Politisch-geschichtliche Einleitung. D!e südwestlich vom Kap Old Head an der irischen Küste torpedierte „Lnsitania" (zi 500 Tonnen) ans dem Hafen von Newyork in See gehend. Versorgung Deutschlands mit Lebensmitteln und Rohstoffen zu erwirken; aus einer solchen Änderung würde auch Deutsch- land entsprechende Folgerungen ziehen. Der Protest wegen des Mißbrauchs der amerikanischen Flagge durch englische Schiffe (Note der Vereinigten Staaten vom 14. Februar) wurde aber von der britischen Regierung dahin beantwortet, daß der Flaggenwechsel nach englischer Auffassung völkerrechtlich erlaubt und durch ein besonderes englisches Gesetz sozusagen anerkannt sei. Nunmehr schlug Amerika (Note vom 22. Februar) der deutschen und der britischen Regierung eine Art Verständigung über den Seekrieg vor, etwa derart, daß Deutschland auf den Unterseebootkrieg, England aufdas Recht des Flaggenwechsels verzichte und daß England Nahrungsmittel nicht mehr als Bannware betrachte, sondern solche Schiffsladungen passieren lasse, wenn sie in Deutschland gewissermaßen unter der Kon- trolle der amerikanischen Regierung ausschließlich für den Bedarf der Zivilbevölkerung verwendet würden. Darauf ant- wortete Deutschland (28. Februar) durchaus zustimmend, vor- ausgesetzt, daß auch eine Zustimmung Englands erfolge. Eng-- land aber erklärte (und zugleich mit Frankreich, iz. März), daß die Alliierten auf die Verhindern ng jeder Zufuhr nach Deutsch-- land, das seit Beginn des Krieges unausgesetzt das Völker- recht verletzte, weder verzichten könnten noch wollten. Im Gegenteil: sie müßten gegen die deutsche Sperrgebiets Maßregel mit einer verschärften Blockade vorgehen. Jedes Schiff, das nach dem 13. März Warenverkehr mit Deutschland vermitteln sollte, würde angehalten werden; wenn die Waren deutsches Eigentum seien, würden sie weggenommen oder verkauft, der Kaufpreis aber würde den deutschen Eigentümern erst nach dem Kriege ausgefolgt werden. Wenn sie neutra- les Eigentum seien, wür- den sie zur Verfügung des Eigentümers bleiben oder sie würden für seine Rech- uung verkauft werden. Der Protest Amerikas gegen diese neue Beschränkung der Rechte neutraler Staa- teu (Note vom 7. April) war sehr milde. Die Ver- einigten Staaten waren sehr zufrieden, daß trotz verschärfter Blockade „neu- trale Frachten frei nach und von den Vereinigten Staaten nach dem Gebiete eines neutralen Staates transportiert werden kön- nen". Amerika behielt sich nur das Recht vor, von Fall zu Fall Beschwerden vorzubringen. Deutschland antwortete (18. April) mit einer Verschärfung seiner bisher der Londoner Seerechts-Deklaration entsprechen- den Prisenordnung, die nach dem Beispiel Englands nun- mehr gleichfalls lediglich den Erfordernissen der deutschen Kriegführung angepaßt werden sollte. Die Folgen der deutschen Sperrgebietserklärung wurden für England in zunehmendem Maße bedenklich. Immer häufiger und größer wurden die Verkehrs Unterbrechungen und Einschränkungen, die Verluste an Schiffsraum, die Er- höhungen der Frachtsätze und Versicherungsprämien. Immer mehr wurde die Zufuhr erschwert, traten Preissteigerungen ein und ergaben sich daraus Lohnbewegungen in England. Die Alliierten versuchten ihre und der ganzen Welt moralische Entrüstung gegen den Unterseebootkrieg zu richten und namentlich versuchte England, gefangene Bemannungen von Unterseebooten schlechter als andere Kriegsgefangene zu behandeln; es entschloß sich aber alsbald davon abzusehen, als Deutschland Vergeltung anwendete. Am 7. Mai wurde die Lusitania, eines der größten und schnellsten Schiffe der Cnnard-Linie, an der Südküste Irlands von einem deutschen Unterseeboot versenkt. 1517 Personen, darunter izy Amerikaner, ertranken. Die besinnungslose Wut der „öffentlichen Meinung" Amerikas drohte schon damals alle Beziehungen mit Deutschland zu zerstören. Aber auch dieser Konflikt ließ sich zum mindesten noch verschleiern. Eine apdere Erschütterung ergriff damals die alte Welt und gerade unser Vaterland, und ihr wendet sich jetzt unsere Aufmerk- jamkeit zuerst zu. Der Dreibund zerfiel, Italien verriet seine Bundesgenossen und vermehrte, jämmerlich genug, die Zahl ihrer Feinde. 3. Wie es zum italienischen Kriege kam. Das Verhältnis Italiens zum Deutschen Reich und — wider den Willen einer kleinen, aber sehr lauten und all- mählich das ganze Land hypnotisierenden italienischen Partei, der Jrredentisten — auch zu Hsterreich-Ungarn war bestimmt durch den Dreibund. Als Dreibundstaat sah sich Italien den Problemen des ausbrechenden Weltkrieges gegenüber- gestellt, sofern sie noch Probleme sein konnten. Zehn Monate später war der Dreibund gelöst; nichtig und wirkungslos, wie Italien behauptete, gebrochen, wie Hsterreich-Ungarn aus der Überzeugung des gekränkten Rechtes feierlich ver-