Der Sommerfeldzug in Russisch-Polen 1915. An der übrigen Front der Deut- schen südlich des Njemen müssen insbesondere die blutige Niederlage der Russen am 19. Mai bei Grysz- kabuda—Syntowty—Szaki, wobei die Deutschen 2200 Gefangene mach-- ten und die Kämpfe der Gruppe des GdJ. L i tz m a u n in der Zeit vom 6. bis zum 8. Juni bei Kowno be* sonders erwähnt werden. Die Russen wollten die Front dieses Generals, welcher mit seinen Truppen südlich des Njemen gegenüber den großen russischen Festungen Kowno und Olita auf treuer Wacht stand, durch- brechen, holten sich aber anstatt der ersehnten Erfolge nur eine blutige Niederlage. Zuerst schlug der General Li tz mann mit seinen eiligst for- mierten Truppen die Russen bei Szaki so gründlich, daß sie in wilder Flucht in den großen Wald westlich Kowno zurückfluteten. Doch damit begnügte sich der deutsche General nicht, er wollte auch den Feind aus dem großen Wald vertreiben. Zu diesem Zwecke leitete er zunächst von Norden her einen weit umfassenden Angriff ein, während gleichzeitig von Süden her eine starke Abteilung aus der Richtung Mariampol und der Szeszupalinie vordrang und die russische Stellung durchbrach. So wurden nacheinander drei in den Flußtälern bes Waldes angelegte russische Stellungen ge; nommen und die eiligst nach Kowno flüchtenden Truppen von Süden, von Norden und von der Front aus immer mehr bedroht, so daß sie sich nicht mehr vollzählig der deutschen GdJ. Litzmann. Umfassung entziehen konnten. Eine etwa 3000 Mann starke Abteilung wurde mitten im Walde, als sie sich «schöpft niedergelassen hatte und zum größten Teil in tiefen Schlaf verfallen war, von den Deutschen überrascht und mußte den Weg in tie Gefangenschaft antreten. Gleich dieser gelang im Frühjahr 1915 zwischen Njemen und Weichsel noch so manche Operation, welche, obwohl sie angesichts der gleich- zeitigen Großtaten der Österreicher, Ungarn und Deutschen in Galizieu nicht so sehr ins Auge fällt, doch sichere Grundlagen schuf, auf denen von Mitte Juli an größere Opera- tionen in dieser Gegend vollführt werden konnten. Ende Juni 1915 war die gegen- seitige Lage der Armeen derart, daß der deutschen Armee General v. Gallwitz, welche von ter Weichsel bis zur Szikwa, östlich von Mysziniec reichte, die russische Ar¬ mee gegenüberstand. Der deutschen 8. Armee des GdJ. v. S ch 0 l tz, welche nördlich an die deutsche Armee des Generals v. Gallwitz anschließend, bis Borzymen reichte, stand die russische 12. Armee gegenüber. Der anschließenden deutscheu 10. Ar- mee des GdJ. v. Eichhorn, welche nach Norden bis zum Memel reichte, stand die russische 10. Armee gegen- über. Der deutschen Njmenarmee des GdJ. v. Below, die bis an das Ufer der Ostsee nördlich von Memel reichte, stand die russische ?. Armee gegenüber. Der Sommerfeldzug in Russisch-Polen 1915. Vom 22. Juni bis 26. August. Entschluß der Verbündeten zum Vorstoß nach Polen. „Eure Majestät, ich melde gehorsamst, daß die unter mei- uem Kommando stehende kaiserliche und königliche Armee heute,den 22. Juni, Lemberg, die Hauptstadt Galiziens, für Eare Majestät, unseren heißgeliebten Kaiser und König, in hartem Kampfe wiedergewonnen hat. v. Böhm-Ermoll i, GdK." Mit diesem Telegramme, das am 22. Juni 1915 gegen 7 Uhr nachmittags in der Hofburg in Wien anlangte, hatte der Kommandant der k. u. k. 2. Armee, GdK. v. Böhm- Ermolli, dem Kaiser und König Franz Joseph I., die Ruhmestat berichtet, die seine Truppen vollbracht und die zunächst die Krönung jener glänzenden Offensive be- deutete, die bei Gorlice—Tarnow in den ersten Maitagen 1915 begonnen. Es ist eine in dem neuesten Kriege immer wiederkehrende Erscheinung, daß epochale Operationsereignisse keine Ope- rationspausen nach sich ziehen. Immer sind sie wohl hervor- stechende, aber doch nur Glieder einer Kette von Ereignissen. Es gehört zur Kunst der Kriegführung, für ihre Schließungen den richtigen Zeitpunkt zu finden, der nie jener sein darf, mit dem der Feind kalkuliert, der ihm bequem gewesen wäre. Die Verbündeten, gestählt durch das Bewußtsein, im Kampfe zu stehen für ihre heiligsten Güter und dem Gebot der Not folgend, fanden die Methode, auch das Ungetüm an unseren Ost- und Nordgrenzen in Betäubnis zu versetzen und zum Zurücktrotten zu zwingen. Diese Methode bestand in kontinuierlichen Keulenschlägen, — bis es gelungen war, tief im Feindeslande festen Fuß zu fassen. Erst dann konnte daran geschritten werden, Kräfte für andere Fronten ver- fügbar zu stellen. So eilten denn die Verbündeten nach Einnahme von Lemberg unaufhaltsam weiter. der Hauptstadt Galiziens, in der 1915, war die Situation der Jum Nach der Einnahme Nacht vom 22. zum 2z. Verbündeten folgende: Von der Südarmee, GdJ. v. Linsingen, hatte sich das k. u. k. Korps FML. S z u r m a y dem Angriffe der südlichen Gruppe der k. u. k. 2. Armee seit 18. Juni an- geschlossen, war mit Teilen schon am Nordufer des Dnjester, mit dem Reste übergangbereit südlich Mikolajüw.