Ver Vormarsch Ruhlands. ar der Weltkrieg eine unabänderliche Not- wendigkeit? Muhte es dazu kommen, daß die Völker Europas erbittert auf einander los- schlagen und sich gegenseitig die furchtbarsten Leiden zufügen? Standen die Interessen aller wirklich in so scharfem Gegensatze zu einander, daß eine andere Lösung als durch die Waffen nicht möglich war? Diese Frage ist schon oft aufgeworfen worden und wird noch unzähligemale wiederkehren. Für die menschliche Ver¬ nunft hätte es etwas Quälendes, wenn die Antwort lautete, daß der Krieg sich hätte verhindern lassen, daß also etwas unerhört Schreckliches eingetreten ist, das nicht unbedingt hätte eintreten müssen. Es hat aber freilich anderseits etwas Tieftrauriges an sich, wenn nachgewiesen wird, daß die natür- liche Entwicklung der Nationen Europas notwendig zu einem Punkt führen mußte, an dem ein Zusammenstoßen unaus¬ weichlich war. Wenn man die Möglichkeit einer Verhütung des Welt- krieges annimmt, so sagt man damit noch nicht, daß es an großen Konfliktstoffen gefehlt habe. Man sagt nur, daß in die Entwick¬ lung ungünstige Tatsachen und Erscheinungen eingegriffen haben, die an sich nicht durch den Hauptstrom des Weltge- schehens bedingt waren, während es ebenso gut denkbar ist, daß statt dessen günstige Tatsachen und Erscheinungen aufge- taucht wären, die den Ereignissen eine andere Richtung hätten geben können. Wer überzeugt ist, daß für England der Krieg keinem Lebensinteresse und auch keinem Volkswunsch entsprach, der wird folgerichtig auch überzeugt sein, daß, wenn einsichtigere und vorurteilslosere Staatsmänner oder solche mit mehr moralischem Mut an seiner Spitze gestanden wären, sie anders gehandelt hätten. Das Aussteigen der einzelnen zu führenden Stellungen gehört zu den Momenten, die man wenigstens teilweise in das Gebiet des Zufalls einreihen kann. Wenn man die geschichtliche Entwicklung der neueren Zeit und insbesondere die der Jahrzehnte seit Siebzig in ihren Hauptzügen betrachtet, so zeigt sich als fortdauernde Gefahr s