Nachdruck verboten. Um s Vatererbe. Erzählung von G. Kappert. I. Ueber die Hochebene brauste ein kalter Herbststurm, obwohl es noch nicht gar so weit im Jahre war und erst die zweite Septemberhälfte bevorstand. In den Thälern, die sich von dem breiten Riegel der Hochebene nach Süden zogen und murmelnde Wasser in ihren waldigen Tiefen bargen, herrschte noch der Nachsommer in Pracht und Herrlichkeit. In monotone braune und graue Farbentöne ist die ganze Gegend versenkt. So weit das Auge reicht, nasse, frischgepflügte Felder, fahle Stoppeln, düstere Wälder und Buschhecken; man mußte scharf ausschauen, wenn man die Baulichkeiten von Krahkamps Heidehof vor der welligen Hügelkette entdecken wollte, welche die Wasserscheide für die Hochebene bildete. Auf den Spitzen dieser Hügel schimmerte ein Restchen der frohen Farben, die sommerüber auch die arme Hochebene festlich geschmückt hatten. Das Haidekraut war noch in Blüthe und breitete gleichsam ein sanftes violettes Licht um die Gipfel der Hohen. Lauter und lauter heult der Sturm und reißt Blätter und Zweige von den wie unwillig ächzenden Eichen, die einen festen und doppelten Gürtel um Krahkamps Hof bilden. Auf dem niederen Wohngebäude klappern die Dachziegel. Hinter den kleinen grünen Scheiben des breiten Fensters steht der Bauer und starrt versonnen in das Toben draußen. Wie so eilig die Wolken einherjagen, die der Sturm mit gierigem Geheul verfolgt! Ein Fleckchen helleren Himmels blinkt durch, eine Fluth bleichgoldenen Lichts strömt über das Land, die Spitze des Kirchthurmes hebt sich schwarz aus der Helle — das Licht verlischt, und wieder jagen die Wolken hastenden Fluges vorbei. Der Bauer stöhnt tief auf und blickt wartend den schnurgeraden Fahrweg entlang, der vom Heidehof in's Kirchdorf führt. Ec kann die Radspuren so weit verfolgen, bis sie in eine Rinne zusammenzulaufen scheinen. Es beginnt zu regnen, die ersten schweren Tropfen klatschen gegen die Scheiben. Bevor der Regen stärker einsetzt und die ganze Gegend verschleiert, taucht ganz unten auf dem Fahrweg eine Gestalt auf. Jetzt tritt der Bauer vom Fenster zurück. Er scheint in hohem Grade erregt, in sein scharfgeschnittenes Gesicht steigt fliegende Röthe. Er beginnt hastig und stolpernd einen Rundgang rings in dem mittelgroßen Zimmer herum, wobei er vor sich hinmurmelt und mit zitternden Händen seine langen weißen Haare zerzaust. Inzwischen strebt die Bäuerin mit großen hastigen Schritten dem Hose zu. Der Regen legt ihr das gewirkte Tuch in glatten Falten um den Kopf und die breiten starken Schultern und läuft in kleinen Rinnsalen die zahlreichen Falten des