10 Erstes Kapitel. Soldat muß wissen, weshalb er kämpft und was es gilt. Das psycho¬ logische Moment ist daher von außerordentlicher Bedeutung. Der Offizier, der seine Leute ins Feuer führt, hat für solche Studien im allgemeinen weder Blick noch Zeit; seine Aufmerksamkeit ist ans den Kampf selbst gerichtet; er denkt nur daran, die Schlagfertigkeit der Truppen im rechten Augenblick und am rechten Platz so gründlich wie möglich aus¬ zunutzen. Er ist deshalb blind für alles andere und hat weder Augen noch Gedanken für die übrigen Eigenschaften der Soldaten; er denkt bloß an Schlacht und Sieg. Ein Laie dagegen, dessen Aufmerksamkeit nicht von der Kriegführung gebunden ist, hat bessere Gelegenheit, die Psychologie der Soldaten zu studieren. Wenn dieser Krieg einmal abgeschlossen ist, werden Hekatomben von Büchern über ihn geschrieben werden. Ich glaube nicht, daß es eine Übertreibung ist, wenn ich sage, daß allein an der Westfront gegen anderthalb Millionen Tagebücher in dieser Zeit geschrieben werden! In allen Quartieren und bei allen Truppenverbänden bis zur Kom¬ pagnie, der Schwadron und der Batterie hinab werden offizielle Kriegs¬ tagebücher geführt und Kampfberichte ausgearbeitet, die das Gerippe ergänzen, das auf der einen Seite vom Konzept abgegangener Schreiben und auf der andern von eingegangenen Akten, Ordern, Berichten und Mitteilungen gebildet wird. Die Soldaten zeichnen ihre Erlebnisse auf, die Offiziere ihre militärischen Beobachtungen. Manches Tagebuch hat sicher ein Herz geschützt oder die Wirkung eines Schusses abgeschwächt. Die Abteilungen des deutschen Generalstabs, die seinerzeit das Material zu bearbeiten haben, werden unter der Arbeitslast seufzen und jahrelang beschäftigt sein. Als ich an die Front reiste, stand mir klar vor Augen, daß meine Schilderung ganz anders ausfallen würde als die militärische. Ich wollte der Kriegswissenschaft, die nur von Fachleuten beurteilt werden kann, keinerlei Aufmerksamkeit schenken; obendrein hatte ja Schweden seinen Militärattache im Felde, den Major des schonischen Dragonerrcgiments Adlercreutz. Später erhielt auch der Chef der Kriegsschule, Oberstleutnant Bouveng, Erlaubnis, den Bewegungen der deutschen Truppen zu folgen. Ebensowenig wollte ich die Vorgeschichte und die Ursachen des Kriegs behandeln. Mein Buch sollte lediglich eine gewissenhafte Beschreibung