Kaum war sie im Stande, das große Glück zu begreifen. Der innere Jubel kam manchmal ungewollt auch nach außen hin zum Ausdruck, so daß der Vater sie oft kopfschüttelnd betrachtete, wenn sie strahlend und heiter in das kleine, ärmliche Stübchen trat. „Was ist denn eigentlich mit Dir geschehen, daß Du gar so lachend in die Welt schaust?" fragte er manchmal. Er hatte schon allerlei munkeln hören von dem Förster und seiner Gertrud. Nach solchen Fragen schlang das Mädchen wohl die Arme um den Hals des Vaters, und schmiegte sich zärtlich an ihn. „Hab' nur noch ein wenig Geduld, bald sollst Du es ja erfahren." Und an einem wunderschönen Sommertag lag Gertrud lachend und weinend vor Glück an der Brust des überraschten Alten, und neben ihr stand in seinem schönsten Sonntagsstaat der junge Förster Franz Gotthelf, und bat in bewegten Worten um die Hand des Mädchens. Er wolle Gertrud halten als sein kostbarstes Gut, versicherte er, sie solle nie bereuen, sein Weib geworden zu sein. „Die Tage der Mühe und der harten Arbeit sind nun für Dich vorüber, Vater," versicherte Gertrud, „Du sollst, wenn wir verheiratet sind, zu uns ziehen, im Forsthause ist Platz genug für Dich. Mein Franz hat es mir versprochen, daß Du Deine alten Tage in Ruhe und Frieden verbringen sollst. Hast Dich auch geplagt genug Dein Leben lang." Dem Alten rannen die Thränen über die gefurchten Wangen. „Gott segne Euch, meine Kinder," sagte er gerührt; mehr brachte er nicht heraus. Daß der Bürgermeister, der alte Gotthelf, endlich doch seine Einwilligung zu der Verbindung gab, das war einzig dem guten Dr. Rottner zu danken. An ihn hatte sich der junge Förster gewandt in seiner Noth, weil er wußte, daß der Doktor sehr viel Einfluß auf den Vater hatte. Es kostete freilich viele Mühe, den starren Eigensinn des Bürgermeisters zu brechen, aber endlich gelang es doch. Dafür aber bat der Doktor sich aus, daß er bei der Hochzeit den ersten Walzer mit der jungen Frau Försterin tanzen dürfe, was ihm mit Freuden zugesagt wurde. IV. Inzwischen gestalteten sich im Herrenhause die Verhältnisse immer trüber. Es gingen jetzt verschiedene, zweifelhafte Menschen da ein und aus, mit denen es immer lange Verhandlungen gab. Was Gertrud hie und da von den Reden auffing, beun¬ ruhigte sie im höchsten Grade. Die gnädige Frau schloß sich oft tagelang in ihr Zimmer ein, die Dienerschaft war jetzt bedeutend verringert worden, den gnädigen Herrn bekam man wochenlang gar nicht zu Gesicht. Die Leute im Dorfe munkelten allerlei, daß Herr v. Tannenheim verzweifelte, aber nutzlose Anstrengungen mache, um jeden nur möglichen Preis neue Hypotheken auf das Gut aufzunehmen. Aber dasselbe sollte schon bis zum Aeußersten belastet sein, so daß Niemand mehr einen Pfennig hergeben wollte. Es war gekommen, wie es kommen mußte. Jeder hatte das vorausgesehen, und die Bauern waren kaum überrascht vor dem Ausgang der Sache. Der gnädige Herr war ein leidenschaftlicher Spieler, er hatte oft hohe Summen verloren, und in der Hoffnung, das Verlorene wieder zu gewinnen, immer größere Opfer gebracht. So stand er jetzt am Abgrund, und bemühte sich vergebens, noch einmal aus den Sumpf herauszukommen. Seit acht Tagen lief er in der Hauptstadt ^herum, und suchte das nöthige Geld zusammen zu bringen, dauern, mit kühlem Wort abgewiesen. Ueberall wurde er mit höflichem Be-