Die Garibaldi tungen unterlag, focht die irredentistischen Schwärmer nicht an. Der Jrredentismus war ja eine Jntellektuellen-Strö- mung, eine Ideologie; Studenten und Akademiker waren seine besonderen Wortführer und Kämpfer. Für sie war der Jrredentismus etwas Ähnliches wie für andere junge Leute der Alkohol (H i l t e b r a n d t), für die österreichischen Italiener unter ihnen zudem auch noch der Sehnfnchts- träum romantischer Jugendlichkeit nach einer fernen Heimat. Vielleicht ist man dieser Bewegung nicht immer richtig ausgewichen, und so hat sie Schaden angerichtet, und zuletzt sogar zum Kriege geführt. Die Laufbahn des Jrre- dentisten Barzilai sagt viel: Triester Stellungsflücht- ling, irredentistischer Advokat und Potitiker in Italien, Haupt der Partei, Vorsitzender der römischen Pressevereim- gung, jahrzehntelang republikanischer Abgeordneter eines römischen Wahlkreises, jeder italienischen Regierung und allen Dreibund Politikern Verlegenheit bereitend, im Kriege Minister für die unerlösten italienischen Gebiete — aber nicht lange... Die Treibereien der Jrredentisten, die den Namen G a r baldi vor sich hertragen dursten, nahmen mit den Balkans wirren der ausgehenden siebziger Jahre an Heftigkeit zu. ier in Quarto. die Verhaftung O b e r d a n k s, der einen Bomben- anschlag bei dem Besuch Kaiser Franz Josephs in Triest eingestand. Oberdank, ein Triestiner, — die Italiener schreiben „Oberdan", weil der Name sonst allzu deutsch klingt — war zu Beginn des bosnischen Feldzuges nach Italien geflohen und kam jetzt aus den irredentistischen Kreisen an der Grenze; er hatte übrigens einen Mitschuldigen, der in Italien verhaftet, aber freigesprochen wurde. Ober-- dank selbst wurde im Dezember 1882 vom österreichisch-' ungarischen Militärgericht zum Tode verurteilt und hin- gerichtet. Damit war er ein Märtyrer der Jrredenta geworden. Sein Testament rief Italien zu Hilfe und Be- freiung auf. Der Dichter C a r d u c c i rühmte ihn laut und faßte eine aufreizende Inschrift für das — Denkmal Oberdanks ab. Und im tiefsten Dreibundfrieden wurde eine Straße Roms nach Oberdank benannt. Damals aber, zu Beginn der achtziger Jahre, suchte das offizielle Italien immer deutlicher Anschluß bei Oster-- reich-Ungarn und räumte alles Trennende hinweg. Die italienische Regierung wagte nicht, gegen den Jrredentis- mus aufzutreten, aber sie verleugnete ihn, wo sie konnte. Der Minister Depretis erklärte: „Wir haben eine Irre- lg Politisch-geschi^ von vorgestern, macht das bezeichnende Geständnis, das Risorgimento schließe für die Mehrheit der Italiener mit 1870 ab; andere Kriege Italiens würden „auf seine Aus- dehnung und nicht auf seine Einheit" hinzielen. Einiger- maßen schwierig ist es, Nicht-Voreingenommenen den Zu- sammenhang der beiden Bewegungen zu erklären; und nicht minder künstlich ist die Scheidung in die Gebiete, die für Italien ernstlich gewonnen werben sollten, das sind die zur Monarchie gehörenden und jene anderen, deren italienischer Charakter vielfach reiner ist, ohne daß man nach ihnen zu langen gedachte: Savoyen, Nizza, Corsica aus französischem Besitz, Malta aus englischem. Auch die Italiener im Kanton Tessin und gar in Südamerika gehörten ja mit dazu. Daß zum mindesten die italienischen Sprachgebiete Frankreichs und Englands von Regierungs wegen rücksichtslos ihrer Nationalität beraubt wurden, während das italienische Wesen in der Monarchie nur natürlichen sozialen Umschich- «che Einleitung. Die Okkupation"- Bosniens steigerte ihre Begehrlichkeit. Sie planten Einfälle nach Tirol und nach Tuest, erbaten sogar von der Regierung Unterstützung für ihre Freiwilligen- Bataillone und eine Uniform, die ihnen zuletzt aber doch nicht bewilligt wurde. Das Leichenbegängnis des Generals A v e z z a n a, des Vorsitzenden des Jrredentisten-Komitees, erfolgte unter offiziellen Feierlichkeiten auf Staatskosten. Eine sehr auffallende und aufrichtige Schrift des k. k. Generalstabsobersten v. H a y m e r l e, der Militärattache bei der Botschaft in Rom war, zeigte, daß man auf der anderen Seite weder Gesinnungen noch Demonstrationen übersah. Der fortwährende Lärm an den Grenzen war denn auch derart bedrohlich, daß die gegenüberstehenden Truppen der Monarchie verstärkt werden mußten. Wie trotzdem der Dreibund 1882 dennoch abgeschlossen wurde, ist früher ge- zeigt worden. Aber noch im gleichen Jahr erfolgte das Attentat gegen Erzherzog Karl Ludwig in Triest und