54 Ich bin das Leben und kämpfe den Kampf, Noch sprüht von meiner Stirne der Dampf, Ich bin das Leben und kenn’ meinen Wert — Ein tönerner Becher, der ausgeleert. Der dritte reitet langsam gebückt, Den Speer beinah’ an den Boden gedrückt, Den Zügel nicht haltend, an ihnen vorbei Und stellt sich als dritter in die Reih’; Ich bin das Leben, sein Inhalt, sein Rest, Das ausgetaumelte Freudenfest, Ich bin am Zaun der räudige Mann, Der nach der Posse verrecken kann. Es reiten nach Westen, nach Osten nach Nord Die graugepanzerten Reiter fort, Und schwerer Nebel drängt und fällt Auf die ewig kreisende, rollende Welt. Der Teufelstriller. Bruchstück aus dem noch unveröffentlichten Roman »Gottfrieds Sommer». Eine Erinnerung aus meiner frühesten Jugend steht besonders lebendig vor mir. Jeden Sonntag speiste an unserm Tisch im Hause meines Vaters ein steinalter Italiener, der noch im verflossenen Jahr hundert geboren war. Ein mumienhaftes, vertrocknetes Männchen mit einem gelben Gesicht, mit unzähligen Falten und Runzeln. Er trug kurze, schwarze Hosen, lange Strümpfe von derselben Farbe und Halb schuhe mit silbernen Schnallen, dazu einen langen, altväterischen Rock,' ein stets sehr sauberes Spitzenhemd, und wenn er auf die Strasse ging, einen steifen Halbzylinder und einen Rohrstock mit einem glatten, goldenen Griff. In seiner Jugend war er Tanzmeister bei einem säku larisierten deutschen Kirchenfürsten gewesen, der sich mit seinem ganzen Hofstaat auf ein italienisches Erzbistum im Patrimonio zurück gezogen hatte und dort das Leben eines kirchlichen Grandseigneurs fortsetzte, indem er den Tag mit einer Messe begann, während abends auf dem blanken Parkett seines Schlosses im Glanze von tausend Wachs kerzen der Adel der Stadt Menuett tanzte und die alten Marchesi und Marchesine Whist spielten oder Spadille stachen. Jener Alte liebte uns