Pacher 2 17 II. BAYERISCH-TIROLISCHES KUNSTLEBEN IM SPÄTEN MITTELALTER. E in Stück altbayerischen Landes, hat das heutige Oberösterreich für seine Kulturentwicklung mehr Anregung vom Westen und Süden als vom Osten empfangen. Die Enns schloß es als Grenzfluß gegen die Mark ab und der Weltverkehr im weiten, offenen Donautal hat sein Volksleben weniger berührt als der Lokalverkehr auf dem unteren Inn, der das »Landl« mit dem Herzen der Hochalpen verbindet: die bajuva- rische Sehnsucht nach den Bergen überwog allezeit die spezifische Donauromantik. Der alte Mattiggau, zu dem Mondsee gehörte — im großen und ganzen der heutige Innkreis — ist auch politisch am längsten bei Bayern geblieben. Für die gesamte bayerische Kunstgeschichte fiel aber der Umstand ins Gewicht, daß der Metropole des Stammesgebietes, Salzburg, auch die östlichen Gebirgsgegenden bis zur Drau zugewiesen waren. Ein bayerischer Abt kam daher aus seiner Kirchenprovinz nicht heraus, wenn er für einen Auftrag von außergewöhnlicher Bedeutung, wie den Hochaltar von St. Wolfgang, einen Künstler aus der Brixener Diözese, aus dem scheinbar fern abliegenden Bruneck im Pustertale, sich verschrieb. Dennoch gibt die Wahl des Mondseer Prälaten und seines Konvents zu denken. Entbehrten doch die altbayerischen Lande selbst zu seiner Zeit keineswegs bewährter Altarmeister. Da Mondsee mit dem Bistum Passau zum Salzburger Erzsprengel gehörte, hatte das Stift doppelten Grund, mit der nahegelegenen Domstadt, dem uralten Kulturmittelpunkt des deutschen Südostens, in Fühlung zu bleiben und dort seinen laufenden Kunstbedarf zu decken. Die betriebsame Maler- und Schnitzerzunft Salz burgs hatte damals indes keine führende Persönlichkeit mehr aufzu weisen, wie es um die Jahrhundertmitte Konrad Laib gewesen war, und wie sie dem Steinmetzenhandwerk bald in Hans Valkenauer erstehen sollte. Gabriel Häring, der 1466 zum Gedächtnisse des in diesem Jahre verstorbenen Erzbischofes Burchard von Weißbriach einen Frauenältar