Worworl. Ein unglaubliches Attentat auf die Taschen der breiten Massen wird von der Regierung Bienerth dem Volkshaus und den öster reichischen Völkern angesonnen. Der Staat braucht mehr Geld: In der auswärtigen Politik hat Herr Aehrenthal durch seine bosnische Abenteurerpolitik dem Reiche ungeheure Kosten verursacht. 54 Millionen zahlen wir der Türkei als Entschädigung für die abgelöste Souveränität des Sultans, 450 Millionen Kronen haben die Rüstungen gefordert, so daß diese Affäre allein eine halbe Milliarde verschlingt! Oesterreich zahlt davon natürlich den größeren Teil, Ungarn den kleineren. Der Reichskriegsmini st er schmiedet das Eisen, solange es warm ist. Der patriotische Kriegsrummel und die bosnische „Er oberung" haben den Nachbarstaaten, insbesondere Italien, den Vor wand gegeben, gegen das angeblich kriegslüsterne Oesterreich-Ungarn eifrig zu rüsten und also, meint Schönaich, können wir nicht zurückbleiben. Neue Kanonen, neue Kriegsschiffe, neue Regimenter! Und dazu braucht man Geld, Geld und abermals Geld! In der i n n e r e n Staatspolitik, die das Ministerium Bienerth leitet, steht es nicht besser. Die wahnwitzige Zoll- und Wirtschaftspolitik der herrschenden Parteien hat alle Lebens- und Gebrauchsmittel verteuert. Und nun schlägt der Unsinn seinen Vater, nun treffen die Folgen den Staat s e l b st. Auch er muß alle Bestellungen teuer bezahlen, er muß allen Bediensteten die Bezüge aufbessern und außerdem büßt er jetzt die gewissenlose Verschwendung, die er sich bei dem Heer pensionierter Minister und aktiv dienender Protektionskinder der christlichsozialen Führer geleistet hat. Das Budget ist passiv, wir haben ein Defizit im Staat, das sich schon im Jahre 1910 auf mindestens 100 Millionen Kronen belaufen soll. Und zu guter Letzt kommen noch die Landtagscliquen, welche allesamt jahrelang das Geld zum Fenster hinausgeworfen haben. Man denke nur, daß die christlichsozialen Landtagsgrößen allein bei einem einzigen Bau, bei der Landesirrenanstalt am Stein- hos, eine Ueberschreitung von zwölf Millionen Kronen sich haben zu schulden kommen lassen! Nun müssen die Landtage beim Staat um Sanierung der Landesfinanzen betteln. Sie haben im Jahre 1908 allein einen Abgang von mindestens 62 Millionen Kronen in den gesamten Ausgaben! Und schon melden sich die Städte, die gleichfalls stark verschuldet sind. Nun wird die traurige Prophezeiung des früheren niederösterreichischen Landesausschusses Schöffel bald zur Wahrheit: „Hundert Jahre nach dem schrecklichen Staats bankerott von 1811, im Jahre 1911, werden wir den vereinten 1*