107 Figur des Nachtwächters aus der alten Zeit! Hier hat er noch feine Stunden ausgerufen bis Neujahr 1921. So ver- schwindet die liebe, alte Zeit Stück um Stück, bis man einst auch uns, die wir uns jung noch nennen, zum alten Eisen werfen wird. Die Zeit und ihr Geist hasten weiter und die Menschen mit ihnen. Bergwerk. Wie sehr Wolfsegg berühmt war und heute noch sein könnte, geht aus einer Aufschreibung Pillweins hervor, in der es heißt: „Seit 1825 besteht eine halbe Stunde von Wolfsegg im Hofwalde ein vortreffliches Heilbad, welches sein Entstehen dem geschätzten Wundarzte, Johann Michael Beck, verdankt. Sein unermüdetes Forschen über die Natur der Steinkohlen brachte ihn auf den Gedanken, dieses Was- ser für Leidende an Gicht und Rheumatismen anzuraten und der Erfolg übertraf alle Erwartung. Ein Knabe, durch die Gicht am ganzen Körper gelähmt, konnte nach 14tägigem Gebrauche dieses Bades bloß mit Hilfe eines Stockes schon eine Stunde weit gehen und verließ nach einem monat- langen Gebrauche das Bad gesund und gerade. Diese und mehrere ähnliche Wunderkuren machten, daß die Inhaber des Bergwerkes eine förmliche Badeanstalt errichteten und auch das Wasser chemisch analysieren ließen. Das Resultat darüber gab folgende Bestandteile an: Schwefel, Salpeter- säure, Kohlenstoffgas, Stahl und Bergil. Bei einer zweiten Analyse fand man kohlensaures Natrum (Soda), Schwefel- säure, Natrum, salzsaures Natrum (Kochsalz), schwefelsauren Kalk, kohlensauren Kalk. Der Ruf von den Heilkräften des Bades zu Wolfsegg verbreitete sich bald so, baß man da- mals im Sommer 700 bis 800 Bäder bereiten mußte." Was ist aus diesem Bade geworden? Heute erinnert nur mehr die „Badwiese", andere nennen sie Baderwiese, weil sie einst einem hiesigen Bader gehört habe, an das Heilbad vor WO Jahren. Den größten und dauerndsten Namen hat sich Wolfsegg gemacht durch das Kohlenbergwerk. Die Wolfseager Braunkohle, besonders im Weltkriege ein kost- barer ArMel, ist ja weit bekannt. Ueber das Entstehen die- ses Bergwerkes gibt uns namentlich der k. k. Landrichter Johann Andreas Seethaler im Jahre 1824 in einer eigenen handschriftlichen Monographie näheren Ausschluß. Er be- richtet, daß 1760 dieses Braunkohlenlager des Hausruck- gebirges zufällig sichtbar wurde, als der hiesige Bierbrauer Johann Georg Mayer (im heutigen Schillerhause?) den Kuhstall westlich erweiterte und durch eine höhere Mauer-