Vorwort T^te deutschen Rolonien schienen im Weltkrieg von vornherein verlorene Posten. Maßgebende VmS Stellen in Deutschland standen auf dem Standpunkt, daß ihr Schicksal auf den europäischen Kriegsschauplätzen entschieden werde. Dementsprechend waren sie nur unzureichend oder überhaupt nicht für einen Rrieg ausgerüstet. Ihre Häfen lagen unbefestigt und ungeschützt an den offenen Meeren; die Gchutztruppen genügten gerade für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung im Innern. Als der Rrieg ausbrach, waren die Rolonien sogleich von aller Welt abgeschnitten und auf sich selbst gestellt. Niemand hätte sich gewundert, wenn sie nach kurzem, ehrenvollem Rampf in die Hand der Gegner gekommen wären. Dies trat jedoch nur bei Tsingtau ein, wo die Lage der paar tausend Deutschen gegenüber der Großmacht Japan vollkommen hoffnungslos war, und in Togo und auf den Güdfeeinseln, wo es keine deutschen Soldaten gab, die hätten kämpfen können. Ganz anders aber verliefen die Dinge in Deutsch-Ostafrika, in Deutsch-Südwestafrika und in Ramerun. wenn jemand vor dem Rriege prophezeit hätte, daß sich unter dem Rommando weniger Deutscher die farbige Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika über vier Jahre lang, bis zum Ende des Weltkrieges, gegen eine wahrhaft ungeheuerliche, vorzüglich ausgerüstete Übermacht behaupten werde, so hätte man ihn wahrscheinlich für einen darren gehalten. Aber das Unglaubliche wurde Tatsache. Es war eine der großen Überraschungen des Weltkrieges. Die deutschen Offiziere und ihre Soldaten dachten nicht daran, sich mit einem Rampf „um der Ehre willen" zu begnügen. Die Ansicht, daß das Schicksal der Rolonien in Europa entschieden werde, war ihnen höchst gleichgültig. Sie hatten eine andere Auffassung von ihrer Aufgabe und von ihrer Verantwortung. Sie wußten, was die Rolonien für Deutschland zu bedeuten hatten. Es ging um die deutsche Machtstellung in der Welt, um den „Raum", der uns fehlt und ohne den wir auf die Dauer nicht leben können. Aus dieser Idee heraus taten sie mehr als ihre Pflicht. Sie suchten ihr Heil, trotz ihrer Schwäche, nicht nur in der Verteidigung, sondern stürzten sich in blitzschnellen Angriffen auf ihre Gegner. Sie ersannen ein System von Aushilfen, das ihnen zu phantastischen Erfolgen verhalf. Als ihnen die Munition und der Proviant ausging, holten sie sich diese notwendigen Dinge von ihren Feinden. Jahrelang fesselten sie so ungezählte Tausende feindlicher Soldaten und hielten sie von den Entschei dungen in Europa fern. Ihre Taten stehen ebenbürtig neben denen ihrer Rameraden in Frankreich und Rußland. Neben ihnen kämpften, und das war die weitere große Überraschung, die farbigen Soldaten mit der gleichen unerschütterlichen Tapferkeit. Ihrer Treue gebührt ein unvergängliches Denkmal. Diese Treue begründet besser als alles andere den unauslöschlichen Anspruch Deutschlands auf die Rückgabe seiner Rolonien. In unseren Herzen bleibt das verlorene Land deutsches Land. In diesem Empfinden sind die Urwälder Rameruns, die Steppen und wüsten Deutsch-Südwestafrikas, der dichte Busch in Deutsch- Ostafrika und wo sonst noch deutsche Soldaten und ihre schwarzen Freunde für das deutsche Recht an der großen weiten Welt bluteten, Unsterbliche Landschaft. Dem Deutschen Rolonialkrieger-Bund und der Deutschen Rolonialgesellschaft sowie allen Herren, die mit Rat und Tat bei der Auswahl und Zusammenstellung der Bilder behilflich waren, spreche ich an dieser Stelle meinen Dank aus. Die Darstellung hat Dr. Hans Andres zum Verfasser, in dessen Händen auch die Gesamt bearbeitung des Rolonialabfchnittes lag. Erich Otto Volkmann Potsdam, im November löZ5.