Elsaß-Lothringens oder vielmehr, der Verlust Elsaß-Lothrin¬ gens wirkte, weil er das bleibende Symbol des Unterliegens war. — Wäre es jedoch möglich gewesen, noch ein Menschenalter lang den Frieden zu erhalten, so wäre vermutlich der Revanche- gedanke endgültig ausgebrannt. Dies müssen gerade die leidenschaftlichsten Anhänger der Revanche gespürt haben, weil gerade sie es fürchten mußten. Darum in den letzten zwei Iahren ihre atemlose Arbeit, ihr rastloses Drängen, bei dem sich der ebenso leidenschaftlich zum Kriege treibende russische Botschafter, der Poincares Wahl durchsetzen half, mit ihnen verbündete. Iswolsky wußte sich dabei im Einklang mit dem größten Teil des Hofes. Der Kaiser und die Kaiserin waren für den Frieden, aber ihre Umgebung träumte nur von Krieg. England als Zeind Österreich-Ungarns. Den Weltkrieg hat man im französischen Präsidenten- palais und in Rußland gewollt. Mit Jubel begrüßten ihn die Herren und Damen der Petersburger Gesellschaft, die ihn so lange ersehnt und die ihr möglichstes getan hatten, ihn herbeizuführen. Wieder einmal sollte das große und immer größer gewordene Rußland einen Vorstoß unternehmen, und diesmal den gewaltigsten, da es sich darum handelte, Österreich-Ungarn zu zertrümmern, Deutschland tief zu demü¬ tigen und dann ungehindert nach Konstantinopel und an die Dardanellen zu dringen. Die Schuld der russischen Kriegs- partei an der größten aller Katastrophen steht unzweifelhaft fest. Es ist aber sehr wahrscheinlich, daß die maßgebendsten Personen in Rußland und im verbündeten Frankreich den verhängnisvollen Entschluß damals nicht gefaßt hätten, wenn sie nicht zu der Überzeugung gelangt wären, daß England ihnen beistehen werde. Von der Regierung Englands war daher, wie man nahezu mit Bestimmtheit sagen kann, die Entscheidung abhängig. Das Verhalten der englischen Regierung war so, daß es im Zusammenhange mit ihren früheren Handlungen aus die russischen und die französischen Machthaber den unzweifelhaften Eindruck machen mußte, England werde mit ihnen in den Kampf ziehen. Bis heute jedoch weiß man nicht, und vielleicht wird man es .noch lange nicht wissen, ob sich die englische Regierung in dieser Weise verhalten hat, weil auch sie tat- IS