Seekrieg außerhalb der Adria im Kriegsjahre 1916. 439 osten hin, unangenehm fühlbar. Der Bewegung des Feindes folgend, drehen die deutschen Linienschiffsverbände vom nord- nordwestlichen Kurse allmählich auf Nord und Nordnordost. Die sich nun etwa 7 Uhr 20Minuten nachmittags ent¬ wickelnden Gefechtshandlungen leiten bereits zum dritten Gefechtsabschnitte, dem Kampf mit der vollzählig versammelten englischen Hauptstreitmacht über. Um diese Zeit lösen sich die bis dahin in der Nähe des englischen > Schlachtkreuzergeschwaders befindlichen kleinen englischen Kreuzer und Zerstörer von diesen los und wenden sich im schnellen Angriff gegen die deutschen Panzerkreuzer, die den auf sie abgefeuerten Torpedos durch Abwenden ausweichen. Während sich die deutschen kleinen Kreuzer mit den ihnen zugeteilten Flottillen die- sem Angriff entgegen werfen, er- halten sie überraschenderweise aus Nordost starkes Feuer aus schwerem Geschütz. Aus der den nördlichen und nördöstlichen Horizont verhüllen- den schmutzigen Dunstschicht treten schattenhaft einzelne Schiffsrümpfe schwerster feindlicher Schlachtschiffe hervor. Da der Angriff der feind- lichen leichten! Streitkräfte pariert ist, und das schwere Feuer schnell an Heftigkeit zunimmt, drehen die kleinen Kreuzer den Panzerkreuzern nach. Sie erhalten dabei schwere Treffer. „Wiesbaden" wird durch einen Schuß in die Maschine manövrierunfähig und muß stop- pen. Teile der Flottillen gehen, die Gefahr der sich plötzlich enthüllenden Lage erkennend, unverzüglich zum Torpedoangriff gegen die neu auf- tretenden englischen Linienschiffe vor. Im Anlaufe näher kommend, er- kennen sie eine lange Linie von min- bestens 25 Schlachtschiffen (Dread- noughts), die zunächst auf nord- westlichem bis westlichem Kurse eine Vereinigung mit ihren Schlachtkreuzern und mit der „Q n e e n Elizabeth-"Division anstreben, dann aber Kehrt machen, und einen östlichen bis südöstlichen Kurs einschlagen. Der Angriff wird nun unter schwerem Feuer an die feindliche Linie herangetragen. Von der „Q u e e n Elizabeth"- Division ist unterdessen ein Schiff ausgefallen, das sich stark überliegend etwa,8 Uhr 20Minuten mit geringer Fahrt aus der. Linie entfernt. Um die seit 8 Uhr im schweren Feuer stilliegende „Wiesbaden" entspinnt sich sofort ein heißes Ringen. Ein Versuch der Schwesterkreuzer und Torpedoboote, sie aus ihrer hilflosen Lage zu befreien, muß aufgegeben werden, da es angesichts des schweren feindlichen Feuers aussichtslos ist und nur zu neuen Verlusten hätte führen müssen. Der Gegner macht verzweifelte Anstrengungen, um ihr den Todesstoß zu versetzen, indem er ein Geschwader älterer Panzerkreuzer vorschickt, deren Angriff völlig zu- sammenbricht. Schließlich sucht auch der Flottenchef das schwer getroffene Schiff durch die Bewegungen des Gros zu decken; er muß aber in höherem Interesse mit Rücksicht auf die allgemeine Lage von ihr ablassen. Das tapfere Schiff Admiral Hipper. treibt auf dem Schlachtfelde weiter und sinkt dann mit wehender Flagge. Ein einziger Mann, ein Oberheizer ver- mochte sich zwei Tage schwimmend zu erhalten und auf ein schwedisches Schiff zu retten. Die weltgeschichtliche Entscheidung, ob Deutschlands junge Flotte den Kampf mit der fast doppelt überlegenen Seemacht Englands aufnehmen soll, ist nun gegen 8 Uhr abends auf des Messers Schneide gestellt. Die Zeit drängt. Der Augenblick fordert den unwiderruflichen Entschluß. Er lautete Angriff! Die deutsche Flotte wendet gegen Ost zurück und durch- bricht das Zentrum der nächsten feindlichen Linienschiffs- geschwader, unterstützt von allen Torpedoverbänden. Da die feindlichen Linienschiffsgeschwader den nach dem Angriff ablaufenden Booten in der sie umlagernden Dunst- wölke unsichtbar wurden, trifft der zweite Angriff auf feind- liche Zerstörer, die unter Führung eines kleinen Kreuzers nach Westen durchzubrechen versuchen. In dem sich entspinnenden Artilleriegefecht, werden zwei feindliche Zerstörer, darunter einer mit der Bezeichnung „04" zum Sinken gebracht; der kleine Kreuzer und zwei weitere Zerstörer werden schwer beschädigt. Die deutschen Panzerkreuzer stoßen nun auf die erneut auftauchende feindliche Linie, mit der sie nach Süden abbiegend sofort in ein nn- gleiches, sehr heftiges Artillerieduell verwickelt werden. Ein in dieser Zeitspanne einsetzender Angriff kleiner englischer Kreuzer und Zer- störer, der durch ein Geschwader von fünf englischen Panzerkreuzern der „M i n 0 t a u r"-, „Ach i l l e s"- und „D u k e 0 fEdin'bnrgh"- Klasse unterstützt wird, trifft infolge des Dunstes überraschend auf deutsche Panzerkreuzer und auf das Gros. Von den kleinen englischen Kreuzern wird einer versenkt, ein anderer schwer beschädigt, der Rest entkommt, aber auch der Stoß der feindlichen Panzerkreuzer bricht unter schweren Verlusten zu- sammen. „D e f e n c e" und „Black P r i n c e" werden nach heftigen Explosionen bewegungsunfähig und sinken. Der Panzerkreuzer„Wa r r i or" erreicht nur noch als Wrack die eigenen Linien und muß später aufgegeben werden. Der schwere Artilleriekampf der Spitze gegen die ge- waltige Front des feindlichen Gros pflanzt sich von den deutschen Panzerkreuzern beim vordersten Geschwader von Schiff zu Schiff weiter fort, während das folgende Geschwader die nördlich stehende „Queen ElizabetH"-Division unter Feuer nimmt. Auf englischer Seite sind über 30Stück 38 Zentimeter-Geschütze und je etwa 120 Stück 34,3 und 30,5 Zentimeter-Geschütze in voller Tätigkeit An beiden Enden der englischen Hauptlinie, die sich aus 3 Geschwadern zu je 8 Schiffen, also ungefähr 24 Großkampfschiffen zu- sammensetzt, stehen schnelle Divisionen, auf dem nördlichen Flügel 3 Schlachtkreuzer der „I n v i n c i b l e"-Typs, auf dem südlichen 3 der eben fertiggestellten „R 0 y a l- S 0 v e r e i g n"-Klaffe. Die deutschen Panzerkreuzer verschwinden zeitweise in