Mein letzter Tag an der Front. 507 dessen Dach wir Platz nahmen. Dieses Ungeheuer war mindestens lebensgefährlich, denn zuweilen glitt es auf der glatten Straße aus und kam in Gefahr, in den Straßengraben zu rutschen. Wir bereiteten uns vor, wenigstens vornüber zu fallen, wenn die Katastrophe eintreten sollte. Bis Rixingen ging es aber doch, wenn auch das Gefährt gerade vor der Etappenkommandantur von einem Hügel so herunterrutschte, daß die hinteren Räder eher ankamen als die vorderen; um ein Haar wäre die ganze Equipage umgekippt. Unser verkehrter Einzug in Rixingen er¬ weckte bei denen, die sich gerade auf der Straße befanden, allgemeine Heiterkeit. Hier bekamen wir dann ein drittes Auto und rollten fröhlich nach Blämont. Südlich von dem Dorf bog die Straße zu einer flachen Höhe hinauf, die rechterhand mit Gebüsch bewachsen war. Auf einer Wiese gleich nördlich vom Wald stand eine Batterie, die aus Leibeskräften brummte. Es war wirklich imponierend, sie während des Fcuerns zu sehen. Der Befehlshaber teilte laut die das Ziel betreffende Orien¬ tierung mit, die auf Grund von Nachrichten gegeben werden konnte, die von der Feuerleitung herkamen. Dann folgten die gewöhnlichen Kommandorufe: „Ladung! Fertig! Rollsalve! Feuern!" Das Ziel war daö Dorf Ancerviller, das 5,6 Kilometer südlich von Blämont liegt. Bei Abgang des Schusses kommt ein Feuerschweif aus der Kanone, und einige Meter vor der Mündung bildet sich eine weiße Rauchwolke. Um nicht die Aufmerksamkeit des Feindes zu erwecken, durfte man die Anhöhe nur zu Fuß betreten. Auf der Höhe stand der Befehlshaber, der diensttuende Generaladjutant des Königs von Sachsen, General¬ leutnant Exzellenz von Tettenborn, von seinem Stab, etwa zwanzig Offizieren, umgeben, ein kleiner kräftiger Herr mit stahlgrauem Haar und Schnurrbart. Auf der Schulter trug er einen hellen blaugrauen Mantel mit rotem Kragen, auf dem Kopf einen Helm mit grauem Überzug. In einem fort empfing er Berichte über die Entwicklung des Kampfes. Bald kamen Reiter, bald Motorräder oder Automobile in voller Fahrt mit Nachrichten herangesaust oder wurden mit neuen Befehlen zu den Offizieren an der Front geschickt. General von Tettenborn empfing mich mit der größten Liebens¬ würdigkeit, und wir unterhielten uns eine Weile auf der Anhöhe, als