Schlacht bei Chyrüw. 485 (26. Oktober) zog dieser Feind den kürzeren und wich schließ- lich hinter die Jlzanka. Schwierige Verhältnisse hatten die 5. Jnfanterietruppeu- division und die 46.Landwehr-Jnfanterietruppeudivision des I. Korps zu überwinden, da der Feind rechts und links in die Stellung vorgedrungen war und der gegen Radom ge- richtete Marsch durch ausgedehnte Waldungen ging. Sie hielten sich aber den nachdrängenden Feind bis zum Einbruch der Dunkelheit vom Leibe, so daß sie schließlich unter Mit- nähme von 10000 Gefangenen unbehelligt den Rückmarsch antreten und im Verein mit dem linken Flügel, 12. Jnfan- terietruppeudivision und 43.Landwehr-Jnfanterietruppendivi- sion, am 27. beiderseits Radom, bei Skaryszew in Verbindung init dem v. Korps, die Nacht verbringen konnten. Südlich Solec griff am 27. die ganze 2. Jnfanterietrnppen- division in den Kampf ein. Der Feind hatte sich inzwischen auf eine Division verstärkt, doch wurde sein rechter Flügel soweit zurückgedrängt, daß Truppen der 2. Division sich bei Sadkowice am Höhenrand festsetzen und die Tiefe der Weich- selniederuug beherrschen konnten, so daß hier die Gefahr eines Durchbruches beseitigt war. Die deutsche 9; Armee hatte am 26. und 27. schwere Kämpfe zu bestehen, insbesondere der linke Flügel der Hauptfront wurde stark bedrängt und mußte am 26. abermals zurück- genommen werden. Ain 27. zeitlich früh setzte ein allge- meiner Angriff starker russischer Kräfte gegen die Mitte Rawa—Nowe Miasto und gegen den kinken Flügel ein, doch wurden die Russen bis 9 Uhr 30 Min. vormittags derart ab- gewiesen, daß sie sich während des übrigen Tages ziemlich ruhig verhielten. Große Bedenken weckte aber das Vor- dringen der russischen 1. Armee, dem die schwachen Kräfte der Verbündeten keinen Halt gebieten konnten. Am 27. mußten sie bereits in die Linie Pigtek—Kutno zurückgehen. In der augenblicklichen Lage konnte die Minderheit der Ver- bündeten der erdrückenden Mehrheit, die sich westlich nach Be- lieben ausbreiten konnte, nichts anhaben. Erstere lief Gefahr, einfach erdrückt zu werden. Die Einleitung des Angriffes, in dem die Verbündeten das Ziel aller ihrer Bestrebungen sahen, war unter diesen Umständen ausgeschlossen. GenObst. v.Hi n- d e n b u r g brach daher die Schlacht am Abend des 27. ab, um sich vom Feinde loszulösen und jene Freiheit des Handelns zu gewinnen, die zum Ansetzen einer neuen Offensive nötig war. Schlacht bei Thyrow. Siegreiches Vordringen des Südflügels derL.Armee. (28. Oktober bis 2. November.) Die Nachricht vom Rückzug der beiden Armeen in Russisch- Polen traf im Armeeoberkommando am 27. Oktober gerade in dem Augenblicke ein, als nach Herstellung der großen Sanbrücke bei Zagorz der Eisenbahnverkehr bis Chyrüw und sogar bis Nizankowice aufgenommen werben konnte. Die Herstellung der dortigen Brücke über den Wiar war soweit gediehen, daß am folgenden Tage auch die Verbindung mit Przemysl hergestellt war. Endlich konnte eine rasche Besserung der bisher so schwie- rigen materiellen Lage der 2. und 3. Armee, sowie die Wiedergewinnung der Schlagkraft gegen einen an Zahl nicht wesentlich überlegenen Feind erhofft werden, der nach dem ganzen Kampfverlauf das zähe Festhalten des gewählten Verteidigungsabschnittes und sogar das Erringen von Er- folgen am südlichen Flügel nur seiner besseren Ausstattung mit Munition und Verpflegung verdankte. Es war zu erwarten, daß die beiden Armeen nach reichlicher Versorgung mit Kampf- und Erhaltungsmittel», die durch den Bahn- verkehr bis dicht an das Schlachtfeld gewährleistet war, die Oberhand über den gegenüberstehenden Feind erlangen würden. Die Vorgänge bei der 2. Armee ließen trotz der augenblicklich ungünstigen Lage angesichts des Durchbruches zwischen dem xii. und iv. Korps erkennen, daß nach langem Ringen jene Krise bei beiden Parteien eingetreten war, in welcher der größere Wille zum Siege den Ausschlag gibt. Ein großer Erfolg in Galizien konnte nicht ohne ein- schneidende Wirkung auf die feindliche Heeresleitung bleiben, die das in Russisch-Polen angesammelte Gros ihrer Streit- kräfte nicht gegen Westen, gegen Deutschland vorstoßen lassen durfte, wenn sie ihre Eroberungen in Ostgalizien und schließlich sogar ihr eigenes Gebiet östlich der Weichsel, die Verbindungen init den Quellen ihrer Kraft bedroht sah. Dieser Erfolg brauchte aber eine gewisse Zeit. Es mußten Tage vergehen, ehe die Bahn heranschaffte, was zur Aus- rüstung fehlte; der Angriff selbst erforderte nach allen Erfah- rnngen des Krieges eine beträchtliche Zeitspanne, weil bei der Größe der Streitermassen selbst eine durchschlagende Entscheidung auf einem Teile der Front erst nach Tagen in der ganzen langen Gefechtslinie fühlbar wird und die Abstoß- kraft der modernen Waffen auch Heerestrümmern erneuerten, längeren Widerstand in geeigneten Abschnitten ermöglicht. Es bedurfte somit zur Erzielung des Sieges einer Frist ungestörter Verfolgung der Absichten gegen den gegenüber- stehenden Feind. Diese Zeit mußten die Streitkräfte in Russisch- Polen verschaffen, indem sie den russischen Massen im Norden den Weg in Flanke und Rücken der galizischen Front, gegen die Weichsel flußaufwärts Sandomierz versperrten. Taten sie dies nicht, so wurde die Front am San und in der Folge auch südlich Przemysl unhaltbar; sie mußte zurückgehen und die Festung wieder ihrem Schicksal überlassen. Diese war dann schlechter daran als bei der ersten Belagerung, da die Besatzung nicht nur selbst Munition und Verpflegung seit anderthalb Monaten verbraucht hatte, sondern überdies die Feldarmee gezwungen gewesen war, dem dringendsten Notstand aus Vorräten der Festung abzuhelfen. Auch die Rücksicht auf letztere gebot somit die Deckung der linken Flanke der Sanfront, damit die wiederhergestellte Eisenbahn nebst Versorgung des Feldheeres auch den Zuschub von Vorräten für Przemysl besorgen könne. Erzherzog Friedrich ordnete zunächst an, daß die 1. Armee hartnäckigen Widerstand in der Linie San-Mündung —Opatüw, also hinter der Opatnwka, dann im Bergland von Kielce, bis zur genannten Stadt zu leisten und dadurch die Flanke der 4. Armee zu decken habe. Sie durfte sich weder von der Weichsel abdrängen, noch über diese werfen lassen. Die Verstärkung mit zwei Jnfanterietruppendivisionen wurde ihr in Aussicht gestellt, zu welchem BeHufe die 4. und 3. Armee angewiesen wurden, die 13., beziehungsweise 44. Landwehr-Jn- fanterietruppeudivision aus der Front herauszuziehen und bei Przeworsk und Przemysl zur Einwaggonierung bereitzustellen. Die deutsche 9. Armee, die mit dem linken Flügel hinter die Warthe (Warta) und daher etwa in die Linie Jxdrzejöw nächst der oberen Nida—Sieradz an der Warthe zurückzugehen