— 32 unter diesem und jenem Vorwände hinausgeschoben; die Gefühle meines Herzens habe ich brieflich Sr. Eminenz dem Kardinal zu eröffnen getrachtet, was auch in vorzüglicher Weise Pater Eberhard tat, der, um dem seinem Ordensgelübde so unange messenen und für die Sozietät so neuen Titel überhaupt zu entgehen, mit größter Bereitwilligkeit den Verzicht auf die Stelle eines spanischen Gesandten anbot. Unter solcherlei Verhandlungen erschien plötzlich Se. Eminenz Kardinal Massimi, um über erhaltenen Auftrag dem Pater Eberhard den unumstößlichen Entschluß des Papstes mitzuteilen und ihm die mit zittriger Namensfertigung endlich gegebene Einwilligung in den Befehl Sr. Heiligkeit abzuringen. Es war also nicht anders möglich, als daß unter Tränen und mit Trauer einerseits der Pater gehorchte, andererseits ich mich beruhigte und dahin mein Augenmerk richtete, daß dieses Beispiel, das wirklich beispiellos dasteht, niemals ein Beispiel werde. Daher habe ich den Papst mündlich und schriftlich gebeten, durch das Breve, das er zu erlassen willens war, diese Tür, wodurch die Einfachheit und Demut der Sozietät nur geschädigt und ertötet würde, nicht bloß zuzusperren, sondern zuzumauern. Und das hat er huldvollst versprochen und gehalten. Das ist die Reihenfolge des ganzen Vorganges. Wie sehr müssen wir doch Gott bitten, daß er das Wirken des neuen Bischofes immerdar zu seiner Ehre und zum allgemeinen Besten lenke! Das verdient derselbe gewiß von uns allen aus vielen Gründen und ganz besonders wegen seiner unvergleichlichen Liebe zur Gesellschaft. Zwar hat er deren Kleid abgelegt, niemals wird er jedoch seine so zärtliche Liebe zu ihr ablegen; und zwar hat er das Ordenskleid mit tiefer Betrübnis und unter Tränen abgelegt, so daß alle zum Mitleid bewegt wurden. Und nun: Mögen mich Ew. Hochwürden Gott im heiligen Meßopfer recht häufig empfehlen. Rom, 28. Dezember 1671. Ew. Hochwürden Diener in Christo Johannes Paulus Oliva 8. J. 12. Im Purpurkleide des Kurdinais. Schon wiederholt wurde in der bisherigen Schilderung des Lebens Nidhards auf den römischen Purpur hingewiesen, dessen dieser Mann würdig sei. Schon Philipp IV. trug sich mit solchen Gedanken, der Staatsrat gab seinerzeit dieser Erwägung Raum und die Königin bemühte sich in dieser Sache mit einer Ausdauer, welcher der Erfolg schließlich nicht ausblieb. Am 22. Februar 1672 wurde Nidhard von Klemens X. in den obersten Senat der Kirche als Kronkardinal Spaniens aufgenommen; am 9. Mai desselben Jahres wurde diese Erwählung publiziert, r) Der Kaiser äußerte sich hierüber mehrmals in seinen Briefen an Pötting mit Ausdrücken der Genugtuung und des besonderen Wohlwollens für seinen ehemaligen Lehrer, Erzieher und Vertrauensmann. So schrieb er unter dem 20. April 1672, da er die bereits vollzogene Erwählung Nidhards noch nicht kannte, über die Aus sichten desselben auf das Kardinalat: „Nidhard hoffe ich werde es jezo nit ausbleiben und wünsch es ihm wohl von Herzen, weilen es jezo ohne neuem praejudicio (Vorurteil) sein samt, 2 ) da er wirklich nach so vielen Verfolgungen, die ihm halt gerade nicht das Blut kosteten, wohl verdient, mit der Farbe des Blutes oder dem Purpur beehrt zu werden." 0 Er war vorher „io xetto" behalten worden, d. h. der Papst hatte im Februar seinen Namen nicht genannt. *) Von hier ab ist der Urtext lateinisch.