Die Kriegsereignisse in der Adria. grund beförderte englische Schlachtschiff „Formidable" gehörte zur „Bulwark-Klasse" und entstammte dem Flotten-- etat 1897. Am 17. November 1898 vom Stapel gelaufen, gelangte es im Jahre 1901 mit sieben Schwesterschiffen als verbesserter „Exmouth"-Typ zur Einreihung in die Schlacht-- flotte. Es führte diese Kategorie, von welchen derzeit noch „Prince ofWales", „Queen", „London", „Venerable", „Jmpla- cable" und „Jrrefistible" gefechtsfähig sind, bei 15 250 Tonnen Deplacement, 305 Millimeter Maximal-, 229 Millimeter Wasserlinien-- und 152 Millimeter Aufbautenpanzer, eine Ar-- mierung von 4 Stück 30,5 Zenti-- meter--Gefchützen, L/40 Modell IX, 12 Stück 15 Zentimeter-, 16 Stück 7,6Zentimeter- und 2 Stück 4,7 Zentimeter-Geschützen beziehungsweise Schnellfeuer¬ kanonen. Dieser eigentliche Vor- Dreadnoughttyp besaß natürlich noch nicht jene ausgereifte und genial vervollkommnete Unter- wasserkonstruktion, wie sie mo- derne Großkampfschiffe aufweisen, und hieraus erklärt sich die auf- fallende Tatsache, daß alle solche unmodernen britischen Einheiten bereits einer einzigen Minen- explosion oder einem vereinzelten Torpedotreffer zum Opfer fielen. Mit dem neuzeitlichen Groß- kampfschiffe wie z. B. dem „Cour- bet" und seinen Schwesterschiffen, ist dagegen unverkennbarerweise eine Type geschaffen worden, deren Unversenkbarkeit nahezu ideal vervollkommnet werden konnte. Die englischen Seeoffiziere rechnen auch eingestandener-- maßen damit, daß Uberdread- noughts nicht weniger als vier Minen- oder Torpedolecke erleiden müssen, um in hoher See unrett- bar verloren zu sein. Die einst- weilen unbestreitbare Richtigkeit dieser Ansicht wird auch durch die kühne Leistung des österreichisch- uugarischenUnterseebootes„ili2" nicht widerlegt, sondern eher be- stätigt, wobei es auch für den Laien verständlich wird, wie die her- vorragende Tat des Linienschiffs- leutnants Lerch kriegswissenschaftlich und taktisch zu bewerten ist. Daß der genannte k. u. k. Seeoffizier sich der aus 16 großen Schlachtschiffen bestehenden französischen Flottenmacht in hoher See, bei schlechtem Wetter auf 100 Seemeilen Entfernung von der eigenen Basis offensiv nähern konnte, daß er sich das Flaggenschiff zum Ziele nehmen und auf dieses zwei Kerntreffer mit seinen Torpedos abzugeben vermochte, dies bildet im Zusammenhang mit dem bewerkstelligten glücklichen Rückzüge unstreitig eine seemännische Leistung allerersten Ranges, deren Großartigkeit selbst dann nicht geschmälert werden würde, wenn es sich herausstellen sollte, daß das französische Admiralschiff der „Courbet-Klasse" (23 500 Tonnen) selbst mit den beiden gelungenen Torpedo- Unteilbar und Untrennbar. I. K. u. k. Linienschiffsleutnant Kommandant schüssen nicht zum Tode getroffen werden konnte. Einstweilen ist Authentisches über das Schicksal dieses Uberdreadnoughts nicht bekannt, wenn auch die lakonischen Auskünfte des fran- zösifchen Marineministers sehr für die Annahme eines Total- Verlustes sprechen. Sollte aber dieses Schiff, das einer der modernsten Konstruktionen angehörte, wirklich nur schwer beschädigt und trotz der beiden Volltreffer der Torpedos unseres „U 12" schwimmfähig geblieben sein: dann wäre diese Tatsache immerhin als ein erfreulicher Beweis da- für anzusehen, daß die Schiffsbaukunst durch die Schaf- fuug solcher Ungetüme denn doch wenigstens submarin beinahe unzerstörbare Werte geschaffen habe! Der erste Treffer des „U 12" hatte das Vorschiff ge- troffen und muß sicher das Fahr- vermögen des Schiffes durch das bei der Vorwärtsbewegung in das entstandene Leck vehement eindringende Wasser, nahe auf Null reduziert haben. Der zweite Treffer in den vollsten, mittleren Schiffsteil, hat sodann unbedingt die größten Bodenzellen des Doppelbodens und die verhäng- nisvollsten Schiffsräume mit Wasser vollaufen lassen. Sollte das französische Flaggenschiffnoch existieren, so wird man in Zu- kunst auf derartige Leviathaue eben drei, wenn möglich vier Lancierungen anzubringen suchen müssen. Diese Erkenntnis ge-- währt gleichzeitig den beruhigen- den Trost, daß auch unsere Großkampfschiffe der „Viribus unitis"- und die der geplanten 24000 Tonnen-Klasse, nicht der nächstbesten Seemine oder einem vereinzelten feind- lichen Unterseeboote werden zur Beute fallen können. Einen schein- baren Einwand gegen diese An- nähme bildet nur das bisher noch immer geheimnisvoll gebliebene Schicksal des englischen 27000 Tonnen-Überdreadnoughts„A u- d a c i 0 u s", der in der Irischen See gesunken ist.') Die britische Admiralität hat bis nun den Schleier noch nicht gelüftet, der noch immer die wahren Ursachen des Unterganges dieses Schiffes umgibt. Nach Obigem darf aber angenommen werden, daß es mindestens nicht eine einzige Mine gewesen sein kann, die diese Katastrophe herbeigeführt hat. Schiffe der Vordreadnought-Periode scheinen dagegen fast immer zur Gänze schon das Opfer einzelner Minen zu werden, sobald sie dicht auf eine solche geraten, und das ist für die beiden Zentralmächte sehr ttöst- lich, denn von den erstklassigen Kampfeinheiten der englischen Flotte (Dreadnoughts und Riesenpanzerkreuzern), gehören immer noch 44 Einheiten oder 50 Prozent den alten Typen an. Egon Lerch, der heldenmütige des „u 12". x) Vergleiche Seite 279