560 Der Feldzug gegen Serbien 1915/16. immer nicht die Flinte ins Korn werfen. Er raffte alle Serben, soweit sie nur eine Waffe tragen konnten, zusammen, be¬ waffnete auch an 400 Griechen und bot überdies die ganze Bevölkerung zu Schanzarbeiten auf. Aber seine Erwartung auf den Beistand der französischen Marineure, die seinerzeit bei Belgrad Geschütze bedient und über Mitrovica Resna erreicht hatten, wurden enttäuscht. Wohl kamen sie endlich an — doch nicht mehr als 60 Mann. Die anderen waren erschöpft am Wege zurückgeblieben. Die ebenfalls erwarteten englischen Marineure kamen überhaupt nicht an. — Und wären sie auch gekommen, Bitolj konnte nicht mehr geholfen werden. Dies sah wohl schließlich auch Basic ein und so entschloß er sich, noch rechtzeitig und ohne Blutvergießen die Stadt preiszugeben. Die Behörden und der serbische Teil der Bevölkerung hatten sie ohnedies schon geräumt; nun sollten die Truppen nachfolgen. Als erste zogen am r. De-- zember jene 6000 Rekruten ab, die einige Tage zuvor, barfuß, ohne Mantel, hungernd und frierend, nach i/tägigem Marsche aus Albanien eingetroffen waren. Als sie über Resna gegen Ohrida zu hinausgekommen waren, folgten ihnen die kriegerprobten Abteilungen nach. Der pflichtgetreue Obst. Basic verließ als letzter die Stadt. Die Bulgaren, die am 6. Dezember in Bitolj einzogen, wurden von der ihnen konationalen Bevölkerung feierlich mit großem Gepränge empfangen — und Sofia flaggte tags darauf unter Glockengeläute: die Hauptstadt Süd- Mazedoniens war — die Bulgaren wähnten es, für immer — bulgarisch geworden. Als die aus Bitolj abgezogenen Serben noch auf der Babuua planina hielten und im Lager des Vierverbandes vielleicht noch Hoffnung bestanden hatte, es könnte Süd-- Mazedonien behauptet werden, hatte sich Sarrail auf das Drängen und Bitten der Serben entschlossen, ihnen mit Truppen seiner Orientarmee beizubringen. Also setzten die Franzosen an der Erna reka (Kara su), bei und etwas oberhalb ihrer Mündung in den Barbar, zum Angriff an. Er traf die um weniges mehr als eine Brigade starke Gruppe Obst. Bogdanow der bulgarischen 2. Armee, und es gelang den überlegenen Franzosen, am Y.November die Orte Sirkovo und Krusevica zu nehmen. Auch Mrzen und Gornje Cicevo fielen ihnen nach äußerst erbitterten Kämpfen der nächsten zwei Tage in die Hand. Doch war damit auch schon der Höhepunkt ihrer Erfolge erreicht. Gegenangriff auf Gegenangriff der Bulgaren warf sie immer weiter zurück, und bis zum Mittag des 14. November gehörten bereits alle, bis auf eine Höhe am linken Ufer der Erna, von Mrzen bis Gradsko hin, wieder den Bul- garen. Nur jene bei Debrista südlich Mrzen glückte es den Franzosen noch bis 21. November zu halten. Als sie auch diese verloren hatten, befand sich bald kein einziger Franzose mehr am linken Flußufer. Ihr Versuch, den Serben Hilfe zu bringen, war somit völlig gescheitert. Die Verdrängung der Vierverbandsarmee aus Südostmazedonien. Die Orientarmee des Vierverbandes, die sich am Vardar und der Erna reka der nach Süden gekehrten Front der bul- garischen 2. Armee T 0 d 0 r 0 w gegenüber festgesetzt hatte, hatte ihre Stellungen ausgiebigst befestigt und erreichte in der vordersten Linie ihres „französischen" Frontabschnittes die Stärke von drei Divisionen. Weiter östlich, gegenüber der an die Grenze südlich Strumica vorgeschobenen, früher dem Armeeoberkommando, nunmehr ebenfalls der 2. Armee unterstehenden bulgarischen 2. Division standen etwa 2 Divisionen englischer und französischer Truppen. Beide Frontabschnitte verfügten über ansehnliche Artillerie. Die bulgarische 2. Armee war diesen Streitkräften gegen-- über zahlenmäßig unterlegen, und so beschränkte sie sich während des Ringens der Heeresgruppe Mackensen auf tatkräftige Verteidigung. Dies führte zu manchen Positionskämpfen, die indessen weder Freund noch Feind irgendwelche nennenswerte Vorteile oder Nachteile brachten. Erst als den Franzosen der Vorstoß über die Erna reka mißlang, erwuchsen den Bulgaren durch den ihrerseits dort erstrittenen Erfolg solche Vorteile, daß bei ihnen der Entschluß reifen konnte, die feindliche Front im Erna- Vardarbogen zu umfassen und die Franzosen dort ein-- zuschließen. Allerdings mußte die Durchführung dessen auf die Zeit verschoben werden, bis bei der Armee Verstärkungen eingetroffen wären. Auf Grund dessen, wie sich dann, namentlich nach dem Falle von Pristina die allgemeine Lage gestaltete, und nachdem die Franzosen die Brücke über die Erna reka zunächst Gradsko gesprengt und jene bei Vo- zarci westlich Kavadar niedergebrannt und damit kund-- gegeben hatten, daß sie auf eine Offensive nicht mehr dachten, entschloß sich T 0 d 0 r 0 w, schon mit den Kräften, die ihm augenblicklich zur Verfügung standen, anzugreifen. Noch war aber die dazu nötige Gruppierung nicht bewirkt, da meldeten am 3. Dezember Beobachter, daß französische Ar- tillerie auf der Bahn abrolle. Dies bedeutete nun nichts anderes, als daß die Franzosen den Rückzug antraten. Tatsächlich verhielt es sich so. Sarrail hatte eben jeden-- falls eingesehen, daß eine Vereinigung der Orientarmee mit den Serben und schon gar der seinerzeit geplante Vorstoß gegen Veles nutzlos und unmöglich geworden waren. Ge- wiß entging ihm auch die außerordentliche Gefahr nicht, die der französischen Front von der Erna reka her, wo die Bulgaren Rückenfreiheit gewonnen hatten, drohte, und wollte diese — und die ganze übrige Front auch — lieber früher, als bis es dazu etwa zu spät wäre, zurücknehmen. Denn je später, desto schwieriger mußte sich dies gestalten. Auch schon jetzt war es genug schwer zu bewerkstelligen, weil es nicht nur an und für sich viel Gewandheit erforderte, sondern auch dadurch mit umsomehr Schwierigkeiten verbunden war, als alles, was da in langer Zeit aufgestapelt worden war, auf der einzig vorhandenen eingleisigen Bahn fort- geschafft werden mußte. Um nun womöglichst viel Zeit dazu zu gewinnen, und überhaupt um den Rückzug zu ver- schleieru, griffen die Franzosen vom Vardar aus über Bistrenci gegen Kalijan kräftigst an. Wohl ließ sich das bul- garische Armeekommando dadurch nicht irre machen, doch den Zweck, Zeit zu gewinnen, erreichten die Franzosen halb und halb dennoch. Diese Zeit genügte, um in Ruhe die Front im Erna—Vardarbogen, über Krivolak bis Brusnik hin, abzubrechen und auch schon, begünstigt vom dichten Nebel, den Großteil der dort gestandenen Truppen durch den Eng- paß von Demirkapija hindurchzubringen. Dies war auch das einzig richtige, was die Franzosen hatten tun können, denn die Bulgaren waren bereits, in der Absicht ihnen möglichst viel Abbruch zu tun, an der ganzen Front zum Angriff übergegangen. Daß sie ihre Absicht dann nur zum