Die Kriegsereignisse in der Adria. Amerika-L inie und der Ex-„Moskwa" der russischen freiwilligen Flotte, der 1910 unter sehr günstigen Be- dingungen zu Stettin angekauft werden konnte. Das Schiff hat 13000 Tonnen und läuft 19 Seemeilen. Daß 19 Zerstörer und 51 Hochseeboote für unsere Flotte ein unzureichendes Aufgebot darstellen, läßt sich schon daran erkennen, daß, wenn den 16 Schlachtschiffen, die wir bis 1916 haben werden, auch nur je ein Zerstörer und zwei Hoch- seeboote zugeteilt werden sollten, für die als selbständiges Geschwader zu verwendende eigentliche Torpedoflottille nur je drei solcher Einheiten erübrigen würden. Diese Flottille wird, unabhängig von der durch die Torpedobootseinheiten zu bildenden Vor- und Seitenhut der Hauptmacht, für groß- zügige Aufklärungsaufgaben benötigt, deren die Flotte nicht entraten kann, um die Absichten des Gegners rechtzeitig zu erkunden. Wir brauchen demnach wirklich die übrigen, uns auf den definitiven Sollstand von 25 Zerstörern und 72 Hochfeebooten derzeit noch fehlenden 6 Zerstörer und 21 Hoch- seeboote für die Hochsee- operationen, deren schaffung der nächsten Flottenvor- läge bis 191k angestrebt und ermög- licht werden müßte, was einen kredit von Zi Millionen Kronen erfor- dern wird. ■k Am 19. tober erschien ein Teil der feindlichen Flotte neuer- lich vor C a t- t a r 0, um etwas Pulver zu verscyletzen. -ver CMt war der übliche, nämlich keiner. Am 20. Oktober gaben die Monte- negriner ein langgezogenes Feuer—angeblich 400 Schuß aus schweren Geschützen — auf das Fort Vermac ab, das nach französischen Berichten zum Schweigen gebracht, in Wahrheit aber nicht einmal ernstlich beschädigt wurde. Umso üppiger gestalteten sich die Phantasieberichte unserer Feinde. Da diese Zeichen der Zeit unstreitig auch zur Charak- terisierung der Seekriegsepisode gehören, so möchte ich es mir nicht versagen, zwei der wichtigeren Fanfarronaden hier anzuführen. Unter dem Titel „Das a d r i a t i f ch e Gibraltar", brachten die französischen Blätter Mitte Oktober folgenden Bericht: „Ein offizielles Communique aus Bordeaux, datiert vom 9. Oktober, gibt bekannt, daß Marineminister Marina Augagneur vom Oberkommandierenden der gesamten französischen Seestreitkräfte im Mittelmeer sehr er- freuliche Nachrichten über die Lage in der Adria erhalten habe. Nachdem unsere Flotte zu Antivari ihre Vorräte ergänzt hatte, unternahm sie anfangs Oktober eine Rekognofzierungs- fahrt in die Gewässer von R a g n f a, G r a v 0 f a und Lissa. Beim bloßen Erscheinen unserer gepanzerten starken Schiffe flüchteten sich sämtliche Staatsbehörden und alle be- mittelten Einwohner Ragnsa-Gravosas auf be- reitgehaltenen Separatzügen mit Volldampf in das Innere des Landes, nur die niedere Bevölkerung, ob italienischer oder slawischer Nationalität, blieb und verhielt sich ruhig. Es wäre uns ein leichtes gewesen, R a g u s a (das bekanntlich unverteidigt und ungeschützt ist) in Schutt und Asche zu schießen, wenn wir das Beispiel der Deutschen in Belgien hätten nachahmen wollen. Wir wollten jedoch unbedingt die Bevölkerung schonen, deren Sympathien schon seit den Zeiten des unvergeßlichen Marschalls Marmont, Herzogs von Ragusa, für Frankreich wertvoll sind. Unsere Flotte be- gnügte sich damit, den Leuchtturm, die Post, die Radio- statiou und die militärischen Gebäude von Ragusa zu zer- stören (!). Beim Leuchthause von Pittoni nahm der Zer- störer „Sabretache" mehrere Wächter gefangen. Die österreichisch-ungarische Flotte hält sich unentwegt — so fährt der Be- richtAdmirals schützenden Festuugswäl- zouPola undEattaro verborgen. Ein tapferer Aeroplan be- unsere Schiffe mit zwei unschäd- Bom- wur- von den a n 0 n e n des L 0 v ce n vernichtet (!). Am 19. Ok- tober, nach- dem E a t- taro eine Stunde lang stark von uns beschossen worden war, begab sich die Flotte gegen Lissa, nahm die Insel in Besitz (!) und errichtete daselbst eine Vedettenstation. Dasselbe geschah auf P e l a g 0 s a. Von Wien wurde dann natürlich ein offizieller Bericht ausgegeben, der alle unsere großartigen Leistungen gehässig herabsetzt." Dieser für französische Leser allerdings minder erbauliche offizielle Bericht lautete: „Die französische Flotte hält sich stets außerhalb der Adria auf und erscheint nur zeitweilig in unseren Ge- wässern für unbedeutende, kurze Aktionen. Die wiederholten Beschießungen von Spitze Ostro blieben vollkommen wirkungslos. Auch die Beschießung vom 19. Oktober hatte trotz der hohen Zahl der abgegebenen Schüsse lediglich den Effekt, einen Kanonier zu töten. Die aus 40 Einheiten be- stehende Flotte beschoß dann die Semaphorstation von Lissa, belästigte die Leuchtturmstation von P e l a g 0 s a und ver- schwand vor Anbruch der Nacht wieder gegen Süden/'