Die thörichte Mutter. Eine hagere, blasse Frau kam in den Speisesaal eines Hotels in einem Cur- orte von England. Hinter sich zerrte die Frau einen ärgerlichen Buben nach Bei' nahe alle Gäste sahen unwillkürlich auf, obschon die Fremdlinge durchaus kein Ge¬ räusch machten. Der Bube wurde in den hohen Kinderstuhl gesetzt und die Frau, deren Gesichtsausdruck von schlaflosen Nächten und endlosen Mitternachtsmärschen in der Kinderstube zeugte, strich dem Jungen die Haare zurück und fragte ihn, was er essen wolle. „Will nix", sagte der Bube und probierte, seinen Stuhl vom Tisch wegzurücken. „Aber, Kind, Du sagtest doch, daß Du etwas zu essen haben wolltest." „Nein, ich mag nichts." „Du mußt nicht so sprechen." „Aber ich will — ich will das nicht." Und der Bube nahm seinen Teller und warf ein Stück Fleisch davon. „Was willst Du denn sonst?" „Willst Eingemachtes." „Du solltest Eingemachtes nicht zuerst essen. Du willst wohl, daß Dir die Mama ein Ei ins Glas thut?" „Jawohl." Mama bereitete ein Ei zurecht und gab wohl darauf acht, die gehörige Dosis Salz und Butter dazu zu thun. „Ich will das nicht," und er rückte das Glas hinweg. „Iß das Ei, Kind!" „Ich will's nicht." Er stürzte das Glas um. „Ich sollte Dich dafür strafen." „Das wäre sehr gut", murmelte ein nahesitzender Reisender. Der Bube kriegt aber keinen Klaps. — Pause. „Willst Du nicht einen feinen Kuchen mit Zucker darauf?" fragte die Mama. „Ja." Die Mama bereitete den Kuchen zu und gab ihn dem Buben. Der schleuderte ihn auf den Fußboden. „Warte nur, ich werde es Deinem Papa sagen. Du bist ein böser Bub." „Nein, ich bin nit," und der Bube schlug mit dem Messer auf den Tisch. „Ich werde es Deinem Papa sagen, was Du gethan hast, und er wird Dich Peitschen." „Das wird er nicht." Der Junge stößt seine Gabel durch das Tischtuch. „Willst Du nichts von Mamas Kartoffeln nehmen?" Ja." Sie legte ihm ein Stück auf feinen Teller. Er warf es zu Boden. Der Reisende seufzte. „Ich weiß, was Du willst, und will es Dir geben, wenn Du Dich gut be¬ trägst", sagte die Mama.