Fünftes Kapitel. Der Kaiser. ^>Tls Wilhelm II. im Juni 1913 sein fünfundzwanzigjähriges Ne- H gierungsjubiläum als Deutscher Kaiser feierte, schrieb ich in einer- deutschen Zeitung u. a. folgende Worte über ihn, die zum großen Teil bereits in Erfüllung gegangen sind: „Durch seine starke und mächtige Persönlichkeit drückt Wilhelm II. dem Zeitalter, dem er angehört, sein Gepräge auf. Bisher geschah dies im Zeichen des Friedens. Was die Zukunft im Schoße trügt, weiß niemand, aber so viel wissen wir, daß keine fremde Macht Deutschlands Ehre und Sicherheit zu nahe treten darf. Und wenn unfreundliche Götter einmal blutige Runen an seinen Himmel schreiben, dann wird der Kaiser tätig und impulsiv wie in den Tagen des Friedens seine Legionen ins Feuer führen, und die goldenen Adler seines Helms werden ihnen den Weg zu neuen Siegen zeigen." Es wird wohl auch für alle Zeiten in der Geschichte als uner¬ schütterliches Faktum bestehen bleiben, daß Kaiser Wilhelm im Lauf eines Vierteljahrhunderts sein möglichstes tat, um die Unwetter des Krieges von Deutschlands Grenzen und von Europa fernzuhalten. Mehr als einmal hat der Ausbruch eines Krieges an einem Haar gehangen, und alle sind darin einig, daß des Kaisers persönliches Eingreifen eine Katastrophe abgewendet hat. Noch vor nicht langer Zeit war der Welt¬ krieg näher als die Mitwelt ahnte — auch damals gab die Friedensliebe des Kaisers den Ausschlag. Viele tadelten ihn deswegen und nannten seine Haltung unentschlossen und nachgiebig. Aber auch hier wird das Urteil der Geschichte zu seinen Gunsten ausfallen. Währenddessen rüstete sich Deutschland für die blutigen Ereignisse, an deren bevorstehendem Aus-