ebensowenig allerdings auch den Türken, den auf der Halbinsel Gallipoli gelandeten Feind wieder ins Meer zurückzu werfen. Noch stand der Feind in schmalen Küstenabschnitten, noch waren aber die beherrschenden und die Meerengenwerke schützenden Höhenstellungen fest in türkischer Hand. Langwierige Stellungskämpfe drohten sich zu entwickeln, deren Ausgang vorauszusagen, kaum möglich war. Diese Aussicht wirkte auf die griechische Kriegsbegeisterung er¬ nüchternd und abkühlend. Die Auffassung gewann in Athen die Ober¬ hand, erst den weiteren Gang der Dardanellenkämpfe aus der gesicherten Stellung der Neutralität abzuwarten. Eine gleiche Entspannung der Lage Heß sich in Bulgarien und Rumänien feststellen. Hier sprachen schon mehr wie für Griechenland die glücklichen Operationen der Mittelmächte gegen Rußland ein gewichtiges Wort. Bulgarien sah daher keinen Anlaß zu einer anderen Orientierung seiner Politik. Und die rumänischen Staatsleiter fanden es angezeigt, Anfang Mai im Gegensatz zu früheren Bemerkungen die Aufrechterhaltung der rumänischen Neutralität auch beim Losschlagen Italiens als möglich hinzustellen. Auch verneinte der rumänische Ministerpräsident auf deutsche Anfrage das Bestehen ver¬ traglicher Abmachungen zwischen Rumänien und dem Feindverband, von denen in der rumänischen Presse gesprochen worden war, wenn er auch zugab, daß die Feindseite wiederholt diesen Wunsch zu erkennen gegeben habe. Mitte Mai hatten die Operationen gegen Rußland einen gewissen Abschluß erreicht. Unter Berücksichtigung der Gesamtlage mußte sich der leitende Feldherr die Frage vorlegen, wo neue dringende Aufgaben der Kriegführung winkten. Wie bei Betrachtung der politischen, so überwog auch bei Überprüfung der militärischen Lage das Element des Ungewissen und Undurchsichtigen. Verhältnismäßig klar zeichneten sich die Umrisse der voraussichtlichen weiteren Entwicklung im Westen und im Osten ab. Hier war die Fortsetzung der siegreichen Operationen wenn auch im verlangsamten Ausmaß, dort die Fortdauer des unentschiedenen Grabenkrieges wahrscheinlich. An den Dardanellen versagte aber jede militärische Voraussage. Würde der Türke auf die Dauer dem immer erneuten Ansturm des Feindes standhalten können ? Eins war sicher: die Zunahme der türkischen Munitionsnot. Hatte schon die Abwehr des Flottenangriffs im Februar-März, die doch nur die Munition der See Ver¬ teidigung abenspruchte, große Besorgnisse in Konstantinopel hinsicht¬ lich des Durchhaltens ausgelöst, so war dies jetzt, wo der größte Teil des türkischen Heeres in den Kampf trat, erst recht zu befürchten. War 105