— 13 — zu ernennen, zumal Ich sehe, wie er mit so großer Anspruchslosigkeit, mit Eifer, Hingebung und Uneigennützigkeit geziert ist." 1 ) Nach einem schweren, beinahe einjährigen Widerstande sah sich also Nidhard jetzt mit der ersten Würde bekleidet, welche die Königin im Reiche vergeben konnte. Doch ist es an der Zeit, daß wir uns auch umsehen, wie sich die Oberen des Ordens, dem Nidhard angehörte, zu dieser Ernennung stellten. In dieser Hinsicht ist das folgende Schreibens, welches der Ordensgeneral Oliva an die Provinziale richtete, bemerkenswert: In Christo hochwürdiger Pater! Friede Christi! Es ist Ew. Hochwürden wohl bekannt, mit welchem Eifer unsere Vorgänger den kirchlichen Würden auswichen, getreu unseren Satzungen, so oft es sich darum handelte, irgend einen der Unsrigen dazu zu erheben. Demnach schreibe ich mit schwerem Herzen und unter Seufzen diese Zeilen an Ew. Hochwürden und die übrigen Provinziale, um bekanntzugeben, was letzthin in dieser Sache unsere Sozietät, wenn auch mit Widerstreben, soweit es schicklich war, hinnehmen mußte, auf daß wir alle fortan umso inständiger die göttliche Majestät bitten, sie möge uns gnädig innerhalb der Schranken des Institutes und unseres niedrigen Standes für immer erhalten. Es erlangte nämlich die Katholische Königin^) von Seiner Heiligkeit Alexander VII. in Anbetracht der hohen Meinung und Erfahrung, die sie hinsichtlich der vortrefflichen Eigenschaften des ?. Johann Eberhard Nidhard, ihres Beichtvaters, hat, daß Se. Heiligkeit ihm den Befehl gab, die Würde eines General-Inquisitors in Spanien anzunehmen. Der gute Pater hat zwar lange mit unbeugsamer Standhaftigkeit, fast ein Jahr lang, einmal in eigener Kraft, dann durch meine Briese bestärkt, gewissenhaft Widerstand geleistet und unter einem Fußfalle vor der Durchlauchtigsten Königin den Versuch gemacht, Ihre Majestät von ihrem Vorhaben abwendig zu machen, in dem Maße, daß er mir in mehreren Briefen schrieb, er glaube, sie gänzlich überzeugt zu haben und selber von jeder Gefahr befreit zu sein. Jedoch sind diese unsere Hoffnungen bereits hinfällig geworden und wir beide sind unterlegen als Opfer jenes Gehorsams, den wir dem Statthalter Gottes schulden, dessen Befehl wir auf keine Weise vereiteln wollten. Das allein tröstet mich in diesem Falle, daß ich die beste Ueberzeugung haben kann, es werde die außerordentliche Klugheit, Tugendhaftigkeit und der Eifer des Paters wie ein auf den Leuchter gestelltes Licht Höherenorts um so Heller leuchten allen im Hause oder in der Kirche Gottes zur nicht geringen Vermehrung der Ehre Gottes unb zum Frommen jener so ansehnlichen Monarchie. Damit das aber auch glücklich und nach Wunsch von statten gehe, sollen, wie es sonst bei ähnlichen Anlässen zu geschehen pflegte, die einzelnen Priester einmal Gott die hl. Messe, die übrigen den Marianischen Rosen kranz aufopfern und auch meiner in ihren Gebeten nicht vergessen. Rom, Euer Hochwürden Diener in Christo 30. Oktober 1666. Johannes Paulus Oliva 8. I. * 2 3 0 In lateinischer Sprache abgedruckt bei Eggs, a. a. O. S. 509. 2 ) Eine lateinische Abschrift dieses Schreibens und zweier anderer, die sämtlich in einem alten Kopialbuche des Archivs der deutschen Ordensprovinz aufscheinen und noch nirgends veröffentlicht wurden, stellte mir in zuvorkommender Weise P. Bernhard Duhr 8. J. zur Verfügung; die zwei weiteren Schreibeil folgen an anderer Stelle. 3 ) „Katholischer König" ist ein Ehrentitel der spanischen Herrscher und wurde 1496 vom Papste Alexander VI. an König Ferdinand von Aragonien und dessen Gemahlin verliehen.