V. Ein großes Geheimnis webt in der Zeit vor der Kirch— weih seine Schleier über dem Dorfe. Es ist ein Hin und Her in der Jugend, ein süßes Getuschel und Ge— flüster säuselt allabendlich vor den Haustoren und unter den Bäumen. Die Buben werben da und dort, werden abgewiesen und kommen wieder, der eine trutzt, der andere juchzt, die Mädchen zittern, hoffen, weinen wohl gar, denn sie sind vor Schicksalsfragen gestellt. Wird einer koͤmmen? Wird der Rechte kommen? Wenn eine Bauerntochter achtzehn Jahre alt geworden ist, und es hat noch keiner einen Kirweihstrauß von ihr begehrt, so sieht sie das als eine Schande an. Aber wenn ihr einer seinen Hut schickt, den sie nicht mag, der ihr zu gering ist, schickt sie ihm denselben trotzdem wieder zurück. Sie ist gar stolz, doch muß sie das Ab— weisen heimlich tun, sie darf dem Buben keine Schande bereiten, sonst bewirbt sich keiner mehr um sie. Die halten zusammen. Die Töchter der Handwerker stehen außerhalb dieses Bannes, um sie bewirbt sich selten ein Bauernsohn und die Gesellen tragen keine Sträuße. Wohl gehören sie, solange sie nicht in der Fremd' waren, zu den großen Buben des Dorfes, sie kommen in die Spinnreih und tanzen überall mit, aber es verbindet sie nichts als die Jugendfreundschaft und der eigene Wille mit den bäuerlichen Sitten. Und war einer einmal auf der Wanderschaft und kam mit einem 36