'Aenn ich bei einer Betrachtung der früheren Hausbauweise in unseren deutschböhmischen Städten mich zunächst an meine eigene Vaterstadt halte und hier zumeist wieder, zu Vergleichen und Re¬ konstruktionen fortschreitend, von demjenigen Hause ausgehe, das schon die Wißbegierde meiner Kindheit in allen Winkeln durchforscht hat; so geschieht das nicht um irgendeiner besonderen Merkwürdig¬ keit beider willen, sondern gerade im Gegenteil, weil sie beide — Stadt und Haus — in Bezug auf Anlage und alte Bauweise im wesentlichen elwas Besonderes nicht besitzen. So wie mein Brau¬ nau, so sind ursprünglich der Hauptsache nach noch recht viele Städte in Böhmen angelegt gewesen, und nicht bloß herrschaftliche, sondern auch königliche Städte, wenngleich Maßstab und Aus¬ dehnung verschieden waren. Um aber ein richtiges Bild früherer Zeiten in uns erstehen zu lassen, muß unsere Erinnerung weit ge¬ nug zurückreichen, um gerade jene Zeit des letzten halben Jahr- hundertes überspringen zu können, in welcher durch neues Leben nahezu alle alten Formen in einer Weise umgebildet wurden, daß ein Rückschluß von denen, die wir heute vor uns sehen, nur zu trügerischen Vorstellungen führen kann. Gerade in diesem Zeit¬ räume bat jede Neugestaltung in unseren Städten die Grundlage der alten Anordnung, die Beschränkung auf den bestimmten, durch Mauern oder Mauerreste bezeichneten Raum zerstört, und jeder Neubau hat sein künstlerisches Verdienst darin suchen müssen, von alten Modellen möglichst weit sich zu entfernen. Darum kann meine Darstellung nicht vom gegenwärtigen Bestände ausgehen, ■sondern nur von dem frühesten, in den meine Riudheitserinnerung zurückreicht. Es ist aber eine allgemeine Erfahrung, daß diese sicherer ist, als jede andere ans späteren Lebensaltern. Sie ist 1