551
die Erlösung durch den Tod und die Krone der Vergeltung brachte. Kurz
vor seinem Tode hatte der würdige Prälat noch seine fromme Gesinnung
bezeigt durch Erbauung der schönen, heute leider verschwundenen spätgotischen
Kirche am Wallfahrtsort zum hl. Pankratius, seinem Namenspatrone. Seine
letzte Ruhestätte hat man ihm bereitet rechts vom Hochaltar der Kloster-
kirche, neben dem Bruder des Gründerbischofs Wernhart von Prambach.
27. Michael Gehwolf (1551-1562)
Schon am 3. November war Neuwahl. Abt Martin vom Mutter-
kloster Wilheriug war Vorsitzender. Die Berichte hierüber lauten aber so
widersprechend, daß man nicht weiß, ob Abt Michael gewählt oder postuliert
oder ernannt wurde. Er war früher Profeß des bayerischen Eistercienser-
Klosters Walderbach bei Regensburg. Nähere Nachrichten über ihn haben
wir nicht. Aber der Umstand, daß er 1560 auch noch mit der Verwaltung
von Wilhering betraut wurde, berechtigt zu der Annahme, daß er seine
Aufgabe ernst nahm und ihr gewachsen war.
Es hatte nämlich auch Wilhering unter dem nachteiligen Einfluß der
Reformation schon stark Schaden gelitten. Und als Abt Martin, der selbst
bedenklich zur neuen Lehre hinneigte, am 27. September 1560 gestorben
war, da waren die Verhältnisse dort einer Abtwahl nicht mehr günstig.
Auch Engelszell kam nach dem Tode des Abtes Michael (am
21. Mai 1562) für zwei Jahre unter kaiserlich bestellte Verwalter, über die
der Landeshauptmann von Gberösterreich die Oberaufsicht führen sollte.
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Nach einem Berichte des Ingolstädter Professors Vitus Iakobaeus,
der um diese Zeit die Klöster Wilhering und Engelszell besuchte, muß es
in beiden „zum Erbarmen" traurig ausgesehen haben.
Erst im Jahre 1564 waren die Dinge in Engelszell so weit zum
Besseren gediehen, daß in der Person des Johannes Hasenberger wieder
ein Abt eingesetzt werden konnte.
28. Johannes V. Hasenberger (1564—1568)
Die Nachrichten über ihn sind recht mangelhaft. Doch wird er als
sittenreiner Prälat geschildert; und der Umstand, daß er trotz des großen
Abfalles jener Tage schon 40 Jahre treu im Grdensstande ausgehalten,
spricht für seinen guten Geist. Als Abt hatte er einen schweren Standpunkt.
Engelszell war damals schon so entvölkert, daß sein Konvent nur mehr aus
wenigen, nach einem Berichte gar nur aus einem einzigen Religiösen bestand.
Und auch dieser eine stand als Pfarrvikar von Engelszell der Leitung und
dem Einflüsse seines Abtes ziemlich ferne. Schon nach kurzer Tätigkeit
ist der fünfte Johannes am 36. November 1568 gestorben.
29. Bonifatius Blasius (1569—1571)
Nach dreimonatiger Verzögerung wurde am 15. März 1569 Bonifatius
Blasius zum Abte von Engelszell erwählt, ein noch junger Mann, zuletzt
Prior des Eistercieuserstistes Baumgartenberg. Es fehlte dem neuen Abte
nicht an gutem Willen, wohl aber an der nötigen Erfahrung, namentlich
in wirtschaftlichen Dingen, weshalb er auch viel auf unnütze und kostspielige
Bauten verschwendete. Was ihm vor allem nötig gewesen wäre, das war
ein guter, erfahrener Berater. Aber leider hatte auch er nur noch einen
Religiösen, ebenso unerfahren wie er selber. Es braucht kaum eine be-
sondere Erwähnung, daß unter solchen Verhältnissen Chorgebet und reguläres
Leben in Engelszell ganz von selber aufgehört hatten.
Dazu kam schon bald eine Katastrophe, die noch das letzte Leben im
Kloster vernichtete. Schon öfters war die dortige Gegend und auch das
Kloster von der Pest heimgesucht worden, so im Jahre 1483, als ihr u. a.
der Prior Johannes Keissel erlegen sein soll. Nun trat sie wieder auf
und wütete mehr denn je. Dazu war sie diesmal sehr ansteckend. Inner-
halb drei Wochen stand das Stift leer. Der Abt, fein Konventual und
z
33
das ganze weltliche Personal, zusammen 36 Personen, wurden von der
Seuche weggerafft. Der Abt starb am 3. September 1571. (Auf die
chronologische Schwierigkeit, ob wirklich 1571 und nicht schon 1570 das
Pestjahr gewesen ist, wollen wir hier nicht näher eingehen, zumal sich für
dieselbe bis jetzt keine befriedigende Lösung gefunden hat.)
Das war wohl einer der schwersten Schicksalsschläge, die Engelszell je
getroffen haben. Und wie wir gleich hören werden, bewahrheitete sich auch das
alte Sprichwort wieder, daß „selten ein Unglück allein kommt".
3l). Stephanns III. Piwer (1571 — 1574)
Verödet, vereinsamt trauerte Bischof Wernhardts Stiftung. Wohl kam
bald Hilfe; aber eine Hilfe, die keine Hilfe war. Denn der Mann, der
nun auf kaiserlichen Befehl mit einer neuen Kolonne zur Wiederbefiedelung
von Engelszell abgesandt wurde, hat anstatt aufzubauen erst völlig nieder-
gerissen. Das eben war das zweite große Unglück des Jahres 1571 für
das schwer heimgesuchte Kloster, daß es gerade in dieser Zeit der Erniedrigung
einem Abte unterstellt wurde, der die auf ihn gesetzten Hoffnungen arg getäuscht
hat. Anstatt seinem Hause aus dem Elende herauszuhelfen und es wieder
glücklichen Tagen entgegen zu führen, hat der noch junge Gbere, dem es
vielleicht an Erfahrung, sicher aber an ernster Auffassung seiner großen
Aufgabe fehlte, es erst recht ins Unglück gebracht. Auch das Privatleben
des Abtes war nicht einwandfrei. Da die Bemühungen des Passauer
Bischofs Urban von Trennbach, den Abt auf den Weg der Pflicht zurück-
zuführen, erfolglos blieben, griff der Kaiser selber ein und Abt Stephanns
mußte sein Amt niederlegen. v
Ein Segen für ein Kloster ist ein Gberer, der seine verantwortungsvolle
Aufgabe richtig erfaßt und es ernst nimmt mit der doppelten Verpflichtung
der Selbstheiligung und der Heiligung seiner Grdensgemeinde. Ist der
Gbere nicht, wie er sein soll, dann wird er zum Unsegen für sein Hans.
Leider hat auch das alte Engelszell im Verlaufe seiner fünfhundertjährigen
Geschichte ein paarmal diesen Unsegen fühlen müssen.
Wohl sah es in Engelszell wieder recht traurig aus. Aber nach
kurzer Verwaltung des Klosters durch den kaiserlichen Herrschaftspfleger
Heinrich Salburger, einem eifrigen Lutheraner, kam es am Thomastage,
34
den 21. Dezember 1574 doch wieder zu einer Abtwahl. Unter den Zeit-
verhältnissen, wie sie eben gegeben waren, war es wirklich nicht mehr leicht,
Abt zu sein. Der jetzt die schwere Bürde auf sich nehmen mußte, war
31. Johannes VI. Schöndorfer (1574—1577)
Abt Johannes, ein geborner Engelhartszeller, war ein würdiger Prälat.
Er nahm es ernst mit seinen Verpflichtungen und war von dem aufrichtigen
Willen beseelt, sein Kloster vor dem Untergange zu bewahren. Aber leider
kam die Hilfe schon zu spät. Die materielle Lage des Klosters war trostlos
und wurde von manchen Gläubigern, so von einem gewissen vr. Moll
aus Passau, einem hartherzigen Manne, erbarmungslos ausgenützt. Und
die kleine Grdensgemeinde — sie bestand nur mehr aus vier Mitgliedern —
war reif für die Auflösung, die auch nicht mehr lange auf sich warten ließ.
Denn, von Gram und Sorge gebeugt, legte Abt Johannes schon im Jahre
1577 sein Amt nieder und die vier Religiösen verließen das Kloster. Einer
von ihnen aber, Ambrosius Gleiner, Pfarrer von Engelszell, trat jetzt offen
zur neuen Lehre über und heiratete. Der unselige Geist der Reformation
hatte gründliche Arbeit geleistet im altehrwürdigen Stifte an der Donau.
Auch auf den übrigen Klosterpfarreien, namentlich in Schönhering,
kam es zu stürmischen Auftritten und schweren Ärgernissen.
Wie lange Abt Johannes den Untergang seines Klosters noch überlebte,
wissen wir nicht. Er fand seine letzte Ruhe in der gemeinsamen Familien-
grabstätte bei der Marktkirche von Engelhartszell an der Seite seiner Eltern
und Geschwister. Leider ist der Grabstein verloren gegangen, der übrigens
schon zur Zeit der Säkularisation des Klosters (1786) so verwittert war,
daß die Schrift nicht mehr entziffert werden konnte.
Nach der Abdankung des Abtes und dem Weggange der Mönche
kamen die Klostergebäude in weltliche Verwaltung unter Oberaufsicht des
Abtes von Wilhering; und für Engelszell begann jetzt eine Zeit tiefer
Verdemütignng, in der es fast ein halbes Jahrhundert schmachten sollte.
Es lohnt sich nicht, alle Geschehnisse dieser traurigen Periode einzeln
und eingehend zur Darstellung zu bringen. Auch hält es schwer, sich bei
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dem meist rasch aufeinanderfolgenden Wechsel der Verwalter in dem Wirrwarr
der sich drängenden Ereignisse zurecht zu finden, zumal sich die Nachrichten
aus dieser Zeit oft arg widersprechen. Nur einige mehr hervorstechende
Episoden seien aus dem Ganzen herausgehoben.
Nach dem ersten Verwalter Michael Gattermaier, der nur ein Jahr
in Engelszell wirtschaftete, wurde die Administration über die Klostergebäude
neuerdings dem uns schon bekannten Lutheraner Heinrich Salburger über-
tragen. Zwischen diesem und dem katholischen Pfarrer Johann Werndl von
Engelszell, einem Weltpriester, kam es zu heftigen Differenzen, wobei sich
der etwas hitzig veranlagte Pfarrer im Wortgefechte zu weit fortreißen ließ.
Da mag denn fein Erstaunen groß gewesen sein, als er sich eines Tages beim
Austritt aus der Kirche plötzlich in den Händen kaiserlicher Polizeisoldaten
sah, die ihn auf ein Schiff in der Donau schleppten, darauf festschmiedeten
und ihn so als Gefangenen nach Linz brachten. Das wäre eigentlich noch nicht
so schlimm gewesen, zumal er schon nach zwei Iahren auf Verwenden des
Passauer Bischofs wieder in Freiheit gesetzt wurde. Schlimmer war, daß
er später zum Apostaten geworden ist, während sein Gegner, der Lutheraner
Heinrich Salburger, durch einen Kapuziner aus Passau noch den Weg zur
Kirche fand.
Salburgers Nachfolger in der Verwaltung, Johann Steuber von Hub,
ein adeliger Herr, verschaffte der Stätte, an der durch Jahrhunderte das
feierliche Gotteslob erklungen war, das ungewohnte Erlebnis von Musik und
Tanz, als er am 11. August 1585 mit seiner Braut Ursula Heinzinger, einer
vornehmen Passauerin, im Kloster lustige Hochzeit hielt.
Der Vierte in der Reihe der Verwalter, Melchior Lercher, ein habsüchtiger
Mann, hat nach Möglichkeit „in seinen Säckel" verwaltet und dadurch das
arme Kloster schwer geschädigt und noch ärmer gemacht.
Zum Glück kam nach ihm einer, der es gut meinte mit Engelszell,
der edle Pasfauer Domherr Rieger von Westernach. Er war eifrigst besorgt
für die Gutmachung von Bauschäden und brachte manche veräußerte Güter
wieder an das Kloster zurück. Als Rieger die Administration antrat, wurde
auf kaiserlichen Befehl inventarisiert und aus dem noch vorhandenen Berichte
ist ersichtlich, daß Engelszell immer noch einen schönen Besitz bedeutete. Es
werden darin aufgezählt „ein Fleischhaus, ein Bräuhaus, eine Mühle, eine
Backstube, eine Säge. Schule, Hofrichterei nfw".
36
Wiederholte Versuche waren schon gemacht worden, Engelszell wieder
an den Grden zu bringen. So 1591 von dem Passauer Bischof Urban
von Trennbach im Vereine mit dem tüchtigen Wilheringer Abte Alexander
v. See (a lacu). Auch in der Folge war es Wilhering, das, obwohl selbst
schon in schwieriger Lage, sich bestens um die leidende Tochter bemühte.
Zeitweise auch mit Erfolg, so daß bereits 1608 wieder ein kleiner
Konvent dorthin geschickt werden konnte, der sich aber — wie es scheint
wegen kriegerischer Unruhen noch nicht halten konnte. Es ist wirklich zu
begrüßen, daß das treubesorgte Wilhering auch ferner Mutterkloster für
Engelszell blieb und daß ein in dieser Zeit gemachter Versuch, Engelszell
unter das bayerische Kloster Aldersbach zu bringen, fehlschlug.
Endlich — man nimmt gewöhnlich das Jahr 1618 an, nach Wein-
bergers Berechnung war es 1619 — war die Rückgabe des Klosters an
den Grden gesichert. Zwei Männer waren es, die das schwierige Werk
zu einem guten Ende geführt hatten und denen dafür in der Reihe der
vielen Wohltäter von Engelszell für immer ein Ehrenplatz gebührt, der
tüchtige Wilheringer Abt Georgins Grill und Dr. Georg Puechner, Pfarrer
von Hartkirchen bei Eferding, der letzte Inhaber der Klostergebäude von
Engelszell während der Zeit der weltlichen Verwaltung des Klosters. Durch
die rastlosen Bemühungen des elfteren und durch das selbstlose Entgegen-
kommen des anderen ist Engelszell dem Grden wieder geschenkt worden.
Der spätere Engelszeller Abt Leopold Heiland hat in seiner „Synopsis",
einer kurzen Geschichte des Stiftes, das Andenken an die beiden Männer
mit den schönen Worten verewigt: „RR. D. Georgius abbas Hilariae
vir potens opere et sermone sua dexteritate monasterium eripuit
e manibus alienorum possessorum quorum ultimus fuerat D. Geor-
gius Puechner doctor et parochus in Hartkirchen, singularis amicus
ordinis nostri. — Der Hochwürdigste Herr Abt Georgius von Wilhering,
ein Mann, mächtig in Wort und Tat, hat durch sein kluges Bemühen
das Kloster aus den Händen der fremden Besitzer befreit, deren letzter
gewesen ist der hochw. Herr Pfarrer von Hartkirchen, Dr. Georgius Puechner,
ein besonderer Gönner unseres Grdens."
So war nun Engelszell wieder Kloster. Abt Georgius verwaltete es
zunächst selbst mit Liebe und Umsicht und betätigte sogleich seinen frommen
Sinn durch Errichtung eines neuen Hochaltares in der Klosterkirche. Bald
37
auch schon kamen wieder Mönche, der Weihrauch des feierlichen Gottes-
lobes stieg wie ehedem zum Himmel und Freude und Friede wohnten
wieder an der heiligen Stätte. —
Draußen aber war eben jetzt kein Friede. Hell und grell loderte
von neuem die Kriegsfackel und die Kriegsfurie jagte durch die deutschen
Lande. Es war die schlimmste, die folgenschwerste Auswirkung der Re-
formation — der schreckliche dreißigjährige Krieg.
4. Neuer RMieg (161d—1683)
Für Engelszell aber begann jetzt trotz der schweren Zeit ein neues
Blühen und Gedeihen. Doch ging es diesmal nicht so schnell und mühelos
wie zur Zeit der Gründung, als der edle Bischof Wernhart die ihm so
teure Stiftung mit Beweisen seiner Huld und seines Wohlwollens förmlich
überschüttete. Das Kloster war eben von schwerem Siechtum genesen,
das es bis hart an den Rand des Grabes gebracht hatte und brauchte
darum auch eine längere Erholungszeit.
Dazu kam jetzt der Krieg, der ihm abermals schwer zusetzte. Der
blutige Auftakt des dreißigjährigen Krieges war, wie wir aus der Ge-
schichte wissen, der böhmisch-pfälzische Krieg. — Am 28. August 1619 war
König Ferdinand von Böhmen und Ungarn in Frankfurt einstimmig als
Ferdinand II. zum römischen Kaiser gewählt, aber wenige Tage vorher,
am 19. August, von den böhmischen Ständen, ebenfalls einstimmig, der
Krone ihres Landes für verlustig erklärt worden. Er suchte deshalb auf
dem Heimwege von Frankfurt ein Zusammentreffen mit seinem Jugend-
freunde, dem Herzog Max von Bayern, mit dem er einst Iefuitenfchüler
auf der Ingolstädter Hochschule gewesen. Die beiden Freunde schlössen
einen Vertrag. Max sollte seinem kaiserlichen Freunde behilflich sein, wieder
in den Besitz der böhmischen Krone zu gelangen. Dafür sollte er vom
Kaiser mit der pfälzischen Kurstimme entschädigt werden und mit der
Kurpfalz, soweit er dieselbe erobern würde.
So rüstete sich denn Herzog Max zum Einmarsch in Gberösterreich,
das inzwischen auch noch vom Kaiser abgefallen war. Dagegen wehrten
sich natürlich die Österreicher und es soll damals auch in Engelhartszell
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die Donau mit einer großen Kette gegen den unliebsamen Eindringling
gesperrt gewesen sein. Das brachte auch für das Kloster neue Lasten an
Kriegssteuern und Einquartierungen.
Diese bedrohlichen Unruhen mögen den Abt Georgins von Wilhering
bestimmt haben, Engelszell wieder einen eigenen Oberen zu geben. Er
trat deshalb 1622 die Verwaltung des Klosters an den P. Hieronymus
Hermann ab, der zunächst als Administrator nach Engelszell geschickt wurde.
Neun Jahre später, im Jahre 1631, sah Engelszell endlich wieder die Feier
der Installation und Benediktion eines Abtes. „Cum magna pompa
et solemnitate", wie die Chronik sagt, „mit großem Pomp und großer
Feierlichkeit" wurde der bisherige Administrator in sein Amt als Abt
eingeführt. — Man kann die Freude verstehen unter solchen Ilmständen.
32. Hieronymus Hermann (1622 Admin. 1631 Abt — 1639)
Auch er stammte, wie mehrere Äbte von Engelszell, aus dem Baye-
rischen. Gchsenfurt am Main soll seine Heimat gewesen sein. Das Frankenland
hatte ja auch seine Cistercienserklöster. Denken wir nur an das berühmte
Ebrach. So erklären sich die gegenseitigen Beziehungen. Abt Hieronymus
war „ein Mann von erprobter Frömmigkeit und großer Klugheit". Nament-
lich zeigte sich sein frommer Sinn, als im Jahre 1636 wieder einmal die
Pest in der Umgebung von Engelszell auftrat. Der Abt ließ in der uns
schon bekannten Wallfahrtskirche zum hl. Pankratius einen Altar zu den
14 hl. Nothelfern errichten und — die Seuche erlosch. Auch tat er viel
für die Verschönerung des Gottesdienstes in seiner Abteikirche durch Be-
schaffung von neuen Paramenten und kirchlichen Geräten. Die im Markte
gelegene Pfarrkirche unterzog er ebenfalls einer gründlichen Restaurierung.
Er „liebte die Zierde des Hauses Gottes". Doch scheint er in seinem
Eifer zu weit gegangen zu sein. Der sonst kluge Mann ließ sich wahr-
scheinlich zu schnell in große Auslagen ein. Dazu kamen hohe Kriegs-
kontributionen ; auch die ständigen Einquartierungen verschlangen viel Geld;
und nicht zuletzt werden auch die Bauernaufstände dem Kloster noch Schaden
zugefügt haben. So kam der arme Abt bald in große Zahlungsschwierig-
keiten und arge Bedrängnis. Schließlich drohte man ihm noch mit Pfändung
und darüber soll er in Schwermut und Tiefsinn verfallen sein und in diesem
39
Zustande Hand an sich selber gelegt haben. Die Sache ist nicht endgültig
aufgeklärt. Aber selbst wenn der sonst gute und eifrige Abt wirklich so
tragisch geendet haben sollte, haben wir keinen Grund, deshalb den Stab
über ihn zu brechen. Wir können ihn nur bedauern. Der Tag, an dem
das Unglück geschehen sein soll, wird verschieden angegeben. Nach den
einen war es der 10. Juli, nach anderen der 4. Dezember 1639.
Nun sah es abermals recht traurig aus in Engelszell und die wirt-
schaftliche Lage des Hauses war wieder eine arg gedrückte. Man sah sich
sogar genötigt, eine Anzahl von Konventnalen anderswo unterzubringen,
weil das Kloster nicht mehr alle ernähren konnte. An eine Abtwahl war
zunächst nicht zu denken.
Aber Gott wachte über Engelszell; und nach all den schweren Ver»
demütigungen der letzten Jahrzehnte erweckte er ihm jetzt zwei Männer, die
in der langen Regierungszeit von bald einem halben Jahrhundert das
Kloster nicht bloß aus seinem materiellen Tiefstand emporheben, sondern
zu ungeahnter Blüte bringen sollten.
Vorerst aber wurde es neuerdings der Verwaltung von Wilhering
unterstellt und Abt Caspar II., der Nachfolger des tüchtigen Georgius Grill,
schickte seinen Profeffen ?. Martin als Administrator dorthin.
33. Martinus Ridt von Kallenberg (1639 Admin. 1645Abt — 1653)
P. Martin durfte das schöne und gewerbsame Augsburg seine Heimat
nennen, damals weltberühmt durch die reichen Handelshäuser der Fugger
und Welser und durch seine vornehmen Patrizierfamilien, zu denen auch
die der Ridt von Kollenberg gehörte. Dieser entstammte der neue Ad- '
ministrator von Engelszell.
Die Wahl dieses Mannes für die Verwaltung von Engelszell war
eine sehr glückliche, sein Wirken nach außen und innen ein so gesegnetes,
daß der Kaiser ihn auf Bitten des Abtes von Wilhering schon nach sechs
Jahren zum Abte von Engelszell ernannte. Am 8. Januar 1645 fand
feine feierliche Installation statt.
Abt Martin zeichnete sich vor allem aus durch kluge Haushaltung
und weife Sparsamkeit, die es ihm schon bald ermöglichte, eine rührige
Bautätigkeit zu entfalten. Er war dabei ein sehr frommer Grdensmann
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und trug eine zarte Andacht zur Gottesmutter. Auch war er ein strenger
und doch väterlicher Eiferer für klösterliche Zucht und gewissenhafte Be-
folgung der heiligen Ordensregel. Mit welch gutem Erfolge er gerade in dieser
Hinsicht gewirkt hat, davon gibt uns heute noch ein Visitationsbericht vom
22. Mai 1648 Kunde. Es wird darin mit besonderem Lobe hervor-
gehoben die treue Beobachtung der heiligen Regel, die schöne Eintracht unter
den Konventualen, die tägliche Tischlesung und der erfreuliche Eifer für
das Chorgebet, zu dem der Abt regelmäßig erscheint und das täglich mit der
feierlichen Absingung des „Salve Regina" seinen würdigen Abschluß findet.
An Mariä Geburt des Jahres 1653 ist der große Marienverehrer
gestorben. Es war sein Tod ein schwerer Verlust für das Kloster. Wie
sah es doch jetzt in Engelszell so ganz anders aus als vor 14 Iahren, da
ihn sein Abt dorthin sandte und er bangen Herzens an die schwere Aufgabe
herantrat! Die Schulden waren jetzt getilgt und an deren Stelle sogar
schon ein bescheidener Aktivbestand getreten. Und trotz der vielen Ein-
quartierungen hatte das Kloster doch noch bedeutende Vorräte, namentlich
an Getreide. Zudem war jetzt der böse Krieg zu Ende. Allerdings hatte
er auch von Engelszell das Gpfer eines Menschenlebens gefordert. Als
nämlich 1634 die Schweden in die bayerische Stadt Landshut einzogen,
wurde der eben dort weilende Engelszeller Mönch Konrad von ihnen er-
griffen und mit noch einigen anderen Grdensleuten aus Haß gegen den
katholischen Glauben und das katholische Mönchtum aufgehenkt. Jetzt
aber konnte man wieder ruhig leben und nach dem segensreichen Wirken
des Heimgegangenen Abtes auch vertrauensvoll in die Zukunft schauen.
Die einzige Sorge für die Mönche von Engelszell war, daß Abt Martin
auch den rechten Nachfolger bekomme, der in seinem Sinne und mit seinem
Eifer weiterarbeiten würde an der Hebung des Klosters. Die Sorge war
unbegründet. Abt Caspar von Wilhering kannte seine Leute. Er schickte
jetzt den P. Nivard als Administrator nach Engelszell und dieser erwies
sich in der Folge als durchaus würdig seines großen Vorgängers.
34. Nivard Gedmayr (1653 Admin. 1654 Abt - 1683)
Auch Abt Nivard stammte aus dem Frankenlande und sogar aus
demselben Städtchen Gchsensurt wie Abt Hieronymus Hermann.
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Seine Administration dauerte nicht lange. Im Herbst 1653 war
Nivard nach Engelszell gekommen und schon im nächsten Jahre, am Thomas-
tage (21. Dezember) wurde er einstimmig zum Abte gewählt. Das war aber
nicht ohne Schwierigkeiten abgegangen. Nivard hatte einen Gegenkandidaten»
der sich nicht so leicht abtun ließ, weil er vom Kaiser und vom Generalabte
protegiert und dringend für die Abtei Engelszell gewünscht wurde. Es war
dies Bernard von Lnerwaldt, der ehemalige Abt des sächsischen Cistercienser-
klosters Lokkum, das durch den westfälischen Friedensschluß von 1648
aufgehoben worden war. Daß aber Wilhering trotzdem mit aller Energie
an der Bitte um Abhaltung einer Wahl festhielt und daß nach schließlicher
Genehmigung der Wahl Nivard einstimmig zum Abte erkoren wurde,
beweist zur Genüge, wie sehr er sich schon in dem einen Jahre seiner
Amtsführung die Zufriedenheit seines Vaterabtes und das Vertrauen seiner
Mönche gewonnen hatte.
Aus der reichen und überaus gesegneten Tätigkeit, die dieser „vigi-
Iantissimus paterfamilias", dieser „treubesorgteste Hausvater" nunmehr
entfaltete, können wir nur einige der markantesten Züge herausgreifen.
Hauptsorge war ihm die Pflege des guten Grdensgeistes in seiner
Gemeinde. Zu dessen Förderung hatte er eigens für feine Mönche eine
„vistributio temporis inMonasterio Cellae Angelorum", eine „Lebens-
und Tagesordnung" für den Konvent von Engelszell abgefaßt. Darin wird
u. a. bestimmt: Um 4 Uhr Aufstehen, dann Chorgebet; 6 Uhr Betrachtung,,
dann wieder Chor und Privatmessen, halb 9 Uhr Konventmesse, 10 Uhr
(auffallend früh!) Mittagessen mit obligater Tischlesung; freie Zeit bis
halb 2 Uhr. Der Nachmittag verteilt sich auf Chorgebet, Studium und
Übung in dem für Mönche mit Chordienst so wichtigen Choralgesang. Um
5 Uhr war das Abendessen mit darauffolgender freier Zeit, um 7 Uhr
Complet und um 8 Uhr begab man sich zur Ruhe.
Die zweimalige Visitation des Klosters während Nivards Amtstätigkeit,
das erstemal 1660 und dann wieder 1678 ergab denn auch jeweils ein recht
erfreuliches Bild von dem religiös-sittlichen Znstande der Grdensgemeinde.
Viel war dem Abte daran gelegen, Nachwuchs für fein Kloster zu
gewinnen, dessen Konvent unter den Nachwehen der vorausgegangenen
schweren Zeit immer noch recht klein war. Seinem Bemühen ist es gelungen,
in der verhältnismäßig kurzen Zeit zwischen den beiden Visitationen die
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Zahl der Konventsmitglieder von 6 auf 16 zu erhöhen. Darunter befand
sich auch ein Mönch mit Namen Engelbert Maurus, der sich durch feine
außerordentliche Frömmigkeit und seinen vorbildlichen Grdensgeist in hervor-
ragender Weise auszeichnete.
Auch literarisch war Abt Nivard tätig. Er verfaßte eine „Series
Abbatum", einen „Äbte-Katalog", worin er sich bemüht, die Reihenfolge
der Äbte von Engelszell in ihrer chronologischen Aufeinanderfolge mit mög-
lichster Genauigkeit festzustellen. Es ist ein kleines, bescheidenes Büchlein,
aber recht wertvoll für die Geschichte des Klosters und befindet sich heute
in der Wiener Nationalbibliothek. — Ferner hat Abt Nivard durch seinen
Hofrichter Laurentius Hörner ein Urbarium anfertigen lassen zu leichterer
Festlegung der Rechte des Klosters und ersprießlicherer Verwaltung seiner Güter.
Die Rechte des Klosters hat der Abt stets mit Nachdruck verteidigt
und schreckte selbst nicht zurück vor einem Prozesse mit dem Passauer Dom-
kapitel, das sich einen Eingriff in dieselben erlaubt hatte. Er fiel zu Gunsten
des Klosters aus, doch erlebte der Abt seinen Ausgang nicht mehr.
Was die bauliche Tätigkeit des Abtes betrifft, so hat er für das
Kloster selber weniger getan, da es Abt Martin schon in gutem baulichen
Zustand hinterlassen hatte; seine Sorge galt mehr den Filialen St. Pankraz
und St. Agidi, wo er neue Hochaltäre aufftellen ließ; vielleicht auch der
Kirche von Dörnbach, damals eine Filiale von Schönhering, weil sich im
dortigen Pfarrhause heute noch das Bild des Abtes befinden soll. Die
schon öfters erwähnte Pfarrei Schönhering, die in den Wirren der letzten
Zeiten mit Weltpriestern besetzt worden war, durfte nun wieder durch das
Stift pastoriert werdeil.
So wirkte Abt Nivard ein ganzes Menschenalter unermüdlich zum
Besten seines Klosters nach innen und nach außen. Wie sehr seine Mönche
das selbstlose Wirken des Abtes zu schätzen wußten, zeigt der schöne Eintrag
ins Engelszeller Nekrologinm (Totenbuch), als ihr Bater am 18. Dezember 1683
mit Tod abging.
Die nach seinem Ableben vorgenommene Inventaraufnahme zeigte einen
erfreulichen Stand an Vorräten und an barem Gelde.
Unter Martins und Nivards tüchtiger Leitung hatte sich Engelszell
gründlich erholt und die Aussichten für die Zukunft waren durchaus gut,
wenn dem Kloster wieder eine glückliche Abtwahl beschieden war.
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Leider aber kam es jetzt anders. Was zwei Äbte mit Einsatz ihrer
ganzen Kraft und Hinopferung ihrer ganzen Persönlichkeit neu aufgebaut
hatten, das haben ihre beiden Nachfolger wieder niedergerissen und das
arme Engelszell neuerdings unglücklich gemacht.
5. Mchmsls schlimme öeittll (1SS4-l?47)
Ein zweitesmal geht es mit Engelszell abwärts. Und schmerzlicher
noch fühlen wir seinen zweiten Niedergang mit als den ersten. Denn die,
die es in den nächsten Jahrzehnten leiten sollten, waren keine unfähigen
Männer, besaßen im Gegenteil vorzügliche Anlagen für eine glückliche
Regierung ihres Hauses. Hätten sie nur auch den rechten inneren Geist
besessen, der einen Grdensobern nokwendig beseelen muß, wenn sein Wirken
Erfolg haben soll! Der fehlte ihnen aber; und so sind auch sie gleich dem
unglücklichen Abte Stephan Piwer ihrem Kloster nicht zum Segen sondern
zum Unsegen geworden.
Die Neuwahl verzögerte sich bis zum 27. Januar 1684. Als kaiser-
licher Kommissär fungierte bei derselben der Propst von St. Florian, David
Fuhrmann. Von seiten des Grdens war anwesend Abt Bernard Weidner
von Wilhering mit seinem Prior und dem Stiftskellermeister P. Amandus.
Auch Abt Benedikt von Schlierbach war herübergekommen. Es existieren
zwei sich widersprechende Berichte über den Verlauf der Wahl. Der dem
Kaiser vorgelegte amtliche Bericht besagt, daß die Engelszeller sich den
Wilheringer Kellermeister ohne irgendwelche Beeinflussung zum Abte ge-
wählt haben, weil er als tüchtiger Wirtschafter galt; und einen solchen vor
allem brauchte Engelszell. Nach dem anderen Berichte hätte überhaupt
keine Wahl stattgefunden, vielmehr wäre Amandus den Engelszellern auf-
gedrängt worden, ähnlich wie seinerzeit Abt Wolfgang von Rein. Drei
Tage lang hätten die Engelszeller gegen dieses Vorgehen protestiert, aber
ohne Erfolg. Dieser zweite Bericht verdient jedoch keinen Glauben, denn
er stammt aus der Feder des nachmaligen Abtes Leopold Heiland und
der war Amands ausgesprochener Gegner.
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35. Amandus von Glanz (1684—1707)
Der noch jugendliche Abt — er zählte erst 31 Jahre — stammte
ans Negensburg und war der Sohn eines kaiserlichen Leibarztes.
Seine Wahl war kein Glück für Engelszell. Nachträglich will man
herausgefunden haben, daß schon sein Amtsantritt von schlimmen Vorzeichen
begleitet war. Am Wahltag soll der Abtstab in Trümmer gegangen sein;,
und als man den Tag seiner feierlichen Einführung durch Freudenschüsse
verherrlichen wollte, kam der die Böller bedienende Mann schwer zu Schaden.
Amandus war noch nicht lange Abt, da traten bei ihm Charakter-
eigenschaften zu Tage, die man nicht an ihm bemerkt hatte, solange er in
untergeordneter Stellung war. Unter dem Druck seines hochmütigen und
gereizten Wesens schwand gar bald wieder der bislang so schöne Friede
in der klösterlichen Familie.
Auch mit Außenstehenden kam es manchmal zu unerquicklichen Auf-
tritten. So bekam der Abt einmal Streik mit dem bayerischen Mautner
Michael Gexenschläger. Weil er aber auf die Bayern ohnedies schlecht zu
sprechen war, ließ er sich in der Hitze des Gefechtes zu unklugen Äußerungen
gegen den bayerischen Kurfürsten Max Emmanuel hinreißen. Das aber
kam ihm teuer zu stehen. Denn alsbald marschierten von Burghausen
her 220 Mann bayerischer Soldaten in Engelszell ein, von denen 50 mit
fliegenden Fahnen und unter- Trommelwirbel einen richtigen Sturm auf das
Kloster unternahmen, sich dann vor demselben lagerten, mit ihren Kameraden
im Grte auf Kosten des Stiftes lebten und nicht eher abzogen, bis der
Kaiser selbst sich beim Kurfürsten für den bedrängten Abt verwendete. Aber
auf 9000 fl. soll der „teure Spaß" dem Kloster zu stehen gekommen sein.
Es dauerte nicht lange und das Kloster fing wieder an zu verarmen
und in Not zu geraten; nicht zuletzt durch die Schuld des Abtes, der auch
in seiner privaten Lebenshaltung nicht war, wie man es von einem Manne
in seiner Stellung hätte erwarten dürfen.
Völlig war es um den Wohlstand des Klosters geschehen, als das
große Unglück am 19. April 1699 hereinbrach. Man feierte das hl. Osterfest
und die Grdensgemeinde war eben beim Mittagsmahle im Refektorium
versammelt. Da brach nebenan im Kamin der Küche Feuer aus und griff
mit solcher Schnelligkeit um sich, daß alle Bemühungen, seiner mächtig zu
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werden, scheiterten und binnen wenigen Stunden fast das ganze Kloster in
Schutt und Asche sank. Nur das Kircheninnere konnte gerettet werden,
desgleichen die Weinvorräte in den stark und solid gewölbten Kellerräumen.
So gewaltig war die Hitze, daß die Glocken auf dem Türmlein schmolzen
und das glühende Metall in dicken Feuertropfen herabträufelte. Auch dieses
Unglück hätte bei mehr Sorgfalt verhütet werden können. Der Kaminfeger
hatte schon auf die Gefahr aufmerksam gemacht. Dennoch war nichts geschehen,
um den schon längere Zeit schadhaften Kamin wieder in Ordnung zu bringen.
Dazu kamen jetzt noch die großen Kosten für den Neubau, der auch sofort
in Angriff genommen wurde.
Noch war derselbe nicht vollendet, da gab es schon wieder Waffenlärm.
Der spanische Erbfolgekrieg war 1701 ausgebrochen und als Max Emma-
nuel von Bayern nach einem mißlungenen Angriff auf Tirol Passau stürmte
und dann in Österreich einzufallen drohte, da war auch die Kößla wieder
Tummelplatz bald bayerischer, bald kaiserlicher Soldaten. Im Markte
Engelhartszell gingen damals 27 Häuser in Flammen auf und um ein
Haar hätte das Kloster das gleiche Schicksal getroffen, wenn nicht einer
seiner Konventualen ans der edlen Familie derer von Tattenbach ihm
zum Retter geworden wäre. Natürlich gab es auch jetzt wieder lästige
Einquartierungen und in der kurzen Zeit von acht Monaten mußte hiefür
um 7 000 fl. Getreide abgegeben werden.
So war denn Amands Regierung für ihn selbst und, vielfach durch
seine Schuld, auch für das Kloster eine Kette von Leiden und schmerz-
lichen Heimsuchungen. Doch fehlen auch die Lichtseiten nicht. Seine Sorge
für möglichst baldigen Wiederaufbau des durch Brand zerstörten Klosters
verdient jedenfalls Anerkennung; nicht minder fein Bemühen um Ver-
schönerung der Wallfahrtskirche St. PanKraz, für die er einen neuen Hoch-
altar und eine neue Kanzel beschaffte.
Die Sorgen und Strapazen des Klosterbaues waren, wie es scheint,
nicht ohne Rückwirkung aus die Gesundheit des Abtes geblieben, denn
wir finden ihn im Sommer 1706 auf einer Badereise nach Mühllacken.
Zum Feste des hl. Grdensvaters Bernardus kehrte er von dort in sein
Stift zurück. Er hatte sich wohl körperlich erholt; aber es zeigte sich jetzt
ein neues Übel, dem er leider zu spät Beobachtung schenkte. Er hatte
eine Pustel an der Hand, die sich bald arg entzündete und ihm große
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Schmerzen verursachte. Weder Salben noch Operationen wollten helfen,
und die lange vernachlässigte Wunde brachte ihm schließlich den Tod.
Fern von seinem Kloster, in Linz, wo er zuletzt noch Heilung suchte, ist
der Abt gestorben. Es war am 21.oder 22. April, Gründonnerstag
oder Karfreitag des Jahres 1707. Die Geduld, mit der er die Schmerzen
der Krankheit getragen, die Ergebung, mit der er den Tod hingenommen,
versöhnen uns mit den Fehlern in seiner Amtsführung. Die Leiche wurde
nach Engelszell überführt und in der von ihm eröffneten Äbte-Gruft bei-
gesetzt. Das Kloster besitzt noch sein Bild, das den Abt in der eigen-
artigen Aufmachung der damaligen Zeit zeigt.
So starb Abt Amandus von Glanz, „multa post se debita re-
linquens", wie der Chronist sagt, und hinterließ dem Stifte als wenig
angenehmes Erbe eine große Schuldenlast.
Am 26. Mai war Neuwahl unter dem Vorsitze des Abtes Gerard
von Heiligenkreuz. Es waren nicht mehr als zwölf Wähler anwesend,
und doch kam es nur schwer zu einer Einigung. Schließlich ging Amands
ärgster Gegner, ?. Leopold Heiland, auch als Amands Nachfolger aus
der Wahlurne hervor. Der Name des neuen Abtes war verheißungsvoll,
aber er ist seinem Kloster doch kein „Heiland" geworden, so sehr es eines
solchen gerade jetzt bedurft hätte.
36. Leopold I. Heiland (1707-1720)
Abt Leopold war von Geburt ein Schwabe. Schon mit 20 Jahren
verließ er seine Heimat, das kleine württembergische Städtchen Gberndorf
am Neckar, um ins Kloster zu gehen. In den letzten Iahren vor seiner
Wahl war er wenig in Engelszell. Er war einer von denen, die während
des Wiederaufbaues des Klosters in andere Klöster geschickt wurden. So
hospitierte er denn abwechselnd in den Eistercienserstiften Wilhering, Hohen-
fnrt und Zwettl. Auch er war noch jung, als er zum Abte gewählt
wurde. Aber mit Energie und Entschiedenheit ging der erst 34 Jährige
daran, andere Bahnen einzuschlagen als sein Vorgänger und dessen schlimme
Fehler in der Regierung zu vermeiden. An guten natürlichen Anlagen
für ein gedeihliches Wirken fehlte es ihm durchaus nicht. Stramm hielt
er in der ersten Zeit auf Zucht und Ordnung in seinem Konvente. Doch
war dieser erste Eifer nicht von Bestand und bald schon wirtschaftete er
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im gleichen Fahrwasser wie Amandus und seine Lebenshaltung war noch
weniger einwandfrei als die seines Vorgängers.
Besonders verhängnisvoll wurde ihm und seinem Stifte seine über-
triebene und unbesonnene Baulust. ?n rascher Aufeinanderfolge baute er
die Klosterbrauerei, eine neue Bibliothek, eine große Scheune, setzte einen
Dachreiter auf die Kirche und stellte in derselben drei neue Altäre auf.
Außerdem vergrößerte er den Maierhof und restaurierte die alte Hof-
richterwohnung und das zum Kloster gehörige Gasthaus. Große Geldnot
und neue Schulden waren die Folge.
Nach der eigenartigen Auffassung des Abtes wäre es nun Sache
Wilherings gewesen, ihm immer wieder aus der Verlegenheit zu helfen.
Wilhering tat es auch, jedoch nicht länger, als es konnte und durfte. Das
aber verdroß den Abt und zwar in einem Maße, daß er sich ernstlich bemühte,
ein anderes Mutterkloster zu bekommen. Doch hatte niemand Lust, sich
um das schwer verschuldete Engelszell anzunehmen. Und wie weit es
dort schon fehlte, das zeigten nur zu deutlich die Visitationen vom 25.«Sep-
tember 1715 und vom 29. Juli 1719.
Auch nach außen gab es wieder Unfrieden, namentlich mit den Bauern
in der Kößla. Schroff verlangte der Abt von ihnen die Zehentlieferung
„in natura" und ließ Anstalten treffen zum Bau eines großen Zehent-
stadels bei St. Agidi. Da griffen die Bauern in ihrer Wut zur Selbst-
hilfe, allerdings nicht ungestraft. Über Nacht verbrannten sie das bereits
zusammengetragene Bauholz und vertrieben die Zimmerleute, die früh
morgens wieder auf dem Bauplatze zur Arbeit erschienen.
Abt Heiland hat auch eine kleine Geschichte seines Stiftes geschrieben,
die uns schon bekannte „Synopsis". Der wissenschaftlich hochstehende
Mann hätte mit dieser Arbeit das Guellenmaterial für die Hausgeschichte
von Engelszell wertvoll bereichern und späteren Forschern einen guten Dienst
erweisen können. Leider ist das Werkchen oberflächlich und infolge der
Abneigung des Verfassers gegen Wilhering auch recht einseitig. Später
hat er allerdings sein Unrecht gegen das Mutterkloster eingesehen und
die Schrift vor seinem Tode noch den Flammen übergeben. Doch hatte
?. Eugen Vestner von Engelszell bereits eine Abschrist der „Synopsis"
angefertigt, die sich heute im Wilheringer Stiftsarchive befindet.
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Abt Nivard Gedmayr (1653—1683)
Die Kunde von den Zuständen in Engelszell waren inzwischen auch
zu den Ghren des Kaisers gekommen und nun waren die Tage des Abtes
gezählt. Man schlug ihm freiwillige Resignation vor und halb freiwillig,
halb gezwungen ist der „unheilvolle Abt", wie ihn ein Chronist nennt, am
14. Februar 1720 vom Schauplatze seiner Tätigkeit abgetreten. Mit einer
jährlichen Pension und der zu Wilhering gehörigen Pfarrei Theras in
Niederösterreich wurde er abgefunden. Engelszell aber verlor jetzt zum
zweitenmale für längere Zeit feine Selbständigkeit und kam bis zum
Jahre 1747 unter die Verwaltung durch Wilhering.
Glücklicher als Engelszell in der Wahl seiner letzten Äbte war jetzt
Wilhering in der Wahl der Administratoren. Mit vielleicht nur einer
Ausnahme waren sie durchwegs tüchtige Männer. So P. Clarus Schraml,
P. Bonus Pömerl, nachmals Abt von Wilhering, und der durch seine
Herzensgüte ausgezeichnete P. Raymund Schedelberger, der später ebenfalls
zur Leitung des Mutterklosters berufen wurde. Sie waren eifrigst bemüht
für klösterliche Disziplin, für Wiederherstellung des Friedens in der unruhigen
Grdensgememde, für Tilgung der Schulden und für wirtschaftliche Hebung
des verarmten Klosters. Dabei hatten sie aber zeitweise noch einen recht
schweren Standpunkt, da Abt Leopold, der seinen Rücktritt schon bereut hatte
und gerne wieder nach Engelszell gekommen wäre, selbst aus der Ferne noch
durch feine Briefe Unfriede und Zwietracht im Konvente säte. Gerade aus
diesem Grunde fand es Abt Johannes Hinterhölzl von Wilhering schließlich
für gut, den Engelszellern wieder einen aus ihrer Mitte vorzusetzen. Er
berief deshalb den P. Raymund Schedelberger ab und bestimmte den Prior
von Engelszell, P. Leopold Reichl, für die Administration des Klosters.
Die getroffene Maßnahme erwies sich als eine sehr glückliche. Denn
P. Reichl gewann in kurzer Zeit das Vertrauen seiner Mitbrüder und
zeigte sich als ein in jeder Beziehung vorzüglicher Oberer. Darum stellte
der Wilheringer Abt Johannes am 20. Februar 1747 an die Kaiserin
Maria Theresia die Bitte, mit Rücksicht auf die segensreiche Tätigkeit des
Administrators Reichl nochmals eine Abtwahl für Engelszell zu genehmigen.
Der Hof zog Erkundigungen ein und es fand sich, daß die wirtschaftliche
Lage des Stiftes nun tatsächlich eine gute war. Die drückende Schulden-
last war beseitigt, dafür ein für den damaligen Geldwert ganz bedeutender
4
49
Aktivbestand von 38000 fl. vorhanden. Der Wiedererrichtung der alten
Abtei stand somit nichts mehr im Wege und der Hof gab seine Zustimmung. —
Was aber wurde mit Abt Heiland? — Er konnte sich nicht in seine
Lage finden als einfacher Pfarrer von Theras — schließlich auch begreiflich
für einen gewesenen Abt — und machte immer wieder Versuche, nach
Engelszell zurückzukommen, namentlich nachdem am 6. Oktober 1738
auch noch sein Pfarrhaus abbrannte. Zum Glück ist es ihm nie gelungen.
So ging er schließlich nach Wilhering, mit dem er sich jetzt aussöhnte und
dort ist er, 77 Jahre alt, am 16. Gktober 1750 als Iubelpriester gestorben.
Die Kirche von Schönhering bot dem Ruhelosen die letzte Ruhestätte.
6. 0er letzte mtim alten ^ugelsM (i?47—17$6)
Der 22. Juni 1747 war ein großer Tag für Engelszell. Vornehme
Gäste hat das alte Stift an diesem Tage in seinen Mauern gesehen. Es
waren anwesend der Landeshauptmann von Gberdsterreich, Graf Weißen-
wolf, ferner die Äbte von Heiligenkreuz und Baumgartenberg und die
Pröpste von St. Florian und Schlägel. Abt Johannes von Wilhering
hatte sich „wegen Unpäßlichkeit" entschuldigen lassen. Vielleicht war er auch
noch etwas verstimmt über die damals noch nicht widerrufenen Schmähungen
seines Klosters durch Abt Leopold Heiland.
Zu wichtiger Arbeit waren die Herren erschienen, zur Wahl eines
Abtes für das neu aufgeblühte Kloster. Generalvikar Abt Robert von
Heiligenkreuz führte den Vorsitz. Bei dem Vertrauen, das sich Administrator
Leopold Reichl durch seine bisherige Amtsführung allseits, nicht zuletzt bei
seinen Mitbrüdern erworben hatte, konnte der Ausgang der Wahl nicht
mehr zweifelhaft fein. Schon im ersten Wahlgang wurden von 18 Stimmen
11 für ihn abgegeben und sollte er somit als 37ster und — niemand
konnte es ahnen — letzter Abt des alten Engelszell die seit 1720 unter-
brochene Reihe seiner Äbte wieder aufnehmen.
37. Leopold II. Reichl (1747-1786)
Was Christian I. für das werdende Engelszell gewesen, das war
Leopold II. für das alte Engelszell unmittelbar vor seiner Aufhebung —
der Begründer einer neuen glücklichen Ära, der aber leider keine längere
Dauer beschieden war als die Regierungszeit dieses einen Abtes.
50
Die Heimat des neuen Abtes lag nicht weit von seinem Kloster.
Es war das gewerbsame und wohlhabende Hafnerzell, so genannt, weil
dort das Handwerk der „Hafner" (Töpfer) sich unter tüchtigen Meistern
zu großer Blüte emporgearbeitet hatte. Heute heißt der Grt Gbernzell
und ist, zwei Gehstunden oberhalb Engelszell am Strome gelegen, die erste
bayerische Station für die Donauschiffe, die von Linz her gen Passau fahren.
Hier wurde Abt Leopold am 9. Mai 1713 geboren. Auch sein Vater
war Hafnermeister und vielleicht ist der eine oder andere der stilvollen
Tonöfen, die heute noch eine Zierde des Klosters find, fein Werk. Am
südlichen Eingang zur hübschen, zweitürmigen Marktkirche von Gbernzell
sieht man rechter Hand noch das Grabdenkmal des Hafnermeisters Joachim
Reichl und dessen erster Ehefrau Ursula — der Abt stammte aus zweiter
Ehe — das in seiner vornehmen Ausführung auf Wohlstand der Familie
schließen läßt.
Der strebsame Knabe fühlte Neigung zum Studieren und ging deshalb
zu den Jesuiten des nahegelegenen Passau, deren Gymnasium er mit
glänzendem Erfolge absolvierte. Als Zwanzigjähriger trat er dann bei
den Eisterciensern in Engelszell ein. Der Tag seines Eintrittes war das
Fest des österreichischen Landespatrones Et. Leopold, der 15. Gklober 1733.
Vielleicht aus diesem Grunde erhielt er dann bei der Einkleidung den
Namen dieses Heiligen. Genau ein Jahr später, am 15. Oktober 1734,
legte er seine hl. Gelübde ab, wurde am 30. September 1736 zum Priester
geweiht und wirkte dann in der Seelsorge, bis man ihn 1743 ins Stift
zurückrief, um neben dem Administrator Raymund Schedelberger das Amt
des Klanstralpriors zu übernehmen. Schon zwei Jahre später wurde er
selber vom Abte von Wilhering mit der Verwaltung des Klosters betraut.
Nachdem Leopold Reichl nun Abt geworden, galt seine erste Sorge
der Wiederherstellung der klösterlichen Zucht und der Heranbildung eines
guten Nachwuchses. Und beides ist ihm gelungen.
Seine weise Sparsamkeit sicherte ihm auch ein gesegnetes Wirken
nach außen. Der ihm gemachte Vorwurf, er fei dabei zu weit gegangen
und hätte feine Mönche selbst am Notwendigen darben lassen, ist nach allem,
was wir von ihm wissen, nicht berechtigt. Recht gelegen kam ihm für
seine großen Pläne eine reiche Erbschaft, die er ausschließlich zum Besten
des Klosters verwendete.
51
Sein größtes Werk nach außen ist der vollständige Neubau der durch
den Brand von 1699 schwer beschädigten Kirche. Als Muster hiefür
diente ihm die eben fertig gestellte Kirche des Mutterklosters Wilheriug.
Am 6. März 1733 war nämlich auch Stift Wilhering mit seiner Kirche
durch Brandstiftung eingeäschert worden. Abt Johannes Hinterhölzl ging
alsbald an den Wiederaufbau des Stiftes und war namentlich bedacht
auf die Schaffung eines recht würdigen Gotteshauses. Unter Heranziehung
bedeutender Künstler, so des bekannten Malers Bartolomeo Altomonte
und des tüchtigen Stukkators Johann Georg Übelherr aus der berühmten
Wessobrunnerschule, ist es ihm gelungen, dem Herrn ein Haus zu bauen,
„das auf den Beschauer in seiner wunderbaren Heiterkeit wie ein tausend-
stimmiger Iubelgesang wirkt".
Am 9. Juni 1754 — es war der Dreifaltigkeitssonntag — wurde
der Grundstein zur neuen Kirche von Engelszell gelegt und zehn Jahre
später, am Feste der hl. Ursula, dem 21. Oktober 1764 ist sie eingeweiht
worden. Es muß diese Kirchweihe von Engelszell eine gar glanzvolle
Feier gewesen sein. Ein Kardinal war Konsekrator, der Passauer Fürst-
bischof Leopold III. Ernst Graf von Firmian. Die Beteiligung der Be-
völkerung aus nah und fern, von hoch und nieder war eine sehr rege.
Und zu diesen sichtbaren Festgästen kamen in noch größerer Zahl die un-
sichtbaren. Die hl. Engel haben es sich gewiß nicht nehmen lassen, zur
Einweihung der Engelskirche vollzählig zu erscheinen; und wenn mit ihnen
auch noch die Tagesheilige gekommen ist, die hl. Ursula mit ihrem glänzen-
den Gefolge von elftausend lieblichen Gottesbräuten, dann war diese Kirch-
weihe ein auserlesenes Schauspiel für den ganzen Himmel.
Weiter galt die bauliche Tätigkeit des unternehmenden Abtes der
Vollendung der Klostergebäude. Der ganze östliche Trakt ist fein Werk.
Und zwar führte er zunächst den südlichen Flügel desselben auf mit Refek-
torium und Bibliothek, welch letztere er mit über 2900 „sehr guter und
wertvoller Bücher" ausstattete. Dann wurde das Biereck mit dem östlichen
und nördlichen Flügel geschlossen. In diesen Neubau zog nun der Konvent
und überließ den westlichen Trakt jetzt ausschließlich der Aufnahme der Gäste.
Große Last wurde dem Stifte auferlegt durch einen kaiserlichen Befehl,
für die Pfarreien St. Agidi, Dörnbach und Kirchberg neue Pfarrhäuser
zu bauen. Aber der wirtschaftliche Abt konnte nicht bloß dieser Forderung
52
gerecht werden, sondern außerdem vier neue Häuser (eines in Linz, eines
in Krems und zwei in Passau) für das Kloster ankaufen.
Auch das Kreuz durfte nicht fehlen im Leben dieses großen Abtes.
Namentlich war es die Sorge für die Zukunft seines Hauses, die ihn schwer
drückte. Bereits war Josef II. an der Negierung und wir wissen, wie
wehe gerade dieser Monarch den Klöstern getan hat. Das erfüllte den
Abt mit banger Sorge. Und recht schmerzlich mag es ihn, der seinen
Grden aufrichtig liebte, berührt haben, als durch eine Verfügung vom
24. März 1781 allen CistercienferKlöftern der Monarchie jegliche Verbindung
mit dem Generalabt in Citeaux untersagt und unmöglich gemacht wurde.
Nach fast vierzig Jahren unermüdlichen Schaffens trat der Tod ziemlich
unvermutet an Abt Leopold heran. Eine tückische Lungenentzündung setzte
am 7.Mai 1786 seinem Leben ein rasches Ende. Auch er ist, wie Abt
Amandus, in Linz gestorben und auch seine Leiche wurde nach Engelszell
überführt. Doch durfte sie nicht mehr in der Gruft beigesetzt werden,
sondern fand ihre Ruhe auf dem Friedhofe von Engelhartszell. Dort,
rechts vom Eingang zur Kirche, sehen wir heute noch das schöne Epitaph
ans Kalkstein, das uns folgendes kündet:
Wanderer
ein Denkmal das der Tugend und Recht
fchaffenheit die kindliche Pflicht
und Dankbarkeit für
Leopold
den II
des Stiftes Engelszells Abbten und Sr. k. k.
Majestät Rath errichtet hat.
Er hat unter den Menschen 73
in dem Grden 53
als Priester 49
und in dem Staate als Prior Administrator
und Abt 43 Jahre mit Würde gestanden.
Das Haus des Herrn hat an Ihme einen wahren
Israeliten, der Monarch einen getreuen Lehenträger
und Untergebenen, wir und der Unterthann
den besten Vater verloren.
Er starb zu Linz gottseelig den 7 May 1786
und die spätesten Nachkömmlinge werden sagen
dieser Menschenfreund ruhe in Frieden.
53
Für das Kloster bedeutete der Tod des tüchtigen Abtes an sich schon
einen schweren Schlag. Einen noch schwereren sollte er im Gefolge haben.
Bis jetzt war Engelszell von dem Wüten des Josefinischen Klostersturmes
verschont geblieben, wohl mit Rücksicht auf den greisen Abt und sein
verdienstvolles Wirken. Jetzt aber zögerte man nicht länger, auch über
dieses Stift die Aufhebung zu verhängen und rasch drängten die Ereig-
nisse voran zur gefürchteten Entscheidung.
7. Nujhevullg ves Klosters uns feine weitere» Schicksale vis
)UM Jahre 1S2Z
Schon am Tage nach dem Tode des Abtes Leopold Reichl wurde
auf kaiserliche Verordnung in Engelszell „gesperrt". —
Der erste Plan, den man bei Hof bezüglich der Zukunft des Stiftes
in Erwägung zog, war, ihm einen sog. Eommendatar-Abt zu geben. Kurz
zuvor nämlich, am 25. März 1786, hatte Joses II. eine Verfügung ge-
troffen, wodurch die Verwaltung erledigter Abteien auf eine ganz neue
Grundlage gestellt wurde: Abtwahlen soll es fürderhin nicht mehr geben,
dafür jeder Konvent unter Aufsicht des Diözesaubischofs einen Prior
wählen, der für die Dauer von drei Jahren die Sorge für Aufrecht-
erhaltung der klösterlichen Disziplin übernimmt und nach Ablauf der drei
Jahre neuerdings in seinem Amte bestätigt werden kann. Die ganze
äußere Verwaltung des Klosters aber, einschließlich der Sorge für die ihm
unterstellten Pfarreien, soll einem dazu geeigneten Welt- oder Ordens-
priester mit dem Titel eines „Eommendatar-Abtes" von höchster Stelle
übertragen werden. Der Bischof hat dabei das Vorschlagsrecht. Dieser
Eommendatar-Abt hat im Kloster seine Wohnung zu nehmen und soll
aus den Erträgnissen desselben auch einen entsprechenden Gehalt beziehen.
Diese einschneidende Bestimmung wollte man nun erstmals beim er-
ledigten Engelszell in Anwendung bringen. Man stand aber bald wieder
davon ab, weil das Kloster nicht kräftig genug schien, um den Gehalt
für einen Eommendatar-Abt aufbringen zu können. So erging bereits
am 6. Dezember 1786 eine andere Entschließung: Einverleibung mit Wil-
54
Hering, das von jetzt an die volle Administration über das hiemit auf-
gehobene Engelszell übernehmen soll. Die Administration muß zu Gunsten
des „Religionsfondes" geschehen, an den der Wilheriuger Abt nach einer
späteren Verfügung (von 1788) jährlich 2000 sl. aus dem Vermögen von
Engelszell abzuführen hat.
Gerade vor Weihnachten, am 20. Dezember 1786, traf die Auf-
hebungskommission in Engelszell ein und waltete unter dem Vorsitze des
kaiserlichen Regierungsrates Josef Valentin Eybel ihres traurigen Amtes.
Bekanntlich war Eybel in Sachen der Klosteraufhebungen die rechte Hand
des Kaisers, aber sicher hiefür nicht die geeignete Persönlichkeit.
Er stammte aus Wien und trug sich in seiner Jugend — wahr-
scheinlich dazu gedrängt — mit dem Gedanken, Priester zu werden, trat
aber später zur juristischen Laufbahn über. Gbwohl exkommuniziert, von
Maria Theresia vom Lehrstuhl entfernt und mit seinen Schriften auf den
Index gesetzt, gewann er doch auf eigenartige Weise das Vertrauen Josefs II.
Daß aber einem solchen Manne der rechte Blick in kirchlichen Dingen
fehlte, liegt auf der Hand.
Fünf Tage nahm die Tätigkeit der Kommission in Anspruch. Es
folgten nacheinander: Verlesung des Aufhebungsdekretes, die offizielle Ein-
verleibung Engelszells mit Wilhering, die üblichen Vereidigungen, Inventar-
aufnahme und schließlich die eigentliche Übergabe. Die noch vorhandenen
Konventualeu wurden mit einer Iahrespension von 25V sl. abgefunden,
die später auf 300 fl. erhöht wurde. Von den in den Kellern liegenden
2971 Eimern Wein überließ man ihnen großmütig 100 (!) Eimer. Die
Klosterkirche hätte Eybel am liebsten als „baufällig" dem Abbruche über-
antwortet, doch wurde sie schließlich als Pfarrkirche bestimmt, während
die bisherige Pfarrkirche im Markte als Filial- und Friedhofkirche weiter-
bestehen sollte. Die Wohnung für den Pfarrer, hieß es, solle im Kloster-
gebäude eingerichtet werden und der bis jetzt vom Stifte bestellte Pfarr-
vikar ?. Ambrosius Stanzl sie fernerhin als staatlich angestellter Pfarrer
von Engelszell innehaben. Drei (!) Patres werden ihm für die kleine
Pfarrei als Kooperatoren beigegeben.
Zuletzt bestimmte die Kommission die Überführung der wertvolleren
Bücher und des Silberbestandes nach Linz. Einen kleineren Teil des
Silbers und der Wertsachen nahmen die Herren als „Weihnachtsgeschenk"
55
von den armen Mönchen bei ihrer Abreise am Weihnachtsfeste gleich selber
mit. Durch Regierungsdekret vom 16. Juni 1788 kam auch die von
dem italienischen Meister Abbe Chrisman erbaute herrliche Grgel nach
Linz und fand dort Aufstellung im (alten) Dome, dessen Zierde sie heute
noch ist.
Was Eybel bei Gelegenheit seines Engelszeller Aufenthaltes von der
dort vorgefundenen »großen Unordnung" fabelt, verdient so wenig Glauben
wie seine bereits angeführte Bemerkung über die „Baufälligkeit" der
Klosterkirche, die sich heute noch im besten baulichen Zustande befindet.
Geradezu lächerlich aber mutet es an, wenn er dem verstorbenen Abte
Leopold vorwirft, er habe zum Bau der Kirche meist das Geld verwendet,
„welches er den Domherren zu Passau, wo er sich öfters das Jahr hin-
durch aufhielt, im Spiel als seiner täglichen liebsten Beschäftigung abge-
wonnen; und sogar die Auslagen für die kostbare Grgel soll er sicherem
(!) Vernehmen nach dem Grgelmacher wieder zum Teil im Spiele abge-
wonnen haben". Ein Abt von so allseitiger Tätigkeit, wie sie Leopold
Reichl entwickelte, hatte wahrlich Besseres zu tun, als seine Zeit mit Spiel
zu vertrödeln.
So hatte denn Engelszell aufgehört, Kloster zu sein, beherbergte aber
immer noch ein Dutzend Mönche in seinen Mauern, nämlich die vier Seel-
sorger und acht Pensionäre. Mit schwerem Herzen und begreiflicher Trauer
mag die kleine Schar am 12. März 1793 den 500 jährigen Gedenktag
der Gründung ihres Klosters begangen haben.
Wie es scheint, lebte der kleine „Konvent" auch im Frieden zusammen.
Und wenn der Kooperator Benedikt Koller dennoch bei der Linzer Re»
gierung die Anzeige machte, als wenn in Engelszell nur Unfriede herrsche,
so hatte das einen anderen Grund. P. Benedikt hatte die Liebe zum
Gemeinschaftsleben verloren und wollte auf diese Weise die Last los werden.
Das zeigt schon die seiner Anzeige beigefügte Bitte, man möge den noch
bestehenden Konvent ehemöglichst auflösen. Dazu kam es nun allerdings
vorläufig noch nicht. Doch hatte die Denunziation ihre Folgen. Es erging
nämlich eine allerhöchste Weisung an den Abt von Wilhering, die zur
Seelsorge Tauglichen anzustellen und die anderen nach Wilhering zu über-
nehmen. Die Engelszeller reichten jetzt direkt an den Kaiser eine Be-
schwerde ein. Die Antwort darauf war wieder eine scharfe, ablehnende
56
Aegiernngsnote. Weil jedoch weiter nichts gegen den „Konvent" unter-
nommen wurde, so blieb dieser einstweilen beisammen.
Noch einmal leuchtete ein Hoffnungsstern für Engelszell. Am 20.
Februar 1790 starb Kaiser Joses II., und sein Bruder Leopold folgte ihm
als Leopold II. in der Regierung. Der neue Kaiser schlug gemäßigtere
Bahnen ein, und die aufgehobenen Klöster fingen wieder an zu hoffen;
und das um fo mehr, als auch ein Gesuch der oberösterreichischen Stände
an den Kaiser (vom 5. April 1790) u. a. die Bitte vorbrachte, es möchten
die Klöster wieder in ihre alten Rechte eingesetzt werden. Auch vereinzelte
Deputationen wurden in der Sache beim Kaiser vorstellig; so am 1. Juni
1790 zwei Engelszeller, denen der Kaiser wörtlich folgendes sagte: „Weil
Euer Klostergebäude und Kirche sich noch in aufrechtem Stande und Ihr
Euch im ersteren wie auch in den dazu gehörigen Pfarreien zur Versor-
gung der Seelsorge noch versammelt befindet und von den Dominikai-
Realitäten Eueres Stiftes nichts veräußert worden, fo dürft Ihr an Eurer
Wiederherstellung keinen Zweifel tragen, sobald ich nur die ungarischen
und deutschen Reichsangelegenheiten in Ordnung gebracht habe." Voll
Freude kehrten die beiden Engelszeller mit der frohen Kunde heim zu
ihren Mitbrüdern. Und als gar der Kaiser nach seiner Rückkehr von der
nngarischen Krönung bestimmt und wiederholt die Versicherung gab, daß
die Wiederherstellung Engelszells und anderer Klöster schon zu Beginn
des Jahres 1791 bevorstehe, da hoffte man erst recht, und — hoffte um-
sonst, trotz des kaiserlichen Wortes. — — Es hatten sich nämlich in-
zwischen Dinge vorbereitet, die all die frohen Aussichten wieder zerstörten.
Dem Todesjahre von Engelszell war das Geburtsjahr der Diözese von
Linz vorausgegangen. Wir haben schon gehört von der großen Ausdehnung
der Diözese Passau, die sich noch zu Kaiser Josefs Zeiten bis gegen Wien
erstreckte. Eine Statistik vom Jahre 1784 zählt auf österreichischem Boden
noch tausend zum Bistum Passau gehörige Pfarreien auf. Deshalb ging
der Kaiser mit dem ernsten Gedanken um, seine Monarchie durch Schaffung
neuer Diözesen von der kirchlichen Betreuung durch Passau loszumachen.
Der Tod des Kardinals Firmian, des Konsekrators der Engelszellerkirche,
der am 13. März 1783 das Zeitliche segnete, schien dem Kaiser der für
feine Pläne günstige Augenblick. Schon am 15. März ernannte er in
der Person des Grafen Herberstein einen Bischof von Linz. Weil er aber
57
in der so wichtigen Angelegenheit ohne jede Verständigung mit Rom vor-
ging, ließ die päpstliche Errichtungsurkunde der neuen Linzer Diözese bis
zum 28. Januar 1785 auf sich warten.
Nachdem nun die Gründung der Diözese perfekt war, ergaben sich
Schwierigkeiten in der Dotationsfrage für Bischof, Generalvikar und Dom-
kapitel. Man verfiel bei der Lösung der heiklen Frage auf den eigen-
artigen Gedanken, die Güter der aufgehobenen oder noch aufzuhebenden
Klöster für den genannten Zweck zu verwenden. So erschien denn —
ein vernichtender Schlag für die Hoffnungen der davon betroffenen Klöster!
— zu Beginn des Jahres 1791 eine kaiserliche Entschließung, mit der
vorläufigen Festsetzung, daß der Bischof mit Mondsee und Baumgartenberg,
der Generalvikar mit Engelszell und das Domkapitel mit Garsten dotiert
werden solle. Der endgültige Abschluß der Verhandlungen im Oktober 1791
bestimmte dann für den Bischof Mondsee, Garsten und GleinK, für den
Generalvikar Engelszell und, falls dieses nicht ausreichend wäre, noch
Suben, während das Domkapitel mit Waldhausen und Baumgartenberg
abgefunden wurde. Damit war das Schicksal von Engelszell entschieden,
das bereits am 27. November 1791 dem Generalvikar Antonius, Ritter
von Fiuetti übergeben wurde. Doch war dieser nicht lange im Genüsse
seines Dotationsgutes, da er schon am 6. März 1802 mit Tod abging.
Aber bereits war — noch zu Finettis Lebzeiten — eine neue Verfügung
über die Klostergebäude von Engelszell getroffen worden. Diese wurden
nämlich 1798 für die Einrichtung einer Filiale der k. k. Porzellanfabrik
in Wien erbeten, und weil Finetti ohnehin meistens in Suben weilte, er-
klärte er sich gegen entsprechende Entschädigung damit einverstanden. Wir
wissen nicht mehr sicher, wie lange sich die Fabrik im Kloster erhalten
hat. Gewiß aber ist, daß Engelszell 1819 von Napoleons Gnaden mit
noch anderen Gütern als „Herrschaft Engelszell" an den bayerischen Feld-
Marschall Karl Fürst von Wrede kam und bis 1864 im Besitz der Fa-
milie blieb. In diesem Jahre veräußerte Fürstin Helene von Wrede
Engelszell an den nachmaligen Minister Julius, Graf von Falkenhagn,
der es am 1. September 1868 an die gräfliche Familie derer von
Pachta auf Liechtenstein verkaufte. Das Jubeljahr 1925 war dann das
glückliche Jahr, in dem auch das feit fast 150 Iahren verwaiste
Kloster aufjubeln durste im frohen Bewußtsein, daß wieder Mönche in
58
seinen Mauern weilten. — Doch davon im nächsten Kapitel.--—
Die Besitzungen des Klosters an Häusern in Passau, Linz und Krems,
sowie an Weinbergen in Niederösterreich, waren meist schon in den ersten
Jahrzehnten nach seiner Aufhebung veräußert worden.
Noch ein Wort über die letzten Mönche des alten Engelszell. Im
Jahre der Aufhebung des Klosters (1786) waren es noch 26, darunter
auffallend viele aus Passau und Umgebung. 180-1 lebten noch acht, die
aber bereits in alle Winde zerstreut waren. Die einen wirkten in der
Seelsorge, andere lebten irgendwo als Pensionäre, P. Thaddäus Pihler
aber, ein Innviertler aus Aurolzmüuster und gottbegnadeter Musiker,
wurde nach Übertragung der Engelszeller Grgel in den Linzer Dom dort
als Domorganist angestellt.
Es war am 16. Mai 1816, dem Feste des böhmischen Landesheiligen
St. Nepomuk, zugleich Namenstag des aus Böhmen gebürtigen Priesters
Johann Nepomuk Löffler, der sich an diesem Tage bei den barmherzigen
Brüdern in Linz zum Sterben legte. Einsam, von der Welt unbeachtet
ist der schlichte Mann hinübergeschlummert in ein besseres Jenseits, um
dort auszuruhen von viel Leid und Kummer. Und doch war dieses ein»
same Sterben in der Vergessenheit ein bedeutsames Sterben — der Heim-
gang des letzten Cisterciensermönches aus dem alten Engelszell. — —
s. &uneuem Lebeu erllsuveu (1Ö25)
Ein kurzer Überblick über die Geschichte des Mönchtums dürfte am
Platze fein zum besseren Verständnis des nun Folgenden.
Unser lieber Herr und Heiland Jesus Christus hat einst gar erhabene
Worte gesprochen über ein Streben nach Vollkommenheit, „so wie der
Vater im Himmel vollkommen ist", über ein „alles verkaufen und den
Erlös den Armen geben", über ein „kommen und mir nachfolgen", über
ein lebenslang enthaltsam bleiben „um des Reiches Gottes willen", aber
nur zu solchen, die „es fassen können".
Und es haben sich auch bald Seelen gefunden, die die erhabenen
Heilandsworte erfaßt haben, die sie liebend überdachten und ihr Herz von
ihnen entzünden ließen, die den Mut aufbrachten, ihr Leben nach denselben
53
einzurichten und in Armut und Keuschheit möglichst vollkommen dem lieben
Gott zu dienen. Sie sonderten sich aber deswegen von ihren Mitmenschen
nicht ab und blieben im Kreise der Familie. Das waren die sog. „As-
keten", in denen wir das Grdensleben in seinen allerersten Anfängen zu
erblicken haben.
Sie wurden in den Zeiten der blutigen Verfolgungen abgelöst von
den „Anachoreten" oder Einsiedlern, bei denen wir auch schon die Los»
schälung vom Familienverbande finden. Viele, die in diesen schweren
Zeiten nicht die Kraft in sich fühlten, dem grausamen Wüten der Tyrannen
die Stirne zu bieten, flüchteten in die Heimlichkeit und Einsamkeit der
Wüste und machten da gar bald die Erfahrung, wie zuträglich solche
Abgeschiedenheit von der Welt einem frommen Leben, namentlich einem
höheren Vollkommenheitsstreben sei. Sie gewannen die Einsamkeit lieb
und konnten sich auch nach dem Aufhören der Verfolgung nicht mehr von
ihr trennen. Ja, noch neue Scharen zogen zu ihnen hinaus, um gleich
ihnen das Glück und den Segen stillen Alleinseins mit Gott zu kosten.
So bildete sich das christliche Einsiedlerleben heraus, das namentlich in
den Einöden der ägyptischen „Thebais" zu hoher Blüte gelangte.
Als man später das Bedürfnis fühlte, mit dem Segen der Einsamkeit
auch noch den des guten, gegenseitigen Beispiels zu verbinden, kam man
dazu, eine Anzahl von Mönchszellen oder Einsiedeleien innerhalb einer
gemeinsamen Umfassungsmauer zu vereinigen und so entstanden die sog.
„Lauren", in denen die Mönche zu bestimmten Zeiten zum gemeinsamen
Gebete und zu frommen Unterhaltungen zusammenkamen, im übrigen aber
noch das Einzelleben in ihren Zellen weiterführten.
Von der Laura war nur mehr ein Schritt zum eigentlichen Kloster.
Die Mönche gaben jetzt das Einzelleben ganz auf; an die Stelle der vielen
hellen innerhalb einer gemeinsamen Umfriedung trat ein einziger Bau, in
dem man nun ein Gemeinschaftsleben führte, das Kloster. Kein Geringerer
als der große HI. Pachomius ist es gewesen, der um das Jahr 325 auf
t>er Nilinfel Tabenna in Unterägypten das erste Kloster gebaut hat. Es
gelangte zu großer Blüte und zählte in der Folge an die 7000 Mönche,
für die der Heilige eine eigene Regel geschrieben hat.
Durch den Bekennerbischof Athanasius von Alexandrien, der wegen
seines Glaubensmutes wiederholt in die Verbannung gehen mußte, kam
«0
die große Idee des Mönchtums auch ins Abendland. Sie faßte hier schnell
Wurzel und nahm besonders durch den hl. Benedikt, „den Patriarchen
der Mönche des Abendlandes", einen wundersamen Aufschwung. Das
Beispiel dieses herrlichen Mannes, der aus vornehmer Familie stammend,
alles verließ, um in der Einsamkeit nur Gott zu dienen, sowie seine um
das Jahr 530 geschriebene Mönchsregel, dieses Meisterwerk eines klöster-
lichen Gesetzbuches, zogen Scharen von Männern jeden Alters und Standes
vom Getriebe der Welt in die Stille der Klöster. Und das von St. Bene-
dikt selbst gegründete Kloster Monte Cassino in Mittelitalien ist die Wiege
des großen Benediktinerordens geworden, dessen Wirken durch Jahr-
hunderte der Kirche Gottes unermeßlichen Segen gebracht hat. Jedoch
durch die Ungunst der Zeiten und das allmähliche Schwinden des ersten
Eifers aus den Klöstern folgte leider der herrlichen Blüte des Grdens
eine traurige Verfallszeit, die bereits im 8. Jahrhundert einsetzt, im 10.
aber ihren Höhepunkt erreicht. Die ernstesten Reformbestrebungen, selbst
die der berühmten französischen Abtei Cluny, hatten keinen nachhaltigen
Erfolg.
Da brachte das Fest des hl. Vaters Benediktus, der 21. März 1098
ein Ereignis, das eine neue Blüte für seinen Grden einleiten sollte. Abt
Robert von Molesme in Frankreich, der sich schon lange vergeblich bemühte,
unter seinen Mönchen die verfallene Zucht wieder herzustellen, verließ auf
höhere Eingebung mit zwanzig gleichgesinnten Mitbrüdern sein Kloster,
um sich ein neues Heim zu suchen. Das einzige Bestreben der heiligen
Männer war, in ungestörter Einsamkeit die Regel St. Benedikts wieder
ganz genau »nach dem Buchstaben" befolgen zu können. Am genannten
21. März kamen sie in die wüste Einsamkeit von Cisterz in der Nähe
des heutigen Dijon und hier begannen sie unter unsäglichen Schwierig-
keiten und in bitterster Armut ihr neues Grdensleben. Der liebe Gott
gab seinen Segen zu dem großen Werke. Er gab dem „Neukloster"
tüchtige Äbte, nach dem hl. Robert den hl. Alberich und den hl. Stephan
Harding; er schickte ihm, als wegen der ungewöhnlichen Strenge der Nach-
wuchs ausblieb und schon die Neugründung wieder zum Aussterben ver-
urteilt schien, in größter Not den hl. Bernard mit nicht weniger als dreißig
Gefährten, die alle an einem Tage um das hl. Kleid des Grdens baten;
und damit war der Bestand von Cisterz gesichert. Und weil die Mönche
61
jetzt statt der bisherigen schwarzen Grdenskleidnng den weißen Habit trugen,
hat man diese „weißen Benediktiner" bald als eigenen Orden betrachtet
und sie nach dem Namen ihres Klosters „Eistercienser" genannt.
Dem Cisiereienserorden ging es nun genau wie dem Benediktiner-
orden. Auch er hatte seine herrliche Blütezeit, in der er sich der höchsten
Wertschätzung von seiten der Päpste und der weltlichen Fürsten erfreute,
in der er Großes leistete zur Ehre Gottes und im Dienste der Mitmenschen,
in der Zucht und ernstes Streben nach Heiligkeit in seinen Klöstern wohnte.
Aber im 14. Jahrhundert setzte auch für ihn der Verfall ein. Die außer-
ordentlich große Anzahl der Klöster und ihre weite Entfernung von der
gemeinsamen Mutter Citeaux erschwerten sehr eine einheitliche Leitung und
hinderten viele Äbte am Besuche des jährlichen Generalkapitels. Ein
schlimmer Zeitgeist ließ die Liebe zur Armut erkalten und verschaffte dem
Reichtum Zutritt zu den heiligen Stätten. Die Reformation — wir haben es
ja bei Engelszell gesehen — übte ihren zersetzenden Einfluß aus. Nament-
lich aber hat das Pfründewesen, wodurch die Abteien vielfach, auch von
weltlichen Fürsten, an Günstlinge, selbst an Laien vergeben wurden, den
Klöstern ungemein geschadet. Diese sog. Commendatar-Äbte waren leider
nicht selten recht unwürdige Vorsteher ihrer Häuser, deren Güter sie ver-
praßten, an deren Wohl und Wehe ihnen aber nicht gelegen war. —
Das alles half zusammen, um den Niedergang des Grdens herbeizuführen.
Wie ehedem im Benediktinerorden, so wurden jetzt auch im Eistercienser-
orden viele Versuche gemacht, um dem Übel zu steuern. Die meisten schlugen
fehl, bis im 17. Jahrhundert ein Mann eingriff, von dem niemand die
Reform des Grdens erwartet hätte. — Ein französischer Edelmann, vom
Armand-Jean le Bouthillier de Rance (geboren 9. Januar 1626 zu
Paris, gestorben 27. Gktober 1700 zu La Trappe), ausgezeichnet durch
feine Bildung und hervorragendes Wissen, war bereits in frühester Jugend
Eommendatar-Abt mehrerer Abteien, führte aber dabei einen Lebenswandel,
der mit dem Ernste seines Standes, namentlich, nachdem er auch noch
Priester geworden war, nicht mehr harmonierte. Enttäuschungen und Ver-
demütigungen änderten schließlich seinen Sinn so gründlich, daß er, von
der Gnade gerührt, allen seinen Pfründen mit Ausnahme der Eistercienser-
abtei La Trappe entsagte, selbst Mönch und Abt von La Trappe wurde
und als solcher unter großen Schwierigkeiten, aber auch mit gutem Erfolge
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das Werk der Reform begann. Alle aber, die in der Folge diese Reform
von La Trappe annahmen, erhielten jetzt den Namen „Trappisten", später
auch „Cistercienser von der strengen Observanz".
Heute bekennen sich zu dieser Reform ca. 3000 Trappisteu und
1000 Trappistinnen. Seit 1892 hat der Grden der Cistercienser von der
strengen Observanz auch seinen eigenen Generalabt mit dem Sitze in Rom.
Als vierter in der Reihe der Generaläbte steht seit dem 16. Juli 1929
an der Spitze des Grdens der Hochwürdigste Herr Dom Hermann Joses
Smets, vorher Abt der großen belgischen Abtei Westmalle.
Solche Cistercienser von der strengen Observanz oder Trappisten
waren es, die 1925 Einzug hielten in Engelszell.
Aber wie und von woher find sie nach Engelszell gekommen? —
In den sturmvollen Zeiten der französischen Revolution wurden durch
Konventsbeschluß vom 13. Februar 1799 alle Klöster Frankreichs auf-
gehoben. So mußten auch die Mönche von La Trappe ihr Heim ver-
laufen und in die Verbannung gehen. Nach unsäglich leidensvoller Wander-
schaft über Val-Sainte in der Schweiz nach Rußland, dann zurück nach
Darfeld in Westfalen, von wo sie überall wieder verwiesen wurden,
laudeten sie auf dem Glenberg in Elsaß.
Dort am Fuße der Bogesen hatte schon die Mutter des hl. Papstes
Leo IX., die Gräfin Heilwig von Dagsburg, um das Jahr 1949 ein
Kloster für Augustiner-Chorherren gegründet, dessen erste Kirche der päpst-
liche Sohn selber einweihte. Im 17. Jahrhundert ging Heilwigs Stiftung
an die Jesuiten über, bis sie in der französischen Revolution als National-
gut eingezogen und versteigert wurde. Nachdem sie dann dreißig Jahre
in privatem Besitz gewesen, kaufte 1821 ein Abbe Spannagel die ver-
ödeten Gebäude für eine kleine Gemeinde von Ordensschwestern und ver-
kaufte sie schon 1825 wieder an die von Darfeld vertriebenen Trappisten.
1925 haben die Trappisten auf dem Olenberge die Zentenarfeier ihrer
Besitznahme von dem Kloster festlich begangen.
Die hundert Jahre Grdensleben in Glenberg waren für die Trappisten
reich an wechselvollen Geschicken. Doch der Segen Gottes ruhte auf dem
Haufe und zu Beginn des Jahrhunderts hatte es sich bereits zu einem
Wohlstande erhoben, daß man an einen durchgreifenden Umbau des Klosters
und Neubau der Abteikirche denken konnte. Aber nicht lange erfreute
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man sich des verschönerten Besitzes. Es kam das große Völkerringen, und
schon im zweiten Kriegsjahre 1915 sank Kloster Glenberg unter dem Hagel der
französischen Granaten in Schutt und Asche. Das war ein schwerer Schlag
für die nun heimatlos gewordene Grdensgemeinde von 170 Personen und
den um ihr zeitliches und geistliches Wohl bestbesorgten Abt vom Petrus
Wacker. Treulich sorgte er auch jetzt für die Unterkunft der Seinen, soweit
sie nicht schon zum Heeresdienste einberufen waren. Die meisten fanden
liebevolle Aufnahme bei ihren Mitbrüdern in Mariawald in der Eifel und
in Maria-Veen in Westfalen. Abt Petrus selbst genoß für die Dauer
des Krieges die Gastfreundschaft des dem Kloster Glenberg sehr gewogenen
Erzbischoss Thomas Nörber von Freiburg i. Br.
Es waren Jahre schmerzlicher Trennung für die Mitglieder der Glen-
berger Klostergemeinde; und mit Sehnsucht erwartete man das Ende des
Krieges in der frohen Hoffnung auf Wiedersehen und Wiedervereinigung
im gemeinsamen Vaterhause. Leider hat der für Deutschland unglückliche
Ausgang des Krieges diese Hoffnung zunichte gemacht. Das Elsaß wurde
jetzt französisch und die reichsdeutschen Angehörigen des Konventes von
Glenberg durften mit Ausnahme des Abtes nicht mehr dorthin zurück-
kehren. Damit ergab sich die Notwendigkeit, für die also ausgewiesenen
auf deutschem Boden ein neues Heim oder, weil Rom auf rasche Er-
ledigung der Angelegenheit drängte, doch ein provisorisches Unterkommen
zu suchen. Abt Petrus, der gerade jetzt nach Glenberg zurückgehen mußte
und sich deshalb nicht persönlich mit der Sache befassen konnte, betraute
damit seinen Sekretär ?. Gregor Eisvogel. Aber trotz vieler Bemühungen
gelang es diesem infolge der ungünstigen Zeitverhältnisse nicht, etwas
Passendes zu dauerndem Aufenthalte für die heimatlos gewordenen Mit-
brüder zu finden. Man gab sich also vorläufig damit zufrieden, durch
Vertrag vom 14. Mai 1920 das ehemalige Benediktinerkloster „Schloß
Banz" in Gbersranken vom Herzog Ludwig Wilhelm in Bayern in Pacht
zu nehmen. Für die Gründung eines eigenen Heims mußte man bessere
Leiten abwarten.
So sammelten sich denn in der zweiten Hälfte des Jahres 1929 die
ans dem Elsaß verwiesenen Trappisten in Banz und begannen unter Lei-
tung des ihnen zum Gberen bestimmten ?. Gregor Eisvogel wieder ihr
gewohntes Grdensleben. Der neue Gbere hatte keine leichte Aufgabe.
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Es war ein schweres Anfangen in Armut und Entbehrung. Aber seiner
Umsicht und Tatkraft und nicht zuletzt seinem starken Gottvertrauen ge-
lang es, in verhältnismäßig kurzer Zeit geordnete Verhältnisse zu schaffen.
Seine Hauptsorge galt der Pflege des rechten Grdensgeistes bei seinen
Untergebenen. Wie sehr ihm dies gelungen ist, das zeigte sich, als im
Juni 1921 zum erstenmale der Visitator nach Banz kam. Mit Genug-
tuung konnte er feststellen, daß die Grdensgemeinde beseelt sei von ernstem
Streben nach klösterlicher Vollkommenheit, von Liebe zu Chorgebet und
Handarbeit und von Eifer für Beobachtung der Ordensregel, namentlich
auch des den Trappisten eigentümlichen strengen Schweigens.
Bereits am 30. November 1922 wurde der bisherige Superior Gregor
Eisvogel in kanonischer Wahl zum Titularprior von Banz bestellt.
Je mehr aber der gute Geist in der Grdensgemeinde Wurzel faßte,
um so mehr fühlte man auch, wie wenig günstig die Verhältnisse in Banz,
namentlich der außerordentliche Fremdenzustrom in den Sommermonaten,
der gedeihlichen Entfaltung beschaulichen Grdenslebens waren. Man war
deshalb recht froh, als sich im Sommer 1924 Gelegenheit bot, ein eigenes
Heim zu gründen.
Gerade damals wurde Engelszell von seinem Besitzer Graf Pachta
zum Verkaufe ausgeboten. Eistercienferabt Dr. Alois Wiestnger von
Schlierbach interessierte sich für die alte Kultstätte seines Grdens und
wünschte sehr, daß sie bei dieser Gelegenheit ihrer früheren Bestimmung
zurückgegeben werde. Und weil er von dem Wunsche der Trappisten in
Banz wußte, ihren Aufenthalt zu verändem, machte er den dortigen Prior
auf Engelszell aufmerksam. Prior Gregorius trug anfangs Bedenken,
nach Österreich zu gehen, entschloß sich aber doch am 17. August 1924
zu einer Reise dorthin, um sich die Sache wenigstens einmal anzusehen.
Das Gbjekt gefiel ihm, die Verhandlungen kamen in Gang und endeten
nach Überwindung mancher Schwierigkeiten mit der Unterzeichnung des
Kaufvertrages am 14. März 1925, also gerade im Monat des hl. Josef,
dessen mächtiger Fürbitte man das Anliegen besonders empfohlen hatte.
Schon am 25. März schickte Prior Gregorius zwei Patres und einen
Bruder nach Engelszell, denen bald andere folgten. Und nun ging es an
ein rüstiges Schaffen, um die alten Klostergebäude, soweit nötig, wieder
instand zu setzen und alles für die Aufnahme der Grdensgemeinde vor-
s
«5
zubereiten. Bis zum August waren die Arbeiten so weit vorangeschritten,
daß der Umzug bewerkstelligt werden konnte- und das Hauptfest des
Cistereienferordens, das Fest Maria Himmelfahrt des Jahres 1925, ist
der für die Geschichte von Engelszell für immer denkwürdige Tag der
offiziellen Besitzergreifung vom alten Donaukloster durch die Trappisten.
Die Freude in der klösterlichen Familie war leichtbegreiflich groß.
Nun hatte man endlich ein eigenes Heim, in dem man sich ungestört und
ungehindert bewegen und sich so einrichten konnte, wie es der Eigenart des
Grdens am entsprechensten war. Und man hatte ein schönes Heim, ein
fertiges Kloster mit dazugehörigem Ländereibesitz und den nötigen Wirtschafts-
gebäuden; namentlich aber, was Mönche mit feierlichem Chordienst beson-
ders zu schätzen wissen, eine schöne und geräumige Kirche. Und alles das
in landschaftlich reizvoller und dabei so ruhiger Lage, wie sie für das
Leben schweigsamer Trappisten idealer kaum gedacht werden konnte. Und
man hatte ein altehrwürdiges Heim, keinen langweiligen modernen
Neubau, sondern Räume, denen die bewegte Geschichte und das künstlerische
Schaffen von Jahrhunderten bereits den Stempel historischer Bedeutsamkeit
aufgedrückt hatten.
Mit Recht konnte man sich freuen, solches Erbe übernehmen zu dürfen;
und in solchen Mauern fühlte man sich bald heimisch.
Andererseits fehlten auch die Sorgen nicht. Namentlich waren es Sorgen
materieller Natur, die die Neugründung jahrelang so schwer bedrückten, daß
ihre Existenz mehr als einmal ernstlich gefährdet schien. Natürlich ruhte
die Hauptlast auch hier wieder auf den Schultern des Gberen. Auch hier
mußte Prior Gregorius den Kreuzweg gehen, schmerzlicher noch als in Banz.
Aber sein Vertrauen auf die Hilfe von oben kannte kein Zagen und keine
Entmutigung. Und durch sein Wort und Beispiel beruhigt, hat auch die
Grdensgemeinde in dieser Zeit schwerer Prüfungen ruhig vorangearbeitet
und vorangebetet, getragen von dem festen Vertrauen, daß der liebe Gott
sein Werk nicht untergehen lasse, beglückt von dem Bewußtsein, mitarbeiten
zu dürfen an einem schönen Zukunftswerke, mit Mühe und Schweiß den
Grundstein legen zu dürfen zu einem monaftischen Heim für kommende
Geschlechter, von dem noch der Segen ferner Jahrhunderte ausgehen sollte.
Um diesen Segen schon jetzt in möglichst reichem Maße flüssig zu
machen, war es wie in Banz so auch hier des Priors erste Sorge, den
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guten Grdensgeist in seiner Gemeinde zu fördern. Würdiger Chordienst,
gewissenhafte Befolgung der heiligen Regel, ernstes Streben nach klösterlicher
Vollkommenheit sollten den Segen des Himmels auf fein Haus herabziehen
und dieses sollte ihn wieder ausstrahlen auf die des Segens so sehr bedürf-
tige Menschheit.
Der liebe Gott hat seine Erwartung nicht zu Schanden werden lassen.
Zu der schönen Blütezeit der Grdensgemeinde nach innen kam allmählich
auch die Entfaltung nach außen. Es kam der für die Neugründung so
notwendige Nachwuchs und schon bald konnte der Konvent von Engelszell
den stattlichen Bestand von 70 Personen ausweisen.
So hielt man sich denn, nicht zuletzt durch die tatkräftige Mithilfe
edler Wohltäter, trotz aller Schwierigkeiten immer wieder aufrecht, bis es
der unermüdlichen Sorge des Priors im Frühjahr 1931 gelang, die finanzielle
Lage des Klosters auf eine feste Basis zu stellen. Gewiß war damit nicht
alle Not und alles Kreuz aus der Welt geschafft. Es blieben der Sorgen
immer noch reichlich viele. Aber eine freudige Gewißheit hatte man jetzt,
eine Gewißheit von unschätzbarem Werte — die Existenz des Hauses war
jetzt gesichert —.
s. Der erste mtim oeueu Lugelszell (1Ö31)
20. September 1931. — Hell und jubelnd klingen zu ungewohnter
Stunde die Glocken von Engelszell, daß ihre Feiertöne in den Bergen
widerhallen und liebliche Melodien talauf-, talabwärts wogen. — Was
ist geschehen? — Die Freude, die im Jahre 1631 in das ehrwürdige Stist
einzog, als ihm nach langer schmerzlicher Verwaisung die frohe Kunde wurde,
daß es wieder einen Abt bekommen solle, diese Freude füllt auch heute,
genau nach 300 Iahren, die Herzen seiner Bewohner. Eben ist aus Eiteaux,
dem Stammkloster des Grdens, die frohe Kunde gekommen, daß es den
auf dem Generalkapitel versammelten Grdensvätern gefallen habe, durch
Beschluß vom 16. September das alte Donaukloster nunmehr in seinem
ganzen Ilmfange aufleben zu lassen und ihm nach langer, schmerzlicher
Verwaisung auch wieder einen Abt zu geben.
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Damit war glückliche Wirklichkeit geworden, was kaum noch jemand
zu hoffen gewagt halte. Durch anderthalb Jahrhunderte sprach man von
dem Abte Leopold Reichl nicht anders, als vom „letzten Abte" von
Engelszell und kaum glaubte noch jemand daran, daß Abt Leopold doch
nicht der letzte Abt des Stiftes sein, sonders eines Tages nochmals einen
Nachfolger erhalten sollte.
Am 3. Dezember fand unter dem Vorsitz des Vater Abtes Dom
Petrus von Glenberg die Wahl des neuen Abtes statt. Es ging bei dieser
Wahl ganz ähnlich wie bei der letzten Abtwahl im Jahre 1747. Wie sich
damals Engelszell durch die umsichtige, zielbewußte Tätigkeit seines Admini-
strators Leopold Reichl eben aus schwerer Not zu neuem Wohlstande empor-
gearbeitet hatte, so war Engelszell auch jetzt durch die Umsicht und Tatkraft
seines Priors vom Gregorius nach langem Verfalle wieder ein lebenskräftiges
Kloster geworden. Und wie damals kaum noch ein Zweifel bestehen konnte
über den Ausgang der Wahl, die denn auch schon im ersten SKrutinium
den zum Abte erkor, dem bereits die Liebe und das Vertrauen der
Grdensgemeinde gehörte, so war man auch jetzt des Ausganges der Wahl
im voraus sicher und allgemein war die Freude, als die Wähler schon im
ersten Wahlgange den lange verwaisten Hirtenstab von Engelszell in die
Hände desjenigen legten, dem sie schon seit langem ihre Liebe und ihr
Vertrauen geschenkt hatten, in die Hände ihres Priors Gregorius. Dieser
war somit von Gott dazu bestimmt, als 38ster Abt von Engelszell die
seit 1786 unterbrochene Reihenfolge der Äbte des Stiftes nochmals auf-
zunehmen und fortzusetzen.
Wie der Wahltag, so brachte auch der Weihetag liebliche geschichtliche
Beziehungen zum alten Engelszell.
So gerne nämlich der neue Abt in seiner eigenen Abteikirche, umgeben
von seiner ihm teuren Grdensgemeinde, die kirchliche Weihe empfangen
hätte, so mußte man doch aus verschiedenen Gründen davon absehen, nicht
zuletzt wegen der schweren Zugänglichkeit des abgelegenen Engelszell
während der Wintermonate. Exzellenz Dr. Johannes M. Gföllner, Bischof
von Linz, der die Weihe vornehmen sollte, brachte deshalb das in der
Nähe von Linz gelegene Eiftercienserstift Wilhering in Vorschlag; und weil
Abt und Konvent des Stiftes freudigst auf diesen Vorschlag eingingen,
wurde Wilhering zum Weiheort für den ersten Abt des neuen Engelszell
68
bestimmt, jenes Wilhering, das 1293 die ersten Mönche nach Engelszell
geschickt, jenes Wilhering, das sich als Mutterkloster des alten Engelszell
durch fünf Jahrhunderte mit treuer, selbstloser Liebe um die oft schwer
leidende Tochter bemüht hatte, jenes Wilhering, das im Jahre 1747 auch
dem letzten Abte des allen Engelszell am Tage seiner Weihe gastlich die
Tore geöffnet hatte.
Hier nun empfing Abt Gregorius Eisvogel am 13. Dezember 1931
die kirchliche Weihe. Der dritte Adventsonntag, der sog. Sonntag „Gaudete!"
(„Freuet euch!") war für die denkwürdige Feier, die soviel Anlaß zur Freude
bot, gewiß ein passend gewählter Tag. Die herrliche Stiftskirche hatte für
dieselbe reichen Festschmuck angelegt und vornehme Gäste ans nah und fem
hatten sich eingefunden. Landeshauptmann Dr. Schlegel, der die Entwicklung
von Engelszell mit besonderem Interesse und Wohlwollen verfolgt hatte,
war in eigener Person erschienen. Bon den Amtsbrüdern des neuen Abtes
hatten sich außer dem Baterabte von Glenberg eingefunden die Äbte von
Mariastern in Bosnien, Reichenburg in Iugoflavien, Mariawald im Rhein-
land und der Prior vom Iakobsberg in Rheinhessen. Auch Abt Wiesinger
von Schlierbach, der den ersten Anstoß zur Neubesiedlung von Engelszell
gegeben, wollte persönlich an der Freude des Tages Anteil nehmen. Heimat
und Familie des Neugeweihten hatten ebenfalls ihren Vertreter geschickt,
den Hochw. Herrn Stadtpfarrer Ioh. Eisvogel von Neunkirchen a. d. Saar,
einen leiblichen Bruder des Abtes.
Zahlreich waren die Glückwünsche, die dem neuen Abte beim Festmahle
von allen Seiten dargebracht wurden. Namentlich aber war die Freude
Wichelings über das Glück der nun wieder zu Ehren gekommenen Tochter
groß, herzlich und aufrichtig.
Aber auch in Engelszell war große Freude und in weihevoller Abend-
stunde hat das Stift seinem heimkehrenden Abte einen überaus herzlichen
Empfang bereitet. Die Ortsbevölkerung mit ihrem dem Stifte sehr ergebenen
Seelsorger, dem Hochw. Herrn Pfarrer Ioh. Böhm von Engelhartszell, nahm
daran freudig Anteil. Man war sich der Größe des Augenblickes bewußt,
als Abt Gregorius unter dem Jubel der Glocken und den freudigen Gesängen
seiner Mönche in die herrlich geschmückte Abteikirche einzog, die so lange
des Abtes entbehrt hatte.
69
Der Tag nach der Weihe war großer Festtag für das altehrwürdige
Stift, an dem sich zu den hohen Festgästen noch der Hochwürdigste Herr
Abt des bayerischen Benediktinerklosters Niederalteich gesellte. Unter großer
Assistenz feierte Abt Gregorius sein erstes Pontifikalamt und ein kleiner
Festakt, der nach demselben Festgäste und Konvent im Stiftsrefektorium
vereinte, bot nun auch der klösterlichen Familie willkommene Gelegenheit,
ihrem Abte die Versicherung ihrer Liebe und Ergebenheit und die Glück-
wünsche zu seiner Weihe entgegen zu bringen.
Damit schlössen die für die Geschichte von Engelszell so bedeutsamen
Dezembertage des Jahres 1931.
38. Dr. Gregorius Eisvogel (Prior 1925—1931, Abt 1931 —
ad multus annos!)
Abt Gregorius ist als Sohn braver, christlicher Eltern am 28. Mai 1873
zu Schaffhausen im Saargebiet geboren. Drei Kinder der Familie haben
sich dem lieben Gott zu besonderem Dienste geweiht im geistlichen Stande.
Einer hat bereits seine letzte Ruhe gefunden auf dem Klosterfriedhofe zu
Steyl, wo er ein paar Jahre vor Ausbruch des Krieges als frommer
Laienbruder gestorben ist; ein zweiter, der uns schon bekannte Stadtpfarrer
Eisvogel ist Weltpriester geworden; und Abt Gregorius ist im Jahre 1900
bei den Trappisten auf dem Glenberge eingetreten, wo er am 29. Juni 1902
feine heiligen Gelübde ablegte. Schon bald nach der Profeß schickten ihn die
Oberen zur Vollendung der philosophischen und theologischen Studien nach
Rom, wo er sich an der berühmten Gregoriana den Doktorgrad im Kirchen-
recht erwarb. Die Priesterweihe erhielt er am 25. Juli 1906. Nach der
Rückkehr aus der ewigen Stadt versah P. Gregor in seinem Kloster die
Ämter des Studienpräfekten, des Kantors und des Schaffners. Mit seinen
Mtbrüdern verließ auch er im Kriege das gefährdete Glenberg, um nach
kurzem Wirken in der Seelsorge als Sekretär an der Seite seines in
Freiburg weilenden Abtes zu arbeiten.
Sein ferneres Leben und Wirken kennen wir bereits. Es war ein
Leben fürsorglicher Wachsamkeit und aufopfernder Liebe für die von Gott
ihm anvertraute Grdensgemeinde.
70
Gerade diese beiden für das Wirken eines Grdensobern so notwendigen
Tugenden finden wir auch versinnbildet im Wappen des neuen Abtes: es
zeigt den Kranich mit dem Stein im Fang als Sinnbild der Wachsamkeit
(zugleich Anspielung auf den Namen Gregorius, was soviel heißt als
„der Wachsame") und ein Flammenherz als Symbol der sich hinopfernden
Liebe. Darunter der schöne Wahlspruch des Abtes: „V0I0 victima fieri
pro fratribus. Ich will ein Gpfer werden für meine Brüder/
So ist nun Engelszell wieder Kloster und Abtei. Und unter günstigen
Auspizien ist es zu neuem Leben erstanden. Denn die Erfahrung beweist
es, daß Leiden und Gpfer und viel Gebet der beste Kitt sind für Gebäude,
die die Stürme der Zeiten überdauern sollen. Unter Leiden und Gpfern
aber und mit viel Gebet ist Engelszell neugegründet worden. So möge
es jetzt nicht mehr untergehen, sondern blühen und gedeihen durch alle
noch kommenden Jahrhunderte, bis der ewige Richter selbst seine Pforte
schließt und den letzten Abt nud die letzten Mönche von Engelszell heimholt
zur ewigen Belohnung.
t
71
1. Sie Klosterkirche
enn wir ein Kloster besuchen, namentlich eine alte, ehrwürdige Abtei,
dann gilt gewöhnlich unser erster Gang der Kirche. Nicht bloß, um
dem Heiland im Tabernakel unsere Aufwartung zu machen, sondern weil
wir aus Erfahrung wissen, daß Kloster- und Abteikirchen meist schöne
Kirchen sind, eine Augenweide für den Beschauer, ein Genuß für den
Kunstfreund und Kunstkenner. Und oft grüßen schon von ferne ein paar
mächtige Türme mit imposanten Barockkuppeln oder zierlichen gotischen
Helmen und steigern noch die Erwartung.
Nicht so mag es vielfach denen ergangen fein, die bis vor kurzem
das stille Kloster im Donautale, die alte Abtei Engelszell, besucht haben.
Zunächst ist ja das Kloster, wie schon einleitend bemerkt wurde, vor seiner
Nenbesiedelung überhaupt wenig bekannt gewesen. Und wer sich ihm
nähert und zum erstenmale den schlichten Bau seiner Kirche vor sich sieht
mit der ziemlich nüchternen Fassade, dem etwas schwer geratenen Turme
und der durch spätere Aufbauten verunstalteten Bedachung, der ist vielleicht
eher geneigt, sich zu erfreuen an der reizenden Lage des Gotteshauses
zwischen den schroffen Felswänden im romantischen Talgrunde, als sich
besonderen Erwartungen von Kunstgenüssen hinzugeben.
Doch wie ist er überrascht und erstaunt, da er jetzt den weiten, licht-
durchfluteten Raum betritt, aus dem ihm der ganze Zauber zierlicher,
reizvoller Rokoko-Ausstattung entgegenjubelt. Das hätte er wahrlich nicht
gesucht in dieser Kirche mit ihrem schmucklosen Äußern.
Diese herrlichen Altäre mit ihrem wuchtigen Bau und dem köstlichen
Dust ihrer Details; diese lebensvollen, markanten Heiligenstandbilder, die
von überall auf uns herabschauen; diese Glut der Farben in den strahlenden
74
Deckengemälden, als hätte der Pinsel des Künstlers sie erst vor zwanzig
und nicht schon vor zweihundert Iahren dahin gezaubert; diese zierlichen
Holzschnitzarbeiten an dem reichen Gitterwerke der Emporen, in den Füllungen
des Chorgestühls und an den goldschimmernden Reliquienschreinen; diese nur
in weißer Tünche gehaltenen, in ihren Formen aber so überaus reizvollen
Pfeilerkapitäle, die das staunende Auge immer wieder auf sich ziehen; diese
fast zahllosen Engelsbilder in Holz und Stuck und Farbe — wir sind ja
in der „EngelszelleI" — die durch die weihevollen Räume schweben, die
dem eucharistischeu Könige huldigen in seinem Tabernakel, die in schier
exstatischem Jubel der Hochgebenedeiten das Geleite geben auf ihrem Triumph-
zuge zum Himmel und in ehrfurchtsvollem Staunen Zeugen ihrer Krönung
sind als „Königin der Engel"; dazu die originellen Beleuchtungseffekte aus
zum Teil verborgenen Lichtquellen: alles das wirkt zusammen wie eine
herrliche Komposition voll jauchzenden, heiligen Glückes. Und dabei nichts
Profanes, keine Verirrung in eitle Spielerei, sondern jede Linie edel, vor-
nehm, würdig der heiligen Stätte.
Es ist sehr zu bedauern, daß das große Deckengemälde von Altomonte
im Langschiff der Kirche verschwunden ist und es wäre fast zu wünschen»
daß das Kloster im Laufe der Zeit in die Lage käme, es aufzudecken
oder wenigstens annähernden Ersatz dafür zu schaffen. Aber auch dieser
Mangel kann uns die Freude an dem hehren Gottestempel nicht stören»
in dem das Auge immer neue Schönheiten, neue Reize entdeckt. Und
mancher Besucher der Kirche, der früher achtlos an ihr vorüberging, hat
es schon bedauert, daß er nicht eher von ihren Schönheiten gewußt und
hat sein Befremden darüber ausgesprochen, daß solche Kunst bislang so-
wenig bekannt war.
Dem leider zu früh verstorbenen Professor vr. Guby in Wien gebührt
das Verdienst, mit Nachdruck wieder hingewiesen zu haben auf den hohen
Kunstwert der Abteikirche von Engelszell. Er hat sich eingehend mit
ihrer Bau- und Kunstgeschichte befaßt und hat die Ergebnisse seiner For-
schungen in einer eigenen Schrift „Die Stiftskirchen zu Wilhering und
Engelszell" niedergelegt.
Durch die Darlegungen Gubys ist nun tatsächlich der Erweis dafür
erbracht, daß Abt Leopold Reich! für die Ausschmückung seiner Kirche in
der Hauptsache dieselben Künstler herangezogen hat, die schon in Wilhering
75.
so Herrliches geleistet hatten; vor allem die sich damals besten Rufes er-
freuende „Wessobrunner-Schule", eine Stukkateurschule des jetzt aufgehobenen
Benediktinerklosters Wessobrunn in Gberbayern. Von ihr stammen nament-
lich die vornehmen Altarbauten. Und der tüchtigste der Schule, Meister
Johann Georg Übelherr, hat auf diese Altäre Statuen gestellt, von denen
bald jede ein vollendetes Kunstwerk bedeutet. Guby selbst gibt dem
Meister das ehrende Zeugnis, daß er „mit seinen Schöpfungen in Wil-
Hering und Engelszell in die erste Reihe der deutschen Plastiker getreten
sei". — Deckengemälde (soweit sie noch erhalten sind) und Altarbilder
stammen von dem ebenfalls in Wilhering schon tätig gewesenen Bartolomeo
Altomonte, diesem großen Meister in der Farbengebung.
Das reichgeschnitzte Chorgestühl mit dem wirkungsvollen Abschluß
durch vorgetäuschte zierliche Grgelprospekte ist wohl eine Arbeit aus der
Werkstätte des Bildhauers Josef Deutschinann von St. Nikola in Passau,
während dessen Neffe, der nachmals berühmte Wiener Bildhauer Franz
Anton Zauner, durch Gubys Untersuchungen nun so ziemlich sicher als
der Schöpfer der vier großen Engelsfiguren in den Nischen der Kuppel»
Pfeiler nachgewiesen ist. Es sind diese Engelsfiguren die einzigen Holz-
statuen in der Kirche und das Erstlingswerk des jungen Zauner, der damals
bei seinem Gnkel in der Lehre war. Mit Ausnahme der lieblichen Schutzengel-
gruppe sind sie darum auch „keine besonders hervorragenden Leistungen".
Wenn Professor Guby seine Ausführungen mit der Bemerkung schließt,
„daß noch immer ungeheure Schätze allerbester deutscher Kunst unerforscht
und unbeachtet in Vergessenheit ruhen, wie die Stiftskirchen von Wilhering
und Engelszell beweisen", so liegt in diesen Worten ein beachtenswertes
Lob auf den hohen Kunstwert der Engelszeller Klosterkirche.
Machen wir jetzt einen kleinen Rundgang durch den Bilderschmuck
des Gotteshauses. — Die an der Kuppel und im Presbyterium noch
vorhandenen Deckengemälde Altomontes bilden zusammen eine große
Komposition, die schon mit dem mächtigen Bilde des Hochaltares beginnt
und die Himmelfahrt und Krönung Mariens darstellt. Beachtenswert
ist die malerische Gruppierung der markanten Apostelgestalten um das leere
Grab der Gottesmutter. An und zwischen den Säulen des Altares haben
in reizender Position die überlebensgroßen Standbilder der vier großen
abendländischen Kirchenväter Aufstellung gefunden. Nach Gubys Ver-
76
mutung ist nur eines davon, St. Augustinus (mit der Fahne), als eigen-
händige Schöpfung Übelherrs und zwar als sein letztes Werk anzusprechen»
nach dessen Vollendung ihn ein plötzlicher Tod am 27. April 1763 aus
seinem unermüdlichen Schaffen herausgerissen hat.
Wir wenden uns den Seitenaltären der Epistelseite zu, von denen
der erste im Bilde Christus am Kreuze zeigt, rechts und links flankiert
von den lebensvollen Statuen der volkstümlichen Heiligen Florian und
Sebastian. — Auf den Kreuzaltar folgt der dem böhmischen Landes-
heiligen Johannes Nepomuk geweihte Altar. Wir sehen den Heiligen in
seiner Verklärung als machtvollen Helfer in der Not. In den beiden
Nonnenfiguren in Stnkko haben wir wohl zwei Angehörige des Cifter-
cienserordens zu suchen. — St. Georg und Markgraf Leopold, Österreichs
großer Schutzpatron, treten uns im nächsten Altare entgegen als die ritter-
lichen Schirmer der zarten Frauengestalten Katharina, Barbara, Eäcilia
und Magdalena.
Besondere Freude war es den Trappisten, in ihrer jetzigen Kirche
auch einen Altar des hl. Josef zu finden, da sie ja seiner Fürbitte vor
allem den glücklichen Erwerb von Engelszell zuschreiben. Es ist dies der
erste Altar der Evangelienseite; er zeigt im Bilde den kostbaren Tod des
hl. Josef im Beisein Jesu und Mariä. Daneben die Statuen des hl. Joachim
und der hl. Anna, der Eltern der Gottesmutter. — Wenn uns, vom Kreuz-
altare abgesehen, auch auf jedem Altarbilde Engelsfiguren begegnen, so
finden wir es doch ganz in der Ordnung, daß „Engelszell" auch noch
seinen eigenen Schutzengelaltar hat. Wir sehen hier einen kleinen Erden-
pilger an der Hand seines Engels, der ihm treuer Schützer und sicherer
Führer ist durch die an seinem Lebenswege lauernden Gefahren der Augen-
luft, der Fleischeslust und der Lebenshoffart. Auch dieser Altar trägt wie
sein Gegenüber die Statuen zweier hl. Nonnen, vermutlich wiederum dem
Eistercienserorden angehörig. — Der letzte Altar schließt mit der lieblichen
Begebenheit, die uns St. Lukas — vielleicht die Figur links im Vorder-
grunde — erzählt, mit dem Besuche Mariä bei ihrer Base Elisabeth. Es
ist der erhabene Moment festgehalten, in dem die „Gebenedeite unter den
Weibern" ihr dankbares „Magnificat" zum Himmel jubelt, das von
Engelshänden als kostbarer Weihrauchdust vor den Thron des Allerhöchsten
gebracht wird. Zur Seite der Gottesmutter in andächtigem Schauen ihre
77
Base Elisabeth, Zacharias im Vollschmucke seiner strahlenden Priester-
gewanduug und — ein lieblicher Anachronismus — auch schon das kleine
Gotteslämmlein und der lustig trippelnde Johannes mit seinem fliegenden
Kreuzesfähnchen. Auch hier wieder zwei Schöpfungen Äbelherrs, zwei
Kraftvolle Gestalten, zu denen die ländliche Bevölkerung der Gegend mit
besonderem Vertrauen aufschaut: Isidor, der hl. Bauersmann und St. Dona-
jus, der mächtige Beschützer vor Blitz und Hagelschlag.
Als besonders kostbaren Schatz besitzen die beiden ersten Altäre jeder
Seite heilige Leiber aus den Katakomben Roms, von frommen Nonnen des
Klosters Niedernburg in Passau in reichgestickte Kleidung gehüllt und wohl-
geborgen in zierlichen, vergoldeten Rokoko-Schreinen.
Auch in der alten Klosterkirche von Engelszell, die außer dem Hochaltare
ebenfalls sechs Nebenaltäre zählte, finden wir schon einen St. Johann Baptist-
und einen St. Katharinenaltar. Zu diesen beiden kam noch ein Altar
zu Ehren des hl. Apostels Thomas und des hl. Nikolaus, ferner ein Drei-
faltigkeils-, ein Hl. Geist- und ein St. Wolfgang-Altar. —
Die Füllungen des Chorgestühls enthalten im bunten Geranke reichen
Schnitzwerkes die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Jo-
hannes, die vier Kirchenväter Hieronymus, Ambrosius, Gregorius und
Augustinus und die vier Grdensväter Robertus, Stephauus Harding,
Benediktus und Bernardus. Robertus war des Cistercienserordens heiliger
Stifter, St. Stephan hat ihm durch die „Charta charitatis (Urkunde der
Liebe)" feine feste Verfassung gegeben, St. Benedikt ist des Grdens großer
Gesetzgeber und St. Bernard sein größter Ruhm und seine schönste Zierde.
Wie durch ihre Schönheit, so wirkt die Kirche von Engelszell auch
durch weite, lichte Raumverhältnisse. Mit 52Meter Länge (ohne Vor-
halle!), 14 Meter Breite und mehr als 20 Meter Höhe stellt sie eine ganz
ansehnliche Abteikirche dar und dürfte die größte und wohl auch schönste
Kirche des ganzen Bezirkes Schärding sein.
Nun noch eine Frage, die uns doch auch und nicht zuletzt interessiert.
Wer ist der Baumeister des Gotteshauses von Engelszell gewesen? —
Wir wissen nichts Bestimmtes, aber wir gehen kaum irre mit der An-
nähme, daß wir in der Engelszeller Stiftskirche eine von den 32 Kirchen
zu suchen haben, die dem berühmten Münchener Hofbaumeister Johann
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Michael Fischer zugeschrieben werden, der am 6. Mai 1766 über seinem
letzten großen Werke, dem herrlichen Münster des HI. Alto (Altomünster)
in Gberbayern gestorben ist.
Die Sakristei ist sehr einfach gehalten, und einfach sind dem Geiste
des Grdens entsprechend mit wenigen Ausnahmen auch die dort anfbe-
wahrten Paramente und kirchlichen Geräte. Altertumswert ist ebenfalls
wenig hier zu finden. Wohl aber birgt die Sakristei einen Kelch, der
auch „seine Geschichte" hat. Er stammt nämlich sehr wahrscheinlich aus
dem Kloster La Trappe und ist in der Revolutionszeit mit den Mönchen
ins Exil gewandert, über Val-Sainte nach Rußland und von dort über
Westfalen nach Glenberg. Und mancher der schwergeprüften Verbannten
mag sich in harten Leidensstunden aus ihm Mut und Kraft getrunken
haben beim hl. Opfer. Nach dem Kriege haben ihn die Trappisten auf
Glenberg ihren abermals ausgewiesenen Mitbrüdern überlassen und so ist
er schließlich über Banz nach Engelszell gekommen.
2. Sie MoftergedSuve
Wiederholt schon war von der zum alten Engelszell gehörigen Stifts-
Pfarrei St. Ägidi die Rede. Der Grt liegt südlich vom Kloster hoch auf
dem Berge. Der Weg von dort ins Tal herab bietet nicht bloß anmutige
Ausblicke auf den Lauf der Donau, sondern man gewinnt von ihm aus
auch den besten Überblick über die Anlage der Abtei.
Kaum mehr als hundert Meter vom Strome entfernt, erhebt sich
am diesseitigen Ufer die Kirche, an die sich nach Süden das langgestreckte
Rechteck der Klostergebäude anschließt, in der Mitte geteilt durch einen
Guerbau, so daß sich zwei quadratische Hofanlagen ergeben. Etwas störend
wirkt die Winkelstellung des Klosters zum Stromlauf. Es täte dem Auge
wohler, wenn die Südfront der Abtei parallel zum Flußufer verlaufen
würde. Ihren Grund hat diese etwas sonderbare Anlage in dem Be-
streben, die Kirche nach Vorschrift genau von Westen nach Osten zu orien-
tieren, während die Donau in der Richtung von Nordwest nach Südost
am Kloster vorüberfließt.
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Hm die Gebäude schlingt sich ein duftender Kranz von wohlgepflegten
Gärten, durchzogen von den Silberfäden munter sprudelnder Bächlein,
und in malerischer Unordnung leuchten ans dem anmutigen Grün, wie
die Blumen im Kranze, die Dächer der vielen Nebengebäude.
Das ist die Abtei Engelszell, wie sie sich heute unfern Blicken prä-
sentiert. In alten Zeiten war das Bild allerdings ein anderes.
a)Der alte Bau aus dem 14. Jahrhundert
Die Abtei besitzt noch zwei alte Glgemälde, deren eines uns das
Kloster vor dem Brande von 1699, das andere nach seiner Vollendung
durch Abt Leopold II. zeigt.
Die Anlage des alten Engelszell war einfach. In einem einzigen
Gebäudeviereck, das einen kleinen Hof umschloß, waren alle regulären
Räume der Abtei untergebracht. Und diesen Hof haben wir noch vor
uns im Westbau der heutigen Abtei. Dieser westliche Trakt reicht nämlich
zurück bis in die allererste Zeit des Klosters. Der ursprünglichste Bau,
über den die Äbte von Ebrach und Fürstenzell 1295 berichten, war sehr
wahrscheinlich nur eine provisorische Anlage, die schon zu Beginn des
14. Jahrhunderts einem soliden Steinbau weichen mußte, den selbst der
große Brand von 1699 nicht ganz zu zerstören vermochte. Vielmehr
konnte man ihn nach dem Brande in der Hauptsache wieder auf den
alten Mauern aufführen. Wenn wir darum heute im westlichen Hofe
der Abtei stehen, dann schauen noch jene Mauern auf uns herab, über
die die bewegte Geschichte der fünf Jahrhunderte hinweggegangen ist, mit
der uns der erste Teil des Büchleins bekannt gemacht hat.
Obwohl nun Engelszell eine Spätgründung des Ordens ist und erst
zweihundert Jahre nach diesem ins Leben trat, zeigt sein erster Bau doch
noch die typisch eisterciensische Anlage; das im Mittelpunkt des Ganzen
gelegene Gebäudeviereck, dessen Nordseite die Kirche bildet, während nach
Gsten die Sakristei liegt und an sie anschließend das Kapitelhaus, Bib-
liothek (Armarium), ein Durchgang ins Freie oder zu Rückgebäuden,
Sprechzimmer und Brüdersaal. Die Südseite enthält Kalesaktorium (Wärme-
zimmer), Speisesaal, Küche, sowie ein zweites Sprechzimmer, das schon
mehr dem Verkehr mit der Außenwelt dient. Im Westen finden sich außer
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dem Refektorium für die Brüder und der Klosterpforte fast nur Kellerräume.
Der gemeinsame Schlafsaal lag gewöhnlich im zweiten Stockwerk des
Gstflügels und erstreckte sich über die ganze Länge desselben. — Um das
Ganze lief an der Innenseite der Kreuzgang, der sich meist in Form von
offenen Arkaden entweder an die Gebäude anlehnte oder auch in dieselben
eingezogen war.
Das war der Typ der Klosteranlage in der ersten Zeit des Cister-
cienserordens und so ungefähr hat auch das alte Engelszell ausgesehen.
Manche Räume, wie Kapitelhaus, Schlafsaal, Kellerei, haben ihren ursprüng-
lichen Platz bis heute behauptet, bei anderen ist noch ziemlich sicher die
ehemalige Bestimmung zu erkennen, so z. B. die der jetzigen Bäckerei als
alter Klosterküche mit dem noch vorhandenen ominösen Kamin, der 1699
zum Ausgangspunkt für den verheerenden Brand wurde.
Die nach dem Brande wiederhergestellte und ganz neu eingerichtete
Prälatur finden wir im zweiten Stockwerk des westlichen Flügels und im
selben Stockwerk gegen Norden noch deutliche Spuren der von Abt Heiland
im Jahre 1712 dorthin verlegten Bibliothek.
Der in der Geschichte von Engelszell ost erwähnte Kreuzgang muß
wohl ein geschlossener Gang gewesen sein. Denn es wird berichtet, daß der
Passauer Domherr Rieger von Westernach, von 1699—1697 Administrator
des Klosters, die Fenster des Kreuzganges habe erneuern lassen. Er hat
sich als eigener Bau an das Klostergebäude angelehnt und war nicht in
dasselbe eingezogen. Denn im Westhofe der heutigen Abtei haben die
Trappiften den Klostermauern entlang wiederholt Skelettfunde gemacht,
was darauf schließen läßt, daß hier einst der Kreuzgang mit seinen Grab-
stätten gewesen sein muß.
Auch viele alte Grabsteine wurden von den jetzigen Bewohnern des
Klosters aufgedeckt, deren Inschriften eine wertvolle Bereicherung der Haus-
geschichte darstellen. Und was eine pietätlose Zeit in Schutt und Vergessenheit
hat sinken lassen, das wird jetzt pietätvoll gesammelt und eine Anzahl solcher
Steine schmückt bereits die Wände des neuen Kreuzganges im Gsttrakte.
Darunter befindet sich z. B. der Grabstein des im Jahre 1456 verstorbenen
Abtes Nikolaus II. Geislitzer und als besonders wertvolles Stück der des
Jörg Pernpeck (gestorben 1516), eines Pflegers auf dem kleinen, unterhalb
Passau an der Donau gelegenen Schlößchen Krempelstein. Letzterer ist eine
6
81
Schöpfung des Passauer Meisters Jörg Gärtner, der sich gerade durch seine
vorzüglichen Arbeiten in Grabsteinen einen Namen gemacht hat. Noch ein
anderer Gedenkstein stammt aus der Werkstätte Gärtners. Er stellt ein
Meisterwerk der Spätgotik dar, ist dem Andenken des edlen Wohltäter-
paares Enstach und Dorothea Albrechtsheimer auf Burg Wesen geweiht
und trägt die Jahreszahl 1508. Man wußte wohl von dem Vorhandensein
dieses Steines, namentlich aus den genauen Aufzeichnungen, die Weinberger
in seiner Chronik von Engelszell über ihn macht. Wo aber der Stein
hingekommen war, wußte niemand mehr; er war verschwunden. Da haben
ihn die Trappisten im Jahre 1926 bei Aufräumungsarbeiten buchstäblich
aus dem Schutt heraus wieder zu Tage gefördert. Der Stein ist wohl
in zwei Stücke zerbrochen, sonst aber noch sehr gut erhalten.
Unter den aufgefundenen Steinen sind auch solche, die sich durch hohes
Alter auszeichnen, wie der Grabstein des 1334 verstorbenen Gottfried
Lauterweck und der vielleicht noch etwas frühere des Hadmar Waldecker,
des Erbauers der Katharinenkapelle, der zu den ältesten Arbeiten dieser
Art in ganz Gberösterreich gehört.
Der Kreuzgang des alten Engelszell war schon Ende des 16. Jahr-
Hunderts arg zerfallen und ist später ganz beseitigt worden.
Einen Besuch verdient das alte Kapitelhaus aus dem Jahre 1313 (?),
das zwar in seinem jetzigen Zustande wenig Sehenswertes bietet, aber in
nächster Zeit wieder hergestellt und seiner früheren Bestimmung zurückgegeben
werden soll. Es stellt eine nicht sonderlich große, dreischisfige Halle dar
mit hübschem gotischen Kreuzgewölbe. Die Wand zieren einige alte, leider
schon ziemlich schadhafte Fresken, darunter die Bilder der hier begrabenen
Äbte Piligrim (f 1341) und Heinrich (f 1364). Interessant sind die eigen-
tümlichen, mit den Säulen aus einem Steine gehauenen Lesepulte.
Besichtigung verdient ferner die ehemalige Prälatur im zweiten Stock-
werk. Zum Erbauer, resp. Wiederhersteller nach dem großen Brande hat
sie den Abt Amandus von Glanz; ihre künstlerische Ausschmückung aber
erhielt sie erst durch Leopold II. Die reiche Stukkierung, die wir hier
finden, ist jedoch nicht von der „Wessobrunner-Schule" ausgeführt, der wir
in der Klosterkirche begegnet sind, sondern von der sog. „Münchener-Schule",
vertreten durch den jüngeren der beiden Modler, Kaspar Modler aus Linz.
Die Modler stammen aus dem niederbayerischen Marktflecken Kößlarn
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im Rottal. Der Vater, Ioh. B. Modler, der u. a. auch im Chorherrenstift
Guben bei Schärding und im Cistercienserkloster Fürstenzell bei Passau
tätig war, hat sich später in Gbernberg am Inn (Gberöfterreich) nieder-
gelassen, der Sohn Kaspar in Anz. Wenn wir die Modler neben den uns
schon bekannten Wessobrunner Übelherr stellen, dann ist dieser „der feinere
und vornehmere Künstler", während die Modler „derber und zufahrender"
sind. Gerade in Engelszell, wo die beiden Schulen nebeneinander geschafft
haben, läßt sich die Eigenart einer jeden gut wahrnehmen.
Gft begegnet uns in der Ausschmückung von Kirche und Kloster, bald
in Farben, bald in Stuck das Stiftswappen von Engelszell, das auch der
jetzige Abt Gregorius in fein Wappen mithinein genommen hat. Es zeigt in
einem in der Mitte gespaltenen Schilde rechts auf rotem Felde ein silbernes
Flußband, links einen goldenen Hirtenstab mit einem in der Mitte auf-
gelegten schwarzen „E" und einem Madonnenbild in der Krümmung des
Stabes. Abt Leopold Heiland gibt zur Symbolik des Wappens folgende
Deutung: Ein Bischof (Hirtenstab), von der Pram (Flußband) gebürtig,
gründet für den der Muttergottes (Madonnenbild) besonders geweihten
Grden das Kloster Engelszell („E").
Zu den Sehenswürdigkeiten der Prälatnr gehören endlich ein paar
kunstvolle Gsenbauteu, darunter ein besonders schöner Gfen ans der
Rokokozeit.
Im sog. „ Fürstenzimmer" mit seinem lauschigen Erker und dem hübschen
Blick auf Engelhartszell und das malerische Ufergelände haben Stuck und
Malereien leider sehr gelitten. An das Zimmer knüpft sich eine interessante
historische Erinnerung. Hier war es nämlich, wo im Jahre 1746 den
berüchtigten Pandurenoberst Frhrn. von der Trenk sein Geschick ereilte, nachdem
er wiederholten Versuchen, seiner habhaft zu werden, getrotzt und sogar einer
kaiserlichen Vorladung nach Wien kein Gehör geschenkt hatte. Er lag eben
mit seinem „Rotmäntlern" im Kloster, als er von dem gegen ihn entsandten
Gberstwachtmeister von Frohn hier überrascht wurde. Durch Überlistung
gelang es dem gewandten Offiziere, den gefährlichen Abenteurer auf einen
Kahn in der Donau zu bringen und mit sich nach Wien zu führen. Trenk
wurde zum Tode verurteilt, dann aber zu lebenslänglicher milder Haft
begnadigt. Schon nach drei Iahren ist er auf dem Spielberg bei Brünn,
erst 38 Jahre alt, gestorben.
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b) Der Neubau aus dem 18. Jahrhundert
Über 400 Jahre hatten sich die Mönche von Engelszell mit den
bescheidenen Räumen des alten Baues begnügt. Als aber unter dem letzten
Abte Leopold Reich! der Konvent sich bedeutend mehrte, — beim Tode
des Abtes werden 37 Konventsmitglieder angegeben, darunter 26 Priester —
da mußte man an Vergrößerung des Klosters denken. Und der unter-
nehmende Prälat zögerte denn auch nicht, einen ausgiebigen Erweiterungsbau
in Angriff zu nehmen.
So entstand der östliche Trakt der heutigen Anlage. Im Jahre 1757,
also schon einige Jahre früher als die Kirche, war der Neubau vollendet,
den die klösterliche Familie jetzt bezog, während man — wie schon bemerkt —
den alten Bau nunmehr ausschließlich der Aufnahme der Gäste überließ.
Zweifach unterschied sich dieser neue Bau von dem alten. In der
Anlage und Einteilung der regulären Hrtlichkeiten war man jetzt schon
mehr abgekommen von der Gepflogenheit der ersten Cistercienser. Auch
wies der neue Bau mehr Einzelzimmer und weniger Gemeinschaftsräume
auf, denn das Schlafen im gemeinsamen Schlaffaale wurde jetzt aufgegeben
oder war vielleicht schon früher aufgegeben worden.
Wie wir aber wissen, hat der Neubau dem Konvente nur mehr kurze
Zeit zur Wohnung gedient. Schon dreißig Jahre nach seiner Vollendung
wurde das Stift aufgehoben und diente dann bis 1825 profanen Zwecken.
Erst mit diesem Jahre zog wieder klösterliches Leben in Engelszell ein.
Damit aber war auch eine neue Einteilung und Verwendung der regulären
Räume bedingt. Denn das bei den Trappisten stark ausgeprägte Gemeinschafts-
leben verlangte Aufgeben der Einzelzellen und Rückkehr zu den Gemeinschasts-
ränmen, besonders zu den gemeinsamen Schlassälen. — Auch eine Prülatur,
wie man sie vor der Aufhebung des Klosters hatte, war jetzt überflüssig
geworden. Der dem Grden eigene Geist strenger Armut und Einfachheit
weist auch dem Abte nur eine bescheidene Wohnung oder richtiger ein
Arbeitszimmer tagsüber zu; bei Nacht nimmt er auch seine Ruhe im
gemeinsamen Schlafsaal. Deshalb hat man jetzt auch die alte Prälatur dem
Empfange namentlich vornehmer Gäste überlassen.
Ein Gang durch die Klausur (Mönchswohnung) des heutigen Engelszell
führt uns zunächst in den neuen Kreuzgang. Es liegt eine eigene Weihe
auf diesen Gängen, die da geheiligt sind durch das Gebet und die Gpfer,
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durch die Geistessammlung und das Schweigen derer, die in ihnen wandeln;
geheiligt durch die feierlichen Prozessionen, die durch sie ziehen, durch die
ernsten Prozessionen hinaus zum stillen Klosterfriedhof, um dort die Leiche
eines lieben Mitbruders der Grabesruhe zu übergeben; geheiligt durch
die unzähligen Schritte des Gehorsams, mit denen die Mönche — immer
durch diese Gänge! — zur Kirche, zum Kapitel, zur Arbeit eilen oder wohin
fonft die Glocke sie ruft.
Vom Kreuzgang werfen wir auch einen Blick hinaus auf den friedlich
stillen Klosterhof, wo wir rieben Blumen und Ziersträuchern auch die süd-
ländische Feige gewahren, ein Beweis, wie milde und warm das Klima
ist im tiefeingeschnittenen Donautale.
Um den Kreuzgang gruppieren sich die regulären Räume des Hauses,
soweit sie nicht dem zweiten Stockwerk zugeteilt sind. — Vom gemein-
famen Speisesaal und Schlafsaal wird später noch die Rede sein. Außer
diesen verdienen Erwähnung das Skriptorinm oder Schreibzimmer der
Religiösen, wo diese sich in den freien Zeiten mit Lesung, Studium oder
schriftlichen Arbeiten beschäftigen können; ein ähnlicher Raum für die
Laienbrüder, das sog. „Brüderkapitel"; das „Parlatorium" oder große
Sprechzimmer, wo die Handarbeit verteilt wird und wo man vor dem
Gang zur Arbeit noch das Nötige mit dem Oberen besprechen kann;
die große Gemeindeküche und das dazu gehörige „Laboratorium" oder
Arbeitszimmer, wo das für die Küche Notwendige zubereitet wird; und
das Noviziat. Doch nein! Zum Noviziat gibt es für die Besucher des
Klosters keinen Zutritt. Als beschauliche Grdensleute legen die Trappisten
großen Wert darauf, daß die Novizen sich möglichst ungestört und un-
berührt vom Verkehr mit der Welt zu Liebhabern der Einsamkeit und
des heiligen Stillschweigens heranbilden können. Deshalb darf auch nur
Vater Abt und dürfen andere nur mit dessen Erlaubnis das Noviziat
betreten, wo die Novizen mit ihrem Meister innerhalb der großen Kloster-
familie eine kleine Familie für sich bilden, wo sie ihre eigenen regulären
Räume und für die Erholung ihr eigenes hübsches Gärtchen haben. —
Die Lage des Noviziates in Engelszell ist ideal. Größere Ruhe als hier
läßt sich kaum denken. Ab und zu der heisere Auffchrei einer Schiffs-
sirene vom nahen Strom, ab und zu das Surren eines Propellers hoch
in den Lüsten, das sind fast die einzigen Laute, die aus dem Lärme des
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Alltags in diese Einsamkeit dringen. Nichts stört hier die Geistessammlung
der jungen Gottsucher. Und die sie umgebende herrliche Gottesnatur ist
nur dazu angetan, ihr Herz immer von neuem zu Gott zu erheben.
Über dem Noviziats haben die Kranken ihre Zellen und dabei eine
eigene Kapelle; und auf diese Weise partizipieren auch sie an der für
Kranke so wohltuenden, ruhigen Lage und genießen über den Noviziats-
garten hinweg einen lieblichen Blick auf den Strom und seine male-
rischen Ufer.
Alle Räume des Klosters find schlicht und bescheiden, durchweht vom
Geiste der Einfachheit und Armut, der dem Grden in besonderer Weise
eignet. Eine Ausnahme davon macht der Speisesaal, dessen reiche StuK-
kieruug aber durch wiederholte Übertünchung stark gelitten hat und dessen
Bilderschmuck (wohl auch von Altomonte) leider ganz verschwunden ist.
Die Stuckarbeiten des Speisesaals sowohl, wie der darüberliegenden
Bibliothek, des schönsten Saalraumes der Abtei, stammen von dem uns
schon bekannten Kaspar Modler. Namentlich in der Bibliothek hat Modler
im glücklichen Zusammenarbeiten mit Altomonte Großartiges geleistet.
Leider hat man bei der Aufhebung des Stiftes gerade den Bibliotheksaal
in einer Weise behandelt oder richtiger mißhandelt, daß es an Bandalismus
grenzt. Als ob es in dem großen Hanse sonst keine Zimmer gegeben
hätte, hat man diesen Saal dazu ausersehen, um aus ihm durch unschöne
Einbauten einen Teil der Pfarrerwohnung zu schaffen. All die Jahre
seither war deshalb Altomontes herrliches Deckengemälde, die Huldigung
der Künste und Wissenschaften an die göttliche Weisheit vorstellend, „ver-
baut" und werInteresse dafür hatte, konnte nur auf halsbrecherischen
Wegen zu seiner Besichtigung gelangen. Heute ist das Bild wieder frei-
gelegt und übt von neuem seinen Zauber auf die Besucher der Kloster-
bibliothek. — Den Wänden des Saales entlang reihen sich in stilvoll
gehaltenen Schränken die wertvollen Bestände an Dogmatik und Moral,
Kirchengeschichte und Profangeschichte, Philosophie und Philologie, ernster
Ascese und heiterer Belletristik und sonstigen Büchern und Schriften in
reichster Abwechslung. —
Dieser Besuch in der schönen Klosterbibliothek ist der würdige Ab-
schluß unseres Rundganges durch das ehrwürdige Stift.
86
5. Der Mosterbesltz
Wir treten wieder ins Freie und haben gegen Westen vor uns eine
rings von der Straße umsäumte Wiesenfläche, die sog. »Tanzwiese". Eigen-
tümlicher Name das! — Eine Legende knüpft sich an den Rasenplatz,
die uns Aufschluß darüber gibt, wie er zu diesem Namen gekommen ist.
Einstmals an einem hohen Festtage soll sich auf der Wiese eine
luftige Gesellschaft eingefunden haben zu Spiel und Tanz; und das gerade
zur Stunde, wo in der Kirche nebenan der feierliche Gottesdienst abge-
halten wurde. Da sei der Abt in heiligem Zorne aus der Kirche und
unter die jungen Leute getreten und habe nicht bloß diesen eine tüchtige
Standeslehre gehalten, sondern er soll auch noch die Wiese verflucht haben,
die man zum Schauplatz solch leichtsinnigen Treibens gemacht hatte. Und
von der Stunde an, versichert die Legende, hat es das Heu dieser Wiese,
die man jetzt die Tanzwiese nannte, jedes Jahr verregnet, so daß man
es nie mehr trocken nach Hause bringen konnte. Da war es ja schon
der Tanzwiese wegen wirklich ein Glück, daß 1925 wieder Mönche nach
Engelszell gekommen sind; denn seitdem ist der böse Zauber von ihr ge-
wichen und es gibt jetzt auch für sie wieder gutes Heuwetter.
Westlich von dieser Wiese dehnt sich im Halbkreise ein Kranz von
Gebäuden, die mit Ausnahme der Villa des Arztes einst alle Kloster-
besitz waren. Heute ist es allerdings nur mehr die Brauerei und das
Haus nebenan. Die anderen sind teils in Privatbesitz übergegangen,
teils fungieren sie jetzt als öffentliche Bauten, wie die Hofrichterei, in die
man das Bezirksgericht verlegt und der „Zehentstadel", den man zum
Bezirksgefängnis gemacht hat. Die ganze Anlage verdankt ihr Entstehen
bezw. ihre Verschönerung dem baulustigen Abte Leopold I. Heiland. Noch
sehen wir über der Türe zum „Bräustübl" (einst Hofrichterwohnung) einen
Gedenkstein mit der Inschrift: „Lud regimine Leopoldi Abbatis restau-
ratum 1707. Wiederhergestellt im Jahre 1707 unter der Regierung des
Abtes Leopold." Und ein ähnlicher Stein über dem Eingang zur Brauerei
besagt uns, daß sie unter demselben Abte im Jahre 1709 von Grund
aus neu erbaut worden ist.
In weitem Bogen schwingt sich an der Brauerei vorüber die neue
Klausur um die dem Kloster zunächst gelegenen Gärten und Anlagen.
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Wir treten ein, besuchen die verschiedenen Werkstätten, die Wirtschafts-
gebäude, vor allem die Käserei, in der der vorzügliche Klosterkäse bereitet
wird; besichtigen den Viehstand in Pferde-, Kuh- und Schweinestall, die
Hühnerfarm, den Fischweiher und überzeugen uns überall von der Be-
rechtigung des guten Rufes, dessen sich die Trappisten als vorbildliche
Wirtschafter erfreuen. Besonders fällt uns auf, mit welcher Sorgfalt man
hier darauf bedacht ist, jedes Fleckchen Erde auszunützen. Wo immer Bruder
Gärtner eine Scholle entdeckt, da vertraut er ihr ein Samenkorn an oder
ein kleines Bäumchen, der alten Mahnung eingedenk:
„In jeden Raum
Pflanz' einen Baum!
Und pflege fein,
Er bringt dir's ein."
Durch einen Rest der alten Klausurmauer gelangen wir der fast
100 Meter langen Südfront des Klosters entlang zum Erholungsplatz der
Mönche, einer einfach schönen, aber mit Fleiß und Liebe gepflegten Anlage.
Dann durch das Gärtlein der Novizen zu einem kleinen, dem Kloster
gehörigen Ackerlande von besonderem Werte, weil auf ihm kostbarer Same
einer verheißungsvollen Ernte entgegenreift, zum „Gottesacker" oder
Klosterfriedhof.
„Der Friedhof fei, wenn eben möglich, hinter der Apfis der Kirche.
Er kann aus drei Abteilungen bestehen, von denen die erste für die Priester
bestimmt ist, die zweite für die übrigen Chorreligiofen und die dritte für
die Laienbrüder. Er ist von einer Mauer oder einem Heckenzaun um-
geben und muß gut instand gehalten werden. Die einzelnen Grabkreuze
sind aus Holz oder Gußeisen und weiß oder schwarz angestrichen. Jedes
trägt eine Inschrift, die den Grdensnamen des Verstorbenen angibt, seinen
Stand (ob Priester, Diakon usw., ob Mönch oder Laienbruder) und das
Datum des Todes. Diese Inschrift ist in lateinischer Sprache für die Chor-
religiofen, in der Landessprache für die Laienbrüder."
Das sind die Vorschriften der „Grdensgebräuche" für die Anlage
des Friedhofes bei den Trappisten. Der Friedhof von Engelszell entspricht
diesen Vorschriften durchaus. In ruhigster Lage und sorgsam gepflegt,
träumt er, von einem jungen Heckenzaun umgeben, hinter der Apsts der
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Abteikirche. Er zeigt auch die gewünschte Dreiteilung und auf jedem
Grabhügel ragt das schlichte, schwarzgestrichene Holzkreuz und blühen ein
paar bescheidene Blümchen.
Die Einfachheit, die Ruhe, der Friede dieses Friedhofes sprechen zum
Herzen. Er wird aber vollends zur Kanzel und spricht eine gewaltige
Sprache, wenn sich ein neues Grab öffnet und wieder ein Toter Einzug
hält „ins Haus seiner Ewigkeit". — Eindrucksvolleres läßt sich kaum denken
als ein Begräbnis bei den Trappisten.
Eben sind die ernst feierlichen Choralmelodien der Requiemsmesse
verklungen, die Vater Abt selbst für den verstorbenen Mitbruder gesungen
hat. Es folgen die üblichen Absolutionen an der offen im Chore daliegenden
Leiche. Der Trappist, der arm sein will, wie sein sterbender Heiland es
gewesen, verzichtet auf den Sarg. Im GrdensKleide, in dem er dem lieben
Gott gedient, vielleicht lange Jahre gedient hat, läßt er sich auf ein ein-
faches Brett legen, wie der Heiland sich hat auf das Holz des Kreuzes
legen lassen zum Sterben.
Nun stimmt der Cantor (Vorsänger) die Antiphon an: „Chorus
Angelorum" „Der Chor der heiligen Engel möge dich ausnehmen!", die
Glocken setzen ein und unter ergreifendem Psalmengesange geht es durch
den Kreuzgang zum Friedhof. Wir sehen keine Tränen fließen, hören keine
trostlosen Klagelaute. Wie stille Freude liegt es vielmehr auf den Gesichtern,
wie freudiger Dank, daß der liebe Gott wieder ein treues Familienglied
heimgerufen hat von den Leiden der Verbannung zur ewigen Krone; wie
freudiges Hoffen, daß man über kurz oder laug auch diesen Weg gehen
darf, der für die treue Grdensperfon alles Schreckhafte verloren hat und
nur Erlösung bedeutet und Erfüllung aller Wünsche.
Auf dem Friedhofe angekommen, segnet der Abt zuerst das Grab,
das den Toten aufnehmen soll. Und während der Psalmengesang immer
noch fortdauert, wird die Leiche von der Tragbahre gehoben und vier
Brüder lassen die teure Bürde langsam, feierlich hinunter in das Grab.
Auch der Pater Krankenwärter steigt hinab und erweist dem lieben Mit-
bruder den letzten Liebesdienst. Er legt die Leiche zurecht und zieht dem
Toten die Kapuze tief ins Gesicht. Und genau so, wie dieser sich im
Leben allabendlich im Grdenskleid auf fein hartes Strohlager gelegt hat
zur nächtlichen Ruhe, fo liegt er jetzt auch drunten im Grabe zum letzten
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friedlichen Schlummer. Rings um das Grab aber liegen die Mitbrüder
auf den Knien, das Haupt tief zur Erde gebeugt und dreimal steigt die
heiße Bitte zum Himmel: „Domine miserere super peccatore! Herr»
Hab' Erbarmen mit dem Sünder!" Das ist kein Singen, kein Beten
mehr; das ist der laute Aufschrei innig flehender Liebe, der jetzt mit All-
gewalt aus dem Herzen bricht, aber auch in die Herzen dringt, fo daß
alle, die Zeugen dieser ergreifenden Zeremonie sein dürfen, in tiefster
Seele davon erfaßt werden.
Schon stehen am Grabe einige Brüder mit Schaufeln zur letzten
schweren Dienstleistung. Behutsam lassen sie die ausgehobene Erde ins
Grab zurückrollen, immer nur am Fußende des Grabes. Und die Schollen
decken erst die Füße, dann die Brust und zuletzt auch das Antlitz des Verstor-
benen. Und bald wölbt sich ein Grabhügel mehr auf dem stillen Klosterfriedhof.
Betend, wie sie gekommen und betend, wie sie am Grabe gestanden,
so kehrt die klösterliche Familie jetzt auch betend zurück in die Kirche,
damit das kostbare Weizenkorn, das sie eben dem Schöße der Erde
anvertraut, befruchtet vom reichen Segenstau fo vieler Gebete, recht bald
hineinwachse in die ewigen Freuden des Himmels. —
Jetzt begreift der liebe Leser, was ihm vielleicht erst befremdlich vor-
kam, warum wir den Gang zum Friedhof eingereiht haben in das Kapitel
vom „Klosterbesitze". Denn kostbareres Ackerland findet sich nicht im
ausgedehnten Grundbesitze des Klosters, als die kleine, knappe Scholle,
wo im Schatten des Gotteshauses seine Toten schlafen.
Unser letzter Besuch innerhalb der klösterlichen Umfriedung gilt den
großen Gartenanlagen der Abtei. Heute wenigstens sind es „große"
Anlagen. Erst war es nicht so. Bei ihrer Ankunft in Engelszell fanden
die Trappisten die alten Klostergärten fast in ihrem ganzen Umfange ver-
wahrlost und verwildert. Ihr nimmermüder Fleiß aber hat bald Wandel
geschaffen. Emsig ging es ans Roden und Reuten, ans Kultivieren und
Planieren. Dazu hat wohltätige Mithilfe eine geradezu mustergültige
Anlage moderner Gewächshäuser ermöglicht. Und so ist das Kloster heute
nicht bloß in der Lage, mit den Erzeugnissen seiner Gärten den Eigen-
bedarf des Hauses zu decken, sondern es ist der Garten auch schon zu
einer dankenswerten Einnahmequelle geworden. —
Nicht minder wertvoll sind für das Kloster feine ausgedehnten Lände-
reien, durch die uns jetzt die Wanderung führt. Auf der kleinen Ebene
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talwärts bis zur schon einmal erwähnten „Saag" und den Berg gegen
Ägidi hinan dehnt sich sein Grundbesitz, ertragreiches Ackerland, saftige
Wiesen und reicher Waldbestand.
Was aber den Besitz besonders wertvoll macht, ist sein ergiebiger
Wasserreichtum. Vielleicht erinnert sich der Leser noch, daß schon die Äbte
von Ebrach und Fürstenzell in ihrem Berichte vom 27. Januar 1295 über
das eben erst gegründete Engelszell besonders den Wasserreichtum der
Gegend hervorheben. „Vidimus situm loci amoenissimum, aquarum
decursibus irriguum", heißt es dort, „Wir fanden die Lage des Grtes
sehr angenehm und gut bewässert". Von überall rauschen die Wasser zu
Tal; und tritt man irgendwo in die weihevolle Stille des Klosterwaldes,
da hört man auch schon
„ . . . die muntren Bächlein schwatzen
Hastig im Bergunterrennen;
Wilde Knaben, die nicht schweigen
Und nicht ruhig sitzen können." („Dreizehnlinden")
Das Kloster hat sich den günstigen Umstand auch schon zu nutze
gemacht durch Anlage einer ergiebigen Wasserleitung und des schon er-
wähnten Kraftwerkes am „saufenden Bache".
Wir schicken uns zur letzten Wanderung, zum „Maierhof" des Klosters,
droben bei St. Ägidi. Eine Stunde dauert der Ausstieg; ist auch etwas
beschwerlich, aber er lohnt sich. Er ist reich an reizvollen Ausblicken:
erst zurück zur Abtei und zum Markte Engelhartszell, dieser köstlichen
Doppelidylle am Stromufer; dann hinein in die wildromantische Schlucht,
durch die der „sausende Bach" in jähem Absturz seine schäumenden Wasser
von Felsblock zu Felsblock schleudert, daß der weiße Gischt hoch ausspritzt;
dann wieder hinab ins einsame Donautal mit seiner majestätischen Ruhe,
mit den malerischen Uferhöhen und den verträumten, alten Burgen, die
sich in den Wellen spiegeln.
Und stehen wir erst oben, dann weitet sich der Blick zu den sanften
Höhen und lieblich verstreuten Ortschaften des Mühlviertels im Gsten;
hinüber nach dem Bayerwald mit dem hochgelegenen Wegscheid und dem
kleinen Gottsdorf, das mit seinem schmucken Türmchen schüchtern ans
dem Tann lugt; hinein zum sagenumwobenen Dreisessel und hinauf bis
zu den Bergen des Böhmerwaldes, deren weiche Linien hoch im Nordost
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den Horizont begrenzen. Und gerade vor uns im Westen steigt die bewaldete
Kuppe des Hangfteins auf, nicht hoch, kaum 900 Meter, jedoch wegen der
schönen Aussicht ein namentlich von Passauern gern gewähltes Wanderziel. Über
die Dächer des nahen St. Ägidi aber recken bei klarer Sicht die Riesen der
Alpenwelt ihre schneeigen Häupter und nicken freundlichen Gruß vom fernen Süd.
Doch sind wir eigentlich nicht da heraufgestiegen, um landschaftliche
Reize zu genießen, sondern um eine Wanderung zu machen durch den
Besitz der Abtei, der hier oben seine äußerste Grenze findet. Der Bauernhof
da vor uns spielt eine Rolle in der Geschichte der Abtei. Zum „Mayer auf
der Gd" nennt sich der Hof. „Güter auf der Gd" bei St. Ägidi begegnen
Ans aber in der Chronik von Engelszell wiederholt als Zuftiftungen zum
Kloster, so in den Stiftsbriefen von 1329, 1399 und 1479. Ja, schon aus
dem Jahre nach der Gründung des Stiftes (1294) wird ein Freibrief er-
wähnt über des „Gotteshauses Engelszell Güter zu Wesen, Engelhartszell,
St. Gilgen, Witzmannsdorf und ©d." Und in dem Urbarinm des Abtes
Nivard vom Jahre 1662 wird unter den Gütern, die auf der Gd zum
Kloster gehört haben, eigens der „Mayer an der Gd" genannt. Es war
also dieser Hos schon durch Jahrhunderte im Besitze der alten Abtei Engelszell.
Und nach der Jahreszahl am Gstgiebel des Wohnhauses zu schließen, ist dieses
1737 unter dem tüchtigen Administrator Raymund Schedelberger von Wil-
Hering neu gebaut worden. Mit der Aufhebung des Klosters 1786 hörte auch
das „Mayrgut", wie es im Volksmunde heißt, auf, Klostergut zu sein.
Aber nicht für immer! Denn im Herbste 1929 haben es die Trappisten
wieder käuflich erworben. Und seitdem sind stets einige Brüder aus dem
Kloster zur Bewirtschaftung des Gutes hier oben. Wöchentlich dreimal
steigt ein Pater zu ihnen herauf und liest die heilige Messe für sie in der
kleinen Hauskapelle, in der auch das Allerheiligste aufbewahrt ist. Auch
Vater Abt erfreut sie von Zeit zu Zeit in ihrer Einsamkeit mit seinem
Besuche. Sonn- und Festtags aber eilen sie hinab ins Tal, um den Tag
des Herrn bei den lieben Mitbrüdern im Kloster zu verbringen.
Auch wir rüsten uns zum Abstieg. Was wir auf unserer Wanderung
gesehen, hat uns zur Uberzeugung gebracht, daß die Trappisten mit der
Erwerbung von Engelszell einen guten Griff gemacht haben. Und die
Hoffnung scheint uns wohl berechtigt, daß das Kloster auch in wirtschaft-
licher Beziehung einer neuen Blüte entgegengeht. —
92
Wjom in; mm svlZ
IUS III
^rappisten mit ihrer bekannt strengen Lebensweise sind 1925 in
Engelszell eingezogen. Ganz fremd aber war solche Lebensart den alters-
grauen Mauern nicht. Namentlich in der ersten Zeit nach Gründung des
Klosters, die noch in die Blüte des Grdens hineinreicht, führten die Mönche
von Engelszell ein rauhes Leben, das sich von dem der Trappiften kaum
unterschieden hat. Strenge wurde schon damals das Stillschweigen beob-
achtet, ganz nach Vorschrift der heiligen Regel. Vom Fleischgenuß enthielt
man sich vollständig, und auch der Abbruchsfasten gab es viele im Jahre.
Dazu ein vollständig gemeinsames Leben. Im ungeheizten Speisesaale
nahm man die bescheidenen Mahlzeiten, im gemeinsamen Schlafsaale die
knappbemessene Nachtruhe. Mit Liebe und Eifer oblag man dem Chor-
dienfte. Wie ein lieblich duftendes Blümchen blühte eine zarte, kindliche
Andacht zur lieben Gottesmutter.
Darum erfreute sich auch das Kloster in solchen Zeiten großen An-
sehens bei hoch und nieder. Vermögende Personen aus allen Ständen
schätzten es sich zur Ehre, zu seinen Wohltätern zu gehören; und kirchliche
Würdenträger und adelige Familien bewarben sich um die besondere Gunst,
ihre letzte Ruhestätte innerhalb der Mauern zu finden, die Tag und Nacht
widerhallten vom Lobe Gottes und in denen ein so heiliger Wandel ge-
führt wurde.
Wie wir wissen, ist es später allerdings in Engelszell anders ge-
worden. Die Reformation hat den guten Grdensgeist langsam, aber sicher
zum Aussterben gebracht und hat die Bande der Zucht gelockert bis zur
wiederholten Auflösung des Konventes. Doch dauerte die Prüfung nicht
immer, und es kamen auch wieder bessere Zeiten. Namentlich unter dem
letzten Abte Leopold Reichl war der Geist in der klösterlichen Familie ein
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vorbildlich guter. Leider hat aber nach Leopolds Tode die so unerwartete
Aufhebung des Klosters allen schönen Zukunftshoffnungen ein jähes Ende
bereitet. Und mit den Mönchen mutzte auch der gute Geist echt klöster-
lichen Lebens, der sich hier so heimisch gefühlt hatte, das geächtete Haus
verlassen. Doch wollte er nicht weichen von der ihm lieben Stätte, son-
dern hielt trauernd Wacht vor den verwaisten Mauern und — wartete auf
bessere Zeiten. Und die kamen und brachten 1925 wieder Mönche nach
Engelszell. Da hat er sich ihnen freudig angeschlossen und mit ihnen wieder
Einzug gehalten in das Haus, aus dem man ihn vor langer, langer Zeit
verbannt hatte, und hat es von neuem erfüllt mit seinem Wohlgeruche.
Geist des hl. Bernhard ist es auch jetzt wieder, der es durchweht;
Cistercienserleben, wie ehedem; nur in strengerer Form, so wie es gelebt
wird in den Klöstern der Trappisten. Trappistenleben aber hat für unser Volk
den Reiz des Romantischen. Die Leute lesen, hören manch Interessantes
über das Leben dieser strengen Männer, über ihr „ewiges Schweigen"
und dergleichen mehr. Wenige aber werden es sein, die dieses Leben
schon in Wirklichkeit und aus der Nähe gesehen haben, weil es auf deut-
schem Boden immer noch wenige Trappistenklöster gibt. Deshalb dürste
es dem Leser nicht unlieb sein, wenn wir nach dem Rundgang durch die
Besitzungen von Engelszell nocheinmal zum Kloster zurückkehren, um seine
Mönche auch in ihrem Schalten und Walten, bei ihrem Beten und Ar-
beiten, in ihrem ganzen Leben und Treiben zu beobachten.
I. Sss Lebtll im Nloster ein jfsmilieolebell.
„Ecce, quam bonum et quam jucun*
dum, habitare fratres in unum.
Sehet, wie gut und wie lieblich es ist,
wenn Brüder in Eintracht zusammen woh-
nen!^
(Ps. 132)
Das Leben in den Klöstern nach St. Benedikts Regel, und dazu
zählen auch die Klöster der Trappisten, beruht auf der Idee und trägt
ganz das Gepräge des Familienlebens. Da waltet der Abt seines von
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Gott ihm gesetzten Bateramts — „Ehrwürdiger Vater" nennt ihn bezeich-
nend der Trappist — und als Lehrmeister der Seinen. Bater und Lehrer
soll er in der klösterlichen Familie sein. Diese zweifache Würde hat der
hl. Vater BenediKtus schon für sich selbst in Anspruch genommen im ersten
Satze seiner Regel: „Lausche, mein Sohn, auf die Lehren des Meisters
und nimm willig hin die Mahnung des liebenden Vaters!" Und er
nimmt sie auch in Anspruch für jeden Abt in seinen Klöstern. Jeder soll
Vater und Lehrer sein in der von Gott ihm anvertrauten Familie. Das
ist wohl eine schwere Aufgabe, und um sie würdig und mit Erfolg zu
lösen, braucht es eines besonderen Segens von oben.
Diesen Segen dem Abte zu vermitteln und ihm zugleich die große
Wichtigkeit seines doppelten Amtes als Vater und Lehrer recht nachdrücklich
zum Bewußtsein zu bringen, bestellt ihn die Kirche zu demselben durch
eine eigene feierliche Weihe. Es wird aber der Weihealtar für ihn auch
zum Traualtar, insofern er sich von dort die Stütze holt für seine schwere
Amtsführung und die Mutter für die klösterliche Familie. Wie nämlich
der Priester am Traualtare die Hand der Braut in die des Bräutigams
legt zum Bunde fürs Leben, fo legt der Bischof bei der Weihe des für
Lebenszeit bestellten Abtes die heilige Regel in dessen Hand, damit sie,
ihn stützend und ihm helfend, an seiner Seite als Mutler und Lehrmei-
sterin schalte in der klösterlichen Familie. „Alle", sagt wiederum St. Be-
nedikt, „sollen in allem der Regel als ihrer Lehrmeisterin folgen".
Und die Kinder? — Wo Vater und Mutter sind, müssen notwendig
auch Kinder sein, und erst durch sie wird das Bild der Familie voll-
ständig. Gerade die klösterlichen Familien sind aber meist kinderreiche
Familien. Jedoch durch gnadenreiche Berufung von feiten Gottes wird
man Kind der klösterlichen Familie, wie schon der Heiland es aus-
gesprochen hat: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch er-
wählt". Es ist tatsächlich eine große Gnade Gottes, unter Hunderttau-
senden erwählt zu werden zu dieser auserlesenen Kindschaft, und ganz
wunderbar sind ost die Wege, auf denen Gott eine Seele diesem hohen
Ziele zuführt.
Nie mehr kann der also Begnadete die Stunde vergessen, in der der
Ruf Gottes an ihn erging und er sich hinsetzte, um zum erstenmale seinem
zukünftigen Vater im Kloster zu schreiben, ob er ihn nicht auch als Sohn
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annehmen wolle; die Stunde, da er tiefbeglückt die Antwort in Händen
hielt, die ihm die Gewährung seiner Bitte zusicherte; die Stunde, in der
er, von der Gnade getragen, leichten Herzens Abschied nahm von Eltern-
haus und Familie, um fürderhin einer anderen Familie einverleibt zu
werden, in der er nach des Heilands Versicherung „hundertfachen" Ersatz
finden würde für das, was er in der Welt zurückgelassen.
Und fort ging's dann, der neuen Heimat entgegen. Und wie diese
nun aus der feierlichen Stille des anmutigen Talgrundes zum erftenmale
zu ihm heraufgrüßte, füllten heilige Freude und inniger Dank gegen Gott
feine junge Seele. —
„Aus dem Tannenwipfel ragte
Eines Türmleins spitzer Kegel:
First und Giebel eines Klosters
Nach St. Benediktus Regel."
(„Dreizehnlinden")
Fast will ihn für einen Augenblick ein Bangen befchleichen beim Ge-
danken an all das Nene und Unbekannte, was hinter diesen Mauern
wohl auf ihn warten würde. Doch ist es schnell überwunden und mutig
zieht er die Glocke. Bruder Pförtner erscheint, fragt freundlich nach feinem
Begehr und meldet ihn dem Abte. Und nach wenigen Augenblicken schon
steht er dem gegenüber, der ihm in Zukunft Vater sein soll. Er fühlt
es auch bald, daß er an ihm wirklich einen Vater gefunden und daß er
sich hier daheim fühlen kann und darf.
Für die ersten Tage bleibt er noch in der Wohnung der Gäste. Dann
führt ihn der Novizenmeister ein in die Grdensgemeinde, in das Noviziat
zu seinen jungen Mitbrüdertt, die ihn herzlich willkommen heißen. Nun
kann er sich schon alles mehr aus der Nähe ansehen, darf auch die Übungen
der Grdensgemeinde mitmachen; und so lernt er fein neues Leben nicht
bloß kennen, sondern auch lieben und schätzen. Mit Sehnsucht erwartet
er darum den Tag, an dem auch er das Kleid des Grdens erhalten soll.
Und dieser Tag kommt. Wie immer versammelt sich die Grdens-
gemeinde früh morgens im Kapitelsaale. Heute ist aber die Stimmung
freudiger, gehobener noch als sonst. Denn eben, nach der gewohnten Lesung
aus der heiligen Regel, tritt der Novizenmeister vor seinen Vater Abt mit der
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ehrerbietigen Meldung: „ Ehrwürdiger Vater, im Sprechzimmer wartet ein Kind
der Welt und bittet um die Aufnahme als Novize in unseren heiligen Grden."
Der Abt befiehlt den Kandidaten hereinzuführen, der sich ihm demütig zu
Füßen wirft und auf die Frage nach seinem Begehr «um die Barmherzigkeit
Gottes und die des Grdens" bittet. Vater Abt heißt ihn aufstehen und
hält ihm zunächst in väterlich ernsten Worten die Verpflichtungen vor Augen,
die er mit dem Eintritt in die Grdensgemeinde auf sich nimmt. Dann
segnet er die für ihn bestimmten Kleider und unter den feierlichen Klängen
des „Benedictas" entkleidet er ihn der weltlichen Gewandung und gibt
ihm dafür das heilige Grdenskleid. „Exuat te Dominus . . spricht
er dabei, Möge der Herr in dir ausziehen den allen Menschen mit seinen
Werken!" Und dann: „Induat te Dominus . . . Und anziehen möge
er in dir den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in Gerechtigkeit
und wahrer Heiligkeit!" Mit dem neuen Kleide erhält der junge Novize
auch einen neuen Namen, seinen Grdensnamen, und jetzt fühlt er sich erst so
recht als Glied der klösterlichen Familie. Darum gilt auch sein erster Gang im
neuen Kleide dem lieben Heiland im Tabernakel zu kurzem, innigen Danke.
Mit diesem Tage beginnt für ihn die vom Grden vorgeschriebene
Probezeit, das zweijährige Noviziat. Vom Novizenmeister, dessen Auge
nach Et. Benedikts Weisung mit aller Sorgfalt über ihn wachen soll, läßt
er sich einführen in die Obliegenheiten feines neuen Standes, in den Geist
der heiligen Ordensregel, läßt sich bekannt machen mit den Gebräuchen des
Grdens und des Hanfes, dem er jetzt angehört, sowie mit deren Geschichte,
und läßt sich namentlich unterweisen in dem, was für den beschaulichen
Grdensmann am Wichtigsten ist, im innerlichen Leben.
Es ist etwas ideal Schönes um das Zusammenleben in einem klöster-
lichen Noviziate, wo die jungen Novizen fern vom Geräusche und von den
Gefahren der Welt, umgeben von den guten Beispielen und umhegt von
der zarten Liebe ihrer Mitbrüder, betreut von der väterlichen Fürsorge
ihrer Gberen heranwachsen zum Vollalter vollkommener Grdensleute,
hineinwachsen in das beglückende, ganz übernatürlich eingestellte Familien-
leben, das der Psalmist schon vor Jahrtausenden besungen hat: „Ecce,
quam bonum et quam jucundum, habitare fratres in unum. Sehet,
wie gut und wie lieblich es ist, wenn Brüder in Eintracht zusammen wohnen!"
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Gewiß gibt es im Noviziat nicht immer sonnige Tage. Es hat auch
seine Leiden und Prüfungen. Und das kann und darf gar nichts anders
sein in der Zeit der Vorbereitung für ein Leben, das ein ständiges Sich-
verzehren und Hinopfern im Dienste Gottes sein soll. Aber es hat auch
seine stillen Freuden und heiligen Tröstungen, mit denen der liebe Gott auf
die großmütig ertragenen Leiden und Prüfungen antwortet. So lernt der
junge Gottsucher ganz von selbst auch das Kreuz lieben und im Gpfer fein
Glück finden und wird es von Tag zu Tag mehr inne, daß in der Schule
des Heilandes das „Joch des Heilandes süß und seine Bürde leicht ist".
Mit einem Worte: Der Novize ist glücklich in seinem Berufe und lebt
bereits in der frohen Erwartung des großen Tages, an dem er durch die
heiligen Gelübde ein Ganzopfer werden darf für den, der ihn zu diesem
reinen Glücke berufen. Ja, wirklich ein Ganzopfer! Denn mehr kann der
Mensch seinem Gölte kaum zum Gpfer bringen, als was der Grdensmann ihm
opfert am Tage der heiligen Proseß: Alle seine zeitlichen Güter im Gelübde der
heiligen Armut; alle sinnlichen Genüsse und die Freuden einer irdischen Liebe im
Gelübde der Keuschheit; seinen ganzen Willen im heiligen Gehorsamsgelübde;
seine ganze Freiheit im Gelübde der Stabilität oder Grtsbeständigkeit, wo-
durch er sich fürs ganze Leben an fein Kloster bindet; und endlich jeden
Hang zur Bequemlichkeit und Trägheit im Guten durch das sog. Gelübde
der „Bekehrung der Sitten", das ihn zu lebenslänglichem ernsten Streben
nach klösterlicher Vollkommenheit verpflichtet.
Das find wahrlich große Verpflichtungen, und die Ablegung der
heiligen Gelübde ist ein Schritt von großer Tragweite. Darum gehen auch
Kirche und Grden mit aller Vorsicht zu Werke, damit niemand diesen
Schritt tue, für den er ein Schritt ins Verderben werden könnte. Nach
der langen Probezeit des Noviziates muß im Konventskapitel erst noch
darüber beraten und in geheimer Abstimmung entschieden werden, ob der
Novize auch würdig sei, zur Ablegung der Grdensproseß zugelassen zu werden.
Und fällt diese Abstimmung zu seinen Gunsten ans, dann muß er sich volle
acht Tage lang durch geistliche Übungen auf den wichtigen Akt vorbereiten
und darf sich dann erst noch für nicht länger als drei Jahre durch die
heiligen Gelübde binden. Bewährt er sich immer noch und ist er auch nach
Ablauf dieser Zeit noch fest entschlossen, in seinem Berufe auszuharren,
99
dann wird ihm erst die Freude, sich fürs ganze Leben dem lieben Gott
schenken zu dürfen in den ewigen Gelübden.
Die Feier selbst ist bei den Trappisten dem Charakter des Grdens
entsprechend einfach und schlicht. Nur die Ablegung der ewigen Gelübde
bei den Chorreligiosen gestaltet sich zu einer größeren, eindrucksvollen Feier.
Sie findet in der Kirche statt während des vom Vater Abt zelebrierten
Pontifikalamtes.
„Hell im Chor der Klosterkirche
Flammen weiße Gpserkerzen;
Heller brennen, heißer glühen
Gpferfrohe Menschenherzen.
Einer knieet vor den Staffeln
Im Gewand von weißem Linnen,
Sanft gebückt, geschlossnen Auges,
Wie versenkt in sel'ges Sinnen.
Und ein Strahl der Frühlingssonne
Fällt herein mit goldnem Glänze
Und umwebt des Jünglings Locken
Wie mit einem Glorienkranze."
(„9todj Dreizehnlinden")
Zu diesem Einen, der da an der Stufe auf den Knieen liegt, steigt
Vater Abt nach dem Evangelium der Messe im vollen Schmucke der
Pontifikalkleidnng mit Mitra und Stab herab und richtet an ihn Worte
väterlicher Liebe, aber auch ernster Ermahnung. Dann kniet er, und knieen
mit ihm alle Anwesenden nieder und im feierlichen „Veni Sancte Spiritus!"
wird der Segen des Himmels herabgefleht auf die heilige Handlung, die
jetzt vor sich gehen soll. Den Höhepunkt erreicht diese in dem Augenblicke,
da der junge Proseß in der Freude seines Herzens seine Gelübdeformel
absingt, sie dann unterschreibt und eigenhändig als Gott wohlgefälliges
Brandopfer auf den Altar niederlegt. Dreimal und immer inniger steigt
dann sein Bittgesang zum Himmel: „Suscipe nie, Domine, secundum
eloquium tuum et vivam; et non confundas me ab exspectatione
mea! Nimm mich auf, o Herr, nach deinem Worte und ich werde leben;
und laß mich nicht zu Schanden werden in meiner Erwartung!" Und mit ihm
betend und für ihn betend wiederholen seine Mitbrüder dreimal dieselben Worte.
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Jetzt aber, da der glückliche Neuproseß für immer und unwiderruflich
der klösterlichen Familie angehört, drängt es ihn, sich dem besonderen
Gebete eines jeden seiner lieben Mtbrüder zu empfehlen; und unter den
emsten Tönen des „Miserere", das der Chor anstimmt, geht er erst zu
Vater Abt und dann zu jedem einzelnen Mtbruder, kniet vor ihm nieder
und richtet an ihn die demütige Bitte - „Ora pro me, Pater! Bete für
mich, mein Vater!" Der betreffende Mitbruder aber hebt ihn liebevoll auf
und gibt ihm den Friedenskuß mit dem frommen Segenswünsche: „Dominus
custodiat introitum tuum et exitum tuum! Der Herr segne Deinen
Eingang und Deinen Ausgang!" —
Ein feierliches „Te Deum" bringt dann dem lieben Gott den freudigen
Dank des jungen Profeffen für die ihm erwiesene große Gnade und der
klösterlichen Familie für den neuen Zuwachs.
Für den Laienbruder ist mit Ablegung der ewigen Gelübde der Kreis-
lauf der wonnigen Freuden abgeschlossen, die das klösterliche Iugendleben
eines Grdensmannes verklären. Des Chorprofessen warten neue Freuden.
Er darf noch, wenn Vater Abt ihn für würdig erachtet, die sieben Stufen
der heiligen Weihen hinansteigen bis zu dem seligen Augenblicke, wo er,
auf der Höhe des Altares angelangt, dem Herrn sein Erstlingsopfer dar-
bringen darf am Tage seiner hl. Primiz.
Eine größere äußere Feier kennt der Trappist bei solchen Gelegenheiten
nicht. Ihm ist vor allem darum zu tun, solche Tage in stiller Sammlung
mit Gott zu verleben, vielleicht auch im trauten Zwiegespräch mit seinen
lieben Angehörigen, die herbeigeeilt sind, ihr Kind im Kloster wieder einmal
zu besuchen, sich von seinem Glücke zu überzeugen und die Freude des
Tages mit ihm zu teilen. — — —
Das ist in kurzen Strichen das Bild der klösterlichen Familie, ihres
Werdens und Wachsens und ihrer Zusammensetzung. An der Spitze des
Ganzen der Abt als Vater; ihm zur Seite Mutter „Regula"; und alle
übrigen Familienmitglieder als deren geistliche Söhne. So finden wir es
in jedem Kloster mit St. Benedikts Regel. So auch in Engelszell, wo
sich in Liebe und Eintracht bereits 70 Chorreligiosen und Laienbrüder
unter den Gehorsam gegen ihre heilige Regel und ihren gemeinsamen Vater
Abt vom Gregorius gestellt haben.
101
2. Sie Wege ves ssamillellgelltes im Kloster
»Also, Sachsenkind und Fremder,
Traten ein die Grdensleute,
Jeder anders, alle einig
In dem einen edlen Streite?
Alle einig, für des Kreuzes
Banner bis zum Tod zu kämpfen,
Leid zu lindern, Leid zu tragen
Und der Wünsche Gier zu dämpfen/
(„Dreizehnlinden")
„Jeder anders, alle einig", das gilt schon im natürlichen Familien-
verbande. Denn selbst solche, die durch die Bande des Blutes verbunden
sind, weisen kaum einmal dieselben Anlagen, dasselbe Naturell, dieselben
Anschauungen auf. „Tot capita, tot sensus! Soviel Köpfe, soviel Sinne!"
gilt auch hier. Da muß ein Band, stärker noch als die Bande des Blutes,
die ganze Familie einen und zusammenschließen, trotz der Eigenheiten der
einzelnen, das Band nämlich ertragender, opferbereiter, selbstloser Liebe.
?n der Betätigung dieser Liebe offenbart sich der echte Familiengeist, der
jede christliche Familie auszeichnen soll, namentlich auch die klösterliche Familie.
In der klösterlichen Familie wachsen zunächst die Schwierigkeiten des
Zusammenlebens. Ein Verbundensein durch die Bande des Blutes fällt
hier ganz weg. Dazu sind die klösterlichen Familien meist größer, zahl-
reicher als die kinderreichste Familie im natürlichen Familienverbande.
Und die Mitglieder der klösterlichen Familie sind meist Menschen, die sich
früher nie gesehen und gekannt hatten, die sich mit ihren Eigenarten und
Gepflogenheiten ans aller Herren Länder zur Gründung einer Familie
zusammengefunden haben.
Daß es in solchem Familienverbande in erhöhtem Maße des echt
christlichen Familiengeistes bedarf, jener rein übernatürlichen, starken Liebe,
die wie ein fester Kitt alles zusammenhalten muß, liegt auf der Hand.
Aus diesen Erwägungen heraus hat der hl. Vater Benediktas für
feine Mönche das klassisch schöne 72. Kapitel seiner Mönchsregel geschrieben,
dem man füglich die Überschrift geben könnte: „Die Pflege des Familien-
geistes im Kloster".
102
Seine herrlichen Ausführungen lauten:
„In Ehrerbietung sollen alle einander zuvorkommen. Ihre Gebrechen,
seien sie körperliche oder geistige, sollen sie mit der größten Geduld an-
einander ertragen, im Wetteifer einander gehorchen. Keiner strebe nach
dem, was er für sich, sondern vielmehr nach dem, was er für die andern
als nützlich erachtet. Die brüderliche Liebe sollen sie in durchaus reiner
Gesinnung üben. Gott sollen sie in Liebe fürchten, ihrem Abte in auf-
richtiger und demütiger Hingebung zugetan sein."
An Gelegenheiten zur Betätigung solch selbstloser Liebe fehlt es den
Söhnen des hl. Benedikt nicht. Das Gemeinschaftsleben, das namentlich
bei den Trappisten stark ausgeprägt ist, sorgt reichlich dafür. Gemeinsames
Chorgebet, gemeinsame Arbeit, gemeinsamer Aufenthalt zur Zeit der Er-
holung, Essen im gemeinsamen Speise-, Schlafen im gemeinsamen Schlaf-
saale: so finden wir es in den Klöstern der Trappisten. Solches Zu-
sammenleben ist ja wohl eine Duelle von Opfern uud kostet manche Selbst-
überwindung, aber es ist auch eine Duelle reichen Segens. Denn die
hier vereint leben, haben sich in erster Linie zusammengefunden, um „Gott
zu suchen"; „wo aber zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind",
versichert der Heiland, „da bin ich mitten unter ihnen". Um so mehr
wird er mit seiner gnadenvollen Gegenwart mitten unter den vielen sein,
die sich im Kloster in seinem Namen versammelt haben. Und alle sind
beseelt von dem ernsten Streben nach klösterlicher Vollkommenheit und
Heiligkeit, und genießen darum durch das enge Zusammenwohnen ständig
den Segen des gegenseitigen guten Beispiels.
Der hl. Benedikt ist auch auf ernste Schulung in der Pflege des
rechten Familiengeistes bedacht. Er hat Übungen vorgeschrieben, deren
Hauptzweck ist und die auch ganz dazu angetan sind, die opferbereite Liebe
unter den Gliedern der klösterlichen Familie zu fördern. So schreibt er
ihnen z. B. vor, wie ihr Herr und Meister in Demut einander die Füße
zu waschen. Und folgsam dem Gebote ihres Gesetzgebers haben die
Trappisten die fromme Übung der Fußwaschung bis heute beibehalten und
nehmen sie jeden Samstag abend im Kapitelsaale unter heiligen Gesängen
vor, unter Gesängen, die eine neue Aufmunterung zu gegenseitiger, herz-
licher Liebe enthalten: „Mandaten novum do vobis . . . Ein neues
Gebot gebe ich euch, daß ihr einander liebet, so wie ich euch geliebt habe."
103
„Maneant in nobis Fides, Spes, Charitas ... Bleiben mögen unter
uns Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei; das größte unter diesen dreien
aber ist die Liebe."
Ferner will St. Benedikt, daß seine Söhne sich vor dem Empfange
der heiligen Kommunion noch den Friedeuskuß geben, um so wieder gut
zu machen, was vielleicht gegen die Liebe gefehlt wurde und die Herzen
in neuer Liebe zu einen. Auch diese Übung des sog. besteht in
den Trappiftenklöstern bis heute und hat namentlich bei der General-
Kommunion einer großen Kommunität etwas Rührendes, ähnlich wie die
ebenfalls noch zurecht bestehende Gepflogenheit, daß der Abt täglich bei
den Landes und bei der Vesper in eigener Person und mit lauter Stimme
das „Pater noster" singt, damit alle die Worte hören „Vergib uns unsere
Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern" und sich bei diesen
Worten reinigen von den etwaigen Fehlern gegen die Liebe.
So ist der hl. Vater Benedikt auf jede Weise darauf bedacht, in
seinen Klöstern den rechten Familiengeist der gegenseitigen Liebe zu pflegen.
Einen besonders schönen Ausdruck findet dieses sein Bestreben in der zarten
Rücksichtnahme, die er gegen Schwache irgendwelcher Art geübt wissen will.
Da sind es zuerst die körperlich Schwachen, zu deren Gunsten er
bestimmt, daß „der Abt alles so maßvoll anordnen soll, daß die Starken
verlangen, noch mehr zu tun, aber auch die Schwachen nicht abgeschreckt
werden". Und es soll auch „seinem (des Abtes) Ermessen überlassen sein,
bei anstrengender Arbeit mehr zu geben, als gewöhnlich gegeben wird".
Und für die noch ganz jungen Familienmitglieder wie für die schon be-
tagten soll „nicht bloß das natürliche Mitleid, sondern auch die Autorität
der Ordensregel eintreten und es soll für sie, was Nahrung usw. anlangt,
nicht die Strenge der Regel maßgebend sein, sondern liebevolle Rück-
sicht walten".
Zarte Rücksichtnahme verlangt dann St. Benedikt für die feinem
Herzen so teuren Kranken, denen er ein eigenes Kapitel in seiner Regel
widmet. „Die Sorge für sie", sagt er, „soll an erster Stelle kommen
und allem anderen vorgehen" und „es soll namentlich für den Abt eine
Hauptsorge sein, daß die Kranken in nichts vernachlässigt werden."
Ungleich höher als die Sorge für den Leib und das Zeitliche steht
aber dem Geiftesmanne Benediktns die Sorge für die unsterbliche Seele.
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Hier vor allem verlangt er Rücksichtnahme in noch erhöhtem Maße, wo
es sich um schwache, fehlende oder irrende Seelen handelt. „Mit allem
Eifer soll der Abt sich um die fehlenden Brüder annehmen, denn nicht
die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken"; und er soll
das Beispiel des guten Hirten nachahmen, der die neunundneunzig Schafe
in den Bergen zurückließ und sich aufmachte, um das eine verirrte Schäflein
zu suchen und so sehr Mitleid hatte mit seiner Schwäche, daß er es huldvoll
auf seine heiligen Schultern nahm und so zur Herde zurücktrug.
Aber kaum etwas kann uns so von der Pflege des echten Familien-
geistes in den Klöstern der Trappisten überzeugen als die, man möchte
fast sagen, einzig dastehende Liebe, die sie ihren Mitbrüdern noch über das
Grab hinaus erweisen. Reichere Hilfe, schnellere Hilfe ist gar nicht denkbar,
als wie sie der Seele des Heimgegangenen Trappisten wird. Wäre er in
der Welt gestorben, hätte er wenigstens bis zu seiner Beerdigung warten
müssen auf den Trost des heiligen Meßopfers. Nun er das Glück hatte,
im Kloster zu sterben, werden schon alle Messen, die von seinem Hinscheiden
bis zur Beerdigung im Kloster gelesen werden, für seine Seelenruhe auf-
geopfert. Wie unendlich wertvoll solch schnelle Hilfe ist, wird jeder ver-
stehen, der gläubig den qualvollen Zustand der armen Seelen und ihre
verzehrende Sehnsucht nach der Anschauung Gottes in Erwägung zieht.
Und ist der Mitbruder beerdigt, dann muß uocheinmal jeder Priester im
Hause drei heilige Messen für ihn lesen und einen ganzen Monat lang
wird in besonderer Weise für ihn gebetet und an bestimmten Tagen seiner
auch beim Totenoffizinm und beim Konventamte namentlich Erwähnung
getan. Außerdem schickt man, kaum daß er die Augen geschlossen, „Toten-
zettel" hinaus in alle Häuser des Grdens und überall, wo ein Trappisten-
Kloster ist, bis hinauf nach Kanada, bis hinüber zum fernen China und
Japan, wird für die Ruhe seiner Seele gebetet. — Ein eigentümlicher
Brauch verdient besondere Erwähnung. Nach der Beerdigung des Mit-
brnders wird noch 30 Tage lang an seinem Platze im Refektorium das
volle Essen für ihn aufgetragen und nach der Mahlzeit an die Armen
verteilt; und das ebenfalls in der stillschweigenden Absicht, daß auch das
dankbare Gebet der also Beschenkten ihm noch zugute kommen möge.
Und wie die Trappisten liebevoll bemüht sind um die Seelen der im
eigenen Kloster Gestorbenen, so gilt ihre liebende Fürsorge auch den ver-
105
storbenen Mitbrüdern und Mitschwestern anderer Klöster, den verstorbenen
Blutsverwandten, deren Tod der Grdensgemeinde im Kapitel jeweils
mitgeteilt wird, und namentlich den Wohltätern des Hauses. Für alle diese
betet die klösterliche Familie in besonderer Weise, und für die lebenden und
verstorbenen Wohltäter werden außerdem im Laufe des Jahres viele heilige
Messen gelesen.
Zu all dem kommt jedes Vierteljahr noch ein feierliches Iahresgedächtnis,
an allen Ferialtagen das Totenoffizium im Chore und endlich noch das sog.
„große Tricenarium" vom 17.September bis 17. Oktober, der eigentliche
Armenseelenmonat des Grdens, in dem wieder besonders reiche Gebete
und Gpfer für die Verstorbenen dargebracht werden. — — —
So Pflegt man in den Klöstern der Trappisten den guten Familiengeist,
den Geist der selbstlosen, opferbereiten gegenseitigen Liebe. Aber nicht immer
geht das so leicht und ohne Schwierigkeiten. Es hat dieser gute Familien-
geist auch seine Feinde: im Schöße der Familie selber die menschliche
Armseligkeit, von außen her den Weltgeist. Darum hat St. Benedikt
Hüter für ihn bestellt, die ihn rein erhalten und gegen die feindlichen
Elemente schützen sollen.
Sein starker Hüter nach innen ist die Autorität des Familienvaters,
des Abtes; eine Autorität die nach dem Wortlaute der Regel keine geringere
ist als die Autorität Christi, dessen Stelle der Abt im Kloster vertritt; eine
Autorität, für die St. Benedikt von allen im Hause unbedingte Unterwerfung
verlangt; eine Autorität, die sich auf die ganze Person und das ganze Tun
und Lassen des Mönches erstreckt, und ihn zu einem Ganzopfer des Gehorsams
macht, so daß „er es nicht wagen darf, etwas auch noch so Geringfügiges
zu tun ohne die Erlaubnis des Abtes".
Mit dieser Autorität ausgerüstet kann es dem Abte nicht allzu schwer
werden, den Geist der gegenseitigen Liebe in seiner Familie zu schützen, wenn
die menschliche Armseligkeit der Familienglieder ihm irgendwie Eintrag tun
wollte; zumal die Untergebenen wiederum durch die heilige Regel gehalten
sind, sich im sog. „Schuldkapitel" über ihre äußeren Verfehlungen, namentlich
gegen die Liebe, demütig anzuklagen, es willig hinzunehmen, wenn sie von
anderen darauf aufmerksam gemacht werden, und entsprechende Buße dafür
auf sich zu nehmen.
106
Der Weltgeist im schlimmen Sinne des Wortes ist der Feind, der von
außen her dem guten Familiengeiste im Kloster droht. Um ihn abzuwehren,
hat der hl. Vater Benediktas die klösterliche Klausur geschaffen. „Das
Kloster", schreibt er, „soll, soweit nur immer möglich, so angelegt werden»
daß sich alles Nötige, Wasser, Mühle, Garten und die verschiedenen Werk-
stätten innerhalb der Umfassungsmauern befinden, damit die Mönche nicht
gezwungen find, draußen herumzugehen, weil das ihren Seelen durchaus
nicht zuträglich ist." Und wenn der Mönch doch einmal in die Notwendigkeit
versetzt wird, das Kloster zu verlassen, dann darf er sich bei der Heimkehr
„nicht erlauben, alles zu erzählen, was er draußen gesehen und gehört hat,
weil es viel Unheil anrichten kann". Und beim letzten Chorgebete, dem
der Mönch vor Antritt der Reise beiwohnt, und beim ersten nach seiner
Rückkehr soll er im Chore demütig um das Gebet der Grdensgemeinde
bitten. Auf der ganzen Reife aber begleiten ihn die Mitbrüder zuhause mit
ihren Gebeten, auch beim heiligen Offizium, indem sie einer jeden Tageszeit
noch den schönen Versikel anfügen: .Divinum auxiliurn maneat Semper
nobiscum — Et cum fratribus nostris absentibus! Die göttliche
Hilfe bleibe allezeit bei uns — Und bei unseren abwesenden Brüdern!"
Diese ernsten Bestimmungen und nachdrücklichen Ermahnungen haben
gewiß nicht einzig ihren Grund in der Sorge für das Seelenheil der
Einzelnen, sondern ebenso in der Sorge um den guten Geist in der
klösterlichen Familie, die der heilige Grdensvater schützen will vor dem ver-
derblichen Einfluß des Weltgeistes. — — —
Auch das äußere Abzeichen fehlt nicht, an dem man den Mönch, ohne
daß er sich uns erst vorstellt, schon als Glied der klösterlichen Familie
erkennen kann. Es ist neben der sog. Mönchstonsur, einem schmalen Haar-
kranze um das geschorene Haupt, vor allem das Grdenskleid. Die Chor-
professen der Trappisten tragen Habit, Skapulier mit Kapuze und Gürtel»
darüber als eigentliches Chorkleid die weite, fallenreiche „Kulle" mit den
langen Ärmeln. Statt der Kulle kragen die Novizen einen nach vorne offenen
Mantel. Sämtliche Kleidungsstücke sind aus weißer Wolle mit Ausnahme
des Skapulieres der Professen, das schwarz ist. Die Kleidung der Proseß-
brüder unterscheidet sich nur durch die braune Farbe von der der Chornovizen!
die Brüdernovizen tragen statt des Mantels eine kurze, vorne geschlossene
Pelerine, Schapperon genannt.
107
Die Ordenstracht ist recht kleidsam und es eignet ihr etwas Würde-
volles, das gut zur Person des ernsten, schweigsamen Mönches paßt.
Und der Mönch liebt dieses Kleid, das ihn ständig an seine gnadenvolle
Auserwählung gemahnt und das ihm einmal auch Sterbekleid sein soll,
und er küßt es ehrerbietig, so oft er es an- und ablegt. — — —
Christliche Familien haben gewöhnlich auch ihren Hauspatron, der sich
ihrer besonderen Verehrung und ihres besonderen Vertrauens erfreut. Auch
die klösterliche Familie vou Engelszell hat sich unter den Heiligen des
Himmels einen mächtigen Fürbitter und Schutzpatron erwählt, den großen
hl. Josef, dem sie sich schon am 19. März 1921 im Kapitelsaale zu Banz
geweiht hat und den sie mit doppeltem Vertrauen anruft, seit er ihr in so
auffallender Weife verholfen hat zum glücklichen Erwerb von Engelszell.
Ä. Sie klösterliche jfsmilie
a) beim Gebete
„Früh und spät zum Himmel schallte
Ihrer Hymnen und Gebete
Bange Klage, die für alle
Und für sie um Einkehr flehte."
(„Dreizehnlindeil")
Das erste, was der hl. Vater Benediktus vom Mönche, ja schon vom jungen
Novizen verlangt, ist, daß er wahrhast, mit aufrichtigem Herzen Gott suche.
Gott läßt sich aber vor allem finden im Gebete. Da strebt die Seele zu
ihm empor und da neigt er sich zu ihr herab zu liebender Vereinigung.
Deshalb legt St. Benedikt so großen Wert auf das Gebet, dem er
eine ganze Reihe der schönsten Kapitel in seiner Regel widmet. Deshalb
hat er sich in eigener Person der Mühe unterzogen, für seine Mönche ein
Gebetspensum zusammenzustellen, meisterhaft in der Anordnung, erhaben
in seinem Inhalte, das sie täglich im Oratorium des Klosters persolvieren
sollten. „Opus Dei (Gottesdienst)" nennt er dieses Gebet, und er hat
die Idee zu demselben geschöpft aus dem 118. Pfalme, wo es heißt:
„Media nocte surgebam ad confitendum tibi; mitten in der Nacht
108
stand ich auf, um dich zu preisen", und wiederum: „Septies in die
laudem dixi tibi; siebenmal des Tages verkünde ich Dein Lob". Mit
diesen Worten des königlichen Sängers ist von selbst schon eine Zwei-
teilung des offiziellen Mönchsgebetes gegeben, in ein Gebet zur Nachtzeit
und ein solches zu den verschiedenen Stunden des Tages. Weil es offizielles
Gebet in den Mönchsklöstern ist, erhielt es auch den Namen „Officium"
oder Pflichtgebet und als es später aus dem schlichten Oratorium der
ersten Klöster in den Chor der großen Abteikirchen wanderte, auch die
Bezeichnung „Chorgebet", die uns heute die geläufigste ist.
St. Benedikt schon hat diesem Chorgebete eine große, alles über-
ragende Bedeutung beigelegt. „Nichts soll ihm vorgezogen werden", mit
der größten Pünktlichkeit soll man sich dazu einfinden und jeder soll nach
Kräften beitragen, daß es in durchaus würdiger Weife verrichtet werde.
Und auch heute noch ist der Chordienst des Mönches ehrenvollste Aufgabe
und wir können uns kein Mönchskloster denken ohne Chorgebet.
Bei den Trappisten nun findet das Chorgebet besonders eifrige und
liebevolle Pflege. Sie kleiden den heiligen Text in die weihevollen, ur-
alten Weisen des gregorianischen Chorals, dessen herrliche Melodien Tag
und Nacht das Gotteshaus erfüllen und wie köstlicher Weihrauchduft zum
Throne Gottes emporsteigen und sie umgeben ihn mit einem Kranze sinniger,
erhebender Zeremonien.
Das Chorgebet verdient auch die liebevolle Pflege und Wertschätzung.
?n reichster Abwechslung ist hier das Schönste zusammengestellt, womit
das Menschenherz zu seinem Gotte beten kann: Die Psalmen Davids, die
schon durch Jahrtausende erklingen und die auch der Heiland schon ge-
betet hat in seinem Erdenwandel; herrliche Hymnen oder Lobgesänge voll
Schwung und Leben und reicher Poesie; Lesungen voll Kraft und Salbung
aus den heiligen Schriften und den Werken der Väter; tiefempfundene
Gebete, die das Herz erfassen und es zu Gott emportragen in Preis und
Dank und Sühne und innigem Bitten.
Auch in Engelszell erfreut sich der Chordienst eifriger Pflege. Schon
in Banz, vom ersten Tage der Neugründung an, war des jetzigen Abtes
große Sorge ein schönes, würdiges Chorgebet. Genau nach Vorschrift
werden hier Tag für Tag die kirchlichen Tagzeiten gesungen; desgleichen
das feierliche Konventamt, das wie eine leuchtende Sonne inmitten der-
109
selben steht und Kraft und Leben und Wärme ausstrahlt auf all die
Gebetsstunden, die ihm vorausgehen und nachfolgen.
Außer diesem Konventamte wird an Sonn- und Feiertagen morgens
noch eine zweite Konventmesse gelesen, die sog. Matutinal» oder Frühmesse.
Eine Gnadenstunde von besonderem Reichtum schließt sich für die
klösterliche Familie jeweils an das nächtliche Chorgebet, wenn die übrigen
Priester des Hauses ihre Stillmesse feiern und auf allen Altären der Kloster-
kirche sich das große Versöhnungsopfer von Golgatha erneuert. Unter
diesen Stillmessen sind zwei, denen eine besondere Bedeutung zukommt
und für die deshalb auch jede Woche ein eigener Priester bestimmt wird.
Die eine wird für die lebenden, die andere für die verstorbenen Wohltäter
des Hauses aufgeopfert; und durch ein dem Grden zugestandenes Privileg
darf mit Ausnahme der drei Hochfeste Weihnachten, Gstern und Pfingsten
die erstere stets zu Ehren der seligsten Jungfrau Maria, die zweite als
Requiemmesse gelesen werden. Es macht darum einen etwas befremdenden
Eindruck auf den, der z. B. an Fronleichnam oder fönst einem hohen
Festtage frühmorgens in die Klosterkirche kommt und da auch einen
Priester im schwarzen Meßkleide am Altare stehen sieht.
Daß man für die lebenden Wohltäter gerade die Messe von der
seligsten Jungfrau liest, hat seinen Grund in der dem Cistercienferorden
von jeher eigenen innigen Marienverehrung. „Etwas ungemein Zartes
und Liebliches liegt in der Marienminne der alten Cistercienser verborgen.
In taufenden, von anheimelndem Zauber durchwehten Legenden spiegelt
sich das Verhältnis wider, das die frommen Brüder mit der Himmels-
Königin verbindet. Als Unfre Liebe Frau voll unaussprechlicher Huld
tritt sie in ihr Leben, als die gütige und milde Herrin, die ihre Kinder
mit mütterlicher Liebe umhegt. In strahlendem Glänze erscheint sie den
betenden Mönchen im Chore; mit leisem Schritte und liebevoll die müden
Schläfer segnend, durchwandert sie das Dormitorinm; hilfreich steht sie
ihren „Leibeigenen" bei der Arbeit und in den Schwierigkeiten zur Seite;
und wenn für ihre Getreuen die letzte Stunde schlägt, dann weilt sie bei
ihnen mit ihrem sanften Tröste und in ihrem mütterlichen Arme entschlafen
sie selig für ein besseres Leben." (Wellstein, „Der Zisterzienserorden")
Schon der zweite Abt von Cisterz, der hl. Alberich, war ein beson-
derer Verehrer der seligsten Jungfrau. Ihr hat er das neue Kloster zu
110
«igen gegeben und bestimmt, daß alle Kirchen des Grdens ihrem er-
habenen Andenken geweiht sein sollten. Dafür empfing aber auch er große
Hulderweise von seiner himmlischen Königin. So weiß eine fromme
Überlieferung zu berichten, daß Maria eines Tages während des Chor-
gebetes zu den pfalliereuden Mönchen herabgestiegen sei, sich dem heiligen
Abte näherte und ihm eigenhändig eine schneeweiße Kulle über die Schultern
gelegt habe; und im gleiche» Augenblicke seien durch ein neues Wunder
sämtliche schwarze Knllen der übrigen Mönche weiß geworden. Das ist
der liebliche Ursprung der weißen Cistercienserkleidung.
Und wie die Marienverehrung in der ersten Zeit des Cistercienser-
ordens blühte, so auch heute. Immer noch werden die Kirchen des Grdens
eingeweiht zu Ehren der allerseligsten Jungfrau unter dem Titel ihrer
glorreichen Himmelfahrt; i-inner noch ist die offizielle Bezeichnung der
Häuser des Grdens: „Kloster zu Unserer lieben Frau von . . ."; immer
noch rechnet es sich der Cistercienser zur Ehre, seinem Namen den der
lieben Gottesmutter voraussetzen zu dürfen; immer noch betet man täglich
im Chore neben den kanonischen auch die kleinen marianischen Tagzeiten;
immer noch singt man ihr zu Ehren allabendlich das feierliche „Salve
Regina"; und die Marienfeste, namentlich das Hauptfest Mariä Himmel-
fahrt, werden auch heute noch im Grden als Hochfeste im wahrsten Sinne
des Wortes gefeiert.
Daß in einem beschaulichen Kloster die geistlichen Übungen, wie Be-
trachtung, geistliche Lesung usw. in besonderem Ansehen stehen, ebenso wie
ein regelmäßiger und guter Sakramentenempfang, versteht sich von selbst.
Und sollte einmal der Eifer nachlassen, dann sorgen die „monatliche Geistes-
erneuerung" (in Engelszell regelmäßig am ersten Monatssonntag) und die
großen Iahresexerzitien (in der Woche von Mariä Gpferuug) für feine
Wiedererneuerung.
Vor allem aber pflegen die Trappisten als beschauliche Grdeusleute
das innerliche Leben: die Geistessammlung und den Wandel vor Gott,
um die Mahnung des Heilandes zu befolgen, daß wir „immer beten und
nie nachlassen sollen", und das Leben aus dem Glauben, um dem Worte
des Völkerapostels gerecht zu werden: „Ihr möget essen oder trinken oder
etwas anderes tun, tuet alles zur Ehre Gottes!" Alles was der Trappist
aus rein übernatürlichen Beweggründen, zur Ehre Gottes tut, das gilt
III
ihm als „Gottesdienst", gerade so gut wie Gebet und geistliche Übungen.
Nur aus dieser Glaubensauffassung heraus verstehen wir ganz die eigen-
tümliche Gepflogenheit in den Klöstern der Trappisten, daß man für schein-
bar ganz natürliche Verrichtungen, wie Essen, Arbeiten, mit der Glocke
auf dem Turme läutet. Das geschieht nicht bloß aus dem rein praktischen
Grunde, damit auch die weiter entfernt arbeitenden Brüder wissen, wann
es Zeit ist, die Arbeit zu beschließen oder zum Essen zu kommen, sondern
nicht minder aus der übernatürlichen Erwägung heraus, daß auch Essen
und Arbeiten, in der rechten Meinung verrichtet, Gottesdienst ist.
Als Freund der inneren Sammlung ist der beschauliche Grdensmann
notwendig auch ein Freund der äußeren Sammlung, da erstere ohne die
letztere gar nicht bestehen kann. Deshalb liebt er das heilige Schweigen, und
anstatt die strengen Vorschriften des Ordens über das Stillschweigen lästig
zu empfinden, ist er vielmehr dankbar dafür, weil er in ihnen eine starke
Stütze der Innerlichkeit erblickt. Er fürchtet auch nicht durch das Schweigen
traurig und melancholisch zu werden, noch weniger, dadurch das Sprechen
zu verlernen. Denn wenn es für ihn auch keine ReKreation gibt, so steht
ihm doch die Türe zu seinem Vater und Abte jederzeit offen; dort kann
er vertrauliche Zwiesprache halten, findet liebevolles Verständnis; und solche
Unterredung macht ihn froher und heiterer als müßiges Gerede, das das
Herz nur leer läßt.
>, . . . Einsamkeit ist Seelennahrung.
In der Stille kommt dem Geiste
Rechte Geistesoffenbarung.
Gottes Stimme zu vernehmen,
Mußt Du in der Stille lauschen,
Lauter redet sie im Säuseln
Als in Sturm und Wetterrauschen/'
(Nach „Dreizehnlinden">
Das ist das Gebetsleben der klösterlichen Familie; in der Art seiner
Betätigung, namentlich was das Chorgebet anlangt, so recht „Familiengebet."
Vollzählig ist die klösterliche Familie im Chore versammelt. Und
wenn auch die Laienbrüder an Werktagen tagsüber der Arbeit nachgehen
112
Mönche bei der Arbeit
müssen, so haben sie doch auch ihr Offizium, das sog. „Brüder-Gsfizium",
das sie womöglich gleichzeitig mit den Patres bei ihrer Arbeit verrichten.
An Sonn- und Feiertagen aber stehen auch sie im Chore und die ganze
Familie, um ihren Vater Abt geschart, bringt dem Eucharistischeu Könige
im Tabernakel das „Gpfer des Lobes" und
»Jetzt, zu Gottes Preis und Ehre
Klingt ihr Lied und jubelnd schallt es
In die Berge weit und jubelnd
Aus den Bergen widerhallt es.
Lobt den Herrn ihr Wesen alle,
All ihr Werke seiner Hände!
Lobt den Herrn, denn er ist mächtig,
Gütig ist er ohne Ende!" —
(„Dreizehnlinden")
d) Bei der Arbeit
„Ubi amatur, non laboratur; et si labo-
ratur, labor amatur. — Wo man liebt,
da fühlt man keine Mühe. Und kostet es
Mühe, dann liebt man die Mühe selber/
(St. Augustin)
Der Trappist faltet die Hände nicht bloß fromm zum Gebete, er
rührt sie auch tüchtig zur Arbeit. Und er arbeitet gerne, ans Liebe zu
Gott. Denn Arbeit ist ihm, wie wir gehört haben, auch Gottesdienst;
und Gott zu dienen, ist er ja ins Kloster gegangen. Er arbeitet aber
auch gerne ans Liebe zu seinen Mitbrüdern. Er fühlt sich als Glied einer
Familie, in der alle in Liebe miteinander und füreinander tätig sind:
Einer für alle und alle für einen? Mehr noch als in anderen Klöstern
ist die Arbeit im Trappistenkloster „Familienarbeit". Alle arbeiten da:
Chorreligiosen und Laienbrüder, Priester und NichtPriester, Oberer und
Untergebene.
8
113
Da ist zunächst die Arbeit in den einzelnen Ämtern, die in einer
großen Grdensgememde zu betreuen sind, dann die zahlreichen und mannig-
faltigen Arbeiten im wirtschaftlichen Betriebe und den Werkstätten und
endlich die Geistesarbeit oder das Studium.
Von den Ämtern des Klosters ist das wichtigste und arbeitsreichste
das des ersten Oberen, des Abtes. In seiner Hand liegt der Hirtenstab,
damit aber auch die ganze Arbeitslast, die mit der Leitung des Klosters
in zeitlichen und geistlichen Dingen verbunden ist. Ihm obliegt die Auf-
rechterhaltung der Grdenszucht in seinem Hause, die Erklärung der Ordens-
regel, die Sorge für deren treue und gewissenhafte Beobachtung. Er ist
der berufene Führer und Leiter der von Gott ihm anvertrauten Seelen.
Er ist der Priester in der klösterlichen Familie, Hoherpriester sogar, der
beim großen „Opus Dei", dem feierlichen Chorgebete, den Vorsitz führt
und an den Hochfesten in den feierlichen Pontifikalfunktionen seines er-
habenen Amtes waltet. Seine Aufgabe ist es endlich, das Kloster und
seine Interessen auch der Außenwelt gegenüber mit Würde und Nachdruck
zu vertreten.
Der Abt ernennt dann die Unterbeamten des Klosters, zunächst den
P. Prior, der ihm rechte Hand sein und darum auch die Eigenschaften und
Fähigkeiten besitzen soll, die ihn zu einer Stütze für seinen Abt machen.
„Darum soll er sich besonders Mühe geben, den Frieden und die brüderliche
Liebe unter seinen Mitbrüdern zu erhalten, ihnen das größte Vertrauen
zum ersten Oberen einzuflößen und ihnen das gute Beispiel einer auf-
richtigen Liebe zu diesem zu geben. Eine unverbrüchliche Liebe zur heiligen
Regel, mustergültige Pünktlichkeit bei allen Übungen und eine glückliche
Vereinigung von Milde und Festigkeit, um die Ordnung im Hause aufrecht
zu erhalten, sollen ihn auszeichnen." („Gebräuche der Eiftercienser von der
strengen Observanz.") Dem Prior obliegt namentlich die Regelung der
Handarbeit und der Studien. Ist der Abt länger als einen Tag vom
Kloster abwesend, dann geht die Leitung des Hauses mit geringen Ein-
schränkungen auf den P. Prior über.
Der dritte Obere einer Abtei ist der Subprior. Er ist „Oculus
Regulae" „Das Auge der heiligen Regel" und hat über deren treue
Befolgung und namentlich über die Pünktlichkeit zu den Übungen, vorab zum
Chordienste zu wachen. Er fungiert gewöhnlich auch als Zeremonienmeister.
114
Ein besonders wichtiges Amt und nach dem des Abtes wohl das
verantwortungsvollste hat der Novizenmeister oder Magister. Ihm obliegt
die Sorge der Heranbildung eines guten Nachwuchses für die klösterliche
Familie. Immer und überall soll er sich um die Novizen annehmen, für
ihre Bedürfnisse Sorge tragen, immer und überall über sie wachen, mit
ihnen zur Handarbeit gehen, sie einführen in den Geist der heiligen Regel
und der Constitutionen, in das rechte Verständnis für den Chordienst und
das geistliche Leben, sie bekanntmachen mit der Geschichte des Ordens
und des Klosters, ihnen mit Klugheit über die Schwierigkeiten hinweg-
helfen, die keinem erspart bleiben, der sich dem besonderen Dienste Gottes
widmet, soll ihnen Liebe zu ihrem heiligen Berufe und kindliches Ver-
trauen zu ihrem Vater Abte einflößen und ihnen Führer fein zu den Höhen
der klösterlichen Vollkommenheit. Da begreifen wir die Sorge des Grdens,
„der Gbere solle, wenn er es irgend einrichten kann, mit dem Magister-
amte einen Mann betrauen, der bisher seine Mitbrüder erbaut hat, ein
Mann des Gebetes und Liebhaber der Abtötuug ist und voll Klugheit
und Liebe". („Constitutionen des Grd. der Eist, von der str. Gbserv.")
Ist das Noviziat größer und kann der Novizenmeister seinen Obliegen-
heiten nicht gut allein nachkommen, dann kann ihm ein Submagister als
Hilfe und Stütze an die Seite gegeben werden.
Was der Novizenmeister für die Chornovizen, das ist für die Laien-
novizen der „Brüdermagister", dem aber nicht bloß die Sorge für die
Novizen, sondern für sämtliche Brüder anvertraut ist.
Hat der Novizenmeister das verantwortungsvollste Amt in geistlichen
Dingen, so der Schaffner (Ökonom) des Klosters in den zeitlichen Ange-
legenheiten. Der hl. Benedikt spricht sehr eingehend von den Pflichten des
Schaffners, und die Sorge, mit der er ihm diese vor Augen hält, läßt
deutlich erkennen, wie wichtig und schwierig dieses Amt ist. Durch die
Hände des Schaffners geht der geschäftliche Verkehr mit der Außenwelt,
Ein- und Verkäufe; ihm obliegt die Sorge für die Klostergebäude, für die
Ländereien, für die Maierhöfen ferner die Sorge für den Unterhalt und
die Lebensbedürfnisse der klösterlichen Familie und nicht zuletzt auch für
die Armen, die zur Klosterpforte kommen. Das alles bedeutet viel Last
und Mühe, aber auch viel Zerstreuung und Ablenkung vom Geistlichen,
weshalb „er sich nicht so von den zeitlichen Angelegenheiten in Anspruch
115
nehmen lassen darf, daß er das einzig Notwendige, das der göttliche
Heiland uns im Evangelium so sehr ans Herz legt, aus den Augen ver-
liert". („Gebräuche der Eist. v. d. str. Gbferv.")
Ideale Ämter, die sich um die würdige Feier des Gottesdienstes und
Pflege der Liturgie bemühen, sind die des Kantors, der den Gesang beim
Chorgebete leitet, des schon genannten Zeremonienmeisters, der die Zere-
monien für den Chor- und Altardienst einübt, des Glöckners, der für
pünktlichen Beginn der Übungen, namentlich des Chorgebetes Sorge trägt
und des Sakriftans, der die Sakristei mit den kirchlichen Gerätschaften
und Paramenten zu besorgen und das Gotteshaus stets reinlich zu er-
halten hat.
Die Obliegenheiten des Bibliothekars, des Krankenwärters, des Gast-
wartes und des äbtlichen Sekretärs ergeben sich aus der Bezeichnung
ihres Amtes von selber.
Mit Ausnahme des wichtigen Amtes des Klosterpförtners, das
St. Benedikt einem „älteren, verständigen Bruder von gereiftem Wesen"
anvertraut wissen will, haben die Laienbrüder im Kloster keine eigentlichen
Ämter über.
Zur Mühewaltung in den einzelnen Ämtern kommt dann als zweite
Arbeitsleistung im Trappistenktoster die vom hl. Vater Benedikt für seine
Mönche ausdrücklich vorgeschriebene Handarbeit. „Müßiggang ist ein
Feind der Seele. Darum sollen sich die Brüder zu bestimmten Zeiten
mit Handarbeit beschäftigen . . . Denn dann sind sie wahre Mönche,
wenn sie gleich unseren Vätern und den Aposteln von der Arbeit ihrer
Hände leben." (Cap. 48 der heiligen Regel.)
Namentlich im Cistereienserorden hat die Handarbeit stets großes An-
sehen genossen, aber auch Großes zuwege gebracht. „Auf allen Gebieten
der Land-, Teich- und Forstwirtschaft, des Wein- und Obstbaues erwiesen
sich die grauen Mönche (so hießen früher die Ciftereienfer), die in ihren
Konversen (Laienbrüder) und Familiären (sonstige Klosterangehörige) über
tüchtige und billige Arbeitskräfte verfügten, als Meister, und ihre Grangien
(größere Höfe) waren Musterwirtschaften, die in kultureller Beziehung von
unberechenbarem Segen für ihre Umgegend wurden. Weite Strecken von
Wild- und Gdland oder Sümpfen und Morästen wurden durch ihre
116
unermüdliche Arbeit, die sie als einen Teil des „Opus Dei" ansahen, in
blühende Gefilde umgeschaffen." (Wellstein, „Der Zisterzienserorden")
Dieser Geist lebt heute noch frisch in den Klöstern der Trappisten,
deren Constitutionen ausdrücklich bestimmen: „Die Mönche unseres Ordens
sollen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich durch Handarbeit, durch Ackerbau
und Viehzucht erwerben." Neben den landwirtschaftlichen Arbeiten blüht
aber hier auch das Handwerk; und Bruder Schuster und Schneider, Wagner,
Schreiner und Schmid sind in ihren Werkstätten unermüdlich tätig für die
vielfältigen Bedürfnisse der klösterlichen Familie. Auch an feineren Arbeiten
fehlt es nicht; und nicht selten findet man in einer Druckerei oder in Maler-
und Bildhauerwerkstätte schlichte Ordensbrüder, die sich mit ihren Arbeiten
wohl sehen lassen können.
Was Engelszell in den wenigen Iahren seit seiner Wiedererrichtung
gerade auf dem Gebiet der Handarbeit geleistet hat, verdient volle An-
erkennuug und erregt das berechtigte Staunen derer, die das Kloster früher
gekannt haben und es heute wieder sehen.
Es wäre aber ganz falsch und auch ungerecht, wenn man glauben
wollte, die Trappisten würden über der vielen körperlichen Arbeit die
Geistesarbeit vernachlässigen. Und wenn auch hierin, dem Charakter des
Ordens entsprechend, das Hauptgewicht auf die Wissenschaft der Heiligen,
d. h. auf eine gründliche ascetifche Schulung gelegt wird, so kommt doch
das eigentliche Studium keineswegs zu kurz. Soweit es noch nötig ist,
werden die Studenten des Hanfes in den humanistischen Fächern unterrichtet
und erhalten nach deren Beendigung eine gründliche philosophische und
theologische Ausbildung. Und wenn sich einer „durch Frömmigkeit und
Geistesanlagen vor den übrigen auszeichnet", dann kann ihn sein Abt im
Einverständnis mit dem Generalabte auch nach Rom schicken, um dort
„einen höheren Studienkursus der heiligen Wissenschaften durchzumachen".
(Constitutionen des Ordens.) Auch auf das Studium der Priester wird
großes Gewicht gelegt, wofür abermals die Constitutionen des Ordens
bestimmte Weisungen geben. In Kapitelvorträgen und Priesterkonferenzen
erhalten die Priester des Hauses immer wieder neue Anregung zu ernstem
Studium; und die Klosterbibliotheken — die in Engelszell zählt trotz ihres
bescheidenen Anfanges schon an die 20000 Bände — bieten ihnen reiches
Material zu wissenschaftlicher Arbeit und Fortbildung.
117
c) Bei der Erholung
„Gaudete in Domino Semper . . .
modestia vestra nota sit omnibus
hominibus. Freuet euch allezeit im
Herrn . . . eure Bescheidenheit werde
kund allen Menschen!"
(Phil- 4, 4 f.)
Chordienst und Handarbeit stellen nicht geringe Anforderungen an die
Kräfte des Mönches. Darum braucht auch der Trappist Erholung. Doch
ist seine Erholung verschieden von der vieler Weltkinder. Sie besteht nicht
in müßigem Geplauder und eitlen Vergnügungen. Der Mönch bleibt
bescheiden, gesammelt, auch bei der Erholung. Auch seine Erholungsfreude
ist nach der Mahnung des Apostels eine „Freude im Herrn".
Auf ein Zweifaches zielt seine Erholung ab: auf Ruhe und Abspannung
und auf Wiederherstellung der verbrauchten Kräfte.
Zunächst muß der Trappist bei seinem anstrengenden Tagewerke auch
Ruhepausen haben, freie Zeiten, die er aber nicht vertrödelt oder verschwätzt,
sondern zu einer guten Lesung, zu einem leichten Studium, zu einem Besuche
in der Kirche oder auch zu einer Aussprache mit seinem Gberen benützt. Schließ-
lich kann er einmal den Geist auch vollständig ruhen lassen und in trauter
Zwiesprache mit seinem Gott durch den Klostergarten oder den Friedhof
wandeln. Ein Abt hat einmal einem Novizlein, das selbst die freien Zeiten
noch zu ernster Geistesarbeit benützen wollte, die zutreffende Weisung gegeben:
„Mein lieber Frater, man muß aus Liebe zu Gott auch einmal nichts tun
können." — Die Ruhe des Hauses leidet unter solcher Erholung natürlich nicht.
Im Gegenteil, gerade an Tagen, die der Erholung dienen, an den Sonn-
und Feiertagen, wenn alle Arbeit ruht und jeder still für sich seinen Gedanken
und Betrachtungen nachgeht, liegt über dem Kloster eine eindrucksvolle,
feierliche Stille. — Dazu kommt für die Bewohner von Engelszell noch
eine Erholung besonderer Art, die nicht jedes Kloster bieten kann, nämlich
der Anblick und Genuß der einzig schönen Gottesnatnr, die sich rings um
das friedlich stille Kloster ausbreitet.
Auch die in ernster Arbeit verbrauchten Kräfte müssen wieder ersetzt
werden. Das geschieht durch Nahrung und Schlaf. Was dem Trappisten
118
hierin geboten wird, ist einfach und beschränkt sich auf das Notwendige.
Aber es ist anderseits durchaus hinreichend für feine Bedürfnisse.
Bei Tisch verzichtet der Trappist auf Fleisch und Leckerbissen. Aber
was gegeben wird, ist wohlzubereitet und genügt vollkommen dem guten
Appetite, den der Mann harter Arbeit zu seinen bescheidenen Mahlzeiten
mitbringt. Zur Einfachheit der Nahrung paßt die Einrichtung des Speise-
saales in einem Trappistenkloster. Einfache Tische und Stühle, kein Tisch-
tuch (dafür muß die Serviette dienen), Löffel und Gabel aus Holz geschnitzt,
eine irdene Tasse für das Getränk. Aber alles ist nett, reinlich und
appetitlich.
Im alten Glenberg hat eines Abends ein Offizier dem feierlichen
„Salve Regina" beigewohnt. Wie er dabei gegen Schluß der Komplet
die vielen Brüder in langer Doppelreihe zum Chore der Patres ziehen
sah und bemerkte, wie sie bei jedem „Gloria Patri" wie auf Kommando
Halt machten und sich gegenseitig tief verbeugten, da hat das dem Militärs-
mann imponiert und er soll geäußert haben: „Da sieht man schon, daß
die Mönche Drill haben." Es ist etwas Wahres an diesen Worten. Durch
das reiche Zeremoniell, das mit dem Chorgebete verbunden ist und das
sich täglich und stundenlang jeden Tag nach ganz genauen Vorschriften
abwickelt, bekommt der Mönch eine gewisse Exaktheit in seinem ganzen
Auftreten. Er liebt das Zeremoniell, nicht bloß im Chore, sondern auch
bei anderen Übungen, namentlich bei Tisch. Da gibt es gar manches zu
beachten, woran sich der Neuling erst gewöhnen muß, was aber weit
entfernt ist vom steifen Drill der Kaserne und von den abgeschliffenen
Formen der Salons. Es ist vielmehr das vornehme Hofzeremoniell im
Dienste des Allerhöchsten und der Ausfluß uneigennütziger Bruderliebe,
die sich hier in gegenseitiger Dienstbereitschast und Aufmerksamkeit aus-
wirken will.
Das heilige Schweigen wird auch bei Tisch nicht unterbrochen. Da-
für würzt fromme Lesung aus einem erbaulichen Buche das Mahl und
nährt die Seele mit frommen Gedanken, während der Leib sich stärkt
durch die irdische Nahrung.
Fällt ein strenger Fasttag ein und legt er zur Einfachheit und Be-
scheidenheit des Mahles noch einen kleinen Abbruch auf, so wird auch
119
dieses Gpfer gerne gebracht; denn man ist ja nicht ins Kloster gegangen,
um gute und reiche Mahlzeiten zu halten, sondern um Gott zu dienen
und seiner Seele zu nützen durch Buße und Entsagung. —
Und wie ist es denn in den Trappistenklöstern bestellt mit dem
Schlafen? — Im schmucklosen gemeinsamen Schlafsaale, der aber durch
zahlreiche Fenster genügend Licht und Lust erhält, sehen wir in langen
Reihen die einfachen durch einen Vorhang verschließbaren Holzzellen, über
deren Eingang auf einem Täfelchen der Name des Inhabers zu lesen ist.
In der Zelle steht das schlichte Bett, bestehend ans Strohsack, Strohkissen
und der nötigen Anzahl von Wolldecken. Den Schmuck der Zelle bildet
ein Kruzifix, zwei Heiligenbilder und ein Weihwasserbecken. Das ist alles.
Hier nimmt der abgehärtete, ans Rauhe gewöhnte Grdensmann feine
Nachtruhe. Gewiß bedeutet das Buße, namentlich das von der Regel
vorgeschriebene Schlafen im Grdenskleide. In Wirklichkeit aber verspürt
er nicht viel von dieser Buße; denn die Müdigkeit nach harter Tagesarbeit
läßt ihn bald in tiefen Schlummer sinken, bis ihn nach sieben Stunden
gesunden Schlafes die Glocke weckt zu neuem Schaffen. —
4. mnTsg bei Mklösterlichen ifauMie
„Dies pleni invenientur in eis.
Volle Tage werden bei ihnen gefunden."
(Pf. 72, 10)
Die Tagesordnung im Kloster ist nicht immer dieselbe. Es ist ein
Unterschied zwischen Sommer- und Winterordnung, zwischen der Ordnung
an Sonn- und Werktagen, an Kirchen- und Grdensfasttagen und Tagen, an
denen nicht gefastet wird. So ergibt sich eine ganz angenehme Abwechslung.
Eines aber steht fest, daß jeder Tag, wenn er regeltreu und im Geiste
des Grdens verlebt wird, für den Grdensmann einen „vollen" Tag für
die Ewigkeit bedeutet. Und namentlich von den Trappiften, deren Leben
fo reich ist an Gebet und Arbeit, an Gpfer und Entsagung, kann man
mit dem Psalmisten sagen, daß „bei ihnen volle Tage gefunden werden".
120
So ein reich gesegnetes Tagewerk wollen wir jetzt im Geiste wenigstens
bei und mit den Mönchen von Engelszell erleben. Wir greifen dafür
einen Arbeitstag der Winterordnung heraus, die mit dem 14. September
beginnt und bis zur großen Fastenzeit dauert. —
„Mitternacht — durch ferne Schluchten
Klingt das Klosterglöcklein helle.
Fromme Schläfer, weiße Mönche,
Werdet wach in eurer Zelle!
Werdet wach ihr frommen Schläfer!
Von dem harten Strohsackbette
Ruft des Grdens strenge Regel
In die Kirche zu der Mette."
(„Dreizehnlinden-)
Zwar uicht um Mitternacht, aber doch schon um 2 Uhr morgens, an
Sonn- und Feiertagen sogar noch früher, hallt die Weckglocke durch die
Gänge des Klosters und lebendig wird es in den Zellen der „frommen
Schläfer". Mit Dank gegen Gott begrüßen sie den neugeschenkten Tag
und zehn Minuten später schon steht die fromme Miliz in Reih und Glied
im Chore. Hell tönt die Glocke vom Turme in den Frieden der Nacht
hinaus, daß die Donauwellen freudig aufhüpfen bei dem frohen Klange,
und kündet es den Umwohnern des Klosters, daß der junge Tag bereits
unter dem glückverheißenden Zeichen frommen Mönchsgebetes einzieht. —
Bekannt ist die Frage des Königs Philipp August von Frankreich, als
er in einer Nacht auf hoher See mit schwerem Sturm kämpfen mußte:
„Wie spät ist es denn schon?" Und als man ihm darauf zur Antwort
gab- „Es ist jetzt Mitternacht", da sagte er beruhigt: „Nun gut, dann
haben wir nichts zu fürchten, denn meine Freunde, die Ciftercienfer, haben
sich schon erhoben und beten für uns".
„AveMaria, gratia plena, Dominus tecum!" betet jetzt Vater
Abt, während alle sich demütig zu Boden werfen, um die Himmelskönigin,
die Mutter von Cisterz zu ehren, der der erste Gruß des neuen Tages
gilt. Es ist dieser Gruß an Maria die Einleitung zum kleinen Offizium
der Gottesmutter, dessen hehre Töne gegen halb 3 Uhr verklingen. Nun
121
knien alle nieder zu halbstündiger Betrachtung und um 3 Uhr beginnen
Matutin mit Landes des Tagesoffiziums. In dreimal drei Schlägen mit
Zwischenpausen von je einem „AveMaria" ertönt nach Beendigung des-
selben von neuem die Glocke. Sie kündet den Engelsgruß an die Hoch-
gebenedeite, den alle tief zur Erde gebeugt leise beten.
Es ist etwas Erhebendes um dieses nächtliche Chorgebet. Draußen
liegt die Welt noch im tiefen Schlummer oder geht in großen Städten
noch dem Vergnügen, vielleicht gar der Sünde nach. Hier steht der Mönch
im Chore und singt und betet, stundenlang, vielleicht in rauher Winterkälte,
um Gott zu loben und zu verherrlichen. Fürwahr, ein heilig Sühnewerk,
zu dem berufen sein, große Gottesgnade ist.
An den Nachtchor schließen sich die Stillmessen der Priester, und bei der
schon erwähnten Messe zu Ehren der seligsten Jungfrau, der sog. „Beata-Meffe"
gehen die NichtPriester, soweit sie nicht den Meßdienst besorgen müssen,
gemeinschaftlich zur heiligen Kommunion.
Um halb 6 Uhr läutet es wieder zum Chore. Man fingt die Prim
und geht dann in den Kapitelsaal. Dort folgen sich Martyrologium, Gebete
der Prim und Lesung aus der heiligen Regel. Der Gbere erklärt dann
die Regel und hält, wenn er es für gut findet, auch Schuld- oder Anklage-
Kapitel. Man schließt dann mit dem „De profundis" für die verstorbenen
Mitbrüder, Angehörigen und Wohltäter des Hauses.
Nach dem Kapitel bringt jeder selbst seine Zelle in Grdnung und dann
geht man in den Speisesaal zum Frühstück, dem sog. „Mixt". Der eigen-
tümliche Name hat eine historische Unterlage. Der hl. Benedikt hat ihn
geprägt durch die Bestimmung, daß der Tischleser zur Erleichterung seiner
Aufgabe vor der Mahlzeit noch einen Trunk mit Wasser gemischten („mixtum")
Weines erhalten solle. Diesen Namen hat man dann auch gewählt für das
später eingeführte Frühstück, zu dem aber heute nicht mehr Mischwein,
sondern eine Tasse Kaffee mit Brot gegeben wird.
Nun ist ungefähr die Zeit, in der manches Weltkind erst ans Aufstehen
denkt. Der Trappist jedoch hat bereits ein reiches Arbeitspensum erledigt.
Darum gebührt ihm jetzt auch eine Ruhepause; es ist freie Zeit bis ein
Viertel vor 8 Uhr, die er, soweit nötig, zur Erholung, aber auch zu ernstem
122
Studium benützt. Dann wird die Terz gesungen und an sie schließt sich
das Konventamt und die Sext.
Nach dem Chore begeben sich alle ins große Sprechzimmer, wo ?. Prior
die Arbeit verteilt. Die Studenten gehen mit ihren Lehrern zum Unterricht,
die übrigen an die ihnen zugewiesene oder von Amts wegen obliegende
Arbeit. Für Handarbeit gibt es in Wald und Feld und in den Gärten
reiche, angenehme Abwechslung. Zwar tragen die Hauptlast der Arbeit schon
seit den ersten Zeiten des Grdens die Laienbrttder, damit die Mönche mehr
frei sind für ihre wichtigste Aufgabe, den heiligen Chordienst. Aber für
einige Stunden des Tages beteiligen auch sie sich gerne an der Handarbeit.
Es ist ein anziehendes Bild, wenn man sie, den Habit geschürzt und Holz,
schuhe an den Füßen, gemeinsam hinausziehen sieht zur Arbeit, voran
Vater Abt, hinter ihm in schöner Ordnung und in stiller Sammlung die
übrigen Religiösen. Ebenso erbaulich ist es, wenn sie während der Arbeit
eine kurze Pause machen, weniger um auszuruhen, als um sich, Herz und
Blick der Kirche zugewandt, wieder in Gott zu sammeln. —
Um ein Viertel vor 11, wenn die Glocke vom Turm „die Arbeit
abläutet", ist man wieder zuhause und kurz darauf wird die Ron gebetet,
worauf alle eine kleine Gewissenserforschung, das „Partikularexamen"
machen. Halb 12Uhr speist man zu Mittag, und dann ist freie Zeit, bis um
halb 2Uhr wieder alle an die gemeinsame Arbeit gehen, die um halb 4 Uhr
endet. Halb 5 Uhr wird die Vesper gesungen, nochmals eine Viertelstunde
der Betrachtung gewidmet und dann geht es zum Abendtisch.
Kurz nach 6 Uhr versammelt sich die ganze klösterliche Familie im
Kapitelsaale, auch die Brüder. Es wird eine erbauliche Lesung gehalten,
die sog. „Kompletlesung", dann begeben sich alle in die Kirche zur Komplet
und zum feierlichen „Salve Regina". Noch einmal liegen sie dann auf
den Knieen vor dem Tabernakel, halten stille Einkehr in der abendlichen
Gewissenserforschung und danken dem lieben Gott für die reichen Gnaden
des abgelaufenen Tages. Einige Minuten vor 7 Uhr gibt Vater Abt das
Zeichen zum Verlassen der Kirche, besprengt jeden beim Ausgange noch
mit Weihwasser und entläßt ihn mit einem frommen Segenswunsche im
Herzen zur nächtlichen Ruhe. Ein Viertelstündchen später ist es stille im
ganzen Kloster und der Friedensengel breitet schützend seine Fittiche über
Engelszell. — — — — —
123
Siehe, lieber Leser, das ist ein Tag im Trappistenkloster. Laß' noch-
einmal an deinem Geiste vorüberziehen, was an diesem einen Tage von
2 Uhr früh bis 7 Uhr abends von den frommen Mönchen ist geleistet
worden, und du mußt selbst gestehen: es war ein „voller" Tag. Und so
reiht sich Tag an Tag, und ans den Tagen werden Monate und Jahre,
ein ganzes Menschenleben. Gelt, du gibst es zu, daß solches Leben ideal
schön und reich an Verdiensten ist. Aber ein Bedenken hast du doch:
ob es auch erträglich ist, ob die Anforderungen, die hier gestellt werden,
die schwachen Menschenkräfte nicht übersteigen? Mein Freund, ich lasse die
Erfahrung sprechen. Sie kann uns am sichersten AusKunst geben. Und sie
sagt uns, daß schon Tausende, selbst schwache Frauen — denn es gibt auch
Trappistinnenklöster — solches Leben geführt haben, Jahre und Jahrzehnte
lang; und sie haben es nicht zu schwer gefunden. Und dabei ist der
Gesundheitszustand in den Trappistenklöftern ein durchwegs guter, auch
in Engelszell, trotz der erhöhten Anforderungen, die eine Neugründung
an die Arbeitskräfte stellt.
Noch ein zweites Bedenken steigt in dir auf, ob denn so ein Leben
in strenger Weltabgeschiedenheit, in Gpfer und Entsagung, im Einerlei der
täglich sich von neuem wiederholenden klösterlichen Übungen den Menschen
auch befriedigen, ihn wirklich glücklich machen kann. — Wiederholt schon
haben wir im Verlaufe unserer Ausführungen durchblicken lassen, daß der
Trappist bei seiner rauhen Lebensweise und seinem harten Tagewerke doch
glücklich ist; und die Zufriedenheit und Heiterkeit, die sich in den Gesichtern
seiner Bewohner widerspiegelt, macht auf die Besucher des Klosters besonders
wohltuenden Eindruck.
Es kann ja auch gar nicht anders sein. Denn die hier im beschau-
lichen Kloster leben, führen ein durchaus geistliches Leben. „Die Frucht des
Geistes aber", versichert schon der hl. Paulus (Gal. 5, 22),„ist Liebe,
Freude und Friede." — Die hier zusammenleben, leben nach St. Benedikts
Regel, die wohl ernste Anforderungen an den Mönch stellt, wofür ihm aber
der heilige Gesetzgeber schon in der Einleitung zu seiner Regel die glück-
verheißende Aussicht eröffnet, daß sich „beim Voranschreiten im klösterlichen
Tugendwandel und im Glauben sein Herz erweitern und er in unsagbarer
Süßigkeit der Liebe den Weg der Gebote Gottes eilen werde". —
Die hier zusammenleben, sind Söhne des hl. Vaters Bernardus, der die
124
beglückenden Segnungen des Grdenftandes so schön geschildert hat in den
bekannten Worten: „Im Grdensftande lebt der Mensch reiner und verdienst-
licher, fällt seltener, richtet sich schneller wieder auf, wandelt vorsichtiger,
erlangt reichere Gnaden, genießt einen tieferen Frieden, stirbt mit größerem
Vertrauen, kürzt das Fegfeuer ab und gewinnt eine schönere Krone." —
Gerade dieses letztere aber, die Aussicht auf einen guten Tod, macht
den Grdensmann und namentlich den Trappiften so glücklich und zufrieden,
weil ja auf das Sterben alles ankommt und vom Sterben alles abhängt.
Was Weltleuten das Sterben ofi so schwer macht, der Abschied von der
Familie, die Lostrennung von allem irdischen Besitze, der Gedanke an das
Gericht und an die Ewigkeit, das alles ängstigt den sterbenden Grdensmann
nicht mehr sonderlich. Schon bei seinem Eintritte ins Kloster hat er für
diese Welt Abschied genommen von den Seinigen, denen zwar immer noch
seine Liebe gehört, aber eine geläuterte, übernatürliche Liebe, die wohl noch
für sie betet und opfert, die aber nichts mehr gemein hat mit Anhänglichkeit
an Fleisch und Blut. Bei seiner Proseß hat er im heiligen Armutsgelübde
für immer verzichtet auf die Güter und Genüsse dieser Welt. Und wenn
er auch bezüglich seines Schicksals in der Ewigkeit keine unbedingte Gewißheit
hat, so erfüllt ihn doch der Gedanke an die reichen Gelegenheiten, die ihm
das Gevensleben zu einem reinen Wandel und zur Abbüßung seiner Sünden-
strafen geboten, mit großer Zuversicht. Wie tröstet ihn jetzt der Gedanke
an seinen Profeßtag, an dem er sich ausschließlich und unwiderruflich fürs
ganze Leben dem Dienste dessen geweiht hat, der nun bald sein Richter
sein wird! Wie eine zweite Taufe haben damals die heiligen Gelübde
auf feine Seele gewirkt und haben diese beglückende Wirkung jedesmal
von neuem hervorgebracht, sooft er sie mit gutem Willen erneuerte. Und
dann der tröstliche Gedanke all die reiche Gebetshilfe, die ihm gerade fein
Grden, wie wir schon gehört haben, nach dem Tode in so ausgiebiger Weise
zu teil werden läßt! — Alles das bannt die Schrecken des Todes von
seinem Sterbelager und macht ihm den Heimgang in die Ewigkeit leicht,
und mancher dieser rauhen Männer der Buße ist schon singend und jubelnd
hinübergegangen, auch in Engelszell schon! —
Möchten wir da noch zweifeln, daß das Leben, wie es in den Klöstern
der Trappiften geführt wird, das Menfchenherz wirklich befriedigen und
glücklich machen kann? — — — — —
5. Sns Wirken ver klöjterlichev lfawllie nach auheu
„In omnem terram exivit sonus eorum,
et in fines orbis terrae verba eorum.
<?n alle Welt ergeht ihr Schall und bis an die
Grenzen des Erdkreises dringt ihr Wort."
(Ps- 18. 5.)
Ideal und verdienstlich ist das Leben in einem Trappistenkloster. Das
hat der liebe Leser eben zugegeben. Und ein aufsteigendes Bedenken, ob
so ein Leben denn nicht zu schwer sei und zu große Anforderungen an die
menschlichen Kräfte stelle, hat sich ohne Schwierigkeiten beheben lassen.
Aber schon taucht ein zweites Bedenken auf. „Ist denn solches Leben nicht
eigentlich ein verlorenes, für die menschliche Gesellschaft wenigstens ganz
nutzloses Leben? Immer nur hinter Klostermauern bleiben und da stunden-
lang beten jeden Tag und für die Bedürfnisse der Grdeusgemeinde arbeiten:
was hat davon die Außenwelt? Und wenn das selbst Priester tun, gerade
heute, wo die seelsorglichen Anforderungen so schreiend groß sind: was hat
davon die arme Menschheit? Wäre es denn nicht besser, wenn sie auch
herausgehen und predigen und sich sozial und charitativ betätigen würden,
um die gefährdeten Seelen zu retten und dem Elend und der Not der
Zeit zu steuern? Ist es nicht doch vielleicht wahr, was man jetzt so oft
hören kann, daß beschauliche Grden für das Gemeinwohl nichts leisten und
darum auch keine Existenzberechtigung haben?"
Mein Freund! Deine besorgten Fragen sind wohl ernst gemeint und
haben auch einen Schein von Berechtigung. Darum verdienen sie auch
eine Beantwortung. Und als Antwort stelle ich nun eine Gegenfrage. Wer
möchte wohl sagen, daß unsere braven Pioniere im Kriege eigentlich ganz
unnötig gewesen sind, weil sie sich nicht direkt am Kampfe beteiligt haben,
und daß sie am besten zuhause geblieben wären? Wer möchte im Ernste
behaupten, daß sie mit ihren Brücken- und Schanzenbauten nichts geleistet
hätten und daß ihre Arbeit deshalb auch gar keine Anerkennung verdiene?
Ich meine, unsere kämpfenden Truppen im Felde hätten die Arbeit dieser
Wackeren nicht bloß nicht entbehren mögen, sondern gar nicht entbehren
können. Sie waren direkt auf dieselbe angewiesen. — —
126
! Nun machen wir die Anwendung. Wir kennen alle die biblische
Begebenheit vom betenden Moses auf dem Berge und den kämpfenden
Israeliten im Tale. So lange Moses feine Arme zum Gebete erhebt, solange
fiegen die Israeliten, läßt er sie müde sinken, dann neigt sich der Sieg auf
die Seite der feindlichen Amalekiter. Heute geht es ähnlich. In den sumpfigen
Niederungen der heutigen Menschheit schlagen die Seelsorger und Missionäre
schwere Schlachten um die unsterblichen Seelen. Und in diesem heißen Ringen
sehen auch sie sich um nach einem betenden Moses, der sie vom Berge
c> aus unterstützt. Diesen betenden Helfer finden sie aber nirgends sicherer
als in den beschaulichen Klöstern, diesen Hochburgen des Gebetes und des
Gpfers. Da findet die moderne Seelsorge ihre tüchtigsten Pioniere, die
durch Gebet und Gpfer das Wirken der aktiven Seelsorger unterstützen,
die „Hindernisse" beseitigen, „Schutzdämme" aufführen und „Brücken"
schlagen, ans denen die Gnade wieder in die Herzen einziehen kann. Gewiß
muß der Seelsorger, der Missionär selber auch beten und Gpfer bringen,
um sich Erfolg zu sichern in seinem Wirken. Aber er ist vielfach daran
gehindert, kann nicht die Zeit dafür finden, so wie er gerne möchte. Da
ist er froh und dankbar, wenn er eine Truppe hinter sich weiß, die sich
nur mit dieser unerläßlichen Vorarbeit für eine erfolgreiche Seelsorge befaßt,
die beschaulichen Grdenslente.
Um aber diese Arbeit zu leisten, braucht der Mönch sein Kloster nicht
j. zu verlassen. Er leistet sie in stiller Verborgenheit im täglichen Büß- und
Gpserleben, und namentlich beim feierlichen Chorgebete. Da steht er daheim
im Chore seiner Abteikirche. Aber „sein Gebetsruf dringt hinaus in alle
Welt und wirkt Segen bis an die Grenzen des Erdkreises".
Nicht bloß, daß er die Seelsorge draußen kraftvoll unterstützt, es hat
das Beten des Mönches im Chore noch eine andere universelle Be-
deutung. DerMönch im Chore fühlt sich durch seine Berufung und nach Gottes
Willen auch als offizieller Vertreter der ganzen Menschheit. Was er hier
tut, dem lieben Gott das Gpfer der Anbetung, des Dankes, der Sühne
bringen und ihm feine und seiner Mitmenschen Bitten vortragen, das sollte
eigentlich jeder Mensch auf Erden tun. Weil aber so viele, viele es nicht
tun, teils mit, teils ohne Schuld, so tut er es hier für sie, betet hier für
alle, die nicht beten können und nicht beten wollen. — Das ist seine zweite
erhabene Aufgabe im Dienste der Menschheit.
127
Wohl findet der Mönch für solches Wirken nach außen nicht immer
das rechte Verständnis, weil es der Welt so vielfach am Glauben gebricht,
der allein den Wert des Gebetes richtig einzuschätzen weiß, und viele möchten
ihm wohl lieber mit dem Dichter zurufen:
„Laß das Leiern, laß das Klimpern!
G, es schafft dir wenig Holdes.
Bessres Klingen, bestes Klingen
Scheint das Klingen mir des Goldes.
Laß das Klimpern, laß das Leiern!
Wer erfreut sich solchen Schalles?
Bessres Klingen, bestes Klingen
?st das Klingen des Metalles."
(„Dreizehnlinden")
Doch der Mönch läßt sich dadurch nicht beirren und betet weiter.
Und der jüngste Tag wird es einmal der staunenden Welt zeigen, wie
dieses Beten im Verein mit seinem Gpferleben nicht bloß dem kleinen
Fleckchen Erde genützt hat, auf dem sein Kloster steht, sondern wie es
Segen ausgestrahlt hat „in alle Welt und bis an die Grenzen der Erde".
Aber nicht bloß durch sein Gebets- und Gpferleben wirkt der schweig-
same Mönch im Trappistenkloster für die Außenwelt. Sein Leben und
Wirken bringt der Menschheit noch einen weiteren Segen, den Segen des
guten Beispiels.
Der Dichter spricht einmal von der „kaiserlosen, der schrecklichen Zeit".
Jetzt leben wir in einer „gottlosen", noch schrecklicheren Zeit. Sie wollte
die Welt beglücken mit ihren Scheingütern von Freiheit, Genuß, Sinnenlust
und wie sie alle heißen und hat sie damit totkrank und unglücklich ge-
macht. Da sieht sie im Kloster den Mönch in Armut, in Entsagung, in
strengem Gehorsam und sieht ihn glücklich und zufrieden. Ist solche Wahr-
nehmung nicht eine laute Anklage für die heutige Welt, aber auch ein
deutlicher Fingerzeig, wie allein sie wieder gesunden und glücklich werden
könnte? — Und wie richtet sich der Arme, der schwer Arbeitende, der
Leidgeprüfte auf an dem Beispiele derer, die ganz freiwillig, aus reiner
Liebe zu Gott auf das verzichtet haben, auf was sie verzichten müssen,
128
und die dafür ein Leben der Armut, der Arbeit, der Entsagung und des
Opfers gewählt haben! —
Das ist das Wirken des Mönches und, weil dieser ganz dem Ge-
meinschaftsleben eingegliedert ist, auch das Wirken der klösterlichen Familie
nach außen. Es ist ein Wirken durch Gebet und Gpfer und gutes Beispiel.
Die Kirche weiß solches Wirken wohl zu schätzen. Von jeher haben Päpste
und Bischöfe großes Vertrauen gesetzt in die Kraft der Gebete und Gpfer,
an denen das beschauliche Leben, namentlich in einem Trappistenkloster
so reich ist. Schon aus der ersten Zeit des Cistercienserordens, da noch
die Außentätigkeit in der Seelsorge verpönt war, wie das bei den Trappisten
heute noch der Fall ist, haben wir ein schönes Zeugnis hiefür. Als nämlich
der Kölner Erzbifchof Philipp von Heinsberg im Jahre 1188 die Cister-
cienser nach Heisterbach berufen wollte und man ihn davon abzubringen
suchte, gab er die schöne Antwort: „Daß doch an jedem Grte meiner
Diözese ein Kloster jener Gerechten wäre, die Gott lobten und für mich
und die mir anvertrauten Seelen beteten! Wahrlich, ich glaube, es stünde
dann viel besser um meine Kirche als eben jetzt. Sie würden ja keinem
Schaden zufügen, wohl aber vielen nützen."
Und unser Heiliger Vater Pius XI. hat den Wunsch ausgesprochen, es
möchten doch in den Missionsländern auch rein beschauliche Klöster ge-
gründet werden, die durch die Gebete und Gpfer ihrer Bewohner den
Segen des Himmels herabziehen sollten auf die Tätigkeit der Missionäre.
So haben z. B. China und Japan jetzt auch schon ihre Trappisten- und
Trappistinnenklöster.
Von einem dieser Klöster, dem Trappistenkloster zu „Unserer lieben
Frau vom Tröste" in der Nähe von Pöcking in China, ist nun vor einigen
Jahren eine Bewegung ausgegangen, die schon weit um sich gegriffen und
viel Segen gestiftet hat. Es hat sich nämlich eine Vereinigung gebildet
unter dem Titel: „Meßvereinigung und Gebetskreuzzug zu Ehren der
Unbefleckten Jungfrau Maria für die Bekehrung der Heiden Chinas,
Japans und der angrenzenden Länder". Die Vereinigung wurde durch
Reskript vom 26. Juni 1923 vom Heiligen Stuhl gutgeheißen, kanonisch
errichtet und mit zahlreichen Ablässen und Privilegien versehen. Ihre Leitung
und Förderung übertrug der Heilige Stuhl den Trappisten. Der Heilige Vater
Pius XI., sowie zahlreiche Kardinäle und Bischöfe haben die Vereinigung
g
129
allen Gläubigen eindringlich empfohlen und sich selbst als Mitglieder ein-
schreiben lassen. Der Heilige Vater bringt am 15. jeden Monats das
heilige Meßopfer in der Meinung der Vereinigung dar. Um Mitglied
derselben zu werden, muß man in die Mitgliederliste eingetragen werden.
Für Katholiken deutscher Zunge besorgt das die Abtei Engelszell,
Post Engelhartszell in Gberösterreich. Die Mitglieder verpflichten sich
lediglich dazu, allmonatlich eine heilige Kommunion für den Zweck der
Vereinigung aufzuopfern oder jährlich eine heilige Messe für den gleichen
Zweck lesen zu lassen, bezw. zu lesen, falls sie Priester sind.
Wer ein richtiges Verstehen und ein fühlendes Herz für die furchtbare
religiöse Not des fernen Ostens hat, der mit ungefähr 600 Millionen
(also einem Drittel der ganzen Menschheit!) noch in der Finsternis des
Heidentums schmachtet, der wird kaum Bedenken tragen, sich an so edlem
Liebeswerke zu beteiligen. — — — —
1
130
HchliOwort
Es ist ein weiter Weg, den wir jetzt miteinander zurückgelegt haben:
Vom Feste des hü Gregorins, dem 12. März 1293, an welchem Tage das
Kloster Engelszell ins Dasein getreten ist. durch mehr als sechs Jahrhunderte
bis herab auf unsere Tage. Mit Interesse haben wir die Geschichte des
alten Engelszell verfolgt und standen manchmal erschüttert ob der schweren
Schicksalsschläge, die über das ehrwürdige Stift hereingebrochen find,
namentlich als es im Jahre 1786 der Aufhebung anheimfiel. Um so
mehr freuten wir uns seiner glücklichen Wiedererstehung im Jahre 1925.
Das Bild, das Engelszell heule bietet, ist ein durchaus friedliches.
Das rastlose Bemühen seines Abtes Gregorins Eisvogel, die vielen Gebete,
die er für feine Gründung zum Himmel geschickt, die vielen Gpser, die er
für sie gebracht hat, haben schöne Früchte gezeitigt. Die Anfangsschwierigkeiten
sind glücklich überwunden, und eine zahlreiche Grdensgemeinde, von gutem
Geiste beseelt, schart sich in kindlicher Liebe und aufrichtiger Verehrung um
ihren Vater Abt. — Möge ihm vom lieben Gott eine recht lange, fegens-
reiche Wirksamkeit beschieden sein, und möge sein Kloster unter dem Schutze
des Himmels sich immer mehr entfalten zu einer Stätte des Segens für
feine Bewohner, für feine Umgebung, für die ganze heilige Kirche!--
Allabendlich schicken die Mönche von Engelszell den Bittruf hinauf
zum Vater im Himmel: „Angeli tui sancti habitent in ea, qui nos
in pace custodiant, et benedictio tua sit super nos Semper!" Ja,
Gottes heilige Engel mögen stets wohnen im Engelskloster an der Donau
und es beschützen in Frieden, und Gottes Segen möge über ihm sein
immerdar! — —
Damit endet das schlichte Büchlein. — Der es schrieb, hat es geschrieben
mit dankbarer Liebe gegen Gott, der ihn berufen, und mit dankbarer Liebe
gegen seinen heiligen Grden und sein teures Kloster, die ihn erbarmend
aufgenommen. Nie mehr im Leben kann er die Stunde vergessen, in der
der Ruf der Gnade an ihn ergangen ist. Er bittet die lieben Leser um
das Almosen des Gebetes. Sein Beten und Wünschen aber ist: «Möge
der allgütige Gott noch manchem Würdigeren solch gnadenvolle Stunde
schlagen lassen!" — — — — —
U*I*0*G*D
131
Nüymig
Seliruckle Cllerafiir »Oer Hli» eagrlszell
(Ghne Anspruch auf Vollständigkeit)
E. Iongelinus, Notitia abbatiarum ordin. Cist. Lib. III. Köln 1640. S. 20.
A. Sartorius, Verteutschtes Cistercium bis tertium. Prag 1708. 6. 664f.
vj. G. A. Freih. v. Hoheneck, Die löbl. Herren Stände des Erzherzogtums
Österreich ob der Enns, I. Band. Passau 1727. S. 84—88.
I. Th. Finkh, Große Psarrkarte von Engelszell (von ca. 1810). Im Landes-
museum in Linz.
I. N. Buchinger, Geschichte des Fürstentums Passau. 2 Bände. München 1816—24.
B. Pill wein, Beschreibung des Innkreises. Linz 1832. Bd. III, S. 249 ff.
M. Reis ach er, Das Dekanat St. Johann. Kirchl. Topographie, 18. Band.
Wien 1840. S. 367-397.
I. Stülz, Geschichte des Cistercienserklosters Wilhering. Linz 1840. S. 35, 133,
145. 316 f., 338 f., 351 f., 360 ff.
I. Stülz, Die Herren und Grafen von Schaunberg. (3n den Denkschriften der
Wiener Akademie XII.)
Jahrbuch der Zentralkommission für Kunst- und histor. Denkmale. Wien 1859.
Bd. III (Konventsiegel).
I. Strnadt, Versuch einer Geschichte der passauischen Herrschaft im oberen Mühl-
viertel, namentlich des Landgerichtes Velden bis zum Ausgange des Mittel-
alters. 20. Jahresbericht des Museums in Linz. Linz 1860. S. 169,240,463 f.
I. Strnadt, Peuerbach (Ein rechts-historischer Versuch). 27. Jahresbericht des
Museums in Linz. Linz 1868. S. 227 f., 340 ff., 351, A. 4., 464.
UrKundenbuch des Landes ob der Enns. V. Bd. Wien 1868 und VI. Bd.
Wien 1872. passirn.
133
L. Ianaufcheck, Originum Cist. — tom. I. Wien 1877. S. 266.
F. Scheibelberger, Kirchengeschichtliche Streifzüge. Kathol.Blätter, 30.Jahrg.,
Nr. 24. Linz 1878.
S. Brunner, Ein Zisterzienserbuch. Würzburg 1881.
G. Schmid, Übersichtliche Geschichte des aufgehobenen Cistercienserstiftes Engelszell
in Gberösterreich. Studien und Mitteilungen aus dem Benediktiner- und
Ciftercienserorden. Würzburg—Wien. V. Jahrg. 1884 (1. Bd. S. 115 ff.,
425 ff. 2. Bd. S. 135 ff., 412 ff.) VI. Jahrg. 1885 (1. Bd. S. 124 ff., 305 ff.
2. Bd. S. 47 ff.)
W. Großmann, Die Robert Graf Pachta'schen Besitzungen Engelszell und
Liechtenstein mit Krempelstein in Gberösterreich. Bericht des Forst-Vereines.
1885. S. 91 ff. Mit Forstkarte des Sauwaldes 1:11.520.
W. Dann er bau er, 0. 8. B., Generalschematismus. Linz 1887. S. 186.
W. Dannerbauer, 0. 8. B., Realschematismus. Linz 1887. S. 45.
G. Kolb, Marianisches Gberösterreich. Linz. 1889. S. 199.
Mitteilungen der Zentralkommission für Kunst- und histor. Denkmale. Wien.
Neue Folge XVI (1890) S. 134, 213, 253. XVII (1891) S. 61.
(Grabsteine)
I. Lambrecht, hist.-topogr. Matrikel (GroßeMatrikel des Landes ob der Enns.)
Raab 1892.
G. Grillnberger,?. Coelestin Weinbergers „Compendium chronologicum
de ortu et progressu monasterii B. M. V. de Cella Angelorum vulgo
Engelszell ord. Cist. in Austria Superiore ex chartario et chronicis
mss. dicti monasterii." Archiv für Geschichte der Diözese Linz, Bd. I.
(1904). S. 14 ff.
F. Benezeder, Engelszell. (Unterhaltungsbeilage der „Linzer Tagespost".
1905, Nr. 44.
A. Erhard, Geschichte und Topographie der Umgebung von Passau. (Verhand-
lungen des hist. Vereines für Niederbayern, XXXXI. Jahrg. Landshut 1905.
S. 219 ff.)
G. Grillnberger und K. Schiffmann, Regeften und Urkunden des Stiftes
Engelszell von 1293 bis 1500. Archiv für Geschichte der Diözese Linz,
Bd. III. (1906). S. 191 ff.
N. Hittmair, Der Josefinische Klostersturm im Lande ob der Enns. Frei-
burg i. Br. 1907. passim.
A. Sieghardt, Schloß Engelszell a. d. Donau. (Gstbairische Grenzmarken,
2. Jahrg. 1913 S. 88-92.
A. B retschnei der, Ein Beitrag zum Bauschaffen der landständischen Stifte
Gberösterreichs im 17. und 18. Jahrhundert. Weida 1914. S. 219—234.
134
„Cistere.-Chronik«, verschiedene kl. Aufsätze. (1916 S. 166 f. 1925 S. 61 f., 217 ff.
1932 S. 29 ff., 159 ff.
R. Guby, Die Stiftskirchen zu Wilhering und Engelszell. (Jahrbuch des Kunst-
hist. Institutes d. Staatsdenkmalamtes, Bd. XII. Wien 1918. S. 76 ff.
R. Guby, Die Kunstdenkmäler des oberösterreichischen Innviertels. Wienl921. S.88.
R. Guby, Das ehemalige Zisterzienserstift Engelszell a. d. Donau. (Gftbairifche
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L. H. Krick, Das ehemalige Domstifi Passau. Passau 1922.
F. Sekker, Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Gberösterreichs in Georg
Matthäus Mischers ^ustriae 8uperi0ri8 modernae 1674".
Linz 1925. S. 54—56.
E. Straßmayr, Engelszell. („Heimatlands Beilage zum „LinzerVolksblatt".
1925, Nr. 14.)
F. Hi ermann, Wesen-Gräber zu Engelszell. (Bilderwoche der „Linzer Tagespost".
1926, Nr. 44.)
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M. Heuwieser, Klöster in der Umgebung von Passau: 5. Engelszell. („Heimat-
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