462 Fünfundzwanzigstes Kapitel. Protestanten. Vielleicht könne eine der Folgen des Krieges die werden, daß die beiden Konfessionen sich achten lernten und in Zukunft es unterließen, die Punkte hervorzuheben, die die größten Gegensätze ent¬ halten. Schon jetzt hätten die evangelischen Kreise Deutschlands erkannt, daß, wenn die römisch-katholische Kirche auch alle Völker umfaßt, die deutschen Katholiken doch mit unerschütterlicher Konsequenz und Über¬ zeugung für die deutschen nationalen Interessen kämpfen. — Eine blutige Erinnerung aus dem Deutsch-Französischen Krieg ist mit Bapaume verknüpft. Am 3. Januar 1871 griff General Faidherbe an der Spitze des XXII. und XXIII. Armeekorps General Göbens in und bei Bapaume versammelte Truppen an, deren Kern von der 15. Division des VIII. Armeekorps gebildet wurde. Die Deutschen hielten ihre Hauptstellung gegenüber der mehr als doppelt so starken Übermacht, waren aber bei Tagesschluß ganz ermattet und litten auch Mangel an Munition. General Faidherbe wieder sah seine besten Truppen übel mitgenonimen und die Mobilgardisten demoralisiert von den überstandenen Strapazen. Er wagte daher keine neue Schlacht und ging nach Arras und Douai zurück. Die mangelhafte militärische Ausbildung und Disziplin der französischen Miliz machten es dem General un¬ möglich, seine so günstige Lage auszunutzen. Nun waren seitdem vierundvierzig Jahre vergangen, und Bapaume war wieder in den Händen der Deutschen. Mitten auf dem Markt hatten die Franzosen eine Statue Faidherbes errichtet, ein würdiges Denkmal einer glänzenden Laufbahn. Mehrere Male hatte ihm sein Vaterland die Lösung dringender Aufgaben anvertraut, daheim, auf Guadeloupe, in Algier, am Senegal, in Kabhlien, und schließlich war er im November 1870 von Gambetta zum Chef der Nordarmee ernannt worden. Mut, Zuversicht, Initiative und glühender Eifer fehlten ihm nicht, aber gegen die systematisch ausgebildete deutsche Armee vermochte er mit seinen Miliztruppen nichts auszurichten. Faidherbe überlebte seine Mißerfolge lange, er starb in Paris erst 1889, nach achtzehn Jahren des Grams darüber, daß sein Feldherrn¬ talent nutzlos vergeudet worden war, und zwar infolge Verblendung und Unkenntnis der Volksvertreter, die ihr Land an den tiefsten Abgrund nationalen Unglücks führten, dessen unsere Zeit Zeuge gewesen ist.