374 Das Selbstopfer bcrten Befehl vorbehaltlich der Zustimmung meiner Obersten Heeresleitung zu geben. Für die Ausführung des Befehles lehnte ich aber wiederholt jede Verantwortung ab und fand dafür auch Verständnis. Es entziehen sich ja viele Offiziere und Mann schaften der Internierung, indem sie, sei eS mit Personenzügen, sei eS zu Fuß, die nahe österreichische Grenze erreichen und jenseits derselben bereitwilligst zur Ver fügung gestellte Fahrgelegenheiten Ln Sammeltransporten nach der Heimat finden. Auch von Budapest gehen derartige Transporte nachts heimlich ab. Die ungarischen Eisenbahn- und Grenzbeamten leisten dieser Art der Abbeförderung Vorschub, hier und da kostet letztere allerdings Geld oder Zigaretten. „Die Forderung, mit dem Oberkommando Ln Budapest auch nur auf wenige Tage Aufenthalt zu nehmen, lehnte ich mit nicht mißzuverstehender Deutlichkeit ab und er reichte, daß mir der Ort Foth (etwa 30 km nördlich Budapest östlich der Donau) mit einem Karolyischen Herrensitz angeboten wurde. Ich willigte, die blnterkunftS- möglichkeit vorausgesetzt, ein und verließ daS Parlament, ohne mit den blnterhändlern einen Handschlag zu wechseln. Auch die Rückfahrt nach dem Bahnhof geschah ohne Störung, aber die Abfahrt von da verzögerte sich bis zum Dunkelwerden mit echt revolutionärer Unzuverlässigkeit." Ergänzend zu diesem Brief seien aus dem Kriegstagebuch des Oberkommandos nachfolgende Stellen angeführt: „Der Feldmarschall weist in der sehr lebhaft ge führten Unterredung den ungarischen Ministerpräsidenten darauf hin, daß das ganze Verhalten der ungarischen Regierung, die sich bereits mit der Verlegung des Ober kommandos nach Papa einverstanden erklärt hatte, woraufhin der Feldmarschall sich zur Abreise aus Groß-Wardein entschlossen hatte, ihn dazu zwinge anzunehmen, daß die ungarische Regierung ihn bewußt und absichtlich in einen Hinterhalt gelockt und wider Treu und Glauben gehandelt habe. Einer Frage, ob die veränderte Auf fassung der ungarischen Regierung auf einen erneuten Druck der Entente zurück zuführen sei, weicht der Ministerpräsident aus und verschanzt sich hinter einen Beschluß deS Ministerrates. Er betont auf eine entsprechende Frage deS Feldmar- fchalls ausdrücklich, daß das Oberkommando unter dem Schutz der ungarischen Regierung stünde, ein Eingriff der Franzosen mithin nach seiner Ansicht ausgeschlossen sei, und daß die ungarische Regierung den Feldmarschall rechtzeitig in Kenntnis fetzen würde, falls trotzdem ein Zugriff der Franzosen zu befürchten wäre. Der Feld marschall bleibt bei seiner Erklärung, daß es für ihn ganz unmöglich sei, einer Inter nierung in Budapest zuzustimmen. Daraufhin schlägt ihm der Ministerpräsident als Aufenthaltsort des Oberkommandos das Schloß Foth des Grafen Ladislaus Karolyi vor. Unter nochmaligem Protest gegen die ihm zuteil gewordene Vergewaltigung er klärt der Feldmarschall, daß er angesichts der von ungarischer Seite geübten Gewalt diesen Vorschlag annehmen müsse, und protestiert nochmals auf das entschiedenste gegen das Verhalten der ungarischen Regierung." ZweiteHälfteDezember. Vach seiner Ankunft in Foth schreibt der Feldmarschall am 19. Dezember: „Gestern Nachmittag bin ich im Auto hier angekommen und freundlich aufgenom men. Das Schloß gehört dem Grafen Ladislaus Karolyi, einem Onkel des derzeitigen Ministerpräsidenten. Die Familie besteht aus dem Ehepaar, einem Sohn und zwei