Langemarck fCambrai ist ein ruhiges, verträumtes Städtchen des ^ Artois, an dessen Namen sich manche historische Erinne¬ rung knüpft. Enge, altertümliche Gasten schlingen sich um das mächtige Rathaus, um verwitterte Stadttore und die vielen Kirchen, in deren größter Fenelon predigte. Wuch¬ tige Türme ragen aus einem Gewirr winkliger Giebel her¬ vor. Breite Alleen führen zu dem gepflegten Stadtpark, den ein Denkmal des Fliegers Vleriot ziert. Die Einwohner sind stille, freundliche Leute, die in den großen, einfach aussehenden und reich ausgestatteten Häusern ein behagliches Dasein führen. Viele Rentiers verbringen hier ihren Lebensabend. Das Städtchen führt mit Recht den Beinamen la ville des millionaires, denn kurz vor dem Kriege zählte man über vierzig Millionäre in ihm. Der Große Krieg riß das stille Rest aus seinem Dornröschenschlummer und verwandelte es in einen Brenn¬ punkt riesiger Schlachten. Ein hastiges, neues Leben rastelte über das holprige Pflaster und klirrte gegen die kleinen Fenster, hinter denen ängstliche Gesichter lauerten. Fremde Gesellen tranken die liebevoll gefüllten Keller leer, warfen sich in die mächtigen Mahagonibetten und störten in ständigem Wechsel die beschauliche Ruhe der Privatiers, die nun inmitten der verwandelten Umgebung an den Ecken und Haustüren zusammenstanden, sich mit vorsichtiger Stimme Schauermären und sicherste Nachrichten über den nahen End¬ sieg der Landsleute zuraunend. Die Leute wohnten in einer Kaserne, die Offiziere waren in der Rue-des-Liniers untergebracht. Diese Straße nahm während unserer Anwesenheit das Aussehen eines Studentenviertels an; allgemeine Unterhaltungen aus den 173