Geleitwort. ^lles historische Geschehen überliefert sich der Nachwelt in zwei Formen: als Geschichte und als Legende. Die Legende, beflügelt von Wunsch und Gerücht, ist schneller als die bedächtig, Schritt für Schritt, vordringende Geschichte, sie ist schöner und farbiger, weil sie willkürlich ausschmückt und verschönt. Die Phantasie, die unendliche, ist ihre Mutter, während sich die Geschichte, die ernste und wahrhaftige, nur aus Tatsachen zeugt. Gegen diese blendende, verführerische Gegnerin hat sich nun die männliche, sachliche Darstellung alles Historischen, die Geschichte, ständig zu wehren und sie muß rechtzeitig beginnen mit ihrem Widerstand gegen Gerücht und Gerede, denn sobald einmal die Legende zur Überlieferung erstarrt ist, vermag niemand sie mehr aus dem Herzen eines Volkes zu reißen, sie vermählt sich mit der Dichtung, und die Berichtigungen, die sachlichen Korrekturen vermögen ihr dann nichts mehr anzuhaben. Tausendfach hat im Buche des Weltgeschehens die Ungerechtigkeit über die Wahrheit, die parteiische Legende über die sachliche Darstellung triumphiert. Darum ist es heute, in einer entscheidenden Stunde der Menschheit, Pflicht und Aufgabe der Geschichtsschreibung, möglichst früh die Tatsachen zu sammeln, ihre Darstellung zu beginnen und den auch heute in Gerede und Schrift üppig wuchernden Legenden rechtzeitig entgegenzutreten, ehe sie sich einwurzeln in das Gefühl späterer Generationen. Gerade dieser Krieg ist, weil so unübersichtlich durch seine Weite und von so vielen Völkern wie kein früherer geführt, der Ver* fälschung durch nationale Eitelkeit ausgesetzt und muß rechtzeitig zur ernsten, sachlichen Darstellung gelangen, damit ge- währleistet sei, daß, wo jeder das Gleiche geleistet, auch jedem das Gleiche zuerkannt werde. Denn nur scheinbar kämpfen wir heute um die Grenzen eines Reiches, um den Wohlstand unserer Bürger, um die Sicherheit von Frauen und Kindern, in Wirklichkeit ist alles, was heute geleistet wird auf den blutigen Schlachtfeldern, Zukunftswerk. Jeder Mensch, dem wir die Schollen graben, wirkt als eine Saat für künftige Generationen, jede Leistung, die wir vollbringen, ist werdender Ruhm und als solcher Stärkung des neuen nationalen Bewußtseins. Wollten wir nun unsere eigenen Leistungen im Kriege nicht gebührend nennen, unseren Anteil nicht in sinnfälliger Form offenbaren, so würden wir Kräfte der Zukunft durch Schweigen und Gleichgültigkeit verschwenden, unsere Tat fremden Legenden aufopfern und nicht nur die benachteiligen, die den Sieg