Ende herannahen fühlte, vergrub er seinen Schatz im tiefen Walde und auch den Schlüssel zur Truhe, damit ja niemand das Gold er¬ halten sollte. Bald darauf verschied der Mann und seine schwarze Seele hatte der Höllenfürst heimgeholt. Nach langer, langer Zeit verirrten sich einige Wanderer in diesem Walde. Auf einmal leuchtete ein Gebüsch grellrot auf und die Erschreckten erblickten einen Mann, um den Flammen züngelten, der bitterlich weinte. Händeringend rief er ihnen zu: „Ich bin in der Hölle, weil ich hier unrecht Gut verscharrt habe. Die Tränen der Armen, aus denen ich das Geld erpreßte, treffen mich als glühendheiße Tropfen. Ich kann nicht eher Ruhe und Erlösung finden, bis nicht Menschen¬ hände den vergrabenen Schatz gehoben und unter die Armen ver¬ teilt haben. Nehmt den Schlüssel, den ich schon gefunden habe, und sucht nach der Goldtruhe hier in der Erde, dann bin ich Un¬ glückseliger erlöst." Die Leute bekreuzten sich und eilten entsetzt davon, denn sie meinten, Urian wolle sie nur in den Zauberbereich locken und dann verderben. Und so versank der Geizige wieder in der Tiefe und muß dort für ewig Qualen erleiden für seine Habgier. Die Sage von der Kapelle in Roitham. In Roitham bei Seewalchen lebte einst ein armer frommer Knabe, der oft zum Muttergottesbilde in die Kapelle kam, uni hier zu beten. Einmal wollte er der Himmelskönigin eine kleine Freude bereiten. Er hatte nämlich einen großen rotbackigen Apfel erhalten. Mit diesem eilte er zur Muttergottes, um ihr die köstliche Frucht zu schenken. Wie so der Kleine inbrünstig den Apfel emporreichte, kam Leben in das Bild. Die Hehre neigte sich, nahm lächelnd das Geschenk des unschuldigen Kindes und wies auf einen Stein des Pflasters des Kirchleins. Dann war alles wieder wie vorher. Der Knabe griff zitternd vor Ueber- raschung und Schrecken nach dem schweren Steine und, siehe da, der ungefüge Pflasterstein ließ sich drehen und federleicht heben. Dem Knaben, der vor Erstaunen Augen und Mund aufriß, fun¬ kelten gleißende Goldstücke entgegen. Sein Blick wandte sich zur Himmelmutter und diese nickte mild und gütig dem Bittenden zu. Rasch füllte sich der Junge die Taschen mit dem edlen Metall und sprang frohgemut nach Hause. Mit aller Not hatte es jetzt ein Ende. Bald hatte sich das Glück des Kindes im Dorfe ver- breitet und es wurde der Knabe so lang bestürmt, bis er den Platz zeigte. Jetzt schleppten die Leute kostbare Geschenke der 69