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Topographie
des
Erzherzogthums Oestcrreich,
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Darstellung
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Entstehung der Stádte, Márkte, Dorfer, und ihre Schíck-
sale; dan» der Ruinen, Schlosser und Edelfitze, und die
noch mogliche Reihenfolge ihrer Befitzer; der Lage, und
der Erwerbszweige der Ortschaften^des UrsprungeS der
Stifte, Klbster, Pfarr^n, Localien, Beneficien und Spi-
taler; der Denk- und Grabmcihler, merkwürdiger Jnschriften,
Volkssagen und Urkunden.
In drey Haupttheile abgetheilt^ und nach den
Decanaten geordnet.
Das Decarrat Mmünster,
mit den Pfarren des Stiftes Kremsmünster;
von dem
sel. Dechant Weitzbacher und Prok. Ulrich Hartenschneider.
Der dritten Abtheilung dritter Band.
Des ganzen Werkes vierzehnter Band.
Mit zwey Abbild ungen und einer Karte.
Wien, 1835.
ZnCommission bey Joseph Wenedikt.
Vorrede.
9?ach der bekannt gemachten Eintheilung des ganzen
Werkes erhält der geneigte Leser mit dem gegenwär-
tigen Bande den dritten in der dritten Ab-
theilung, das ist Oesterreich ob der Enns mit dem
Herzogthume Salzburg, wovon der Erste die topo-
graphische und historische Darstellung dex Stadt Salz-
burg, und des Bisthums .r^it dem Benediktiner Stifte
Skt. Peter, der Zwey^diefdes Benediktiner Stiftes
Kremsmünster enthält^OiGH.- dÄtteMand führt den
Titel Decanat AltmHE^A^wE^Man es räth-
lich fand, die Benennung nvHMMbWalten, die das
Decanat, von den ältesten Zeiten an, gehabt hatte,
indem es erst in den neuesten, von dem Daseyn des
k. k. Oberamtes des Salzkammergutes und der einzi-
gen Stadt im Decanate, in dem Pfarren-Verzeichnisse
den Namen G mund en erhalten hat.
Dieses Decanat gränzt an die Pfarren des Deca-
nates Thalham, in welchem alle Pfarren, nur drey
ausgenommen, von dem Stifte Kremsmünster verse-
hen werden/ die aber der größeren Bogen-Zahl wegen
nicht mehr in den zweyten Band konnten aufgenom-
men werden. Man wird es um so mehr angemessen
finden, sie mit dem gegenwärtigen Decanate in Ver-
IV
bindung zu treffen, da heut zu Tage so viele, Theils
nach dem Anrathen der Aerzte, Theils nach den Schil-
derungen von der sogenannten österreichischen Schweiz,
Reisen dahin unternehmen, und entweder von Oester-
reich aus über das Stift Kremsmünster durch mehrere
der hier beschriebenen Pfarrorte kommen, oder aus
Tyrol durch die gepriesenen Gegenden Salzburgs in
das Salzkammergut eintreten, und in Jschels Heil-
bädern ihre Wiederherstellung suchen. Der Name des
Berfaffers Ulrich Hartenschneider wird sehr
vielen, die seit einer langen Reihe von Jahren das
Stift besucht haben, zu einer angenehmen Erinne-
rung jener Stunden seyn, in welchen Sie unter seiner
Begleitung die Merkwürdigkeiten ^des Stiftes ange-
sehen haben.
Joh. Christ. Stelzhammer,
k. k. Rath, Domherr Hey Set. Stephan
Inhalt.
Seit«
Das Decanat Altmünster und das Salzkammergut.
Einleitung 3
Stadt und Stadtpfarre Gmunden . 12
Vicariat Laakirchen .... 41
Pfarre Gschwendt f. 44
Alsdorf oder Ohlsdorf 47
Pfarre Altmünster .... 50
Schloß Ebrnzweyer.... 64
Localie Ort ..... 66
Exposttur Pinsdorf.... 70
Exposttur Neukirchen in der Viechtau 71
Traunkirchen .....
Langbath und Ebensee . 110
Pfarre Jschel . 122
Beylage 160
Pfarre und Veneficium zu Laufen . 161
Pfarre Goyßarn .... 177
Hallstatt.... 196
Ober-Traun .... 212
Gosau oder Gosach .... 214
Sanct Wolfgang am Abersee . \ 222
Urkunden ..... 240
Nachträge 301
Der Inhalt der dem Stifte Kremsmünster einverleibten Pfar-
reyen und der in ihrem Bezirke befindlichen Schlosser
und Edelsitze ist bey den Pfarren des Stiftes Krems-
münster abdruckt.
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Decanat Altmünster,
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Was Salzkammergut.
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Einleitung*).
>Vleichsam nur ein einziges Thal/ welches von der Pfarre
Laakirchen anfangt/ und sich über den Traunsee/ bis an die
fteyerischen und salzbürgischen Gränzen hinzieht- macht den
ganzen Umfang des D e c a n a t e s A l r m ü n st e r / dessen
größter Theil auch das k. k. S a lz kam me rg ut genannt
wird. — Die Länge dieses Thales mag wohl etwas mehr,
als sechs Meilen betragen/ aber die Breite ist nicht be-
trächtlich; denn wenn sich auch die Gebirge hie und da etwas
weiter eröffnen/ z. B. im Jschlkande, so schließen sie sich
doch bald wieder zusammen / und rücken einander so nahe,
daß die Breite von der Morgen-zur Abendseite/ öfters
kaum den achten Theil einer Meile beträgt.
-Wer diese Felsen nur in der Ferne besieht/ würde nie,
mahls errathen/ daß erzwischen diesen Gebirgen/'± landes-
furstliche Stadt — 7 oder 8 bewohnte Schlösser — 4- Märk-
te — 12 mit Kirchen versehene Dörfer — eine Menge Wei-
ler und zerstreute Häuser/ mit mehr als 31/000 Menschen
antreffen werde, von welchen über 16/000 allein in dem ei-
gentlichen Salzkammergute wohnen. Es wäre auch nicht mög-
lich , daß sich eine solche Menschenzahl in diesen Gegenden
*) Nach Herrn Joseph Weißbachers, Ehren - Domherrns
von Linz, Consistorialrathes, Dechants und Pfarrers zu Peu-
erbach, sei., vollständigem Manuskripte.' Mit Benützung des
»Reisegefährten durch die Oesterreichische Schweiz/' von Jo-
hann Steiner. Zweyte Auflage. Linz *829 — und: Be-
nedikt Pillweins: »Geschichte, Geographie und Stati-
stik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns “ II. Theil.
Der Traun kreis. Linz 1828. — Vermehrt und berichtiget durch
die urkundlichen Beyträge des hochw. Hrn. Joseph Domi-
nik Herborn, Pfarrers und Priesters im deutschen L)r-
denshause zu Wien; — des Hrn. Pflegers Schleifer, von
Ort am Traunsee; — und des Hrn. Johann Evang.
Kurrany, BenefiziatenS zu Ebensee.
*
1
4
nähren könnte/ wenn nicht der größte Theil derselben von den
kostbaren Salinen sich erhielte/ welche in diesen Bergen
getroffen werden. Freylich ist nicht zu läugnen/ daß der Be-
wohner dieses Decanates einen eisernen Fleiß in seinen Ver-
richtungen zeiget; haß er einen Boden besitzet, welcher schon
im grauen Alterthume kultivirt wurde; daß er nicht allein
Korn und Hafer, sondern auch Weitzen bauet, welcher oft
vor dem. Landweitzen gesucht wird ; daß ihm auch die Gebirge
dienen/ und natürliche Treibhäuser abgeben: aber dieß Alles
ist zu seiner Erhaltung nicht hinreichend, weil die Thäler zu
schmal/ und die Berge zu wenig sind/ welche des Anbaues
fähig sich zeigen. Die meisten Lebensmittel werden daher
aus andern Ländern und Bezirken zugeführt, und zur Er-
gänzung des Arbeitslohnes, den hiesigen Kammerguts-Ar-
beitern um wohlfeilere Preise abgereicht.
Doch, was die Natur dieser Gegend auf einer Seite
versagt, das. erseht sie auf der andern , nicht allein mit dem
kostbaren Minerale dem Salze, sondern auch mit unge-
heuren Waldungen, mit schmackhaften Wild p re t, und
mit seltenen Fischen, unter welchen die Hechten, die
Lachsforellen, die sogenannten Saiblinge und Reinanken,
die vortrefflichsten sind; denn an Gewässern mangelt es hier
so wenig, wie in anderen Gebirgsländern. Wir nennen un-
ter den vielen Seen, nur den Hallstätter-, den Aber-
und den Traunsee, als die größten; unter den fließen-
den Wässern aber die Traun als den einzigen Fluß im
Decanato. Sehr klein kömmt sie aus Steyermark, durch-
zieht den Hallstättersee, ohne ihre Wellen mir dem See-
wasser zu vermengen, fließt dann durch das ganze Salz-
kammergut, durchströmt auch den Traunsee, verläßt densel-
ben bey Gmunden, wo sie den Nahmen der unteren
Traun erhält, stürzet sich unterhalb Laakirchen schäumend
und tosend, als der bekannte Traunfall, über schrofe Felsen
hinab, und eilt endlich ruhig doch schnell der Donau zu a).
a) Da sie von dem Seewasser so oft abtrünnig wird, so mag
5
Die kleineren Seen und Bache lassen sich leichter bey
den Pfarreyen anführen/ welche durch sie bewässert werden.
Nur so viel sey noch zu sagen erlaubt, daß kein Tropfen
aus dem Salzkammergute entrinnet, welcher nicht vorher
einige Mahle, seine Frohne entweder bey Holzschwemmen
oder zu anderen Werken geleistet hat. — Ueberdieß hat der
gütige Schöpfer, kleinere Seen, oder eigentlich große Was-
serbehälter auf den höchsten Bergen angelegt, welche
sich zur rechten Zeit ergießen, über die Felsen, oder durch
deren Ritzen herabstürzen, Seen, Flüsse und Bache an-
schwellen, und also treulich helfen, den Wassermangel aut
dem flachen Lande zu ersetzen. Dieß geschieht gewöhnlich irr
den Frühlingsmonden, wenn sich die Erde der Winterfesset
entlediget, und aufzuthauen beginnet. Um diese Zeit ist aber
das Reisen in den engen Thalern höchst gefährlich, weil sich oft
fürchterliche Schneemassen (Lauwinen) dazumahl von den
Bergen absondern, welche mit entsetzlichem Getöse Herunter-
rollen, und Straßen und Thaler unvermuthet bedecken.
Einen anderen einträglichen Nahrungszweig gewahrt
den Bauern des Salzkammergutes auch die Viehzucht,
bey welcher ihnen die kostbaren Alpen und Meideplatze auf
den Bergen, die ersprießlichsten Dienste leisten. Jeder Ei-
genthümer einer Herde hat gemeiniglich zwey Alpen, ei-
ne höhere und eine tiefere. Kömmt der Frühling, so lassen
sie ihr Vieh zuerst auf die niedere Alpe treiben, weil die
höheren noch mit Schnee bedeckt sind. Kömmt dann der
Sommer, so werden die höheren besuchet; kaum aber mel-
det der Herbst sich an, so ziehen sie wieder auf die niede-
ren Alpen zurück, bis endlich Frost und Schnee sie zwin-
gen, das Vieh in die Heimstalle zurückzuführen. Nach der
dieser Fluß von dem Worte »trennen" vor Zeiten den Nah-
men „die Trune," (wie noch im Lateinischen) späterhin „die
Traun" erhalten haben. Siehe: Mathias Hofer, Lenest.
Cremif. Etymologisches Wörterbuch der in Oberdeutschland,
vorzüglich aber in Oesterreich üblichen Mundart. Linz 1815.
UI. Theil, pag. 255.
6
allgemein hier bestehenden Watdordnung, besteht der Vieh-
Austrieb auf die niedern Alpen alljährlich am St. Urbans-
rag; auf die hohen am St. Veitsrage; der Heimtrieb aber
von Michaelis- Feste bis gegen Theresia. — Diese Heim-
kehr ist nun -ein wahrer Triumphtag für jene Senninn
(Alpendirne/ Schweigerinn), welche kein Stücklein aus ih-
rer Vrehherde verloren, sondern vielmehr im Gegentheile
dieselbe vermehr^ nach Hause führt. Die Thiere werden sau-
ber und reinlich geputzt, ihre Hörner bekränzet, und die
Glockenkuh, als Leiterinn der Herde sogar mit einer Krone
von Flittergold ausgeziert. Nun wird durch alle Markte und
Dörfer deS ganzen Weges gepfiffen, gesungen und durchge-
jauchzt, bis das Vieh endlich in die heimathlichen Stalle
gebracht ist. Letzteres scheint die Freude und den Triumph
der Senninn gleichsam zu fühlen, indem die älteren Kühe
an jenen Platzen, wo sie gewöhnlich geziert werden, in Er-
wartung des Schmuckes, alljährlich ruhig stehen bleiben,
und nur hart wegzubringen sind, wenn die Heimkehr eines
erlittenen Unfalles wegen, ohne Glockengeläute, ohne Zier-
de und Flitterkrone statt findet. Die Alpen selbst gleichen
nicht selten einem Dorfe auf grünem Anger, dessen Hüt-
ten traulich an Crystallbächen liegen. In einiger Entfer-
nung weiden die Kühe. Kommt dann der Abend herbey, so
springt das Vieh freywillig, oder auf den Ruf der Sen-
ninn herbey, scherzet noch eine Weile auf dem Anger, und
kehrt dann ruhig und müde in die besonders gebauten Stal-
le zurück, um von seiner Mitchbürde entlediget zu werden.
Wer sich gerne der kleinen Mühe unterzieht, selbst die
höheren Alpen zu besteigen, der wird für diesen u>enu
gen Aufwand seiner Kräfte reichlich belohnet. Mit einem
Mahle haucht er nähmlich die reinste Gebirgsluft sammt den
balsamischen Düften der herumwachsenden Pflanzen ein,
welche Lunge und Herz dergestalt stärken, daß alle Mattig-
keit augenblicklich aus den Gliedern entschwindet ; er erblickt
gleichsam eine neue Welt, die aus lauter Bergrücken be-
steht; er sieht die Gefilde seines Vaterlandes, und der an-
7
gränzenden Reiche zu seinen Füßen; er hört, trotz der er-
reichten Hohe, jeden Glockenschlag, jeden Hammerstreich,
jedes Gejauchze, fast so hell und stark wie im Thäte; und
genießt endlich der wahren Götterkost an Honig, Butter
und Milch, dergleichen selbst fürstliche Tafeln immer ent-
behren. Noch mehr Ergötzung findet jedoch der Naturfreund
auch darin, daß er gerade hier, auf seinem erhabenen Fet-
sensitze, dem fürchterlichen Schauspiele eines Hochgewit-
ters, das Beginnen ablauern kann. — Nur ein kleines
Wölkchen hebt sich dort in der Ferne aus einem Bache oder
Flusse empor; füllet bald in wenigen Minuten alle Thäler
an, klimmt dann die Berge hinauf, und rasselt und blitzet
und donnert so gewaltig, als ob es alle Berge zerschmet-
tern möchte; und doch lächelt während diesem Allen, der
heiterste Himmel ober dem Haupte des erstaunten Beobach-
ters; er ist von der Sonne umstrahlt, und fühlt sich erha-
ben über das Hochgewitter, einen Herrn der prachtvollen
Schöpfung. Doch wartet der Naturfreund, versunken im
Anstaunen solch' einer Gebirgs - Scene, nur so lange, bis
sich das Hochgewitrer auch ober seinem Haupte zusammen-
zieht, sucht er nicht gleich bey der ersten Annäherung der
höhersteigenden Wolken, Schutz und Schirm im heimathli-
chen Thale: dann sieht er sich oft unvermuthet und ckugen-
blicklich in dichtesten Nebel gehüllt, und kann seine Behau-
sung nur bis auf die Haut durchnäßt, keuchend und müde
erreichen.
Doch wir begeben uns wieder ins Thal zurück, um
die Pfarreyen kennen zu lernen, welche zum Decanate
Altmünster gehören. — Die erste ist die Stadtpfarre Gmun-
den, mit ihren Curarien Gschwand — Laakirchen
— und Ollsdorf. — Die zweyte ist die Decanatspfarre
Altm ünster, mit ihren Curatien Ort — Pin sdorf
— und Neuk i r ch e n in der Viech tau. — Die dritte
ist die Pfarre Traunkirchen; — die vierte die Pfarre
Ebenso.e — die fünfte die Pfarre Ischl — die sechste
die Pfarre am Laufen — die sisbente die Pfarre Goy-
8
ßarn — die achte die Pfarre Hallstatt mit der Curatie
zu Obertraun — die neunte die Pfarre Goß ach —
die zehnte endlich die Pfarre St. Wolfgang am Aber-
see. —
Bevor wir jedoch die Beschreibung dieser Pfarreyen
und Curatien beginnen, haben wir noch die Frage aufzulö-
sen, wann die Einwohner dieses Bezirkes zur Erkennt-
niß der christlichen Religion gelanget sind, und
folglich die ältesten Pfarreyen, wie Altmünster und Goyßarn
errichtet wurden? — Es geht zwar die Sage, daß schon
der heit. Apostel Petrus gekommen, und einen gewissen
Fürsten Geusaram mit allen seinen Unterthanen getaufer
habe; allein wer kann dieß beweisen? — Leichter ist es an-
zunehmen, daß schon die Römer eine Heerstraße über den
Leistling nach Juvavium oder Helfenburg (dem heutigen
Salzburg) angelegt haben, indem römische Leichname, rö-
mische Inschriften, römische Münzen, die selbst in solchen
Gegenden, wo man sie gar nicht suchen würde, ausgegra-
ben werden, dieses begründen. In diesen Zeiten war es al-
so gar nicht unmöglich, daß einige Lehr jünger der Apo-
stel in diese Thaler gekommen seyen, und den Samen des
göttlichen Wortes hier ausgestreuet haben. Doch wer wagt
es wohl, von der Möglichkeit jedesmahl einen richtigen Schluß
auf die geschehene Wirklichkeit ziehen zu wollen? —
Die spateren Heruler hatten diese Heerstraße auch
aufgefunden, als sie die Römer aus dem Lande trieben,
Helfenburg zerstörten, und durch Rhatien nach Italien dran-
gen. Wahrend sich aber die Heruler mit den Gothen, die
Gothen mit den Longobarden, und diese mit den Franken
stritten, drangen wendische Völker in diese Gebirge
ein, und ließen "sich allhier nieder. Allein es scheint, daß sie
da keinen festen Fuß fassen konnten, sondern von den Boy-
ern bald wieder über die Pötschen zurückgetrieben wurden,
weil man, außer der einzigen Benennung der Zimitz sehr-
wenige Nahmen findet, die einen wendischen oder slavischen
Ursprung verrathen. —
9
Da nun die Boyer schon vor dem Ende des siebenten
oder (wie P. Metzger im Chronicon Sanct- Petrense be-
hauptet) gar des sechsten Jahrhundertes, zur Erkenntniß
des wahren Christenthumes gelangten, so kann man
nicht zweifeln, daß wenigstens um diese Zeit unsere boyi-
schen Gebirgsbewohner auch dazu eingeweihet wurden, in-
dem man in der bayerischen Geschichte hierin keine Ausnah-
me findet. Doch eben diese Christianisirung war der Zunder,
der öfters Krieg und Streit zwischen ihnen und ihren wen-
dischen Nachbarn jenseits der steyerischen Gebirge erregte, in-
dem letztere noch fast hundert Jahre in ihrem Heidenthume
verharrten, bis sie endlich von dem bayrischen Herzoge Thas-
sil o II. (dem Stifter des herrlichen Kremsmünsters) über-
wunden und unterjocht wurden, wodurch die hiesigen Ein-
wohner vor den Wenden der karantanischen Mark Ruhe be-
kamen, die sie von jetzt an, zur Ausübung der christlichen
Religion eifrigst verwendeten.
Das achte Jahrhundert ist also muthmaßlich erst
die Zeit, in welcher in dieser Gegend die ersten Kirchen er-
bauet, und die ältesten Pfarreyen errichtet wurden. —
Indeß konnten die hiesigen Christen dieses Glück nur
so lange genießen, als Kaiser Carl der Große — Ludw'g
der Fromme — und seine Söhne und Enkel über die Bay-
ern herrschten. Kaum hatte aber Kaiser Arnulph i. I. Lyg
die Augen geschloffen, so fanden die Ungarn den Weg
durch Kärnthen nach Bayern, brannten als Erzfeinde der
christlichen Religion, aller Orten die Gotteshäuser nieder,
erwürgten alle Priester die sie erhaschen konnten, und ver-
sprengten alle christliche Gemeinden. Mit einem Worte:
Was die Wölfe unter den Schafen — das waren damahls
die Ungarn (von den Leuten fälschlich hier Hunnen genannt)
unter den Christen. Damahls waren vielleicht die Felsenhöh-
len, welche man noch gegenwärtig im Salzkammergute an-
trifft, ihr einziger und öfterer Zufluchtsort, weil diese Pla-
ge — eine wahre Verfolgung der Christen — sich gar oft
erneuerte, und über 50 Jahre anhielt, bis endlich diese
10
ungarischen Horden von dem großen Könige Otto I. i. I. 955
auf immer zu Paaren getrieben, und von Bojoarien abge-
schreckt wurden.
Damahls standen die Ansiedler am Traunsee, so wie die
Bewohner des Satzkammergutes unter der Herrschaft der vor-
nehmen Grafen d e s E n n s - u n d Traun-Gaues,
welche gemeiniglich zu Steyer residirten. Das En nsga u a)
lag zwischen der Enns und der Steyer, erstreckte sich bis an
das. Salzburggau, und schloß mithin das jetzige Salzkammer-
guc ein; das Traungau aber lag zwischen der Steyer
und der unteren Traun , erstreckte sich zugleich bis an den At-
tersee und die Ager, und begriff also den übrigen Theil des
Decanates Altmünster in sich. Diese Grafen zu Steyer stan-
den schon unter dA Carolingischen Fürsten in großem Anse-
hen, und schwangen sich immer höher empor, besonders nach-
dem sie um d. I. 1056 noch die großen Güter der Grafen von
Wels und Lambach ererbten. Schon von derselben Zeit an
pflegte man sie Markgrafen zu nennen, ohne Zweifel,
weil sie auch die Markgrafschaft Pürren an der ungari-
schen Gränze erbeigenthümlich besaßen. Sie waren sehr ver-
mögliche, aber auch sehr gottselige Männer, von denen sich
mit Grunde vermuthen laßt, daß sie, nach vollendeter Schre-
ckensepoche der Hungarn, nicht wenig beytrugen, die Kirchen
wieder aufzubauen, die Pfarreyen neuerdings zu dotiren. —
Durch die Kirchen wurden ja die Zerstreuten wieder vereini-
get, und ordentlich angeleitet, die Gegend herum zu culti-
viren. Religion macht ohnedieß Lust und Liebe zur Arbeit,
a) Die Mondseeische Chronik nennet es das Quinzingau;
allein die Ableitung ist leicht zu machen. — Lassen wir das
Q.ue hinweg, welches zur Wurzel des Wortes ohnedieß nicht
gehört, sondern nur auf die starke Gurgelsprache der Alten
sich gründete, so bleibt uns: In zig au. VeränOern wir nun
hierin das I in E; und das Z in S, wie es bey alten Wör-
tern öfters noth thut, so haben wir: En sing au (pagus
Ancsis) und durch Zusammeuziehung, das genannte Ennö-
gau.
;' >
ii
und gibt Trost bey Leiden und Widerwärtigkeit; nur Unglau-
ben und Irreligiosität erzeugen Noth und Zwang und Ver-
druß. —
Aus diesen Markgrafen von Steyer, hielt sich Leo-
pold um das Jahr 1120 so ritterliche daß er den ungari-
schen König Aba, welcher in Deutschland eingefallen war,
bey Pettau auf daS Haupt schlug. Diese Heldenthat machte,
daß ihn Kaiser Heinrich V. mit der neuen von diesem Fein-
de gesicherten Mark belehnce, welche sein Vorfahrer Konrad
IF. vor 90 Jahren von Kä ruchen abgesondert hatte, und jetzt
d ie S t e y e r m a r k genannt ward. Späterhin erhob Kaiser-
Friedrich I. die Steyermark zu einem Herzogthume, und
machte also Ottokar VI. von Steyer, i. I. 1l65 zu einem
Herzoge. Weil aber dieser Herzog immerdar krank sich befand,
auch keine Kinder hatte, so bewog ihn des neuen Herzog-
chums verlassener Zustand, dasselbe seinem Freunde und
Blutsverwandten Herzog Leopold VI. dem Tugend-
haften von Oesterreich i. I. 1186 feyerlich abzutreten, wo-
durch also nicht allein das Herzogthum Steyermark, sondern
auch die Herrschaft Steyer, und mithin auch ein großer Theil
des Decanates Alrmünster, unter die österreichische
Landeshoheit fiel, unter deren mächtigem Schutze es sich
noch gegenwärtig befindet.
Als dieses geschah, waren bereits vier oder fünf Jahr-
hunderte verflossen, seit diese ganze Gegend keine andere,
als die römisch-katholische Religion anerkannte.
Noch vergingen vierhundert Jahre in ungestörter Ausübung
dieses Gottesdienstes; da kam aber auf einmahl Luthers
Lehre auch in diese Gegenden, und drohte Alles an sich zu
reißen. Die Gestalt der Dinge hat sich zwar seit diesen Zer-
ren wieder gewaltig geändert; der Katholizismus ist überherr-
schend; doch leben noch gegenwärtig ungefähr 5500 Menschen
dem Protestantismus ergeben in nachbarlicher Duldung, und
ungestört von der ansehnlichen Mehrzahl katholischer Chri-
sten. —
Stadt und Stadtpfarre Gmunden.
<A)ie Stadrpsarre Gmunden behauptet billig den ersten Rang/
weil Gmunden der Sitz des k. k. Salzoberamtes ist,
welches nun über alle Pfarreyen des ganzen Decanates das
Patronatsrecht ausübet.
Den Nahmen hat Gmunden ohne Zweifel von der
Mündung des Traunsees/ aus welcher sich hier der ganze
Traunfluß von dem See wieder absondert/ und zugleich viel
Seewasser mir sich reißt/ wenn die Schleußen eröffnet sind.—
Die ganze Pfarre liegt wie ein Halbzirkel um den un-
tern Traun- oder Gmundnersee herum, deren äußersten
linken Punct die Gemeinde Traunstein mit 42 Häu-
sern bildet, welche sich am Fuße des bekannten Traunsteines
ausdehnen. — Hier ist die Ansatz oder die erste Lände, wo
die Schiffe, nachdem sie den Traunstein hinterlegt haben,
an das Land stoßen können, was auch mit den großen Salz-
schiffen geschieht. Die Schiffteure landen, werfen das Tau
aus, spannen die Pferde daran, und lassen ihre Schiffe auf
dem Treppelwege nach Gmunden hinabziehen. Hierdurch ent-
gehen sie allen Gefahren auf dem See, und bringen doch die
Schiffe leicht hinab, indem ein einziges Pferd hinreichend ist,
drey solcher Lastschiffe fortzuziehen, wenn sie nur von einem
Steuermanne geleitet werden.
Hoch ober dem Dorfe Traunstein grünet die schöne
und große Himme lreich wiese, hie und da mir Tan-
nenwäldchen eingesäumt, in welcher ganz isolirr ein großer
Baum aufbehalten zu seyn scheint, um bey drückender Son-
nenhitze oder zu heftig fallenden Regen, dem Wanderer ei-
nigen Schutz zu gewähren. Sie ist ein freundlicher Absatz des
Traunsteines, und wird von Gmundens Bewohner als ihre
Wetterprophetinn, gerne besucht, weil sie nebstbey dem Auge
die herrlichste und freyeste Aussicht gewähret. Den Hinter-
13
gründ bildet der ovale Lautachsee, welcher eine kleine
Stunde im Umfange hat, und besonders durch sein mannig-
faltiges harmonisches Echo ergötzet. Das Ganze ist eine blü-
rhenreiche Alpe mit einer Torfstecherey.
Wenn man diese stille Flur verlaßt, und nach dem Laufe
des Ridlbaches fortgeht, so kömmt man in das D o r f W e y e r.
Hier zeichnet sich vor allen der Frey sitz North aus, wel-
cher schon i. I. 1597 vom Kaiser Maximilian II. hierzu er-
hoben wurde, und gegenwärtig dem verdienstvollen jubilirten
Haupt-Salzverschleißamts - Verwalter, Johann Hörner,
Edlen von Roirhberg zugehöret. Nebst einer schönen
musterhaften Baumpflanz - Schute, besitzet dieser auch noch
eine Urkunden-, Bücher-, Kunst- und historische Denkmäh-
ler- Sammlung, die von jedem Reisenden mit Recht bewun-
dert wird. Vorzüglich darf seine Bibliothek allerdings
unter die interessanteren Bücher- Sammlungen Oesterreichs ge-
zählt werden, da der Abgang der Bandezahl durch den merk-
würdigen Inhalt reichlich- ersetzt wird. Ihr vorzüglichster
Werth besteht aber ich seixr seltenen Jncunabeln (aus den er-
sten 60 Jahren der Buchdruckerkunst), deren selbst Panzer
in seiner bekannten Bibliographie öfters unter dem Ausdrucke
Erwähnung macht: „tantum in bibliotheca Honieriana.“
Von neueren Werken enthält sie größtentheils OriginabAus-
gaben in allen herrschenden europäischen Sprachen, und selbst
ein Paar in arabischer Sprache a).
Das ganze Dorf begreift 39 Häuser, unter welchen sich
auch das Schlößchen Weyer und der F r e y si tz M ü h l-
letten befinden. — Das Schlößchen Weyer wurde i. I.
1396 von dem Herrn Abraham von Rohrbach vom Grunde
aus erbauet, kam aber nach der Zeit an die Herren von Hai-
den, bis es die Herren von Frey sammt dem abgekommenen
s) Steiner's (Johann): Der Neisegefährte durch die Oesterrei-
chische Schweiz, oder das obderennsische Salzkammergut. Linz
1829. pag. 135. — Ueber die Besitzer von Noith, sehe man
auch: Benedikt Pillwein loc. eir. pag. 206 und 311. —
Ebenso über Weyer und Waldbach. pag. 309 — 311.
1.4
Freysitze Waldbach 1.724 an sich gekauft haben. Da
aber dieses Schloß im Wechsel der Zeiten schon ziemlich herun-
ter kam und in Verfall gerieth: so machte Carl Joseph
von Frey i. I. 1.739 hieraus ein Waisenhaus für 12
Knaben armer Salinen - Arbeiter, in welchem die Zöglinge
bey reinlicher uud guter Pflege, nebst den gewöhnlichen Schul-
gegenständen, auch im Zeichnen und in der Meßkunst gut un-
terrichtet werden sollten. Er legte zu diesem Ende allsogleich
auch ein bedeutendes Capital an, daß es unter der Regie des
k. k. Salzoberamtes, bis auf 30,000 fl. anwachsen möchte,
damit dann diese wohlthätige Stiftung i. I. 1771 beginnen
könnte. Nachdem aber auch die Lachenmülle r'sche Stif-
tung damit vereiniget wurde, so kam diese Stiftung um
einige Jahre früher zu Stande. — Die Kapitalien dieses
Fondes pr. 35/600 fl. wurden 1770 dem Salzoberamte zuge-
wiesen , welches nun jährlich zur Waisen - Stiftungscasse
l, 300 fl. abzuführen hat. Da die R^eduction der Interessen
aber, auch die bestimmte Zahl der/ILWaisen reduzirte, so
hat dieß berühmte Waisenhaus scho^ seit mehreren Jahren
nur mehr 6 Zöglinge, deren Unterricht durch eine eigene
Trivialschule im Hause besorget wird, und welche hier
bis zum 13. Jahre ihre ganze Verpflegung, beym Austritte
aber noch 20 fl. als Kleidungsbeytrag erhalten s).
Die erwähnte Schule befand sich vor 40 bis 50 Jahren
in dem Plaffauerhofe, welcher in der Vorstadt Traundorf
liegt, wurde aber nach der Zeit hierher übersetzet, damit auch
andere Kinder dieser Gegend an dem Unterrichte Theil neh-
men könnten. Die Zahl der Schüler (ohne der Wiederhol)-
lungs-Schüler zu gedenken) stieg zu unsern Zeiten wirklich
auf238 Kinder, welche unter Leitung des thätigen Anton
Spangl, der nicht allein Schullehrer, sondern auch Wai-
sen - Vorsteher ist, sehr rühmliche Fortschritte machen. Spangl
hat sich durch seinen „Versuch eines stufenweisen Fortganges
in der Kopf- und Ziffer- Rechnung," welcher in Linz bey
Eurich 1808 aufgelegt wurde, ehrenvoll bekannt gemacht. —
y) Steiner: loc. cit. pag. 136.
15
Von dem ebenfalls hierher gehörigen Freysitze Muhl-
l eit e n ist weiter nichts zu bemerken, alS daß er eine Müh-
le mit sechs Gangen nebst einer Sage ist, und dem Herrn
Paul Scherer zugehörte, welcher selbe i. I. 1827 an den
Müller Franz Kury von Hallstatt verkaufte 9).
Vom Dorfe Weyer hinweg, nähert man sich der Vor-
stadt Traundorf, welche 119 meistens schön gebaute
Häuser enthält. Hier ist der erste uns auffallende Gegenstand
das Kapuzinerkloster, welches vom Kaiser Ferdinand II.
auf Verwendung des damahligen Salzamtmanns Georg Prug-
lachner i. I. 1Ñ5Ñ gestiftet wurde. Abt Anton von Steyer-
Garsten, ein geborner Graf von Spindler, bekam von die-
sem Kaiser die Vollmächtigen ersten Grundstein zu legen,
welchen er auch den 5. October 1636 mit allerley goldenen
und silbernen Denkmünzen unter großen Feyerlichkeiten ein-
senkte. Dabey erschienen so viele fremde und einheimische Gä-
ste, daß die Tafel allein auf 486 fl. zu stehen-kam. Der gan-
ze Bau des Klosters und der Kirche wurde jedoch erst unter
der Regierung Kaiser Ferdinands III. vollendet, und dann
das Kloster von 29 Religiösen mir ihrem ersten Guardian P.
Leopold-von Schärding, bezogen. Die Kirche ward der Ma-
jestät Gottes, zu Ehren der heiligsten Jungfrau am 25- No-
vember 1645 eingeweihet, und das Patrociniums-Fest für
den Mariä-Heimsuchungstag, den 2. July, festgesetzt. Schon
vorher, nähmlich i. I. 1644 wurde das Ordens-Novi-
ziat mit diesem Kloster vereiniget. Zu den merkwürdigsten
Männern des Ordens, gehört einer der ersten Zöglinge des
Klosters- welcher unter der Leitung des ersten Novizenmei-
sters P. Tobias, welcher zugleich Guardian und Stadtpredi-
ger zu Gmunden war, hier gebildet wurde. Es war Johann
Anton Sinellius, ein Fleischhauers - Sohn aus Co-
morn in Ungarn, der in einem Alter von 25 Jahren, i. I.
1645 in diesem Kloster sein Probejahr hielt, und sodann un-
ter dem Nahmen F. Em erich, die feyerlichen Ordensgelüb-
s) Bened. Pillwein: loe. eit. pag. 3O7.
tó
de ablegte. 3n der Folge wurde er Missionar in Niedererer,
reich, durch sieben Jahre Prediger in Prag , und darauf
Vorsteher der katholischen Missionen im ganzen Bezirke der
Wiener - Nunciatur. Er zeichnete sich als Kanzelredner durch
22 Jahre in der Schottenkirche zu Wien mit so entschiedenem
Beyfalle aus, daß er sich den Beynahmen „des Beredsamen"
erwarb. Endlich ernannte ihn i. I. 4.681. Kaiser Leopold 1.
zum geheimen Conferenz- Minister, zum Fürsten des heil. rö-
mischen Reichs und Bischöfe zu Wien, als welcher er den 11.
May des nähmlichen Jahres die Weihe erhielt. Der Tod ent-
riß ihn der Welt r. I. 4.685 im 63. Lebensjahre, als eben der
Monarch im Begriffe stand, ihm die Cardinals-Würde zu
verschaffen a). Sein Vermögen von 45,000 fl., überließ er
der Disposition des Monarchen. —
Da sich durch dell Ruhm solch' eines Ordensmannes, die
Zahl der Religiösen bedeutend mehrte, und die anfängliche
Stiftung daher nicht mehr hinreichend war: so erlaubte ih-
nen der Salzamtmann Johann Georg Freyherr von Stern-
bach (1745 —1765) als großer Wohlthäter, die Sammlung
im ganzen Salzkammergute alljährlich vorzunehmen. In
gegenwärtigen Zeiten ist zwar diese geistliche Ordensgemeinde
nicht aufgelöst worden, doch aber bis auf drey Conventualen
und ein paar Layenbrüder zusammengeschmolzen. Nichts de-
stoweniger hat der gegenwärtige ausgezeichnet eifrige P. Guar-
dian, seine hiesige Kirche zur schönsten Ordenskirche der gan-
zen Provinz umgeschaffen. —
Bey diesem Kloster führt die Landstraße nach Stadt
Steyer; an selber liegen die Edelhöfe Weinberg und
Moos. — Nicht ferne von vorbemeldten Kapuzinerkloster,
befand stch noch vor kurzem das H e r b e r stör fer'sch e Frey-
haus Nr. 7, welches einst Graf von Herb erstorf be-
sessen hatte; in der Folge aber an A. M. Linzerinn,
hierauf an Jakob von Erlach, von dessen Erben durch
Kauf an die Geschwister Andreas, Johann und Mag-
a) Steiner: loc. cit. pag. 110. und Bened. Pillwein, ?oo. cir.
pag. 306.
17
balen a Tr Qweg er, und endlich durch Schenkung in
letzterer Zeit/ andre Nonnen des unbeschuhten Car-
me l L t e r-O rd en ö kam, welche dieses Freyhaus bereits
zu einem Kloster umgestaltet haben.
Das Wiederaufleben solch' frommer Institute, ist in un-
sern frivolen Tagen wahrlich ein äußerst seltenes Ereigniß,
und verdient gewiß eine eigene Erzählung, wenn auch nur
in kurzen Umrissen.
Se. Majestät Kaiser Franz I. unterzeichneten an Aller-
höchst Ihrem 60. Geburtstage, den 12- Februar 1828/ die
Erlaubniß-Urkunde z u r S L i f t u n g eines Klosters
für den Orden der unbeschuhten Carmeliterinnen, in der lan-
desfürstlichen Stadt Gmunden, zu welchem die drey Ge-
schwister Andreas — Johann — und Magdalena
Tra weger, alle drey bejahrt und ledigen Standes, ihr
sämmtliches Vermögen bestehend: in dem Herberstorfischen
Freyhause in der Vorstadt Traundorf zu Gmunden, sammt
geräumigen Garten — einer Wiese — und einem kleinen
Waldgrunde—nebst einem Geld- Capitale in Banco-Obli-
gationen, — hergegeben hatten. Am 5. July 1828 lang-
ten die vier ersten Klosternonnen aus Prag hier
an, und nahmen sogleich von der ihnen gewordenen Stiftung
Besitz.
Den 15. August desselben Jahres nahm die Stifte-
rinn Magdalena Traweger selbst, nebst zwey an-
dern Candidatinnen den Ordenshabit. —
Von nun an wurde Hand angelegt, das Haus seiner
neuen Bestimmung nach Thunlichkeit anzubequemen; die ho-
he Einfahrt wurde zu einem Kirchlein umstaltet, und
am 25. July 1829 zum heiligen Gebrauche einstweilen ein-
gesegnet; und diese jungfräuliche Gemeinde vom In- und
Auslande durch Unterstützungen in den Stand gesetzt, den
fernern Bau des Klosters zu unternehmen, und bis jetzt
glücklich fortzuführen, wozu Hr. Architect Korn Häusel,
Mitglied der k. k. Akademie der vereinigten bildenden Kün-
ste in Wien, die sinnreichsten Pläne ausarbeitete. —
Altmünster. 2
18
Am 19. Iuly 1832 geruhten selbst Ihre Majestät die
Kaiserinn von Oesterreich Carolina Augusta, auf Al-
lerhöchst ihrer Durchreise, dieß neue Kloster huldvoll in
Augenschein zu nehmen; — und am 1Z. September dar-
auf wurde von dem hochwurdigsten Bischöfe Gregor Tho-
mas Ziegler von Linz, der Grundstein zu einer neuen
Kirche sehr feyerlich gelegt, welche bereits noch im laufen-
den Jahre 1833 ihre Vollendung und hohe Weihe erhal-
ten dürfte.
Bis zu diesem letzter» Jahre haben allgemach schon sechs
Gottgeweihte Jungfrauen die K l 0 st e r g e lü b d e hier ab-
gelegt; vier befinden sich noch im Noviziate, und fünf An-
dere erwarten sehnsuchtsvoll ihre Aufnahme, welche der Man-
gel an Raum bis jetzt noch nicht gestattet. —
Sonst zeichnet sich unter den übrigen Häusern dieser
Vorstadt kein anderes aus, als der Frey sitz Lichten-
auer- Garten, und das Brauhaus der Stadt. —
Zur Gemeinde Traundorf gehört aber auch die Ortschaft
Mühlwang, welche an der Poststraße nach Lambach auf
der Anhohe liegt, und 28 Häuser zählt 3).
Fast am Ende derselben steht das uralte, aber jetzt
nach einem neueren Geschmacke erbaute Schloß M üst) l-
wang mit seinen Gärten, seiner Hoftaverne und der gro-
ßen Vogelfang - Mühle. — Hoheneck in seiner Genealogie
der oberösterreichischen Landstände, setzt den Eber hart
oder Herwert von Mühlwang, welcher i. I. 1356
Stadrrichter ju Steyer war, als Stammvater dieser abge-
storbenen-Familie an; sagt aber nicht, ob er dieses Schloß
erbauet, oder von einem vorigen Besitzer ererbt habe. Doch
ist gewiß, daß seine Nachkommen diese Herrschaft so lange
besaßen, bis sie am Anfange des siebzehnten Jahrhundertes
auöstarben. Hierauf wurde sie auf längere Zeit, und zwar
vom I. 1Ö84 bis 1724/ ein Eigenthum der Herren Salz-
s) Ueber den Freysttz Weinberg und Moos, über das
Freyhaus Li chtenauer-G arten und Mühlwang spricht
weitläufiger Benedikt Pillwein, loo. eit. pae. 307 — 309.
19
amtmänner, bis sie endlich von Carl Joseph Ritter von
Frey erkaufet/ aber späterhin wieder feilgebothen wurde. Seit
dem I. 1817, ist Herr Joseph Solterer/ durch Kauf der-
selben Besitzer. —
Aus dieser Ortschaft kommen wir endlich in die Stadt
selbst/ über die Brücke und durch da6 Traunthor, und be-
treten augenblicklich den Stadtplatz, welcher von den
Wellen des Sees bespület wird.- Hier landen die kleineren
Schiffe und Zillen; hier wird jeden Dienstag der Wochen-
markt gehalten; hier endlich finden sich die ansehnlichsten
Gebäude. Mit dem Angesichte gegen den See gewendet,
haben wir rechter Hand das große und lange Handels-
amtshaus, in welchem die Kuffen zur Einpackirung des
Salzes/ eine sehenswürdige Arbeit — mittelst der bekannten
Faffelmanipulation / verfertiget werden; linker Hand aber
sieht man das prächtige und heitere Wohngebäude des
S a lz o b e r a m t m a n ne s/ in welchem sich auch die nöthi-
gen Kanzleyen/ nebst einem sehr interessanten Modellen-Cabi-
nete befinden. Diese wichtige Ehrenstelle bekleidet nunmehr,
nach dem um den Staa4 so mannigfaltig verdienten, am
28. April 1823 verstorbenen Hofrath und Ritter des öster-
reichischen Leopolds- Ordens, Joseph Lenoble Edlen von
Edlersberg, welchem das Salzkammergut so viele der kost-
barsten Einrichtungen, besonders in den Sudhäusern zu dan-
ken hat, der ebenso verdienst - und einsichtsvolle Herr Hof-
rath Franz Ritter von Schiller.
Dem Salzoberamte gerade gegenüber, liegt noch die
alte St. Jakobs- oder Spitalkirche, die laut einer
vorgefundenen Jahrszahl bereits i. I. 1023 erbauet, aber
auch öfters verändert worden war, insbesonders als sie ejn-
stens ganz in Rauch aufging. Georg Prugglachner von
Oberreitenau, Salzamtmann und Pfleger zu Wildenstein,
stiftete i. I. 1628 zu dieser Spitalkirche 17,000 fl. auf
ein vierteljährig abzuhaltendes Seelenamt, und zwey Mes-
sen in jeder Woche; auch ließ er diese Kirche auf seine Ko-
LO
fien repariren a). Sie führt den Nahmen Spitalkirche deß-
wegen/ weil sich bey ihr vor 30 bis 40 Jahren ein Bürge r-
spital befand, welches mit vielen Gütern, Zehenten und
Capitalien dotirt war. Unter der Regierung Kaiser Josephs
II. wurde jedoch das Spitalgebäude verkauft/ und ein ande-
res Armenhaus in der Vorstadt Kranabetheu errichtet. Bey
der Kirche befand sich auch ein Beneficium/ welches gleich-
falls aufgehoben/ und zur Gründung der neuen Locatpfarren
Rüstorf und Deffelbrunn/ im Decanato Atzbach im Hausruck-
viertel verwendet wurde.
Nicht weit davon steht das Posthaus — und noch
auf dem Platze das Nathhaus. — Geht man dann durch
die Pfarrgasse hinauf/ so kommt man endlich zur Pfarr-
kirche, welche zwischen dem Pfarrhofe und dem Schulhause
stehet. Sie ist Gott zu Ehren der heit, drey Könige einge-
weihet, und scheinet viel zu klein, die Menge der Pfarrge-
nofsen und fremden Pfarrholden, welche an Sonn - und
Feyertagen nach Gmunden strömen, zu fassen. Nichts desto
weniger ist die uralte Anna-Capelle, welche hinter der
Pfarrkirche liegt, gesperret. — Bey dieser Pfarrkirche nächst
der St. Leonhards-Capelle liegt auch einer der ersten
und ältesten Salzamtmänner Sebastian Hofer mit seiner Ge-
mahlinn, ungefähr seit dem Jahre 1536 beerdiget. — An
der Außenwand derselben ist aber ein Grabstein mit der
sehr sonderbaren, bisher vermuthlich noch unaufgelösten Grab-
schrift: „Hier ruhet in Gott Frau Regina Zäylin, geborne
„Schmidin von Schmidberg, verschieden den 14. April 1Ö77.“
Leser lös auf die Wort:
„Halb an ein, halb andern Ort
„Mutter, Tochter und 'ihr Mann,
„Drey und eins man finden kann.
„Wenn das Ein zu Drey wird genommen,
„Werden erst drey ganz vollkommen" h).
a) Siehe: Steiner loc. eit. pag. 54. und Pillwein, loe. eit.
pag. 296.
b) Steiner: loc. eit. pag. 142. — Der Herr Taxamts - Con-
n
Der P farrhof ist weder der schönste noch schlechteste;
nur der obere Stock wo die Cooperatoren wohnen, war vor
erlichen Jahren noch nicht ausgebauet. Die Einkünfte des je-
weiligen Pfarrherrn bestehen größtentheiss in Diensten, Ze-
henren und Unterthans - Gefällen/ doch ohne Grundstücke.
Nur ein einziger Garten an der Stadtmauer gehört zur hie-
sigen Pfarre. Kaiser Ferdinand II. stiftete i. I. 1656 drey,
hundert fl. und 50 Fuderl Salz, damit der Gottesdienst de-
sto feyerlicher gehalten werden könnte Diese Stiftung bezieht
noch jetzt ein jeweiliger Stadtpfarrer von dem k. k. Salzober-
amte. — Das Schulhaus dürfte bequemer und größer seyn,
weit die Wohnung des Schullehrers so klein ist, daß seine
Schulgehülfen in der Stadt zur Miethe wohnen müssen. —
Von diesem Schulhause, welches einst zugleich zur Wohnung
des Caplans diente, wird zuerst i. I. 1448 urkundlich ge-
sprochen. Es brannte i. I. 1575 ab, wurde i. I. 1576 er-
weitert, von einem Prädikanten bewohnt, und von lutheri-
schen Kindern besucht, i. I. l600 aber abgeschafft. Doch be-
stand sie noch i. I. i60(), wurde i. I. l6l8 abermahl er-
richtet, endlich aber am Z0. October 1624 mit Predigt und
Eommunion der akatholischen Gemeinde auf immer geschlos-
sen. Im I. 1775 wurde durch die neuen Schuleinrichtungen
von Maria Theresia, auch die Stadtschule in Gmunden zweck-
mäßiger organisirt, und i. I. 1825 zur Musterschule
erhobene»), an welcher gegenwärtig in vier Schulzimmern 357
Schüler, und 126 Wiederhohlungspflichtige vortrefflich unter-
wiesen werden, besonders da der dortige Lehrer, Herr Johann
Nepom. Wolf, als ein einsichtsvoller und mehrfach gebildeter
Mann gerühmt »vird. *
* trollor Gottfried Glaser in Linz, versuchte hierüber eine ge-
nealogische Auflösung, die Pillwein in seinem Traunkreise
pag. 299 aufnahm, der nebstbey das Sterbejahr nicht 1677,
sondern 1675 nennet — Pillwein, loc. cir. pag. 297—^99.
r>.) Pillweins (Benedikt) Geschichte, Geographie und Statistik
des Erzherzogthuuls Oesterreich ob der Enns und des Her-
zogthums Salzburg. II. Theil: Der Traunkreis. Linz 1828.
pag. 299.
Da aber drey Dinge sind, welche alle Orte des Äam-
mergutes charakterisieren, nähmlich ein Calvarienberg j— eine
Schießstätte und ein Theater, so finden sich selbe auch hier
beysammen. Der Calvarienberg liegt mit seiner Kreuz-
capetle auf einer wunderschönen Anhöhe des Gmundnerber-
ges, welche nicht wenig beyträgt/ das Herz zu erweitern/ und
zur Andacht zu stimmen. Seit den I. 1.755/ durfte in dieser
Capelle Messe gelesen werden. Sie wurde aber bey Gelegen-
heit der Verschanzung Gmundens i. I. 1.81.3 niedergerissen,
t. Z. 181p jedoch durch Sammlung milder Beytrage, und
durch thätige Mitwirkung des damahligen StadtkämmererS
Wotfgang Kemetmühler wieder erbauet, und der dahinfüh-
rende Hügel durch eine neu angelegte Pappel-Allee freundlich
geziert a). Die Schießstätte war ±644- in den Ruinen
der Wunderburg, die gegen Ende des 14. Jahrhundertes un-
ter dem Nahmen Gugelberg bekannt war, deren Mau-
ern aber i. I. 1708 größtentheils niedergerissen wurden b).
— Das Theater endlich ist erst eine Erscheinung der neue-
sten Zeit, dermahlen aber ganz cassirt.
Die ganze Stadt enthält nicht mehr als 123 Hauser,
die alle bergan liegen; eine Reihe ragt über die andere her-
vor. Diese Bauart macht auf jene einen besonders' guten Ef-
fect, welche der Stadt auf dem See entgegen fahren. Die-
ser angenehme Eindruck wächst, wenn es Nachts geschieht,
und die Stadt beleuchtet ist, da die Lichtstrahlen auf dem
dunklen See in langen Streifen zittern. —
Wenn aber gleich seit einer Reihe von Jahren keine
neuen Gebäude von Bedeutung in und um Gmunden aufge-
führt wurden, so geschahen doch an den bereits bestehenden,
nebst der Pflasterung sämmtlicher Gässen, und der am
1. Jänner 1828 begonnenen nächtlichen Straßenbeleuch-
tung der Stadt und Vorstädte, noch manche, Einheimischen
und Fremden nicht gleichgültige Veränderungen. So
a) Steiner, loc. eit. pag. 118.
b) Pillweiu, loc. eit. pag. 299
25
wurden die beyden ehemahligen Kasernen, füglich Rui-
nen zu nennen, in solide Wohngebäude, eben so. auch das
große Privathaus, die Grub genannt, zu Wohnungen
für Salinenbeamte, und das k. k. Unter-Waldamt umge-
schaffen. — Das vormahlige SattlerhauS auf der Traun-
brücke Nr. 1 in der Ortschaft Traundorf, ist nun ein Ba-
d eh aus zum Gebrauche gewöhnlicher Reinigungs - Soolen-
und Kräuterbäder, in welchem man 12 gemahlte Zimmer
mit 14 Badwannen, alle mögliche Bequemlichkeit, gepaart
mit höchster Reinlichkeit antrifft, und sich nebstbey einer
herrlichen Aussicht erfreuet. Erst vor Kurzem einer gänzlichen
Auflösung nahe, wurde selbes "von dem ungemein industriö-
sen Wirthe zum goldenen Schiffe, Hrn. Baurnfeind, sammt
den darin enthaltenen Apparaten zum Soolenbade gekauft,
und dem ehemahligen Besitzer dieser Badeanstalt, Franz
Oberleitner, als beeideten Badmeister übergeben. — Selbst
auf ein freundliches Aussehen wurde in den neuesten
Zeiten Bedacht genommen, und beynahe alle Hauser der
Sradt, und ein großer Theil der Vorstädte neu herabge-
putzt; statt den schweren eisernen gefänguißartigen Fenster-
gittern, Jalousien angebracht, und der Stadtgraben,
diese außer einigem Graswuchse sonst unnütze Vertiefung,
durch theilweise Verpachtung, in niedliche, von SStutjieu
und Blüthen duftende Gärten umgestaltet. Daß endlich
auch die Stadtmauer, dieses Denkmahl der Zeiten des
Faustrechtes, theilweise abgetragen, und ihre Stelle durch
niedliche Häuser ersetzt wird, zeigt von dem Verschonerungs-
sinne, der sich kürzlich erst der Bürger Gmundens bemei-
sterte a).
Betrachten wir endlich die Nord - und Abendseite der
Stadt, so treffen wir die Vorstadt Kranabethen (Kro-
nawet) mit 49 Häusern an, unter welchen sich auch das
Bürge rspita l jetzt befindet. — Die wichtigsten Urkun-
den über dieses Spital gingen zwar bey dem Brande der
s) Steiner, loc. cit. pag. 117 und l'H.
Stadt i. I. 1.440 verloren; doch weiß man, daß selbes
schon i. I. 1.354 von Herwert dem Millwanger, dem schon
oben erwähnten Stadtrichter von Steyer, eine Mühle er-
hielt, welche aber der Magistrat i. I, 1.553 verkaufte,
worauf sie i. I. 1.668 an die Jesuiten kam. Im I. 1500
besaß dieß Spital einen Garten an der Stadtmauer —
den Stadtgraben — einen Weingarten —* und hatte alle
Sonnabende von jedem geschlachteten Ochsen die Zunge; i.
I. 1518 gehörte demselben die Schmiede vor dem Chri-
stophsrhore; i. I. l6§8 wurde das Urbarium davon erneu-
ert; und i. I. 1758/ so wie u I. 1793 rnue StiftSbriefe
errichtet a). Hier werden 27 verarmte Bürgersleute mit
Wohnung, Deheitzung, Licht, Kleidung, Wasche, Betten,
Einrichtung, Medicamenten, und den übrigen Bedürfnissen
versehen. Für die Kost bekömmt jeder Pfründner des Ddges
12 Kreuzer. Die Ordnung wird von einem verehlichten
Hausmeister hergehalten, und die Krankenpflege durch eine
eigene Krankenwärterinn besorgt. Die Verwaltung des gan-
zen Spitalfondes, der sich auf 33,000 fl. beläuft, und von
dem auch noch die vorerwähnte alte Spicalkirche zum heil.
Jacob in der Stadt, erhalten wird, hängt von dem Stadt-
magistrate ab b). Andere Arme, und besonders hülflose
Dic^istbothen, werden in die Gemeinstube aufgenommen,
und bekommen die nöthigen Bezüge vom Armen-Institute.
Nach der Vorstadt Kranabethen folgt der Vorstadt-
graben mit 32 Häusern, wovon ein Theil die Kogelgaffe
genannt wird; dann die P i n s d 0 r fg a sse mit dem schö-
nen Sommerhause des Gastwirthes zum goldenen Schiffe;
endlich das Seestädtchen (Seestadtel), wo das
Hochhaus mit einem schönen Garten, zu den vorzüglichsten
Gebäuden gezählet wird; sammt dem Lehen oder der Ku-
fe rz eile mit 22 Häusern, meistens von SalMfenmachern
25
So belauft sich also die ganze Pfarre nebst der
Stadt/ den 6 genannten Vorstädten/ und den dazu gehö-
rigen 5 Dörfern: Mühlwang — Schlagen — Lastelberg—
Traunstein — und Weyer, auf 12 Ortschaften, mit 621
Häusern und 44il Einwohnern, worunter sich nur 27 Pro-
testanten besinden. —
Nun mögen uns noch die Schicksale der Stadt und
Pfarre Gmunden beschäftigen. —
Ctuverus will behaupten, daß schon die Römer hier
ein Standlager errichtet, und dadurch den Grund zur Stadt
Gmunden gelegt hätten; und wirklich ist es auffallend, daß
die westliche Vorstadt noch immer den Nahmen „Seestädte!"
führet, gleichwie die Römer ihr Standtager Lacicium oder
Laciacum nannten, woher dann späterhin erstere den deut-
schen Nahmen geschöpft haben kann. — Herr Canonicus
Kurz, versetzt jedoch dieses Lacicium an den Mansee, wo
man auch römische Denkmahle sindet; ein Zeichen, daß sel-
bes (hier oder dort gestanden) durch die Einfälle der Bar-
baren einst zerstört worden sey a). —
Wenigstens entstand die gegenwärtige Stadt Gmunden
gewiß nicht auf einmahl, sondern nur allmählich im Laufe
der Zeiten. Da es nähmlich nirgends einen bequemeren Platz
zur Niederlage des Salzes gab, das aus dem Kam-
mergute herabgefuhrt wurde: so fanden sich hier gar bald ver-
mögliche Leute ein, welche das Salz kauften, und auf eige-
ne Rechnung verhandelten. Wenn es jedoch wahr ist, daß
diese die alte An n en k apelle (hinter der jetzigen Pfarr-
kirche), welche noch gothische Gemählde auszuweisen hat, zu
ihren gottesdienstlichen Versammlungen erbauen ließen, .so
a) Muchar im Römisch. Norik. I. 267. sagt: Tarnautonc,
daß Einige im heutigen W e i s sen st e i n, Andere (hier) in
Gmunden am Traunsee finden wollen, dürfte vielleicht bes-
ser nach Heudorf versetzt werden, woselbst heute noch ein
Milarc Roinamim besteht.
kann ihre Menge keineswegs zahlreich gewesen seyn. Allein sie
vermehrte sich schnell, weil man hier Gewerbe und Arbeit
fand.
Da die steyerischen und österreichischen Landesfürsten bald
anfingen/ ihre Berge selbst bauen zulasse»/ das Salzwesen
zu reguliren/ und stärkeren Handel mit Salz zu betreiben :
so lag ihnen wohl selbst daran/ diesen Platz/ wo bereits eine
Niederlage war/ mehr und mehr zu sicher»/ besonders da daS
ungestüme Faustrecht in jenen Zeiten schon gewaltig überhand
genommen hatte. Daher soll Gmunden bereits i. I. liBÖ
mit Mauern und Wällen umgeben / und dann 1188 zu einer
Landstadt erhoben worden seyn, deren Bürger allerley
Vorrechte und Freyheiten empfingen/ um nur immer mehr
Einwohner in die Stadt zu bringen, die Habe und Gut be-
schützen halfen.
Schon i. I. 1213 erscheint Gmunden als eine herzogli-
che Zollstätte; und bald nach König Ottokars Regierung
über Oesterreich, geschieht in dem Rationarium Austriae
(welches unter Rudolph von Habsburg oder unter seinem
Sohne Albert L versaßt, und späterhin von P. Adrian Rauch
herausgegeben wurde) einer hier bestandenen Maut h Er-
wähnung, welche zwischen den Jahren 1265 und 1267 vier-
zehn hundert Talente ertrug, welche sicherlich und wenigstens
zum größten Theile eine Einnahme des starken Salzhandels
waren.
Nachdem aber Gmunden auf solche Weise bald eine
wohlhabende Stadt wurde, was so viele Edelhöfe, Freysitze
und Landhäuser in der Umgegend beweisen, und die theils
noch bestehen, theils aber, wie Wunderburg oder Gugelberg
— der Sitz der Herren Förster u. dgl. schon abgekommen
sind: so stellte sich auch allmählig mit dem Reichthume, Bür-
gerstolz und Hang zur größeren Bequemlichkeit ein. Die Bür-
ger wollten nicht mehr unter ihrer vorigen Murterpfarre
Altmünster stehen, sondern erbauten eine größere Pfarr-
kirche, welche ohnedieß durch die alljährlich sich mehrenden
Einwohner nothwendig wurde, und verlangten eine eigene
L?
©tabtpfanre, welche sie wirklich auch sehr bald erlangten/
indem bereits i. I. 1300 diese neue Kirche einen lateinischen
Jndulgenz - Brief erhielt. Doch ist die eigentliche Zeit ihrer
Erbauung ganz unbekannt/ da i. I. 1659 bey einer gräß-
lich verheerenden Feuersbrunst die meisten Documente verlo-
ren gingen. Doch kann man billig vermuthen, daß die jetzige
Expositur Alsdorf/ damahls eine eigene Pfarre war, und
in die Stadt übersetzt wurde/ indem i. I, 1313 der damahli-
ge Pfarrer in Gmunden durch die Kaiserinn Elisabeth 30 Fu-
der Salz mit dem Ausdrucke erhielt: „dem Pfarrer zu
Ohlstorf zu U. L. F. in Gmunden;" und Alsdorf noch
gegenwärtig eine Expositur von Gmunden ist. — Nichts de-
stoweniger wurde späterhin und zwar 1484 die Stadtpfarre
vom Papste Jnnocenz VIII. durch Kaiser Friedrichs I V.^ Vor-
spräche- dem Frauenkloster Niedernburg in Passau ein-
verleibt/ weßwegen diese Nonnen sehr lange Zeit das Prä-
sentations-Recht auf dii Pfarre Gmunden hatten/ und jähr-
lich eine Pension von 400 fl. / von dem hiesigen Pfarrer be-
zogen (Buchinger II. 190).
Während dieser Zeit verlieh aber Herzog Rudolph III. i.
I. 1301 den Bürgern von Gmunden die Freyheit/ gleich an-
deren Städten ein eigenes Wappen zu führen/ welches
dann Kaiser Rudolph I!. i. I. IL93 mir zwey Feldern ver-
mehrte/ und nebstbey dem Rathe erlaubte/ mit rothem Wach-
se zu siegeln. — Gleich nach dem ersten verliehenen Wappen/
ward auch i. I. 1303 die Stadt erweitert/ und gehörte höchst
wahrscheinlich während den Jahren 1308 und 1313 zumWit-
thume der Königinn Elisabeths).
Einen Beweis des vorerwähnten Stolzes der ersten
Gmundner Bürger, geben uns in den darauffolgenden Jah-
ren die langwierigen Streitigkeiten derselben mit den
Bürgern von EnnS wegen des Salzverschleißes/ wo-
bey die Landesfürsten als ernste Richter auftreten mußten. —
Schon von undenklichen Zeiten her, genossen die Bürger
0) Pillwein: loc. eit. pag. 298 und 300.
28
von Enns ruhig der Stappelgerechtkgkeit. Alle Schiffe-,
welche auf der Donau nach Unteröstrrreich steuerten, mußten
im Reinthate (bey Enns) landen, die gewöhnliche Mauth ein-
richten , und ihre Waaren den Bürgern zu Enns zuerst feil-
biethen. Allein die Salzherrn von Gmunden ließen sich von
diesem Rechte der Stadt wenig anfechten, sondern fuhren
ohne Rücksicht.vorüber. Sie wurden demnach (wie sie leicht
voraussehen konnten) bey den österreichischen Herzogen Albert
dem If. und Otto dem Fröhlichen, gerichtlich verklaget. Die-
se riefen die ältesten und unbescholtensten Männer aus dem
Landadel und den Bürgern von Linz, Wels, Steyer, Frey-
stadt und Mauthhausen zusammen, um von ihnen zu erfah-
ren, was bisher in dieser Sache üblich gewesen wäre. Alle sagten
nun einhellig aus, sie hätten es selbst gesehen, und. von ihren
Vorfahren gehört, daß die tandesfürstliche Stadt Enns, nicht
allein die Mautb im Reinthale, sondern auch die Stappel-
gerechtigceit besessen habe. Derohalben wurde ihr also dieses
Recht i. I. 1335 abermahl zugesprochen.. Allein die Bürger
von Gmunden ließen sich dadurch noch nicht zur Ruhe uud
Folgsamkeit bringen, sondern bestürmten den Herzog Albrecht
so lange mit ihren Bitten , bis er sie endlich i. I. 1340 von
dieser lästigen Sta ppelge rech tig keit befreyte, und die
Bürgerschaft zu Enns auf eine andere Weise entschädigte.
(Hormayers: Archiv II. Jahrgang. Z. Heft, pag. 118.)
Im nähmlichen Jahre 1340 verlieh Herzog Albrecht IÍ.
der Stadt die bürgerliche S a tz a u fsch ü tt e: sie war auch
im Besitze des G ro ß - K ufe n h a n d e l s, welchen sie aber
i. I. 1633 verlor, als sie die Fuhrkosten nach Ebensee
schuldig blieb. — Albrecht III. errichtete 1365 in Gmun-
den die Haupt-Niederlage und Hauptmauth für
das zu Hallstatt erzeugte und abgeführte Salz. Im Jahre
1377 befreyte Herzog Leooold III. die Stadt um 176 Pfund
Pfennige auf 16 Monathe vom Umgetde; und 1379
Herzog Albrecht III., auf Bitte der Bürger den Zoll des
Nachrichters auf dem Wochenmarkte auf, behielt sich aber
seinen eigenen bevor, der im dortigen Mauthhause ferner
noch bezahlt werden mußte. — Erzherzog Albrecht V. ver-
lieh ihnen i. I. l4l7 das Recht/ am St. Laurentiusta-
ge den noch,üblichen Jahrmarkt zu halten, welchen dann
späterhin Kaiser Maximilian I. bestätigte, und einen zwey-
ten am St. Leopoldstage hinzufügte. Im I. 1465 erwei-
terte Kaiser Friedrich IV. die alten Stadt-Freyheiten noch
dadurch, daß er Gmunden ganz der Gerichtsbarkeit des
Landgerichtes entzog, und innerhalb der Gränze des Burg-
friedens derselben, das Blutgericht verlieh, von wel-
chem jedoch jeder neuerwählte Stadtrichter, dem alten Her-
kommen gemäß, bey Verlust der Gerechtsame, binnen Jah-
resfrist von dem regierenden Landesfürsten die Verleihung
empfangen, und den gewöhnlichen Eid ablegen sollte. Da-
mit verband er auch das Recht, sich selbst einen Richter
zu wählen und abzusetzen, wodurch sie endlich allmählich
alle wesentlichen Bestandtheile der. Stadtrechte erhielt. Al§
daher i. I. 1478 die edlen Wolfgang Praun, dessen Vet-
ter Jacob Praun und Jörg von Struntzenberg, Kaiser-
Friedrich dem IV., Schulden halber, das Amt Gmunden
abtraten: so erhob derselbe Gmunden noch im nähmlichen
Jahre zu einer ( a nd e s fü r st lich e n Stadt, als welche
sie noch jetzt im Kreise der oberösterreichischen Städte, schim-
mernd hervortritt a).
Durch diese und dergleichen Auszeichnungen von den
österreichischen Landesfürsten von Zeit zu Zeit mehr erho--
ben, schwangen sich die Bürger allgemach auf einen hohen
Grad des Wohlstandes, der nimmermehr zu verschwinden
schien, als noch überdies; Kaiser Maximilian I. i. I. 1495
alle bisherigen Freyheiten den Bürgern bestätigte, und im
folgenden Jahre dem damahligen Stadtrichter Hanns Stras-
ser, das Bann-, Acht- und Blutgericht verlieh, weß-
wegen Gmunden mit dem damahligen Besitzer der Herr-
schaft Ort, Bernhard von Schärffenberg, eine besondere
Übereinkunft traf, wodurch die Gränzen deS Burgfriedens
a) Pili wem, Iop. eit. pag. 300 und : Steiner, loc. eit. pag. 104.
30
Henau bestimmt wurden. Zwar führte der nähmliche Kaiser
eine andere Einrichtung mir dem Salz Handel ein, in.
dem er denselben als ein Aerarialgut erklärte; doch hob er
das Recht der Bürger, welche zuvor den Salzhandel besa-
ßen, nicht gänzlich auf. Denn durften sie gleich keine Salz-
stöcke ferner verhandeln, so durften sie doch ein gewisses
Quantum Salz auf ihre eigene Regie in Kufen einschla-
gen und verführen lassen. Es wurde ihnen auch die Ferti-
gung der Herrenfuder, d. i. der Salzdeputate an die Mi-
nister und Beamten und des Gottszeil - Satzes an die Klö-
ster und Spitäler überlassen, weßwegen sie auch Salzfer-
tiger genannt wurden, welche schon vom Herzoge Albrecht
IV. bürgerliche Freyheiten erhalten hatten. —
Je mehr indeß die Landesfürsten den Bürgern ihre
Gunstund Gnade zufließen ließen, desto weniger wollten
sie dieses Glück in ihrem stolzen Eigendünkel erkennen. Er-
griffen von dem dazumahl einreißenden Schwindel der Auf-
klärung, ließen sie sich durch keine Edicte und keine Er-
mahnungen ihrer Obrigkeit ferner belehren, sondern wollten
nur die heil. Schrift als ihre Leiterinn anerkennen, die sie
aber nach ihrem eigenen Sinne verdrehten, ohne die Un-
heile zu erwägen, welche daraus nothwendig entspringen
mußten. Den Anfang machten sie damit, daß sie den ka-
tholischen Pfarrer, welchen das Nonnenkloster Niedernburg
präsentirre, nicht mehr annehmen, sondern das Besetzungs-
recht an sich ziehen wollten. Kaiser Ferdinand I. erklärte
sich aber i. I. 1524 standhaft zu Gunsten der Klosterfrau-
en, und gab den Bürgern ernst zu verstehen, daß sie kein
anderes Recht, hätten, als gründliche Einwendungen wider
die Person des Präsentirten zu machen. Da sie aber gegen
den Charakter des neuen Pfarrers nichts vorzubringen wuß-
ten, so mußten sie für dießmahl nachgeben, und seine Ein-
führung geschehen lassen. Damahls war die Stunde noch
nicht erschienen, die wahren Gesinnungen ihres Herzens öf-
fentlich aufzudecken; allein nach wenigen Jahren waren sie
schon dreistkühn genug, die katholischen Priester auszuschlie-
5t
ßen und lutherische Pastoren einzuführen/ die auch
wirklich v. I. 1550 bis l624 sich hierorts befanden. Dieß
vermochten sie auch desto leichter/ weil einige dortige Salz-
amtmänner/ und besonders Christoph Haiden zu Dorf/
Lindach und Jnnersdorf (156g—l600)/ die eifrigsten Ver-
fechter der evangelischen Religion waren/ bis endlich der
Letztere um d. I. l6O0 seinen Platz an Veit Spindler
von und zu Hofegg und Waldbach abtreten mußte. Noch
i- I. 1598 ereignete sich daher in der Kirche ein großer
Auflauf/ indem ein Wallfahrter den Pfarrer auf der
Kanzel Lügen strafte. Der hieruiit verflochtene protestantische
Organist/ mußte zwey Tafeln um 10 fl. zur Kirche schaf-
fen/ einen schriftlichen Eid für künftige Unterlassung solchen
Frevels schwören / und feyerlich Abbitte leisten a).
Dergleichen Anmaßungen brachten demnach den Bürgern
zu Gmunden gar keine Rosen. Nachdem nähmlich schon in
den früheren Zeiten/ und zwar i. I. 1440 am Freytage
nach St. Gallus (den 21. October) ihre Stadt ganz ab-
gebrannt — i. I. 1466 durch Georg von Stein's böh-
mische Söldner rein ausgeplündert — und zu Anfang
des 17. Jahrhundertes/ abermahls durch Brand verun-
glückt wurde/ ward sie i. I. l6l0 von dem wilden Pas-
sau ervolke/ und i. I. 1626 von den rebellischen
Bauern/ wiederhohlt geplündert/ da letztere die Stadt er-
obert/ und durch einige Wochen besetzt hatten/ bis sie end-
lich von den kaiserlichen Soldaten daraus vertrieben wur-
den. — Kaum aber war der Sommer vorüber/ so erschien
neuerdings eine Abtheilung von 10/000 Bauern, die vor
Gmunden Lager schlugen/ angeführt von einem liederlichen
Studenten/ Nahmens Glacianus von Leonfelden/ der ih-
nen vorspiegelte/ daß er sie alle hieb - und kugelfest machen
könnte. Sie warfen auf den Gmundnerbergen Schanzen
auf, und belagerten die Stadt. Doch Gottfried Hein-
rich Graf von Pappen heim / des Churfürsten von
2) Pillwein, loc. eit. pag. 297.
32
Bayern ausgezeichneter Feldherr, Erbmarschall des deutschen
Reiches, kam ihnen unvermuthet den 13. November 1626
über den Hals. Der Student munterte nun seine Leute
zum Kampfe für die evangelische Freyheit auf, und griff
am folgenden Tage die Besatzung, welche von Gmunden
ausfiel, mit großer Hitze an. Diese ward im ersten Anfalle
zurückgetrieben, oder wich vielleicht mir Fleiß zurück; wo-
durch General von Pappenheim in Verbindung mir bern
Obersten L 0 bl, dem Haufen des Studenten in Rücken
kam, und ihn nebst den übrigen Bauern, nach einem vier-
stündigen Gefechte, trotz der wüthendsten Gegenwehr, und
des zweymahligen Zurückdrängens des verbündeten österrei-
chisch - bayerischen Corps, solch' eine Niederlage beybrachte,
daß 4,000 Bauern auf dem Platze blieben, die übrigen aber
theils gefangen, theils zerstreut, und in den Gebirgsgegen-
den von den nachsetzenden Truppen niedergemacht wurden.
Nur wenige konnten auf dem Wasser entfliehen. Unter diesen
war auch der Student; allein er versäumte die Ueberfuhr,
wurde von einem Kroaten erreicht, und endlich durch einen
Lanzenstich getödtet. Der Kopf dieses unbesonnenen Rädel-
führers, ward dann (wie man erzählt) in Linz zur Schau
ausgestecket, der Leichnam aber nach Vöcklabruck gebracht. *—
Diese Schlacht bey Gmunden fiel aber nicht bloß
inner den Stadtmauern, sondern noch weiter herum vor,
was der sogenannte „Bau e rn hüg el", unter welchem die
gefallenen Aufrührer begraben wurden?, eine halbe Stunde
von Gmunden unweit Pinsdorf, deutlich beweiset. Der da-
mahlige Stadtrichter Ziepel von Gmunden, ließ dann zum
Andenken dieses blutigen Ereignisses, bey seinem zweyten
Hause am Graben, i. I., 1628 eine steinerne Säule aufrich-
ten (Kurz I. 430); Pappenheim aber, ein eifriger Verthei-
diger der Kirche, weihte zum Andenken dieses Sieges seinen
Degen i. I. ±627 dem heil. Ritter Georg, seinem Schutzpa-
tron, wie dieß die Inschrift des in der Pfarrkirche unter der
Kanzel errichteten marmornen Denkmahles beurkundet a).
a) Steiner, loc. eir. pag. 108.
' >
33
Was die Stadt während diesen Ereignissen von Freun-
den und Feinden gelitten hatte/ kann sich nur derjenige vor-
stellen/ welcher dergleichen Unannehmlichkeiten einst selbst er-
fuhr. Der einzige Vortheil war jedoch dieser/ daß der Bür.
ger Hochmuth dadurch gedämpft, und sie nach und nach zn
ihrer vorigen Religion wieder zurückgeführt wurden.
Die Erkenntniß derselben eiferte sie nun desto stärker an, zur
Ehre des Höchsten ihr Gotteshaus auf alle mögliche Wei-
se zu zieren. So verfertigte um diese Zeit der Bildhauer
Thomas Schwandaller von Ried, den herrlich geschnitzten
Hochaltar, auf welchem ein Mohr unter den übrigen Fi-
guren die schönste ist. Das vorige Kirchen - Patrocinium „zu
Unser lieben Frau," änderte sich seitdem in jenes der „Heili-
gen drey Könige" um. Zu den vorhandenen Altären stifteten
Johann f 1701 und Abraham Hörack f 1728 noch einen
dritten, den Nikolaus Altar, bey welchem dieser bey-
den Stifter Denksteine sind. 1705 erhielt die Pfarrkirche
durch Carl Mayrhofer eine Zug englocke; und i. I. 1706
durch den hiesigen Geschmeidler Hihlberger die Thurmuhr.
Im I. 1715 wurde daS Oratorium — 1717 und 1713 der
Kirchthurm — 1723 das Hintere Portal gebauet, und am
24. August des nähmlichen Jahres die Kirche neuerdings ein-
geweiht n). Endlich ward i. I. 1832 eine von Simon
Hötzl mit 2 Manualen und 22 Registern verfertigte Orgel
neu beygeschafft. — Aus den 22 Registern gehören 8 zum
Hauptmanuale — 7 zu dem oberen Manuale — und eben-
falls 7 zum Pedale. Dieß ganze Werk zeichnet sich besonders
durch den erweiterten Umfang in dem Manuale aus, indem
es im Basse die ganze ungebrochene Oktave 6, eis, D, dis,
E , F u. f. w. hat, und fort bis zum g reicht; mithin durch
alle Register für jedes Manuale aus 56 Tasten besteht. —
Beyde Manual-Tastaturen sind zum Coppeln eingerichtet,
so daß daS ganze Werk mit einem Manuale gespielt werden
s) Pillwein, loc. eit. pag. 297.
Altmünster.
3
kann. Die Anlage des Pedalwerkes ist nach der vollkommsten
rheinländisch - und sächsischen Methode eingerichtet/ indem der
Umfang der Tonleiter beynahe zwey Mahl so groß/ als der
sonst gewöhnliche ist/ da dieser nur in 12 Tasten, jener aber
in 22 besteht und sich nicht wiederhohlt. — Zur Aufstellung
dieses schönen Werkes ward auch der Chor erweitert. —
-Der Erbauer der Orgel Simon Anton Hötzl zu
Garsten nächst Steyer, hatte den großen Vortheil für sich/
durch einen in dieser Kunst berühmten Vater so vollkommen
ausgebildet zu werden/ daß er schon frühe im Stande war,
ch mehrere gelungene Arbeiten in seinem Fache sich auszu-
chnen. — Dieser sein Vater und Lehrer, gestorben i. I.
1627/ war Peter Hötzl aus Grulich im Königgrätzerkrei-
se, wo er diese Kunst erlernte. Als Gehülfe kam Peter nach
einiger Zeit zu dem damahls berühmten S i l b e r m a n n nach
Dresden, der ihn wegen seines biedern Charakters und seiner
ausgezeichneten Geschicklichkeit halber, in dem Grade lieb ge-
wann, daß er unsern Hötzl (als der junge Silbermann bey
dem Transporte einer für Hamburg verfertigten Orgel auf der
Elbe verunglückte) an Kindesstatt angenommen hätte, wäre
der brave Mann zu bewegen gewesen, zum Protestantismus
überzutreten. — Als Hötzl bald darauf seinen Herrn verließ,
arbeitete er unter der Leitung des bekannten Musik - Composi-
teurs und Mechanikers Abbe Johann Friedrich Chris-
mann, an der berühmten Stiftsorgel zu Admont, und bil-
dete sich eben hierdurch dermaßen in seiner Kunst aus, daß als
sein großer Meister Chrismann bereits kränkelte, er ihm die
letzte Verfertigung, wiewohl nicht die unbeschränkte Aufstel-
lung der bekannten Chrismann'schen Orgel zum heil. Lo-
enz auf dem Schottenfelde in Wien, i. I. 1790 anver-
traute.
Diese letztere auf Kosten des Stiftes Schotten verfertig-
te Orgel, zählt 25 Register, wovon 21 durchaus zinnerne
Pfeiffen haben, und unter welchen sich einige ganz vorzüglich
auszeichnen. Als der große Organist Albrechtsberger sie in
Gegenwart des unsterblichen Mozarts und einer zahlreichen
35
\ v
kunstverständigen Versammlung zuerst an einem-Nachmittage
spielte, fiel beyder Meister einstimmiges Urtheil dahin aus ,
daß diese Orgel auf dem S ch o t r e n fe l d e, theils des
überaus leichten Spieles und der besonders lieblichen Töne,
theils der eigenen, von der bisher gewöhnlichen ganz abwei-
chenden Structur wegen, unter allen Orgeln Wiens den er-
sten Platz behaupte. —
Noch herrlicher und größer ist jene Orgel, die Abb6
Chrismann i. I. 1782 in der Stiftskirche zu Admont, auf
dem großen Musik-Chore neu erbaute, und wobey Peter
Hötzl mithalf. — Sie zählt nicht weniger als 43 Register, *
aus denen 9 zum Pedal — 12 zum untern Manuale — 13
zu dem zweyten — und 9 zum dritten hingehören. — Die-
ses bewundernswürdige Werk wird an Volltönigkeit und Pracht,
nur von jener großen Orgel übertroffen, die der nähmliche
Abbe Chrismann schon i.J. 1772 im regulirten Chor Herrn-
stifte zu St. Florian gleichfalls neu erbauet hat; denn
diese zählt 49 Register, von denen 11 für das Pedal — 10
für das obere Manuale — 14 für daS mittere — und 14
für das erste oder untere bestimmt sind. Diese Orgel hat in
jedem Manuale 41/, Octave, nähmlich von C bis F, die alle
unter sich und mitsammen verbunden werden können. —
Zu diesen drey ausgezeichneten Chrismann'schen Orgeln ,
gehört noch jene in der schönen Klosterkirche zu Spital
am Pyhrn, die I. B. Zarbl in seinen unnachahmlichen
„Erinnerungen aus einer Reise," gleichfalls als ein Werk des
berühmten Orgelbauers Chrismann anführt, jedoch leider!
nicht näher beschreibt. —
Wir wollen daher, nach dieser kleinen Orgelschau, wie-
der nach Gmunden zurückkehren, und dessen neuere Geschich-
te nun weiter verfolgen. —
Nachdem also die Stadt unter solchen Werken der Fröm-
migkeit und Gottesverehrung die jetzt zu Theil gewordenen
Ruhetage zubrachte, genoß sie derselben bis zum Ausbruche
3 *
des 'bWyöm-jchS'N Erbfolgekrieges i. I. 1.741.- Da noch
keine Besatzung/ weder in Linz noch im ganzen Lande ange-
kommen war: so wehrte sich auch der k. k. Salzamtmann Fer-
dinand Graf Don Seeau nicht lange gegen die anrückenden
feindlichen Truppen, sondern übergab die Stadt Gmunden/
sammt dem ganzen Salzkammergute in die Hände der Bay-
ern, wiewohl er darüber in die höchste Ungnade der Kaise-
rinn Königinn Maria Theresia verfiel, und i. I. 1.742 au-
ßer Activitär gesetzt wurde. — Der französisch - bayerische
Commandant Marquis de Gravisi, hielt die Stadt nicht
gar vier Monathe lang besetzt, mußte aber endlich sich und
die Stadt am 3. Jänner 1.742, mit 468 Mann und 4 Ka-
nonen an die österreichischen Generäle Bärenklau und
Ga iß ruck ergeben. Die folgenden Jahre verflossen hierauf
abermahls ruhig. —
Endlich kam Kaiser Joseph II. zur Regierung der öster-
reichischen Erblande, und mit ihm manche Reform in Civil-
und kirchlichen Rechten. Er hatte zwar, gleich seinen Vor-
gängern, noch i. I. 1783 die bürgerlichen Freyheiten der
hiesigen Salzfertiger bestätiget; doch späterhin hob er
dieselben ganz auf, machte die Fertiger zu kaiserlichen Beam-
ten, und befahl, sie aus seinem Aerar zu besolden. — Die
Stadtpfarre Gmunden wurde durch ihn ebenfalls verän-
dert, und nicht bloß über die Vorstädte, sondern auch über
die 5 genannten Dorfgemeinden ausgedehnt. Der berühmte
Cardinal und Fürstbischof von Passau, Leopold Ernst Graf
von Firmian, löste den Klosterfrauen zu Niedernburg das
P rä sen t a tion6 re ch t auf die hiesige Pfarre ab, und be-
zog die von einem jeweiligen Stadtpfarrer zu entrichtenden
400 fl., bis zum Jahre 1.783, in welchem er seine Augen
schloß, das Bisthum Linz errichtet, und diese Pension ganz
gelöscht wurde, damit der damahlige, nun landesfürstlicher
Pfarrer Kraft, einen noch nöthigen Caplan, und den Ex-
positus zu Ollsdorf, desto leichter erhalten konnte. —
Neuerdings ging nun alles wieder seinen stillen Gang,
bis endlich in unsern Tagen ein neuer Sturm über Gmunden
37
verheerend losbrach. Die Franken und Bayern brachen
i. I. 1809 von Salzburg her in das k. k. Salzkammergut,
besetzten die Salinen und zogen in Gmunden ein, weil sich
die österreichischen Truppen vor ihrer Uebermacht zurückziehen
mußten/ und die aufgeworfenen Schanzen im Stiche zu las-
sen gezwungen wurden. Nun fingen alle Drangsale des Krie-
ges neuerdings zu wüthen an/ bis der Friede von Schön-
brunn die freundliche Ruhe aufs Neue in diese unmuthigen
Gefilde zurückführte/ und die Wunden der französischen Krie-
ge mit liebender Hand heilte, wiewohl sie sobald nicht ver-
harschen werden.
Gmunden ist endlich dadurch uns merkwürdig, daß es
das Glück hatte, nicht allein viele helldenkende und rechtschaf-
fene Männer in seinen Mauern zu besitzen, sondern auch als
Geburtsort mehrerer Gelehrten bekannt zu seyn. Wir
kennen aus ihnen besonders Folgende:
Mag. Johannes de Gamundia, mit dem Zu-
nahmen Ryder, wiewohl ihn Jöcher in seinem „Gelehrten-
Lexicon," nach Gmünd V. O. M. B. in Unterosterreich ver-
setzet. Dieser ist der Verfasser des ersten und ältesten Kalen-
ders vom Jahre 1430. Er wurde zu Gmunden zwischen den
Jahren 1375 und 1385 geboren , ward i. I. l40Ö Magister
der freyen Künste und Philosophie, und i. I. 1423 Decan
der Facultät der freyen Künste, dann Vice-Kanzler der Uni-
versität ¿h Wien. Im Jahre 1439 wurde er Pfarrer zu Laa,
einem Städtchen in Niederosterreich, starb i. I. 1442 und
wurde in der Stephanskirche zu Wien begraben. Er schrieb
mehrere Bücher, welche noch gegenwärtig als Alterthums-
Denkmähler die Wiener-Bibliothek zieren. Sein Kalender,
geschnitten auf eine anderthalb Zoll dicke Tafel, befand sich
in der Derschau'schen Sammlung alter Holzschnitte zu Nürn-
berg. Auf jeder Seite sind 6 Monathe aufgetragen, welche
zusammen 15 Zoll Läncze und 10 Zoll Breite haben (Zach's
Monaths- Correspondenz 18. Band. Dezember 1308.).
Martin Re sch, von ansehnlichen Aettern in Gmun-
38
den i649 geboren/ war bald nach seinen zu Ingolstadt voll-
endeten Studie»/ zur philosophischen Docrorswürde, und
nicht lange darnach auch zum Doctor beyder Rechte erhoben.
Durch eine schwere Krankheit für die stille Zurückgezogenheit
eines Klosters gewonnen, legte er i. I. 4.(580 im Benedikti-
ne rst ist e Krems Münster die feyerlichen Ordensgetübde ab, und
ward im nächstfolgenden Jahre zum Priester geweiht. Im
Jahre 1.682 bestieg er an der Universität zu Salzburg die er-
ledigte Kanzel des Kirchenrechtes/ und machte sich während
seines sechsjährigen Lehramtes i. I. ±685 durch seinen be-
rühmten Tractat „äe jure Patronatus“ der gelehrten Welt
auch als Schriftsteller bekannt. Durch den Willen seiner Vor-
gesetzten/ dann nach Hause berufen, wurde ihm i. I. 1688
das Amt eines Novizenmeisters / i. I. 169Z aber auch das
eines Stifts-Priors übertragen. Im Jahre l6g8 auf die
Stifts-Pfarre Vorchdorf befördert, gewann er auch hier durch
seinen Eifer in der Seelsorge, durch Bescheidenheit im Um-
gange, und durch kluge Hauswirthschaft, die allgemeine Liebe
und Achtung seiner Ordensbrüder in so hohem Grade, daß
er am 10. September 1704 durch die meisten Stimmen, un-
ter dem Nahmen Martin III., zum 58. Abte des Stiftes
Kremsmünster erwählet wurde, dem er aber leider! nur bis
zum Jahre 1709 als Oberhaupt vorstand. Er war k. k. Rath
— Landrath, und i. I. 1707 Landschafts-Raitrarh. — Die
Vollendung der von seinem Vorfahren Honorius ausgeführ-
ten Thürme der Stiftskirche, durch deren Eindeckung mit
verzinnten Eisenblech — die Herstellung der an der Kirche,
ober deren Portale auf mächtigen Säulen ruhenden^lltane —
die eben so kostspielige als langst erwünschte Herstellung eines
bequemen Fahrweges, über den dem Stifte nächstgelegenen
Berg Tödtenhengst— und die gänzüche Erneuerung des dem
Stifte zuständigen Schlosses Kremseck, mit dem schönen, i.
I. 1807 aber vom Blitze getroffenen und nun abgetragenen
Thurme, — alles dieses spricht laut für die Thätigkeit dieses
i. I. 1709 zu früh verblichenen Abtes a).
a) P. Ulrich Harterischneiders: Darstellung des Stistes Krems-
59
Allbekannt im In - und Auslande, war auch der ver-
storbene Dom - Scholasticus zu Linz, Herr Joseph G e is-
hürrner. Hier zu Gmunden von armen Aeltern geboren,
ward er vermög seiner errungenen Kenntnisse, als öffentli-
cher Professor der Moraltheologie auf dem Lyceum zu Linz
angestellt, wo er als solcher sein wissenschaftliches Moralsy-
stem schrieb, das von vielen Akademien der studierenden Ju-
gend empfohlen wurde. Er war auch Rector des Alumnates
in Linz, erhielt ein Canonical an der dortigen Domkirche,
und schwang sich durch seine Gelehrsamkeit und Redlichkeit bis
zum k. k. Regierungsrathe und Referenten in geistlichen Sa-
chen empor.
Der eben so gelehrte Herr Caspar Duftschmidt,
der Arzneykunde Docror in Linz, war ebenfalls ein Bürgers-
sohn von Gmunden. Er studierte an der Wiener Universitär,
erhielt daselbst die Äoctorswürde, und machte sich dann zu
Linz durch seinen rastlosen Eifer und seine glücklichen Euren
so berühmt, daß er bald zum dortigeu Landschafts - Physikus
erhoben wurde. Ungeachtet seiner vielen Geschäfte schrieb er
dennoch, nebst vielen naturgeschichrlichen und medizinischen
Rezensionen, eine Fauna Austriaca — Beleuchtung über ei-
ne in der Wiener Zeitung aufgenommene Natterngeschichte
Widerlegung der Vorurtheile gegen die Kuhpocken-Im-
pfung — Gedanken über die Vorurtheile des gemeinen Man-
nes und der Gelehrten u. dgl. Er bereicherte auch das k. k.
Naturalien - Cabinet mir der Schiffermüller'schen Sammlung;
wurde von Sr. Majestät Franz s. mit der goldenen Medaille
beehrt, und starb endlich als Landes-Protomedicus und k. k.
Regierungsrath, den 17. Dezember 1821.
Diesen eben so gelehrten als rechtschaffenen Männern,
ist auch Herr Negierungsrath und Professor Franz von
Egger in Wien beyzufügen. Er stammt nicht minder von ar-
men Einwohnern der jetzigen Pfarre Gmunden her, studierte
münffer in Oesterreich ob der Enns. Wien '1830. pag, 197
— 202.
anfangs in Salzburg, und dann in Grätz, wo er auch als
Professor der Rechte docirce. In Wien wurde er später-
hin RegierungSrath, Professor deS natürlichen Privat-, all-
gemeinen Staats-, Völker - und Criminal-Rechtes, Bey-
der Hofcommiffion bey Gesetzsachen, und Ehren - Mit-
glied d?r Akademie der Wissenschaften zu Erfurt. Seine Wer-
ke die er im Drucke herausgab, verherrlichen seinen Nahmen.
Noch zählen wir den genannten Gmundnern, als ein-
geborne Landsleute bey: den noch lebenden Herrn Hofrarh
Panzenberger in Wien, bey dem montanistischen Senate
der allgemeinen hohen Hofkammer; — den berühmten Astro-
nom, Director des Gymnasiums und Conventualen zu Kremö-
er Thaddäus D ö r fl in g er, gestorb. am Ly. April
4.824; •— die beyden würdigen Salzoberamts-Rathe I o h.
von Adlers bürg zu Gmunden — und Joseph D i-
ckinger zu Aussee; — den einstmahligen Professor der Kir-
chengeschicyte zu Linz, Herrn Johann Weingartner,
gegenwärtigen Pfarrherrn in Wartberg, einen Sohn des ein-
stigen würdigen Waisenvaters und Lehrers in dem nach Gmun-
den gehörigen Dörfchen Weyer; — den k. k. Landrath
Franz Tav. Nippel in Gratz; — und endlich den
Goldarbeiter B e r n h a r d S ch m i d , der i. I. 1712 hier
das Licht der Welt erblickte, und sich spater als Mahler so
auszeichnete, daß man ihn in der Künstlerwelt mit Achtung
als „Gmundner-Schmid" nennt. Er wurde i. Z. 1743 hier
Hausbesitzer, und starb am 18« May 1782.
Auch unter den hiesigen S t a d t p f a r r e r n, aus wel-
chen Mehrere als Domherren von Passau erscheinen, oder die
nicht unwichtige Decanatswürde bekleideten, mögen Manche
durch ihren Eifer, die katholische Religion wieder herzustellen,
und (so weit es die Umstande erlaubten) die Sitten ihrer
rrkinder zu bessern, eine ehrenvolle Erwähnung verdiene
► Allein ihr Verzeichnis: ist unvollständig, beginnt erst
I. 1343 mir „Albertus de St. Florian/4 und endet sich
dem gegenwärtigen sehr verdienstvollen Herrn Franz
W a i l ig, Dechant und Schulendistricts - Aufse-
4t
her deS Decanates Altmünster, dann Consistorialrath und
Ehren. Domherr von Linz.
Bicariat Laakirchen.
Laakirchen, auch Lahkirchen— Lachkirchen— Loch.
kirchen — Lohkirchen, ein Dorf von 40 Hausern und 223
Einwohnern, ist das älteste unter allen Pfarrvicariaten, wel-
che von der Hauptpfarre Gmunden mehr oder weniger abhän-
gen. Davon eine Meile nördlich entfernt, wird selbes von
der Poststraße nach Lambach durchschnitten. Daher gränzet es
gegen Süden an die Stadtpfarre Gmunden — gegen Osten
an die Localpfarre Gschwandt — gegen Norden an die Pfar-
re Roitham — gegen Westen endlich scheidet es der Traun-
fluß von der Expositur Ollsdorf. Es liegt auf einer Anhöhe,
welche sich gemach gegen den Traunsee hinuntersenkt.
Da Laa im Celtischen nichts anders, als einen Busch-
wald oder ein Laubhotz — Lach aber, etwas Urbares oder
einen urbargemachteu Grund bedeutet, so erklärt sich hier-
durch leicht^der Nahme Laa - oder Lahkirchen (Pallhaus. Boj.
Top. 147. — Hofer: Etimol. Wörterb. If. 219» — Pach-
mayer: Ses. Abb. et Relig. Cremif. 84.).
Das Pfarrdorf hat übrigens nichts Ausgezeichnetes. Das
massive Kirchen geb äu de mit dem simplen Thurmdache,
zeigt genugsam an, daß die Kirche im tt. oder 12- Jahrhun-
derte erbauet worden sey. Der Hochaltar steht im gothischen
Geschmacke da, und weiset uns das Patrozinium des heil.
Valentins. Aus den übrigen drey Altären ist der Kreuz-
Altar fast mitten in der Kirche, ein Werk neuerer Zeit, und
vertritt viel passender die Stelle großer Cruzifixe oder ande-
rer Statuen, die noch in manchen Kirchen an rostigen Ei-
senstangen, oder gar an morschen Stricken lebensgefährlich
von dem Langhause herabhängen. — Gleich neben der Kirche
liegt das Haus deS Schullehrers, der 21.0 Kinder mit
42
gutem Erfolg unterrichtet. Der Pfarrhof liegt außerhalb
des Dorfes. Der jeweilige Vicarius wird zwar von dem
Stadtpfarrer zu Gmunden präsentirt, fällt ihm aber aufkeiner-
ley Weise zur Last/ da er mit einer Meyerschaft und andern
Einkünften dotirt ist.
Das Klima der Pfarre ist schon etwas rauher/ der Bo-
den schlechter/ die Waldungen größer als um Gmunden/ be-
sonders das Traun - oder Fallholz/ welches sich fast von
Laakirchen bis zum bekannten "Traunfalle erstreckt/ und die
Durchreise langweilig macht. —- Das sogenannte Oelinger-
holz in der Gemeinde Oeling ist vor einigen Jahren znm
Theile ausgestockt / und mit Obstbciumen besetzt worden / wel-
che nunmehr die schönsten Früchte tragen.
Ist gleich Laakirchen alter als Gmunden/ so sind doch
die Schicksale dieses Pfarrortes theils unbekannt/ theils
sehr einfach. Im Jahre il65 geschieht desselben zuerst Er-
wähnung/ als Kremsmünster bey „Lvbchirchen" eine Hube er-
hielt. — 1280 sprach Kaiser Rudolph f. dem Paffauer- Bi-
schöfe Petrus/ die Advocatie über die Pfarre „Lahkirchen" zu,
weil er bewiesen hatte, daß diese von den Brüdern Gottfried
und Ulrich von Truchsen, dem Hochstifte übergeben worden
sey. — Zwey Jahrhunderte später, erscheint dennoch i. I.
1484 Laakirchen als eine Filiale von Gmunden, welcher der
dortige Stadtpfarrer i. I. 1485 auf drey Jahre einen „Ge-
sellen" im Gute Matzenthal, gegen jährliche 10 Pfund Pfen-
nige bewilligte. Nach Verlauf dieser Jahre befahl aber i. I.
1490 die Dechantinn in Niedernbnrg ihrem Pfarr-Vicar von
Gmunden, die Aufnahme eines „ewigen Priesters" für Laa-
kirchen, der „zu Matzenthal auf der Widen sitzen soll."
durchlebten die hiesigen Bauern 400 Jahre nach der
Richtschnur der katholischen Religion, und waren zufrieden
und glücklich; aber auf einmahl setzte man ihnen die Grund-
sätze der evangelischen Freyheit in den Kopf, und machte sie
hierdurch rebellisch und mißmuthig. Nach Chevenhüllerö An-
nalen, ermordeten die Bauern zu Lahkirchen i. I. 1599 ih-
ren eigenen Pfarrer, und 1626 lag der Wirth von Laakir-
43
cheri mit Nahmen Neumüller, mir 400 hier ansässigen
Bauern zu Dreyer in Besatzung, und quälten von da auS
die Leute der Umgegend durch Rohheit und Plünderung schreck-
lich. Als aber der kais. Oberste Lobt den 22. August unver-
muther mir seinen Truppen und etlichen Kanonen auf dem
Tabor vor Dreyer ankam, und die Stadt aufforderte: da
entflohen die hier befindlichen 300 Bauern nach allen Rich-
tungen , ihre Hauprleure aber, worunter auch Neumüller,
wurden in der Stadt versperrt, und nach einer Stunde sammt
den Schlüsseln derselben, dem Obersten übergeben a). So
erfuhren die hiesigen Bauern zu ihrem Schaden, daß sie durch
Ungehorsam und Widerspänstigkeic, und durch Annahme einer
neuen Religion nicht glücklicher wurden, lind machten daher
ihre Schritte wieder zurück.
Seit jener Zeit errichtete der Vicarius Kern einen
Oehlberg von mittelmäßiger Bildhauerarbeit; und i.J. 1717
erfolgte hier die Stiftung des Hora k'sch e n Benes i-
ciums, welches aber erst i. I. 1725 durch den Passaner-
Bischof, Joseph Dominions Grafen von Lamberg, die Be-
stätigung erhielt. Mitlerweile stiftete der Pfarr-Vicarius,
Herr von Arrens i. I. 1723 auch einen Cooperator,
welcher jährlich 400 fl. beziehen sollte. —
Der ganze Pfarr bezirk enthält heutigen Tages 8
Dörfer; Diethaming — Kranawet — das Pfarrdorf L a a-
kirchen — das Dorf Oberweiß mit einem Schlosse,
71 Häusern und 3()3 Bewohnern — Oelling — Rahstorf
— Schtveigthal und Stätten , mit der Ruine Hof egg,
die alle zusammen 299 Häuser und 1,609 Bewohner aus-
machen. — Das Commissariat führt die Stadt Gmunden;
die Vogtey aber gehört der Herrschaft Ort.
Oberweiß (Oberwers) welches fast mitten zwischen
Gmunden und Laakirchen an der Poststraße liegt, ist mit
einem Schlosse geziert, das vor Zeiten sehr ansehnlich
war, doch aber so lange von einer Hand zur andern wan-
3) Bened. Pillwein, loc. dt. pag. 64 und 312.
44
derte, bis es beynahe das Aussehen eines blossen Landhau-
ses erhielt/ gegenwärtig jedoch wieder in hoher Eleganz her-
gestellt ward. — Noch gehören dazu 19 Hauser/ welche
demselben unterthänig sind. —
Nach Stephan Geymann (der als erster Besitzer die-
ses Schlosses bekannt ist) besaß es i. I. 1512 Erasmus der
Greisenecker. — 1514 verkaufte es Benedict Pirkinger an
Wolf von Jorger. —• 1549 bekam es Michael Weichselbau-
mer — hierauf Franz Adam Spindler — Johann Georg
Füeger — und Carl Joseph Freyherr von Grünthal. -
Im Jahre 1725 erhielt es Johann Georg Emanuel Frey-
herr von Hoheneck, durch Contract für sich und seine Fa-
milie. Die Hoheneckischen Erben traten es i. I. 1799 an
den Freyherrn von Jmstand ab/ welcher es gleich im folgen-
den Jahre an Ambros Haselmayr von Fernstein/ Bürger-
meister in Gmunden verkaufte, dessen Sohn Ludwig/ k. k.
Postmeister in Lambach/ jetzt desselben Besitzer ist.
Das Landgut Hofegg/ einst ein Schloß in der Ge-
meinde Stätten, von dem man nur noch die Grundmauern
sieht, besaßen i. I. 1508 Ulrich Perghammer — 1597 Veit
Spindler — 164-5 und 1Ö75 Johann Paul und Joh. Achatz
Spindler — 1695 Johann Ehrenreich Graf von Seeau.
Hierauf hatte e6 die nähmlichen Besitzer wie Mühlwang,
welches i. I. 1724 von Franz Anton Grafen von Seeau/ an
Carl Joseph Ritter von Frey; und i. I. 1617 von dessen
Familie, nach abgeschlossenem Kaufe, an den jetzigen Besi-
tzer, Herrn Joseph Solterer kam 3).
Pfarre Gsch wandt.
Die Locatpfarre Gschwa n dt liegt eine Stunde
von Gmunden entfernt. Die Commerzialstraße von dieser
?) Bened. Pillwein, loc, cir. pag. 312 und 309-
45
Stadt nach Kirchham und Vorchdorf, lauft bey dem Pfarr-
dörfchen vorüber; und der Lautachbach, welcher sich aus
dem Lautachsee in den Almfluß ergießt, durchwäffert diese
Pfarre, wiewohl er auch bisweilen ihre Fluren mir Kies und
Sand bedecket. —
Hierher pfarren außen dem gleichnahmigen Dorfe, noch
die drey Dörfer Klein-Oelting — Moosham — und
Oberndorf mit 250 Häusern, 3.1.2 Familien, 1,390 ka-
tholische Einwohner und 56 Protestanten.
Das Pfarrdorf auf einem Hügel mit 1.44 Häusern,
181 Wohnparteyen und 738 Bewohnern, enthält weiter
nichts als die Kirche, welche Gott zu Ehren der heil. Ca-
tharina eingeweiht ist, und eine heil. Barbara und den heit.
Andreas in Glasmahlerey hat — dann das Schulha us
und Gasthaus. Alle übrigen Häuser, welche zu dieser O t-
schaft gehören, liegen zerstreuet; selbst der Pfarrhof ist
wenigstens 300 Schritte von der Kirche entfernt.
Schon der Nahme „Gschwandt," welchen viele Oerter
führen, beweiset, daß diese Gegend vor Zeiten eine Wal-
dung war, welche nach und nach „a u sg e sch w a nd t," d. i.
ausgereutet und in fruchtbare Gefilde verwandelt wurde, die
nunmehr mit Getreide und Obstbäumen prangen. Die Zeit
dieser Veränderung scheint tm grauen Alterthume zu liegen,
und mit der Entstehung Laakirchens zusammen zu treffen, in-
dem schon der Baustiel der Kirche ein hohes Alter verräth,
und Gschwandt beständig und bis auf die neuesten Zeiten, ei-
ne Filiale von Laakirchen war.
Die Curaten daselbst besorgten also diese Gegend seit ih-
rer Beurbarung so lange, bis Herr Mathias Franz v.
Arrens, welcher damahls Stadtpfarrer zu Gmunden war,
i. I. 1754 den Antrag machte, zu Gschwandt eine Missions-
Anstalt oderein neues Beneficium errichten und stiften
zu wollen. Nachdem dieser Plan von der k. k. Hofstelle und
dem Ordinariate i. I. 1755 genehmiget wurde, bauete er
vom Grunde aus das Curaten haus, und trat zu selbem
einen Theil seiner Buchersammlung ab, die aus 140 Wer-
4S
ken besteht, worunter sich eine i. I. L\§i. gedruckte Chronik
mit Holzstichen befindet. Er verordnete zugleich in seinem Te-
stamente, daß der jeweilige Benefiziat zu Ohlsdorf
das Recht haben sollte, den Curaten in Gschwandt zu präsen-
tiren. Bald nach dem Tode des Stifters, kam also der erste
Seelsorger hierher, dem alsobald nebst dieser Dorfgemeinde,
auch Moosham und Oberndorf mir 249 Häusern, und
ungefähr 1,300 Menschen (worunter sich aber 500 Prote-
stanten befinden), alle unter dem Commissariate Gmunden,^
zugewiesen wurden.
Die frühern und späteren Schicksale von Gschwandt
waren die nähmlichen, die wir bereits bey Laakirchen ange-
führt haben. Nur das Einzige harte es hiervon verschieden,
daß diese Curatie i. I. 1783 unbeschadet der Präsentations-
rechte des Benefiziaten zu Ohlsdorf, zu einer Religions-
fond-Pfarre erhoben, und ihr noch das Dörfchen Klein-
Oelling beygegeben wurde. — Da diese Curatie demnach
nicht langer noch als über 70 Jahre besteht, so lebt der hiesi-
ge erste Curatpriester, Herr Matthäus Steininger,
noch in frommer Erinnerung; denn er war ein eifriger und
gelehrter Seelsorger, welcher unter andern allerley „Gesprä-
che über verschiedene Glaubensartikel" schrieb, welche dem ge-
meinen Volke sehr angemessen waren, und von selbem ger-
ne gelesen wurden.
Die Schule wurde vor Zeiten bald da, bald dort ge-
halten, bis der k. k. Schulfond ein neues Schulhaus mitHül-
fe der Gemeinde herstellte, welches jetzt über 50 Jahre be-
steht. Die gegenwärtige Trivialschule zählet ±68* Kinder und
macht gute Fortschritte. Die Vogteyrechte werden von dem
Stadtpfarrer zu Gmunden und der Herrschaft Ort ausgeübt.
47
2tlsdorf oder Dhlsdorf.
Wenn man von Gschwandt nach Ohlsdorf will/ muß
man nothwendig nach Gmunden zurück, um dort über die
Traunbrücke zu kommen, und den Berg, worauf diese Ort-
schaft liegt, besteigen zu können. — Es wahret nicht langer
als etwa anderthalb Stunden, so treffen wir in dem alten
Dorfe Ohlsdorf ein, das schon um das Jahr 750 in der
Manseeischen Chronik a) unter dem Nahmen Ol Lersdorf
erscheinet.
Dieses Ohlsdorf, auch Alsdorf — Altsdorf — Ol-
lersdorf — vielleicht einst Hottersdorf, ein Pfarrdorf von 4o
Hausern, 47 Familien, und 215 Einwohnern, liegt auf dem
Rücken eines Berges und gewahrt eine Aussicht, derglei-
chen man selten findet. Der Blick überschreitet die Gränzen
des Norikums, schifft über den hochrollenden Jnnfluß, dessen
Silberwellen im Glanze der Sonne sich spiegeln, und schwelgt
in den fruchtbaren Thalern, der redlichen Bojaren herum. Da-
durch im Innersten der Seele zur Andacht erhoben, tritt man
in die uralte Kirche, wo vor Zerren der heil. Bischof
Martin, aber nun seit mehr als hundert Jahren, die hei-
ligste Jungfrau unb Gottes - Mutier Maria, als Schutz-
patroninn verehret wird. Je mehr einst der lutherische Pöbel
(die achten Bekenner der augsburgischen Confession verabscheue-
ten dieß Betragen immerdar); die allerseligste Himmelsköni-
ginn verschmähte: desto eifriger wurde sie von den katholischen
Christen verehret. Dieß gab Gelegenheit zur Veränderung
auch des hiesigen Patrociniums.
Kein Mensch weiß zu sagen, wann diese Kirche mit ih-
rem Spitzthurme erbaut wurde. Nur so viel weiß man, daß
sie i. I. 1300 bereits vorhanden war, da sie in dieser Zeit
auch als Pfarre von Gmunden erscheinet b). Ein Stein
ober dem Pornle zeigt die Aufschrift: „Hanns von Aichlham
a) Chronicou Lunaelacense. pag. 13.
1)) Stadt und Stadtpfarre Gmunden, pag, 12.
48
1501«* — Im Jahre 1399 empfing Lorenz Volkra, Herr zu
Grießenstätten vom Herzoge Albrecht IV. von Oesterreich —
und 1494 Wolfgang Volkra, Herr zu Steinabrunn vom Kai-
ser Maximilian I. einrZe Gülten und Zehente in dieser Pfar-
re zu Lehen, obschon bereits früher Ohlsdorf_die Pfarre ver-
loren hatte, und zu einer bloßen Filiale von Gmunden
(wohin wahrscheinlich die pfarrlichen Rechte übertragen wur-
den) herabgesunken war. Daher machte Dorothea Seyseneck
i. I. 1460 eine Stiftung zu „unser lieben Frauen-Ca-
pelle in Ohlsdorf," die damahls wie jetzt, als Wall-
fahrtsort vielfältig besucht ward. — Im Jahre l663
wurde der vielen andächtigen Waller wegen, die hiesige gro-
ße Glocke gegossen; der Gottesdienst aber fortdauernd
von der Stadtpfarre Gmunden besorgt.
Erst i. I. 1724 bekam Ohlsdorf neuerdings einen hier
residirenden Priester. Am 1. Jänner 1702 (Dechant Weisba-
cher schreibt 1708) wurde nähmlich von Johann Ferdinand,
und Abraham Franz Taver, Gebrüdern Hörrack, von denen
letzterer Stadtpfarrer zu Gmunden war, ein herrliches Be-
tt eficium allhier gestiftet, welches ihre gleichnahmigen An-
verwandten noch gegenwärtig zu genießen haben. Sie bestimm-
ten dem jeweiligen Besitzer ihres Beneficiums ein Landgut,
erbauten i. I. 1721 den Benefiziaten - Hof, legten dort eine
Büchersammlung von 6,000 Bänden an, unter welchen
manche recht zierliche Handschriften sich befinden, und brach-
ten es endlich dahin, daß der Benefiziat nicht allein die Oeko-
nomie, sondern auch 600 fl. jährlicher Einkünfte zu genie-
ßen harte. Diese große Stiftung ward i. I. 1723 vollendet,
und i. 3k 1724 der erste Benefiziat installirt.
Die Absicht des Stifterpaares ging keineswegs dahin,
daß sich der angestellte Benefiziat in pfarrliche Geschäfte men-
gen — sondern einzig nur die Ehre der allerseligsten Jung-
frau befördern, und in der Seelsorge Hülfe leisten sollte. Deß-
halb mußte noch immer ein Caplan oder Cooperator von
Gmunden alle Sonn - und Feyertage nach Ohlsdorf gehen,
um dort den pfarrlichen Gottesdienst zu verrichten, bis end-
49
lich i. I. 1779 neben dem Beneficiaren, ein eigener Expo-
situé allhier angestellt wurde, der auch die Nebenkirche
zu A urach versehen mußte.
Weil aber für selben die eigene Wohnung fehlte, so wur-
de dem damahligen Stadtpfarrer zu Gmunden (dem diese Ei'-
positur oblag) Caspar Riederich, der Auftrag gemacht, ein
Cúrate n ha uS zu erbauen, welches derselbe auch i. I.
1.780 neben der Kirche, so bequem als niedlich herstellte.
Das Schul Haus war scjpon i. I. 1715 oder 1717
von dem damahligen Stadtpfarrer und Dechanre zu Gmun-
den, Joseph Grafen von Seeau errichtet worden; allein so
klein und unbequem, daß man es i. I. 1814 auf höchsten Be-
fehl des allerdurchlauchcigsten Patrons Sr. Majestät Franz I.
wieder niederreißen und neuerdings erbauen, auch einen
eigenen Schullehrer dabey anstellen mußte. So steht es
jetzt bequem und freundlich in Mitte der Einwohner, und
fasset 222 Kinder, die mir größerem Nutzen als zuvor, hier
unterwiesen werden.
Wiewohl das Dörflein Ohlsdorf nur eine Viertelstunde
vom linken Traun-Ufer entfernt ist: so erstreckt sich doch der
Pfarrbezirk auf eine Stunde weit bis zum Auerbache,
welcher aus der Viehtau kömmt, und in die Vöckta fällt. Erbe-
greift folgende 32 Ortschaften in sich: Aupointen— A u-
rach, mit einer alten, aber jetzt verschlossenen Kirche, wel-
che die Gemeinde an sich gelöset hat; Ed — Edlach —
Ehrendorf — Ehrenfeld — Eichelham — Föding — Groß-
Reut — Haferdorf — Hildprechting — Hochbau — Hoch-
häusel — Hochleiten — Irresberg — Klein - Reut — Ober-
Nathal — Ober - Thalham — das Pfarrdorf Ohlsdorf
— Parz — Peiskam — Penesdorf — Preinsdorf — Pun-
dorf auch Puendorf — Rittham — Ruhsam —> Traich —
Traunsdorf — Unter-Nahthal — Unter-Thalham — Wein-
berg und Wolfsgrub; zusammen mit 322 Häuser, 400 Wohn-
parteyen, 1,910 katholischen und 81 akatholischen Einwohner^
über welche die Herrschaft Ort nicht allein die Commissariats-
Rechte, sondern auch die.Vogtey-Herrlichkeit ausübet.
Altmünster. 4
50
Im Jahre 1824 wurde ein neuer Gottesacker außer
dem Pfarrdvrfe angelegt.
Pfarre A l t m ü n st e r.
Nach vollendeter Durchwanderung aller von der Stadr-
pfarre Gmunden abhängenden Curatien, treffen wir nun
die Decanats- Pfarre Alt Münster. Sie liegt um die west-
liche Bucht des Traunsees/ und ist von Gmunden selbst/
kaum eine Stunde entfernt. Die Gegend derselben ist
am Traunsee flach und eben; weiter entfernt erheben sich
bald die Hügel zu waldichten Bergen, über welche sich der
Umfang der Pfarre bis in die Viechtau und an den Auerbach
ausdehnt.
Vor Zeiten war diese Pfarre noch weitläufiger als jetzt;
allein um das Jahr 1776 verlor sie die Vorstädte von Gmun-
den, und die nahmhaften Gemeinden Weyer, Traunstein u.
dgl. Kaum waren wieder einige Jahre vorüber, so winden
auch die Filialen Neukirchen in der Viechtau und Ort am
Traunsee als selbstständige Curatien errichtet, wodurch sie fast
um die Hälfte zusammenschmolz. Nichts desto weniger blieben
der alten Pfarre dennoch, nebst dem gleichnahmigen Dorfe,
folgende 17 Ortschaften ganz, oder doch großtentheils
übrig, als: Eben, Ebenzweyer (Schloß und Dorf),
Eck (getheilt mit der Localie Ort), Emundnerberg, Gras-
berg (getheilt mit der Expositur Neukirchen), Jnnerngrub,
Kufhaus, Kleinkufhaus, Mühlbach, Neukirchen bis
Nr. 17/ Nachdemsee, Ort (getheilt mit der dortigen Loca-
lie), Pinsdorfberg, Reindlmühl, Steinbüchel, Traunlei-
ten (getheilt mit Ort) , und Wiesen, welche zusammen tz53
Häuser, 1231 Wohnparteyen und 5751 Einwohner fassen,
welche alle zum Commiffariate der k. k. Herrschaft Ort gehö-
ren. llnter diesen sind höchstens gegen 87 Protestanten, wes-
51
che noch dazu nicht allein in der Pfarre Altmünster, sondern
auch in deren Filialen zerstreut leben.
Der Hauptort der ganzen Pfarre, ist das Pfarrdorf
Altmünster selbst, mit seiner uralten Kirche, dem Pfarrhofe,
Schulhause, und 44 anderen Häusern mit 244 Bewohnern,
in der westlichen Bucht des Traunsees , eine kleine Viertel-
stunde von Ebenzweyer, und drey Viertelstunden von Gmun-
den und Traunkirchen entfernt. — Die kleinen Häuser sind
meistens vom Holze, und werden von verschiedenen Krämern,
Handwerkern und Fischern bewohnt, welche auch die Seefahrt
besorgen. —
Der außerordentlich feste Kirchthurm, mit einer
Glocke v. I. 1379 zeigt auf ein weit höheres Alter, als je-
nes der Kirche ist. An seiner östlichen Seite mag einst ein
ganz anderes Gebäude gestanden seyn, als jetzt. Jede Sage
hierüber beruht jedoch auf bloßen Muthmaßungen. —
Die Kirche, im neuen Florentinerstyle gebaut, zu
Ehren des heil. Benedicts eingeweiht, bey 70 Schritte
lang und 30 breit, theilt sich in die sogenannte alte und
neue. Diese letztere bildet den Vordertheil, und hat Gra-
fen Adam von Herbersdorf zwischen den Jahren 1620 und
1629 zu ihrem Erbauer. Die alte Kirche, der jetzige Hin-
tertheil wird von sechs großen schlanken Säulen getragen.
Zwey gothische Portalev. I. 1472 und 1473 führen in das
Innere des Gotteshauses, worin drey Altäre, drey Seiten-
kapellen, eine erst i. I. 1690 aufgeführte Sacristey mit
einem Oratorium, mehrere Familiengrüfte, mehr als achtzig
Denksteine, und eine Orgel von Rumel in Linz, sich vorfin-
den. — Das H 0 ch a l ta r b l a t t, die Beerdigung des heil.
Benedikts vorstellend, wird von Kennern dem berühmten
Joahim Sandrart zugeschrieben. Mehrere Schnitzwerke am
nähmlichen Altare, sind von Johann Georg Schwandaller k.
I. 1796 verfertiget. — Den Altar an der Epistelseire mahl-
te i. I. 1697 Johann Carl von Röselfeld.
Die einstige Sch i ffe r'sche, jetzige F rau e n ka pell e,
i. I. 1794 mit Bildhauer - Arbeit im neueren Geschmacke ver-
4 *
52
sehen, ist die Ruhestätte der Ritter von Schiffet/ und
der Herren von Mühlwang, welche sich in älterer Zeit
ganz vorzüglich um die Kultur und Sicherheit der Gegend
verdient gemacht hatten.
Die Hintere Seite nkapelte links/ wurde i. I.
151Y zu Ehren Allerheiligen gestiftet. Hier wird
die Freunde der altdeutschen Kunst/ ein 15 Schuh hoher,
5 Schuh breiter Altar mit 36 Figuren aus weißem Töpfer-
thone/ angenehm überraschen.
Dieser Capelle gegenüber ist die St. Annen - oder
Todtenkap elle, 1490 und 1497 erbauet, i. I. 1794
mit einem neuen Altare versehen, der die Taufe des heit.
Johannes vorstellt, und seit d. I. 1798 zum Taufen, vor-
her aber zu Grüften verwendet wurde.
Die Grafen von Seeau zu Ebenzweyer — und die
Grafen von Schärfenberg zu Ort, haben ihre eigenen Ru-
heplätze und Epitaphien in dieser Kirche. — Nebst
diesen führen wir von den vielen, zum Theile wirklich schö-
nen, aber nicht mehr lesbaren, theils aber auch durch Kir-
chenstühle verdeckten Grabsteinen, noch jene der Star-
hemberge (1544) — Schmidberger (1637 — 1739 — 1746)
— der Geislitzer von Wittweng—der Kaschnitz von Wein-
berg (1694 — 1709) — der Ritter von Schachner (1438),
und unter dem Kirchenportale, die Ruhestätte der Herren
Vorster (Förster, aus dem 16. Jahrhunderte), und des
Caspar Herleinsperger an, welcher i. I. 1450 entschlief.
An der linken Seite des Presbyteriums, liegt endlich
auch der in seinem 46. Lebensjahre verstorbene, von den
Zeiten des Bauernkrieges bekannte Adam Graf v. Her-
bersdorf, gew. kaiserl. geheimer Rath, und Landeshaupt-
mann von Oesterreich ob der Enns, der Erbauer der neuen
Kirche. Sein Monument von rothem Marmor, 7 Schuh
hoch und halb so breit, in senkrechter Richtung eingemau-
ert, zeigt das Bild dieses einst gefürchteten Mannes in Le-
bensgröße und voller Rüstung, getreu einem wohlgetroffe-
53
nein Portrate abgenommen. An den vier Ecken befinden sich
seine vier Wappen, und rund umher folgende Inschrift:
„Adam Graf von Herbersdorf, Ritter, Herr
„der Grafschaft Orth am Traunsee A Nom.
„Kais. Kon. Majestät geheimen Raths und
„Landeshauptmann in Oesterreich ob der Enns,
„auch Sr. fürstl. Durchlaucht in Bayern ge-
„westen General-Wachtmeister, und Obrist zu
„Roß und Fuß rc. rc. Starb anno 1.629 den
„11. Sept. zwischen 7 und 8 Uhr Abends
„sanft und selig in Christo Jesu unsern Er-
„löser und Seligmacher, seines Alters im 46.
„Jahr. Welcher ein große Seytn und Be-
„schützer der heiligen Kathos. Kirche gewest.
„Dem Gott genad."
Herr Or. Sartori, und Professor Schuttes, nennen
ihn zwar einen „Wütherichallein er hat das Urtheil Got-
tes überstanden, und achtet der Menschen Verunglimpfun-
gen !'»'umermehr. Es ist wahr, daß er den Aufruhr der
Bauern durch auffallende Strenge in der Asche ersticken
wollte ; allein man darf auch nicht vergessen, daß er sich ge-
gen jene, welche oft auf Gnade und Ungnade sich ihm er-
gaben , sehr mild bezeigte; daß er die verwundeten Rebel-
len, gleich seinen eigenen Soldaten verbinden und heilen—-
ja, daß er sogar viele Gefangene beschenkte, und frey nach
Haus ziehen ließ a). Voreiliger Schimpf möge daher die
Asche solch' eines Mannes nimmer beunruhigen b)1 —
Auch außer der Kirche befinden sich viele Monumente.
a) Chronicon Lunaelac. pag. 573.
b) Herbersdorf wurde 1583 zu Kahlsdorf in Steyermark ge-
boren. „Anno 1628 ist er in Steyermark und zu München
>am bayerischen Hof gewesen, da er viel zu fordern vermeint,
»geglaubt, aber letztlich von ihm gefordert worden, worüber
»er sich so bekümmerte, daß er an beständigem Husten litt,
»zusehends abnahm und starb." (Kontrefet-Kupferstich der
Großen unter Ferdinand II. Zweyter Theil. Seite 362.)
54
Das Merkwürdigste derselben ist unstreitig der Römer-
stein, 3 Schuh Q Zoll lang, 2 Schuh 1 Zoll breit. Die
Buchstabens Zoll und auch minder hoch, sind schon ziem-
lich abgerieben, und mehrere Stückchen davon ausgefallen.
Doch ist die Inschrift noch leserlich, und lautet folgender
Maßen :
v. M.
LVPVS. VXLICVS. FECIT PRO BINO ACT. OPI.
SO CEIilöNI ET PROBA SOROR FRATRI
ONXL ET. VRSE CONIVGI. ViVE.
FAE CAE RVNT a).
An der südlichen Außenseite der Kirche, ist noch ein
sonderbarer Kopf eingemauert, von dem die Sage geht,
daß er der nachgeformte Kopf jenes heidnischen Baumeisters
sey, der diese Kirche immer in der innern Viechtau am Hain
und sogenannten „Erer," als Götzentempel haben wollte,
sich hierzu den Saran als Gehülfen erbarh, und von ihm
nach mißlungenem Werke, über den Thurm geschleudert
wurde.
An der nördlichen Seite der Kirche, liegt der große
Pfarrhof, still und freundlich zwischen einem Garten und
den nöthigen Wirthschaftsgebäuden, mit einer der schönsten
Aussichten auf den Gmundner-See und den Traunstein. Er
ward zweymahl durch Feuer verwüstet, wurde aber von dem
Pfarrer Jacob Auron Schloßer aus Tyrot, i. I. 1.740 in
besseren Zustand hergestellt. Nichts desto weniger haben auch
a) Benedict Pillwein, loe. eit. pag. 358 gibt hievon folgende
Leseart: Diis' Manibus. Lupus villieus fecit Probino ae-
tuoso opifici socerioni , et Proba soror fratri obito an-
no XL ct [Trsae conjugi vivae iecerunt, Z u Deutsch:
„Den Göttern der Verstorbenen. Diesen Grabstein setzten Lu-
pus ein Landmann (oder Gutsbesitzer) dem Probinus, einem
thätigen Gewerbsmanne, seinem Schwiegervater, und die
Schwester Proba, ihrem 40 Jahre alt gestorbenen .Bruder,
und seiner Gattinn Ursa bey ihrer Lebzeit." — Weder Mu-
ratorius, noch Gruterus, selbst P. Albert Muchar nicht, ha-
ben obige Inschrift.
55
seine Nachfolger sehr bedeutende und wesentliche Verände-
rungen, zumahl, in den Oekonomie- Gebäuden, thätigst un-
ternommen. — Hier befinden sich daS Verzeichn iß der
Pfar rherren, welches i. I. 1400 mit Ferdinanden Mit-
wanger beginnt; und vier h i sto r i sch - m e r k w üv d ig e
Bilder, die für die Geschichte dieser uralten Pfarre, vor-
wog der beygesetzten Inschriften, von großer Wichtigkeit
sind, und öfters erneuert wurden.
Das erste Bild stellt Alberten von Velds 6 erg,
Truchseßen von Oesterreich mit dein Nonnenkloster Jmbach
(einst Minnepach) in Unrerösterrerch vor, mit der lateinischen
Unterschrift:
„Albertus de Veldsber^, Oa^ifer A^ustriae) 6t.
„Claritus Gislae de Orth, Monasterii Impacen-
„sis fundator, hujusque antiquissimae parochiae
„in Minster ad idem Incorporator i. Martii
„MCCLXfX a).“
Auf dem zweyten Bilde befindet sich Veldsbergs Ge-
mahlinn , G i s l a von Ort abgebildet. Ihr Gatte bethete
in einem feyerlichen Anzuge vor dem Bilde des Gekreuzig-
ten: auch sieht mau das See - und Landschloß Orc, die
Pfarrkirche und den Pfarrhof zu Altmünster. Die Unter-
terschrift lautet:
„Gisla de Orth, et uxor Alberti de Veldsperg’,
„Monasterii Inipacensis fundatrix, hujusque an-
tiquissimae parochiae in Minster ad Idern In-
„corporatrix 1. Martii MCGLXIX b).c<
Ein drittes Bild, das Porträt des Fürstbischofs
O Albert von Veldsperg, Truchseß von Oesterreich, 'und Ehe-
gemahl der Gisla von Orth, Stifter des KlofferS Jmbach,
und dieser uralten Pfarre in Minster, zu selbem Einverlei-
ber. Den 1. März 1269.
I») Gisla von Orth, und Ehefrau Alberts von Veldsperg ,
Stifterinn des Jmpach'schen Klosters, und dieser uralten
Pfarre in Master, zu selbem Einverleiberinn. Den 1. Marz
1269.
56,
Leopold Ernest von Passau, mit seiner Residenz,
hat folgende auch hierauf Bezug habende Unterschrift:
„Leopold. Ernestus exemtae Ecclesiae Passa-
„viensis Episcopus et S, R. I. Princeps e co-
„mitibus de Firmian vestigiis antecessoris sui
„infistens, eandem Parochiam, et jura Episco-
palia in his oris facilius contra Insultus Te-
sserarios vindicaret, 1764- ad finem vergente
„ab Impacensibus praetio soluto redemit" a).
Ein viertes Bild stellt endlich Se. Majestät den Kai-
ser Joseph II. vor, mir nachstehender Unterschrift:
„Josephus II. Rom. Imp. Tandem hanc Paro-
„chiam, cum anno 1786 fis de collatione ejus-
dem, post factam Episcopatus separationem
„oriretur, ad initium anni 1787 juri ordinario
„restituit, sibique, ut in caeteris per terras
„haereditarias Parochiis, jus nominandi reser-
„vavit" b).
Zu Altmünster war einst auch der „Vorster'sche"
Freysitz. Er wurde durch ein Legat der Gräfinn Maria
Salome von Herbersdorf, ein Wohnhaus für die hiesigen
Captane. Weil aber durch die Länge der Zeit die uralte
Schule schon baufällig wurde, und ohnedieß so klein war,
daß der damahlige Schulmeister die Kinder in seinem eige-
a) Leopold Ernst, der exemten Kirche zu Passau Bischof, und
des H. R. R. Fürst, aus den Grafen von Firmian hat, um
den Fußstapfen seines Vorgängers zu folgen, eben diese Pfar-
re gegen Ende des Jahres 175't von den Nonnen zn Jmbach
gegen bezahlten Kaufschilling eingelöst, damit er desto leichter
seine bischöflichen Rechte in diesen Gegenden, gegen verwegene
Anfälle schützen könnte.
f) Joseph ll. Römischer Kaiser hat endlich diese Pfarre, als i.
I. 1786 nach geschehener Trennung des Bisthums, über de-
ren Vergebung ein Streit entstand, im Beginne des I. 1787
dem Ordinariate zrrrückgestellt, und sich hierüber wie bey den
übrigen Pfarreyen feiner Erblande, das Ernennungsrecht Vor-
behalten.
57
rieri Wohnzimmer unterweisen mußte: so zog der hiesige
Dechant und Pfarrer Franz Ignaz Grabner i. I. 1784
seine Capläne zu sich in den Pfarrhof, bestimmte den obern
Stock des Caplanhauses zur neuen Schllle, und ließ zwey
geräumige und bequeme Lehrzimmer Herrichten, die später-
hin von 258 Kindern besucht wurden. Im Zahre 1789 un-
ter dem Pfarrer .Himmelreich Joseph, geschah der
Verkauf des unteren Stockwerkes im Caplanhause. — Im
Jahre 1824 kam noch ein drittes Lehrzimmer zu dieser
Schule; und 1826 wurde sogar die Herstellung eines neuen
Schulhauses ausgeschrieben, um Platz für 4lO Kinder zu
erhalten, die wirklich auch gegenwärtig das neue, auf einer
kleinen Anhöhe nächst Alcmürister, 1827 erbaute Schulhaus
besuchen. — Noch i. I. 1469 war die jetzige Wohnung
des Schulmeisters zugleich das Schulhaus.
Fünf Minuten ober Altmünsier erhebt sich der soge-
nannte Brenn büchet, auf dem man einst Eisenschlacken,
röhrenförmige rorhe Ziegel mit allerley Figuren, graue To-
pfe mit Gebeinen, alte Münzen u. dgl. gefunden hat a).
Hierüber, so wie über Altmünster selbst, walten daher
allerley Sagen. So erzählt man l) Altmünster wäre
der älteste Ort der ganzen Umgegend, früher und zwar
am Ufer oder jetzigen Urthl (Ur-Theil) von Fischern be-
wohnt, die dem Heidenthume ergeben, an dem nähmlichen
Platze wo jetzt die Kirche steht, und am Kotmannsberge im
sogenanten Erer, ihre Götzentempel hatten. Ein frommer
Einsiedler Nahmens Hieronymus, zerstörte aber dieselben;
daher noch heut zu Tage der Nahme „H i e ro ny m u s l ei-
te n ,“ übrig blieb.
Andere erzählen, 2) daß hier vor Alters ein Kloster
gestanden, in welchem die Mönche nach der Regel deS heil.
Benedicts lebten, weßwegen man auch das Andenken die-
a) Tlu diesem Brenn buchet (oder Brennt) ügel bey
Gmunden, wie Muchar schreibt), ging eine alte römische
Verbindungsstraße, welche aber auf der Peutingerischen Tafel
nicht angezeigt ist. Muchar: Rom. Norik. !. 290.
58
ses frommen und heiligen Ordensstifters zu Altmünster nie-
mahls erloschen ließ. Den Nahmen „?l l t m ü n st e r" habe
aber dieses Kloster erst um das Jahr 900 nach Christi Ge-
burt erhalten/ als damahls ein neues Münster für Bene-
dictiner-Nonnen- in dem benachbarten Traunkirchen gestif-
tet wurde. Die mehrmahligen Einfalle und Verwüstungen
der Hungarn/ haben jedoch jede weitere Erinnerung an die-
ses einstige Kloster vernichtet.
Wieder andere behaupten 5)/ daß Kaiser Carl der Gro- ^
ße die ersten Geistlichen hierher gebracht habe- die aber
weit herum- ja sogar bis nach Salzburg zum Predigen gehen
mußten. Wirklich hatten auch die Priester von Altmünster
(die demnach keine streng versperrten Mönche seyst konnten)
noch i. I. 1.1.20 bis nach St. Georgen im Attergau/ und
Dem 6 Srurtden entfernten Lohen oder Locha Excursiones: zu
machen/ weßwegen Altmünster noch lange einen Haferdienst
für die dazu nöthigen Pferde bezog.
Endlich soll sich einst 4) auf jenem Platze wo jetzt Alt-
münster steht/ eine große Römer st ad t erhoben haben/
welche sich von Hocheck bis an den Atbertsberg erstreckte, unb
von der man noch gegenwärtig allenthalben in der Nachbar-
schaft/ Ziegel und Mauerwerk unter der Erde auffinde.
Wir lassen diese Sagen dahin gestellt, und räumen die-
sem Pfarrorte wenigstens den Vorzug ein, daß er viel älter
als Gmunden sey, und als weit ausgedehnte Pfarre be-
reits im 1.0. oder doch im ü. Jahrhunderte erscheinet, in-
dem es sonst unerklärbar wäre, wie sich einstens, und zwar
bis ±776 die Pfarre Altnrünster nicht allein über alle Vor-
städte von Gmunden, sondern auch über die Dorfgemeinden
Weyer und Traunstein erstrecken konnte. —- Wer hat aber
diese Pfarre gegründet, oder doch wenigstens aufs neue
errichtet? — Höchst wahrscheinlich diejenigen, welche einst
das Patronatsrecht von selber besessen/hattest; und dieß wa-
ren entweder die Ma r kg r a fe n von Steyermark, als
einstige Besitzer der Herrschaft Ort in grauer Vor-
zeit, od-er ihre Dienstmannen, welchen sie gedachte Herr-
59
schaft, und mit selber auch die Pfarre Altmünster zu Lehen
verliehen hatten. Ans den oben angeführten vier Gemählden
im hiesigen Pfarrhofe^ entdeckt uns gleich das erste , daß
A lbert von Veldsberg, die (letzte) Gräfinn von Ort
Nahmens Gisla zur Ehe hatte, und mit selber am 1. und 7,
März 1269 das Frauen öl oster (der Dominikanerinnen) zu
I m b a ch in Ni e d e r - O st e r r e i ch stiftete, welchem er dann,
die uralte Pfarre Ältmünster (antiquissima parochia
Mönasterieovsis hieß sie bereits i. I. 12,3(5 oder 1263) gänz-
lich einverleibte. Bedurfte nun gleich diese Vereinigung
allerdings der Genehmigung des OberhirtenS von Pastau: so
beurkundet sie doch, daß beyde Ehegatten als Lehensträger
der Herrschaft Ort, ein gegründetes P a r r 0 n a t s r e ch r auf
diese Pfarre besesten hatten: und dieses Recht ging baun míe
allen daraus entspringenden Wirkungen auf die Nonnen zu
Jmbach über, die von jetzt an (wie einst die Klosterfrauen
t>on, Niedernburg zu Pa stau für die Stadtpfarre Gmunden) ,
die folgenden Pfarrer für Altmünster dem Bischöfe so lange
präsentirten, bis endlich (nach Zeugniß des dritten Bildes)
Leopold Ernst Graf von Firmian und Fürstbischof von
Pastan i. I. 1764/ diese Pfarre von den Nonnen zu Jm-
bach, um 6/000 fl. aus dem Pastauer - Alumnatsfonde an sich
kaufte, um seine bischöflichen Rechte in der Umgegend mehr
zu verwahren. Daher kömmt es denn auch, daß ein jeweili-
ger Pfarrer von hier, noch immer 68 fl. 48 kr. Conv. Münze
als Atumnatspension nach Pastau abzuführen hat. — Johann
Steiner in seinem „Reisegefährten durch die österreichische
Schweiz pag. 383" — und Benedict Pillwein in seiner „Ge-
schichte, Geographie und Statistik des Traunkreises II. Theil,
l>ag. 333" / scheinen diese Vereinigung gerade im umgekehr-
ten Verhältnisse genommen zu haben, indem sie behaupten,
daß hierdurch einem jeweiligen Pfarrer von Altmünster, das
P rasen rationsrecht über die Nennendes Klosters
Jmbach eingeräumt worden wäre. Allein man bedenket, daß
diese dem Pfarrer zugedachte Ehre, dem neugestifceten Klo-
ster wenig Nutzen gebracht haben würde, die beyden Grün-
desselben aber/ solch' eine Vereinigung nur zum Besten der
Nonnen veranstalteten/ — wenn man fernerd überlegt/ daß
solch' eine Beschränkung der eigenen Aufnahme von Candida-
tinnen / die Vorsteherinn des Klosters nicht erst um Geld ver-
kauft/ sondern gern umsonst überlassen hatte; — wenn man
endlich überlegt/ daß bey dieser vermeinten Präsentation der
Nonnen für das Kloster Jmbach, Fürstbischof Leopold Ernest
gar keine Ursache gehabt hätte/ seine bischöflichen Rechte „in
der Umgegend Atcmünsters" (in bis oris) durch die baare
Ablösung dieser Pfarre von den Nonnen/ stärker zu sichern:
so ergibt sich deutlich / daß nicht der hiesige Pfarrer die dorti-
gen Nonnen/ sondern die Nonnen einen jeweiligen
Pfarrer hierher präsentirten, auch das gewöhnliche Ab-
sendgeld aus der Kirchenoassa abverlangten, welches (mit glei-
chem Rechte) für die Aebtissinn von Niedernburg/ bis 1782
von der Stadtpfarre Gmunden, jährlich 400 fl. betrug, und
auch hier eine bestimmte Summe alljährlich eintragen konnte,
die dann dem Nonnenkloster allerdings aufhalf.
Die Markgrafen von Steyer oder ihre Lehensmänner,
die Herren der Herrschaft Ort (welche gegenwärtig
noch das Vogteyrecht behauptet) , waren also ungezweifelt die
ersten Gründer, oder wenigstens Wiederhersteller der Pfarre
Altmünster, zu der sich dann im Laufe der Zeiten mancherley
Wohlthäter fanden, welche fromme Stiftungen zu dieser
Pfarre vermachten 3). — So hatte i. I. 1454 Martin
e) Eine noch vorliegende Original-Urkunde im n. ö. ständi-
schen Archive zu Wien. (Archiv stat. num. 671) vom Jahre
1365/ bemerkt schon eine Jahrtags - Stiftung, wie folgender
Auszug beweiset: »Frau Margareth, von Gottes Gnaden
Äbtissinn zu Traunkirchen und das Convent daselbst, verbin-
det sich gegen empfangene halbe Mühl zu Gmunden, an Hrn.
Herwarthen den Mühlwanger, jährlich ein halb Pfund und
zwey Pfennig, dem Pfarrer zu Münster zu einer ewigen
Jahrtagshaltung, für besagten Herrn Herwarthen den Mühl-
wanger und seine Vorfahren zu reichen, als so lange sie an-
derwärts ein halb Pfund und zwey Pfennig erkaufen mögen.
6i
Schachner von E b e n^z weyer, Pfleger zu Losenstein,
das sogenannte Kagerbauerngut in der Pfarre Laakirchen,
nach Altmünster geschenkt/ und hierfür einige Gottesdienste
verordnet/ welche allhier für ihn und seine Familie (deren
ritterliche Ruhestätte hier sich befindet) gehalten werden soll-
ten. — Auch Herr Wolfgang Förster gehört in die
Reihe der hiesigen Gutthäter, ohne daß man jedoch weiß,
wann oder wo er gelebt habe. Hoheneck'ö Genealogie HI. 182,
kann uns hierin nur so viele Aufklärung geben, daß die Her-
ren „Vorster" noch im 16. Jahrhunderte zu Gmunden seßhaft
gefunden, unter die Landstände gezählt, und einige aus ih-
nen in d. I. 1558, 1583 und 15g4 unter dem Kirchenpor-
täte zu Altmünster beerdiget wurden. Ob jedoch jener Perer
Förster zum Wildenforst, der schon i. I. 1284 auf
dem Turniere zu Regensburg erschien, aus dieser Familie ent-
sproß, ist ungewiß. — Graf Adam von Herbersdorf,
dessen herrliches Monument bereits beschrieben wurde, ließ die
Kirche um das I. 1Ö20 durch den Vordertheil erweitern; und
seine Ehegattinn Marie Sa ly me, geb. Freyinn von
Preising, legirte i. I. 1Ö2() das Forstergut zu Altmünster,
mit Haus, Scheuer und Stallungen, einem großen Obstgar-
ten , zwey Wiesen und Aeckern nebst andern Ländereyen, wie
auch zweyen Fischerhäuschen in der Seewiese und zweyen Fi-
scherhucken, jedoch mit vielen und großen Verbindlichkeiten
zur hiesigen Pfarre.
Die ferneren Schicksale, welche AltmünsterS Kir-
che und deren Vorsteher in den folgenden Zeiten erfreuten oder
betrübten, sind nur wenige, und finden sich bey jenen Pfar-
rern verzeichnet, unter denen sich selbe zutrugen. — Aus der
oben angeführten Reihe der hiesigen Seelsorger, die i. I.
1400 mit dem Tode des Pfarrherrn Ferdinand v. M ü h l-
wang (oder Mitwanger) beginnet, heben wir daher nur
Mit der Äbtissinn und des Convents anhängenden Jnsigekr.
Geben 1565 an St. Wolfgangstage.*
Folgende, ihrer Würde oder That^keir halber/ Bemerkens-
werthe hervor.
Wilhelm Amon- f 1477/ war der Stifter eines
Jahrtags. Unter ihm verlieh Papst Sixtus IV. am 12. Oc-
tober 1475 der Kirche Alrmünster, eine wegen ihrer Unter-
schriften merkwürdige Ablaßbulle.
Erasmus Sternberger, f 1521/ war Canonicus
von Trident/ und ließ daher seine Stelle atthier durch Jo-
hann Aichhammer vertreten.
Nach Johann Frey sing er Tode/ ch 1550/ kamen
einander drey' lutherische Pastoren/ die nun in
hiesiger Kirche und Schule die neue evangelische Lehre verbreit
Der erste war Abraham Schachner/ Gutsherr
des benachbarten Schlosses Ebenzweyer, Ritter und Pastor
zu Alrmünster/ der schon in seiner Jugend den Bauern pre-
digte/ dann in der Schtoßkapetle zu Ebenzweyer/>ndlich aber/
als die katholische Geistlichkeit weichen mußte, bis zum Jah-
re 1563 oder 1564 in hiesiger Pfarrkirche öffentlich lehrte.
Seine beyden Nachfolger Jo h. Reifing er und Chri-
stoph Wagner pastorirten nicht lange, denn schon i. I.
1565 entriß Wilhelm von Kienberg, Canonicus von
Brixen, die hiesige Kirche den Jrrlehrern, und stellte den
Sigmund Neufeldner, zu seinem Vicarius auf.
Im Jahre 1579 der indeß nachgefolgte katholische
Pfarrer Valentin Stauden heicheck; und schon im
folgenden Jahre findet sich abermahl ein protestantischer Pa-
stor, Nahmens Mathias Heiser, der beyläufig fünf
Jahre hier predigte, und i. I. 1585 Barth olöin a Riß
zum Nachfolger hatte, der erst nach 14 Jahren, von hiesiger
weichen mußte.
Seitdem Jahre 1599 wurde dann die m^t Ansatius
Schmied (ch 1606) beginnende Reihe der hiesigen katholi-
schen Pfarrer nimmer gestört. AuS ihnen wurde Caspar
H e i n e tz i. I. 1609 Pfarrer zu Hofkirchen — Christoph
Merk zwischen den Jahren 1620 und 1638 Pfarrer zu Thal-
heim nächst Wels.
63
Georg Finster w a ldne v, Protonotarius Aposto-
licus unb Comes Palatii stiftete sich einen Jahrtag, und
starb erst i. I. 1703 nachdem er 59 Jahre die hiesige Pfarre
verwaltet hatte.
Ferdinand Ernst Traut, beyder Rechte Doctor,
Protonot. Apost. und Domherr von Fünfkirchen, erbaute
den Getreidekasten, stiftete sich einen Jahrtag, und resignir-
te die Pfarre zwey Jahre vor seinem Tode 1732.
Jacob An ron Schlosser, dessen würdiger Nach-
folger und Erbauer des jetzigen Pfarrhofes, stiftete ebenfalls
einen Jahrtag, und starb 1743.
Ambros Loos, der erste hiesige Consistorialrath und
Dechant, unter welchem i. I. 1764 Fürstbischof Leopold Ernst
von Passau, laut Inschrift seiner oben berührten Abbildung,
das Prasentationsrecht auf hiesige Pfarre, den Nonnen von
Jmbach ablöste, wurde nach 15 Jahren i. I. 1775 auf die
Decanatspfarre Peuerbach befördert.
Franz Ignaz Grabmer, vorher Administrator zu
Maria Taferl, wurde gleichfalls hier Consistorialrath und
Dechant, stellte die Schute neu her, und ward endlich i. I.
1783 Domher von Leoben.
Nach seinem Abschiede trennte (nach inschriftlicher Aussa-
ge des gemeldeten vierten Bildes) Kaiser Joseph II. diese bis-
herige Zehentpfarre von dem Bisrhume Passau, und wies sie
i. I. 1787 dem Linzer Kirchensprengel zu, indem er sich nur
das Ernennungsrecht vorbehielt, und zum ersten landesfürst-
lichen Pfarrer allhier, Herrn Joseph Himmelreich, ge-
wesenen Professor der Kirchengeschichte bestimmte, welcher
dann durch 12 Jahi;e als Consistorialrath, auch die hiesige De-
canatswürde verwaltete.
Als dieser i. I. 1793 Dechant zu Altheim wurde, folg-
ten ihn gleichfalls als Rural-Dechante Matthaus Fuchs,
nach fünf Jahren Pfarrer zu Gunskirchen; i. I. 1806 Herr
Joseph Schlahammer, gewes. Pfarrer zu Ischl, allwo
er das Decanat bereits durch drey Jahre provisorisch versah;
— und nach seinem Tode i. I. 1822 Herr Jacob Brun-
n e r, welcher unter seiner sehr schätzbaren Sammlung von
Alterthümern/ auch ein gut erhaltenes geschriebenes Chor-
buch mit der Jahreszahl 1509 und 1515, von den einstigen
B en e d ictin er- N 0 n n e n zu Traunkirchen besitzet;
und worin die Anmerkung steht, daß selbes die Klosterfrau
zu Traunkirchen und Kellnerinn des Gottshauses, Nahmens
a rg ar e t h a S t a m n a t e ri n n" schreiben ließ. Aeb-
tissinn 1522 ch 1550). V
Dieser genießt gleich' seinen übrigen Vorgängern, seine
Einkünfte von Grund-Erträgnissen— von Zehenten —
von Unterthansgefällen — Stiftungen und Stollgebühren;
hat aber die V e r b in d l ich keit auf sich , die Cooperatoren
zu unterhalten, und seinen Expositus zu Neukirchen in der
Viechtau alljährlich einen -bestimmten Beytrag im Gelde ab-
zureichen.
——------;—
Zur Pfarre Altmünster gehört auch, nebst allen übrigen
ünmerkwurdigen Filialen
auch Ebenzweyr oder Ebensweyer, ein prächtiges
Schloß und nettes Dörfchen von 24- Häusern, 50
Wohnparteyen, 129 Einwohnern, durch eine freundliche
Bucht, nur auf eine halbe Viertelstunde von Altmünster ge-
trennt.
Das Schloß, auf einem Hügel prangend, und mir
seiner zierlichen Faeade gegen den See gekehrt, haben die
edlen Schachner 3) bereits i. I. 1292 besessen, und sammt
der Herrschaft über 500 Jahre behauptet. — Abraham
Schachner, in der zweyten Hälfte des 16. Jahrhunderts
(wie schon gesagt) protestantischer Prediger zu Altmünster,
a) Steiner, Üb. cit. Seite 382 nennt diese Familie: S ch a-
cher, und führt aus einem Kaufbriefe des Herbard von
Srein, auf das Jahr 1292 einen Dittmar von Scha-
cher, als Zeuge aus.
65
besaß Ebenzweyer um d. I. 1550. Zu seiner Vermahlung
wurde/ etwa um 1560 ein vorzüglich schon gearbeiteter Trink-
becher in Gestalt eines KelcheS verfertiget, und nach der Trauung
zum Toasttrinken bey dem Hochzeitmahle gebraucht. Er ent-
hielt im feinen Gepräge die Porträte der Neuvermählten mit
mehreren deutschen Denksprüchen, wurde aber leider! i. I.
1809 eingeschmolzen. Ritter Abraham Schachner besaß das
Schloß noch l6o5. Als er aber mit seinem Tode diese Fami-
lie beschloß, bekamen eS die Herren von Rohrbach, aus de-
nen es i. I. 16II Abraham von R0hrb a ch im Besitze
hatte. Hierauf kam es an die Grafen von See au; i.
I. 1767 an Elias Frey Herrn von Engt; i. I. 1771
an Elias Anton von U n k r e ch rs b e rg; 1803 an Flo-
rian Max Klody; — nach dessen i. I. 1828 erfolgten
Ableben aber, an dessen ältesten Sohn Maximilian Klo-
dy, von welchem es i. I. 1831 Se. kön. Hoheit Erzher-
zog Maximilian von Oesterreich-Este käuflich an
sich brachte. —• Seit Achatz von Seeau, hatte dieses Schloß
nur wenige Bauveränderungen erlitten, und war daher in
letzter Zeit sehr tief herabgekommen. Doch in den letzten zwey
Jahren, ward es von seinem hohen Besitzer nicht allein um
die Hälfte vergrößert, sondern auch nachdem neu-italie-
nischen Baustyle dermaßen verschönert, daß dasselbe schon
dieserwegen, dann aber auch seiner überaus mahlerischen La-
ge halber, in Mitte der reizendsten See- und Gebirgs-Land-
schaft, zu den herrlichsten Lustschlössern gezählt zu werden
verdienet.
Zu dieser Herrschaft gehörten auch einst die Edelsitze
Hildprechting und Thalham; allein man ließ sie ab-
kommen, und vereinigte die dazu gehörigen Unterthanen
mit Ebenzweyer.
Altmünster.
5
Ort, auch Orth und Orte ist die nächste unter os-
len Curatien, welche von der Multerpfarre 'Altmünster ent-
weder abhängen, oder doch entsprangen; liegt zwischen Gmun-
den und Altmünster am See, und wurde theilweise aus
den Ortschaften Ort, Eck und Traunleiten, mir 57 Häu-
sern und 416 Seelen gebildet.
Ort selbst, ein Dorf mit einem See - und Landschlos-
se und einem bedeutenden Bräuhause, liegt am Fuße des
Gmundnerbergeö westlich beym Traunsee mit 46 Häusern,
47 Wohnparteyen, 317 Einwohnern; und ist zwischen den
Pfarren Altmünster und Ort, in der Seelsorge getheilt.
Die Entstehung der beyden Schlösser und der
gleichnahmigen Herrschaft, verliert sich ins graue Alterthum.
Das Seeschloß mit dem Landschlosse durch eine 66 Klaf-
ter lange Brücke verbunden, ist mehrere hundert Jahre äl-
ter, als das L^ndschloß, und stand höchst wahrscheinlich am
Ende 9) von Gmunden. — Zwey Brüder sollen sich (der
Säge nach) fast arm an selbem gebaut haben. Glaubwür-
dig waren es Hartnid und Gerolch (oder Berloch)
von Orr, beyde Dienstmannen (Ministeriales) der steye-
N sch en Markgrafen, von welchen sie die Herrschaft Ort zu
Lehen empfingen.
Hartnid von Ort kömmt fast in allen Urkunden
vor, welche Markgraf Ottokar IV. von Steyer, zwischen
den Jahren 10Q2 und 1122 meistens zu Gunsten seines
Benedictiner-Klosters zu Garsten ausgestellt hatte; Gerolch
eigentlich Berloch von Ort, erscheinet aber nur i. I.
1107 als Zeuge einer Schenkung, welche Bischof Hartwich
von Regensburg, an das Kloster Mansee gemacht hat b).
a) Daher der Nahme »Ort,« welcher auch »ein Ende" bedeu-
tet; z. B. »am Ort draußen." Math. Höfer: Etymologisches
Wörterbuch. 1815. II. Theil. pag. 299.
b) II. r. t. s. Pa^timis Comes Engilbertus -— Berloch de
67
Die Jahreszahl 1092 auf dem allen Schloßthurme,
bestätiget das hohe Alter des Seeschloffes, dessen ganzer
Bau noch überdieß zeigt, daß er nicht zur Lust, sondern
zur Wehre aufgeführt wurde, und wahrscheinlich zum Schu-
tze des aufblühenden Gmundens dienen sollte. Die Burg
steht daher auf einem Felsen im See, und war einst mir
starken Ringmauern umgeben.
Das Geschlecht der Herren von Ort blühte
ungefähr 200 Jahre fort. Die Meisten derselben waren
Kanzler und Marschälle de: steyerischen und österreichischen
Landesfürsten, bis sie endlich mit Gisla von Ort, der
Gemahlinn Alberts von Veldsberg, und Stifterinn des Non-
nenklosters zu Jmbach, die noch i. I. 1269 dieß Schloß be-
saß, gegen Ende des 13. Jahrhundertes ausstarben, wo-
durch diese Herrschaft ch^n österreichischen Herzogen anheim
fiel. Von diesen bekamen sie die Herren von Winkel,
unter denen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhundertes,
wegen Zwietracht zweyer feindlicher Brüder, das Land-
schloß (der Sage nach) gebaut worden ist. — Im Jahre
134-4 kam Ort als Grafschaft, von Weickart von Win-
kel an Rein p recht und Friedrich Gebrüder von
Wallsee um 225 Pfund Pfennige (Hoheneck und En-
nenkel), von diesen i. I. 1346 an ihren Nahmens-Ver-
wandten, den edlen Marquard. Die Nachkommen der-
selben besaßen dasselbe auch so lange, bis der Letzte dieser
berühmten Familie Rein pr echt IV. von Wallsee i.
I. 1483 mit Tod abging, Kaiser Friedrich IV. Ort als
heimgefallen zu sich nahm, und durch besondere Pfleger ver-
walten ließ 3). 1525 erhielt es Nicolaus II. von Salm,
orte —• Sigihart de Durchilnburch, Deminlstri Ecclesiae
sancti Petri (Ratispone) etc. Chronic. Lunaelac. p. 115.
a) Unter diesen findet sich auch ein Christoph Jörger zu
N ei d t h a r t i n g, Ritter (Hoheneck 1727 in Fol. pag. 452).
Auch Veit Millwa n ger, Herr zu Mühlgrub und Neidt-
harting, war Pfleger der kais. Herrschaft Ort am Traunsee;
5 *
68
Vertheidiger und Retter Wiens gegen Sotymann, als
Mannslehen von Kaiser Ferdinand I. der es späterhin den
edlen S ch ärfe n b erg er n verlieh/ die sich dann in der
Pfarrkirche zu Altmünster eine eigene Familiengruft errich-
teten. Hannsen von Schär send erg / kaiserlichen Hof-
rath/ gehörte diese Herrschaft um das Jahr 1556. Ihm
folgten gemeinschaftlich: Gotthard von Schärfenberg
und Eustachius a), der aber i. I. 1559 starb/ und zu
Altmünster beerdiget wurde. Gotthard überlebte diesen^ sei-
nen Bruder um viele Jahre/ und vermachte endlich mir
kaiserlicher Genehmigung, Schloß und Herrschaft i. I. 1584
oder 1586 seinem Eidame Georg Achaz Fürsten von
Starhemberg zu Peuerbach, der sie aber schon i. I.
1588 an Weikhart Frey Herrn von Poll heim und
Warten bürg auf Puchheim wieder abtrat. Kaum hatte
dieser vier Jahre hindurch Ort besessen, so verkaufte er die-
se Grafschaft den l6. May 1594 der Gemeinde der Stadt
Gmunden, welche diese Herrschaft um 90,000 fl. und
1/000 Thaler Leitkauf an sich brachte; diese jedoch laut
Kaufbrief vom 21. April i603 an Kaiser Nu dop h II.
veräußerte, der sie dann wieder durch landesfürstliche Pfle-
ger verwalten ließ.
Ein solcher war schon in früherer Zeit Christoph
Jörger Ritter, und auch Wolfgang Freyherr
von Jörger gewesen b), die zum Unglücke für ganz Ober-
österreich, mir Luthern persönlich bekannt, und mit ihm im
beständigen Briefwechsel nun treulich halfen, die neue Lehre
doch schon i. I. 1435 als die Herren von Wallsee noch lan-
ge nicht erloschen waren.
a) Gotthard von Schärfenberg besaß i. I. 1569 zu-
gleich die Herrschaft Gleiß im V. O. W. W. — und
Waldbach im Lande ob der Enns. — Eustachius Herr
von Schärfend erg zu Spielberg und Ort am Traunsee,
war 1550 Amtmann des erzherzoglichen Salzkammergutes zu
Gmunden.
h) Im Jahre 1513 war er Landeshauptmann in Oesterreich ob
der Enns (Hoheneck pag, 458).
dieses Reformator- zu verbleiten, und den glimmenden
Zunder jenes gräulichen Aufruhres anzufachen, der endlich
r. I. 1626 mächtig aufflammte.
Kaiser Ferdinand II. hatte kurz zuvor i. I. 1625 Gra-
fen Adam von Herbersdorf mit der Herrschaft Ort
belehnt, der aber als Staathalter den Bauern schon lange ein
Dorn im Auge war. Als der unselige Bauernaufstand da-
her ausgebrochen war, glückte es den Bauern gleich anfangs
daS Schloß zu überrumpeln und auszuplündern, wobey sie
mehrere Kanonen erbeuteten. Dem Grafen glückte es zwar
sein Schloß wieder zu erobern, und von den Bauern zu be-
freyen; allein die Herrschaft, welche von ihnen spottweise
„da6 Staathalter-Landl" genannt wurde, blieb noch lange
verwüstet, und in der Aufrührer Gewalt, bis sie endlich bey
Gmunden toral geschlagen wurden. — Jetzt kehrte Graf
Adam von Herbersdorf als Landeshauptmann wieder nach
Ort zurück, ließ das Land schloß (oder sogenannte Her-
renhaus), welches von den Bauern ganz zu Grunde ge-
richtet worden war, wieder herstellen, und starb dort 1629
ohne einen einzigen Erben zu hinterlassen. Um das Jahr
16.54/ erhielt daher diese Herrschaft der Schwager des ver-
storbenen Grafen, Wahrmund Graf von Preysing,
und nach ihm sein Sohn Johann Albrecht, welcher
aber selbe i. I. 1659 an Georg Grafen von Sal-
burg oder Sallaburg verkaufte. Von dieser Familie
loste Ort Kaiser Leopold I. um einen bestimmten Schä-
tzungswerth i. I. 1Ö89 abermahls ein, von welcher Zeit
an. Schloß und Herrschaft, mit der i. I. 1779 auch Traun-
ki-chen vereiniget wurde, immer ein kaiserliches Kammergut
ist, und unter der Aufsicht des k. k. Salz - Oberamtes, von
einem kaiserlichen Pfleger verwaltet wird.
Während dieser Zeit lebte aber im hiesigen Schlosse,
Georg Bach müller als Gegenschreiber, und stiftete zur
Schloßka pelle des heil. Jacobs Maj. ein eigenes Ve-
ri e f i c i u m i. I. 1746/ jedoch mit der Bedingung, daß
der jeweilige Beneficiar dem Pfarrer zu Altmünster unter-
70
geben seyn, und ihm in hiesiger Seelsorge Aushülse leisten
sollre. — Solchergestalt wurde das Beneficium bis zum I.
±784 oder 1786 versehen, dann aber dessen Bezüge für die
Ervosituren Neukirchen in der Viechtau, und Steinbach am
Ziehberg verwendet, die zierliche Schloßkapelle zu einer ei-
genen Local-Pfarrey erhoben, und i. I. 1787 mit
einem selbstständigen Pfarrer besetzt. Dieser har seine Woh-
nung im alren Schlosse, von welchem aus er seine kleine
Gemeinde versieht. Doch ist in der ganzen Localie 'keine
Schule, lindem die Kinder in den nächstgelegenen Schulen
zu Altmünster, zu Gmunden und Pinsdorf den vorgeschrie-
benen Unterricht empfangen.
Expositur Pinsdorf.
Pinsdorf — Pinzdorf — aber nicht Biß- oder
Beißdorf (wie Schultes und Weißbacher anführen), ist
gegenwärtig ein Pfarrdorf von 43 Häusern, 62 Wohnpar-
reyen und 303 Einwohnern, nur eine kleine Stunde von
Gmunden entfernt an der Straße nach Vöcklabruck.
Dieses Dorf mit seiner alten, dem heiligen Apostel
Matthäus gewidmeten Kirche, gehörte einst mit seinen Um-
gebungen zur Pfarre Alt münster. Weil aber die mei-
sten Bauern allhier und in den benachbarten Dörfern, un-
ter der Herrschaft der damahligen Jesuiten zu Traunkir-
chen standen: so sandten diese bis zum Jahre 1749
jährlich einen Priester aus ihrer Mitte hierher, der eini-
ge Wochen lang in einem hiesigen Bauernhause wohnte,
die Jungen und Alten in der Religion unterwies, und je-
den Sonntag den Gottesdienst hielt. Dieß geschah nicht
minder 'an den beyden Festtagen der Kirchweihe und des
Patrociniums, wobey die Musik von dem Chore zu Traun-
kirchen besorgt wurde. — Im Jahre 1750 stellten die from-
men Väter einen beständigen Missionär hierher. Nach-
7t
• ^ >
dem aber t. I. 1773 feie ehrwürdige Gesellschaft Jesu auf-
gehoben wurde, so ward Pinsdorf sammt den benachbarten
Buchen, Moos und Neuhofen, feie eine Christengemeinde
von 420 katholischen und 9 okatholischen Personen in 65
Häusern bilden, von Traunkirchen weg, abermahls an Alt-
Münster zugetheilt, und dem dortigen Pfarrer daS Recht
eingeräumt, einen Expo situ s zu Pinsdorf anzustellen,
dem die seelsorglichen Geschäfte dieser Gegend, unter seiner
Leitung obliegen sölUen.
Lange Jahre mußten sich feie angestellten Missionäre,
feie folgenden Seelsorger und der jeweilige Lehrer, mit ih-
rer Schule in Bauernhäusern behelfen; endlich wurde doch
i. I. 1812 ein eigenes Schulhaus erbaut, in welchem
zugleich die Wohnung deS Pfarr- Expositus und deS Schul-
meisters ist. -— Noch i. I. 1760 besuchten nur 20 bis 30.
Kinder den Schulunterricht; gegenwärtig wird derselbe 139
Schülern ertheilet. — Die Vogteyrechte dieser pfarrlichen
Station übt die Herrschaft Ort aus, so wie selbe gleich-
falls die Commiffariatsrechre besitzt.
Außer dem Bauern Hügel, dem bekannten Grabe
feer hier gefallenen Aufrührer, und dem künstlichen Holz-
anfzugean der An rach, beyde in hiesiger Pfarre lie-
gend, befindet sich eine Viertelstunde oberhalb Pinsdorf,
die sogenannte heilige Fichte, den Naturfreunden we-
gen ihrer außerordentlichen Größe und sonderbaren Verzwei-
gung in Form einer Monstranze, merkwürdig. —Am Haupt-
stamme, gerade am Ende der Krone, befindet sich ein Cru-
cifix mit mehreren 'Heiligenbildern, und unter demselben
ein Bethschämmel für andächtige Waller.
Expositnr Neukirchen in der Viechtan.
Im hintern Winkel der Viechtau, die Wies genannt,
erhebt sich die Alrmünster'sche Expositur Neukirchen, zu
72
welcher Neukirchen selbst, abwärts von Nr. 17 und getheilt
mit Altmünster, und die eben so getheilte Ortschaft Gras-
derg eingepfarrt sind.
Das genannte Pfarrdorf von 166 Häusern, 1Q3
Wohnparteyen und 1003 Einwohnern , liegt fast in der
Mirce zwischen dem Traun- und Attersee, fünf Viertelstun-
den von Altmünster und Traunkirchen entfernt, in einem
einsamen aber angenehmen Thale, das sich bis zur großen
Alpe hinzieht. Da dieses Thal vom Attersee gegen »den
Traunsee zu, etwas freyer und offener wird, so kann der
Südwestwind, welchen man hier den „V i e ch t a u e r"
nennt, desto ärger und brausender durchstürmen, auch den
Lraunsee desto fürchterlicher empören, zumahl da des Win-
des Kraft durch den entgegenstehenden Traunstein aufgehal-
ten, und mit doppelter Gewalt zurückgeworfen wird. Diese
Lage mag wohl auch beytragen, daß die Gegend in der
Biechrau bis zum Traunsee, so oft vom Hagelwetter
heimgesucht wird; denn lange Erfahrung bestätiget leider!
daß jede vierte Ernte fast zuverlässig Schlossen darnieder
schlagen. Dafür dient aber auch dieser Wind, Reif und
Kälte aufzulösen, und den Wuchs des Grases auf den Flu-
ren der Viechtau üppig zu fördern. Die Einwohner dieser
Gegend reisen deßwegen oft in die Steyermark, kaufen dort
Ochsen und Kälber, füttern sie auf ihren fetten Wiesen,
und treiben sie alsdann auf die jährlichen Vieh markte,
wo sie ihre Zöglinge mit großem Vortheile absetzen. Die
übrigen Bewohner verfertigen indeß hölzerne Teller, Löffel
und andere Holzwaaren, welche dann eigene Faccore
aus ihrer Mitte nach Wien führen, und dort gleichfalls mit
bedeutendem Gewinne verhandeln.
Unter diesem thätigen Vötklein, ließ nun die fromme
Kaiserinn Maria Theresia i. I. 1754 oder 1755, eine
neue Kirche sammt einem Cu raten hause, welches zu-
gleich zur Schule dienen sollte, erbauen, und wies nebst-
bey besondere Geldsummen an, das Curatenhaus mit den
nöthigsten Geräthschaften einzurichten. Das Uebrkge trugen
73
der Pfarrer zu Altmünster, die Gemeinde selbst, und an-
dere Wohlthäter bereitwilligst bey, unter denen die Mühe-
waltung des damahligen k. k. Salzversilberers von Gmun-
den, Johann Michael Pichlers, der Kirche und bem
Pfarrhause, die meiste Einrichtung verschaffte.
Nachdem Alles endlich hergestellt, und die Kirche zu
Ehren der seligsten Mutter des Herrn eingeweihet war,
wurde der erste Seelsorger als Missionar zu Neukir-
chen eingeführt. — Einer der ersten, wo nicht wirklich der
erste selbst, mar Johann Holzt, welcher das Seelenheil
dieser Pfarrgemeinde viele Jahre besorgte, und endlich die
Natternbacher Pfarre im Decanate Peuerbach erhielt. Man
wies >ihm einen Wirkungskreis über ±90 meist zerstreute Häu-
ser an, welche jetzt ungefähr ±212 katholische und 22 akatho-
lische Menschen, unter dem Commiffariate Ort beherbergen.
So blieb die Seelsorge bis auf das Jahr 1781/ in wel-
chem die Missionen aufgehoben wurden. Der Pfarrer zu Alt-
münster bekam dann den Auftrag zur Errichtung einer or-
dentlichen Expositur in Neukirchen, welche auch wirk-
lich i. I. 178? erfolgte, und noch heutiges Tages besteht.
Die Schule begann allsygleich mit der ersten Eröffnung
der Mission, bekam aber erst i. I. 1814 (nachdem sie vorher
immer im Curatenhause bestanden hatte) ein eigenes Gebäu-
de, und zählet gegenwärtig schon bey 163 Kinder. — Im
Jahre 1822 wurde der Gottesacker errichtet; und im
folgenden Jahre eine Communications - Straße, nach dem ei-
ne halbe Stunde entfernten Dorfe Reindtmühle ange-
legt, wohin man vorher einen Umweg von vier Stunden
nothwendig hatte, da jede Verbindung gänzlich gesperrt war.
Eine mäßige Stunde, hinter Neukirchen, ist auch die se-
henswerrhe N a d a s d y - K l a u se aus Stein gebaut, zur
leichteren Aerarial- Holzlieferung zu treffen.
74
Traunkirche tu
Kömmt man auf bie zwischen .den Pfarren Neukirchen
und Traunkirchen liegenden Anhöhen , so sieht man allsogletch
die D ö r f e r. Vr e ch t a u s), Winkel, Jnnwinkel (im Win-
kel), Mühlbachberg und Mitterndorf, welche schon alle zur
Pfarre Traunkirchen gehören.
Das Dorf oder die Hofmark Traunkirchen selbst,
Trunaefanum , Abbatia Trunse, oder Trunseo mit 73
Häusern, il2 Wohnparteyen und 452 Bewohnern, liegt an
der äußersten Spitze der ganzen Pfarre, drey Viertelstunden
von Ebensee und zwey Stunden von Gmunden entfernt.
Auf einem westlich aus dem Traunsee hervorragenden
Felsen, der gleichsam eine Halbinsel bildet, stehen nur die
Kirche und die einstige Jesuiten- Residenz (nun
der Pfarrhof nebst Schule), mit einem großen Garten. —•
Nach diesem erhebt sich abermahl ein felstchrer Berg, der Jo-
hannesberg genannt, weileine Kirche auf dem Gipfel
dieses Berges steht, welche zu Ehren des heil. Täufers Johan-
nes eingeweiht, jetzt aber gesperrt ist; und dann die Kapel-
le a m C a lv ari en b erge. An den Seitenwänden derschma-
len Johannes- Kapelle hängen vier Bilder, unter
welchen zwey aus der vaterländischen Geschichte angenehm
überraschen. Sie stellen das Zusammentreffen des Grafen von
Habsburg mit dem die heit. Wegzehrung tragenden Priester,
und die Gründung des, Stiftes Klosterneuburg dar. — Als
a) Der Nahme Viechtau, Vichtau, Fürtau, Viechtach, Vei-
tach gehört nicht bloß diesem Dorfe, sondern der ganzen Ge-
gend, in der die Pfarre Altmünster und Traunkirchen, die
Localie Ort, nebst den Exposituren Pinsdorf und Neukirchen
(in der Viechtau) befindlich sind. Dieser Distrikt hieß vor
Alters wegen der starken Viehzucht, die Vieh au; sie hieß
aber auch Taurn, und die Bewohner Viehtau rer, von
denen nur jene Jünglinge heirathen durften, die einen Och-
sen zu bändigen im Stande waren.
75
die Priester der Gesellschaft Jesu noch hier saßen, waren herr-
liche Spaziergänge unter den taubreichen Buchen auf die-
sem Berge angebracht/ welche ihnen zum Gebethe oder zu
wissenschaftlichen Betrachtungen dienten.
Die Sr. Nicolai-Kapelle ebenfalls auf einer An-
hohe/ und wahrscheinlich im 17. Jahrhunderte erbaut/ da i.
I. 1725 bereits an ihr Reparationen vorgenommen wurden,
ist bey der verhaltnißmaßig hier zu großen Zahl von Kirchen,
seit dem Jahre 1811 in ein WvhnhauS verwandelt.
Zwilchen diesen Bergen und dem sogenannten Sonnen-
steitte (einem hohen Felsen, der einer spitzen Pyramide gleicht)
macht der See eine schöne und ruhige Bucht, in welcher die
Schiffe so sicher als in einem Hafen liegen. Nichts desto we-
niger erzählt man, das Seewasser dieser Bucht wäre am
nähmlichen Tage, den 1. November, als Lissabon i. I. 1755
von einem Erdbeben erschüttert und verwüstet wurde, so un-
ruhig und stürmisch geworden, daß es lebende Fische und gan-
ze Schiffe ans Land warf. — Welch' eine wundervolle Ver-
bindung der tiefsten Abgründe und Gewässer!! —
Um diese Bucht liegen die übrigen Häuser der Hofmark
herum, unter welchen sich das einzige Gasthaus, und weit
mehr noch, das ehemahlige Amthaus bemerkbar macht. Die
meisten Einwohner dieses armen Dorfes haben keinen anderen
N a h r u ng s z we ig, als die Schifffahrt, Fischerey, die
Holzarbeiten für die Salinen, und Berchlesgadner- Sachen.
Nachdem nun die Straße voll Gmunden herauf gut gebaut
ist, so fahren die meisten Reisenden, welche das Kammergut
gegenwärtig besuchen, um allen Waffergefahren zu entgehen,
über Land nach Traunkirchen, und lassen erst dort sich über
den See führen; wodurch Traunkirchen wirklich gewerbsamer,
und also auch wichtiger wird.
Die Pfarrkirche erst von den Jesuiten erbaut, ist
eine der schönsten im Lande. Sie ist dem dreyeinigen Gott zu
Ehren der seligsten Jungfrau und Gottesmutter Mariä ge-
widmet, und feyert das Patrocinium an dem festlichen Tage
ihres seligen Hinscheidens und ihrer Aufnahme in den Him-
76
mel. — Sie ist 18 Klafter fang, li Klafter breit, mit 6
Altären und hübschen Bildern geschmückt. Es ist eine auf-
fallende Eigenthümlichkeit, daß von den drey Hauptat-
Laren der Mittlere oder Hochaltar mit Holz ausgelegt,
jener rechts mit Leinwand überzogen, der aber links mit
Gyps - Stucatur verziert ist. — Das Bild des heil. Johann
von Nepomuk mahlte I. G. Morzer, den heil. Franz
Raver, I. G. Schmidt von Wien 1762. Die Meister
der übrigen Bilder sind unbekannt. — Unter andern M e-
tiquien findet man hier das Haupt Und die Gebeine deS
heil. Blutzeugen ProsperS a); allein die Authentik ihrer
Aechtheit ging leider! verloren. Die vergoldete Kanzel stellt
das Schiff des Simon Petrus vor, aus welchem der Herr
das Volk einst gelehrt hatte. — Unter dem Raverius - Al-
tar befindet sich die I e su i t e n - G r u ft mit Grabsteinen
aus den Jahren ±729 bis 1772, die jedoch bloß Nahmen,
Geburrs- und Sterbezeit minder bedeutender Personen ent-
halten. — Der Thurm dieser herrlichen Kirche ist aber so
niedrig, daß er kaum die Höhe des Kirchendaches erreicht,
da er sonst das Toben d'es^ Viechtauerwindes nicht aushalten
würde. Darum wurde auch die' große Glocke, welche auf
viele Meilen keine ihres Gleichen hat, und deren feyerli-
cher Ton Stundentweit gehört wird, in den Thurm der
Johannes-Kirche aufgehängt. — Vorher war freylich ein
der schönen Pfarrkirche entsprechender sehr schöner Thurm
a) Prosper, Bischof von Reggio, hat gleich viel durch
seinen heiligen Lebenswandel, als durch seine Lehren und
Schriften, seine ihm untergebene Herde erbauet. Dabey war
er immer besorgt, die Witwen und Waisen zu unterstützen
und zu trösten. Deßwegen sah er getrost dem Tode entgegen
und starb im 5. Jahrhunderte. Sein Fest wird von der ka-
tholischen Kirche am 25- Juny, seine Erhebung aber den 24.
November gefeyert. — Vielleicht ist aber dieser heil. Martyr
ein zweyter Prosper; dann gehört er unter die soge-
nannten corpora baptizata, und sein heiliger Lebenslaus ist
gänzlich unbekannt. — Siehe Kirch. Topog. HI. B. pag. 179.
77
über dem Preöbyterr'o und respective über den Hochaltar er-
baut gewesen. Weil man aber vor ein paar Jahrzehnten
glaubte, an demselben (der ungeheuren Windstürme wegen)
eine kleine Neigung (Senkung) wahrzunehmen: so ließ man
solchen alsbald abtragen, und den gegenwärtig bestehenden,
größtentheils aussen zur Johannic-Kirche hinaufführenden,
und dieserwegen abgebrochenen steinernen Stufen, aufbauen.
An diesem Thurme sieht man auch auf der Nordseite,
sieben Schuh ober der Erdfläche einen Kopf eingemauert,
der die Größe der einstigen Viechraurer andeuten soll.
Rechts an die Pfarrkirche schließt sich die St. Mi-
ch a e l s-K a p e l le an, das alte Pfarrkirchlein, wo man
noch das vergoldete Gitter sieht, bey welchem einst die hie-
sigen Nonnen das heiligste Abendmahl empfingen. Der Fuß-
boden ist freylich mit alten Grabsteinen bedeckt, doch
die Länge der Zeit, und die Fußtritte frommer Andächtiger
haben die meisten derselben zertreten, oder der Inschriften
beraubt, und Nahmen und Jahrzahl auf demselben verwi-
schet. — So findet sich auf dem Grabsteine der Aebtissinn
Margaretha Scamacherin (Stamnaterin) (aus dem
1.6. Jahrhundert) die in einem Winkel dieser Kapelle ruht,
gar keine Jahrzahl.
Auch die Grabschrift des Georg von Hochenfeld
zu Schlüsselberg, DoctorA der geistlichen Rechte, Dom-
herrn zu Paffau, Probsten zu Ardacker, und Pfarrers zu
Vöcklabruck und Traunkirchen, der i. I. 1483 allhier be-
graben wurde, ist so stark ausgemärzt, daß man nicht ein-
mahl ganz sicher schließen kann, ob er auch wirklich Pfar-
rer zu Traunkirchen gewesen sey. — Ein anderer Grab-
stein, an der Außenseite der Kirche eingemauert, und von
einer Holzhütte verstellt, galt immerfort im Munde des
Volkes, für ein Denkmahl der letzten Aebtisiinn. Erst der
gefälligen Kunde des Herrn Baron von Feuchtersleben a)
a) Traunkirchen, von Eduard Freyh. v. Feuchtersleben. Hormayrs
Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst. Jahr-
78
verdanken wir die Aufklärung und nähere Beschreibung die-
ses Monumentes, das aber nicht die Gebeine der letzten,
sondern einer früheren Aebtissinn beschirmet. Es zeigt mit
römischen Buchstaben folgende Inschrift:
„15Z4 Jar den II. Tag des Septembris ist die er-
„birdig vnd geistlich Frau Frau Barbara Kirch-
„bergerin Abpatissin zu Traunkirchen in Christo
„selichlich entschlaffen vnd die Zeit ires Lebens vnd
„Regierung in christlicher Zucht und Eer mit hoch-
„stem Fleis vnd Andacht volpracht har."
Dann folgt mit sogenannten gothischen Lettern, der fromme
Wunsch:
„der got gnedrg vnd parmherczig sey."
Links ober dieser Inschrift befindet sich die knieend bethende
Aebtissinn, in der linken Hand das aufgeschlagene Buch, in
der rechten den Stab der Aebtissinnen haltend; rechts ober
der Inschrift zeigt sich der auferstandene Heiland.
Nur das marmorne Monument des Ritters Johann
Herz he im er v. I. 1494 links vom Altare dieser Mi-
chaels-Kapelle, ist der Nachwelt unzerbrochen erhalten, und
stellt als Hauptfigur einen Ritter dar, kniend vor Marien
mit dem göttlichen Kinde. Die etwas schwer zu erklärende
Au Dr ifr:
„Christe potens scopulum tibi Dedalis arte Joannes
„Optulit Herzheimer crimen et omnem demas
„Pro miseris animis statuit venerare tonatis
„Missam quam lune lux citet ore pio." —
enthält den Zuruf, die Messe des Herrn durch Opfer und
frommes Gebeth zu feyern, bevor noch des Mondes Schei-
be dem Tage weicht.
Außer diesen Kirchen zeichnet sich noch die weniger ge-
schmackvoll als weitläufig erbaute vormahlige Jesuiten-
gang 1824. Nr. 47 und ^8 —53 und 54 — 61 — 65 — 68 und
69/ woraus wir viele Beyträge zur Vervollständigung dieses
Aussatzes entnahmen.
79
Residenz aus, in welcher gegenwärtig nur der Pfarrer
mit seinem Caplane wohnet, vorher aber auch ein Weinkel-
ler-Verwalter beherberget war, da in den vier vorzüglich-
sten Kellern dieses Gebäudes 3600 Eimer gelagert werden
können a). Sie genießen aus dem vormahligen Speisesaale
und dem daran gebauten Gloriette die herrlichste reizendste
Aussicht gegen Gmunden und den riesigen Traunstein.
Auch die Schule wird in der Residenz abgehalten,
und gegenwärtig von 143 Kindern besucht. Ls ist kein Zwei-
fel, daß sie wenigstens schon unter den Jesuiten eingeführt
wurde, und also bereits über 200 Jahre besteht, wiewohl
sie nicht immer lN der Residenz, sondern in einem eigenen
Schulhause gehalten wurde, welches der einstigen Nicolai-
Kapelle gegenüber gelegen war, endlich aber von der k. k.
Schul-Commission zu klein befunden wurde.
Auch das große Brauhaus gehört noch unter die
ausgezeichneten Gebäude. ES wurde früher aus demselben
jährlich bey 8000 Eimer Bier abgesetzt; seit dem Ende d.
I. 4.81.8 wird aber nicht mehr gebraut.
Außer den bereits bekannten und zur Pfarre gehörigen
Dörfern, mit 196 Häusern und 1221 katholischen Einwoh-
nern, bemerken wir noch die Korbach-Mühle und einige
versteckte Häuschen, welche sich zwischen dem Rötetsteine und
dem Korbachberge, jenseits des Sees be.sinden. Diesen kann
man nur über das Wasser beykommen. Die beyden genannten
Berge taffen zwar eine Thalöffnung übrig, durch welche man
in die Grünau kommen könnte; allein diese Pfarrkirche liegt
wenigstens drey Stunden weit entfernt. Aus diesem nähmli-
chen Thale stießt der Korbach heraus, welcher nach einem scho-
nen Wasserfalle die Korbach-Mühle treibt, und sich hernach in
den See stürzet. — Diese Korbach - Mühle mag jenes Schlöß-
3) In diesen Loyalitäten ist durch die Beyträge Ihrer Majestät
der Kaiserinn, gegenwärtig auch eine Weberey errichtet,
worin arme Kinder durch einen von Linz gekommenen Mei-
ster, in diesem Gewerbe unterrichtet, die schönsten Wollenzeu-
ge verfertigen.
80
chen seyn , dessen ritterlicher Besitzer, ein zweyter Leander,
durch seine romantische Liebe zu Fräulein Emma von Traun,
und sein verunglücktes Schwimmen über den See, Herrn v.
Hammern, Stoff zur dichterischen Ausschmückung einer pro-
saischen Sage gegeben hat. Uebrigens war der erdichtete Rit-
ter von Korbach, nur der Sohn des dortigen Müllers,
dem man freylich das Fräulein von Traun nicht gern überließ.
Merkwürdiger als diese Sage ist der Rötelstein, wel-
cher seinen Nahmen von der Röthelerde führet, welche* dort
zu Tage bricht. Auf diesem Felsen öffnet sich 300 Klafter über
der Spiegelfläche des Sees eine Höhle, deren Inneres
einen See verbirgt, den man auch mit Nachen befahren kann.
— Noch findet man hier einen Kalk- oder Gypsstein, sowohl
von weißer, als auch von rother und grauer Farbe, welcher
so weich ist, daß man allerley Figuren, Kreuze und Herz-
chen rc. daraus schneidet. Die Leute nennen ihn „Hi m me lö-
st 6 in“ (Debra coelistis), tragen ihn wegen verschiedene
Zufalle auf bloßem Leibe, brauchen ihn gerne wider Entzün-
dungen der äußern Schaden, und schreiben ihn schon seit un-
denklichen Zeiten, rücksichtlich des Lebens und der Gesundheit
des Menschen, Wunderkraft zu, die aber nur in seiner to-
nischen Wirkung besteht.
Die ganze Pfarre steht mit den dazu gehörigen Ort-
schaften unter dem Commissariate der Herrschaft Ort, die zu-
gleich die Vogteyrechte ausübt a).
Die Meisten, 'welche über diese Gegend geschrieben ha-
ben, kommen darin überein, daß Ottokar der II. von
Steyer, zum Gedächtniß eines Sieges, 'ein Nonnen-
kloster zu Tr aun kirch e n gestiftet habe. — Schuttes
und Sartori lassen „in ihren Reisen durch das Satzkam-
mergut" diese Stiftung nach einem Siege über die Hunnen
») Zu Traunkircheu war Mathias Hochmüller geboren,
der in der Folge Bäckermeister in Rom wurde, und i. I.
1709 mit einem Capitale von 6000 fl., für drey Studieren-
de aus Gmunden, eine Stiftung gemacht hat.
81
um das I. 900 geschehen. — Tielge in seiner „Topogra-
phisch - Historischen Beschreibung/* laßt das vom Markgra-
fen Ottokar zu Oesterreich wegen eines mit Leopold wider die
Hunnen erkämpften Sieges erbaute Nonnenkloster i. I. 900
von diesem Volke schon zerstören. — Insprugger sagt,
daß Ottokar wegen eines an diesem Orte über die Hunnen
erkämpften Sieges (wovon noch der Nahme des „S ie g e s-
bach"nächstdem Sonnensteine, das Andenken aufbewahrt),
den Grund zu diesem Kloster legre, und nur der Anfang des
Baues diesem Ottokar, die glückliche Vollendung desselben
aber seinem Sohne zuzuschreiben sey. — P illwein in sei-
ner Geschichte, Geographie und Statistik, glaubt (nach Preu-
enhuber), daß Atbero oder Ottokar I., das Kloster nach der
Hälfte des 10. Jahrhunderts gestiftet haben. — Weißba-
cher in seinem vor uns liegenden Manuskripte des Decanates
Altmünster, bedauert den Mangel gleichzeitiger Documente,
meint aber auch, daß, wenn einem alten Gemählde, welches
von Zeit zu Zeit erneuert wurde, zu trauen wäre, Traun-
kirchen seinen Ursprung einem Siege zu verdanken hätte,
welchen der östliche Markgraf Luitpold mit den steyerischen
Grafen des Enns - und Traungaues Ottokar wider die Hei-
den erfochten hätte. Die Inschrift dieses Bildes ist nähmlich
folgende a) : Ottocarus et Leotoldus (Leopoldus) Mar-
chiones Austriae hoc loco et tota circumjacenti regio-
ne ante nongentos annos de ethnica idololatria victo-
res armata manu potiti sunt, atque hoc monasterium
fundarunt. Insuper P. D. (predictus) Ottocarus filiam
suam Atham in primam Abbatissam ordinavit, in hanc
ecclesiam (hac eclesia) tumulatam. In quam (avorum)
memoriam reverendissima Abbathissa D. Barbara
Kirchbergerin ante 66 annos tabulam pingi curavit,
quam vetustate collapsam (hac per.*..) restituit ad-
modum .Reverendissimus (Adm. R.) et Religiosus Jo-
a) Die Varianten bey Baron von Feuchtersleben bemerken wir
mit einem Einschließungszeichen.
Altmünster. 6
82
seph Praemer (Josephus Pratlier) 8. Caesarea Mattis
in praef’ato monasterio Traunkirchen Administrator
1508 a) (besser 1598).
Kommen nun gleich (so schreibt Weißbacher hierüber) in
dieser Aufschrift sehr auffallende chronologische Unrichtigkeiten
vor: so darf man doch die Hauptsache keineswegs übersehen.
— Die Markgrafen Leutold und Aribo und Ottokar-
der Bruder des Letztem, waren bey der Schlacht, welche
Leutold mit Hülfe des Bischofes Neimprecht (oder eigentlich
nach Buchmger, Richar) von Paffau, r. I. 900 den Un-
garn am jenseitigen Ufer der Donau geliefert hatte. Diese
Schlacht geschah zwar nur mit dem Nachzuge der Ungar«/
weit das eigentliche Heer mit der reichen Beute bereits ent-
wischt war; allein demungeachtet war das Treffen sehr hart-
näckig; ein großer Theil der Feinde blieb auf dem Platze/ die
wenigen Uebrigen ergriffen die Flucht. Leutold lieferte dann
zwey Jahre später/ am Charsamstage d. I. 902/ in Gesell-
schaft dieser Bundesgenossen/ den Ungarn eine Hauptschlacht
in KärntheN/ wobey er nicht allein den herrlichsten Sieg er-
focht/ sondern auch den ungarischen König Chussula im Tref-
fen erschlug. Nachdem sie darauf mit Jubel und Freude in
die Ostmark zurückkehrten/ beschlossen Leutold, Aribo und
Ottokar, nach dem besonderen Gebrauche des ersten christlichen
a) Zu deutsch: »Ottokar und Leutold Markgrafen von Oester«
»reich haben, als Sieger über die heidnische Abgötterey, die-
»sen Ort und die ganze herumliegende Landschaft vor 900
»Jahren mit gewaffneter Hand erobert, und dieses Kloster
»gestiftet. Ueberdieß hat vorgedachter Ottokar seine Tochter
»Atha, als erste Aebtissinn eingeführt, welche ist dieser Kir-
»che begraben liegt. Zu deren Gedächtniß hat die hochwürdig-
i)ste Aebtissinn Frau Barbara Kirchbergerinn vor 66 Jahren
»dieses Bild mahlen lassen, welches dann, als es vor Alter
»zerfiel, wiederum herstellte der hochwürdige und geistliche
»Joseph Prämer oder Prather, Sr. kais. Majestät im ge-
»dachten Kloster Administrator 1508 (oder besser 1598 da es
»sonst mit dem obigen Grabsteine , dieser Aebtissinn nicht über-
einstimmt).«
Jahrtausendes/ auf den Felsen, worauf noch jetzt Traunkir-
chen steht, ein Kloster als Siegeszeichen zu erbauen, und
dasselbe mit adeligen Nonnen zu besetzen, die nach der
Reget des heil. Benedicts leben, und Gott Tag und Nacht
für diese Siege danken sollten. Alsobald wurde demnach das
nöthige Bauholz gefallet, das Kloster ausgezimmert, die er-
sten Nonnen dort feyerlich eingeführt, und diese stillen Mau-
ern des Friedens und der Gottesruhe, Traunkirchen oder
auch Neumünster genannt, zum Unterschiebe vom nahen,
zu selber Zeit zerstört gelegenen, später aber wieder herge-
stellten Attmünster. — Zur nähmlichen Zeit entstand auch
gleich die I o h a n n e s Kapelle; denn als man den Wald
auf dem nächsten Berge, des Klosterbaues wegen lichtete,
fand man in dem dunkeln und verwilderten Haine noch Spu-
ren und Reste des alten Götzendienstes, wodurch die Stifter
des Nonnenklosters sich veranlaßt fanden, auf den Platz des
zerstörten Götzenbildes eine Kirche zu Ehren des heit. Jo-
hann des Täufers aufzubauen. — Alles noch i. I. £02-
Baron Feuchtersleben gibt unserem Traunkir-
chen noch ein ehrwürdigeres Alter, einen berühmten Erbauer,
und schreibt: Die Gründung Traunkirchens fällt wahrschein-
lich in Carl des Großen Jahrhundert zurück; und der
erste römisch-deutsche Kaiser scheint selbst des Klosters Grün-
der — und dasselbe eine jener von ihm, nach dem Sieges-
zuge wider die Hunnivaren i. I. 79t erhobenen Colonisations-
und Christianisirungs-Anstalten gewesen zu seyn. Diese seine
gewagte Behauptung stützt er (vielleicht zu kühn) darauf,
daß Ln dem durch Bischof Arno von Salzburg veranstalteten
Saalbuche der ältesten Stiftungsgüter, erwähnet wird, Her-
zog Theodo habe schon i. I. 798 einen kleinen Meyerhof im
„Do r fe T r a u n k i rch e n" oder doch wenigstens „im
Traungaue" (villulam in pago Trunense) zur Salz-
burger Kirche geschenkt; — und daß Kaiser Ludwig das Kind,
von Holzkirchen ans, den 29» Hornung 909 den Grafen Arbo a)
a) Weißbacher nennt ihn „den alten Grafen Aribo*.
6 *
84
und dem Erzbischöfe Pilgrim von Passau, die „königliche
Abtey Traunkirchen" (abbaciam juris (regii) Trun-
seo dictara), welche früher die beyden Deutschen- Alpker
und Grundpercht besessen zu haben scheine»/ auf ihre Lebens-
dauer übergeben habe/ welche Uebergabe (nach Weißbacher)
aber nur deren Schuh-und Schirmrecht betraf, daß
die Stifter dieser Abtey vielleicht schon im ersten Jahre der
Gründung dem Kaiser überlassen hatten.
Das Jahr 900 oder 902/ mag nun den Zeitpunct der
uralten Gründung/ oder wohl gar des Wiedererstehens aus
einer frühern magyarischen Verwüstung bezeichnen: so blühte
das neue Traunkirchen kaum vierzig Jahre, als die Ungarn
abermahls durch Kärnthen in Bayern einfielen, und Alles
was ihnen im Wege lag, mit Schwert und Feuer verheer-
ten. Weil sie dieses Mahl bis auf die Welserheide vordran-
gen, so war auch Traunkirchen um d. I. 943 ein Raub der
Flammen geworden.
Ueber siebenzig Jahre tag nunmehr das Kloster im
Schutte, bis sich endlich der steyerische Markgraf Ottokar
HI. (1.072 —11.22) auf die Trophäen seiner Ahnen erin-
nerte, mit seinem Sohne Leopold I. dem Starken (die
beyde auf obigem Gemählde vorgestellt sind) i. I. 1115 das
zerstörte Frauenmünster wieder aufbaute, mit Ein-
künften und Gütern versorgte, und seine eigene Tochter
Atha, als erste Aebtiffinn hier einsetzte, die aber (nach
Hormayr (schon um d. I. 1118 gestorben seyn soll a).
Von nun an lebten die Nonnen, großentheils den vor-
nehmsten Geschlechtern der Nachbarschaft entsprossen,
in ihrer Abgeschiedenheit zwischen den grauen Kalksteinmau-
ern so einsam und unbemerkt, daß man nicht einmahl über
a) Sigismund Pusch sand in einem alten Todtenbuche dieses
Klosters aber folgende Worte: XXIX. Sept, „Wilhelmus
MComes, fundator nostrae Congregationi« istius loci/*
(Chronologia Sacr. Ducat, Styriae I. 259).
85
die Anzahl und bte Nahmen der nachfolgenden Äebti sfin-
ii e n einig ist a).
Je einsamer, und je abgesonderter von aller menschli-
chen Gesellschaft jedoch diese Nonnen waren- desto noth-
wendiger wurde es ihnen, von den Markgrafen selbst be-
schirmet zu werden. Nichts desto weniger findet sich aber be-
reits i. I. 11.50 ein Arnold oder Arnolf von P o l t-
heim, als Vogt dieses Klosters; und ein Albero von
Pollheim, der sich zugleich einen Herrn zu Wàiìenburg
a) Vom Jahre 1116 bis 1563 sollen diesem Kloster 33 Äb-
tissinn e r, vorgestanden haben, über deren Verwaltungs-
jahre man aber nicht einig ist. — Jnsprugger beruft sich dieß-
falls auf die Supplemente des Vruschius, der diese 33 Aeb-
tissinnen nahmentlich aufführt. — Pillwein zählt nach einem
vor ihm liegenden Verzeichnisse v. I. 1164 bis 1563 nur 21 ;
die, ^manchem Leser zu Liebe, Baron Feuchtersleben aus ei-
ner alten Handschrift nahmentlich anzeigt. Diese lautet wört-
lich: „Verzeichniß der in Traunkirchen vormahls bestandenen
»Aebtisfinnen, welche aus annoch vorhandenen DorüMenten
»und Abschriften ausfindig gemacht werden-ko,nnten. SMn
»anno 116(4 und 1191 bestand als Äbtissinn.Frau D i e m,pn-
»dis;.ihre gleich darauf gefolgten waren nicht ausfindig zu
^machen. Anno 1280 G e rt ru d is, 1298 Osanna, 1305 Än-
»nai 1312 Kunigundis, 1326 Elisabeth, 1332'Margaretha,
»1351 Euphemia, 1369 Anna, 1402 Dorothea, 1415
»C l a r a, 1425 B a r b ara, 1461 Magd a l e n à - 14A4
»A n n^r, 1511 D o r o t h e a, 1516 M a r g a r<e§ h a1525
»B arbara, 1533 Helena, 1540 Euphemia, -1551 A n-
„n a , 1563 M a g d a l e n
Gielge läßt aus ihnen eine Euphemia von Poll-
heim i. I. 1370 Aebtissinn seyn; — und Jnsprugger er-
wähnt, daß aus diesen Aebrkfflnnen, Gertrud'Hi der Sa-
ge nach, ihr Rufe der' Heiligkeit verschieden sey, und daß der
Sarg, in dem sie zur Erde bestattet wurde, von jenem Orte
an welchen man ihn hinstellte, sich selbst gegen den Hochal-
tar bewegt haben soll. — Bruschius Reihe der 33 Aebtissin-
nen, die er in seinem „Supplementum, sive Monasteriorum
Germaniae Centuria secunda nahmentlich aufführt, geben
wir schließlich.
86
nannte, wußte die Jugend Herzog Ottokars VI. von Steyer
(1163 f 1192) so sehr zu benützen, daß er von ihm, des-
sen Vorfahrer schon den Wartenburgern das Schirmrecht
übertragen hatten, dem Kloster Traunkirchen gleichfalls als
Schirmvogt vorgestellt wurde. Die Aebtissinn Diemuth
erhielt zwar i. I. 1174 vom Herzoge Ottokar VI. einen
Schenkungsbrief, Kraft welcher er seine Rechte auf die
Pfa r r e Tr au nki r ch e n, auf dem Klosteraltar nieder-
legte, und alle Gefalle, welche die Markgrafen bisher von
dieser Pfarre bezogen, dem Nonnenkloster daselbst überließ.
Siehe Urkunde Nr. IV. Demungeachtet ertaubte sich
dennoch obgedachter Schirmherr so viele Eigenthümlichkeiten
und Eingriffe-, daß die Aebtissinn gezwungen war, eine
Klage über die andere bey dem Landesfürsten einzubringen ,
und sogar^ Schütz gegen den Schutzherrn zu fordern. Dieß
geschah nahmentlich um d. I. 1183, wobey die Aebtissinn
dem Herzoge ihre Klage, „cum fletu et singultu" vortrug
(Ch. Fröhlich Diplom. Garst, p. 12 et Lud ewig Re-
liq. Mscptorum. T. IV.). Noch auf dem Krankenlager
bedauerte es also der Herzog, daß er dem Pollheimer von
Wartenburg das Schirmrecht über das Kloster Traunkirchen
verliehen hatte,, stellte demnach i. I. II9I, da die Aebris-
sinn Diemuth noch lebte, in einer Urkunde, worin er die
Privilegien des Klosters vermehrte, die Plackereyen des Un-
tervogt^es ab, und sprach es von. jeder Schirmpogtey frey,
so daß,-es'von derselben Zeit an, bloß unter dem Schutze
des Läüdvsfürsten gestanden hat.— Geschehen „apud
Anisum, in interiori domo RiKini, qui túne lempo-
ris monetam tenebat.“ — Stehe im angehängten Origi-
nal -Trgnssu.mpt, die Urkunde Nr. 1.
Unter solch' mächtigem Schirme, konnten die Nonnen
ruhig und; ungestört, das Beste ihres Klosters, befördern,
und ihre Besitzungen durch Kauf oder Verträge und
Schenkungen mehren. Doch lebten sie in der größten Ar-
muth und Zwietracht, und verkfagten sogar i. I. 1262 ih-
re damahlige geizige und tyrannische Aebtissinn, die sie am
87
Nöthigsten Mangel leiden ließ/ bey dem Pafsauer Bischöfe
Otto von Lonsdorf. — Dieser sandte zur Untersuchung die
Aebte Bernhard von Lambach und B e r t h o l d II.
von Kremsmünster/ die mancher gegründeten Klage ab-
halfen/ und unter andern auch die nähmliche Aebtiffinn
durch ihr Zureden und Bitten dahin vermochten/ daß sie
aus den Einkünften des Salzwerkes bey Pschil/ ihren
geistlichen Krauen neue Kleider verfertigen ließ. (Jahrbücher
der Literatur 1827- Band 40. pag. ±4g.).
Nichts desto weniger verließen sie i. I. 4.250 eine
Aue bey Krems/ und erhielten i. I. ±276 von Had-
mar von Sonnenberg ein Talent jährlicher Gülten zu Ve l-
kabrünn. -— Kaiser Rudolph I. bestätigte ihnen im fol-
genden Jahre (25. Juny) die Privilegien des Klosters/
und bezeugte demselben 4280 (ly. July) die den Nonnen
zustehende Gerichtsbarkeit. (Siehe Urkunde Nr. 2. und
Nr. 5.) Dib römische Kaiserinn Witwe Elisabeth/ ließ i.
I. 4542 (±0. August) dem Kloster für die Verzichtleistung
auf den Hallberg, und für allen Schaden/ welcher dem
Stifte von dem Sieden zu Hallstatt/ an dem Kloster-
Pfänntein im Jschlland zugehen möchte/ jährlich ±40 Pfund
Wiener Pfennige zu Hallstatt an / deren richtige Verabfol-
gung Kaiser Friedrich der Schöne / i. I. 45±6 (24. April)
erneuert befahl. (Siehe Urkunde Nr. 7 und Nr. 8.) Im
Jahre ±552 (±5- März) wurde dem Kloster die Pfarre
Traunkirchen einverleibt; vom Kaiser Sigismund ±454
(50. November) die Privilegien des Klosters im Allgemei-
nen. Siehe Urkunde Nr. XVI. Im Jahre 4V55 (44.
Jänner) einzeln angeführt, bestätiget. — Nach einer Ur-
kunde vom Jahre ±448 (21- December) übergab das Non-
nenkloster dem römischen Kaiser Friedrich IV. die unterthä-
nigen Leute und Güter zu Trofejach; machte auch i. I.
4515 (47. December) mit Kaiser Maximilian I. einen Tausch
mit Gründen und Gütern in der Seifen bürg er Herr-
schaft/ um das Gut zu Ambstäten und das Meyerle-
hen zu Straß.
88
Auch geistliche Verbrüderungen schlossen diese
andächtigen Nonnen/ aus denen jene Considerations-Ur-
kunde noch vorliegt/ vermög welcher «am Samstag nach
St. Martinstag (den 15. November) 1505 Anna (Panch-
„nerinn, dieses Nahmens die III.) von Gotes gnaden Ab-
„btissin, Urschula Drchantin, und das gantz Conuent des
„Gotshaus der Heiligsten und Vnuermailigten Jungfrauen
„Marie zu Traunkirchen Sant Benedict-Ordens/ und Pas-
„sauerischen Bistumbs" — Herrn Wolfgang Abten> ^Flo-
rian Prior und das ganze Convent des Gotteshauses St.
Michael zu Mansee desselben Ordens/ in die geistli-
che Gemeinschaft aller guten Werke aufnahmen/ und sich zu
gewissen Gebethen und Gottesdiensten für die verstorbenen
Mitbrüder zu Mansee verpflichteten.
Aus der Urkunde ersieht man, daß damahls mehrere
Priester zur Besorgung des Gottesdienstes im Frauenklo-
ster angestellt waren (Keiblingers Mascpt. aus dem Archi-
ve von Mansee).
Endlich hatte das Gotteshaus Traunkirchen auch meh-
rere adelige oder Ritter-Lehen/ deren Verleihung
von einer jeweiligen Aebtiffinn abhing/ wie die am Ende
beygefügten Auszüge aus dem alten, noch dermahl vorlie-
genden Lehen buche dieses bethätigen.
So vergrößerten sich allmählich ihre Verbindungen; so
auch die Besitzungen und Einkünfte des Klosters, dessen ein-
verleibte hiesige Pfarre, wegen der Würde des Gottes-
hauses, seit ihrer Zncorporation von den Bischöfen zu Pas-
sau, nur solchen Männern anvertrauet wurde, welche vom
edlen Geblüte und Domherrn waren, damit sie durch welt-
und geistliches Ansehen die Klosterfraulein desto leichter iu
gehörigen Schranken zu halten vermochten. Man weiß so-
gar, daß diese Pfarrer das Recht hatten, die Klosterfrauen
daselbst zu benennen und zu präsentiren. — Weil sie jedoch
von den schmalen Einkünften , welche ihnen die incorporir-
te Pfarre darboth, nur hart, oder wenigstens nicht ffandes-
mäßig leben konnten: so wurden ihnen (wahrscheinlich schon
89
um die Mitte des 14» Jahrhundertes) die Zehente, und
mit solchen auch die Pfarren Goyßarn, Hall statt und
Außee im Salzkammergute dazu gegeben, und nur die
einzige Bedingniß beygefügt, daß sie in jedem der genann-
ten Orte einen Vicar unterhalten sollten a).
Der erste, der solcher Weise begüterten Pfarrer war
Johann Winther von Winthern und Lützelburg,
welcher i. I. 1356 mit seinem Bruder Gottfried, eine hei-
lige Messe in der Johannes Kapelle „obers Berg" gestif-
tet hatte, -rr Diesem folgte, wenn auch nicht unmittelbar,
Collmann von Mühtwang, welcher schon um das
Jahr 1386 Domherr zu Passau, und Pfarrer hier zu
Traunkirchen war. Einem edlen und reichen Hause angehö-
rig, reiste er seiner Studien wegen nach Rom, und hörte
daselbst, daß man nach den Regeln der Kirche, nur eine
einzige Pfründe besitzen sollte. Nachdem er also als Proto-
notarius, oder gar als Legatus Apostolicus (wie die Chro-
nik von Goyßarn ihn nennet) zurück gekommen war, ließ
er alsobald die Pfarre Goisern (und vielleicht auch die
übrigen) frey; d. h. er gestattete, daß wieder ein eigener
Pfarrer installivi: wurde, der ihm weder von seinen Ein-
künften etwas abreichen, noch ein Absentgeld bezahlen durf-
te. Er lebte noch um d. I. 1416 und machte einige from-
me Stiftungen nach Traunkirchen.
Seine Nachfolger waren weder so gewissenhaft noch so
reich wie ihr genannter Vorgänger, und brachten daher die
2) Baron Feuchtersleben nimmt zu diesen Pfarren auch
Ischl — und Pillwein nebst Ischl noch Gösau nnd Nuß-
dorf hinzu, läßt aber Hallstatt hinweg. — Wir folgten dem
der Gegend kundigeren Weiß dach er, einstmahligen Pfar-
rer zu Laufen und Ischl, dessen Handschrift vor uns liegt;
und dieß um so lieber, da urkundmäßig, erst »am^Erichtag
Sannd Lorenzi Abend 1541“ Gosach seinen ersten Priester
erhielt — und Ischl gleichfalls erst den 26. May 1554 zur
selbstständigen Pfarre erhoben wurde. (Siehe hierüber die
beyden folgenden Pfarrgeschichten)
SK)
obigen Pfarren desKammergutes bald wieder unte?ih.re Ober-
herrschaft; ja die Vicarien von Goyßarn/ Hallstatt und Au-
fce r mußten sich durch einen Vergleich v. I. 1434- sogar re-
versiren/ dreymahl des Jahres an den höchsten Festtagen zu
Traunkirchen erscheinen/ und ihrem Hauptpfarrer bey der Ve-
sper affistiren zu wollen/ wofür sie ohne Zweifel die Gnade
hatten / zur Tafel gezogen zu werden/ und ihre Absentgel-
der gehorsamst zu überreichen.
Aus der Reihe dieser Pfarrherren können wir aber "nur
folgende angeben: Hans von Ebers dorf/ i. I. il429
(Archiv stat. num, 2220.). Hansen Trau n st e i n 11,
Vicar zu Thraunkhierchen/ i. I. 1459* Hans Rorer,
Gefell — Sig is mund Strobl/ Caplan daselbst. Dann
Herrn Georg von Hochenfeld zu Schlüsselberg/
der geistlichen Rechte Doctor, Domherr zu Paffau/ Probst,
zu Ardacker und Pfarrer zu Vöcklabruck/ wahrscheinlich auch
zu Traunkirchen / da er nach Zeugniß seines stark beschädig-
ten Grabsteines r i. I. 1483 allhier beerdiget wurde.
Herrn Bernhard von Pollheim/ Doctor der
Rechte/ geboren i., I. 1456; im Jahre 1478 Rector der
Universität zu Padua und Domherr zu Passau; 1493 Kirch-
und Pfarrherr zu Traunkirchen; 1499 Probst zu Temeswav/
und Administrator des Bisthums Wien; 1503 kaiserll Kam-
merherr und Gesandter in Neapel; 151.4 Staub und Asche:
Endlich den auf der Inschrift des angeführten alten Ge-
mähldes vorkommenden Herrn Joseph Pxamer oder
Prather, der sich aber i. I. 1508 nur einen Administrator-
Gr. Majestät des Kaisers zu Traunkirchen nennet/ — ja gar
nicht hierher gehört a). Hierzu findet sich noch i. I. 1561
s) Der später entdeckte Grabstein der Aebtissinn Barbara Kirch-
bergex, der Urheberinn des vorerwähnten Gemähldes, die i.
I. 1534 verstarb, zeigt klar, daß dieser genannte Joseph
P rämer keineswegs Pfarrer, sondern wirklich kais. Admi-
nistrator des bereits aufgehobenen Nonnenklosters Traunkir-
chen war; und daß dis JahrszahL des Gemähldes nicht
1508 sondern 1598 heißen müsse; indem dann nach Abzug
91
Johannes Oeckhrl, als Pfarrer bey diesem Gotteshaus/
nebst seinem Caplan und Prediger Joch an me s Haidin-
ger. — Dann i. I. 1592 Herr Hanns Prem bl/ Pfar-
rer r und Herr Christoph H ueb er/ Ea^san.
Wenn man nun bedenket/ mit welchen Würden und
Aemtern einige dieser Pfarrer überladen waren, so ist gar
leichtlich zu glauben / daß sie nur wenige Sorgfalt auf die
Nonnen des hiesigen Klosters verwenden konnten. Diese wa-
ren aber auf nichts eifriger bedacht/ als Tochter reicher und
vornehmer Familien in ihr Kloster zu ziehen, wodurch sie fast
überall im ganzen Lande begütert wurden/ da die Edlen ihre
frommen Töchter keineswegs mit leeren Handen den Aebtist
sinnen übergaben. — Es ist ein großer Verlust für die öster-
reichische Genealogie- daß das Necrologium (Todtenbuch)
deS Klosters Traunkirchen, für die Gegenwart verborgen ist.
Die wenigen Nahmen der adeligen F r ä^l e in s die
hier den Schleyer wählten, haben wir blos dem rastlosen
Bienensteiße der Herrn von Hoheneck und Wurmbrand zu.
verdanken. Sie sind:
Die Klosterfrau Fried e rica / welche um d. I. 11(>0
lebte und eine Herrinn von P oll heim war. — Die Aeb-
tissinn Adelheid, welche dem Kloster um das Jahr 1225
vorstand/ und gleich der Klosterfrau Fried erica von Poll-
heim i. I. 1225 aus dem nähmlichen Hause abstammte. —
Die Aebtiffinn Euphemia/ welche das Kloster bis 1569
oder 70 regierte, und gleichfalls aus diesem Geschlechte war.
— Die Klosterfrauen A n n a und Felicitas, welche im
15. Jahrhunderte lebten, und Töchter des Freyherr» Albrecht
Engl von und zu Wagrain waren. — Die Kellermeiste-
rinn oder Oberkellnerinn Ga-th arin a, eine Herrinn v 0 n
Hochenfeld, welche um das Jahr 144-0 an der Seite ih-
rer Aeltern zu Traunkirchen begraben wurde. — Die Aebtis-
. der angeführten 66 Jahre, die Jahreszahl 1532 erscheinet,
allwo obgenannte Aebtissinn das Bild höchst wahrscheinlich
verfertigen ließ, da sie in ihrer Vorsteherwürde v. I. 1525
bis 1554 gelesen wird. A. d. H.
92
finn Barbara,- welche das aste Gemählde besorgte/ das
die Uebergabe des Klosters an Atha, von den beyden Mark-
grafen Ottokar und Leopold/ im bunten Geschmacke damahli-
ger Zeit vorstellt/ Entsprang aus dem Geschlechte der Herren
von Kirchberg. — Die Dechantinn U r su l a^ eine A spa-
ne rinn von Ha a g-/ welche um das Jahr 1.Z10 die Klo-
stergeschäfte besorgte. — Und endlich die Aebtissinn Euphe-
mia III./ welche das Kloster i. I. 1543 leitete/ und aus
dem vornehmen Geschlechte der Herren von Losenstein
abstammte 3).
Doch eben dieser Adel/ der vielleicht den größten Theil
der Nonnen auszeichnete/ war das Ungethüm/ welches der
Klosterzucht so manchen Stoß versetzte. Die Aebtissinnen und
selbst auch die Pfarrherrn (ohnedieß größtöntheils aus edlen
Hausern abstammend), behandelten die Nonnen mit Gelin-
digkeit und'Nachsicht; und diese mißbrauchten selbe -zu Aus-
schweifungen / welche sich mit den Ktostergelübden unmöglich
vertragen konnten. Vergebens wären die Ermahnungen und
Vorwürfe der österreichischen Erzherzoge, wenn diese Frauen
um die Bestätigung ihrer Güter und Privilegien bathen. —
Da sie diese jedoch stets aufs Neue erhielten/ so verließen sie
sich auf die angestammte Güte des Erzhauses/ hielten jede
Erinnerung nur für- teere Drohung/ und glaubten wohl gar
in ihrem Stolze, daß der Landesfürst keine Macht habe/ ihr
Kloster aufzulösen. Dazu kam jetzt noch die freyere Denk-
und Handlungsweise, welche die um sich greifende Refor-
mation des Bergmannsohn's aus Eisleben herbeygeführt
hatte. Bald nach der Wahl der letzten Aebtissinn M a g-
dalena D ietr i ch ing e rin n i. I. ±566 die auf A n n a
Raine r i n n (iSSl f 15Ö6) folgte , wurden demnach die
Klosterfrauen der häuslichen Einschränkung überdrüßig, ver-
ließen nach und nach das Kloster, jagten Männern
s) Diese Aebtissinn war es, die i. I. ihrer Erwählung 1544
Dem Leonhard von Kirchberg, Herrn zu Seisenburg
und Spitz, verschiedene Gülten zu Lehen verlieh. (Hoheneck
Ul 382 )
93
nach, und ließen endlich (wie man sich noch jetzt zu Traunkir-
chen erzählet) nur ein einziges Mütterchen, Nahmens C a-
th a rin a (oder eigentlich obige Magdalena Dietrichingerinn)
im Kloster zurück, die so lange im selben verblieb, bis sie
der Herr von den Banden des Lebens und ihres Schwures
befreyte. — Sie lebte aber noch den 14. December 1592.
Aus dieser allmähligen Auflösung des Nonnen-
klosters läßt sich die Verschiedenheit erklären, die rücksicht-
lich des Aufhebungsjahres unter den Schriftstellern herrschet,
und die durch eine Urkunde Erzherzog Leopolds v. I. ±625
worin er sagt, „daß dieses Kloster seit vierzig Jahren von
den Nonnen verlassen sey" — und durch die unbestimmten
Ausdrücke Papst Gregors XV. i. I. 1621 und Kaiser Fer-
dinand II. i. I. l624, „daß e6 seit vielen Jahren schon
leer stehe," noch vermehrt wird.
Unseres Erachtens ist die Meinung derjenigen,^ daß
Kaiser Ferdinand I. selbst, oder eigentlich gar erst sein Nach-
folger Maximilian II. das Nonnenkloster allhier aufgehoben
habe, die wahrscheinlichere; indem i. I. 1564 Kaiser Ma-
ximilian II. bey einer Gemsenjagd am Traunstein finden.
Der damahlige Salzamtmann Georg Neuhauser zu
Plumbau und Stadtkirchen (1562 — 1569) , der
von des Kaisers Seite nicht weichen durfte, benützte diese
allerhöchste Gnade zum Vortheile der Salinen, und bath
für dieselben um die Waldungen des fast ausgestorbe-
nen Nonnenklosters Traunkirchen. Kaum waren also
die hohen Gäste in die Residenz zurückgekehrt, als durch
ein kaiserliches Mandat, diese nicht unbeträchtlichen Wal-
dungen den Salinen zur Benützung überlassen wurden 3).
2) Später erhaltene Auszüge aus dem k k. Klosterraths - Visi-
tationsbuche ob und unter der Enns, v. I. 1561 und 1566,
nebst andern bezüglichen Urkunden, die wir der gütigen Mit-
theilung des Hrn Pfarrers I. D. Herborn an der deutschen
Nittersordens-Kirche zu Wien verdanken, und als seltene
Documente klösterlicher Visitation und Verwaltung, am En-
de der Geschichte Traunkirchens, hier beyfügen, beweisen ur-
94
Mehrere Jahrzehente kamen sie den Salinen trefflich
zu Statten. Die dichten Bergforste lieferten Bau- und
Hallholz zu der schon 1569 anbefohlenen/ und i. I. 1571
erbauten Salzpfanne zu Ischl; zu der gleichfalls i. I. 1569
genehmigten^ aber erst 1613 vollendeten Soolenleitung,
und zu dem i. I. l6o4 angefangenen/ und l607 ausge-
führten Pfannhaus- Bau in Ebenste. — Die übrigen Be-
sitzungen des ehemahligen Nonnenstiftes/ ließen die Landes-
fürsten durch eigene Administratoren verwalten/ aus
denen wir nahmentlich auf das Jahr 1573 Erharden
Voit/ Abten zu Kremsmünster/ der aber i. I. 1586 ei-
nem Mönch von Thierhaupten / Joseph Prämer zum
Stellvertreter bestimmte/ —und zugleich Jacoben Gisl
(oder Zistellius)/ Abten von Wilhering; 1585 P. Leo-
nard Schußmann — dann P. Andreas Mor 1588
— W 0 lfg. Schadt 1592 — abermahls P. Joseph
Prämer 1594"l6l1 und Daniel Hofmandel 1613
den letzten aus ihnen/ anführen können.
Traunkirchens stille Ruhe wurde während tiefer Zeit
nur einmahl unterbrochen/ als nähmlich i. I. l6lO das
ganze Satzkammergut von dem in jenem Bruderzwiste zwi-
schen Rudolph und Mathias berüchtigten „Pa ssauerv 0l-
ke" verheert wurde. — Die dauernde Ruhe und wahr-
scheinlich auch die öftere Abwesenheit der aufgestellten Ad-
ministratoren/ machten sich die protestantischen Pre-
diger auch hier bestmöglichst zu Nutzen. Bald drängten
und schlichen sie sich in das verlassene Traunkirchen ihre
neue Lehre verkündigend ein/ und entwichen erst i. I. 1599
oder 1600 als sie einen katholischen Pfarrer, Kanzel und
Kirche einräumen mußten.
Der Einfall des Paffauervolkes mag indessen den Fürst-
bischof von Paffau/ Erzherzog Leopold/ zuerst auf
das schön und sicher gelegene Traunkirchen aufmerksam ge-
kundlich, daß die eigentliche Aufhebung dieses Frauenklosters
erst t, I. 1573 Statt gefunden habe.
95
macht, und den Wunsch in ihm erregt haben, diese Besi-
tzung für sich zu verwenden, und seinen Jesuiten zu
Passau zu erwirken. Doch weder der unentschlossene Ru-
dolph II. (gestorben l6i2). noch sein Nachfolger Mathias II.
(l6l2 —1619) konnten sich zu solch' einer Abtretung ent-
schließen. Erst unter Kaiser Ferdinand II., welcher am
28. August 1619 deutscher Kaiser wurde, und i. I. i62i
das Salzkammergut besuchte, gelang dieser bisher noch nicht
aufgegebene Versuch. In des Kaisers Umgebung befand sich
damahls sein Bruder Erzherzog Leopold, Fürstbischof
von Passau, und ein Nuntius des neuerwählren Papstes
Gregor des XV. Da erinnerte der Bischof seinen kaiserli-
chen Bruder, daß ohne des Papstes und seiner Ordinariats-
Bewilligung, Traunkirchen in die Hände der Weltlichen ge-
rathen sey, in welcher es eben nicht fruchtbringend verwal-
tet würde; ihm möchte es daher der Kaiser geben, ihm, der
vor mehr als sechs Jahren (es war i. I. 1.613) den Je-
suiten ein Collegium, und eine Kirche in seiner bischöfli-
chen Stadt Paffau, mit bedeutenden Kosten von Grund
aus erbaute, deren Einkünfte von 3000 Gulden aber, bey
diesen Zeitverhciltnissen nicht hinreichten 3).
Kaiser Mathias II. hatte das leere Kloster seinem Lieb-
linge dem Cardinal Melchio r Klesel geschenkt, und für
ihn der Administration übergeben b). Weil aber Kaiser Fer-
dinand II. ihm nicht so günstig wie sein Vorfahrer war, so
wich der Cardinal seinem Umgänge aus, begab sich nach
Rom, und leistete auf den Besitz seiner Würden und Gü-
2) Herausgezogen aus den Einverleibungs - Urkunden vom 30.
April 1623 und 12. July 1624 in Hormayrs Archiv. Jahr-
gang 1824. Nr. 61. pag. 334.
b) Baron Hormayr läßt in seiner Geschichte Wiens, dem sehr
geschmälerten Bis thu me Wien i. I. 1613 (welches da-
mahls Melchior Klesel, nebst dem Bisthume Neustadt ver-
waltete) eine Pension auf Traunkirchen anweisen. II. 158, 159.
Aus dem Gesagten aber erhellet, daß diese Pension nur Car-
dinal Klesel genoß.
96
ter in Oesterreich stillschweigend Verzicht. Kaiser Ferdinand
ließ demungeachtet demselben seine Pension, die er von
Traunkirchen bezogen hatte, ungeschmälert erfolgen, indem
in einem Commiffions-Befehle an die Hofkammer, „Geben
„in vnser Statt Wienn den 2ä. December anno 1Ö21“
es ausdrücklich heißt: „so lang Cardinal Klesel leben würdt
„die Jährliche pensión allermaffen Daniel Hofmandl
„Bestandt-Inhaber besagten Gottshauß Traunkhürchen die-
„selbe dem mit Ihm aufgerichten Contract nach, räichen
„vnd bezahlen.^ — Indessen hatte der Kaiser doch freye
Hände, und gab also, kaum in seine Residenz zurückge-
kommen, den Jesuiten zu Passau die erfreulichsten
Beweise der kaiserlichen Gnade, indem er ihnen Traun-
kirchen, jedoch mit ausdrücklichem Vorbehalte der zum
Salzwesen nothwendigen Gotteshaus-Wäldern, schan-
kungSweise überließ a).
Eine noch vorhandene, lange, hölzerne, mit Schnitz-
werk eingefaßte, und der Länge nach in sieben Felder ein-
getheilte Tafel, die den Jesuiten als Aufsatz eines Bü-
cherschrankes diente, stellt die feyerliche Handlung der Ue-
bergabe von Traunkirchen an die Jesuiten zu Passau vor,
und ist mit dem Jahre 1071 bezeichnet. Jedes der sieben
Felder enthält ein gut erhaltenes Gemählde mit erklärenden
Ueberschriften, und zeigt theils die Bildnisse der kaiserlichen
und bischöflichen Abgeordneten, theils die Uebergabs - Sce-
nen selbst. — Zufolge dieser wurde wirklich auf Veranlas-
sung des Papstes Gregor XV. — durch die Freygebigkeit
Kaiser Ferdinands II. — und die eifrige Sorge Erzherzog
») Diese Reservirung der Wälder war für die Jesuiten kein be-
sonderer Nachtheil, indem sie in Folge Allerhöchster Entschlie-
ßung Kaiser Ferdinands HI. de dato 28. Sept. 1655 (laut
nachfolgenden Contract, gegeben aus Traunkirchen den 17.
März 1656) von diesen zum Salzsieden benützten Waldungen
den eigenen Holzbedarf bezögen, und jährlich ab aerario sali-
nari 800 fl. bezahlt erhielten, wöbey ihnen überdieß das Ter-
ritorial-, das Jagd- und Alpeurecht verblieben ist.
97
Leopolds/ Fürstbischofs ju Passau / — Traunkirchen den
hierher gesandten Jesuiten am 14. Februar 1622 überge-
ben, und am 27. desselben Monaths und Jahres mit dem
Jesuiten - Collegium zu Paffau canonisch vereiniget. )lls
kaiserliche Commiffäre waren bey dieser Feyerlichkeit / der
Salz - Oberamrmann Mathias Gärtner, und der stän-
dische Verordnete Justinian Hazenberg; — als bi-
schöfliche aber der Suffragan Johann Brenner, und
der Vice-Kanzler Doctor Lang mann zugegen. Das Bild
im linken Ecke stellt den Acr dar/ wie der Rector der Je-
suiten zu Passau, durch die Vorsteher Traunkirchens, den
Eid der Treue von den Unterthanen empfängt; —* das
Bild im Felde rechts, stellt diesen Rector selbst, Johann
Jsfordink dar, mit seinem Gefährten Christoph
Schlegel, und in Beyder Mitte, Daniel H o f f-
mandl, Gegenschreiber zu Gmunden und letzten Admini-
strator von Traunkirchen, der die Rechnungen übergab.
Kaum hatten sich jetzt die Jesuiten in ihr neues
Eigenthum gesetzt: so suchten sie fleißig in ihrem Archive
nach, um die Rechte und Güter zu vindiciren, welche
vielleicht in den verflossenen Zeiten dem Kloster Traunkir-
chen entrissen wurden, und sich auf diese Weise allhier zu
vergrößern und zu befestigen. — Der Befehl Ferdinands
II. vom 3.'l626 (10. März) die Jesuiten in ihren neuen
Besitzungen ruhig zu belassen, erweckt unwillkührlich den
Gedanken, daß ihre Besitznahme anfänglich vielerley Schwie-
rigkeiten herbey führte, und daß ein früherer Befehl des
nähmlichen Kaisers, den Jesuiten von Traunkirchen bey
Strafe von 50 Mark reinen Goldes, nichts in den Weg
zu legen, ungeahndet übertreten wurde. Daß aber auch sie
ihre Macht überschritten, beweiset eine eigenmächtige Nie-
derreißung des dem Fleischhauer Paul Thon er gehöri-
gen , und nicht einmahl auf ihrem, sondern auf Herrschaft
Wildenstein'schen Grunde gestandenen Hauses, die sie sich
i. I. 1659 erlaubten, über welche Gewalthandlung sie aber
mit dem damahligen Salz-Oberamtmanne Johann Achaz
Altmünster. 7
Y8
von See au auf Ebenzweyer, Hillprechting und Lhalhamb,
in ernsthaften Streit geriethen.
Die erlangte Ruhe mochten die neuen Besitzer zur
Verschönerung ihres Aufenthaltes verwenden a) ; allein
sie wurden in diesem Bemühen bereits i. I. 1626 durch
die entstandene tandesverderbliche Bauern-Rebellion
(die sich auch dieser Gegend bemeisterte), — noch mehr
aber durch eine fürchterliche Feuersbrunst gehindert, die
i. I. 1632 das noch neue Collegium und die alte Nonnen-
kirche, in wenig Stunden in Asche legte. Durch die Frey-
gebigkeit des Benedictiner- Abtes Mauritius Faber zu
Mondsee (praesulis IVlanseensis), und der Grafen Schwar-
zenberg und Khevenhüller, wurden aber bald Kirche und
Ordensgebäude wieder erbauet, und zwar schöner als
sie früher gestanden d). Um jedoch den ersten Stifter
Traunkirchens, oder auch die erste Weihe der ältesten hiesi-
gen Kapelle im frommen Andenken zu erhalten, wurden
jährlich (bis zur Ordens - Aufhebung t. I. 1773) am Tage
des Erzengel Michaels von den Ordenspriestern, Fleisch,
Brot, Eyer und verschiedene Eßwaaren, Spende (spen-
da) genannt, nach der Messe an die Armen vertheilt, wel-
che sich oft * zu 6OOO, i. I. 1735 sogar darüber versam-
melten.
Nach Wiederherstellung ihres Gebäudes und der herr-
lichen Kirche, wendete sich der Jesuiten Blick auch auf die
Seelsorge. Sie hatten bey der Uebernahme Traunkir-
chens, nur einen einzigen Weltpriester getroffen, der die
große Pfarre mit vieler Beschwerde besorgte, weil die Pfar-
re Ebensee damahls noch nicht ausgebrochen war. Der Zeit-
umstände wegen mußten sie es dabey bewenden lassen, hiet-
2) Einer Chronik zufolge, wurde Traunkirchen schon i. I.
1629 eine Residenz der Jesuiten genannt, da das Jahr
1632 als das dritte der Residenz, in selber angegeben wird.
1>) Predigt des hochw. P. Leopold Gruber, Superiors von
Traunkirchen; in Ciaron, Lnnaelac. mantissa, pag. 239 et
210.
99
ten den Weltpriester für ihren Vicar, gaben ihm alle
pfarrlichen Geschäfte über, versorgten ihn mit Kost und
Wohnung, die zwar in der Residenz eingeschlossen, aber
von der Klausur getrennt war, gaben ihm jährlich ein Ho-
norarium von 40 fl., und überließen ihm die meisten Sti-
pendien und Stollgebühren. — Weil sie überhieß in ihren
Urkunden fanden (oder gefunden haben wollten), daß Fürst-
bischof Albert von Passau, ein sächsischer Prinz, be-
reits i. I. 1332 die Pfarreyen von Goyßarn, Hall-
start und Außee, dem Nonnenkloster Traunkirchen, mit
der hiesigen Pfarre incorporirt habe: so folgerten sie,
daß obige Pfarrer nur Vicarien der Pfarrherrn zu Traun-
kirchen seyen, daß der Rector zu Passau der einzige Pfarr-
herr über alle Pfarren im Salzkammergute wäre, weil die
übrigen erst späterhin von den vier genannten getrennet
wurden.
Die Pfarrer im Kammergute (die wohl von
der Einverleibung der Traunkirchner-Pfarre, an das dorti-
ge Nonnenstift), die geschichtlich erwiesen ist (aber von kei-
ner andern Incorporaron gehört haben mochten), wunder-
ten sich höchlichst, als sie auf einmahl bloße Vicarien
des Pater Rectors zu Paffau wurden, und ihm sogar Ab-
sentgeld er zahlen sollten. Doch schwiegen sie weislich,
so lange die österreichischen Erzherzoge Leopold I. (resig-
nirte 1626), Leopold Wilhelm (gestorben 1662), und
Carl Joseph (gestorben 1664) das Fürstenthum und
Hochstift Paffau im Besitze hatten, weil sie wohl wußten,
daß diese Prinzen mit voller Zuneigung den Jesuiten erge-
ben waren. Nachdem aber der rasche und muthige Wen-
zel Graf von Thun (1664, gestorben 1673) den Hir-
tenstab des Bisthums Passau erhielt, übergaben sie ihm al-
sobald ihre Klagen. Der neue Fürstbischof erzürnte sich hier-
über nicht wenig, da er wohl, einsah, daß auch seine Or-
dinariats-Rechte hierdurch geschmälert würden, und verwies
den zu sich berufenen Jesuiten-Rector sein eigenmächtiges
Verfahren mit allem Eifer, bezweckte aber damit nichts an-
7 *
100
ders - als daß dieser/ so gut es gehen mochte/ sich entschul-
digte , und die Klage hierüber an den kaiserlichen Hof
brachte.
Während dem starb aber Fürstbischof Wenzestaus nach
neunjähriger Regierung; und alsobald brauchten die Jesui-
ten, unter seinem Nachfolger Sebastian Grafen von
Pötting (1673 bis 1689) die List/ einen Pfarrer nach
dem andern durch sanfte Worte von dem Bunde abzuziehen/
und ihnen die Absentgelder zu erlassen/ damit sie sich (wie
sie großmüthig vorgaben) desto leichter Cooperatoren zur
Aushülfe nehmen konnten. Dadurch ward nun der Jesui-
ten Ansehen in dem Kammergute auf immer befestiget.
Der Rector des Collegiums zu Paffau präsentirte jetzt nicht
allein die Pfarrer/ sondern auch deren Capläne; er visitir-
re die Pfarreyen des Salzkammergutes/ nahm die Kirchen-
Rechnungen auf/ übte alle Vogteyrechte aus, und rief so-
gar seine Vicarien und Capläne zu den geistlichen Exerci-
tien nach Traunkirchen/ so oft er's für gut fand.
Auch mir den k. k. Beamten/ Pflegern und Insassen
des Salzkammergutes und der Umgegend/ geriethen die
geistlichen Besitzer Traunkirchens öfters in Handel/ die bey
den steten Bemühungen der Lehrern/ so manche verlorne
Rechte und Besitzungen ihrer Residenz wieder zu erringen/
wirklich unvermeidlich waren. Feindlich daher gegen die PP.
Jesuiten gesinnt, verklagten die kaiserlichen Beamten
dieselben bey Hofe / und bürdeten ihnen auf/ daß sie mehr
bedacht wären Güter an- sich zu ziehen/ als die Pfarrkin-
der des Kammergutes zu unterweisen. Um diesen Vorwurf
von sich zu wälzen, stellten nun die Jesuiten Missiona-
rien auf, welche die Pfarren im Kammergute von Zeit
zu Zeit besuchen, Jung und Alt unterweisen, predigen,
hier und da Gottesdienst halten/ und das Thun und Las-
sen der ordentlichen Seelsorger beobachten sollten. — Der
erste dieser Missionäre (unter denen sich auch P. Gua rin
befand/ der seines Eifers wegen öfters in Lebensgefahr ge-
rieth) schrieb seine Missionsberichte auf/ welche Herrn Pro-
101
fefsor Schuttes fast nach hundert Jahren in die Hände fie-
len, und von ihm zur näheren Beleuchtung dieser Verrich-
tungen, seiner Neisebeschreibung eingeschaltet wurden. Der
letzte Missionär, zur Zeit der Ordens - Erlöschung i. I.
1773 war P. Joachim Gründn er.
In dieser Zeirperiode, vom Entstehen der Residenz aus
den Ruinen des schrecklichen Brandes i I. iß32 bis zu de-
ren Wiederverfalle, erfuhren die geistlichen Bewohner Traun-
kirchens vielfältig, die wechselnden Launen des Schicksales a).
— Eines von jenen furchtbar erhabenen Gewittern, welche
nicht selten in diese Gebirge sich niedersenken, und dort die
ganze Fülle ihrer verheerenden Kraft entladen, schlug i. I.
1669 in Sonnensteinspitz ein, und setzte zum Schrecken der
ganzen Residenz und der übrigen Bewohner, den dortigen
Wald in hellauflodernde Flammen, die jedoch
bald durch die Hülfe des mit 200 Arbeitern herbeygeeilten
Hofschreibers Tobias Achatz von Seeau, glücklich gedämpft
wurden. — Kaiser Leopold I. (in seiner Kindheit selbst
zum geistlichen Stande bestimmt) besuchte zweymahl Traun-
kirchen und die Jesuiten; das erste Mahl den 11. Septem-
ber 1Ö80, und zum andern Mahle am 17. May 1Ö84
nach jenem strengen Winter, in welchem der meilen-
lange See (wie in den Jahren 1024/ 1740 und im letz-
ten 1830) zur unbeweglichen Spiegelfläche erstarrte, auf
der die Jesuiten der Seltenheit wegen, mit Kegelschieben
sich erlustigten.
Wieder wurden dse Bewohner Traunkirchens in d. I.
1703 und 1704 aus ihrer Ruhe gestört, indem man von
Seite des Churfürsten von Bayern Maximilian Ema-
nu et, der wegen des ihm nach Böhmen eben eingestellten
Salzhandels, nicht sehr freundschaftlich gesinnt war, und
in der Umgegend von Ried , Traunstein in Bayern
2) Aus unbekannter Ursache mußte i. I. 1652 Ulrich Grap-
ler, Bischof von Lampsacus und Weihbischof zu Passau, die
Kirche zu Traunkirchen abermahls einweihen. (Han-
sitz : Germ 5acr. I. 752 )
102
und Fryburg seine Truppen zusammenbog, nicht ohne Grund
einen feindlichen Einfall in das Salzkammergut erwartete.
Man suchte dasselbe daher mit einer Garnison von ßO bis
200 Mann vom Graf Solar'schen, und i. I. 1704 vom
Graf Harrach'schen Regimente zu schützen, und errichtete
einzelne Verschanzungen, wozu sich nebst Weiffenbach und
der Goss, auch der Sonnenstein als Engpaß eignete. Glück-
licherweise kamen die Nachbarn dießmahl mit bloßer ^Furcht
und ohne Schrecken davon.
Nicht so glücklich war Traunkirchen im österreichi-
schen Erbfolgekrieg, und wurde i. I. 1741 durch
militärische Executionen nicht nur zu bedeutenden Geldaus-
lagen, sondern auch zur Herbeyschaffung von Pferden, Wä-
gen, anderen Gerätschaften, Hafer, Heu und Stroh in
das französisch- bayerische Lager bey Enns gezwungen. Ue-
berdieß wurden viele Unterthanen Traunkirchens geplündert,
und konnten also, da sie im vorhergehenden Jahre durch
Hagel und Viehseuche viel gelitten, ihre schuldigen Steuern
desto weniger abstatten. Die Jesuiten waren dadurch genö-
thiget, zur Leistung ihrer Zahlungen in Linz und Paffau
bedeutende Schulden zu machen, von welchen sie nur lang-
sam sich wieder befreyren.
Noch gehört in diese Zeiten die Gründung oder we-
nigstens Erweiterung des hiesigen kleinen Spitals, das
nach Baron Feuchtersleben, ein Cooperator von Traun-
kirchen i. I. 1734 vergrößerte, indem er zu den vier be-
reits bestandenen, noch zwey Personen stiftete; — nach
Weißbachers Manuscript aber, ein ungenannter Cooperator
mit Georg Lachmüllers Hülfe, i. I. 1747 gründete. Es
besteht noch gegenwärtig, aber nur aus vier Pfründlern,
deren jeder täglich einen Groschen, und im Spitale freye
Wohnung erhält.
Weltbekannt und reich an unberechbaren Folgen, ist
und war der 21. July 1773, an welchem Papst Clemens
XIV. (vorher Franz Laurenz Ganganelli, aus Cesena)
durch die Bulle „Dominus ac Redemtor“ den Orden
103
der Jesuiten aufhob. Daß dieser Tag auch für Traun-
kirchen wichtig war, versteht sich wohl selbst, wenn auch
gleich hierbey ein Schatz von geschichtlichen Documenten ver-
sank. Eben war in diesem Jahre der berühmte Cardinal und
Fürstbischof Leopold Ernst Graf von Firmian (ge-
storben 1783) zu Gmunden, um die bischöfliche Visitation
im Kammergute vorzunehmen, als er den endlichen Be-
schluß der Aufhebung des Jesuiten - Ordens von dem kaiserl.
Hofe erhielt. Der Cardinal sandte daher auf der Stelle sei-
nen Weihbischof Joseph Grafen von Arco, nach dem
bisher exemten Traunkirchen, um auch dort die Visicatioil
vorzunehmen. Der P. Superior, vielleicht von der bereits
erfolgten Crisis noch nicht unterrichtet, stemmte sich der bi-
schöflichen Visitation, durch wiederhohltes Berufen auf des
Ordens Exemtion, kräftig entgegen; allein Graf Arco ließ
sich nicht hindern, vollendete das übertragene Geschäft, und
wachte dann den ehrwürdigen Vätern der Gesellschaft, ihre
gänzliche Auflösung irn Nahmen des Cardinals bekannt.
Bald kamen dann auch die k. k. Com missäre, nahmen
die Güter und Renten der erloschenen Residenz in Beschlag,
und führten die Bibliothek und das im Archive noch
Vorhandene nach Linz ab.
Die Reihenfolge der gewesenen Superioren und
Pfarr-Vicars zu Traunkirchen (während des Ordnes-Be-
sitzes) anzugeben, ist aus Mangel geschichtlicher Quellen
nicht möglich; und selbst einzelne gelehrte Mitglieder auf-
zuführen, würde man vergeblich sich mühen, wenn man
nicht annimmt, daß der gelehrte, wohl nur wenigen Berg-
männern unbekannte Jesuite P. Nicola us Boda, der
r. I. 1772 sich im Satzkammergute aufhielt, wenigstens
für einige Zeit, Mitglied der Jesuiten zu Traunkirchen ge-
wesen sey. — Ein anderer aus ihnen schrieb, wahrscheinlich
gegen Ende des 17. Jahrhundertes, MühlwangerS
Chronik von Go y fern ab, und versah sie mit einigen
Zusätzen. — Die Zahl der hiesigen Religiösen
war v. I. 1725 angefangen, nie geringer als sieben, über-
■ \
104
'stieg aber auch nie/ bis zur Aufhebung, die Zahl dreyzehn ,
die sie i. I. 1753 erreicht hatten. Sie waren seit der Ueber-
nahme der Religions-Verbreitung sehr beschäftiget,
beschickten ihre unterstehenden Pfarren mit Missionen, predig-
ten überdieß öfters und mit vielem Beyfalle zu Altmünster und
Gmunden, ja ertheilten auch der Jugend zu Traunkirchen
den nöthigen Unterricht. — In den Stunden der Muße be-
nützten sie ihre zahlreiche Bibliothek, welche durch An-
kauf und Geschenke, besonders aber durch das i. I. 1*744 er-
haltene Vermächtniß des Pfarrers Alten hoffers von Au-
ßee, sehr vermehrt wurde. — Auch vor Nahrung 6 s o r-
gen waren sie immer geschützt, da sie zu Folge eines Frey-
briefes Ferdinand des II. sogar dem Collegium zu Passau,
Vrctualien zuführten, obschon sie in den ersteren Jahren ih-
res Hierseyns gerade nicht für reich gelten konnten, indem
während des Zeitpunctes der kaiserlichen Jnhabung Traun-
kirchens, d. i. vom Jahre 1573 bis 1622 von dieser Herr-
schaft nicht nur (wie bereits gesagt) die Wälder, sondern
auch bedeutende Zehente und Lehen abgerissen wurden. Noch
Ferdinand II. erhob Traunkirchen zu seinem vorigen Wohl-
stände; und auch Kaiser Ferdinand III. (gestorben 1657) be-
dachte die hiesigen Jesuiten reichlich mir Wohlthaten, de-
ren wir oben in einer Note gedachten.
Folgende Mitglieder des ehrwürdigen Jesuiten- OrdenS
waren es, denen in Gegenwart der beyden OrdinariatS-Com-
missäre Ambros Looß, geistlichen Rathes, Dechants und
Pfarrers zu Altmünster — und Andreas Lötsch, geist-
lichen Rathes und Stadtpfarrers zu Gmunden — des lan-
desfürstlichen Commissärs Ehren reich Edlen von B a r-
ruska, k. k. Landrathes — des landesfürstlichen Commis-
särs - Actuars Balthasar von Moor, k. k. landeshaupt-
mannschaftlichen Secretärs — und der beyden Zeugen: Jo-
hann Anton Hölzel, Weltpriesters und Miffionarii in
der Viechtau— und Franz Killpöck, Weltpriesters und
Caplans zu Traunkirchen, die päpstliche Bulla wegen Auf-
105
hebung des Jesuiten - Ordens, am 18. September 1773 pu-
blicirt wurde:
1) P. Ferdinand Fullenbaum/ Superior—40
Jahre im Orden.
2) P. Franz Taver Ebenau/ Zu^eriorÌL Adjunctus. —
22 Jahre im Orden.
3) P. Franz ^Laver Schwatidrner/ IVIissionarius. —
25 Jahre itti Or ben.
4) P. Georg Hamermuller, Sonntags - Prediger. —
37 Jahre im Orden.
5) P. Jgnaz Pohl. — 45 Jahre itti Orden.
6) P. Joachim Grundrnea'/ Missionamis im Kammer-
gut. — 19 Jahre im Orden.
7) P. Joseph Loydl/ Mifsionar zu Pinsdorf. — ol)
Jahre im Orden.
8) P. Josep h W urz, Bruderschafts- Pater uud
Hans - Beichtvarer. — 46 Jahre im Orden.
9) P. Michael Wolfmayr/ Feyertags-Prediger uno
Kinderlehrer. — 18 Jahre im Orden.
10) P. Nicolaus Poda/ Mathematicus. — 32
Jahre im Orden.
11) Frater Joseph Spittel/ Laybruder und Wirthschaf-
ter. — 8 Jahre im Orden.
12) Frater Marcus Fidelsperger/ Laybruder.—15 Jah-
re im Orden.
Anfangs/ d. i. gleich i. I. der Aufhebung 1773 wurde
Traunkirchen/ wie alle übrigen Jesuiren - Güter/ für den
daraus gebildeten Studien - oder Jesuiten - Fond
verwaltet/ aus welchem die Letzteren ihre Pensionen bezogen;
i. I. 1777 kam aber selbes/ der noch dazu gehörigen Wälder
wegen für die Salinen freygebigst um 280/000 fl. eingelöset a)/
unter die Verwaltung der Ministerial- Banco- Hof-
») Plllwein schreibt c^ar um 355,823 Gulden; ctzbt aber leider
seine Quelle nicht an.
106
beputötion, von welcher r. I. 1779 die Verwaltung
Traun kirchens mir jener der Aerarial - Salinen - Herrschaft
(und einstigen Grafschaft) Ort vereiniget/ und zu einem k.
k. Kammergute erkläret wurde. Die Unterthanen
dieser ausgebreiteten Herrschaft wurden aber getheilt. Dieje-
nigen , welche ob dem See liegen, kamen zum Pflegamte
W i l d e n st e i n zu Gcyßarn ; die übrigen zum Pflegamte der
Herrschaft Ort. Die Waldungen weroen vorzüglich Jur die
Salzsud - Pfannen zu Ebensee/ unausgesetzt benützt.
Gleich nach der Aufhebung wurde die Leitung der Seel-
sorge/ unterdessen dem Herrn Consistorial-Rathe / Dechant
und Pfarrer zu Gmunden Andreas Letsch anvertrauet,
bis (statt des bisherigen Jesuiten - Vicars) ein ordentlicher
Pfarrer aufgestellt wurde. Das Nähmliche geschah auch mit
den übrigen bisher von Traunkirchen abhängenden Pfarren im
Salzkammergute, und auch mit Nußdorf am Atterfee. Alle
diese vorher als bloße Vicariato behandelten Pfarreyen wur-
den als selbstständige Pfarren erklärt/ dem Patro-
nate des Landesfürsten untergeben/ und dem k. k. Satzober-
amte das Ernennungsrecht eingeräumt.
Der erste Pfarrer'/ welcher nun auf diese Weise für
Traunkirchen ernannt und preisentirt wurde / war i. I. 1778
Johann Mathias S t i b i ng e r, der die Gunst der kai-
serlichen Beamte»/ die er sich durch Güte und Frohsinn er-
warb/ dazu benützte/ Witwen und Waisen im Kammergute
zu schützen, und ihnen Arbeirund Brot zu verschaffen. Ge-
schätzt und geliebt stand er der Pfarre bey 25 Jahre vor/ ob-
schon er vorher die Pfarre zu Hallstatt besorgt hatte/ und
starb/ ein Greis von 78 Jahren, den 10. July 1802. —
Ihm folgte Johann Schreiner, zuvor Pfarrer zu Goß-
ach / Goyßarn und Feldkirchen im Jnnviertel; der die ersehn-
te Ruhe i. I. 1816 zu Traunkircheft fand, und seinen Platz
an A l o y s Prem/ einstigen Pfarrer zu Hallstatt überließ.
Nach seinem Tode 1820 ward Herr Mathias Wagner
auf Traunkirchen befördert.
Er und seine Vorfahren erfreuen sich hier eines Kirchen- *
ine Seltenheit/ als auch durch
/ manches Herz und Gemüth
tzücket. Es ist dieß die festliche Frohn-
na m s-ProzessioN, die bey günstiger Witterung/
r zu Wasser gehalten wird. — Alle Schiffe und Na-
deä TraunfeeS begleiten das Hauptschiff/ auf welchem
mit dem hochwürdigsten Gute/ die Priester-
schaft/ und Chor-Musik befinden. Alles bethet/ Alles singt/
Alles preiset Gott. Kommt man auf eine bestimrnte Höhe des
Sees/ so wird mit den Rudern inne gehalten. Die beglei-
tenden Schiffe und Nachen versammeln sich pfeilschnell jetzt
um das Hauptschiff; in feyerlicher Stille hört Alles den Ge-
sang des heit. Evangeliums/ empfangt knieend in tiefer An-
dacht den göttlichen Segen / und ist/ kaum das Trompeten
und Pauken die jedesmahlige Beendigung dieser festlichen
Handlung schallend verkünde«/ mit gleicher Geschwindigkeit
wieder auf seinem vorigen Platze. So wird das Hochwürdig-
ste noch auf drey verschiedene Puncte/ mit gleich andächtigem
Jubel geführet; endlich aber , unter lautem Gesänge zurück
ans Land gebracht/ und feyerlichst in die festliche Kirche ge-
tragen. — Jede Beschreibung dieses gottesdienstlichen Zuges
muß der schönern Wirklichkeit weichen; sehen muß man, selbst
sehe«/ um zu empfinden, was ein gläubiges Herz hierbey
fühlet / und welch' fromme Andacht Jeden der Bether be-
seelet! —
Reihenfolge der einzigen Aebtissinen des
Benedicci n er - N o n n e n k l o st e r s z u Traun-
kirchen. (Nach Bruschius.)
1) Gräfinn Atha oder Agatha, Tochter des Stifters
Othokar; liegt bey der St. Stephanskapelle beerdigt.
2) Gertrudis, welche zu Fuße in Rom war, und für
heilig gehalten wird; liegt gleichfalls in der Sr. Ste-
108
3) Diemundis, in den Jahren 1164 und 1191.
4) Jpeyiia.
5) Elisabetha.
6) Bilbirgis.
7) Dierha, Diftha oder Iuta.
8) Gevtrudis ll.
9) Alheidis, eine Her rin n von Pollheim, um
1225.
10) Otylia.
11) Gisela.
12) Margaretha.
13) Atha fl.
14) Juditha.
15) subiti) a II.
1Ö) Gertrud 11k., um 1280 und wieder 1340.
17) Euphemia.
18) M a r garerha kl. a).
19) Ch u n ig u n d i s.
20) Euphemia kl., auch eine Herrinn von Polt-
heim, die bis 1369 oder 1370 regierte.
21) Anna von Aisterheim.
22) Anna kl. von Oczdorff, die dem Kloster 1397
vorstand.
23) Dorothea von Katringen.
24) Clara von Vezingen.
25) Barbara Städterinn, schon 1434.
26) Magdalena K astn e rinn von Gmunden, er-
wähle 1462 die 33 Jahre regierte, und 1495 starb.
Sie ward in der Sr. Annakapelle beerdiget.
27) Anna III. Panchnerinn, eine vorzüglich fromme
und verständige Frau, gegen welche sich Kaiser Ma-
ximilian I. besonders freundlich und wohlthätig erwies.
2) Urkundlich erscheint im Jahre 1365 eine Margaretha als
Aebtissinn (siehe Beschreibung von Altmünster), vielleicht die-
selbe Margaretha 11. die hier ohne Jahres-Angabe erscheint.
109
Ward erwählt 14Q5 und regierte fast 22 Jahre. Starb
1516 und ward bey ihrer Vorfahrerinn begraben.
28) Dorothea II. Straßnerinn, eine sehr gebildete
Fräst, die dem Kloster sieben Jahre vorstand, 1522
starb, und bey ihren Vorgängerinnen beerdiget wurde.
29) Margaretha HI. S te i n n a ch e r i n n, eine sehr
beredsame Frau und die beste Hausmutter; erwählt
1522, nachdem sie vorher durch 30 Jahre Schafferinn
(oeconoma) im Kloster war. Stand selbem sieben
Jahre vor, und starb am Tage der heil. Scholastika
den 10. Februar 1530. Sie wurde feyerlich in der
St. Michaelskapelle beerdiget.
30) Barbara II. K i r ch b e r g e r i n n, die fast fünf Jahre
vorstand, 1534 starb, und eben atldort begraben wurde.
Aus dem edlen Geschlechte der Herren von Kirchberg.
31) Helena D i e t r i ch e ri n n, aus Bayern; regierte
neun Jahre, starb 1543, und war- in der St. An-
nakapelle beerdiget.
32) Euphemia III. Herrinn v o n Losen stein,
Georg Freyherrns von Losenstein Tochter, die im ho-
hen Alter, laut vorliegender Lehenbriefe schon 1543
erwählet wurde, sieben Jahre dem Kloster vorstand,
und sich mehr um artige Hündchen als um die Armen
bekümmerte. Sie starb 1551 und wurde ohne mar-
mornen Denkstein in der St. Michaelskapelle beerdiget.
33) Anna IV. Rayn erin n, eine vornehme Frau, zwar
klein von Gestalt, aber sehr groß in allen Tugenden,
ward erwählt i. I. 1551 am St. Laurentiustage, und
starb vermuthlich 1566.
34) M a g d a l e n a II. D i e t r ich in g e r i n n, von Eck-
henfelt in Bayern, schon mit 26 Jahren i. I. 1566
zurAebtissinn berufen; i. 1.1573 aber als-einzig noch
übrige Klosterfrau abgesetzt, und hiermit die Aufhe-
bung des Klosters vollendet. — Doch war sie
noch i. I. 1592 allhier am Leben.
110
Beylagen
z u r
Geschichte Traunkirchens.
LangbaLH und Ebenfee.
Um nach Ebensee und Langbath zu fahren/ wo das
eigentliche S a lz ka m m e rg u t seinen Anfang nimmt,
ist der leichteste/ der kürzeste und auch der sicherste Weg —
eine Seereise. Die östlichen und westlichen Felsen rücken hier
näher zusammen, schützen vor Winden, und bilden nebstbey
einen Busen, in welchem man ruhig einher fahren kann.
Sobald man sich um den Sonnenstein wendet/ sieht man
allsobald die schwarzen Wolken der Pfannhäuser in die Lüfte
wirbeln. — Der hölzernen Halbbögen wegen/ die
nahe bey dem Einflüsse der Traun in den See/ von einem
Gestade zum andern herumgespannt sind, und auf der Ober-
fläche des WafferS schwimmen/ haben Reisende nichts zu be-
sorgen ; ruhig mag man darüber hinweg fahren/ ohne sich
durch das Rasseln unter dem Schiffe einschüchtern zu lassen.
— Sie tauchen nähmlich leicht unter/ da sie nur aus Rund-
lingen/ die durch eiserne Glieder an einander gehängt sind,
bestehen, und dazu dienen, die Scheiter aufzufangen, wel-
che in den See hineingeschwemmt werden. Hat sich die gehö-
rige Menge Holz gesammelt: so zieht man diese Halbbögen
zusammen, spannt ein Schifflein daran, und führet die Schei-
ter hin, wo man deren bedarf.
Kaum steigt man darnach aus dem Schiffe, so befindet
man sich schon auf dem Platze vor Langbath, der von
Arbeitern wimmelt. Einige beladen die Schiffe mit Salzstö-
cken; Andere errichten ungeheure Scheiter-Mauern; Andere
zerhauen die Dreylinge; Andere tragen die Spalten in die
lil
Pfannhäuser; Andere beheitzen den Herd, auf welchem die
Salzpfanne ruhet; Andere ziehen das gesottene Salz mir lan-
gen Krücken an sich; Mindere schöpfen es mit hölzernen Schau-
feln aus der Pfanne, und füllen eS in umgekehrte Kuffen;
Mindere tragen die Salzstöcke, die unterdessen absintern und
sich zusammensetzen, in die Dörrstuben; — kurz der ganze
Platz ist einem Bienenstöcke höchst ähnlich. — Hier stehen
vier Pfannhäuser, von denen jedoch daö vierte, wel-
ches der Salzoberamtmann, Hofrath Lenoble Edler von Ed-
lersberg i. I. 1822 zierlich nach Tyrolerart baute, noch nicht
vollendet, daher auch nicht im Gebrauche ist. — In den
drey anderen Pfannhäuser« werden jährlich bey 450,000 Zent-
ner Satz, mir einem Aufwands von 24,480 Klaftern Holz,
erzeuget. — Das erste derselben wurde i. I. l604 zu bauen
angefangen, und am 8. Februar 1Ö07 zum ersten Mahle
benützt; i. I. 1ÖQ1 begann der zweyte Pfannhausbau,
am 4. August 1ÜY2 wurde das erste Salz „ausperrt," und
am 3. August 1C93 die Pfanne vom Superior Holzmeyer
in Traunkirchen eingeweiht. Zu diesen beyden nach älterer
Art erbauten, kam i. I. 1798 das dritte sogenannte Tyro-
ler- oder Erzherzog Carl- Pfannhaus, welches
obgedachter Ritter Lenoble erbaute, als er noch Salzoberamts-
Rath und Referent in Berg - und Sudwesen war. — Jede
der erstem Pfannen mißt im Umkreise 35 Klafter und wiegt
1200 Zentner. Die dritte ist die kleinste unter ihnen; allein
sie siedet nach ihrem Verhältnisse mehr Salz als die grösiern,
bedarf weniger Holz, und liefert ein schärferes, reineres,
krystallisirteres Salz.
Bey allem diesem befindet sich doch kein Salzberg hier,
sondern die zum Sieden nöthigen 1,400,000 Eimer Sülze
werden, ein Drittel von Ischl, und zwey Drittel, von dem
sieben Stunden weit entlegenen Hallstätter-Salzberge gezo-
gen. Die Sülze wird von beyden Bergen, trotz der großen
Entfernung in drey S t r e n n g e l e i t e n oder Röhrenlagern
aus Lerchenholz herabgeleiret, welche einige Schuh tief mit
Erde und sandigen Wajen bedeckt sind, damit sie in ke Hitze
' f
112
nicht sptirigen, oder die Sülze nicht in der Kalte gefriere.
Von dreyßig zu dreyßig Minuten ist eine sogenannte „Sulz-
stube" errichtet, wo die Sülze in Behältnisse fließt und wie-
der abgelassen wird/ damit man augenblicklich erkennen und
wahrnehmen kann / wenn und wo ein Theil der Sülze in
Verlust geräth , oder schadhaft gewordene Röhren zu bessern
sind. Solcher Sulzstuben sind allein von Ischl bis Ebensee,
sechs mit sogenannten Zimmentrohren erbaut a).
Auf dem Platze der Pfannhäuser steht noch der neue,
vier Stockwerk hohe G et re i d e k a st e n / gleichfalls unter
Lenoble erbaut'; und freundlich prangt auf einer kleinen 'An-
höhe das schöne Amtsgebaude, welches dem Platze kein
geringes Ansehen gibt.
Einige Schritte vorwärts sieht man das hübsche P far r-
dorf Lang bath (auch Lambath)/ in welchem die Kir-
che sammt dem Pfarrhofe, und die meisten Häuser (von
welchen das Gasthaus zum Schiffe, urkundlich das älteste
ist) auf einer Anhöhe liegen. Häufiger kömmt diese Pfarre
unter dem Nahmen Ebensee, als unter der Benennung
„Langbath" vor. Hierüber glauben wir Folgendes vorausschi-
cken zu müssen. Unter der Benennung Ebensee, oder ei-
gentlich „die Ebene am See," pflegte man schon in den
ersten Zeiten das ganze dritthalb Stunden lange That zu
verstehen, welches einst in den Pfarrbezirk Traunkirchen
a) teer über diese Sudwerke und überhaupt über die Salzer-
zeugung sich ausführlich zu unterrichten wünscht, dem empfeh-
len wir Herrn Prof. Schuttes Reisebeschreibung, der dar-
m vortreffliche Aufschlüsse gibt. Noch finden sich hierüber ge-
lehrte, die Gränzen einer kirchlichen Topographie aber weit
überschreitende Abhandlungen in: Baron Hormayrs Ar-
chiv für Geschichte re. Ueber die Salinen im Lande ob der
Enns. Jahrgang 1811. Nr. 26 und 27. png 113—120.
Ferners in: Steiners Reisegefährten durch die österreichi-
sche Schweiz. Zweyte Auflage. Linz 1829. pag. 4 — 49 und
endlich in B. P i l l w e i n s Traunkreise. I. 'Abtheil. Bergbau,
P*g 148—153.
113
gehörte, und auf welchem sich jetzt das Districts - Commisso-
ria t, die Pfarre Langbath und das Verwesamt Ebensee ln
dem bereits erwähnten Verwaltungshause befinden. Indessen
ist doch Ebensee gegenwärtig ein eigenes Dorf am östlichen
oder rechten Ufer der Traun, mit 83 Häusern, 143 Wohn-
parteyen und 641 Einwohnern, zwey Stunden von Gmun-
den, drey Viertelstunden von Traunkirchen über den Traun-
see entfernt. — Gegenüber am westlichen oder linken Traun-
ufer liegt das Dorf L a n g b a t h, in obere und untere
Langbath getheilt. Erstere zählt 94 Häuser, 214 Wohnpar-
teyen und 912 Einwohner; letztere 51 Häuser, 141 Wohn-
parteyen und 635 Bewohner. Der Nahme wurde von dem
diese Ortschaft durchfließenden Lambathbache geschöpft, der
vom vordern Lambathsee kommend, bis zur Traun 4440 Klaf-
ter mißt.
Nach der ebenen Fläche zu schließen, scheint dieses gan-
ze Thal einst See gewesen zu seyn, denn der sandige Grund
ist nichts, als durch Jahrtausende abgelöstes Kalkgebirge,
welches sich in der Folge der Zeit an den Ufern des Traun-
sees ansetzte, und jene Ebene bildete; so wie sich noch heut
zu Tage am Auflusse der Traun in den See, welcher hier
geschieht, immer mehr Land anschwemmt.
Dieser ganze Bezirk gehörte in den ältesten Zeiten
größtentheils unter die Herrschaft Traunkirchen. Die
Zeit der ersten Ansiedlung in diesem Gebirgsthals ist
aber gänzlich unbekannt. Die erste bekannte Erwähnung ir-
gend einer Bevölkerung ist v. I. 1543 als die Aebtissinn zu
Traunkirchen, Helena Di e tri chin n a) , dem HgnnS
und Simon Schönauer einen Erbbrief auf die Bäckerwie-
se in Ebensee ertheilte; und auch das Alpenhaus der Klo-
sterfrauen in Offen see bereits bestand.—Im Jahre 1563
a) Jenes alte Derzeichniß der Aebtissinnen von Traunkirchen
nach B. Pillwein, in welchem diese Aebtissinn Helena (die
hier mit ihrem Zunahmen erscheinet) v. I. 1533 bis 15'40
aufgeführt wird, ist also hiernach zu berichtigen.
Altmünster. 8
114
wurde die Sagmühle am Miefenbache „in der Lamba th"
erbauet; und um diese Zeit auch schon das Holz der Offen-
feer- und Lambather- Waldungen in Hallstatt und Gmunden
benützt.
Um diese Zeit mögen aber Lambath und Ebensee
nur kleine elende Dörflein von wenigen Hausern gewesen seyn;
denn der ganze Bezirk begriff anfänglich nicht mehr, als et-
wa 600 Seelen. Doch besagt ein Lehen - und Anleitbrief des
Salzamtmanns Georg Neuhauser von Gmunden v. I. 1571
für den Wirth Hanns Reiß zu Ebensee, daß zwi-
schen Ischl und Traunkirchen, keine andere Taferne als in
Ebensee gestattet werden solle. — Die erfolgte größere Be-
völkerung ist einzig dem später dahier errichteten Sud werke
zuzuschreiben. Denn da der Türkenkrieg ernstlich geboth, in
der kostspieligen Bebauung der Salzberge zu Ischl und Hall-
statt auf Ersparung zu denken; so machten sachverständige
Beamte, der deßwegen vom Kaiser Rudolph II. abgeschickten
Commission den Vorschlag, die Salzsoole von Hallstatt nach
Ischl, und von da weiter abwärts bis Ebensee in Röhren
zu führen, und in der diesem Orte gegenüberliegenden Lam-
bath, ein Pfannhaus zu bauen. — Dieser Vorschlag ge-
fiel; und so übertrug der Kaiser i. I. 1596 dem Hanns
Kalß, Waldmeister zu Ischl, als einem wohlerfahrnen Man-
ne, die Ausführung dieses Unternehmens, wozu dann i. I.
1599 „das Gut in der Lambath von denen zu Gmun-
den" erhandelt wurde, um i. I. 1Ö04 den Bau des ersten
Pfannhauses allhier zu beginnen. Wolf Roßner trat am 2.
März l602 hierüber als erster Verweser auf.
Theils wegen großer Entfernung, noch mehr aber we-
gen oft stürmischer Seefahrt in ihre damahlige Pfarrkirche zu
Traunkirchen, bathen schon i. Z. 1Ö18 die hiesigen Verwes-
amts - Officiere und Salzarbeiter zu Ebensee den Kaiser Ma-
thias, um Erbauung einer Kirche und Schule. Obgleich
es sich mit Errichtung der erster» verzog, so kam doch letztere
bereits zwischen d. I. 1623 und 1624 in Obe r-Lan g b at h
zu Stande, und trug wahrscheinlich unter Aufsicht der ehr-
115
würdigen Jesuiten zu Traunkirchen nicht wenig bey, daß die
Lehre Luthers/ welche Arbeiter und Meisterschaften durch
ihre Hieherübersiedlung von Hallstatt und Goyßarn in die-
ses Thal gebracht hatten, dennoch nicht fußen konnre, und
schon i. I. 1628 kein protestantischer Glaubensgenosse da zu
finden war. — Als das Schulwesen durch eine eigene Com-
mission allenthalben i. I. 1777 verbessert wurde / ward i. I
1779 das alte Sch ul haus in Ober-Lambath verlasse«/ und
neben der jetzigen Kirche, in U n r e r-L a m b a t b/ ein neues
geballt/ i. I. 1828 noch um ein Stockwerk vergrößert/ wor-
in der Unterricht von einem Lehrer und drey Gehülfen be-
sorgt/ und von 543 Kindern besucht wird / welche in vier
Zimmern gut unterwiesen werden. Weil aber die entferntesten
Kinder doch nicht anders/ als mit der größten Beschwerde,
in dieser Schule erscheinen könne«/ so war man schon seit d.
I. 1781 darauf bedacht/ in dem Dorfe L a n g w i es eine
M it telsch ule zu errichte«/ welche für die herumwohnen-
den Kinder von der Pfarre Langbath und^Ischl bestimmt/ i.
I. 1832 zu Stande kam/ und 64 Schüler zählt. Uebrigens
bestand auch i. I. 1738 eine eigene Schule in der Ortschaft
Ebensee, welche die Jesuiten auf eigene Kosten für ihre
dortigen Unterthanen erhielten.
Die Schule und deren Nutzen/ ließ den Wunsch nach
einer eigenen Kirche/ nimmer ersterben.. In den Jahren
1633 und 1639 unterhandelten daher die frommen Bewohner
mir den Jesuiten zu Traunkirchen über die (Smcfytu«# einer
eigenen Caplaney. Im Jahre 1649 wurde deßwegen die
kleine St. I 0 se pH s k a p e l l e im Verwesamtsgebäude (die
vielleicht nur den Beamten zum gemeinschaftlichen Gebetbe
gestattet war) erweitert und eingerichtet/ auch endlich i. I.
1656 der erste Captan / Nahmens Iso«/ ein Weltpriester/
vom Pfarramts Traunkirchen hier angestellt 3). Weil nun
a) 3« dessen Erhaltung wurden den Jesuiten jährlich 300 ff.
nebst Wohnung, Holz und Licht vertragsmäßig aus den Salz-
gefällen angewiesen; und diese ganze Anstalt, unter dem 20.
Jänner 1656 vom Erzherzoge Leopold Wilhelm, Bischöfen zu
8 *
116
diese Kapelle für eine Filiale von Lraunkirchen ge-
halten wurde/ so stand sie mit ihrem Priester und der gan-
zen Gemeinde unter der Leitung der Jesuiten zu Traunkir-
chen. Der exponirte Captan harte zwar die Pflicht auf sich,
die Jugend zu katechisiren, Frühlehren zu halten, und den
Leuren die heil. Sacramente in Nothfällen zu reichen ; allein
zu dem Hauptgottesdienste, dann zu den Trauungen, Tau-
fen und Begräbnissen, mußten die Pfarrkinder doch nach
Traunkirchen fahren. Nur einige Feyertage waren ausgenom-
men, an welchen die Jesuiten oder ihr Vicar, den festlichen
Gottesdienst sammt der Predigt in der Langbarh hielten.— Die
Ausspendung des heil. Sacramentes der Taufe, und für
Sterbende zu Langbath murde erst mit Anfang des I. 1709
zugestanden.
Gleichwie aber die Salinenwerke und deren Betreibung
schnell sich erweiterten: so erweiterten sich ebenfalls die Grän-
zen des Dorfes; die Anzahl der Häuser wuchs mit jedem Jah-
re, und die Volksmenge vergrößerte sich zusehends. Derohat-
ben geschahen bereits i. I. 1680 die ersten Schritte zur Er-
bauung einer förmlichen Kirche; 1688 und 1713 wurden
die Ueberschläge dazu eingereichet, am 3. April 1727 von Eh-
renreich Grafen von Seeau, infulircen Abren zu Vertes Ke-
resztur, Dechant und Stadtpfarrer zu Gmunden feyerlich
der Grundstein gelegt, dann die so lang ersehnte Kirche zu
bauen angefangen; und 1729 der erste Gottesdienst darin ge-
halten. Diese Kirche, ebenfalls zu Ehren des heil. Joseph
am 19» Juny 1762 geweiht, bekam keine Pfeiler; ist aber
demungeachtet mit 16*/, Klafter Länge und 7 Klafter Breite,
für die zahlreiche Gemeinde schon wieder zu klein, insbeson-
dere da schon in diesem Jahrhunderte über 50 neue Häuser
erbaut wurden. Bereits i. I. 1733 wurde wegen zunehmen-
, der Volksmenge, dem hiesigen Caplane ein zweyter Geist-
licher mittelst der Mathias Chernegger - und k. k. Stiftung
Straßburg, Passau Und Ollmütz bestätiget. (Steiner, l. c,
pag. 154 )
117
von jährlichen 300 fl. beygegeben. — Die übrige Verfassung
der Geistlichkeit und ihr Verhältniß zu Traunkirchen blieb un-
verändert bis zum Jahre 1771; in welchem diese Filiale der
Jesuiten zu einem Vicariate mit allen pfarrlichen Rechten
bestimmt — nach Aufhebung des genannten Ordens aber, zu
einer eigenen Pfarre i. I. 1760 erhoben wurde, wozu
nun folgende 11 Ortschaften gehören: Plan kau, Eben-
see, Kohlstatc, Lallst ein. Langwies, Ober-Lam-
bath, Offenfee, Rindbach, Roith, Trarlne ck
und Un t e r - L a m b a t h, mit 465 Häusern, 814 Wohnpar-
teyen und 4110 Einwohnern, von denen alle katholisch, die
meisten sich nur von kaiserl. Arbeit erhalten, und entweder
sogenannte Pfannhauser, oder Holzknechte, Wohrer, oder
Vorsteher und Beamte sind, welche bey den geringen Steu-
ern und Abgaben, bey der wo möglichen Verschonung von
Militär-Einquartirungen, Vorspannen und dergleichen La-
sten , und im Genusse kaiserlicher Deputate und wohlfeiler
Lebensbedürfnisse, nicht im Reichthume, sondern in einem
bloß halben Mittelstände, ihr Leben dahin bringen.
Der Grund, auf welchem i. I. 1727 und 1728 die
vorerwähnte Kirche auf Aerarial - Kosten erbaut wurde , war
ehevor ein dem Wirthe Maximilian Mülhofer zugehöriger
Garten, der sich westlich bis zur Amtsschmiede erstreckte.
Dieser Garten wurde von dem Salinen - Aerar, laut Kauf-
brief, um 262 fl. eingelöst, und in Folge hoher Hofstells-
Resolution vom 31. December 1729 von allen Lasten bey
dem Grundbuche der k. k. Grafschaft Ort befreyet. Späterhin
erbauten einzelne Parteyen, auf diesem Freygrunde der
Kirche (nach Erbauung derselben), die rückwärts des Gottes-
hauses gelegenen Häuser und Nebengebäude, welche anfäng-
lich der Gerichtsbarkeit des Salinen - Verwesamtes; i. I.
1746 jedoch an die k. k. Herrschaft Wildenstein überlassen
wurden, obschon selbe, bey anfangs sorgfältigerer Ueberwa-
chung der Eigenthumsrechte dieser neuen Kirche, dem Gottes-
hause unterrhänig geworden wären. Um aber dem Ansichzie-
hen dieses KirchengrundeS von Seite der Parteyen, Schran-
118
ken zu setzen, wurde die hinter dem Schulhause noch stehen-
de K i rch h o f s m a ue r i. I. 1739 errichtet.
Durch frey willige Beytrage erhielt die Kirche
i. I. 1730 die Thurmuhr und die großen Apostelbilder, vom
Joseph Anton Sydler von Rosenegg, k. k. Verweser, die
schone Monstranze, vom k. k. Waldmeister Johann Ignaz
MinichSdorfer, und Mathias Khernegger, Mühlherrn und
Stifter deS ersten Beneficiums, zwey schöne Kelche, vom
kaiser!. Gegenschreiber Franz Grundtner, die Zügenglocke —
und viele andere Geräthschaften von ungenannten Wohlthä-
tern. — Jtn Jahre 1740 stiftete der Wirth Stephan Zorn
den Frauenalrar; — jenen deä heil. Antons murhmaßlich der
Geldboth Andreas Praunsperger; — und zu dem in Inns-
bruck i. I. 1744 verfertigten Hochaltar, gab der Salzober-
amtmann Franz Freyherr von Scharf, die Auslagen für des-
sen Transportirung und der Altarbilder her.
Im Jahre 1771 nach Errichtung des Vicariates, ward
endlich die erste Orgel aufgerichtet, und der Gottesacker
um die Kirche, eingesegnet. Als dieser aber i. I. 1775 we-
gen Mangel an Raum wieder verlassen wurde, ward der au-
ßer der Ortschaft Unter-Langbath gelegene Friedhof errichtet.
Im Jahre 1784 wurde ein dritter Geistlicher
von Seite des k. k. Religionsfondes bey hiesiger Pfarre ange-
stellt; und i. I. 1768 das schon drey Jahre früher aufgeho-
bene Emmerenzia von Glanzsche Benefici um in der
Gosach (Gosau) für einen vierten Seelsorger hierher
versetzet. In Anbetracht aber, daß .die geistlichen Beneficiaren
gewöhnlich schon alce und gebrechliche Priester sind, welche den
Pfarrern die erwartete Hülfe nicht zu leisten vermögen: be-
schloß das hochwürdigste Ordinariat zu Linz i. I. 1807 auch
den i. I. 1733 gestifteten Beneficiaren mit einem Benefi-
ciar- Cooperaror zu verwechseln, wofür aber i. I.
1817 die NeligionsfondS-Cooperarur wieder eingezogen wurde.
Nebenkapellen sind hier keine vorhanden; ausge-
nommen die niedliche Calvarienkapelle, welche schon
1KJ
i. I. 1720 bestanden hatte, von der Gemeinde aber i 1.1770
neu erbaut, und bisher unterhalten wurde.
Pater Joachim Grundtner hat btcfc Kapelle mittelst
Gemeinde-Beyträge erbaut, worauf dann am 14. Septem-
ber 1770 dieselbe benedicirt, und das erste heit. Meßopfer dar-
in gefeyert wurde. Die rauhe Winterszeit ausgenommen,
wird alle Freytage die Frühmesse noch gegenwärtig da-
selbst verrichtet. Im Jahre 1812 wurde auch hier eine Orgel
beygeschafft; — 1824 ein steinernes Pflaster — 1827 eine
über 300 Stufen haltende steinerne Stiege, und vielseitige
Renovirungen angebracht. Die Aussicht ist hier ungemein
reizend. Im Jahre 1811 erhielt auch die Pfarrkirche eine
größere Orgel; der Ort schon i. I. 1803 eine Schwimm-
schule.
Das Pfarrhaus war zuvor ein Salzbeamten-Quar-
tier, welches auf Kosten des Aerariums zur Wohnung des
Pfarrers umgeschaffen, und in dieser Qualität erhalten wird;
es ist ziemlich enge und unbequem. In selbem befindet sich ei-
ne kleine Bibliothek, welche aus 130 Bänden besteht,
jedoch dem Geschmacke unserer Zeit nicht mehr entspricht, und
nur wenig zur Ausbildung des Geistes beytragen kann. Die
Pfarrer, welche seit der Aufhebung der Gesellschaft Jesu,
und Selbstständigkeit der hiesigen Pfarre, diese verwalteten,
sind Herr Franz Jachs und Ignaz Konrad, welche
die mit ihrer Lage verbundenen Entbehrungen geduldig ertru-
gen, und in den Beschwerden der hiesigen Seelsorge stand-
haft ausharrten.
Zwischeu der Kirche und dem Pfarrhofe ist ein Thal,
welches die Langbath durchfluthet. Entsprungen clus zwey
kleinen Seen a), die sich etwas tiefer in diesem Thäte befin-
den, wird sie hier benützt, die Räder der Hammerschmiede
und der Mühlen zu treiben, süßes Wasser auf die Salzpfan-
nen abzugeben und Holz zu schwemmen, worauf sie durch
mehrere kleine Canäle in die Traun geleitet wird.
») Dem hintern und vordern Lambathsee.
120
Geht man von der Langbarh über die Traun, über wel-
che bereits i. I. 1Ö4Q eine Brücke mir einem Wachthore be-
stand, so trifft man nahe am Einflüsse der Traun in den See,
ein Sägewerk, d. i. eine künstliche Sagemühle an, be-
kanntunter dem Nahmen der Sch atz!-Säge, welche alle
Theile einer Salzkuffe gehörig zurichtet. Sie besteht aus drey
ober vier Sägen und Hobel. Die erste schneidet zwey Bret-
chen auf einmahl zu Taufeln der Salzküffel zu; die andere
hobelt die Klimmen hinein; die dritte schneidet die Böden
ein; die vierte, ein rundes ausgezacktes Schneideisen, schnei-
det auf einmahl fünf halbrunde Bretchen aus, von denen
zwey auf einen Küffelboden gerechnet werden. Der Erfinder
dieser Sägemühle war vor mehr als hundert Jahren, der
Bestandinhaber der sogenannten Schatzlmühle zu Viechtwang,
Christoph Traxl. Dieser flüchtete sich beyläufig um 1718
wegen der dort ausgebrochenen Pest über die Gebirge in daS
Salzkammergut. Als er nun hier die Salzfässer - Sägewerke
in ihrem alten Zustande sah, legte er dem Salzamte Gmun-
den einen Verbefferungsplan derselben vor, und führte ihn
auch i. I. 1720 glücklich aus. Man trug ihm hierauf eine
Belohnung im Gelde an; er schlug sie aber aus, und erbarh
sich für sein Werk bloß eine Sägemeistersstelle, welche jedoch
bey dem Traxlischen Stamme so lange verbleiben soll, als
derselbe besteht. Dieß wurde gerne bewilliget; und so behaup-
ten nun die Traxl, als geschickte Salzfässer-Sägemeister noch
heut zu Tage obigen Platz.
Auf der nähmlichen Seite des Traunflusses , doch noch
tiefer im Thäte, aus welchem sich der Frauen - Weiffenbach
drängt, zwischen dem Schratt- und Seeberge, finden sich die
beyden Offensee, der „vordere" und der „obere"
beygenannt, und bey ihnen eine einsame Meyerey mit ei-
ner bedeutenden Jagdbarkeit, die vormahls den Klosterfrauen,
dann den Jesuiten zu Traunkirchen, jetzt aber der Herrschaft
Ort zuständig ist.
Kehrt man endlich von da nach Langbath zurück, so sieht man
am Ende des Dorfes den beträchtlichen H u tm ann p ol ste r.
121
ober welchem die Traun eine so große Sandbank zusammen-
tragt/ daß nur noch eine kleine Passage übrig ist, die man
mit einem Wasserschranken versperren kann. Hat man diesen
engen Raum glücklich durchschifft/ so stürzen die Schiffe pfeil-
schnell über diesen Polster oder die Wöhre hinab. — Wir
würden bey der großen Menge solcher Wöhren im Salzkam-
mergute/ dieses Hutmannpolsters keine besondere Erwähnung
gemacht haben/ wenn es nicht allgemein bekannt und auffal-
lend wäre/ daß jene Plagegeister ganzer Ortschaften/ die
Ratten nähmlich/ die noch in Gmunden-- ja selbst noch
in Ebensee gefunden werden/ nicht weiter als bis zum
H u tm a n n p o l st e r ihren Aufenthalt haben, und von da
an im ganzen Salzkammergute nimmer gefunden werden.
Eine alte Sage spricht von einer geschehenen Ver-
ba nnung der Ratten durch einen Reisenden/ welcher
im Salzkammergute, während seinen dürftigen Umständen
sehr viel Gutes genossen habe, am Hutmannpolster aber von
einem Ebenster beleidiget worden seyn soll, und daher die
Wirkung seines Bannes nur bis hierher ausdehnte. — Wirk-
lich ist unerktärbar/ daß diese Thiere, wenn man mit ihnen
Versuche anstellte, sie in Schiffe nahm, und mit ihnen auf-
wärts fuhr, — entweder bey diesem Polster entsprangen, od^r
im Verhinderungsfälle, schnell ihr Leben endeten.
Uebrigens unterliegt das Thal Ebenste häufigen Ueb er-
schwern mungen, weil alle Flusse und Waldbäche des
Salzkammergutes dem Traunsee zuströmen, und bey Elemen-
rarzufällen, der Ausfluß des Sees zu Gmunden, mit dem
Einflüsse der Gewässer zu Ebenste, in keinem Verhältnisse
steht. —
Hier wurde auch der als Probst zu Spital am Pyrhn,
rühmlichst bekannte Joseph Taver Grundtner; —
und dann Franz Ignaz Grabmer, i. I. 1775 Dechant
zu Altmünster, und 1785, Domherr zu Leoben, geboren.
Die Vogteyrechte dieser Pfarre übte schon
seit Entstehung der ersten Caplaney allda, d. i. vom Jahre
1656 bis endlich zum Jahre 1807 das k. k. Verwesamt Eben-
122
fee aus; nachhiri wurden solche an das abgesondert bestehende
k. k. Districts - Commiffariat daselbst übertragen , für welches
r. I. 1832 ein sehr hübsches Amtsgebäude neu aufgeführt
wurde.
Pfarre I s ch e l.
Die nächste Pfarre im k. k. Satzkammergute/ an Lang-
bath und Ebensee gränzend/ ist Isch et. — Zu dieser sind
nebst dem gteichnahmigen Markte, noch folgende 21 Ort-
schaften angewiesen, als: Ahorn, Bern eck mit dem i.
I. 1811 erbauten untersten Berghause, Haiden, Hinter-
stein, Jainzen, Kaltenbach, Kesselbach, Kräutern, Lindau,
Ober- und Untereck, Ramsau, Reiterndorf mit einem
schonen Schlößchen und einer Salpeter - Siederey, Retten-
bach, Roith, Sakzberg, Steinbruch oder „im sogenann-
ten Pfand!," Steinfeld, Sulzbach, Weissenbach und
Wirling mit 734 Häusern, 1076 Wohnparteyen und 4796
Seelen, unter denen sich nur 126 Protestanten befinden.
Zsch el selbst, auch Ischl, Iseala, Iscila genannt a),
ein landesfürstlicher, freyer, wegen der Soolen-Badeanstalt
nun seit mehreren Jahren häufig besuchter, und auch im Aus-
lande geachteter Markt mir einem k. k. Salzverwesamte
und Posthause, liegt an den beyden Ufern der schiffbaren
Traun, die nebst drey guten Straßen, diesen Ort mit der
übrigen Welt in leichte Verbindung setzet, und an dem Jscht-
fluffe. — Mitten unter üppigen Wiesen und kleinen Hügeln,
die sich bis an die hohen, theils kahlen, theils'bewachsenen
Gebirge in einige Entfernung ausdehnen, und im Mittel-
puncte von Thälern liegend, welche sich wie die Strahlen
eines Kreises, an den Traun-, Hallstätter-, St. Wolfgan-
a) Bey Buchinger II. 408 kömmt dieser Ort, i. I. 1674 auch
unter den sonderbaren Nahmen: »Traunkirchensee« vor.
123
ger- und Attersee ziehen/ hat Ischl die angenehmste/ freund-
lichste Lage von allen Märkten und Dörfern des Salzkammer-
gutes. Es besteht gegenwärtig aus 248 Häusern, und wird
von 41Q Wohnparteyen mit 1749 Bewohnern belebt.
Von dem Pfarrdorfe Langbath ist dieser Markt zwar
vier Stunden entfernt; allein die Straße ist so gut/ daß die
Hufeisen der Pferde wie auf einem Steinpflaster schallen/
und man den ganzen Weg leicht innerhalb zwey Stunden zu-
rücklegen kann. Doch läuft er in einem engen/ dunklen / und
im Sommer überaus heißen Thäte/ in welche!« man von
beyden Seiten nur himmelhohe Gebirge/ und linker Hand
die Traun erblickt. Nicht selten trifft man, hin und wieder ein
Dörflein/ ein Haus/ ein Feld oder eine Wiese/ welche der
ausdauernde Fleiß den Gebirgen abgewann. — Dergleichen
fini) Steinkogl/ ein Gasthaus und die Mießenbach-
Mühle zum Dorfe Lang wies, Pfarre Ebensee gehörig.
Sobald man aber von da über die mit vieler Kunst ge-
wölbte Brücke kömmt/ erreicht man schon das erste Dorf der
Pfarre Jschel/ welches den Nahmen W eisse n b ach führet.
Hier eröffnet sich eine Schlucht zwischen den Bergen / welche
zu dem großen Attersee hinleitet. Aus diesem Thale stürzet
sich der I sch l e r - W eisse n b ach hervor/ welcher alle Jah-
re viele hundert Klafter Holz mit sich herausschwemmt/ und
mit der Traun sich vereiniget. Zu Weiffenbach gehört auch
eine k. k. Hammerschmide/ welche fünf oder 6 Essen / aber
keinen Blasebalg hat. Eine Ableitung des Weissenbaches stür-
zet nähmlich mit Heftigkeit auf einen eisernen Tisch herab/
und erzeugt durch seinen Sturz überflüßigen Wind, welcher
durch hölzerne Windkästen aufgefangen, dann an die Esse
geleitet wird. Auch sind die Windschläuche so beweglich einge-
richtet/ daß man mehr oder weniger, oder gar keine Luft in
die Essen hineinleiten kann. Eine in der benachbarten Steyer-
mark nicht seltene Vorrichtung!
Vom Weissenbache hinweg, fährt man noch eine Stun-
de nach Jschel. Ungeheure Kohtenhaufen, welche das Athem-
holen erschweren, zwingen den Wanderer schnelle vorüber zu
124
fahren. — Bald darnach erblickt man zur Linken den Kr ena-
ste in, einen Felsen fast mitten im Traunflusse, welcher auf
seinem Scheitet mit einem Kreuze gezieret ist. Dieses Kreuz
erinnert die Schiffleute auf ihrer Huth zu seyn, weil die
Durchfahrt zwischen jenem Felsen und dem Gestade so schmal
und reißend ist, daß schon manche Schiffe hier scheiterten,
und mehrere Personen, welche auf den Kreuzstein nicht schnell
entspringen konnten, ertranken. — Der Weg führt dann
von hier aus , bey dem G a st h a u s e in der G st o t t e n
vorbey, welches am Fuße des Jainzenberges liegt, der gleich-
sam die Spitze des Jaizen-, und Zimmitz- Gebirges bildet,
das sich gegen Westen fortzieht. Dort windet sich auch aus
den östlichen Gebirgen der Rettenbach heraus, um sich
mit der Traun zu vereinigen. Er schwemmt eine Menge Drey-
linge mir sich, welche durch Canäle in einen großen, soge-
nannten „Holzgarten" geleitet werden, wo man sie dann für
das Pfannhaus zu Jschel aufthürmet. — K ömmt man end-
lich um die Spitze des Jaizenberges herum, so ist man beym
Ausflüsse der Ischl in die Traun, und hat den schönen Markt
I sch e ( gänzlich vor Augen.
Das erste Haus zu Jschel ist die sehenswerthe Hof-
schmiede, unter der unmittelbaren Aufsicht des k. k. Verwes-
amtes. — Das folgende sehr ansehnliche Haus, ist die Bl as-
sen m ühle, ein Freysitz. Der gegenwärtige Besitzer benützt
nicht allein diese Mühle mit sechs Mahlgängen, sondern auch
ein Sägewerk, und treibt die Wirthschaft musterhaft.—Hier
kann man noch die großen Wasserpsähle und Wasser-
gattern betrachten, durch welche das Holz auf der Ischl
aufgefangen, und zum Salzsieden verwendet wird. Weil die-
ser kleine Fluß aus dem Abersee entspringt, und nach einem
Meilenlangen Laufe hier wieder in die Traun fällt, so wird
das Holz, welches zwischen dem Aber- und Mansee zu schla-
gen pflegt, über den Abersee geführet, in die Ischl gewor-
fen, und auf derselben herabgeschwemmt. Es werden auch
große Salzschiffe in den dortigen Gegenden gezimmert, und
^auf der Ischl herabgebracht, wiewohl auch hier eine Schop-
125
psrstätte ist, auf welcher dergleichen Schiffe gemacht wer-
den.
Der hier von Grätz nach Salzburg durchführenden Post-
straße aufwärts, hat man daö schöne Spital zur Hand,
welches von wohlthätigen Bürgern zu Ische! gestiftet, von der
guten Kaiserinn Maria Theresia, aufs neue erbauet ward,
damit verarmte Bürger unb Markts - Insassen einen unent-
geldlichen Unterstand haben. Es ist ein großes, zwey Stock-
werke hohes Haus, mit zwölf Zimmern und vier Küchen ver-
sehen a). Hier erhalten jährlich bey 30 Pfründner Aufnahme,
nach Körpers- und Altersschwäche wöchentlich 20, 30, 40
auch 50 kr. au$ dem Jschler - Armen-Jnstirute, jeder des Jah-
res zwölf Pfund Salz, Holz, Bertstroh und freyes Be-
gräbniß.
Nicht weit von diesem Spitale steht die prächtige Pfarr-
kirche auf dem sogenannten Sandbüchel, kühn gebaut, oh-
ne Pfeiler, ohne Winkel, mit zierlicher Fa^ade, — gleich-
falls ein ewiges Denkmahl der Großmuth obgenannter durch-
lauchtigsten Herrscherinn Maria Theresia. Sie befahl
wegen Vermehrung der Einwohner, i. I. 1709 die alte,
viel zu kleine und baufällige Kirche, bis auf den alten Spitz-
thurm, der ein Meisterstück seiner Art ist, abzutragen, und
diesen herrlichen Tempel zu erbauen, wozu sie dem Markte
30,000 fl. anwies. Der erste Grundstein dazu wurde am I.
May 1771 von dem Prälaten zu Lambach Amandus Schick-
mayr gelegt, und am 1. November 1774 in dieser neuen
Kirche der erste Gottesdienst gehalten. Nachdem aber am 22.
April 1777 durch eine um Mitternacht entstandene Feuers-
brunst, der größte Theil des Marktes abbrannte, und auch
a) Herr Med. Dr. F ranz Wierer aus Wien, ein großer
Wohlthäter Jschels, ließ aus eigenen Mitteln i. I. 1828 das
zweyte Stockwerk des Spitals sammt Einrichtung,
sehr großmüthig herstellen. — Ueberdieß widmete der nähm-
liche Menschenfreund, der seit 1822 hier errichteten Strick-,
Nah- und Spittnschule i. I. 1832 ein ganz neu gebau-
tes HauS.
126
die neu erbaute Kirche hierbey Schaden litt: so ward sie erst
(nach gänzlicher Wiederherstellung) am 17. September 1760
durch den damahligen Domdechant und Weihbischof (in der
Folge v. I. 1795 bis 1796 Fürstbischof) von Passau, Tho-
mas Johann Reichsgrafen von Thun und Hohenstein, '—
gleich der vorigen Kirche, zu Ehren des heil. Nico-
laus feyerlichst eingeweiht, wie dieß noch gegenwärtig des
Bischofs Porträt und Unterschrift, in der Sacristey dieser
Pfarrkirche darthut. Als Landkirche von bedeutender Große
und meisterhafter Bauart, imponirt sie hauptsächlich durch
ihr großes, flaches Gewölbe von Duftstein.
Lange hatte diese Kirche von Innen ein fast ärmliches
Ansehen, und erst seit einigen Jahren ist es der unermüdeten
Thätigkeit und der einwirkenden Beredsamkeit des jetzigen
Herrn Pfarrers Anton Leithner gelungen, theils durch
vorgenommene Bauveränderungen in und außer der Kirche,
theils durch geschmackvolle Verschönerungen, derselben ein
freundliches und doch Ehrfurcht erweckendes Ansehen zu ver-
schaffen. Die Verschönerung des sehr armseligen Hochal-
tars durch die neue Fassung des Tabernakels i. I. 1823.—
Die Aufstellung einer neuen Orgel mit 17 Registern und
2 Manualen von Simon Hötzl in Garsten, i. I. 1825 —
die beyden früher nicht bestandenen S eit e n - O r a t o r i en
— die Räumung und Reinigung des äußern Kirchenplatzes,
sind größtentheils das Werk seiner thätigen Vorsprache, wo-
zu das Oberamt, die Bürgerschaft, die Gemeinden, und durch
freywillige Beyträge auch Badegäste Beyhülfe leisteten.
Am alten Sp itzthur me befindet sich an dessen nörd-
licher Seite, in einer Höhe von 3 Klaftern ein alter römi-
scher Denkstein, 3 Schuh 7 Zoll hoch; 2 Schuh 4 Zoll
breit, mit einer Inschrift von 20 Zoll in der Höhe, 9 Zoll
in der Breite. Letztere lautet folgender Maßen:
ROMANUS MATERJNI FVIVSvSI
EROMNAE ARCENONIAEvCON
©AN. LXXX. B. M. a).
a) Dürste vielleicht heißen: ^Romanus Maicrm Filius Vivus
127
Ober dieser Schrift befinden sich zwey Figuren im Brust-
bilde neben einander, und ¿u beyden Seiten der Schrift über-
all eine Figur in ganzer Große, die weibliche einen Krug,
die männliche einen Becher in Händen haltend.
Ein zweyter Rom er st ein daselbst, wovon Lacius
spricht, und den uns der gelehrte Benedictiner von Admont,
P. Albert Muchar, in seinem „Römischen Norikum" I. 296.
mit den abgekürzten Worten anführt: D. N. SECV1NDINVS.
AVG. N. V. II. Sta. Tese. Vo. Tret.-------------ist nicht mehr
vorhanden, und wahrscheinlich von den Bauleuten verworfen
worden.
Unfern der Kirche bemerken wir noch den Pfarrhof.
Erstand zuvor auf dem nächsten Sandbühel bey der Kirche;
allein als dieser zum Bau der neuen Kirche abgegraben wer-
den mußte, wurde um 176g auch der alte, ohnehin schon
baufällige Pfarrhof hinweg geräumt, und man kaufte statt
selbem das einstmahlige Bürgershaus Nr. 22, welches da-
mahls dem Wildensteinischen Pfleger Anton Ofner zugehörte,
sammt Garten und einer Wiese, die aber der Pfarrer Herr
Ignaz Aigner verkaufte, um den Kaufschilling der auf dem
neuen Pfarrhofe lag, allmählig zu tilgen. Dieser Pfarrhof
ist hinlänglich geräumig; der vorige hatte jedoch die große Un-
bequemlichkeit, daß er mitten unter Gasthäusern stand, wel-
che die nöthige Ruhe nur gar zu oft störten. Man trifft in
dem jetzigen eine bleibende Bü ch e r sa m ml u n g , die aus
zweyerley Quellen entsprang. Die erstern Bücher, die gleich-
sam den Gang der geistlichen Beredsamkeit zeigen, kamen
aus der Verlaffenschaft des Herrn Johann Weillnbäcd-.
welcher zweymahl Pfarrer in Jschel war, und endlich bis zu
seinem Tode hier ein Privatleben führte. — Die zweyten
aus der Verlaffenschaft des i. I. 1797 verstorbenen Coopera-
tors Herrn Johann Adam Eberls, welcher nach 15
auf hiesiger Pfarre durchlebten Jahren, seine Tage im Dienst-
Sibi et Rornanae Arcenoniae Conjngi Obitae annis LXXX.
Beatae Memoriae.
128
eifee erschöpfte. Sie bestehen nebst KalmetS ExegeS, den
Operi'bus Patrum, Heßens Reich Gottes, Niemayrs bibli-
scher Charakteristik, 6our6aIou68, Nasi1Ion8, Cicerl und
Zollikofers Predigten, auch aus vielen andern sehr nützlichen
Büchern.
Kaiser Ferdinand II. hatte zur hiesigen Pfarre bereits
i. I. 1634 a) einen Ca plan mit jährlichen 300 fl. gestiftet,
weil die Seelenzaht damahls schon sich bedeutend vermehrt
hatte; Johann Adam Seeauer stiftete i. I. 1743 den zwey-
ten Caplan oder Frühmesser, und legirte zu diesem Zwe-
cke ein Capital, welches jährlich 260 fl. abwirft. Endlich fun-
dirte Johann Paul Sollinger, i. I. 1781 mit einem Capi-
tal von 6500 fl. einen dritten Cooperator, der wöchent-
lich für den Stifter und seine Familie drey heit. Messen le-
sen, und alle Tage die Litaney in der Kirche vorbethen sollte.
Die Nachbarshäuser lies Pfarrhofes gehören, wie gesagt.
Gast- oder Handelsleuten; doch befindet sich in dieser Pfarr-
gasse auch das Haus des gewesenen Marktrichters Ln Laufen,
Franz Jacob Krall, besten plastische Vorstellun-
gen einzelner Salzkammerguts - Gegenden (fälschlich Pano-
rama genannt) die rühmlichste Erwähnung verdienen. Seine
Vorstellungen, an deren Vermehrung der thätige Greis un-
ermüdet arbeitet, sind dermahlen: Hallstatt, Hirschbrunn,
Kessel, Strub, der Salzberg, Durchschnitt des Salzberges
mir Manipulations-Arbeiten, Beleuchtung von Hallstatt,
Gosauzwang, Lausten und Jschet; welche Gegenstände der
Künstler mit der größten Genauigkeit nach der Natur selbst
aufnahm, und sie mit unglaublicher Geduld in theatralischer
Form und besten Geschmacke zusammensetzte. Er hatte schon
öfters das Glück, von mehreren Allerhöchsten und Höchsten
Herrschaften mit Besuchen beehrt zu werden, und überließ
jederzeit, zufrieden mit dieser Auszeichnung, die bey solcher!
Gelegenheiten erhaltenen Geschenke, den armen Pfründnern
im Bürgerspitale.
2) Pillwein nennt Kaiser Ferdinand den M., und das Jahr
1615.
129
Seinem Hause gegenüber am Marktbrunmen, liegt das
gegenwärtige Schulhaus / welches erst späterhin/ als das
alte Schulgebäude nächst der Kirche, wegen der vermehrten
Anzahl der Kinder zu klein, und daher verkauft wurde, als
solches erhandelt ward. Dieses enthält zwar bequemeWohnun-
gen für den Schullehrer und seine drey Gehülfen, und auch
zwey große Schulzimmer, in welchen 435 Knaben und Mäd-
chen, mit augenscheinlichem Nutzen unterrichtet werden; doch
biethet eö keineswegs den nöthigen Raum für alle'Schüler
dar; weßwegen man höheren Ortes bereits besorgt ist, ein
geräumigeres Pfarrschulhaus zu erhalten. —Weil die Pfar-
re so ungemein ausgedehnt ist: so wurde auch in der Ort-
schaft Haiden, ein neues Schulhaus für einen eigenen Leh-
rer erbauet, welcher gleichfalls 103 Kinder unter seiner Auf-
sicht und Leitung hat.
An das SchulhauS stößt das landesfürsttiche Verwes-
amts-Gebäude am Wolfsbühel, welches das EckhauS
der Gasse bildet, und i. I. 1 ZW seine jetzige Bestimmung
erhielt. Um die herrliche Fronte desselben bewundern zu kön-
nen, muß man die Tr a und rücke betreten, auf welcher
man zugleich den schönsten Theil des Marktes längs dem Ge-
stade erblicket. Ganz oben liegt das bürgerliche Bräuhaus,
weiter abwärts das schöne und hohe Haus des Herrn Salz-
fertigers Franz Seeauer, in welchem die durchlauchtig-
sten Monarchen und höchsten Standespersonen, bey ihren Be-
suchen des Salzkammergutes, gewöhnlich ihr Absteige-Quar-
tier zu nehmen geruhen; dann kömmt das Verwesamt, daS
Rath haus, und endlich das Pfannhaus, wo eS ebenso
lebhaft zugehr, wie auf dem Platze in der Langbath, weil
auch hier alljährlich über 200,000 Zentner Salz gesotten wer-
den. — Die hiesige Pfanne nach alter Art, mit einem Flä-
cheninhalt von mehr als £00 ü! Klaftern, und einer Schwe-
re, die 1000 Zentner Eisen beträgt, ist i. I. 1571 erbauet,
und seit dieser Zeit um vieles verbessert worden. Ein zwey-
tes Pfannhaus i. I. 1823 nach Tyrolerart wie in Eben-
see zu bauen angefangen, ist in seinem Innern zwar voll-
Altmünßkr. 9
130
ständig ausgebaut/ doch nicht im Betriebe. — Sehr angemes-
sen ist das neueHauS des Sudhüttenmeisters gleich hinter dem
Pfannhause angelegt.
Neben diesem letzter» erhebt sich ein breiter und anmu-
thiger Hügel mit einer alten Linde, auf welchem ein artiges
Schlößchen steht, das „Schlößlein auf dem Wolfs-
bühel" genannt, und ohne Zweifel von einem Wolfe er-
baut, deren edles Geschlecht von Alters her im Kam-
mergute berühmt war a). — Vor selbem liegt der kaiserliche
Getreide kästen, ein großes und herrliches Gebäude, und
hinter demselben das große Kuffenhaus an der Traun,
in welchem die Küffel zur Einschtagung des Salzes gemacht
werden ; eine Arbeit, die kein Erwachsener mit minder gelen-
kigen Gliedern, mehr erlernen kann. — Die unweit von hier
„Hangende Brücke" über die Traun, welche die dießsei-
tigen mit den jenseitigen Gemeinden der Jschler-Pfarre, alS:
Steinfeld, Rettenbach und die übrigen verbindet, verdienet
gleichfalls einige Aufmerksamkeit, da sie in der Mitte des Fluß-
bettes kein einziges Joch hat.
Gleich dieser Ostseite des Marktes, hat auch die West-
seite desselben ihre eigenen Annehmlichkeiten. Eine der größ-
ten scheint der C a l v ar ien b e rg zu gewähren, mit seiner
freundlichen Aussicht. Der Gang dahin verdankt, wie die
Kirche des Marktes, ebenfalls dem würdigen und thätigen
Pfarrer Leithner eine sehr wohlthätige Verbesserung; denn
der Fußweg ist breit, die 150 steinernen Stufen sind fest,
daher für den frommen Pilger oder neugierigen Wanderer
sicher. Die dortige schöne Kreuzkapelle mit ihren beyden
Thürmen gleicht mehr einer Kirche, und verschafft dem Markte
a) Später gehörte es dem sehr wohlthätigen Anton Mans
von Mar iense e, Leopoldordens-Ritter rc., welcher auch
in Ische l verstarb. Im Jahre 1831 erkauften dasselbe endlich
Se. Excellenz der Herr Staats- und Conferenz-Minister
Franz Anton Graf von Kolo w rat- Liebste in s k y,
welcher diesen angenehmen Sommeransenthalt ungemein ver-
schönern ließ.
131
eine herrliche Zierde. Vermögliche Bürger von Jschel er-
baute» und dotirten sie. Die Erhaltung der dazu gehörigen
Kreuzweg-Stationen ist noch immer gewissen Bür-
gershäusern zugetheilt, und auf selbe geschrieben. Es geschieht
nicht selten, daß in dieser Kapelle das heil. Meßopfer ent-
richtet, ja an gewissen Festtagen, wie z. B. am Kreuz-
erfindungstage, auch Predigt und Hochamt gehalten wird.
Bey günstiger Witterung wird dann bisweilen, unter freyem
Himmel, und zwar auf der Altane geprediget, die sich ober
der Kirchenthüre befindet, wobey der Prediger nicht selten
noch im Markte gehöret wird, wiewohl derselbe fast eine Vier-
telstunde entfernt ist. Im Jahre 1624 und 1625 wurde diese
Kapelle erneuert. — Hier ist der wahre Standpunct, wo
man nicht allein den ganzen Markt, sondern auch das ganze
Thal bis nach Laufen übersehen kann. Hier erblickt man das
Schlängeln der Traun und derJschl bis zu ihrer Vereinigung.
Hier wechseln hohe und niedrige Gebirge mit lachenden Thä-
lern, Dörfern und Wäldchen ab. Wer eine rejtzeyde Land-
schaftzeichnen will, der stelle sich hierher !
Unter dem Calvarienberge liegt ein ansehnliches H)räu-
h aus, welches aber schon zur Ortschaft Haiden gehört. Das
ist die Geburtsstätte des edlen Priesters Mathias Win-
kelhofer. Ec diente als Weltpriester so lange es seine Kräf-
te erlaubten in der Seelsorge, ohne sich um eine eigene Pfar-
re zu bewerben, oder sie nur anzunehmen. Seine Wohlthä-
tigkeit kannte keine Gränzen; nie hörte er auf den Armen
Gutes zu thun, und ließ gerne arme Jünglinge studrren,
unter denen viele zu geist- und weltlichen Würden befördert
wurden. Endlich kehrte Winkelhofer in seine Geburtspfarre
Jschel zurück, führte dort ein stilles, anspruchtoses Leben voll
guter Werke, und half in allen Geschäften der Seelsorge ge-
treulich arbeiten, bis er seine verdienstreiche Laufbahn i. I.
1-816 beschloß. — Bey dem Bräuhause befindet sich noch eine
Mahl- und Sägemühle, welche man allgemein die Ha id e n-
müh le nennt.
Ein großer Theil des Marktes liegt, auch am rechten
9 *
132
Ufer der Traun. Hier wird die erste Reihe der Hauser nach
dem Ufer hinab/ d aS Gries; die andere nach dem Schur-
zenbühel hi«/ das Grübt genannt- weil viele Bürger
ihre Keller/ welche sie Grübt nennen - unter diesem Bühel
Haben. Eines der letzter» Hauser all hier- ist das „Schlöß-
chen im Grüb l“ genannt/ welches vor Zeiten dem Herrn
Ehrm ann von Falkenau 9) zugehörte- dann aber von
einem Bergknechte Nahmens Putz/ besessen ward.
Ganz am Ende des Marktes liegt auf einer Seite der
Poststraße ein altes Spital/ das noch aus den leidigen
Zeiten der Pestilenz herstammt/ gegenwärtig aber arme Leute
beherbergt; auf der anderen Seite aber der Gottesacker
mit einer Kapelle/ welche der Verehrung des heit.
Sebastians gewidmet ist. Diese Kapelle ließen die from-
men Salzfertiger von Lidlsheim/ Haiden und Gastheim /
wahrscheinlich aus Dankbarkeit/ daß sie Gott mit ihren Fa-
milien in den gefährlichen Pestjahren 1675 und 1678 so gnä-
dig beschützt hatte/ allhier erbauen/ obschon sie viele Mühe
hatten/ ihre vorhabende Meinung durchzusetzen. Bald sträub-
te sich der Markt Laufen dagegen- weil er besorgte- daß sei-
ne Wallfahrt hierdurch in Abschlag kommen möchte; — bald
war der Pfarrer in der Goßach dawider- weit auch seine Kir-
che unter dem Schutze des heit. Sebastians stand. Doch die
gedachten Männer ließen sich durch dergleichen eigennützige
Einreden nicht irren- bauten unverdrossen an ihrem Werke
fort- und brachten endlich um das Jahr 1712 ihr schönes
Dankgelübde zu Ende.
Bevor wir jetzt ganz vom Markte scheiden- und den Salz-
a) Martin Ehrmann von Schwannenstadt hatte sich wäh-
rend des Bauernkrieges i. I. 1626 durch seine, Anhänglich-
keit an den Landesfürsten, und seine Liebe zum Vaterlande,
auf eine so lobenswürdige Weise ausgezeichnet, daß er i. I.
1665 vom Kaiser Leopold I. mit dem Prädicate »von Fal-
ke n au.,« in den Adelstand erhoben wurde, und so Stifter
dieses edlen noch lebenden Geschlechtes ward. (Pillwein, Haus-
ruckkreis I. Abtheil. pag. 49.)
m
berg besuchen , sey es dieser kirchlichen Topographie gestattet,
einer großen Merkwürdigkeit und Wohlthat für Jschel und
daS ganze Satzkammergut, der erst in der neuesten Zeit ent-
standenen Soolenbad- Anstalt, wenigstens eine kurze
Erwähnung zu machen, da ausführlichere medicinische Schil-
derungen derselben in den Werken: Jschel und seine Soolen-
bäder. Wien 1826, und in den „Bemerkungen über die hie-
sige Soolenbad- Anstalt" in der zweyten Auflage von „Stei-
ners Reisegefährten durch das Satzkammergut. Linz 1829."
genügend gefunden werden.
Als nach der höchsten Genehmigung eines Soolenbades,
und der ausgesprochenen Ueberlassung der nöthigen Soole,
sich es um die Ausführung dieses Unternehmens für Privat-
Curgäste handelte: errichtete zuerst I. M. Tänz l, k. k. Ver-
wesamts- Controlor und Bürger zu Jschel, i. I. 1823 in
seinem eigenen Hause Nr. 5, aus mehreren Zimmern 25 Ba-
destübchen , und erbaute ein großes Reservoir, in welches die
reine, unveränderte Bergsoole zuerst geführt, dann aber zum
Gebrauche in hölzernen Röhren geleitet wurde a). Nebstbey
wurde auch in einigen andern Häusern in Wannen gebadet;
hierauf aber von dem Unternehmer in seinem Hause noch
drey Voll- oder Gehbäder von 21 Quadratschuh Flächen-
raum errichtet. — Als sich jedoch i. I. .1824 die Zahl der
Badgäste bereits auf 136 vermehrte; so muhte Tänzl auf ei-
ne V e rg r ö ß e r u n g seiner Anstalt bedacht^ seyn , und dieß
um so mehr, da durch die eingeführten Schlamm- und
Dun st bä der, der zureisenden Badegäste noch viele sich hof-
fen ließen. Die zehn Dunst-Cabinette wurden gerade über der
Salzpfanne angebracht, und ganz geschlossen, nur mit einem
Dechel versehen, welchen der Dampfbadende nach Belieben
a) Die genauere Analyse dieser Bergsoole zeigt als Haupkbe-
standtheile: Den vierten Theil salzsaures Natron, salzfau-
ren Kalk, salzsaure Bittererde, schwefelsaures Natron,
schwefelsauren Kalk, schwefelsaure Bittererde, und über
die Hälfte Wasser. (Steiner, loc, cit* pag. 202.)
13 i
höher aufmachen oder gänzlich schließen kann. Neben diesen
befinden sich noch an der Gallerie ober der Pfanne, die nö-
thigen Aus - und Ankleide - Cabinette. Eine zweyte Gallerie
ward für jene bestimmt/ welchen das Einathmen der Soolen-
dämpfe ersprießlich ist.
Weil indeß durch das Baden in Tänzl's Hause/ und
durch die sich hierbey entwickelnden Salzdämpfe/ das Mauer-
werk dieses ersten Badhauses/ durch Ablösung des Kalkmör-
rels bedeutend'litt: so wurde ein eigenes hölzernes Bad-
haus/ von allen Seiten freystehend/ jedoch ohne Stock-
werk erbauet. In diesem besagten Neugebäude befinden sich
nun auf zwey Seiten 24 einfach ausgemahlte/ sehr niedlich
eingerichtete Cabinette mit.25 Bädern, worunter fünf Voll-
bäder/ welche auch zu Touche - Bädern, und eines davon
auch zu einem Regen - oder Strombad hergerichtet sind. Im
Hause deS Bade - Unternehmers, wurden nur noch fünf Ba-
dezimmer mit sieben Bädern, worunter drey Vollbäder/ bey-
behalten, und nebst den zehn über der Pfanne errichteten }
Dunst- oder Dampfbädern, in dem Garten des Badearztes
vr. Götz, ein eigenes Noth-Dun st bad errichtet, um
bey nöthiger Zurichtung der Salzpfanne in der Fortsetzung
solch' eine Heilmethode nicht Unterbrochen zu werden.
Redlich trugen die Bürger von Ischel zur Erweiterung
dieser heil- und nutzenbringenden Bade- Anstalt, und zur Unter-
kunft der sich alljährlich mehrenden Curgäste a),
nach Kräften das Ihrige bey, und jeder wetteiferte, die in
seinem Hause entbehrlichen Zimmer entweder neu einzurich-
ten, oder die Zimmer seines Hauses zu mehren. Dadurch ge-
schah eS denn, daß Jfchet, in welchem man noch vor 15
Jahren mit Muhe ein ordentliches Quartier in Privathäusern
erhalten konnte, bereits i. I. 1825 schon 278 Zimmer und
21 Cabinette zur Unterkunft der Badegäste zählte, die i. I.
1827 dann auf 32g Zimmer und 51 Cabinette anwuchsen. <—
a) Noch i. I. 1823 betrug die Zahl derselben erst 80; i. I.
1827 aber wurden bereits 361 Badende gezählt.
135
Nebstbey wurden die meisten Hauser von Außen wieder er-
neuert, und mit Jalousien versehen, und die Gassen an den
Eckhäusern mit ihrer Benennung bezeichnet, wornach der
Traunplatz, das Traunufer, die Badgasse, der Wolfsbichl,
die Pfarrgasse, die Landstraße, die Salzburgerstraße, der
Kreuzplatz, die Wienerstraße, die Grätzerstraße und die Roith
entstand. — An der Landstraße wurde auch ein Kaffee-
haus — und von dtm Postmeister Koch allda ein neues
Posthaus mit 25 Zimmern, den nöthigen Stallungen und
Remisen sehr geschmackvoll erbaut. Auch unternahm zum Ver-
gnügen der Badegäste, eine Actien - Gesellschaft den Bau
eines eigenen Schauspielhauses, worauf i. I. 1827
zum ersten Mahle gespielt wurde.
So war in kurzer Zeit für die Unterkunft einer nicht
unbedeutenden Anzahl von Badegästen gesorgt, und- gleicher
Weise in den nähmlichen Jahren, ringS um Jschel eine Merr-
ge Unter h al tungs - und Ruheplätze von den Bade-
gästen selbst auserwählt, welche gegenwärtig durch den Ver-
schönerungsfond erhalten werden»
Noch bleibt uns der höchst interessante Besuch des i. I.
1562 entdeckten, und somit über dritthalb hundert Jahre un-
unterbrochen in Betrieb stehenden Salzberges übrig. —
Man fährt auf der Poststraße eine halbe Meile, bis zu dem
freundlichen Dörfchen Reuter-, Reitern- oderauch Rit-
te rd orf, das seinen Nahmen von dem Ritter Alexius Lauf-
ner tragen soll, welcher selbes um 1450 mit allen herumlie-
genden Gründen freyeigen besessen hatte. Freylich war es da-
mahls nicht so groß wie jetzt; da es ein schönes Schlößchen
(i. I. 1817 ein Besitzthum des Geigenmachers Ignaz Kefer)
dann eine Hufschmiede, eine Taferne, eine nicht unbeträcht-
liche Satpetersiederey, eine Mühle, genannt die Bären-
mühle, zwey oder drey Bauernhöfe, und gegen 50 andere
Häuser besitzet, welche von kaiserlichen Arbeitern bewohnet
werden.
136
Hier verlaßt man die Poststraße/ und wandert im Wal-
de aufwärts/ bis zum romantisch im Thale liegenden stillen
Dörfchen Bärneck oder Perneck/ einer Ortschaft von
30 Häusern mit Feldern und Wiesen umgeben, wo auch
das i. I. 1811 erbaute unterste Berghaus mit der
Wohnung deS Bergmeisters befindlich, und das schon über
100 Jahr alte, mit einem Index versehene Stamm- oder
Gedenkbuch d.es Salzberges, zum Einschreiben der
den Salzberg besuchenden. Fremden, aufbewahrt ist. Dort
finden sich ein paar neue Bergschurfen oder Stollen,
welche, den 1. May 1794 aufgeschlagen und eingeweihet
wurden. Sie erhielten die Nahmen: Kaiser Leopolds- und
Kaiser Franzens-Stollen.
Da dießmahl die Einweihung durch keinen hierzu
geladenen Kirchenprälaten, sondern durch den damahligen
Pfarrer von Jschel, Herrn Joseph Weißbacher (später-
hin Consistorialrath und Dechant zu Peuerbach), verrichtet,
und von ihm sorgfältig aufgezeichnet wurde, so sey es der
kirchlichen Topographie gestattet/ die hierbey startgehabten
F e y e r l i ch k e i t e n, mit dessen eigenen Worten zu beschreiben:
„Nachdem wir Geistliche, erzählt der hochw. Bericht-
„erstatter, ein feyerliches Hochamt in der Pfarrkirche des
„Marktes gehalten hatten, fuhren wir nach Bäreneck. Dort
„legten wir die priesterliche Kleidung an, und veranstalte-
„ten von da aus zum ersten Aufschläge eine Prozession,
„wie man sie an den drey Tagen der Bittwoche zu halten
„pflegt. Bey unserer Annäherung sahen wir freudig, daß
„das Mundloch des neuen Stollens mit grünen Triumph-
bögen, Wappen und Sinnbildern verzieret war. Hier wur-
„den nun Psalmen gesungen, und darauf ein ziemlich lan-
„ges Gebeth verrichtet, welches zugleich die ernste Ermah-
„nung Ehielt- Gott für den Segen des Salzes zu dan-
„ken, dem Landesfürsten stets.. Liebe und Treu' zu erweisen,
„die aufgetragenen Arbeiten redlich und genau zu verrich-
„ten, und nebstbey ein gottseliges Leben zu führen. Dann
„besprengten wir den Aufschlag mit Weihwasser, beräucher-
137
„teil selben nach Kirchengebrauch, und erklärten zugleich dem
„Volke/ daß dieß ein Zeichen sey/ wie auch wir all' unse-
„re Arbeiten mit Gebeth anfangen/ und mit reinem oder
„doch bußfertigen Herzen heiligen sollten. Endlich überreich-
te man uns eine Berghaue/ mit welcher wir kreuzweise
„an den Felsen schlugen/ zuerst der Pfarrer/ dann die assi-
„stirende Geistlichkeit/ alle Beamre/ die Bergmeister und
„endlich einige Rottknechte. — Nach Vollendung dieser Er-
„öffnung gingen wir singend und bethend zum zweyten Auf-
schlage, wiederholten die nähmlichen Ceremonie»/ und be-
„schloffen endlich die ganze Feyerlichkeit mit dem ambrosia-
„nischen Lobgesange, welches von dem ganzen Volke unter
„der feyerlichsten Musik, und dem Knallen der aufgestellten
„Poller abgesungen/ und von den Bergen wiederhallet wur-
„de. Dieß alles geschah in deutscher Sprache; kein Herz
„blieb daher ohne Rührung/ kein Auge blieb trocken ob der
„seltenen Feyer in Gottes herrlicher/ freyer Natur. Katho-
liken und Protestanten waren brüderlich vereiniget, den
„Vater aller Menschen zu preisen."
Je weiter man von hier an den Salzberg hinauf kömmt,,
der von hier an allmählig steiler wird,, desto mehr trifft
.mam dergleichen Bergschurfen, Stollen oder Eingänge in
dem Salzberg an, welche verschiedene Nahmen tragen, ver-
schiedenen .Jahrhunderten zugehören, theils, schon erschöpft,
nicht mehr bearbeitet, theils wirklich benützt, oder zur Be-
arbeitung vorbereitet werden. Sie sind folgende: 1) Der
Mitterb erg st ollen, der erste und älteste. Er wurde
am.25. Juty 1563 eröffnet, seit 1564 unbenutzbar gefun-
den, chis 168g aber der Wetter- und Wasserlosungen wegen
offen erhalten. 2) Der S te in b e eg st o l l e n, i. I. 1567
eröffnet, I6g2 aber, da er durch den Rabenbrunnstollen
nicht entsprechend unterfahren worden war, zugleich mit
diesem wieder aufgelassen. 3) Der Lipp elsg rü b en stöl-
leu., ebenfalls 15Ö7 neu angelegt, l65^s schon versotten.
4) Der Erz he rz o g M a t h i a s st o l l e n 1577 vom Tage
aus aufgeschlagen; seit 1612 der Kaiser Mathiasstol-
138
len genannt. 5) Der Neubergstollen 1586 über Tag
eröffnet. 6) Der F r a u e n h o lz st o t len am 2. October
1610 aufgeschlagen, aber erst am 22. Juny 1632 mit
Satz getroffen. 7) Der Kaiserinn Amaliastollen
1687 eröffnet. 8) Der Elisab eth stol len mit dem Er-
öffnungsjahre 1712. 9) Der Johann Nepomukstol-
len von 1725. 10) Der K a iserinn Maria There-
sia stollen seit 1747; vom 11. July 1808 an, der Kai-
serinn Maria Ludovieastollen genannt; der ge-
wöhnliche Einfahrtsstollen für Fremde. 11) Der Kaiser
Josephsstolten, seit 2. October 1751 feyerlich eröffnet.
12) Der höhere Kaiser F r a n z e n s sto ll e n, am 26.
September 1775 unter merkwürdigen Feyerlichkeiten eröff-
net; aber seit 1808 der Kaiserinn Maria Theresia-
stolle n genannt a). 13) Der Kaiser Leopolds- und
14) der niedere Kaiser Franzensstollen/ welche
beyde am 1. May 1794 aufgeschlagen wurden.
Von allen diesen genannten stehen gegenwärtig nur
mehr 4 Stollen mit 23 brauchbaren Wehren oder Sül-
ze n - E v z e u g u n g s k a m m e r n in Benutzung. Aus erste-
ren ist der Kaiserinn Maria Ludovieastollen ins-
besondere zur Einfahrt und Besichtigung den Fremden be-
stimmt; und man kömmt neben dem zwischen zwey prächti-
gen Wasserfällen romantisch gelegenen/ witteren Berg-
hause und der Bergschmiede vorbey, in einer nicht unbe»
deutenden Höhe, bis zum Mundloche desselben,, der sieben-
ten Etage des Jschler Salzberges. Diese Einfahrt ziert
mit kais. Bewilligung ein Monument von zwey Pyra-
miden aus Granit, auf deren Spitzen die vergoldeten Kai-
s) In diesem Stollen wurde vor längerer Zeit eine Schwe-
fe lq uel l e getroffen, welche ein milchweißes, starkriechen-
des, mit Hydrothion- und Kohlensäure geschwängertes Wasser
in größer Quantität liefert, und als Mischungsmittel mit der
Bergsoole, in manchen complicirten Krankheitsformen, mit
Nutzen gebraucht wird.
139
serkronen mit Scepter und Schwert auf einem Polster ru-
hen. Auf die zweymahlige Befahrung in den Jahren 1608
und 1614 Allerhöchst Ihrer Majestäten und höchsten Herr-
schaften, sind an diesen zwey Pyramiden und ihren Piede-
stalen, lateinische und deutsche/ vom Herrn Bergmeister
Dickelberger verfaßte/ ganz entsprechende Inschriften ange-
bracht/ die Joseph Steiner loc. cit. pag. 189 und 190
buchstäblich lieferte.
Von des Stollens Mundloch geht es dann entweder zu
Fuß auf dem Gestänge, oder in den zu kleinen Wägen vor-
gerichteten (Irubentruhen, (auch Grubenhunde genannt), ei-
nen Leuchtmann voraus , nebst einem ziehenden und nach-
schiebenden Bergmann, unter lautem „Glück auf!" in die
Eingeweide des Salzberges fort bis zum Sinkwerk, einer
Stiege, die in eine Wehre oder Kammer führet. In der
schon seit mehr als 20 Jahren, den fremden Reisenden vor-
hehaltenen Erzherzog Carl-Kammer, welche 30
> Klafter lang, und 25 Klafter breit ist, auch über 60,000
Eimer Soole faßt, können aste Manipulations-Zweige des
Berghaues gesehen werden. In dieser, so wie in den übri-
gen Sulzen-Erzeugungskammern wird durch Einleitung der
süßen Tagwässer, und durch Auflösung deö Salzgebirgeö die
Sülze gewonnen, und aus der Kammer worin sie erzeugt
wurde, in hölzernen Röhren in die nächst Liefere Etage ab-
geleitet, während dem die unauflösbaren erdigen Theile, der
sogenannte Leist, in der Kammer am Boden liegend zurück-
bleiben, und bey zu großer Anhäufung als taubes oder aus-
gelaugtes Gebirge, aus der Kammer gefördert werden.
Ober diesem Einfahrtsstollen befindet sich noch das drit-
te Berg hau 6, dann die Salzbergsklause, zum nöthigen
Sagschnitt der verschiedenen unentbehrlichen Manipulations-
Holzgattungen, und endlich hoch auf dem Salzberge, die
Bergka pelle mit einer Uhr, welche die fromme Kaise-
rinn Mgria Theresia unter dem Salzoberamtmanne Johann
Georg Freyherr» von Sternbach (1743 bis 1765) erbauen
ließ. In dieser schönen Kapelle stellt das Altarblatt (ein
140
wahres Meisterstück) die Aufopferung der seligsten Jungfrau
im Tempel vor. An diesem Festtage wird auch hier ein fey-
erliches Hochamt sammt einer kurzen Erbauungsrede an die
Bergleute gehalten. Gemeiniglich fahrt man dann (den 21.
November) auf Handschlitten von dem Berge zurück.
Auf dem Rückwege von des Berges Spitze kömmt man
nochmahls beyden kaiserl. B erg hä user n vorüber/ die sowohl
für die Beamten/ als für die Bergknechte eingerichtet sind. Das
obere Stockwerk bewohnen nähmlich die Bergmeister/ welche
auch ihre Kqnzleyen/ nöthige Actenstücke/ wie auch die Grund-
risse deS inneren Bergbaues allhier haben; der untere Stock
ist zum Ruhelager und zur Küche der Bergknechte bestimmt.
Eine jede Rotte der letztem hat daher ihren eigenen soge-
nannten „Gamel," welcher das zum Kochen nöthige Holz
schlagen/ das Feuer auf dem Herde besorgen/ und die nöthi-
gen Geschirre zubereiten muß/ damit die aus dem Berge
kommenden Knechte sich ihre im Schmatze gebackenen „No-
cken" bereiten können. Nach diesem frugalen Mahle hat der
„Gamel" wieder die Pflicht/ die Geschirre abermahts zu rei-
nigen und in Ordnung zu bringen/ weil man hier weit
mehr als irgendwo anders/ auf Ordnung und Reinlichkeit
dringt; theils um alle Zänker.eyen zu vermeiden/ theils um
den Uebeln des Scorbutes vorzubeugen/ die schon einige
Mahle im Satzkammergute tyrannisch wütheten.
Von den Berghäusern abwärts/ biethet sich deNi freu-
digen Blicke des staunenden Wanderers das schöne Ischel-
thal dar/, welches sich bis an den Abersee ausdehnt. Dort
sieht man auch die bemoosten Ruinen des alten Schlosses
Wilden stein/ die nur noch aus einigen Mauern bestehen.
Die Zeit hat aus der Geschichte dieser ehemahligen
hehren und stolzen Veste alles so verwischt und verwirret,
daß man nicht einmahl weiß/ wer diese Burg auf den Fel-
sen hingebaut/ und den engen Paß zwischen dem Schlosse
und dem steilen Katerberge (hier die Katharin genannt) ge-
hauen hatte. — Herr Otto Häusler von Wilden-
stein besaß Herrschaft und Veste schon vor dem Jahre 1288
141
und ließ sie dann seinem Sohne Georg zurück. Dieser
hatte nur eine einzige Tochter, mit Nahmen Elisabeth
welche sich i. I. 1363 mit Herrn Rüdiger von Star-
hemberg vermählte, und ihm die Herrschaften Wildenstein
und Völsen zubrachte. Nicht lange hernach siel die Herrschaft
Wildenstein dem Land es fürsten zu, und ein jeweiliger
Salzamtmann war gewöhnlich derselben Pfleger; wie denn
wirklich schon 1396 Friedrich Kraft, Salzamtmann zu
Gmunden, dieselbe leibgedingsweise vom Herzog Albrecht IV.
erhielt. — Unterdessen gab es noch immer Herren von
Wilden st ein, doch diese waren einst aus der Pfalz ge-
kommen, und wurden endlich vom Kaiser Leopold I. in den
Grafenstand erhoben, ohne daß sie unser Witdenstein je-
mahls besessen hatten. Im Jahre 14-19 wär Wilhelm
Milw ange r, Pfleger; 1459 saß in selber Geo rg vo n
Rohrbach; und um das Ende des 15. Jahrhundertes er-
hielt diese Herrschaft vom Kaiser Maximilian I., Seba-
stian Hofer, Salzamtmann zu Gmunden. In der Mit-
te des 16. Jahrhundertes, gehörte sie dem Hanns Hof-
mann zu Grünbichl, Rath, Kämmerer und Hauptmann
von der Neustadt, wurde aber i. I. 1563 vor Ferdinands
I. Tode, zur Beförderung des Salzwesens wieder in kai-
serliche Hände gebracht, und dem Salzkammergute ein-
verleibt. Jetzt wurde ein zeitlicher Salzamtmann, als Ober-
Pfleger, und auf dem Schlosse selbst, ein Unter-Pfleger zur
Besorgung der herrschaftlichen Geschäfte und Gefälle, mit
Beygebung zweyer Nachrichter zu Jschel und Goyßarn an-
gestellt, der dann zu Wildenstein seine Wohnung hatte. —
Unter Kaiser Rudolph 11. ereignete sich i. I. 1592 oder 93
das Unglück, daß diese Burg von einem unvorsichtigen Schrei-
ber, der die heil. Weihnacht mit Pistolenschüssen begrüßte,
in Brand gesteckt, und hierdurch der erste Grund zum Ver-
falle der Veste gelegt wurde. Dem ungeachtet verlieh Kai-
ser Ferdinand III. um 1647 die Herrschaft Wildenstein den
Herren von Spind lern, welche er in den Freyherrn-
stand erhob, und denen Kaiser Leopold I. i. I. 1673 er-
142
laubte, daS Schloß Wildenstein in ihrem Wappen zu führen.
Kaiser Carl VI. löste es dieser Familie wiederum ab/ weit
er es für zuträglicher hielt/ der einzige Grundherr im gan-
zen Salzkammergure zu seyn; und von selber Zeit an, wur-
de diese Herrschaft nur von landesfürstlichen Pflegern ver-
waltet. Nachdem aber das Schloß Wildenstein i. I.
1715 wieder in Asche gelegt wurde/ verfiel eS dadurch so
sehr/ daß von dieser Zeit an/ die Amtsgeschäfte/ im Markte
Jschel/ in dem dermahligen Pfarrhofe/ vorgenommen/ und
nachdem i. I. 1770 das neue Schloß Wilden st ein in
Goyßarn erbauet war/ nebst dem anklebenden Landgerichte
dorthin verlegt wurden.
Gerade runter den Ruinen des Schlosses befinden sich
noch zwey Mühten/ welche die Mühlen am Kalrenbache ge-
nannt werden. — Nebst diesen lieht man noch unten im
Thäte/ das Dörflein Roith/ mit einer vortreffliches Ziegel-t
brennerey; dann Ahorn/ und Lindau/ wo der Nußensee
am Fuße der Katharin/ die hier eine angenehme Alpe bildet/
schimmernd hervorblickt. Dort schlangelt sich auch der Diern-
b a ch/ der Oesterreich von dem Herzogthume Salzburg schei-
det/ aus dem Nußensee/ und eilet der Jschel zu. Die Bauern/
welche hier herumwohnen/ graben viel GipS aus ihren Grün-
den/ den sie entweder in ganzen Stücken oder zerflossen ver-
handeln. — Jenseits der Jschel erblickt man gleichfalls herr-
liche Gefilde mit den hierher gehörigen Dörfern Jainzen/
Krautern/ Wirling und das Bürgt am Abersee.
Jschel selbst/ wohin wir endlich wieder zurückkehren/
wird in den dunkelsten Nachten, durch die Feuerströme er-
kennbar/ die aus dem Pfannhause in die Lüfte furchtbar doch
unschädlich emporwolken. — Hier wird Tag und Nacht ge-
sotten. Von sechs zu sechs Stunden löset deßwegen eine
Passe (Abtheilung) der Pfannhauser die andere ab. Wenn
sich einer derselben vor Zeiten/ verschlief/ so würde er von
seinen Kameraden mit großem Gejauchze, auf einem Schub-
karren den ganzen Markt herumgeführt/ und mußte noch
überdieß seinen immer dürstenden Brüdern einen Labetrunk
143
zahlen.— Erst nach 13 Tagen wird das Feuer ausgelöschet/
um die Pfanne zu reparireN/ wobey die armen müden Leute
unter die Pfanne kriechen/ um die schadhaften Fugen mit
Lehm zu verstreichen. Damit sie, sich aber nicht die Füße
verbrennen/ binden sie sich Schämmel an ihre Knie/ und
rutschen auf selben/ gleich auf Krücken herum. Die Haupt-
Reparation der Pfanne aber wird gemeiniglich in jedem Jah-
re nur einmahl vorgenommen/ und dauert dann vier bis
fünf Wochen/ welche gleichsam die Vacanzzeit der Pfann-
häuser sind.
Seit mehr als zwanzig Jahren ist/ wie bereits gezeiget
worden/ zur allmähligen Aufnahme und Vergrößerung
Jschels/ unendlich viel geschehen. Dr. Schultes führet eine
Conscriptions-Tabelle v. I. 1792 auf/ welche ausweiset/ daß
Jschel in diesem Jahre nur 241 Häuser und 1709 Einwoh-
ner/ die ganze Pfarre aber/ aus 21 Ortschaften bestehend/
675 Häuser und 4333 Seelen gezählet hakh c Herr Pfarrer-
Johann Michael Putz von Jschel/ setzte aber die Bevölke-
rung der ganzen Pfarre/ schon i. I. 1817 auf 712 Häuser
und 4434 Personen/ woraus hervorgeht/ daß innerhalb 25
Jahren 37 neue Häuser erbauet/ und dir Pfarrgemeinde um
96 Seelen vermehrt wurde. Der gegenwärtige Stand des
Marktes Jschel/ und der sämmtlichen Pfarrgenoffen ist bereits
schon am Anfange dieser Beschreibung mitgetheilt/ und zeigt/
daß sich Jschel seit dem Jahre 1792 doch nur um 7 Häu-
ser und 40 Personen —- die ganze Pfarre aber, seit dem
Jahre 1817 abermahls um 22 Häuser und 265 Seelen ver-
größert habe. Sämmtliche Pfarrkinder bekennen sich jetzt zur
katholischen Religion,, nachdem viele der vormahligen Prote-
stanten in den Jahren 1733 bis 1735 nach Ungarn und Sie-
benbürgen/ ja selbst nach Amerika guswanderten. Die 126
gegenwärtig noch anwesenden Akatholiken werden hier nach
den strengsten Anforderungen der gesetzlichen Toleranz/ von
allen Einheimischen und Fremden behandelt.
Hiermit wäre das Oertliche der Pfarre Zschel beendi-
get; daS Geschichtliche derselben möge uns nun mit den
Schicksalen des Marktes und seiner Umgegend naher vertraut
machen, und zurückführen in jene ältesten Zeiten/ aus der
höchstwahrscheinlich die hiesigen Römer-Steine entstammen.
Ist es gleich auffallend/ daß nirgends/ weder auf Mo-
numenten noch in anderen Mittheilungen nur die mindeste
Spur einer römischen Villa an der Iscala sich vorfindet:
so wird es doch durch die beyden hier aufgefundenen/ und
obenbeschriebenen Denksteine (deren freylich nur mehr einer
vorhanden ist) und durch die Nähe der alten am Brennbühet
bey Altmünster laufenden römischen Verbindungsstraße höchst-
glaubwürdig / daß schon einzelne Römer diese Gegend be-
wohnten/ welche die Berge durch leibeigene Sclaven oder
durch boische Pflanzer bebauet hatten. Nachdem aber die Rö-
mer aus dem Lande vertrieben/ oder nach Italien zurückge-
rufen wordenlieben doch die Boj er zurück/ welche nach
der Zeit die christliche Religion annahmen/ das Land immer
mehr cultivirten/ und in den hiesigen Gebirgen gleichfalls
Salz sotten und verhandelten. Damahls machte aber unser
ganzes Jschel-Thal noch keinen besonderen Gau aus/ sondern
gehörte zum Quinzingau/ d. i. zum Ennsgau.
Die bündigsten Beweise über das Gesagte gibt uns das
„Chronicon Lunaelacense juxta Seriem Abbatum.“
Herzog Utilo II. von Bayern/ welcher das Kloster Mond-
see/ Benediktiner-Ordens i. I. 748 gestiftet hatte/ dotirte
diese seine neue Siftung zuerst mit den vier Dörfern und
deren Zugehör: „Ninzilinga, Aldarespach, Chalpaha
und Operachalpach.“ a) Wer hört wohl das alte „Chal-
paha,“ ohne dabey an „Kaltenbach“ zu denken. Dieß
und auch Operach&lpaha (Ober-Kaltenbach) lagen im
Ennsgau. Das erstere/ auch „Unter-Kaltenbach“ genannt/
lag/ nach Zeugniß anderer Urkunden/ am Rindbache/ wel-
cher sich zwischen dem Eibenberge und dem Röthelsteine in
a) Chron. Lunnelac, pag, 3.
145
den Traunsee ergießt. Das „Ober-Kaltenbach" lag, wo eS
noch liegt/ unweit Jschel.
Ferners weiset Utilo II. in der nähmlichen Schenkung
d. I. 748 dem neuen Kloster, eine Waldgegend (Foreste)
an, zwischen den Salzburggau, Matahgau und Attergau,
und beschreibt die Marken auf folgende Weise. „Von der
„Gränze zu Mondsee (Maninse) erstreckt sie sich bis in die
„Mitte von Unterach (Vntraha), von dannen bis an den
„Weißenbach (usque adWizinpach), von dannen bis an
„den Lahnberg (Linbensperg), von dannen bis zur Jschel
„(usque in Jskila), von dannen bis auf Breitenfelden,
„(Preitenfeldeii), von dannen bis Zinkenbach (inde Cynchin-
„pach) u. s. w." a)
Unter Ludwig dem Frommen, und zwar im vierten Jahre
seiner Regierung, vermachte ein sicherer Heite mit Beystim-
mung seines Bruders Ortwick (Ortuuigo) seine ganze Erb-
schaft in Quinzingau in dem Dorfe Sulzbach, (in pago
Quinzingauue in loco nuncupante Sulzipah) welches
jetzt zur Pfarre Jschel gehört, mit allen Hütten der Salz-
arbeirer und den Salzgruben, mir allen Feldern, Wiesen und
Waiden, wie auch mir den Mühlen, und allen übrigen dorti-
gen Besitzungen, an das obige Benediktinerkloster Mond-
see. Das geschah u I. 827 1)<)
Jedem Zweifel endlich, ob die Gegend um und an der
Jschel in dieser Vorzeit bereits bewohnet war, hebt eine Ur-
kunde des nähmlichen Königs Ludwig II. „actum in Ran-
storff oder Rantesdorff (Rannshofen) anno Dni 829,“
worin er auf die Bitte des Abtes Lantpert, dem Kloster St.
Michael zu Mondsee, (Naninses) den A b e r se e (Aparines-
a) Cbron. Lunaeläc. pag. 4. „De Marcila ad Mamme vadit
»usque in mediujn Vntraha: inde usque ad Wifcinpach;
»unde usquead Linbensperg ; inde usque in J st ila: inde
»ad Preitenfelden : inde Cynchinpach, inde ad Albiingon,
„inde Chunisperg, inde ad Cinkin.“ etc.
b) Cbron. Lunaelac, pag. 67.
Altmünster. 10
146
seo) mit den anliegenden Forsten schenkungsweise einräumt,
und einen eigenen Gesandten von Rannshofen abschickte, der
genanntes Kloster in diese neue Besitzung investiren sollte.
Die Lage und Gränzen derselben bestimmte er folgendermaßen:
--In Westen von jenem Bache angefangen, der Zinchinpah
„(Zinkenbach) heißt, bis dort, wo dieser selbst in den Aber-
„see (Äpärinesseo) ausläuft; und in Osten von der Strecke,
„wo der Tihnilipali (Dindlbach) sich in diesen See
„ergießt, bis dorthin wo die Jscula (Ischel) in die Traun
„(tu Tran am) fällt; wie es ohne aller Widerrede (absque
„ullius contradictione) ferner bestehen soll. Und von der
„andern Seite sollte die Gränze seyn, bis an den Wizin-
„päli (Weiß enba ch) wo dieser in den Attersee (Atar-
„seo) läuft, und zu den andern Wizin.pah, wo der in
„die Traun sich ergießt; und zwar mit dem ausdrücklichen
„Verbothe, dast sich kein auswärtiger Mensch, der nicht zum
„Kloster gehört, je unterstehen'sollte, in diesen Orten zu
„fischen, zu jagen oder sich irgend ein Recht oder Eigenthum
„zuzueignen, außer den Klosterbrüdern und ihren Unterge-
benen (colonis)“ a) Ein Verboth, das ganz unnütz gewesen
wäre, wenn nicht Leute in dieser Gegend schon gewohnt hät-
ten, welche dieses Verboth treffen konnte.
Hatten gleich diese Bewohner schon im folgenden Jahr-
hunderte das Unglück, von den vorüberstreifenden Ungarn
und Magyaren vertrieben und zerstreuet zu werden: so
lockten doch die unentbehrlichen Schätze der Berge, in den
ersten ruhigen Jahren die Flüchtlinge neuerdings herbey, die
rauhen Gebirge wieder zu beziehen und anzubauen, und die
Salzquellen zu benützen. — Lange Jahre betrieben sie
nun ihr durch alten Besitzthum wohl erworbenes Recht des
Salz verschleiß es; und wurden in selben, selbst da nicht
gestöret, als nach einiger Zeit, und glaublich im 12 Jahr-
hunderte , auch die Landesfürsten ihre eigenen Berge
anbauen ließen.
t) Ghron. Lunael. pag. 7i.
Urkundlich erscheint der Bergbau der österreichischen
Herzoge i. I. 1177 (wie das Hormayrische Archiv nachweiset)
oder zuverlässiger L. Z. 1192 alS Leopold VL der Tu-
gendhafte, Herzog in Oesterreich uno Steyermark, das
Benedikcinerktoster Steyr-Gärten mit 62 Fuder Salz
aus dem Bergwerke zu Jschel (in Jschel, ubi sai
nostrum decoquitur) großmüthigst beschenkte, welches Salz
aber damahls nicht in Jschel selbst, sondern vermuthlich in
der eine halbe Spunde entfernt liegendem Ortschaft „P fa n dl"
gesotten wurde, wovon auch diese Ortschaft ihren Nahmen
mag erhalten haben. Dieß ist die erste deutliche
Meldung deS Ortes Jschel, welches vielleicht, um diese
Zeit, als Dorf, erst seinen Anfang nahm, wiewohl die
übrigen benachbarten Dörfer Roith, Kaltenbach, Sulz-
bach, und vielleicht auch K e sse l b a ch, schon lange zuvor
bestanden hatten. Auch zeigt der Augenschein, daß unser
Jschel, ein Viereck bildend, welches in der Mitte die Gar-
ten, Felder und Wiesen der Einwohner umfasset, schwerlich
erst nach und nach, sondern auf einmahl und gleichsam mit
einem Zauberschlage, nach einem geordneten Plane geschaf-
fen ward, und daß ohne Zweifel die österreichischen Herzoge
aus dem Hause Babenberg hierbey den wichtigsten Antheil
hatten, um die Verwesung ihrer neuen Salinen zu Jschel
einzurichten.
König Ottokar?- einst Herzog von Oesterreich, traf
richtig dqs hiesige Salzwesen im thätigsten Betriebe.
Dieß bezeugt abermahl die Chronik von Mondsee, Weit
nähmlich des Königs Beamte einige Waldungen und Plätze
sich zugeeigüet hatten, auf welche besagtes Kloster den recht-
lichsten Anspruch hatte; auch überdieß rücksichtlich der Grän-
zen zwischen den Besitzungen des Königes und dieses Klosters,
längere Zeit Mißhelligkeiten obwalteten, so befahl Ottokar
durch eine eigene Urkunde „datum in Lintza Kal. De-
cembvis 1262" nachdem Abt Heinrich IV. von Mondses
in seiner Gegenwart bewiesen hatte, daß vorgemeldte Be-
sitzungen schon von Alters her (ab antiquo) zu seiner Kirche
148
gehörten/ das Kloster kn seine Rechte wieder einzusetzen,
und überdieß demselben von seinen herzoglichen Besitzungen
inner den Gränzen des Jschelflusses und- der Traun (infra
Yskalam fluvium atque Trunam:) alljährlich zwey
Talente abzureichen, a)
Nicht lange darnach trug der König durch eine aber-
mahlige Urkunde „datum Wienn. 14. Cal. Junii“ seinem )
Mundschenken dem Edlen (Dietrich) von Dobra, besonders
auf, barti&er zu wachen, daß der Abt von Mondsee, (de
Nense) den er aus vorzüglicher Gnade zu seinem Hofkapellan
ernannt hatte, (im ruhigen Besitze jener Güter in Jschel,
(bonis illis in Ischil) welche er wegen Gott und seinem
Seelenheile der Kirche zu Mondsee überlassen, keineswegs
gestört, und weder vom Salzmeister (a Salzmagistro), noch
andern Beamten unter keinerley Vorwand des Vogteyrechtes
oder einiger Steuern beschweret werde, b)'
Nichts desto weniger mögen dennoch Richter und Be-
amte das Kloster gar ostmahl beeinträchtiget haben, weil
noch unter dem nähmlichen Abte Heinrich IV. (-j- 1267)
eine dritte Urkunde erscheinet, „datum Wiennae VII. Idus
Februarii“ worin er sämmtlichen Richtern und Beamten,
welche derzeit im I sch el lande sich befinden (universis
ludieibus et officialibus 7 qui pro tempore fuerint in
Isshelen provincia) bey schwerer Ungnade aust
trägt, die Schaffner des Klosters (Procuratores ejusdem
monasterii) in Hereinbringung der zwey Talente Einkünfte,
„welche er in Anbetracht der ewigen Vergeltung“ dem Klo-
„ster zu Mondsee (Maense) von seinem Besitzthume
„Jsch el (de praedio in Isselen) mit königlicher Frey-
gebigkeit überlassen habe,“ nimmermehr aus Bosheit (per
„malitiam) zu stören, c) Die hier gebrauchten Ausdrücke
„provincia Is sh eien,“ und „universis ludi-
cibus et osficialibus“ lassen mit Recht/ sowohl ei-
nen besondern wegen seiner Salzerzeugung wichtigen Theil
der Ottokarischen Besitzungen in dieser Gegend/ als auch
eine vorzügliche Ausdehnung desselben/ vermuthen.
Während dieser Zeit mag aber auch die erste Kapelle
oder Kirche zu Jschel/ welches damahls in die Pfarr
Goyßarn gehörte/ erbauet/ und zu Ehren des heil.
Nikolaus geweihet worden seyn, weil gerade damahls die-
ser heil. Bischof in sehr hohen Ehren gehalten, und
ders in Wassergefahren, um seine Fürbitte angefleht wurde.
Schon Kaiser Rudolph I. befahl daher, daß man
jeder Salzzille, welche glücklich durch den Laufen käme,
nen sogenannten Gelübde-Pfenning für die Kirche des heit.
Niklas zu Jschel erheben sollte; a) welche Gnade Herzog
Albrecht II. der Weise i. I. 1344 der hiesigen Kirche
abermahl bestätigte.
Vom Herzog Albrecht l. kam Jschel mit
Erträgnissen an Albero von Puchheim; indein
am 1. July 1282 diesem zur Belohnung seiner Thaten und
Verdienste, das Schloß Klaus und die Einkünfte von Jschel
unter der einzigen Bedingniß einräumte, daß es jedem Lan-
desfürsten von Oesterreich freystehen sollte, dieselben gegen
Vergütung von 700 Pfund Wiener Pfenninge, wieder ein-
zulösen. — Ob aber i. I. 1320, als die kleine Kirche zu
Jschel, von dem Passauischen Weihbischofe Herr mann re-
concilirt oder aufs neue geweiht werden mußte, die Besitzun-
gen in Jschel noch Puchheims Eigenthum waren, ist unge-
wiß, ja fast unwahrscheinlich, indem die stattgehabte Ver-
wüstung oder Entweihung der Kirche allda, glaublich von
dem Kriege herrührte, der sich zwischen Herzog Albrecht I.
von Oesterreich, und dem Salzburger Erzbischöfe Conrad dem
IV. von Praitenfurt und Vansdorf (1291—1312) entspon-
nen hatte, weil letzterer auf die falsche Nachricht von Al-
berts Vergiftung, dessen neue Salzpfanne i. I. 1295
a) Freyheitsbrief des Marktes Laufen.
150
zerstörte/ die doch dieser nicht früher/ als nach geschehener
Wieder-Einlösung von Jschel/ hatte errichten können.
Unter Herzog Albrecht HI. zugenannt mit dem Zopfe,
dem gewissen Besitzer von Jschel, blieben die hiesigen Ein-
wohner zur Zeit, als die Salzarbeiter von Hallstatt und
Laufen sich aufrührerisch und ungehorsam bezeigten, dennoch
ihrem Gebiether treu und ergeben. Deßwegen verlieh denn
auch dieser Herzog i. I. 1392 „den armen Leuten in dem
„Dorfe Ischl, niederhalb der Veste Wildenstein, zur Beloh-
nung ihrer treuen Dienste, alle Rechte mit aller Arbeit
„und Handlung auf dem Wasser und zu Lande, gleich an-
widern Städten in Oesterreich ob der Enns." — Durch die-
ses ehrenvolle Privilegium erhielt also Jschel einen Theil
damahls bestehender Stadt-oder wenigstens Marktfrey-
heiten; doch blieb es demungeachtet wegen der demselben
noch mangelnden Befreyung vom Landgerichte, wegen Man-
gel eines aus seinem eigenen Mittel selbst zu wählenden
Richters und Raths, und eines gefreyeten Burgfriedens u.
d. g. noch längere Zeiten hindurch ein bloßes Dorf ohne
anderer Auszeichnung; hatte zwar auch eine Kirche, aber
dazu keinen Priester, und mußte noch bis zum 16. Jahr-
hunderte warten, ehe dieselbe von der Pfarre Goyßarn ge-
trennt, und zur eigenen Pfarre erhoben wurde.
Mittlerweite ward aber das erste Kirchlein St. Ni-
kolai allhier entweder der anwachsenden Gemeinde zu klein,
oder dergestalt baufällig, daß man eine ganz neue Kirche
erbauen mußte. Diese war auch wirklich noch vor dem Aus-
gange des 14. Jahrhundertes zu Stande gebracht, und am
Samstage nach dem Feste des heil. Vitus (den 17. Juny)
1396 durch den Passauischen Weihbischof Nikolaus feyer-
lichst eingeweiht.
Ungeachtet dieser Anzeichen vorschreitender Bevölke-
rung oder sonstiger Religiosität- ging dennoch das eigentliche
Leben der hiesigen Gegend, das Salz wesen nähmlich,
noch immer nur stockenden Ganges. Kaiser Friedrich
(der sich selbst nur immer den HI. schrieb) merkte wohl, daß
151
die Einführung des fremden Salzes in sein Oesterreich/ dem
eigenen Salzhandel/ und mithin auch dem Aufblühen' seines
Landes/ und insbesondere der hiesigen Gegend sehr hinderlich
sey/ und — verboth ihn. Nebstbey erhob er sein Jschel/
das bisher noch immer ein Dorf war- i. I. 1466 zu einem
Markte/ ertheilte selben das Recht/ Richter und Rath aus
eigenem Mittel zu wählen / gab den neuen Bürgern einen
gefreyeten Burgfrieden / und/ mit Ausschluß des Blut-
gerichtes/ das der landesfürstliche Pfleger auf Wildenstein
verwaltete/ die eigene von dem Landgerichte unabhängige Ge-
richtsbarkeit in demselben/ und gestattete ihnen an jedem
Montage einen Wochenmarkt zu halten/ alle Handlung
zu treiben/ und gleich den Bürgern von Laufen und Gmun-
den / die Salzfuder von dem Sieden zu Hallstatt zu
lösen/ in die Küffel einzustoßen oder selbe zu zerstoßen und
zu verführen. — Zum großem Nutzen seiner lieben Jschler
hob Friedrich auch/ die unter König Ladislaus i. I. 1453
zwischen den Bürgern von Gmunden und Jschel festgesetzte
Urfahrs - Ordnung/ ungeachtet er selbe i. I. 1465
erst bestätigete/ gleich im folgenden Jahre/ da Jschel ein
Markt wurde/ wiederum auf/ und verlieh den Jschlern/ zu
ihrer „mehrer Aufnahme/" die Freyheit/ daß sie und Nie-
mand sonst das Urfahr zu Jschel inne haben/ auch die Kirch-
fahrter und andere Leute „so oft das zu Schuld kommt"
annehmen und abwärts gegen Gmunden führen mögen/ wo-
für Aber die Bürger von Jschel alljährlich zu Weihnachten/
10 Pfund Pfenninge Urfahrdienst an die kais.. Kammer
entrichten sollten.
Alles dieß war wohl für die Jschler sehr günstig; dem
eigentlichen Verbothe der Salzeinfuhr aber/ gaben all' diese
Privilegien keine Kraft/ keinen Nachdruck/ und Friedrich ließ
die Sache ihren alten Gang fortschländern. Nun kam aber
Kaiser Maximilian I./ welcher auf der Stelle die ernst-
lichsten Maßregeln ergriff/ jeden auswärtigen Salzhandet von
seinem Lande abzuleiten/ und seinen eigenen Salinenba'u zu
befördern. Es wurden daher mehr Bergstollen aufgeschlagen/
152
mehr Soole erzeugt/ mehr Pfannhäuser erbauet/ mehr Ar-
beiter angestellt/ und überhaupt ein solcher Salzverschleiß ein-
gerichtet/ daß man den alten mir selbem nimmer vergleichen
durfte. — Unserem Jschel verlieh der nähmliche Kaiser i. I.
1514 ein eigenes Wappen/ dessen sich der Markt noch
heutiges TageS in seinem Siegel bedienet. —
Kaiser Ferdinand I. trat in die Fußstapfen seines
Ahnherrn. Nachdem er einsah/ daß die kleinen Salzpfannen
der Privaten/ dem Satzverschleiße im Großen mehr hindernd
als förderlich waren, und doch eine Menge Holz verschlangen/
so löste er fürs erste den Jungkern (so hieß man zuvor diese
Salzherrn) ihre Gerechtsame ab/ und machte sie zu Ferti-
gern. Dem Markte selbst bestätigte er alle Rechte und
Freyheiten/ die ihm von seinen Vorfahrern ertheilt worden/
mit dem merkwürdigen Beysatze/ daß er diesen Markt auch
zu einer Stadt machen wolle; vermuthlich um die Thä-
tigkeit der Jschter/ und ihre Bereitwilligkeit/ zur Beförde-
rung des SalzwesenS nach Kräften mitzuwirken/ durch diese
hohe Gnade zu lohnen. Allein die unter dem nähmlichen
frommen Ferdinand auSgebrochenen Religionsstreitigkeiten/
und ein auch im Jschelthale sich zeigender Ungehorsam/ mögen
den Markt dieser Erhebung späterhin verlustig gemacht
haben. —
Nichts desto weniger erschwang sich dieser tandeSfürst.liche
Markt zu einem sehr großen Wohlstände/ und nichts mangelte
den hiesigen Bürgern zu ihrem ferneren Glücke/ als —^ ein
eigener Seelsorger. Die Leute vermehrten sich nähm-
lich tagtäglich; doch ward ihren geistlichen Bedürfnissen nur
selten/ oder auch gar nicht von ihrer entfernten Pfarre
Goyßarn abgeholfen; und eine Klage nach der andern über
dergleichen Vernachlässigungen, erscholl bald bey dem k. k.
Hofe, bald bey dem hohen Ordinariate zu Passau. — Bi-
schof Wolfgang I. von Paffau, ein geborner Graf von
Salm (1540 — 1555) sandte endlich einen seiner Dechante
nähmlich Leonharden Dorstadler, Pfarrer von Wels,
nach Jschel und Goyßarn, um die eingegebenen Klagen zu
153
untersuchen. Dieser fand sie leider! nur zu sehr gegründet/
und machte in seinem Berichtschreiben eine so traurige Schil-
derung von dem Zustande der übergroßen Pfarre Goyßarn,
daß die Markrgemeinde Jschel endlich den 26. May 1554
von dieser ihrer Mutterpfarre abgesondert/ und zur eige-
nen Pfarre erhoben wurde.
Die Jschler brachten/ wie schon oben gesagt/ ihre Be-
schwerden wider ihren Pfarrer zu Goißarn selbst vor den
kaiserlichen Hof/ und weigerten sich sogar, erstereden
Zehent zu entrichten/ bathen aber den Kaiser Ferdinand I-
diesen Zehent ihnen selbst zum Unterhalte eines Priesters
bey ihrem Gotteshause St. Nikola belassen zu wollen.
Dieß geschah wahrscheinlich vor dem Jahre 1553. — Der
Kaiser setzte zur Beylegung dieser Streitigkeit eine eigene
Commission in der Person des kais. Rathes und Verwe-
sers zu Auffee/ Sebastian Trunkhelß/ und desMauth-
ners zu Gmunden Christoph Sablpergers zusammen/
wobey dem Pfarrer zu Goißarn sein altes Zehentrecht tu
Jschel aufrecht erhalten/ entgegen auch der Pfarrer von Goy-
ßarn dahin vermocht wurde, daß er den Jschlern zur Unter-
haltung eines Priesters jährlich 8 Gulden beytragen wolle.—
Diese gegenseitigen Verbindlichkeiten sind auch in die bi-
schöfliche Urkunde vom 26. May 1554, mittelst welcher
Jschel von Goyßarn canonisch getrennt und ausgepfarrt wurde,
aufgenommen worden.
Der Kaiser aber hatte bisher das Commissions-Gutachten
über diese Zehentstreitigkeit noch immer nicht erledigt; endlich
gab er am 18. August 1556 die am Schlüsse dieser Pfarrge-
schichte angehängte Entscheidungs-Urkunde, vermog
welcher es bey der Commissions-Verhandlung sein Verbleiben
haben sollte, daß nähmlich die Jschler an den Pfarrer nach
Goißarn zehenten, der Pfarrer von Goißarn aber den Jschlern
zur Unterhaltung ihres Priesters jährlich 8 Gulden zahlen
sollte. Ferners bewilligte hierin der Kaiser, daß die Jschler
eine Beyhülfe von jährlichen 20 Gulden aus den Gefällen des
Hofschreiberamtes zu Hallstatt, für ihren Priester, Schulweg
154
ster und die Kirche erhalten sollten. Dieß ist die erste urkund-
liche Dotation deS Pfarrers und Schulmeisters zu Jschel.
Leider war aber diese Einrichtung jetzt zu spat. Die
Jschler verlangten nun- gleich anderen Leuten/ keinen katholi-
schen Priester mehr/ sondern sehnten sich nach mitten b e r-
gischen Theologen, die denn auch bald aus Wittenberg,
aus Meißen, Schlesien, Schwaben, Bayern und aus der
Pfalz, in Menge herbeyflogen a). Diese vertrösteten die Leute
auf das Blut Christi, ohne sich um ihren Lebenswandel zu
bekümmern, munterten sie auf, die evangelische Freyheit zu
behaupten, welche sich jeder nach seinem Sinn und Gefallen
auslegte, und kehrten mit einem Worte, Alles ober und über
sich, was unsere frommen Vorältern seit mehr als tausend
Jahren geglaubt und befolget hatten.
Während dem hatte auch Kaiser Maximilian II. i. I.
1576 für Jschel eine eigene M a r k ts o r d n u ng bestimmt,
die späterhin Kaiser Ferdinand III. erneuerte und erweiterte;
allein diese half den Unruhen und Verwirrungen kei-
neswegs ab.. Kaiser Rudolph II. wurde endlich der letzter» so
überdrüßig, daß er seinem Bruder, dem Erzherzoge Mathias,
den gemessenen Auftrag ertheilte, all' die damahligen lutheri-
schen Prädikanten aus dem Kammergute zu entfernen, und
die katholischen Priester wieder einzuführen, was er auch ohne
Beeinträchtigung fremder Ansprüche immerhin thun konnte.
Denn hatte sich damahls jeder Grundherr, auch wenn er nur
zehn Unterthanen besessen hätte, das Recht angemaßt, ohne
Rücksicht auf Gewissensfreyheit seine Bauern zu reformiren,
warum sollte denn der Monarch allein kein Recht gehabt ha-
ben, sein eigenthümliches Satzkammergut zur katholischen Re-
ligion, der herrschenden feines Landes, zurückzuführend
Erzherzog Mathias sah wohl ein, daß die Voll-
streckung dieser kaiserlichen Befehle nicht ohne aller Unruhe
ablaufen würde, und traf daher schon im voraus die nöthig-
3) Brief der evangelischen Landstände an Chemnitz; bey Raup-
pach I. Theil. 35. Abschnitt pag. 13(1.
155
sten Gegenanstalten. -— Kaum hatten daher i. I. 1Ö00 in
Hallstatt die Tumulte angefangen; im July und August
1601 dieselben sich vergrößert; und zu Ende des nähmlichen
Jahres der Marktrichter zu Jschel Joachim Schwärzet
(oder Johann Schwarz!) den kaiserlichen Befehlen zum
Trotze/ die protestantischen Pastoren in Jschel, Hallstatt, Lau-
sen und Goyßarn wieder herstellen wollen; kaum hatte er die-
selben in Schutz genommen- und dem Pastor des hiesi-
gen Marktes, weit dieser die Pfarrkirche nicht mehr ha-
ben konnte, sein eigenes Haus zum Gottesdienste eingeräumt,
so rückten am 23. Februar 1602 ganz unvermuthet s a lz-
burgische Truppen in das Salzkammergut ein. Ober-
hauptmann Hanns Caspar von Stadion führte nebst sieben
andern Hauptleuten, 1200 Mann, theils Landvolk, theils
geworbene Knechte, mit.136 Reitern auf diesen Schauplatz
der Reformation. Hauptmann von Faar rückte über die
Potschen und besetzte Goyßarn; Hauptmann Grübt kam über
das Geschütt und besetzte Goßach; Sradion selbst ging mit
600 Mann auf Jschel los. Da sie nun im Begriffe waren,
in den Markt einzuziehen, kamen ihnen einige hundert Re-
bellen mit Trommeln und Pfeifen, und fürchterlichen Lärmen
entgegen. Kaum ließ aber jetzt der Oberhauptmann nur ein-
mahl unter sie feuern, wodurch 5 bis 6 Bauern niedergestreckt
wurden: so war dieß schon hinreichend, den übrigen Haufen
so zu schrecken, daß alle eiligst die Flucht ergriffen, und sich
theils kn dem Markte, theils in den^^^^n verbargen.
Da man darauf die Rädelsführ^^^^n Häusern auf-
suchte, mag es wohl geschehen seyn, ^^rnige geplündert,
oder andere Ausschweifungen begangen wurden; daß aber,
wie Dr. Schuttes erzählet, der Erzbischof von Salzburg
Wolf Dietrich von Raiten au (1587 —1612) in ei-
gener Person nach Jschel kam, und dergleichen Kriegsübel
veranlaßte: davon sagen weder Graf von Khevenhüller, noch
P. Metzger, selbst sogar Rauppach und Waldau nicht das Ge-
ringste. -— Alles, was sie erzählen, besteht in dem, daß drey
Häuser der aufrührerischen Bürger niedergerissen, und ein
156
Hochgericht an ihre Stelle gekauet wurde; und daß vier der
Hauptrebellen—einer zu Jschel/ zwey zu Hallstatt/ und
wieder einer in der Goßach — hingerichtet wurden. Hierauf
blieb diese Mannschaft noch einige Monathe im Lande; und
jeder Mann bekam des Tages 3 Pfund Brot/ 3 Pfund
Fleisch/ 3 Halbe Wein und einen Gulden. Dieser Ernst
machte freylich die Leute gelehriger und milder; die Ruhe
ward wieder hergestellt/ auf's neue Gehorsam versprochen/
und die katholische Religion abermahls eingeführt. Deß-
halb wurden endlich die Truppen von hier entlassen/ nahmen
jedoch/ um künftigen Aufhetzungen vorzubeugen/ den gewe-
senen Marktrichter Schwärzt nebst acht Bürgern mit sich/
und lieferten sie zur weiteren Strafe nach Linz. a)
Die katholischen Pfarrer waren nun wieder ein-
geführt/ und die Ruhe zum wenigsten äußerlich hergestellet;
allein innerlich glimmte das Feuer unter der Asche fort/ das
endlich bey dem Aufstande der Bauern i. I. 1626
neuerdings in helle Flammen aufloderte. Durch die vorher-
gehende Züchtigung weiser gemacht/ nahmen aber die Bewoh-
ner des SatzkammerguteS an diesem Aufruhre gar keinen
Antheil; und zwar um so weniger/ da König Mathias erst
i. I. 1609 den Bürgern in Jschel und anderen Flecken
des Salzkammergutes/ auf die Vorbitte Wolfgangs Freyherrn
von Jörger, Retigions-Freyheit zugesichert/ ihnen die über
60 Jahre ungehindert ausgeübte/ aber vor wenigen Jahren
gewaltsam entrigE^reye Religionsübung wieder er-
taubte/ und neA^Mkuch vergönnt hatte/ außer ihren Wohn-
orten neue B^D^mser errichten zu dürfen. Ihre Dank-
barkeit war daher so groß/ daß sich die Bürger und Einwoh-
ner von Hallstatt/ Goyßarn, Laufen/ Jschel und Langbath
sogar feyerlich verschworen/ dem Kaiser Treu und Glauben zu
halten/ und den Angriffen der Rebellen mit gewaffneter
a) P Metzger: Geschichte des Hochstiftes Salzburg lib. V. cap.
XI. lbl. 650. — und Rauppach: Evangelisches Oesterreich.
Part. I. §. 53. so). 218 U. 219.
157
Hand und vereinigten Kräften stets zu widerstehen. Zu dieser
Anhänglichkeit trug der Umstand nicht wenig bey, daß gerade
der damahlige Salzamtmann Georg Prugglacher von
Oberreitenau, der römisch-katholischen Religion und dem
österreichischen Erzhause mit Leib und Seele ergeben war,
und die ihm unterstehenden Beamten mit all' ihren Gewer-
ken und Meisterschaften, ernstlich im Zaume zu halten
wußte.
Wirklich schickten auch die Bauern von Gmunden und
Ort aus, ihre Abgesandten in daS Salzkammergut, und
suchten ihre Kameraden, theils durch falsche Vorspiegelungen,
theils durch Drohungen dahin zu bringen, mit ihnen gemein-
schaftliche Sache zu machen. Ihre Drohungen wirkten; eine
Rotte von bewaffneten Hotz - und Bergknechten stellten sich
auf dem Pötschen auf, um die fremden Truppen hinranzu-
halten, damit sie den Rebellen nicht auf den Rücken kä-
me-i; bezweckten aber hierdurch nichts weiter, als daß sie sich
nach hergestellter Ruhe eine lästige Besatzung auf den Hals
zogen.
Erstaunt sahen die katholischen Pfarrer diese Rüstun-
gen jener verführten Bursche; erschracken aber vor ihren
Hauen und Morgensternen so sehr, daß sie von Jschel,
Goyßarn und Hallstatt eiligst davon flohen. Der Pfarrer
am Laufen verbarg sich sicherheitshalber in einem Dach-
stübchen, wo er seine geistlichen Amtshandlungen verrichtete,
da man ihm sogar von drey und vierMM«Ln Entfernung,
die Kinder zur heit. Taufe hinbrachte, rrer von
der Goßach wurde von seinen Baue^Me ein Gefange-
ner nach Jschel geführt. Doch die braven Bürger von Jschel
suchten die lärmenden Bauern zu besänftigen, und bathen so
lange für diesen alten Pfarrer, bis endlich jene Rebellen
demselben die Erlaubniß ertheilten, daß er wieder nach Go-
ßach zurückkehren, jedoch' keinen katholischen Gottesdienst fer-
ner halten sollte.
Dieser Gräuel der unterdrückten Religion dauerte
vom Maymonathe an bis zum November 1626, da die Bau-
158
ern endlich zwischen Gmunden und Pinsdorf gänzlich geschla-
gen und zerstreuet wurden. Jetzt war den Protestanten im
Kammergute der Muth endlich entsunken; ungestört und
furchtlos konnten die katholischen Pfarrer neuerdings
zu ihren Herden zurückkehren, und am Festtage unseres heil.
Lundespatrons Leopold/ den feyerlichen Gottesdienst wieder
einführen / welcher seit dieser Zeit, nicht einmahl durch daS
Toleranz-Edict Kaiser Joseph II. hier in Jschel unterbrochen
wurde. Ruhig blieben die Bürger seit jenen Tagen der katho-
lischen Lehre ergeben, die ihnen Trost und Stärke in den
wechselnden Schicksalen ihres Marktes, bereits durch mehr
als 200 Jahre wieder verliehen hatte.
Hatte nähmlich gleich Kaiser Mathias in den Jahren
1615 und l6l8 den Bürgern ihre Privilegien bestäti-
get; Kaiser Leopold I. i. I. 1680 daS Salzkammsrgut,
und insbesondere Jschel mit eilf Schiffen besuchet; wurde
gleich v. I. 1715 bis 1770 ba$ Landgericht von Alt-
wildenstein (ehe es im besagten Jahre nach dem in Goy-
ßarn gebauten Schlosse Neuwitdensteiu kam), zum Nutzen
der Einwohner allhier verwaltet, und noch i. I. 1794 dem
Markte der Bezug aller i. I. 1466 verliehenen Bürger-
rechts-Taxen bestätiget, und hierüber i. I. I8I6 (zu
den Zeiten des ehrwürdigen Pfarrherrns Johann Michael
Putz) unter den Bürgern ein neues Ein v e r stä n d n i ß
getroffen: .so verwischte diese freudigen Ereignisse manches
herbe Unglück^M^l^uhrend dieser Jahre über das Salz-
kammergut, ^^Wñnentlich über unser Jschel, verderbend
seine Fittige,
So fiel i. I. 1623 im ganzen Salzkammergute eine
große Theuerung ein, die beynahe drey Jahre lang
dauerte. Aus Ermanglung des Brotes hatte man allerley
Beeren gebacken, um sich vor dem Hungertode zu retten,
und i. I. 1625 zu übermäßigem Obstgenusse seine Zuflucht
genommen, worauf dann im Herbste eine fürchterliche Epi-
demie entstand, welche in der Goßau, zu Goyßarn, Lau-
159
feil, Ische! und Hallstatt gar viele Menschen hinwegraff-
te. (Chron. von Gopßarn.)
1675 bis 1Ö78 waren gefährliche Pestjahre; im Jah-
re 1772 herrschte hier eine Ruhr- Epidemie/ worauf
noch im nähmlichen. Jahre die ganze Häuserreihe vom Bräu-
hause an, bis zum Verwesamte, durch eine schreckliche
Feuersbrunst gänzlich zerstört wurde/ und zur Vergrö-
ßerung des Unglückes/ noch'am folgenden Tage ein ungeheu-
res Stück Mauer des großen Seeauerhauses, durch unvermu-
theten Einsturz fünf Personen erschlug und noch mehrere be-
schädigte.
Nach dem ersten feindlichen Einfalle der Franzosen
in Oesterreich/ wurde durch übermäßige Quartierslasten die
hiesige Gegend schon im Jänner 1801 von Lebensmit-
teln ganz aufgezehrt/ und hier Ln Jschel besonders noch
Heu und Stroh requiriret, was der Markt gemäß seiner La-
ge unmöglich liefern konnte. Zur Vermehrung des JammerS
der hiesigen Arbeiter/ ja des ganzen Salzkammergutes/ wur-
de sogar der ausländische Salzhandel erlaubt. —
Beym letzten feindlichen Einfalle i. I. 1809 war für Jschel
das Traurigste/ daß vom 4. Juny angefangen/ die Sali-
nenarbeiten durch die Franzosen gänzlich eingestellt
waren, wodurch die hiesigen ohnehin armen Leute, welche
bloß vom Bergbaue leben, in das äußerste Elend versetzt
wurden.
Erst die neuesten Zeiten, der allmählich sich verbreitende
Ruf der hiesigen Heilbäder, und endlich der alljährliche Be-
such innigst verehrter Mitglieder unseres erhabenen Kaiser-
hauses und anderer hohen Badgäste, konnten das jetzt so
herrliche Jschel dem sich nahenden Ruine wieder entreißen,
und freundlicheren Geschicken entgegenführen.
l6o
Beylage.
Karser Fer dinand I. gibt den Jschlern alljähr-
lich zur steten Unterhalt» n g eitles Prie-
sters/ Schulmeisters u n b der Kirche, zwa n-
zig Gulden. Oeäato 18. August 1556.
Ferdinand von Gottes Gnaden Römischer/ zu Hungarn
und Bohaimb König rc.
Getreuer, Lieberl Wir haben unsers Rathsverwesers
des Hallamtes zu Auffee, und getreuen, lieben Sebastian
Trunkhetß, auch unsers MauthnerS zu Gmunden Chri-
stophen SabtpergerS und deinen gehorsamsten Be-
richt, das Datum stehet den 24. July des nächst verschiene-
nen 53sten Jahres, den ihr unS auf N. der Bürgerschaft und
Gemeinde zu Jschet, dergleichen der Urbarsleuten in der
Herrschaft Wildenstein Beschwerung wider den Vicari zu
Goisern, und unsern an euch ausgegangenen Befelch zu
Handen unserer N. Oe. Regierung und Kamer gethan rc.,
als betreffend den Troidzehent zu Ischl unter deS Lau-
sen, den bisher ein Vicari zu Goisern eingenummen, wel-
chen Troidzehent aber die von Ischl ihnen zur Unterhaltung
eines Priesters bey ihrem GottShaus zu St. Nicola daselbst
zu Ischl ervolgen zu lassen unterthänig gebetten rc. gnädiglich
angehört und daraus verstanden, was Massen ihr die Sa-
chen zwischen beeden Partheyen denen von Ischl und dem
Vicari zu Goisern berührten Troidzehents halber gehandelt;
und bewilligen hierauf aus der Ursachen in obbemeldten Be-
richt begriffen gnädiglich, sofern der jetzige und künftige Vi-
cari zu Goisern gemeldeten von Ischl von obangeregten Troid-
zehent jährlichen zur Hülf und desto stattlicher Unterhaltung
eines Priesters acht Gulden geben wollen. Inen denen
von Ischl zu stetter Unterhaltung ihres Priesters, dergleichen
Schutmaisters und Kirchen daselbst aus den Gefällen unsers
Hofschreiberamtes zu Hallstatt auch jährlichen zwanzig
Gulden Rheinisch, jeden Gulden zu 15 Batzen oder
161
ÖO kr. gerechnet von 25. Tag Sept. obbemeldten 53sten Jars
anzurairten bisher und füran biS auf unser gnedigstes Wohl-
gefallen bezahlen zu lassen; doch daß gedachte von Ischl Wil-
denstain als ihre vogteyliche Obrigkeit aufnehmen.
Demnach empfehlen wir Dir gegenwärtigen und wollen,
daß ihr vorgemeldren von Ischl zu stetter Unterhaltung eineS
Priesters auch Schulmaisters und der Kirchen daselbst die ob-
bestimmren zwanzig Gulden Rheinisch jährlich von vorbenen-
ten 25 Tag Sepremb. des nächst verschienenen 53sten Jars
an zu raitten, bisher und fürhinan bis auf unser gnedigstes
Wohlgefallen aus den Gefällen obberührt unsers Hofschreiber-
amtes zu Hallstatt bezahlet, oder solches zu beschehen verord-
net; die sollen euch hierauf und gegen denen von Ischl ge-
bührlichen Quittungen in euern Ambts-Raittungen fürgut in
Ausgab angenommen und passirt werden, und es beschieht
daran unser gnädiger Willen und Meinung. Geben in unse-
rer Stadt Wien den 18. August anno im 56. unserer Rei-
che im 26. und der andern im 30gsten.
Chr. Walther I). Comissio Dnj Regis in.
Kanzler. Cons. Camerl.
Sig. Hr. zu Herberstein.
Hanns von Körting.
G. SPiller.
Pfarre und Beneficium zu Laufen.
Ueber das uns bereits bekannte Reiterndorf und Sulz-
bach, über Hinterstein und Brunnleiten, führt die Straße
geraden Weges, ohne daß etwas Besonderes auffällt, in ei-
ner kleinen Stunde zu dem uralten Markte am Laufen,
auch Oberlaufen, Lauffen, Loufi, und zu Anfange
des Mittelalters Loufun, Loufan genannt, welcher jetzt
71 Häuser zählt, und von 380 Seelen, worunter nur 1
Altmünster. 11
162
Protestant, belebt wird/ deren größter Theil Aerarial-Arbeiter
sind.—
Eine Stunde von Goyßarn, und nur drey Viertelstun-
den von Jschel entfernt/ an beyden Seiten der Traun/ wo
der Strom schnell und rei-ßend über einen mit einem Kreuze
bezeichneten Felsen zwey bis drey Klafter hoch herabstürzt/
liegt der Markt zwischen Gebirgen/ die sich hier gleichsam
wie in einem Schlunde zusammen drängen/ und bildet die
einzige Ortschaft der Pfarre/ unter dem Commiffariate von
Jschel.
Der Markt ist getheilt; die eine Hälfte der Häuser
dießseitS, die andere jenseits der Traun, worüber zu Anfan-
ge des Marktes eine Brücke, und fast, zu Ende desselben ein
starker Steg führet, auf welchem man den sogenannten wil-
den Laufen oder kleinen Traunfall, am besten übersieht.
Der dießseitige Markt ist der schönere Theil, und enthält die
Häuser der eigentlichen Bürger, welche nur auS fünf Salz-
fertigern, einem Gastwirthe mit der Eisen-Niederlage, und
einem Bräumeister bestehen. Hierzu kommen noch die söge«,
nannten Halbbürger, die entweder Wirthe oder Krämer,
oder andere Eewerbsleute sind. Die übrigen Häuser werden
alle von Küffelmachern und dergleichen Salinen-Arbeitern
bewohnt.
Fast mitten im Markte liegt die Pfarrkirche mit
einem schönen Thurme; man muß ^ber über eine Marmor-
stiege zu ihr hinansteigen. Sie ist im gothischen Geschmacke
erbauet, zierlich ausgemahlt, und hat schöne Altäre. Einen
davon soll (nach Steiner'S Erzählung pag. 283) ein Graf
Seeau gestiftet haben, dessen Familienwappen ober selben
pranget. Den prächtigen Hochaltar mit marmornen Säu-
len ließ Herr Salzamtmann Georg Prugglacher von Ober-
reitenau i. I. 1637 auf seine Kosten erbauen; gleich wie
nach einiger Zeit durch die Wohlthaten dieses edlen Man-
nes auch die Kirche erweitert wurde. Eine unmuthige Sta-
tue der Mutter GotteS, deren Verehrung die hiesige
Pfarrkirche gewidmet ist, schmückt diesen Hochaltar. Sie ist
163
aus Gyps mit andern ganz unbekannten Zusätzen gegossen;
eine Kunst/ welche nach der Zeit wieder verloren ging. Eine
uralte aber unverrückte Erbsage erzählet, daß diese Sra-
tue auf dem nächsten Berge gefunden wurde, welcher hin-
ter der Kirche liegt, noch gegenwärtig eine mit Bäumen
und Gesträuchen verwachsene Wildniß ist, und die Kirche so
überschattet, daß man sie in älteren Zeiten „ad St. Ma-
riain in umbra“ (M aria Schatten) zu nennen pfleg-
te. Ist diese Sage gegründet, so entsteht natürlich ^die Fra-
ge, wie und durch wem diese Statue auf diesen Berg, und
in diese Wildniß gekommen seyd Eine zweyte Sage gibt
als Ursache des Fundes, den heiligen T hi emo, Erz-
bischöfen von Salzburg (10Q0—1102) a) an, der diese
Statue verfertiget und hier verborgen hatte. Weil nähmlich
dieser eifrige Vorsteher in jenen verwirrungsvollen Tagen
Kaiser Heinrichs IV. Abt deS Benediktinerstiftes St. Pe-
ter in Salzburg war, (1079—10Q0) mußte er öfters sich
flüchten, und sich um sein Leben zu retten, in Wildnisse
bergen. So floh er einmahl nach dem Benedikunerkloster
Admont, jedoch auf Abwegen, und hielt sich in dessen Na-
he in einer wilden Bergschlucht verborgen. Bey solchen Her-
umirren konnte es gar leichtlich geschehen, daß er, der mehr-
mahl Flüchtige, sich auch eine Zeit lang auf diesen Laufner-
oder Anzenauerberge vor seinen Feinden rettete, besonders da
er nicht weit von der Felsenhöhle war, die man noch jetzt
das Höllentoch nennet. Da er sich während seiner Bildungs-
jahre, in der Mahlerey, Dildhauerey, und in der Kirnst
des Schmelzens und Steingießens keine gemeinen Fertig-
keiten erworben hatte: so verfertigte er, in solchen Zeiten
der Flucht, seinen oberhirtlichen Geschäften entfremdet, meh-
rere Statuen der heiligsten Gottesmutter Maria, von de-
nen noch in verschiedenen Orten, als zu Nieder-Alt-
s) Siehe dessen weitere Lebensgeschichte in der kirchl. Topogra-
phie 8. Band Salzburg und das Benediktinerstift St. Peter
alldort. Wien 1829 pag. 95—105.
*
11
164
aich in Bayern, zu St. Peter in Salzburg, zu Ad-
mont und Aussee in Steyermark, und zu Adelwang,
einem bekannten Wallfahrtsorte in Oberosterreich, einige
verehret und sorgsam aufbewahrt werden. Alle haben sehr
große Aehnlichkeit mit der Statue in hiesiger Kirche am
Laufen; und mit Grund kann man daher schließen, daß
auch dieser Guß s) aus des frommen Thiemos Händen kam,
und zwischen den Jahren 1079 und 1090 vollbracht wurde,
weil späterhin seine mehrjährige Gefangenschaft, sein Auf-
enthalt und Martertod im gelobten Lande solche Werke un-
möglich machten.
Lange Jahre machte diese ehrwürdige Statue unser
Laufen zu einem beliebten Wallfahrtsorte, der aber
in gegenwärtigen Zeiten nur mehr an Marien - Festtagen,
besonders aber in den sogenannten goldenen Samstagnächten
(den Samstagen in den -ersten drey Wochen nach dem Fest-
tage des heit. Erzengels Michael), von den Kammergüt-
lern, Viechtaurn u. dgl. häufiger besucht wird.
Hart neben der Kirche steht das Schul- und Meß-
nerhaus. .— Der eigentliche Anfang des hiesigen Schul,
Unterrichtes, läßt sich freylich nicht mehr ergründen; doch
läßt sich aus den wenigen Resten der Pfarracten wenigstens
so viel entnehmen, daß bereits i. I. 1519 hier Schute ge-
halten ward. Nachdem aber das erste Schulhaus, wo es
immer gestanden haben mag, verfie^vder unbrauchbar wurde,
kaufte i. I. 1682 der damahlige Schulmeister Johann
Staudinger um 155 fl., ein der Kirche.heimgefallenes
Haus an sich, und hielt darin Schule. Durch eine Feuers-
brunst, welche mehrere Häuser des Ortes in Asche legte,
ward nach vielen Jahrzehenten auch dieses Schulhaus sehr
beschädiget. Der verdienstvolle Pfarrvicar (der Jesuiten von
s) Wenn man anders diese Arbeit so nennen darf, da, laut
Schmieds Geschichte der Deutschen. 4. Band, 7. Kapit. Fol.
96. schon hundert Jahre früher, dergleichen Statuen, aus
einen im Feuer gehärteten (also nicht gegossenen) Sterne ver-
fertiget wurden.
105
Traunkirchen) Mathias Feylm air ließ eS daher !. I.
1766 zusammenreißen, und aus den Kirchenmitteln das jetzi-
ge neue erbauen, welches zwar nicht groß ist, aber doch die-
ser kleinen Pfarre, und den 68 schulfähigen Kindern genüget.
Der Pfarrhof ist etwas von der Kirche entfernter,
und liegt fast am Ende des Marktes. In den unruhigen Zei-
ten der protestantischen Revolution, da man auf Kirchenge-
bäude wenig Achthatte, fiel der vorige alte Pfarrhof gänz-
lich zusammen; und die ersten katholischen Pfarrer mußten in
der Miethe herumziehen, wahrend die Kirche für selbe den
Zins bezahlte. Endlich konnte ein hiesiger Tischlermeister,
Nahmens Sebastian Hiltebrand, seine Kirchenschutd
nicht mehr bezahlen, und schlug also sein Haus der Kirche
heim. Dieses wurde nun alsobald i. I. 1644 nebst einem
Garten, einem jeweiligen Pfarrer eingeräumt, und seit die-
ser Zeit von ihnen besessen. Zu ihrem Unterhalte empfan-
gen sie ihre Gelder theils von den Stiftungen und dem Kir-
chenvermögen, theils aus dem k. k. Aerarium. Das einzige
Grundstück, welches sie zu genießen haben, eine Waldwiese
nähmlich, ist so klein und unbeträchtlich, daß selbe gemeinig-
lich um einen geringen Pachtschilling verlassen wird. Selbst
der Garten liegt auf trockenen Felsen.
An der Kirche besteht noch ein geringes Beneficium,
vielleicht das ärmste aus allen bekannten, welches der hiesige
Gastwirth und Eisenverleger Anton Leopolder um das
Jahr 1768 spärlich gestiftet hatte. Er räumte einem jeweili-
gen Beneficiaten ein kleines Häuschen auf dem sogenannten
Pfarrbühel ein, legte bey der k. k. Landschaft in Linz ein Ka-
pital für ihn an, welches jährlich 240 fl. zu seinem Unter-
halte abwerfen sollte, und verpflichtete ihn, jede Woche zwey
Messen für die Familie des Stifters zu lesen, alle Tage die
Litaney zu bethen, und dem Pfarrer in allen seelsorgerlichen
Geschäften, besonders aber im Beichtstühle, an die Hand zu
gehen.
Da man außer diesen jetzt beschriebenen Merkwürdig-
keiten im Markte selbst keine anderen findet: so sey au-
166
ßer demselben dem hiesigen Traun falle oder dem wilden
Laufen, eine kleine Aufmerksamkeit gewidmet, welchen
man von dem Stege, der über den Fall zum Windenhause
führt, am besten sehen kann. — Wiewohl dieser Fall nicht
gar hoch ist, so war er doch vorAlters der bedeutenden Stein-
kugeln wegen, über welche die Traun sich hinabstürzt, für
cie Schifffahrt so gefährlich, daß man vom Glücke reden durf-
te, wenn eine Salzzille ohne Zertrümmerung oder anderen
Schaden durchschlüpfte. Deßwegen standen auch zwey W a ch t-
thürme am Eingänge des Marktes errichtet, der eine dieß-
seits der Brücke, um nöthigen Falls Leute zur schleunigen
Hülfe durch das Blasen der Wächter herbey zu rufen; der
andere jenseits, um den Paß und die Landstraße zu
beobachten, welche nicht wie gegenwärtig durch Jschel, son-
dern zur Zeit Herzog Friedrichs des Schönen, neben dem
Schlosse Altwildenstein gegen Pfandl nach Salzburg zuging,
welcher alte Fahrweg noch besteht.
Thomas S e e a u e r, der geschickte Erbauer der Hall-
stätter- Seeklause, machte auch hier sich um die Menschheit
verdient, indem er i. 'I. 1537 der hiesigen Schifffahrt
Schwierigkeit hob. Er ließ durch das Sprengen der Stein-
felsen das Rinnsaal verbessern, und selbes mit einem Ca-
rl ale versetzen, durch welchen man jetzt ohne alle Gefahr
schiffen kann. Zn neueren Zeiten wurde oberhalb des eigent-
lichen Falles in der Mitte des Flusses ein spitziger Damm
(hier Währe genannt) angelegt, und so das Wasser in zwey
Theile getheilt, wovon der Theil des Flusses am linken Ufer,
durch eine im Grunde angebrachte hölzerne Verbühnung oder
Verkleidung (den sogenannten Canal) zur sicheren Schiff-
fahrt hergestellt wurde. Nichts desto weniger müssen die
Steuermänner sehr auf ihrer Huth seyn, daß sie ihre Schif-
fe gerade auf die Spitze des in der Mitte des Wassers ste-
henden Dammes hinleiten, damit sie durch das reißende
Wasser in den schiffbaren Canal gezogen, und nicht in den
wilden Laufen gerissen werden. Haben sie aber daS Schiff
glücklich durch das bestimmte Rinnsaat gebracht, so müssen
167
ft« neuerdings Acht geben, daß sie an keine Ecke der höl-
zerntn Verkleidung anfahren/ und eben so glücklich, endlich
noch durch die Brücke Hinschiffen. Führt das Schiff Salz,
für die hier befindlichen Salzfertiger, so muß es in dem
schnellsten Laufe der Strömung, gleich unterhalb dem Falle
umwenden, die Schiffleute schnell das starke Seil ans Ufer
werfen, und sich von Menschenhänden an den Landungsplatz
hinziehen lassen, was alles eine besondere Geschicklichkeit
und Behendigkeit fordert. — Für den Gegentrieb der Schif-
fe, die sonst auf der Traun allgemein stromaufwärts gezo-
gen werden, ist hier, wegen zu großer Gewalt des reißen-
den Wassers, ober diesem Canate ein eigenes Gebäude, das
Winden Haus angebracht, worin eine große Winde mit
zwey Hebeln, die Verticalwinkel bilden, befindlich ist. Sind
nun die Pferde, die bis hierher die Ladung zogen, ausge-
spannt, und das Schiffseil um die Winde festgemacht, so
laufen die Leute zusammen, legen sich, so viel ihrer Platz
haben, mit der Brust an die Hebel, ziehen mittelst der
Winde das Schiffseil immer weiter herauf, und bringen
hierdurch die größten leeren, oder auch mit Getreide bela-
denen Schiffe aufwärts durch den Canal, wo sodann die
Pferde zur weiteren Reise wieder vorgespannt werden.
Dieß sind die Den kw ü rd igk e i te n am Laufen, des-
sen Ortsgeschichte uns auch mit den einstigen und jetzi-
gen Schicksalen dieser Pfarre bekannt machen wird. — Alle
Erzählungen von den Geschicken des Marktes sowohl, als der
Pfarre sind, durch die Bemühungen eines hiesigen Pfarr-
herrns, theils aus der Bürgerlade, theils aus den Zechschrei-
nen, theils aus pfarrlichen Documenten entnommen, die
hier am Laufen sich vorfanden.
Die Geschichte des Ortes ist mager, und erzählt
un^ nur, daß Laufen vor Zllters ein Dorf war, das eben
so früh, wo nicht früher als Jschet, bekannt war. Die latei-
nische Chronik von Mondsee (derer wir schon bey Jschel ge-
168
dachten) führet ein mit der fallenden Sucht behaftetes Weit/
und einen lahmdn Knaben von Laufen an, die zu -en
Zeiten des Abtes Heinrichs III. von Wazirloch (der vom Zäh-
re 11g8 bis 1223 dem Kloster vorstand), zu dem Grabe des
seligen Abtes Chunrad nach Mondsee wallten, und drrt von
ihren Gebrechen geheilt wurden a).
Den Landesfürsten lag es selbst daran, daß Laufen mit
mehreren Insassen besetzt würde, damit so durch diese nicht
allein der Salzhandel befördert, sondern auch Leut' und Gut
gerettet würden, wenn sich ein Unglück im wilden Traunfalle
ereignen sollte. Kaiser Rudolph I. erhob daher um d. I.
1280 das Dorf Laufen zu einem t a n d e s f ü r st t. Markte,
und gab "ihm die nähmlichen Freyheiten, welche damahls die
Bürgerschaft zu Gmunden genoß. Wenige Märkte in Oester-
reich, werden sich daher älterer Freyheiten zu rühmen haben!
Herzog Albrecht II. der Weise, bestätigte diese Frey-
heiten seines Ahnherrn Rudolphs „des Chunigs von Rom,"
und verlieh noch überdieß den hiesigen Bürgern die Gnade,
daß sie von jeder Salzzille, die glücklich durch den Laufen
kömmt, einen Gelübde-Pfenning für ihr Gotteshaus ab-
fordern dürften, eben so, wie man ihn auch für die Kirche
des heil. Nictas zu Jschel bezahlte. Der Gnadenbrief wurde
zu Wien am Mittwoch vor Latare (den 10. März) 1344 aus-
gefertiget.
All' dieser Wohlthaten ungeachtet, erhoben die späteren
Bürger am Laufen, in Gemeinschaft mit den Salzarbeitern
zu Hallstatt, i. I. 1392 aus unbekannten Ursachen einen
a) Chron. Lunael. pag. 144. „In die S. Laurentii mulier d e
„Laufseii a rao bo caduco ad B. Chunradi sepulchrum
„sanata est. — Puer itidem de Laufs en, qui claudus
»bajulabatur , ab bustum Martyris gressum recepit.“ —
Wäre übrigens zu erweisen, daß der in einer Mondseeischen
Urkunde vorkommende Ort „Louppa« (in pago Trungauue
in loco nuncupante Louppa) wirklich unser Laufen sey,
so hätte das Kloster Mondsee schon i I. 809, hier Güter be-
sessen. (Cbron. Lunael. pag, 41.)
169
Aufstand/ der vielleicht wegen Beeinträchtigung des hiesi-
gen Salzhandels entstanden war, da nicht lange darauf im
Jahre 1416 Herzog Albrecht V. der Ehrwürdige,
einen Streit zwischen den hiesigen Bürgern und den Kuffen-
meistern der Salzbeförderung halber/ zu schlichten hatte, und
Kaiser Friedrich III. i. I. 1463 nochmahls all' ihre Pri-
vilegien/ nebst den der Kirche gemachten Schenkungen, be-
stätigte.
Schon aus dem Gnadenbriefe Herzog Albrechts H. könn-
te man halb und halb schließen, daß die Kirche am Lau-
fen nicht lange nach der Regierung Kaiser Rudolphs 1. er-
bauet worden seyn müsse, indem dieser Herzog, des hiesigen
Gotteshauses keineswegs als eines erst neu erbauten geden-
ket, oder den Gelübde-Pfenning zur Fortsetzung des Baues
bestimmet; ja im Gegentheile die Erhebung dieses Ortes zu
einem Mdrkte, die täglichen Gefahren der Schifffahrt, und
die vermehrten Ansiedelungen, gar leichtlich die Erbauung ei-
ner eigenen Kirche befördern konnten. Doch diese Kirche hatte
zur Zeit des angeführten Gnadenbriefes noch keinen eige-
nen Priester; und wenn gleich Hermann Weihbischof von
Passau, in einer i. I. 1320 zu Enns ausgestellten Urkunde,
bereits von einer „P farrkirche zu Laufen" spricht, so
gehörte dennoch der ganze Markt noch immer zur großen
Hauptpfarre Goyß arn, bey welcher Laufen noch mehr als
ein Jahrhundert verblieb, obschon der fromme Ritter Ale-
xius Laufner, welcher nicht allein zu Reiterndorf, son-
dern auch am Laufen saß, i. I. 1451 zur hiesigen Kirche,
die Frohnleichnams-Aemter an jedem Donnerstage, die Hoch-
ämter an den Festtagen Mariens, die Seelenämter auf den
Tag seines Hinscheidens, nebst andern verschiedenen Aemtern
und Messen gestiftet hatte.
Der Pfarrvicar von Goyßarn kam also an diesen Tagen
nach Laufen, und vollbrachte diese gottesdienstlichen Stiftun-
gen, deren Menge bey der zahlreich heranwachsenden Gemein-
de endlich den lauten Wunsch erregten, lieber einem eige-
nen Seelsorger dieselben zukommen zu lassen. — Ale-
170
xiuS Laufner, der nicht bloß ein vermoglicher, sondern
auch gottesfürchtiger Ritter war/ legte also in seinen letztern
Lebensjahren zur Ausführung dieses frommen Wunsches den
Grund/ und vermachte der Kirche am Laufen zu diesem Zwe-
cke seine Güter zu Reiterndorf mit allen grundherrli-
chen und eigenthümlichen Rechten gar und gänzlich/ und gab
ihr noch dazu verschiedene Dienste, die er zu Laufen,
Jschel und Goyßarn zu beziehen hatte, damit dieselbe
solcher Gestalt, einen eigenen Seelsorger, einen Schul-
meister und Meßner unterhalten könnte. Nebstbey ver-
ordnete er, daß der Magistrat am Laufen das Lichtamt,
d. i. die Verwaltung der Stiftsgüter besitzen, und die Vog-
teyrechte über Pfarre und Schule ausüben sollte.
Ob der fromme Stifter die Freude noch erlebte, seine
gutgemeinte Stiftung vollkommen erfüllet zu sehen, ist un-
bekannt. Er starb beyläufig um das Jahr 1480 und wurde in
der Nebenkapelle begraben, wo sein Leichenstein
noch zu sehen, aber leider! nimmer zu lesen ist. — Sein
B ildniß, das künstlich aus kleinen Glasscherben von aller-
ley Farben und Schattirungen zusammengesetzt ist, erscheinet
noch an einem Kirchenfenster s).
Da nach seinem Tode der Magistrat nun das Licht-
amt auf sich nahm, bemerkte er bald, daß das Einkommen
von den Gütern und die Zuflüsse nicht hinreichten, die nö-
thigen Baukosten und die jährlichen Reparationen der Kirche
zu bestreiten, und beständig einen eigenen Seelsorger zu hal-
ten. So war unter andern gar bald das Kirchendach zu de-
cken; und bloß deßwegen mußte der Magistrat 11 fl. von ei-
nem Bürger entlehnen, und selben dafür ein schönes Grund-
stück mit der einzigen Bedingung verpfänden, daß derselbe
a) Alex Laufner soll auch der erste gewesen seyn, welcher die
Salzstöcke zerhauen und in kleinere Küsset einschlagen ließ,
wodurch der Salzhandel ungemein erleichtert und befördert
wurde.
171
gleichsam als Pachter, alljährlich der Kirche einen Thaler er-
legen, und die etwaigen Herrnforderungen bestreiten sollte.
Durch dieses Mittel wurde aber daS Stammvermögen
der Kirche mehr geschmälert als gebessert; die Burger besorg-
ten deßwegen den allmähligen Verfall ihres bestifteten Got-
teshauses, und bathen daher bey Kaiser Maximilian II.,
daß er ihnen gnädigst ein gewisses Fudersalz zum Unterhalte
ihres Pfarrers und Schulmeisters, und der nöthigen Schiff-
fahrts-Wächter zu verleihen geruhen mochte. Wirklich war
auch der Kaiser so großmüthig, ihnen auf ihre unterthänige
Bitte zwey Pfund Salz (ein Pfund auf 276 Zentner
gerechnet) zu bewilligen, und vermög seines Briefes, gege-
ben zu Wien den 5. December 15Ö7, dieselben der Kirche
bey dem Verwesamte Hallstatt, in Gnaden anzuweisen.
Froh waren nun Pfarrer, Schulmeister und Wächter,
daß durch diese kaiserliche Gnade ihr Unterhalt gesichert wur-
de; allein nicht lange dauerte ihre Sicherheit und diese Freu-
de. — Die Herren z u Hallstatt und Laufen woll-
ten auch nicht die Letzten seyn, die die neue Weltweisheit ein-
schlürften , welche die alte Religion sammt ihren schönen Ge-
bräuchen über den Haufen warf, und die frommen Stiftun-
gen an sich riß. — Die Herren von Hallstatt gaben daher
der Kirche am Laufen ferner kein Salz mehr, sondern dafür
alljährlich nur 24 Gulden; und die Herren von Laufen ga-
benferner kein Geld, sondern theilten es lieber unter sich selbst,
und zwangen hierdurch ihren Pfarrer, aus Hunger und
Noth von Laufen hinweg zu gehen.
Sobald sie diesen Zweck erreicht hatten, mietheten sie
sich i. I. 1569 einen lutherischen Pastor, die man
damahls sehr leicht haben konnte, indem sie wegen ihrer Men-
ge, in Oesterreich keine feste Anstellung fanden, sondern von
den Edelleuten und Bürgern quartalweise aufgedingt wurden,
und gaben demselben den Nest der Einkünfte. — Liest man
die Kirchenrechnungen der damahligen Zeit, deren
noch einige in den Zechschreinen vorhanden sind, so findet
man nichts weiter, als einige unbedeutende Baukosten, Be-
172
Zahlungen der Zechgelage bey der Aufdingung der Pastoren ,
die gewöhnlich von einem Quartale zum andern geschah, Ver-
gütungen der Gänge und Mühwaltungen, und einige Aus-
gaben für die Lichter bey den gehaltenen Metten.
* Als daher die Umstände sich späterhin wieder änderten,
mußte die Kirche nur mit ein Paar Gulden neuerdings zu
wirthschaften anfangen. Diese Epoche wurde zuerst durch den
Erzherzog Mathias, den damahligen Statthalter in
Ober- und Unterösterreich, herbeygeführet, welcher der Bür-
gerschaft am Laufen i. I. 1599 einen strengen Befehl ertheil-
te, den protestantischen Prediger hinwegzuschicken, und dem
katholischen Pfarrer, den man ihnen senden würde, ohne Wi-
derrede zu gehorchen. Weil sie jedoch diesem kaiserlichen Be-
fehle einigen Widerstand leisteten, so gab er ihnen auch einen
derben Verweis, daß sie mit den Tumultuanten in der
Goßach unter dem Hütchen spielten, und drohte rhnen mit
seiner höchsten Ungnade, wenn sie sich nicht zum Gehorsame
bequemen würden. — Dieß wirkte denn auch soviel, daß der
Markt wirklich i. I. 1599 wieder einen katholischen
Pfarrer erhielt, der einige Zeit Ruhe genoß. Sobald die
Bürger aber merkten, daß sich Erzherzog Mathias, von Um-
ständen gedrungen, etwas nachgiebiger erzeigte, riefen sie r.
I. lÖOl auf Veranstaltung des Marktrichters von Jschel Joa-
chim Schwärzet, wieder einen protestantischen Pastor
zu sich, und setzten ihn mit Gewalt in die Pfarrkiche ein.
Doch die salzburgische Execution v. I. 1602 derer wir be-
reits bey Jschel gedachten, ließ ihn nicht lange am Laufen ver-
harren, noch im genannten Jahre mußte er den Bürgern die
Kirchenschlüffel sammt dem Kelche und dem Evangelienbuche
zurücktragen, und von Laufen Abschied nehmen.
Der katholische Pfarrer hatte nun wieder freyen
Platz, aber nichts zu leben; indem er für alle seine Geschäfte
nur einiges Brennholz, etwas Schmalz und wöchentlich einen
Gulden erhielt. Der einzige Herr Salzamtmann Veit
S p i n d l e r von und zu Hofegg und Waldbach
nahm sich des Bedrängten an, und brachte ihm noch einen
173
« *
jährlichen Gehalt von 160 Gulden, aus der kaiserlichen Casse
zuwegen. Daß Stiftungen vorhanden seyen, wußte der
Pfarrer nicht, und der Magistrat hüthete sich wohl, dieß Ge-
heimniß zu enthüllen. Doch die göttliche Vorsicht weiß auch
menschliche Leidenschaften als Beförderungsmittel des Guten
zu verwenden. Die sogenannten Halb bürg er zerschlugen
sich mit den hiesigen Rathsbürgern, weil diese die zu-
rückbehaltenen Erträgnisse der Stiftungsgüter mit ersteren
nicht theilen wollten, und verriethen die ganze Sache dem
damahligen Cardinal Melchior Cteset (1,61.6 — 1Ö30)
der es nach strenger Untersuchung wenigstens dahin brachte/
daß doch ein Theil der Stiftungen gehalten, und
dem Pfarrer bezahlt werden mußte. Das Hauptinstru-
m en t aller Stiftungen behielten aber die Herren, unter dem
Vorwände des Nichtfindens, im Geheim noch zurück.
So fing die Gemeinde am Laufen allmählich an, mehr
und mehr zur katholischen Religion und deren Gottesdienste
zurückzukehren; und Unglücke eigener Art trugen gar vie-
les zur schnelleren Rückkehr und ihrer gänzlichen Aenderung
bey.—Die entsetzliche The u r u n g, deren wir bereits bey
Zschel erwähnten, und die i. I. 1623 durch das, falsche Geld
entstand, zwang die armen Leute zu unreifem Obste und an-
deren unverdaulichen Nahrungsmitteln, und zog eine greuliche
Seuche nach sich. Sie zeigte sich zuerst zu Ob er-Traun,
wanderte aber in kurzer Zeit nach Laufen herab, wo sie der-
gestalt wüthete, daß ganze Häuser damahls ausstarben. Selbst
die Kirche mußte den sogenannten Todtenweihern Brannt-
wein bezahlen, damit sie die im Schulhause verstorbene Leh-
rer-Familie zu Grabe trugen, und das öde vHaus säuberten.
— Acht Jahre später erhob sich eine neue Krankheit im Salz-
kammergute, welche der Pest nicht unähnlich war. Doch die
Gemeinde am Laufen rief Tag und Nacht zur Barmherzigkeit
Gottes, empfahl sich demuthsvoll dem Schutze ihrer heiligen
Kirchenpatroninn der liebreichen Gottesmutter, und brachte
es wirklich durch ihre ungeheuchelte Andacht so weit, daß kein
174
einziger Mensch am Laufen von dieser Seuche ergriffen
ward.
Von dieser Zeit an wallten die Leute allmahlkg mehr
und mehr zur gnadenreichen Mutter Gottes in Laufen, und
riefen dort die Himmelsköniginn „Maria im Schatten"
bey all' ihren Nöthen/ um Hülfe und Trost und ihre vielver-
mögende Fürbitte an. Durch diese bis in die neueren Zeiten
dauernden Wallfahrten/ erschwang sich dann auch Kirche
Und Markt wiederhohlt zu einigem Wohlstände, wozu selbst
Kaiser Ferdkn and Hl. (1637 —1657) reichlich mitwirkte/
da er der Bürgerschaft am Laufen, zur besseren Unterhaltung
ihres Seelsorgers, statt der vorigen 24 Gulden, welche sie
noch immer für das geschenkte Füdersalz von dem Verwesamte
Hallstatt bezog, 74 Gulden, und für den Schulmeister 20
bewilligte, den osterwähnten Gnadenbrief Kaiser Maximilians
II. aber auf immer cassirte.
Die Jesuiten machten indessen dem Magistrate gar
viele Unruhe, weil sie nicht allein daS Präsentationsrecht
auf die hiesige Pfarre, sondern auch daS Vogteyrecht und
die Verwaltung der Stiftsgüter ansprachen. Der Pfarrer
selbst gab alsobald nach, erkannte sich als Pfarrvicar
der Jesuiten zu-Traunkirchen, und trat dem Bunde der üb-
rigen Pfarrer gegen den genannten Orden durchaus nicht
bey; allein der Magistrat berief sich auf den Stiftungs-
brief des Ritters Alex Laufner für die Pfarre Laufen und
wich den Ansprüchen der Jesuiten kein Haarbreit. Bey die-
ser Veranlassung mußten sie freylich das lang verheimlichte
Original deS Stiftbriefes produciren, und sich selbst
verrathen, daß sie bisher nicht alle Stiftungen gehalten hat-
ten. Allein sie entschuldigten sich mit den wenigenZuflüssen,
die keineswegs hinreichend wären, die ganze Stiftung zu
vollziehen, und führten mit den Jesuiten über 50 Jahre den
Prozeß wegen der Pfarrgüter- Verwaltung beharrlich fort.
Endlich führten sie, des langen Haders müde, i. I. 1682
wider alles Vermuthen ihrer geistlichen Gegner, einen ent-
scheidenden Gewaltstreich aus, indem sie plötzlich die Stif-
175
tUÄIgsgüter zu Reiterndorf, mit Vorbehalt der
Grundherrlichkeit, einem Bauer verkauften. — Dieser Schritt
war freylich sehr übereilt, und der Kaufschilling gar gering
angesetzt; allein die Pfarre gewann Hiebey dennoch, indem
der Magistrat den Kaufschilling redlich anlegte, und von die-
ser Zeit an, alle gemachten Stift unge n wieder voll-
ziehen ließ. — Die Jesuiten mußten sich auch zufrieden
geben, indem man ihnen jetzt gerne die Vogteytechte,
und dadurch gleichsam eine Oberverwaltung der Sriftungser-
trägnisse gönnte; und so blieben von nun an die pfarrlichen
Angelegenheiten geordnet, bis endlich, nach der i. I. 1773
erfolgten Aufhebung deS Jesuitenordens, auch das bisherige
Pfarrvicariat Laufen zu einer l a n d e s f ü r st t i ch e n Pa-
tron a t s p f a r re erklärt, und die Vogtey auf die Herrschaft
Wildenstein übertragen wurde.
Als Pfarrvicar der Jesuiten machte sich insbesondere um
Laufen Herr Mathias Feylmair verdient, ein Bürgers-
sohn von Stadt Steyr, der sich in Grätz zu einem der vor-
trefflichsten Kanzelredner gebildet hatte, und nachdem er eini-
ge Jahre Cooperator zu Freystade und Außee gewesen, i. I.
1753 nach Laufen kam. Noch rühmt man von ihm mit vollem
Rechte, daß er ein eifriger Seelenhirt, ein besonderer Vereh-
rer der heiligsten Gottesmutter, ein liebreicher Erhalter sei-
ner gesunkenen Familie, ein wahrer Vater der Armen, und
überhaupt ein kluger unternehmender Mann war, langsam in
seinen Entschlüssen, aber standhaft in deren Ausführung. Er
baute daS Schulhaus, er ließ die Kirche ausmahlen,
und führte i. I. 1755 eine Bruderschaft zur Bekehrung
der Sünder, unter dem Schutze der seligsten Jungfrau Ma-
riä ein, welche, von dem apostolischen Stuhle und dem Or-
dinariate zu Passau genehmiget, Im kurzer Zeit so anwuchs,
daß sie bald 10000 Mitglieder zählte. — Als ihn die große
Kaiserinn Maria Theresia, aus Hochschätzung seiner Gelehr-
samkeit, zürn Superior der Missionen im Salzkam-
mergute ernannte, ging er bey seiner Amtsführung mit solcher
Bescheidenheit zu Werke, daß die Auswanderungen zu selber
17Ö
/V
Zeit immer seltener wurden. Endlich ward er k. I. 1^58
nach Goyßarn übersetzet/ um dort die Reste der katholischen
Religion noch zu retten, die sein Vorfahrer, ein leichtsinni-
ger und dem Trünke ergebener Mann, beynahe gänzlich ver-
fallen ließ.
Franz Riedler, Feylmairs hiesiger Nachfolger, er-
kannte gar bald seine schwierige Lage, und sehnte sich, bey
dem Gefühle seiner schwächlichen GeisteSgaben, tagtäglich
mehr nach einem ruhigeren Beneficium, welches ihm auch
i. I. 1779 in seinem Vaterort Markt Außee endlich zu Theil
wurde. — Auf ihn folgte der hochwürdige und gelehrte Herr
Joseph Weißbacher, der unermüdete Sammler vieler
schätzbaren Materialien zur Bearbeitung dieses, und des einst
folgenden Decanates Peuerbach im Hausruckkreise, bisher
Cooperator in Goyßarn, von dem k. k. Salzoberamte er-
nannt, und von der höchsten Hofstelle in Münz. und Berg-
wesen präsentirt. Dieser lebte in jenen kritischen Zeiten, in
welchen eine Kirchenreform die andere schlug, von denen fast
jede auch seine Pfarre am Laufen traf. Am schwersten war
hier die Einführung des Ar m en-J n stit u t es; hier, wo so
wenig Geber undoso viele Empfänger waren; allein daS schö-
ne Werk gelang ihm doch, weil auch die Armen mildreiche
Herzen bezeigten. Die Wallfahrter, welche damahls noch
schaarenweise nach Laufen kamen, trugen getreulich das Ihri-
ge bey, und gaben im Sommer so viel, daß man im Winter
die Armen erhalten konnte. — Weil überdieß die Pfarrge-
schäfte, ihm besonders zur rauhen Jahreszeit, viele Muße ge-
währten, so sammelte er einen großen Theil seiner geschichtli-
chen Daten, schrieb eine eigene P farr ge sch i ch re, nebst
anderen Werken, an deren Fortsetzung er aber leider! verhin-
dert wurde, als er die Pfarre Jschel erhielt. Im Jahre 1805
kam er als Dechant und Consistorialrath nach Peuerbach,
wurde dort i. I. 1817 zum Ehren-Domherrn von Linz er-
nannt, und verblich mit dem verdienten Nachrühme eines gro-
ßen Kinderfreundes und Wohlthäters der Pfarrarmen i. I.
1827.
177
Seine beyden nächsten Nachfolger am Laufen, waren
dann 1788 Herr Joseph Pichler, welcher späterhin auf
die Pfarre Marienkirchen im Decanate Enns befördert wurde,
und Herr Mathias Wagnep, der bereits i. I. 1803
als hiesiger Pfarrer gelesen wird.
Pfarre Goyßarn.
Hart an den Burgfrieden von Laufen/ gränzt di- große
Pfarre Goyßarn/ der Sage nach die älteste Pfarre im
ganzen Salzkammergute, und vorZeiten die einzige/ weit alle
Pfarreyen, nur Ebensee, nach Traunkirchen gehörte, aus-
genommen/ von ihr ausgebrochen wurden. Noch jetzt gehören zu
ihr nachstehende 31 theils größere, theils kleinere Ortschaften/
als St. Agatha/ oder St. Arten , A n z e n a u, mit dem
Höllenloche am Anzenauerberge/ Au/ Bleichstatt/ Edt
oder Oed, Goyßarn, Gschwandt, Hörndl, Kogel, Lasern,
Muth, Ober- und llnter-See, Pichlern, Pötschen,
Posern, Primesberg, Ramsau, Rehkoget, Reitern, Rideln,
Saarstein, Sollbach, Stammbach, Steg, Steinach, Unter-
joch, Weiffenbach, Wiesen, Wildpfad und Wurm stein mit
688 Häusern und 4018 Seelen, welche größtentheils Berg-
und Holzarbeiter, Steinhauer und Schiffwerker sind.
Der Weg zum eigentlichen Mutterpfarrdorfe ist eben
und angenehm, indem sich die Gebirge allmählich erweitern.
In einer kleinen Stunde erreicht man auf selben Goyßarn,
das, nach Höfers etymologischem Wörterbuche der österreichi-
schen Mundart, I. 263 und III. 57 seinen Nahmen von
den Wörtern „Goiß," eine Geiße, und „sarn" oder fahren
(Futter abschneiden) geschöpft haben kann, und nichts an-
ders als einen Platz bedeutet, wo man gutes Futter für
das Geißvieh fand, a)
2) Ich gebe hier nicht meine, sondern des gelehrten Herrn Jo-
seph Weißbacher ausgesprochene Meinung, der ich jedoch, in
Erwägung des Ortsalters, ungern beystimme. Der Bearbeiter.
12
178
Das erste Dorf, welches sich auf diesem Wege vorfin-
det, ist Anzenau, dessen Nahmen schon das hohe Alter-
thum desselben beweiset, indem dieser augenscheinlich von
dem Laysendjährigen Worte „Quknzingau oder Aenzingau^
herstammt, und eine Au in pago Anesis anzeigt. Bey diesem
Dörflein, das nur aus einer einsamen Mühle und 5 alten
Häusern besteht, findet sich als Natur-Seltenheit das bekannte
„H ö l l e n l o ch an dem A n z e n a u e r b e r g e, das durch
Fabeln und Aberglauben berüchtigt ist. Es ist eine abgelegene
Felsenhöhle, von Gesträuchen und Waldbäumen versteckt, die
viele Klafter tief in den Berg hineingeht/ und anfangs nur
gebirgt, dann aber auf - oder abwärts, immer sehr mühsam
betreten werden kann. Hat man ein kleines Wasser, das man
yl trockener Jahreszeit durchwaden kann, gefahrlos überstan-
den, kommt man auf neue nur selten befahrene Schluchten,
an deren Ende man endlich eine weite Höhle vor seinen.Augen
und einen kleinen See zu seinen Füßen hat. Die schauerliche
Stille allhier wird nur durch das Herabträufeln einer kleinen
Felsenquelle unterbrochen, die auf die Steine herabsickernd,
mehr oder weniger plätschert. — Der Aberglaube erzählt, daß
am jenseitigen Ufer des Sees, ein vom Satan bewachter
Schatz sich befinde. So albern diese Sage ist, so zog sie
dennoch viele dumme, geldsüchtige, mitunter auch neugierige
Menschen herbey, die nach Schätzen lüstern waren. Weil sie
sich aber oft ohne Führer und Licht hineinwagten, so fanden
Manche in den Seitenschluchten keinen Ausweg mehr, ertran-
ken in irgend einem Wassersumpfe, oder gaben aus Hunger
und Verzweiflung und Angst martervoll ihren Geist auf. Ganze
Gerippe und einzelne aufgefundene Gebeine solcher Verun-
glückten zeugten von ihrem entsetzlichen Tode. — Endlich hat
man dieses Höllenloch, das auch zu andern Unterschleifen
Veranlassung gab, und dessen verpestete Gewässer in den
Hunden die stärkste Wuth hervorbrachte, verrammelt und
selbes der Neugierde des gemeinen Mannes entzogen.
Nicht ferne davon ist eine Brücke über die Traun, und jen-
seits das Dorf Weissenbuch. Dort öffnet sich eine Schlucht
179
zwischen den Gebirgen, aus welcher der obere Wekssenbach
über Felsen hervorschießt/ Brennholz schwemmt, eine Mühle
treibt, und dann in die Traun sich stürzt. — Merkwürdig ist:
daß man in dieser Gegend, „unter der Stiegen beym Stueb-
steg" i. I. 1761 unter einem Hügel, der „Hammerberg"
genannt, ein altes versunkenes Schmelzwerk mit Stampfen
und Kohlstätte, dann allerley Eisenschlacken, großen und klei-
nen Hämmern, mit Zangen und anderen Werkzeugen, fer-
ners etliche Pfund Draht, sammt mehreren Zentnern Eisen
und Stahl, aufgefunden hat, was auch auf anderen Plätzen
dieser Pfarre, nahmentlich in der Bleichstatt bey Joseph
Kogler, bey Michael Sternberger, Hammerschmiedmeister, auf
seinem Grunde, und außer dem Zaune geschehen ist, wo
man sogar das Eisen noch in Zangen festgehalten, antraf, aus
dem man mit Grunde schließen muß, daß eine nächtliche Ue-
berschwemmung die Arbeitenden überfallen hqbe. — Ein un-
trügliches Zeugniß, daß vor undenklichen Jahren in diesem
Bergen auf Eisen gegraben und hier verarbeitet wurde. Die
Bergwerke sollen unweit der Bogengschwand-Alpe, und
nach dem Stampfbache hin, unweit dem Kollerwalde, gewe-
sen seyn, die Eisenhämmer aber am Weiffenbache beym kaiser-
lichen Hause gestanden haben. Auch waren viele Pochwerke
nach dem Stampfbach hinein, wo noch heutiges Tages oft-
mahls Schlacken gesucht und gefunden werden. (Gielge l. 211.)
Von hier weg kommt man auf die sogenannte „Große"
oder Heide, die vor Zeiten einen noch größeren Umfang hatte
und nur zur Viehweide diente; allein jetzt fing manan, mehrere
Häuser darauf zu bauen. Theile derselben als Gärten und
Aecker einzufrieden, und ordentlich gereihte Alleen von Eichen,
Buchen und Ahornbäumen anzulegen. — Hier sieht man auch
am Wurmsteine längst des Wurmbacheö hinauf (der sich dann
durch Goyßarn in die Traun hinabwindet) eine entsetzliche
Sreinmaffe übereinander gethürmt; ein augenscheinlicher Be-
weis, daß hier vor langenJahren ein Bergsturz vorgefallen
seyn müsse. Eine Chronik von Goyßarn (das Werk eines Un-
bekannten, oder vielleicht des P. Ko loman Mühlwan-
12 *
180
ger, Pfarrers zu Goyßarn/ der um das Jahr 1408 und
141.6 auch eine Chronik schrieb/ sich aber, gleich einem an-
dern Chronisten Maurus Hymter-/ schon auf alte Chroni-
ken berief) erzählet/ das; i. I. 1000 im Reichensteine/
worauf eine Burg gleiches Nahmens/ Wasser ausgebrochen
sey, und erschreckliche Verwüstungen angerichtet habe. Das
Schloß auf dem Felsen sey eingesunken/ und alle Menschen
darin seyen umgekommen. Da sich die Leute dergleichen Aus-
brüche nicht vorstellen konnten/ abschon sie in den Gebirgen
nicht selten Statt finden/ so bildeten sie sich ei»/ ein mächtiger
Alles verheerender Lindwurm oder Drache habe damahls seine
Hohle in dem Felsen gehabt/ und denselben durchgebrochen.
Sie gaben daher dem Berge von dieser Zeit an/ den Nahmen
Wurm stein / welchen auch die anliegende Ortschaft erhielt/
und dem dort herausfließenden Bache/ die Benennung:
Wurmbach.
Jenseits desselben erblickt man den schönsten Theil des
Pfarrdorfes Goyßarn/ besonders aber den Kirchen platz.
Die Häuser sind alle gemauert/ mit Stockwerken versehen/
und werden nur von Wirthen/ Bäckermeistern/ Fleischhauern
und Krämern bewohnet, a) Man zählt der Gebäude 122/
mit 164 Familien und 725 Seelen. Grell sticht gegen dieß
freundliche Dorf/ die Pfarrkirche ab/ welche sich keines-
wegs durch ihren Bau / sondern nur durch ihr Alterthum ehr-
würdig macht. Ein hiesiger Pfarrherv/ der Chronist Colo-
mann M ü h l w a n g e r, nachheriger apostolischer Legat von
Rom/ soll um d. I. 1386 zu ihrer damahligen Umstaltung
in die gegenwärtige Form / Vieles beygetragen haben. Der
alte Thurm ist dermahl abgebrochen/ weit er sich zu senken
begann und dem Einstürze drohete. b) Den gothischen alten
a) Goyßarn hält nähmlich alljährlich zwey berechtigte freye
Märkte, und zwar am 17. September und 20. November,
welcher Umstand vielleicht Hrn. Gilge und andere Geographen
verleitet haben mochte, dieses Dorf, fälschlich als einen Markt
anzusetzen.
1») Durch die thätigste Einwirkung des Hrn. Pfarrers W e nz el
181
Hochaltar ließ nach d. I. 1768 der hiesige ., würdige
Pfarrer Mathias F e y l m a i r abbrechen, und durch einen
neuen Altar auf seine eigenen Kosten ersetzen. Kirche und Altar
sind vom Anbeginne her, zur Verehrung des heil. Bischof
Martinus eingeweiht. Neben dem Hochaltare sieht ein ande-
rer, der dem Andenken der armen Seelen im Fegefeuer ge-
widmet ist. Schon im 15. Jahrhundert war nähmlich hier
eine B r ud e r sch aft, welche sich zur Hülfe der Chrisigläu-
bigen in Fegefeuer vereiniget hatte; und wenige Häuser wa-
ren damahls in dieser großen Pfarre, die nicht irgend einen
Dienst oder dergleichen, zu dieser Bruderscheft gestiftet hät-
ten. Die Stifcungsbriefe lagen wohl 390 Jahre in einer ver-
borgenen Lade der Sacristey. — Wer hätte wohl damahls ge-
dacht, daß die Enkel dieser guten Leute, welche ihren Kin-
dern Häuser und Güter hinterließen, das fromme Gebeth
für ihre verstorbenen Aetcern und Ahnen so leichtsinnig verach-
ten würden?
In der Kirche haben die Herren von See au ihre
Begräbnisstätte, und in ihrer Mitte ruhet auch der berühmte
Thomas Seeauer, welcher besonders unter Kaiser Fer-
dinand I. durch das Sprengen der Felsen im Traunfluße,
durch Schleußen und Canäle und andere Wassergebäude, die
Traunfahrt zur Abführung des Salzes sicher gemacht, dadurch
den Salzhandel ungemein befördert, und so dem ganzen Va-
terlands und allen herumliegenden Staaten den unfchätzbare-
sten Nutzen ^verschaffet hat. Für diese' ersprießlichen Dienste
wurde dieser Ehrenknann (der erste seines Geschlechtes) in den
wohlverdienten Adelstand erhoben, und starb endlich in
Handloß wird dieser abgebrochene Thurm bald wieder auf-
gebauet, indem hierzu die erforderliche Bewilligung bereits
erflosfen ist. Auch erhält die alte Pfarrkirche in Bälde, eine
neue Orgel und Kanzel; hat bereits renovirte Altäre, und
wird auch rücksichtlich ihrer unbequemen alten Baueintheilung,
des Pläsiers, der Kirchenstühle rc. durch die allerhöchste Gnade
des Landesfürsten, eine der Erhabenheit eines Gotteshauses
würdigere Gestalt erhalten.
182
dem seltenen Alter von 110 Zähren, nachdem er 70 Jahre
dem hohen Kaiserhause redlich und bieder gedient harte. —
Alle Grabmähler dieser noch jetzt blühenden Familie der Gra-
fen von Seeau befinden sich in der von den Seeauern gebau-
ten und gestifteten Kapelle der Pfarrkirche.
Etliche Schritte von dieser entfernt liegt der P fa r r h o f,
einst ein elendes Gebäude, welches mehr zu einem Fleischer-
hause als zu einer pfarrlichen Wohnung anwendbar gewesen
wäre. Seine regelmäßigen Einkünfte beziehet ein jeweili-
ger Pfarrer theils aus gemachten Stiftungen, theils aus
Gründen und Zehenten, die er nicht allein in der Pfarre
Goyßarn, sondern auch in der Jschler-Pfarre genießet. Der
2lusdehnung wegen erhält er noch einen Ca plan, welcher
aber in einem abgesonderten Stocke wohnen muß, welcher
mit demMfarrhause vorher nur durch einen hölzernen Gang
zusammenhing. — Durch den kein Hinderniß scheuenden Ei-
fer des bereits genannten Herrn Pfarrvorstehers Wenzel
Hand loß ist jetzt der Pfarrhof beynahe zur Hälfte umge-
baut, und nach Thunlichkeit zweckmäßig in den letzten drey
Jahren hergestellt worden. Es fällt demnach bey diesen Ver-
hältnissen von selbst der frühere Mißstand hinweg, und der
Caplan ist nunmehr durch einen schönen Gang, der fast ei-
nem kleinen Speisezimmer gleicht, mit dem Pfarrhofe an-
genehm verbunden.
Hinter dem Pfarrhofe steht das Sch ul haus, das
gleichfalls keine weitere Erwähnung verdienet; über dessen
Alter aber aus geschichtlichen Daten die Nachweisung ge-
geben wird, daß selbes lange ,vor dem Jahren 1537 schon
bestanden habe, weil um solche Zeit mehrfällige Reparatio-
nen an dem Schulgebäude bereits vorgenommen wurden, die
bey der Pfarrkirche in Aufrechnung kamen.
Freylich schickt der größte Theil der Pfarre seine Kin-
der in die protestantische Schule; allein es werden
doch bey 74 katholische Schüler auch in diesem Hause unter-
richtet. Ueberdieß gibt es in dieser Pfarre noch 2 Filial-
schulen, die eine in dem Dorfe Ramsau mit 43, die
183
rnderr in St. Agatha oder Alten mit 20 Kindern. Auch
die Protestanten haben zu Goyßarn und St. Agatha
ihre Schuten; erstere seit 1785 mit 18g, letztere seit 1787
mit lg8 Kindern.
Außerhalb des Schulhauses kömmt man ¿u dem Schlosse
N e u-W i ldenstein, welches erst i. I. 1770 erbauet, und
von einem herrschaftlichen Pfleger mit seinen Beamten bezo-
gen wurde. — Der Gottesacker, durch Herrn Pfarrer
Mathias Feylmair, im Nahmen des hochwürdigsten Fürst-
bischofes von Passau eingeweiht, lag unfern des Schlosses.
Der alte war um die Kirche gelegen; ein dritter, mithin der
neueste, wurde (da der zweyte schon außer Gebrauche kam)
ganz außer dem Dorfe an 'der rechten Seite der Poststraße,
am 31. July 1822 eingesegnet.
Dem Schlosse gegenüber steht das Bethhaus der
Protestanten mit ihrem Pastorate, dem dazugehörigen
Schulhause und Gottesacker auf einem unbeschreiblich schö-
nen Platze. Diesem Pastorate sind die akatholischen Gemeinde-
. glieder aus den Dörfern der Pfarre Goyßarn, aus Bernek,
Jschel, Obereck, Untereck, Reiterndorf, Aussee und Alt-Aussee
in Steyermark mit 2909 Individuen zugewiesen. Dazu ge-
hört auch die Filiale Hallstatt mit 721 protestantischen Ge-
meinde.Mitgliedern der sechs Pfarrorte, und die dortige evan-
gelische Schule. — Das Bethhaus, welches am 28. July
1782 entstand, wurde i. I. 1797 reparirt, i. I. 1813 aber
unter dem letztverstorbenen Pastor und Senior O v e r b e ck,
geschmackvoller und größer gebauet, m>d vorzüglich im Innern
verschönert.
Dießseits und jenseits d'er Traun liegen auf Bergen viele
zur'Pfarre gehörige Ortschaften, welche^ Lage die geistlichen
Provisionen der Kranken allerdings, und zumahl im Winter
äußerst beschwerlich macht, weil man den dortigen Häusern,
ohne Fußeisen und Griffbeil hart oder gar nicht zukommen
kann; allein dergleichen Verrichtungen gewähren dennoch wie-
der eine besondere Annehmlichkeit. Ist man nähmlich oft andert-
halb Stunden lang hinaufgeklettert, so fliegt man innerhalb
184
einer Viertelstunde/ auf einen Handschlitten gefahrlos zurück.
Man darf sich auf die Geschicklichkeit dieser Bergleute ganz
sicher verlassen/ da sie nach Begehren schneller oder langsamer
fahren/ auch den Schlirten mitten im Laufe aufhalten können.
Nur muß man seinen Rücken gegen den ihrigen wenden/ da-
mit man durch den starken Luftzug nicht in die Gefahr des
Erstickens gerathe.
Unten im Thale an der Poststraße fließt der S ta m m-
bach neben-der Ortschaft gleiches Nahmens/ an dessen Ufer
vor Zeiten so manche Pochwerke gestanden haben. Dann fährt
man durch das Dörstein Sollbach/ wo sich die Straßen
theilen/ indem die Poststraße nach St. Agatha/ die Land-
straße aber an den Hallstatter-See führt.
Das Dorf St. Agatha oder St. Alten besteht aus
einer Filialkirche/ einem Gasthause/ zwey SchulhäuserN/
zwey Bauerhöfen/ und 24 anderen Häusern mit 34 Wohn-
parteyen und 178 Einwohnern/ und liegt eine starke halbe
Stunde von Goyßarn. Die Filialkirche mit einem rothen
Thurme zu Ehren der heil. Agatha errichtet. Da man aber
i. I. 1713 unerachtet aller Einwendungen der Schaden be-
fürchtenden Wirthe zu Goyßarn hier einen C a l v a r i e n b e r g
errichtete, so wurde diese Kirche zur Kreuzkapelle bestimmt,
und der Statue der heil. Agatha, die man doch auch nicht
verdrängen wollte, die Stelle der heit. Magdalena unter dem
Kreuze des Erlösers angewiesen. —• Fromme ländliche Ein-
falt!— Unter der Regierung der höchstseligen Kaiserinn Maria
Theresia wurde hier ein Benefizium errichtet. Nachdem
aber der zweyte und letzte Benefiziat, mit Nah>men Franz
Herzog bemerkte, daß die meisten seiner zugetheilten Ort-
schaften das Toleranz-Edict benützten, und zur augsbur.gischen
Confession übertraten, ging er mit Leidweisen von hier fort,
worauf dieses Benefizium bald darnach durch eine protestan-
tische Schute ersetzt wurde.
Das Gasthaus ist das nähmliche, in welchem sich der
bayrische Hauptmann Reindl i. I. 1741 verrammelte, und
sich mit 7 Mann wider 300 Croaten (wahrscheinlich von den
185
Truppen des berüchtigten Oberst-Lieutenant Trenk) welche auf
der Pötschen lagen , so lange vertheidigte/ bis er den Befehl
bekam, mit seiner Besatzung abzuziehen. Damahls ließen die
Bayern den schönen Ruhm zurück, daß nie eine bessere feind-
liche Besatzung im Salzkammergute lag. Sie gingen gern in
die Messe, halfen den Bauern arbeiten, bezahlten Alles red-
lich , und waren keinen Menschen zur Last. — Ehre, dem
Ehre gebührt!
Das katholische S ch u l h a us, welches erst unter der
Regierung der großen Theresia entstand, liegt vor dem Zlam-
oder Schlambache. Der erste Schullehrer daselbst, mit Nah-
men Zierler, war der Letzte aus dem Geschlechte der redli-
chen Chronikschreiber, welche von einem Gliede zum
andern Alles aufschrieben, was zu ihren Zeiten im Lande ge-
schah. Da ihre Nachrichten von zweyhundert Jahren her, mit
der allgemeinen Geschichte übereinstimmen, so kam man den-
selben vom Jahre 1550 an, vollständigen Glauben beymessen,
um soviel mehr, da sie zwar nicht zierlich, aber auch nicht
leidenschaftlich,- die Begebenheiten aufzeichneten. Auch ihre
Schriften gehören so gut, wie die Zusätze des Chroni-
k e n-Ab sch r e rb e rs, eines Jesuiten von Traunkirchen aus
dem 17.. und 18 Jahrhunderte, und die Aufzeichnungen des
Pfarrers Colomann Mühlwanger aus dem 15., Jahr-
hunderte, und nach ihm des Maurus Hymter, zu der
mehr oder weniger fabelhaften Chronik von Goyßarn.
Kömmt man über die Brücke des Ztambaches, so fängt
die Pöcschen mit der Ortschaft gleiches Nahmens au.
Dieser Berg ist nur eine Vormauer des hohen Scharten-
gebirges, und dennoch so hoch, daß man eine ganze Stun-
de fahren muß, um auf den Gipfel zu kommen, der die
Gränze von Steyermark bildet.
Von St. Aiten kann man auch geraden Weges die
Ortschaften Ober- und Untersee erreichen, welche am
Gestade des Hallstättersees sich befinden. — Schön und un-
erwartet zeigt sich da auf einmahl ein breiter Anger mit
hübschen Häusern, unter welchen auch ein paar Gasthäuser
I8Ö
sind / unter dem Schatten der höchsten Linden und Ahorn-
bäume, drey Viertelstunden von Goyßarn entfernt. .Vor
sich hat man den schwarzen Spiegel der See mit gaukeln-
den Schifflein und schweren Salzschiffen, die wie Schwäne
gravitätisch einherrudern; oder aus welchem der fleißige Land-
mann das Gras für seine meckernde Ziege herausschneidet.
Während man nun hier die künstlichen Klausen oder Was-
serthore betrachtet, durch welche man den Ausfluß der Traun,
zur Abfuhr der Salzschiffe zurückhalten und schwellen kann:
sieht man nebstbey rechter Hand den Steg oder vielmehr
die Brücke über den Ausfluß der Traun, mit dem kaiserli-
chen Amthause und der großen Schiffshütte, welche die
Ortschaft Steg bilden, und linker Hand die See au am
Fuße des schroffen Schartensteins. Das weiße Schlößchen,
welches alldort hervorblickt, war einst das Stammhaus
der Grafen und Herren von Seeau, wiewohl es jetzt zu
einem unterthänigen Bauernhöfe herab sank.
Dieses Geschlecht stammt urkundlich aus dem k. k.
Salzkammergute, wo Rupertus Seeau er (der erste
Bekannte dieser Familie) das Bergwerk nächst Goyßarn er-
funden haben soll. Herzog Albrecht II. von Oesterreich,
rühmt dieses in zwey Diplomen v. I. 1330 an Heinrich
den Seeau er. Schon 1311 verlieh die Königinn Elisa-
beth, Witwe des ermordeten Albrecht I., den Berchtold
Seeauer ein Pfannhaus zu Hallstatt zu Lehen. Erst der
bekannte Waldmeister Thomas Seeauer, wurde unter
Kaiser Ferdinand I. (ch 1564) seiner großen Verdienste we-
gen, in den Adelstand erhoben, welchen seine Nachkommen
bis auf den heutigen Tag, als nunmehrige Grafen so
rühmlich behaupten. (Hoheneck II 392.)
Einer allgemeinen Vermuthung nach, ließ Herzog Al-
brecht I. gerade hier ein Pfannhaus zu seinem i. I. 1292
erbauten Salzwerke errichten, und auf der Traun au eine
kleine Hofmark anlegen. Der Salzberg, den damahls der
oben erwähnte Rupert Seeauer erfunden haben sott, war
aber nicht in Hallstatt, sondern in hiesiger Pfarre, und.
187
wie man sagt, am Unterjoch. Erzbischof Conrad IV. von
Salzburg, der, dessen Quelle für einen Ausfluß seines im
Küchenthale (dem jetzigen Gosauthale) gelegenen Salzberg-
werkes ansah, machte große Augen darüber, besonders da
der Herzog auch in der Goßach einen Salzberg eröffnen
ließ, um die' österreichischen Lande allgemach durch seine ei-
genen Salinen zu versorgen. Er beschwerte sich also hier-
über am kaiserlichen Hofe, welcher an Herzog Albrechten
einen Befehl nach den andern erließ, von seinem Salinen-
bau abzulassen; allein dieser beharrte auf dem begonnenen
Gebrauche seines landesherrlichen Rechtes. — Auf einmahl
hörte der Erzbischof, daß Albrecht i. I. 1295 an beyge-
brachtem Gifte gestorben sey. Froh über dieses Ereigniß,
befahl er augenblicklich seinem Vicedom, daß er mir 100
Reitern und 2000 Fußgängern unvermuthet in Oesterreich
einbrechen, und die Salzwerke zerstören sollte. Diese Söld-
ner schlichen sich also wie die Füchse über Berg und Thal
auS Hattein und Salzburg herbey, zerstörten die Salzwer-
ke in der Goßach, fielen dann in die Traunau heraus, ver-
brannten die neue Hof mark (daS Städtchen Trochnau,
Tranau oder Traunau) nebst den verhaßten Salzffätten,
und verursachten dem Herzoge einen Schaden, der auf jähr-
liche 3000 Talente geschätzt wurde. Dieser Frevel schlug
aber nach Albrechts Genesung, in einen fürchterlichen Krieg
auS, welcher erst r. I. 1297 zum Schaden de6 ErzstifteS bey-
gelegt wurde. Conrad mußte dem Herzoge eine große Geld-
summe hinauSzahteu, der Herzog sich aber verpflichten, die
neuen Salzgruben aufzugeben, und in der „Gosa" kein
Salz mehr zu sieden. — Bald hernach sollen die Salz wer-
ke in Unterjoch durch eine außerordentliche Ueberschwem-
mung gänzlich eingestürzt seyn, von der jener gewaltige Stein-
riß, welcher vom Jochberge an bis zur Traun herunter reicht,
noch ein trauriger Zeuge ist.
Nimmt man dleß Alles zusammen, so möchte wohl be-
sagte Traunau mir ihrer kleinen Hofmark, dem Städr-
chen Trochnau oder |vaunau, nirgends anders zu su-
188
chéri seyn, als auf dieser Stell am Hallstättersee. Der dieß-
seitige Anger wird freylich wohl gegenwärtig „am S e e"
oder „am Steg" genannt; aber die jenseilige nicht unbedeu-
tende Ortschaft heißt noch heutiges Tages: „Au." Haben
gleich die Einwohner den Vornahmen „Traun" hinweggelas-
sen: so geschah es wahrscheinlich nur deßhalb/ weil sie ihn
zur Bezeichnung der Ortschaft Au, in dieser Gegend nicht
weiter bedurften.
Leicht läßt sich denken/ daß eine so alte Pfarre höchst
merkwürdige Schicksale hatte. Im Allgemeinen finden sich
aber von Goyßarn nur wenige echt - historische/ desto mehr
aber fabelhafte Gerüchte; und unerwiesen sind all' die Erzäh-
lungen der Goyßarer-Chronik von der alten Goisernburg;
— von der Burg Reichenstein/ nach ihrem Untergange Wurm-
ftein genannt; — von einem diese ganze Gegend verheeren-
den Lindwurms; — von dem heit. Petrus / der sich daselbst
aufgehalten haben soll; — und von den vielen Fürsten / die
hier regiert haben.
Daß bald nach der Geburt des Herrn die Römer
hierher gekommen/ und schon damahls Eisen - und Salzwerke
vermuthlich angelegt hatten: dieß beweisen viele römische
Münzen/ welche von einer Zeit zur andern in hiesiger Ge-
gend gefunden werden; wie denn wirklich erst i. I. 1760 die
Holzknechte eine Menge derselben (es waren 400 Stücke) auf
dem sogenannten Leistlingberge auffanden/ unter denen einige
schon vor Christi Geburt geprägt worden waren.
Doch unter den Römern wohnten auch die alten B o yn er
in hiesiger Gegend/ wenn eS anders gewiß ist/ daß die alte
Stadt Gössodunum auf derjenigen Stelle stand/ welche
jetzt Goysern behauptet. Allein diese Stadt wurde durch die
Einfälle der HungarN/ oder (wie die genannte Chronik
schreibt) durch Ueberschwemmungen zerstört/ bevor §00 Jahre
nach Christi Geburt verflossen waren. Die Gegend der jetzi-
gen Pfarre Goyßarn/ die damahls im Traungau oder
189
Jschellande lag, und wahrscheinlich zur S t e y e r m a r t
gehörte/ blieb dann lange Zeit zerstört, und verwilderte zu
einer fast undurchdringlichen Waldung, bis endlich Adalbe-
ro der Rauhe, sonst auch der Rauhgras genannt, ein
Bruder Markgraf Ottokars HL (V.) von Dreyer, der i.
I. 1072 ermordet ward, in diese Gegenden kam, und nicht
umsonst den Nahmen eines Waldgrafen von Enns und Goy-
serwald führte. Er war es vermuthlich, welcher die Soy-
fern bürg erbauete, und dadurch, wie gewöhnlich, aller-
ley Ansiedler herbeylockte. Er war es auch allem Anscheine
nach, welcher die Kirche zu Ehren des heil. Mar-
tins, um das Jahr 1030 herstellte, und die Pfarre do-
tirte, wie die Chronik von Goyßarn zu verstehen gibt.
Da die Herzoge von Oesterreich das Herzogthum Stey-
ermark i. I. 1186 von dem letzten Traungauer, Ottokar
VI. (VIII.) erb - und eigenthümlich bekamen, fiel ihnen
auch die Goysernburg mir all' ihren Unterthanen zu, die
dann mit dem gesammten Jschellande, wahrscheinlich durch
den Friedensschluß zwischen den Königen Ottokar von Böh-
men und Bela von Ungarn i. I. 1254 von der Steyer-
mark getrennt, und dem Herzogthume Oesterreich ein-
verleibt wurde. Diese Herzoge besaßen nunmehr Goisernburg
nicht allein als Landesfürsten, sondern auch als Grund-
herr^; doch kaufte Heinrich von Zelking i. I. 1396
das Amt Geysern, von Hanns und Ulrich den Scheck-
tz en a). (Höh. III. 851.) Erst i. I. 1493 verlieh Kaiser
Maximilian I. dem Hieronymus Nütz die Herrschaft
Gorsernburg, von der sich dann seine spätern Nachkommen
benannten, wie z. B. Euphrosina Nützinn von Goisern-
burg, die um d. I. 1636 Herrn Thomas von Seeau zur
Ehe hatte. Im Jahre 1655 wurde das Geschlecht der Nü-
a) In den Anna1. Styrlae, Fol. ¿18. heißt es aber: „Anno
1369 hat Heinrich von Zelking das Amt Golfern und die
Kirchenvogtey von Ernsthofen, von Hanns und Ulrich Sche-
cken Gebrüdern, erkaufet; -» also um 27 Jahre früher.
tze in den Freyherrnstand erhoben, traten als solche dem
Landesfürsten die Herrschaft Goisernburg wiederum ab, und
kauften sich Wartenburg und Oberbergham. (Hoheneck I.
und H.)
Doch schon t. I. 1495 brannte Geisern ganz ab;
das Feuer verzehrte nicht allein die Burg, sondern auch
das damahlige Dorf. Dieses erhohlte sich wieder; aber die
Burg blieb in der Asche liegen, und gerieth allgemach in
solche Zerstörung, daß man heutiges Tages nicht einmahl
die Stelle zeigen kann, auf welcher die Go i fern bürg
einstens gestanden. Einige vermuthen deren Platz 'an der
Landstraße, wo dermaht das Brauhaus mit zwey an-
dern Hausern sich vorfindet, die alle aus den Ruinen der-
selben erbaut worden seyn sollen. Andere glauben, daß die
Hofmühle unwert der Traun, ein Theil dieser Goisern-
burg wäre; und wirklich scheint auch die 'alte Fischerische
Karte von Oberosterreich, diese Vermuthung mehr als er-
stere zu erhärten.
Des Dorfes Wiedererbauung mag wohl die uralte St.
Martinskirche allhier beschleuniget haben, die bereits
mit Anfang des 14. Jahrhundertes von dem paffauischen
Weihbischofe Herrmann, abermahls eingeweiht wurde,
wie die darüber gefertigte Urkunde v. I. 1320 deutlich aus-
sagt. „Oonsecravi'mns (heißt es nähmlich in selber) eccle-
„siam B. Mar. Yirginis in IJallstadt, necnon recon-
„ciliavimus ecclesiam B. Martini in Geusarn,
„atque ecclesiam St. Nicolai in Ischl.“ (Wir haben
die Kirche zur heil. Jungfrau Maria in Hallstatt einge-
weiht, und die Kirche zum heil. Martin in Golfern, so
wie die Kirche zum heil. Nicolaus in Ischl wieder versöhnt.)
Die Entweihung dev beyden Kirchen in ©otfcrn und Jschel
dürfte wahrscheinlich in die Zeiten des Krieges zwischen Her-
zog Albert I. von Oesterreich und dem Erzbischöfe Conrad
von Salzburg zu setzen seyn, wo leider! durch die Söld-
ner auch mancher Unfug in uralten Kirchen verübt wurde.
Dicklberger pag. 219 sagt, daß diese Sr. Martins-
191
kirche zu Goisern erst zwischen den Jahren 1311 und 1563
durch Übertragung eines Beneficillms von Hallstatt, zur
selbstständigen Pfarre geworden sey; und daß schon
L. I. 1487 der hiesigen Kirche mehrere Ablässe verliehen wur-
den. Bekanntlich war diese Pfarre v. I. 1553 dis 1599 mit
a k a t h o t i sch e n Predigern ununterbrochen besetzt (Khe-
venhüller V. 20ÖQ); denn die Grundsätze Martin Luthers
schlichen sich um diese Zeit von dem salzburgischen Gebirge in
die Goßach, von dieser in die Hallstattund von da in die
Pfarre Goyßarn herab, worauf sie sich im ganzen Salzkam-
mergute ausbreiteten. — Die damahligen Pfarr - Vicarien
von Goyßarn waren der neuen Lehre nicht abgeneigt/ sondern
nahmen dieselbe schon an und predigten sie/ ehe der allge-
meine Kirchenrath zu Trident geschlossen wurde. Den Anfang
machten sie/ wie allenthalben mit ihrer Verehelichung. Das
hochwürdigste Ordinariat zu Paffau, setzte sich zwar diesem
Benehmen entgegen, und ließ sogar den Vicarius Chri-
stian Mayer, bekannt aus einer hiesigen Kirchenrechnung
y. I. 1552, nach Passau führen, allein auch seine Nachfol-
ger handelten nicht besser; ja gaben zuletzt auf ihren recht-
mäßigen Bischof gar nicht mehr Acht.
Ein Jeder, der aus Sachsen oder Hessen, oder aus an-
dern dergleichen Ländern nach Oesterreich kam, suchte sich die
Gunst des Volkes nach Möglichkeit zu erwerben, und drängte
sich dann, wo es immerhin glückte, in die katholischen Pfar-
ren ein. Hierher kam i. I. 1572 ein sicherer Simon H i e b-
ner a), welcher den Leuten die flaccianischen Lehren .ein-
zuprägen suchte, daß „die Erbsünde die Natur der Men-
schen wäre; — daß man also nicht anders, alS sündigen
„könnte, auch mit den besten Werken; —- daß die Seele deS
„Menschen durch kein Mittel gerecht werden könnte, sondern
3) Gilge führt in seiner Topographie I. Band Seite 213, auf
das Jahr 1578 auch einen Siegmund Huber, als hie-
sigen Prediger an. Im nähmlichen Jahre war auch Caspar
Schi sie r, Prediger daselbst.
192
„ihre Sünden nur durch die Verdienste Christi zugedeckt wür-
den u. dgl.^ woraus sich nun leichtlich abnehmen laßt/ warum
Spangenbergs Hauspostille nebst dem Sendschreiben/ noch
lange Jahre hindurch die Lieblingsbücher der Protestanten im
Kammergute waren. — Da nun üherdieß obiger Hiebner eine
hinreißende Beredsamkeit besaß: so liefen ihm die Leute/ nicht
allein aus dem ganzen Kammergute/ sondern auch aus der
Steyermark zu, und schwuren auf sein Evangelium. Das
Gedränge bey seinen Predigten war in der Kirche oft so groß/
daß sogar Streitigkeiten entstanden/ weil die eigenen Pfarr-
leute keinen Platz mehr fanden/ und erst dann die Ruhe zu-
rückkehrte/ als dieser Hiebner nach Sumarein (Sanct Ma-
rien) versetzt wurde.
Kaiser Rudolph II. (1576 — 1Ö12) wollte anfänglich
den duldsamen Fußstapfen seines verblichenen Vaters folgen/
allein er dachte nicht/ daß ihm diese Gährung keine Ruhe
gönnen würde; ja die Sache kam wirklich so weit/ daß die
Krone auf seinem Haupte wankte. Nun wollte der Kaiser
mit seinem erzherzoglichen Bruder Mathias/ durch Gewalt
jeder Neuerung vorbeugen/ allein es war bereits zu spät;
denn hatten sie es gleich so weit gebracht/ daß auf den
Pfarren wieder katholische Priester angestellt wurden, die
Herzen konnten sie doch nimmer bekehren. Noch i. I. 1602
gingen erst 62 Personen hier wieder zur Beichte; und erst
i um 1674/ als die hiesige Pfarre den eifrigen Jesuiten
zu Traunkirchen gehörte, scheint der Katholicismus allmäh-
lig seine alten Rechte neuerdings errungen zu haben.
Doch mußte man in diesen Zeiten der Protestan-
ten vorzüglich schotten, weil man leider I überzeugende Be-
weise hatte, daß sie mit Dänen und Schweden insgeheim
verbunden waren. Weil demnach das gewaltsam unterdrück-
te Feuer, bey der nöthigen Duldung, dennoch unter der
Asche fortglimmte: so ereignete es sich i. I. 1712, daß
sich über 200 Bauern auf dem Kirchenplatze allhier zu-
sammenrotteten, welche den Pfarrvicar aus dem Pfarr-
hofe jagen wollten. Sie gaben ihm nähmlich Schuld, daß
193
er eine allgemeine Hgusuntersuchung veranlasset hatte,
bey welcher ihnen viele lutherische Bücher hinweggenommen,
und einige Holzknechte, welche sie nicht herausgeben woll-
ten, mit Arrest belegt wurden. Doch dieser Tumult wurde
noch zeitig genug, theils durch die sanften Ermahnungen
des P. Missionars, der eben ¿1: Goyßarn war, theils durch
die Vorstellungen des Pflegers zu Wildenstein, theils auch
durch das Ansehen deS damahligen Salzamtmannes Jo-
hann Friedrichs Grafen von Seeau gestillt. (Mis-
sionsbericht bey Schultes pag. 58 et 59.)
Viel düsterer sahen aber die folgenden Mißhelligkeiten
aus. Da sich des vorhergehenden Ereignisses wegen einige
dieser Leute, mit Zurücklassung ihrer Weiber und Kinder,
auS dem Lande flüchteten, in die protestantischen ReichS-
lander kamen, und dort Schutz fanden; forderten sie auf
einmahl auch ihre Weiber und Kinder, ja selbst ihre Güter
ins Ausland, was ihnen aber dem Gesetze gemäß, abge-
schlagen wurde. — Diese Leute wendeten sich nun an den
evangelischen Körper zu Regensburg, an die protestantischen
Höfe, und an deren Gesandte zu Wien, worauf Kaiser
Carl VI. (1711 —1740) auf einmahl mit so vielen Be-
schwerden und Fürbitten von allen Seiten bestürmt wurde,
daß er den Befehl ertheilte, man sollte die Rahmen der
Familien aufschreiben, welche aus dem Lande ziehen woll-
ten. —
Kaum hatte man nun den hiesigen Leuten den Willen
des Kaisers bekann^g.emacht, so meldeten sich bey 1200
Personen, nicht allein von der Pfarre Goyßarn, sondern
auch von den übrigen Pfarreyen des Salzkammergutes,
welche augenblicklich sich ihre Wanderpässe ausbathen. Der
Kaiser stutzte darüber, und konnte sich nicht entschließen,
so viele geschickte Leute aus seinem Kammergute zu entlas-
sen, und die Länder der protestantischen Reichsfürsten damit
zu bevölkern. Er erlaubte ihnen daher unterdessen die freye
Ausübung ihrer häuslichen Andachten- und beschloß darnach
diese Leute insgesammt nach Ungarn und Siebenbür-
Altmünster. 13
194
gen zu übersetzen, wo sie nicht allein Pastoren ihrer Re-
ligion/ sondern auch Häuser-/ Güter und Arbeiten finden
würden/ welche ihnen angemessen waren. Sobald aber diese
Leute von Ungarn hörten / erregten sie aus Schrecken hier-
über eine solche Bewegung unter dem Volke/ daß man
einige Compagnien Soldaten ins Kammergut rufen mußte,
um jeden Aufruhr zu verhindern. Ihnen folgten die k. k.
Commifsäre, die ihre Aufträge sowohl in der Hallstatt als zu
Jschel den Leuten eröffneten, 9 widerspäustige Männer in
eiserne Bande geschloffen nach Linz führen ließen, den Un-
terwürfigen das Bleiben im Vaterlande erlaubten, den
Uebrigen aber, die weder ihre Religion noch ihren Starr-
sinn ändern wollten, den 12. July 1734 zum Tag der Ab-
reise bestimmten.
Der ganze Transport bestand jetzt aus 47 Fami-
lien, welche 263 Köpfe ausmachten, und, je weiter sie aus
Oesterreich kamen desto freundlicher behandelt, mit allen
Bedürfnissen versehen, und endlich zu Nependorf, nicht
weit von Hermannstadt angesiedelt wurden, wo sie mehr
Gutes empfingen als sie gehofft hatten. Dieß bekannten sie
selbst, theils in ihrem Danksagungsschreiben an den Kaiser,
theils in einzelnen Briefen an ihre Freunde, welche sie im
Kammergute einst zurück ließen. — Ihnen folgten später-
hin noch ein paar Transporte, die der Kaiser abermahts
nach Siebenbürgen übersetzen ließ.
Als Carl Vf. bald darauf starb, und die Kaiserinn
Maria Theresia v. I. 1740 bj^ 1780 das Scepter-
Oesterreichs führte: gab sie sich alle erdenkliche Mühe, die
noch zurückgebliebenen heimlichen Protestanten zur katholi-
schen Religion zurückzuführen. Sie sandte erstlich Kapuziner
als Missionäre nach^Goyßarn, und hernach Welt Prie-
ster, welche die Jugend fast alle Tage bald in diesem, bald
in jenem Dorfe unterrichten mußten; sie ließ die besten Ge-
bethbücher unb andere religiöse Schriften austheilen, welche
in den steyermärkischen Pfarreyen nicht geringen Nutzen ver-
schafften ; sie stiftete mehrere Seelsorger-Starionen in dem
195
Kammergute; sie sprang Allen ohne Unterschied/ verdächtig
oder unverdächtig der heimlichen Anhänglichkeit an die ver-
pönnte Lehre/ in den Jahren der Theuerung und Krank-
heiten/ mit kaiserlicher Großmuth 'unverwei.lt bey; sie ließ
auch einige Protestanten/ die weder Güte noch Strenge er-
tragen konnten/ in die ungarischen Staaten übersetzen/ wo
sie sogar bessere Güter/ als in ihrer Heimath überkamen,
und in ihren Rechten nicht geschmälert wurden; sie ließ die
Schulen alljährlich besser einrichten/ doch Alles half sehr we-
nig. —
Nachdem also Kaiser Joseph II. (1780 — 1790)
sah, daß die frommen Bemühungen seiner großen Mutter
so wenig fruchteten, so wollte er auch die Vortheile seines
Staates dem Eigensinn dieser Bauern nicht länger auf-
opfern, sondern ließ das To l e r a n z - E d i c t publiciren ,
worauf sich alsobald gegen 2000 Menschen, bloß im Salz-
kammergute, für die a u g s b u rg i sch e Confessio n er-
klärten, ohne daß die meisten wußten, was eine Confeffion
sey, was darinnen enthalten, oder nur wo Augsburg läge.
Der Kaiser befahl daher, daß man sie 6 Wochen lang un-
terweisen, und dann prüfen sollte, ehe man sie zum öffent-
lichen Bekenntnisse ihrer Religion zuließe. Franz Grab-
ner Dechant von Altmünster, und späterhin Canonicus von
Leoben, ein gelehrter und rechtschaffener Mann, kam deß-
wegen nach Goyßarn, und nahm die Mühewaltung dieser
Unterweisung über sich, wofür er aber nur den bittersten
Undank einerntete,, und kaum zwey oder drey Personen
zur Zurücknahme des vorhabenden Religionswechsels ver-
mochte.
Der Kaiser befahl unterdessen, daß man das Beth-
haus sammt dem Pastorate und dem Sch ul Hause er-
bauen sollte; und fast ein Jahr verfloß, ehe der erste Pastor
Friedrich Kästner nach Goyßarn kam. Gegenwärtig ist
bereits der vierte hier angestellt, dessen Vorfahrer in letzter»
Zeiten ein neues, geräumiges Bethhaus in Goyßarn entste-
13 *
196
hen sah, und vor kurzem das dritte Jubeljahr der Reforma-
tion daselbst feyerte.
Unter den katholischen Pfarrern nennen wir nur den
frommen Mathias F e y lm a ir> der sich über die Religions-
Veränderung vieler seiner Pfarrkinder allhier zu Tode gräm-
te; und den gelehrten Joseph Valentin Pauer, Vi-
ce-Dechant und Schuldistricts-Aufseher, dessen homiletische/
lithurgische und pädagogische Werke bereits im Drucke er-
schienen/ und von allen kritischen Blättern rühmlich beur-
theilt wurden.
H a l l st st i t
Um von der Pfarrgränze Goyßarn nach Hallstatt zu
kommen/ darf man nur in einen Nachen steigen/ um sich
bequem auf den schwarzen Fluthen des Hallstättersees dort-
hin führen zu lassen. Man kann wohl auch zu Lande da-
hin/ oder wenigstens in die Goßachmühle kommen. Diese
Goßach-Mühle ist eine kleine Ortschaft,, welche schon
zur Pfarre Hallstart gehört/ und deßwegen merkwürdig ist/
weil man hier nicht nur eine gewöhnliche Sägemühle/ son-
dern auch ein künstliches Sägewerk trifft/ daß kaum größer
als jenes zu Ebensee/ die Taufeln und Böden zu den gro-
ßen Salzkuffen schneidet. — Etliche Schritte vorwärts/ er-
sieht man das Riesengebäude, den Goß ächz wang. Die-
ser ist nichts anders/ als eine gerade/ 70 Klafter lange
Sulzenleitung/ über eine Bergschlucht/ die von einem Ber-
ge zum andern reicht/ und auf sieben Säulen von Qua-
dern ruht/ deren höchste 23 Klafter beträgt. Der Zweck die-
'ses Gebäudes ist/ zu verhindern/ daß der starke Trieb der
Soole, welche zuvox den Berg hinab/ und jetzt den an-
dern wieder hinauf getrieben werden müßte, die Röhren
mit großem Verluste der Sulz nicht zersprenge. Johann
197
S'p ielbicher oder Spkelbüchler, ein Bergarbeiter
von Hallstatr, hat denselben i. I. 1757 aufgeführt. Dieses
bewundernswürdige Denkmahl menschlicher Größe am Klapp-
steine, wurde i. I. 1814 von Sr. Majestät Franz I. be-
sehen und begangen, was auch von Jedem, der ohne Schwin-
del ist, mit Sicherheit geschehen kann, weil der Weg breit
genug, und mit Seitenbalken verwahret ist.
Von hier an handelt man klüger, sich einem Nachen
anzuvertrauen, denn der Fußsteig in die Hallstatt ist biswei-
len schmal und schlüpfrig, zumahl bey jener Wand, wo einst
ein großer Theil des Felsens einging und herunterrollte, wie
noch zu sehen ist. Auch warnet eine alte Sage, diesen
Fußsteig nicht ohne Ursache zu betreten. Ein Pfarrer in der
Goßach, Nahmens Ostertag, ritt einst am Charfreytage
nach Hallstatt, um seine gewöhnliche Beicht zu verrichten.
Auf dem Heimritte glitschte aber das Pferd aus, fiel in den
See, und ertrank nebst seinem Reiter.
Der Hallstättersee ist selten gar stürmisch, weiter
fast von allen Seiten mit hohen Felsen umrungen ist; nur
seine heftigen Grundwinde, machen die Fahrt bisweilen ge-
fährlich, wie denn erst i. I. 1822 in Zeit von einer Minute
39 Menschen, welche von Hallstatt nach Obertraun fahren
wollten, durch einen heftigen Wind ergriffen, ohne Ret-
tungsmöglichkeit ertranken. Auch wenn er friert, was weit
öfters als bey anderen Seen geschieht, begeht er nicht selten
Menschenraub, wiewohl die Schuld hiervon meistens die Leu-
te selbst tragen. Einige geben nähmlich zur Nachtszeit auf die
Luftlöcher nicht Acht, welche die Fischer in das Eis hauen
müssen; und Andere wagen sich oft noch auf die Eisdecke,
wenn sie bereits aufzüthauen beginnt, wodurch einst eine
Schlittengesellschaft von 17 Personen, bis auf sehr Wenige,
elend zu Grunde ging.
Ilm die Spitze des Felsens herumgesteuert, sieht man
mit einem Mahle den ganzen Markt Hall statt in tiefer
Bucht liegen, der mit seinen, an die steilen Felsenwände,
und hart an die Ufer des Sees gebauten Häusern, besonders
198
vom See aus, einen sonderbaren Anblick gewahrt/ indem
man zwey und drey Hauser auf einander gebauet zu sehen
glaubt/ und bey näherer Untersuchung / statt zu ebener Erde,
beym Dache oder im obern Geschosse zum Hause eintritt/ und
dann erst in die unteren Gaden hinabsteigt. — Dieser Markt
besteht aus 165 Häusern/ 269 Wohnparteyen/ 1030 Ein-
wohnern/ und ist eine Tagreise von Gmunden und Salzburg
entfernt. — Die Pfarrkirche steht auf einem Absätze des
Felsens / der gleich am Fuße mit Quadersteinen untermauert
und erweitert ist/ damit der Raum groß genug wurde, die
- Kirche darauf zu,setzen. Der Vorsicht wegen, ist der Felsen
auch mir einem steinernen Kranze umgeben, damit Niemand
über selben hinabstürzen kann. Den Eingang zur Kirche bildet
ein großer Thorbogen, mit der Jahreszahl 1519 bezeichnet,
welche aber, nach der Sage der hiesigen Bewohner nur das
Jahr bedeutet, in welchem dieser Eingang sammt dem Gto-
ckenchurme erbauet wurde. Die Kirche ist in der That urkund-
lich viel älter, und gehört wahrscheinlich schon in die erste
Hälfte des 12. Jahrhundertes, weit bereits i. I. 1145 hier
das neunte Salzburger Concilium gehalten wurde,
und solche geistliche Synoden regelmäßig nur in Gotteshäu-
sern Statt fanden, (Gerne. Salisb. Flor. Dalham.) Sie
ward, (aut seiner Urkunde, die wir bereits bey Goyßarn an-
führten, i. I. 1320 vom Weihbischofe Herrmann von Pas-
sau, zu Ehren der Himmelfahrt Mariens geweiht,
und hat gegenwärtig vier Altäre, von denen der eigentliche
Hochaltar, künstlich auf gothische Weise gebauet ist. So-
wohl das Mittelstück, darstellend die Mutter Gottes zwischen
den heit. Jungfrauen Catharina und Barbara, als auch
die Seitenflügel sind reich mit vergoldetem Schnitzwerk ge-
schmückt. Da die Kirche in der Mitte durch starke Säulen
unterstützt ist, so har es beynahe den Anschein, als ob man
zwey Kirchen zusammengesetzt hätte, deren jede einen Hoch-
altar hat.
Neben dieser Kirche steht die St. M ich a elS k a p el-
♦ le, welche nach alten Sagen und Handschriften um 125
199
Jahre alter seyn soll, als die Pfarrkirche selbst. Ihre Er-
bauung wird aber nicht den Landesfürsten, sondern den
Junkern zugeschrieben, welche vorhin hier Salz gesotten
hatten, und öfters einen Priester von Goyßarn hierher
kommen ließen, den Gottesdienst in dieser Kapelle zu hal-
ten, ehe die Pfarre von Goyßarn abgesondert wurde. Hier
best übet sich noch ein schon gefärbtes GlaSfenster.
Der Pfarrer wohnte lange in einem Nebengebäude des
Salzfertigers Wolf. Nachdem aber der Markt i. I. 1750
durch eine schreckliche Feuersbrunst fast gänzlich verheeret,
unö deßwegen das Verweseramt, sammt dem Pfannhause
in die Lahn übersetzet wurde: so ließ man daS vorige Amt-
haüs, das wohl gebauet und mit einem hübschen Gärtchen
versehen ist, dem jeweiligen Pfarrer zur Wohnung über.
Dieser genießt hier den Ertrag von Stiftungen, die Be-
soldung auS dem allerhöchsten Aerarium, und einige De-
putate.
Das alte Schulhaus neben der Kirche, schreibt sich
v. I. 1479 her; doch ist i. I. 1779, gerade also nach
300 Jahren, auf Kosten des k. k. Aerars ein neues erbaut
worden, das ganz nach der österreichischen Schulreform ein-
gerichtet, nunmehr von 140 Kindern besuchet wird. — Hier
ist auch das Stift- oder Waisenhaus des gewesenen
Salzrertigers und Marktrichters M a t h i a s Joseph Sot-
ti n g e r, der dasselbe in seinem Testamente v. I. 1763 be-
gründete, worauf dann i. I. 1767 die Stiftung zu Stan-
de kam, und i. I. 1768 dieses Waisenhaus von seiner hin-
terlassenen Witwe für 8 Stiftlinge erbauet wurde, die un-
ter der Vogtey des Marktgerichtes zu Hallstart täglich 4 kr.
beziehen, und vor der Valuta auch Licht und Holz beka-
men. Der Capitalstand wird jetzt auf 12,250 Gulden aus-
gewiesen. — Bemerkenswerth ist noch das hiesige Beth-
haus für die Protestanten, welches eilte Filiale von Goy-
ßarn ist, und von dem dortigen Pastor alle Monathe ein
Mahl besuchet wird. Nebstbey ist auch eine protestanti-
200
sche Schule. Dazu gehören die 721 akatholischen Ge-
meindeglieder der nach Hallstatt gehörigen Pfarrorte.
Eines der merkwürdigsten Dinge in diesem Markte ist
aber der sehr schöne Wasserfall in dessen Mitte. Mäch-
tig stürzt von den Felsen des Salzberges der Mühlbach
herab in steinerne Becken, fließt aus diesen schaumend und
brausend wieder ab/ und ergießt sich endlich, nachdem ec
noch über drey bis vier Stufen hinabfällt/ rauschend in den
benachbarten See. Noch vorher setzt ein Theil seines Was-
sers drey Mühlen hier in Bewegung, deren eine über die
andere liegt; und selbst beym Ausflusse treibt er die Räder
einer Hammerschmiede.
Von Hallstatt kömmt man in kurzer Zeit in die Lahn,
wo nach jener fürchterlichen Feuersbrunst v. I. 1750, bey
welcher die Kirche abbrannte, die Glocken herabfielen, und
die Pfannhäuser eingeäschert wurden, das schöne Verwes-
amt sammt einem neuen P sann ha use i. I. 1751 be-
quem und sicher erbauet ward. Daselbst befindet sich eine
Salzpfanne von 75 Klaftern, 1 Schuh, 3 Zoll, und eine
Wärmepfanne von 30 Klaftern, 3 Schuh, 8 Zoll Qua-
dratmaß. Die Menge der hingeleiteten Sülze beträgt täg-
lich über 1500 Eimer, jährlich also gegen 406,000 Eimer
Soole, wovon bey einem Aufwands von ungefähr 6,700
Klafter Hotz jährlich 130,000 Zentner Salz erzeuget wer-
den. Die Bauart der Pfanne ist nach Frauenreiterart. —
Hier ist auch ein C a t v a r i e n b e rg mit einer schönen
Kreuzkapelle, bey welcher ein eigener Bénéficiât angestellt
ist. Johann Sumatinger, Gegenschreiber zuHallstatt,
stiftete dies Benesicium i. I. 170Q für seinen Wohnort.
Nachdem aber in jenem unglücklichen Jahre 1750 der Markt
abbrannte, wurde es in die Lahn übertragen, und^alldort
dem Beneficiaten ein bequemes Haus mit einem Garten
eingeräumt. — Bey diesem Hause steht auch das große k. k.
Spital mit einer Hauskapelle, deren Patrone die
heil. Laurenz und Florian sind, und das bis zur großen
Feuersbrunst im Markte bestand. — Kann man gleich die
201
erste Einrichtung und Stiftung dieses Spitales/ nicht urkund-
lich bis in jene Zeiten zurückführen, da die Bergwerke ent-
decket, und auf die Regie der Landesfürsten bearbeitet wur-
den : so ist doch gewiß, daß nach den Worten des Reforma-
tionslibetls v. I. 1656 dieses Spita! von den hochlöblichen
Fürsten zu Oesterreich" gegründet, und späterhin durch die
Erzherzoge von einer Zeit zur andern, durch ihre Wohltha-
ten bereichert wurde. So gedachten desselben schon um das
Jahr 1311 bie kaiserliche Witwe Elisabeth; dann Erzher-
zog Albert VI. der es um 1459 besucht haben foü; fer-
ners Ferdinand I., unter welchem die jährlichen Einkünf-
te bereits 300 Pfund Pfennige betrugen; Ferdinand II.,
der dieselben um 600 Pfunde.vermehrte; Ferdinand III.,
der das Spital i. I. 1655 mit einem Stiftungsbeytrage zu
1048 Gulden, 2 Schillinge und 28 Pfennige begnadigte,
der noch gegenwärtig von der Verwesamt-Cassa als jährliche
Dotation ausbezahlt wird; und endlich die große Kaiserinn
Maria Theresia, welche das abgebrannte Hallstätter-
Spital, nach 1750 in der Lahn wieder aufbauen ließ. Es
gab auch viele andere Wohlthäter, aus denen wir besonders
den Herren Sol ling er von Hatlstatt gedenken, welche dem
Spitale allmählig über 12,700 Gulden anweisen. Daß Kai-
ser Maximilian I. dieses Spital i. I. 1504 auch besucht
habe, ist nicht erwiesen; indeß hält man ihn nebst Kaiser
Ferdinand I., gleichsam für die zweyten Stifter dessel-
ben, weil auch Maximilian I. mit einer jährlichen Dotation
von 32 Pfund Pfennigen angeführt ist. — Nach den Direc-
tio-Regeln v. I. 1770, ist dieses Spital eigentlich für 16
kranke, arme kaiserliche Salinen-Arbeiter überhaupt, und
für hülftose Witwen und Waisen derselben, unter der Vog-
rey der Amtsverwesung in Hallstatt bestimmt. Gemauert mit
9 Zimmern, einer Kapelle und 36,530 Gulden Capitalien
versehen, wird es gegenwärtig von 9 Pfründnern bewohnt,
von denen der Spitatvacer, selbst ein Armer, alle Wochen
1 fl. 6 kr., die Spitalmutter 50 kr., und jeder Pfründner
39 kr. bekömmt, auch im gesunden und kranken Zustande
202
alles Nothwendige, nach festgesetztem Maßstabe erhalt. Hier-
zu kömmt noch alle Jahre die doppelte Kleidung / das Gna-
densalz, das Holz, das Hofkorn, das Hofschmalz, die Weih-
nachts-, Neujahrs-, Ostern- und Pfingst-Geschenke, für
welches Alles die Pfründner tagtäglich zwey Rosenkränze zu
bethen verpflichtet sind. — Hierüber führt die Oberaufsicht
das k. k. Salzoberamt, welches auch die Armen in das Spi-
tal aufnimmt.
Nun wollen wir auch hier den S alz b erg besuchen,
den man sowohl von der Lahn, als von Hallstatt aus, ge-
fahrlos besteigen kann. Er ist überall steil und ermüdend,
wiewohl von letzterm Orte aus, ein Schlangenweg hinauffüh-
ret. Hier und da gibt es Rastbä^ke, und bey einer derselben
eine Denktafel, deren i. I. 1545 in Stein ausgehauene
Inschrift bezeuget: „Hier hat gerast der Hochlöblich Römische
„Kunig Marimilian, als er gegangen ist, die Salzberg zu
„besehen, den 5. Tag Januarn anno 1504." — Hat man
darauf die Höhe einer kleinen Stunde erreicht, so kömmt
man zu dem Wachtthurme, welchen Kaiser Albrecht!,
i. I. 1284 zur Vertheidigung für die nahe österreichische und
steyerische Gränze gebauet, und zu Ehren seines kais. Vaters
den Rudolphs-Thurm genannt hatte. Die Hauptmau-
ern dieses Gebäudes sind drey Schuh dick, und dennoch wird
es von starken Stürmen oft so heftig ergriffen, daß Furcht-
same wohl auch den Einsturz besorgen. — Durch den Thor-
bogen dieses bewohnbaren Thurmes, steigt man dann bis zu
den Berg hä ufern hinan, empfängt dort einen weißen
Kittet, setzt ein weißes Hütchen auf, nimmt den Bergstock
zur Hand, und fährt alsdann mit einem Vorleuchter und ei-
nem Nachfolger in eine Bergstolte. ein. Es sind deren 17
bis 18, wovon aber 2 oder 3 schon erschöpft oder ersäufet,
oder "sonst verlassen sind. — Sie sind und waren folgende
Baue:
I. Der Erzherzog Math ias-Schurf, der höchste
bebaute Punct am Berge; sein Mundloch auf der Frey- oder
Dammwiese, wurde wegen der im Steinberge gelegenen
203
Mündelwehre i. I. I6l6 aufgeschlagen, i. I. 1719 aber
ganz verlassen.
II. Der neue Wasser borg/ i. I. 1733 eröffnet.
III. Der linksseitige Wasserstollen vom Jah-
re 1756.
I V. Der S t e i n f e l d - S ch u r f vom Jahre 1524 un-
ter dem vorigen liegend.
V. Der rechtsseitige Tagstollen v. I. 1756.
VI. Der alte Wasserberg v. I. 1725 noch tiefer
liegend.
VII. Der Johann B a p t i st - S ch u r f, i. I. 1705
unter dem alten Wafferberge eröffnet.
VIII. Der alte Stein bergstotlen, dessen Eröff-
nung entweder in das Jahr 1362/ oder doch wenigstens noch
immer in die Zeit des 15. Jahrhundertes zurückfallt/ jetzt
aber nur zum Wafferleiten dient.
IX. Der Wasserstollen ober dem Tullingerberge,
der i. I. 1724 aufgeschlagen wurde.
X. Der neue Tu lling e rb erg, i. I. 1530 eröffnet/
in welchem, nach Gielge's Beschreibung, zwey Capellen, ei-
ne von schwarz- und roth-, die andere in schwarz- und weiß-
geflecktem Salzkerne gebaut seyn sollen.
XI. Der neue Wißberg, der i. I. 1588 einge-
trieben und eröffnet wurde, sehr viel aber von dem Tag-
wasser leidet, und schon zweymahl, i. I. 1682 und 1712
von demselben ersäuft ward.
XII. Der Kaiser Carlberg, der den 16. Juny
1687 eröffnet wurde, und dessen untere Abtheilung, der
Cat ha rin a T h e r e si a b e rg, dermahlen der ausgedehnte-
ste unter allen Bergabrbeitungen, schon am 18. May 1675
zur Benützung gebracht ward, a)
XIII. Der neue Maximiliansberg, der schon i.
a) 3ii letzterer Abtheilung soll sich, nach Pillweins Traunkreis
pag. 473 gleichfalls eine kleine Capelle von Salzsteinen be-
finden.
204
I. 1511 aufgeschlagen wurde, und in welchem bereits i. I.
1523<—1540 und 1728 Bergwässer einbrachen.
XIV. Der damahls so reichhaltige Kaiser-Leo-
poldSberg, schon i. I. 1570 eröffnet, in welchem bey
Durchschtagung der Unterbergerkehre, i. I. 1664 daS wilde
Feuer ausbrach, welches viele Arbeiter tödtete, und das man
bis zu dieser Zeit gar nicht gekannt harte.
XV. Der K ö n ig - I o se p h - S ch u r f, der den 2.
October 1687 eröffnet ward, und in dessen Kilbwehre man
am 2 April 1733 einen Menschenkörper unverwesen aus
dem Satzkerne herausgrub.
XVI. Dev CH ristin ab erg, der am 2. July 1725;
— und
XVII. Der Maria T here si a b e rg, (die beyden
einstweilen tiefesten Bergaufschläge) der am 8. October
1782 eröffnet, und unter merkwürdigen Feyerlichkeiten vom
grünen Wasen aufgeschlagen wurde, und in welcher«, nach
Gielge's Versicherung zwey Kern - Verwäfferungs - Schöpfgs-
bäude sind, wo mit Ochsenhäuten geschöpfer wird.
Die Manipulation in diesen Bergen ist die nähmliche,
wie zu Jschel, nur daß dieser Salzberg reichhaltiger ist, und
weit mehr Kern - oder Steinsalz enthält, als der Jschler-
Berg.
„Wer es weiß, sagte Hr. Oberamtsrath und Oberberg-
meister Maximilian Kneer in seiner am 28. October
1811 im Amtsgebäude zu Hallstatt, bey Gelegenheit des
Dankfestes der 500jährigen Erhaltung des Hallstätter-Salz-
berges, gesprochenen Rede," wer es weiß, daß zur Verse-
tzung „der fünf Sudhäuser im Kammergute jährlich dritthalb
„Millionen Eimer Sülze erforderlich seyen; wem es be-
gannt ist, daß zu diesem jährlichen Sulzbedarf der Jschler-
„Salzberg, bey seiner größtmöglichsten Erträgniß kaum den
„vierten Theil zu liefern im Stande sey, folglich drey Vier-
theile immer aus dem Hallstätterberge genommen werden
„müssen; und wer endlich hieraus den ganz richtigen Schluß
„zieht, daß die oberösterreichischen sehr beträchtlichen Salinen
205
„wesentlich auf dem hiesigeu Salzberge beruhen: der bedarf
„keines weiteren Beweises über bie Erheblichkeit des Hall-
„stätter-Salzberges/ welcher der Hauptgrundstein des so in-
teressanten ober-österreichischen Salzkammergutes ist." 3)
In der obenbeschriebenen Capelle des Tullinger-
be rg es/ welche ganz aus einem Kernstein gehauen ist/
und/ wie gesagt/ bewunderungswürdige Schattirungen eines
schwarz - und rothgeflammten/ so wie deren Vorkammer/ ei-
nes schwarz-und weiß geflammten Kernsteines enthalt/ wird
zu jeder Quatemberzeit von dem Pfarrer zu Hallstatt/ feyer-
licher Gottesdienst regelmäßig verrichtet.
Die einzigen Ortschaften Winkel/ und See-und Ob e r-
traun haben wir noch nicht gesehen; doch die Obertraun müssen
wir eigends besuchen. Mit deren Einschluß begreift die gan-
ze Pfarre Hallstatt/ mit ihren sechs zugetheilten Ortschaf-
ten Gosauzwang / Hallstatt/ Lahn/ Obertraun/ Salzberg
und Winkel 3o6 Hauser/ 449 Wohnparteyen und 1797
Einwohner/ unter denen 721 akatholische Gemeindeglieder/
unter dem k. k. Commiffariate Wildenstein wohnhaft sind.
Hallstatt wurde in den âltesten Urkunden „Bay-
risch-Hall" genannt/ weit sich auch ein gleiches Hall in
dem Erzbisthume Salzburg befand. Die Regierung des Lan-
des Hat zwar sich geândert; aber der Nahme blieb noch lange
darnach/ wie wir auch Beyspiele bey Gratz/ Waidhofen und
mehr dergleichen Ortschaften haben.
Die Schicksale der Hallstatt waren in den âlte-
sten Zeiten die nâhmlichen/ welche GoyflarN/ Jschel/ Mansee/
Traunkirchen u. d. g. erfahren haben. Wurden aber gleich die
Menschen durch feindliche Einfâlle ofters vertrieben/ so sam-
melten sie sich dennoch wieder/ um die schon entdeckten Salz-
quellen zu benützen. Die Begierde nach Reichthum ist ja über-
all die stârkste Triebfeder der menschlichen Wagniffe und Be-
>) Hormayers Archiv, 3» Jahrggug 1812 44.
206
mühungen.— Eine gewisse Sova aus dem Orte Hall/
hatte schon unter der Regierung Kaiser Carl des Großen/ ein
Bauerngut mit aller Zugehör/ und zwey Pfannen zum
Salzsieden, ihre Besitzung in diesem Orte, am 2g. März
(IV. Cal. April) der St. Michaelskirche des Klosters Man-
see (Maninseo) und dem Erzbischöfe Hiltepald (der dieses
Kloster v. I. 804 bis 814 als Lammende besaß) vermacht
und übergeben/ damit ihr diese Schenkung der Allmächtige im
andern Leben wieder vergelte ä). Obschon nun freylich hieraus
nicht ersichtlich wird/ ob die Geberinn dieser bedeutenden
Schenkung in dem bayrischen oder satzburgischen Halle wohn-
te: so scheint doch ersteres glaubwürdiger/ indem die meisten
Salzwerke in dem letztern Halle/ dem Hochstifte Salzburg
gehörten.
Fast anderthalb Jahrhunderte nach den ungarischen
Streifzügen/ die bis 055 dauerten/ fingen auch die stey ri-
schen Markgrafen/ hier in dem bayrischen Halle ihre
Salzberge zu bebauen an/ welche sie von einem sicheren
B erchthold (vielleicht von Berthold I. Herzogen in Bay-
ern/ einem Bruder Herzog Arnulph des Bosen/ *{• 948) ge-
erbt hatten/ wie aus einer Urkunde erhellet, welche Mark-
graf Ottokar IV. (VI.) von Steyer/ mit Einwilligung
seines Sohnes Leopold des Starken/ zwischen den Jahren
1092 und 1121 ausgestellt hatte/ und worin er ausdrücklich
sagt/ daß er der Kirche der heil. Maria zu Garsten,
von feinem „Erbgute im bayrischen Hatte" eine Salzpfanne
mit allen Zugehörungen übergebet). Ja Markgraf Otto-
kar V. (VII.) benennet sogar diese ererbten Salzgruben/ in-
dem er ihrer^. I. 1163 mit dem Nahmen: „das Uiberschaff,
den Hundbrunnschrott/ das Mitterschrott" u. s. w. erwähnet.
Das nähmliche that die verwittibte Markgräfinn, als sie diese
Schenkung im Nahmen ihres Sohnes bestätigte.
n) Clironlcon Lunaelacense 1748. pag 46.
1>) Kurz (Franz Ser.) Beyträge zur Geschichte des Landes ob
der Enns. II. Theil. pag. 484 — 508 und 527,
207
Es ist merkwürdig und viel erklärend/ daß Ottokar V.
in seiner Urkunde ausdrücklich sagt: „in der bayerischen
Stadt Halle" (in bavarica oivitaie Halla). Weil nun
Ottokar sein Halla hier „eine Stadt" nennt: so können wir
sehen/ woraus der Nahme .H a l l stad t oder Hall starr
entsprungen sey. — War aber nun Hallstatt bereits i. I.
1136 eine Stadt, so darf man fast nimmermehr zweifeln,
daß sie auch schon damahls eine Pfarrkirche hatte, welche
wahrscheinlich die jetzige St. M i ch a e l s kap e lle war, die
ohn^ieß der Sage nach, 125 Jahre vor der jetzigen Pfarrkir-
che oauet wurde. — Fallt demnach ihre Erbauung wirklich
in das eitfte Jahrhundert: so sind damahls schon vermögliche
Junkher und Einwohner in der Hallstatt gewesen, die einen
beträchtlichen Salzhandel getrieben.
Der Bergbau zu Hallstatt ward also seit den Zeiten der
Römer nie ganz unterlassen, wenn gleich manchmahl die
Bewohner der hiesigen Gegend durch feindliche Einfälle theils
aufgerieben, theils zerstreuet wurden. Daß aber bereits die
Römer in Hallstatt nach Salz gegraben, beweisen nicht nur
die unter der Taggegend des hiesigen Salzberges vorgefunde-
nen trajanischen und antoninischen Münzen, und andere rö-
mische Rüstzeugs sondern insbesonders die i. I. 1733 in der
Kilbwehre in einer Tiefe von beynahe hundert Klaftern auf-
gefundene Mumie eines Römers mit der Sertenwehre, der
wahrscheinlich verunglückte, als er die Salzgruben beschauen
wollte, und dessen Erscheinen in solcher Tiefe sonst unerklärlich
wäre a). -- Es ist gar kein Zweifel, daß diesen Bergbau auch
die österreichischen Herzoge thätig fortgesetzt haben,
weil ihn Kaiser Rudolph I. noch vorfand. Doch das wah-
re Leben gab ihm erst Kaiser Albrecht I., der schon i. I.
1284 den Rudolphschurm, als eine Vertheidigungsburg dieses
Salzwerkes gegen die Anfülle der Salzburger, mit großen
a) Kneers (Max.) Nede am Dankfeste der 500jährigen Erhal-
tung des Hallstätter-Salzberges; im Archive für Geographie,
Historie re. Jahrgang 1812. Nummer 11 und l2.jpag. 43*
Kosten erbauet hatte; und noch mehr seine verwittibte Ge-
mahlinn Elisabeth/ die/ wenn sie gleich weder als erste
Entdeckerinn des Satzberges/ noch als die erste Benutzerinn
/ desselben angesehen oder anerkannt werden darf/ doch i. I.
1311 den Bergbau zu Hallstatt/ dessen Salzwerke sie zu ih-
rem Witlhume bekam/ vom grünen Wasen erhoben/ und mit
eigener Hand einen neuen Berg aufgeschlagen hatte/ der zu-
vor niemahls bebauet ward 2).
Dieser Neuberg gab so reichliche Ausbeute/ daß Eli-
sabeth einen Theil der Soote auf ihre eigene Regie Heden
ließ, den andern aber den Jungherrn Mitten. ',er-/
OtteN/ dem Pötschner/ Ottsemlein und Berchtolden von See-
au/ unter den Bedingungen zu Lehen verlieh/ daß sie „Junk-
herr" mit Haus und Hof in Hallstatt sitzen/ die Soole aus
ihrem Pfannhause nehmen und selbst absieden/ dem Pfarrer
und den Pfannhausern das Satzrecht entrichten/ und für ihre
Mühe das siebente Fuder erhalten sollten. Deßgleichen waren
sie auch verbunden/ dem Pfarrer alle Wochen einen Pfenning
von ihren Salzpfannen abzugeben. Ueberdieß erhob die Kai-
serinn den Orr zugleich zu einem Markte/ begnadigte ihn
mit großen Freyheiten und verlieh 12 Bürgern das Recht des
Handels mit dem zu Hallstatt erzeugten Salze. „Dieser
„Brief ist geben zu Bruck in Argau/ da man zahlt von
„Christi Geburte dreyzehn hundert Jahr und darnach in dem
„ainlefren Jahr an St. Agnesen - Tag" (21. Jänner). —
Die ältesten Handschriften fügen noch bey/ daß Elisabeth
nach ihrer Zurückkunft von der Grabstätte ihres kais. Ge-
mahls zu Königsfelden eine Zeitlang sich in der Hallstatt
aufgehalten/ hier ihre eigene Hofkapelle gehabt/ und
von ihren reichlichen Einkünften, welche ihr die Salzwerke
gewährten/ den armen Leuten/ den Klöstern und Spitälern,
besonders aber ihrem Spitale zu Stadt Step er, sehr
großmüthige Gaben gespendet, und auf immerwährende Zei-
ten vermacht habe.
209
Die Ausbeute des Neuberges ging über dritthalb hun-
dert Jahre reichlich von Statten. Weil sich aber der Salz-
verschleiß von Tag zu Tag mehrte, so ließen Kaiser Maxi-
milian I. und Ferdinand I. binnen den Jahren 1511
und 1530 drey neue Bergstollen eröffnen. — Herzog R u-
dolph IV. der Sinnreiche, hatte das Salzwerk allhier bereits
/ 1359 besuchet; so wie gerade hundert Jahre spater, auch Erz-
herzog Albrecht VI. im Jahre 1459 gethan, wie solches die
Inschrift über dem Hofthore beweiset: „Als man zahlt von
„Christi Geburt 1459 am Freytag vor Simonis et Juda ist
„der Durchlauchtig Hochgeborne Fürst Herr Herr ?llbrecht Erz-
\ „herzog zu Oesterreich hie an der Hallstadt, auf dem Berg,
„und zu hintrist neben in allen Gängen in der Salzgrub ge-
„wesen."— Maximilian I, war es auch, der die Markt-
frey heit i. I. 1494 mit dem Rechte erweiterte, alle Jahre
einen Richter aus ihrer Mitte zu wählen, und den Burgfrie-
den zwischen beyden Kreuzen inne zu haben; der ihnen
überdieß ein eigenes Wappen ertheilte, und den Markt-
bürgern auch noch das Recht verlieh, daß sie, um sich durch
die gegengeführten Schiffe leichter Proviant verschaffen zu
können, allein alles Salz von Hallstatt um einen billigen
Lohn den übrigen Salzfertigern im Kammergute zuführen
durften. Ferdinand I. löste endlich i. I. 1563 den fünf
Junkherrn in der Hallstatt ihre von der K. Elisabeth
erhaltenen Salzlehen, und den 12 Bürgern das Recht des
Salzhandels ab, machte sie zu Salzfertigern, und er-
hob das Sudwesen zu einem Regale.
> Die gleichzeitige Religio nsspal t u n g brachte aber
auch noch andere Veränderungen hervor. Wir lesen zwar
nicht, daß die katholischen Pfarrer in der Hallstatt vertrie-
ben wurden; allein Rauppachs „evangelisches Oesterreich" be-
rechtiget zu dem Schluffe, daß die hiesigen Einwohner ge-
gen 40 Jahre keinen katholischen Pfarrer hatten/ sondern
von protestantischen Pastoren geleitet wurden. — Den
ersten'katholischen Pfarrer, den sie endlich i. I. 1600 wie-
der bekamen, nahmen sie die Kirchenschlüsseln nochmahls ab/
Altmünster.
210
unb hinderten ihn gänzlich an der Ausübung der Seelsorge.
Da hierauf eine kaiserl. Commission nach Hallstatt kam/ und
ihnen den ernsten Willen des Monarchen ankündigte/ daß sie
den katholischen Pfarrer behalten sollten: tobten sie- nicht an-
ders, als ob sie- in Raserey verfallen wollten. Sie löschten
augenblicklich das Feuer unter der Salzpfanne aus/ nahmen
mehrere Hunderte ihrer Kameraden aus den benachbarten
Ortschaften zu sich/ umringten das Amthaus/ und schrien aus
vollem Halft/ daß sie keine päpstische Pfaffenleute dulden/
sondern ihren Prädikanten haben wollten. — Vergebens be-
mühte sich der damahlige Salzamtmann Veit Spindler
von und zu Hofegg und Waldbach, ihren Zorn zu stillen;
sie nahmen ihn vielmehr mit der ganzen Commission gefangen/
und führten diese Herren mit sich nach J sch e l/ wo sie die-
selben im Verweßamte verwahrten. Da der Salzamtmann
Gelegenheit fand, hier ihrer Wuth zu entrinnen/ so legten
sie seinen Gegenschreiber Daniel Hofmandel statt seiner
in Ketten/ und führten ihn sammt den übrigen Gefangenen
wieder nach Hallstatt zurück. Nachdem sie jedoch endlich
zur besseren Einsicht kamen/ sandten sie einen Ausschuß von
25 Personen nach Wien/ welche dem Erzherzoge Mathias
die seinen Commiffären zugefügte Unbild abbitteN/ und alle
Schuld auf ihren Salzamtmann schieben sollten. Doch der
Erzherzog ließ sie in gefängliche Haft werfen/ und nicht eher
in Freyheit/ als bis sie sich eidlich verpflichteten, ihre Kamera-
den zur Ruhe und zum Gehorsam zu bringen / und sich vor
eine neue Commission zu stellen/ um die weiteren kaiserl. Be-
fehle alldort zu vernehmen. Dieß fruchtete dann so viel/ daß
sie sich dem Willen des Erzherzogs fügten/ die Gefangenen
herausgaben/ und ihre Arbeiten äbermahls anfingen; doch aber
ihre Pastoren/ die sie während der Zeit zurückgerufen hatten/
noch immer beybehielten.
Diese Windstille währte nun fast bis zum Schluffe des
Jahres; als leider! ein unverbürgtes Geschrey/ baß man sie
mit fremden Kriegsvölkern überfallen wolle/ abermahls neue
Raserey unter ihnen entzündete. Abermahls verließen sie jetzt
211
ihre Arbeiten, läuteten allenthalben Sturm, verhaueten die
Wege, stellten Wachen aus, und ließen weder durch War-
nung noch durch Befehl sich in ihren Unsinn zurückhalten, wo-
durch sie sich endlich jenes Uebel, das sie befürchtet hatten,
wirklich auf den Hals zogen. Di§ß waren die salzburgi-
sch e n Executions-Lruppen, von welchen sie mit Ge-
walt zu Paaren getrieben wurden, a)
Vergebens hofften die österreichischen Landesfürsten durch
Ruhe im Lande, die Reinheit der herrschenden Religion hier-
zu erhalten. Die erschrecklichem und langwierigen Kriege,
durch welche sich das siebenzehnte Jahrhundert vor vielen an-
dern auszeichnete, gaben aber die geeigneteste Veranlassung,
zur Wiedetverstärkung der heimlichen protestantischen Parteyen,
indem man in diesen Zeitläuften nicht das gehörige Augen-
merk ihnen widmen konnte, oder wohl gar ihrer, schonen
mußte. — Umsonst erließ K. Ferdinand HI. i. I. 1656
ein Rescript, die Pfarrkirche, den Thurm und Pfarrhof in
Zukunft aus den Renten des Hofschreiberamtes in Hallstatt
zu repariren, damit hierdurch jede Last der Pfarrgemeinde
entnommen werde. Eine Gährung brach nach der anderen aus,
bis endlich nach längerer Zeit die E m ig r a ti o n e n in's Un-
garn und nach Siebenbürgen erfolgten, deren bereits bey der
Pfarre Geyßarn Erwähnung geschah.
Die Capuziner zu Gmunden erbothen sich zwar,
einige ihrer Ordensbrüder als Missionäre abzugeben,
welche die hiesigen Leute besser in der katholischen Religion
unterweisen, und mithin diese Gährungen verhindern sollten.
Kaiser Carl VI. nahm auch dieses Anerbiethen mit höchstem
Wohlgefallen auf, bestimmte den Miffionarien die Stationen
G o y ß a rn und H a l l st a tt, und gab dem Kloster zu Gmun-
den ein ansehnliches Almosen, die Missionäre zu unterhalten.
Doch diese Missionäre aus dem Seraphischen Orden scheinen
gleich in der ersten Zeit, durch ihren vielleicht übertriebenen
a) Nauppach aus Khe^ven Hüllers Annalen, Tom. V. pag, 139.
et seqq.
14 *
212
Eifer, mehr verkorken als verbessert zu haben; und wußten
sie gleich, da unter ihnen auch sehr würdige Männer, wie z.
B. selbst der hiesige Pfarrer I ose p h Euper tin Sauer,
sich befanden , bis auf die Zeiten des Toleranz-Edictes, sich
zu erhalten, so- konnten sie Koch diesen so nothwendigen Ab-
sönderungspunkt nimmermehr unnöthig machen.
Während dieser Zeit wurde,i I.. 1;744 hie D r e Y fa l-
tig ke i t s sä ule zu Hallstatt eingeweiht; i. I. H750 aber
den 20. September der Markt durch eine fürchterliche Feu-
e r s b r u n tt heimgesucht, , bey welcher (wie schon oben berührt)
das Spital, die Pfarrkirche, die neuerbaute Pfarre sammt
dem Amthause, viele Documente u. d. gl. durch die Flammen
zu Grunde gingen. Der Erfolg hiervon war, wie bekannt,
die Übersetzung der feuergefährlichen Salzpfanne in die ent-
ferntere Lahn. - . ii*.;
O b e r-T r a u n.
Ober-Traun, in kirchlicher Hinsicht ein Beneficium des
k. k. Salzoberamtes, liegt Hallstart gegenüber, jenseits des
Sees, dort wo man zwischen dem Sarstein und dem Koppen
(mit seiner erst vor kurzem durch den Oberwaldmeister Herrn
Vincenz Müller der Vergessenheit entrissenenK o pp en b rül-
lerhöhle) den Weg nach Aussee findet, in einem angeneh-
men ländlichen Winkel, am Einflüsse der Traun in den See.
Auf dem Fußwege am obersten Theile des Hallstättersees
stößt man auf manche Seltenheiten dieser Gebirgsgegend.
Zuerst gelangt der Reisende zu einem Waldbache, welcher
aus tiefer Felsenschlucht hervorrauscht, und schon in der Ferne
entgegen donnert, indem er mit vielen Seitenquellen, von
einem sehr hohen Felsen, bald durch Felsentrümmer verbor-
gen, lärmend herabstürzt. In dieses Waldbaches einsamen
und melancholischen Thale findet man auch manche übereinan.-
der gestürzte Sreinblöcke, die mitKleuzen bezeichnet sind, ein
213
schauriges Merkmahl, daß sich hier einst in grauer Vorzeit
ein Bergsturz ereignet, und mehrere Menschen unter sei-
ne Trümmer begraben habe. Keine Feder erreicht die Epoche
dieses Unglückes, das vielleicht in die frühesten Zeiten des
hiesigen Christenthumes zu setzen ist.
Nach diesem Witdbache kömmt man zu dem Hirsch-
brunnen und dem Kessel, zweyen Naturmerkwürdig-
keiten, die aus unter dem Steingerölle liegenden Felsenhöh-
len bestehen, welche bey warmen Sonnenscheine oder vielen
Regengüssen mit einer solchen Strömung übergehen, daß sie
auch den See und die Traun zu schwellen im Stande sind.
— Diese beyden Wasserergießungen haben, ohne Zweifel
Verbindung mit den Schnee- und Eisfeldern ihrer eigenen,
und der nahen Gebirge. Schmilzt nun der Schnee oder daS
Eis durch Sonnenhitze oder anhaltenden warmen Regen, so
dringt das Wasser durch unterirdische Klüfte in die verbor-
genen Wasserbehälter, deren es in diesen Kalkgebirgen häu-
fige gibt, und bildet dort kleine Seen, die aber durch das
oft zu häufig eindringende Wasser anschwellen, und sich im
Innern des Gebirges einen Ausweg suchen, durch welchen
sie dann mit größerer oder kleinerer Gewalt ausströmen, je
nachdem die Oeffnung der Felsen oder der Wasserzufluß be-
schaffen ist. Solche Auswege bilden auch der Kessel und
Hirschbrunn, aus denen dann zu gewissen Zeiten eine be-
deutende Wasserfluth mit gräßlichen Brausen und Toben her-
ausströmt, und schäumend in den See sich ergießt. Mehrere
solcher Felsenlöcher mögen sogar unter dem Grunde des Sees
sich fortziehen, weil man in obigen Fällen, sogar Blasen
und Wellen des heraussprudelnden Wassers auf selben be-
merket.
Endlich kömmt man zu dem von aller Welt abgeschie-
denen Dorfe Ober-Traun, welches man gerne einem si-
birischen Dorfe verglichen hätte, wiewohl es öfter als Lahn
und Hallstatt von den Sonnenstrahlen erwärmt und erleuch-
tet wird. Es zählt gegenwärtig 70 Häuser und 393 Seelen,
worunter sich 342 Protestanten befinden. — Hier zeichnet
214
sich vor Alleen das Schlößchen Grub aus/ welches noch
am Anfange dieses Jahrhundertes dem SalzfertigerHrn. Wolf
in der Hallstatt gehörte.
Die fromme Kaiserinn Maria Theresia stiftete hier k.
I. 1771 eine eigene Cu ratk-e,-und<ließ i, I. 1773 zu
Ehren der allerheiligsten Dreyfaltigkeit eine Kirche und
ein Haus zur gemeinschaftlichen Wohnung des Benefiziaten
und des Schulmeisters erbauen; weil sie vermuthete/ daß
die hiesigen Leute nur allein aus Mangel des nöthigen Un-
terrichtes/ der katholischen Religion abgeneigt wären. Kaum
ward aber unter ihrem Sohne und.Nachfolger Joseph 11.
die Toleranz verkündiget/ so traten wenigstens 250 Perso-
nen öffentlich zur augsburgischen Confeffion über/ und nur
50 blieben ihrem katholischen Glauben getreu. Trotz dieser Um-
stände wird doch die hiesige Schule noch gegenwärtig von
4g katholischen und akatholischen Kindern besuchet/ welche so
gut als möglich/ allhier unterrichtet werden.
Hierdurch glaube ich auch am deutlichsten Gietge's
Irrthum berichtiget zu haben/ der (unbekannt selbst mit dem
Nahmen dieses Ortes) unbesonnen genug / spottenden Aus-
ländern nachschrieb: a) „Am jenseitigen Ufer des Hallstätter-
„Sees liegt Traundorf/ (eigentlich Ober-Traun) „ein Dörf-
„chen von zerstreuten ärmlichen Hütten gefahrvoll an Felsen-
„wänden / und dem reißenden Ufer des Bergstroms und an
„die Ufer des schwarzen Sees erbauet ; in diesem/ im steten
„Kampfe mit der verheerenden Natur und der Menschenwelt
„verbannten Hütten/ lebten die unglücklichen Protestanten
„in den Tagen ihrer Verfolgung."
Gosau oder Gosach.
Will man von Ober-Traun in die Gosach/ so geht die
Reise über den See zurück bis zur Gosachmühte/ und dort
a) ©teige Ignaz: Topographischchistorische Beschreibung des Lan-
des Oesterreich ob der Enns. Wels 1814 Theil I. Seite 261.
215
hinein in jenes düstere Thal, aus welchem der Gosaubach
sich herauswindet. — Diese Schlucht ist nicht länger als
anderthalb Stunden; doch erblickt man, besonders wenn Re-
gengüsse oder die Schneewässer sich über die Felsen herab-
stürzen/ einen Wasserfall nach dem andern, deren jeder
eigene Schönheiten -darbiethet. Zur Winterszeit eröffnen die
Bauern diesen oft tief verschneiten Weg mit ihren Arnen,
d. i. mit Eggen, die start der eisernen Zacken, nichts als
Hauen und Messer und kleine Sicheln haben, durch welche
man den Schnee zerschneidet und hinwegräumt.
Ist diese Schlucht zurückgelegt, so zeigt sich auf ein-
mahl das schöne G o sa u t h a l in mondförmiger Biegung.
Zwey Stunden in der Länge, und eine kleine Stunde in der
Breite, rechts und links von waldigen und nackten Gebirgen
umschlossen, lagern sich hier die schönsten, üppigsten Wiesen-
fluren, durch welche sich mitten aus dem vordern Gosau-
See, der klare G o sa ubach bald auf glattem Felsengrunde
oder köringem Sande fortschlängelt. Der westliche Hinter-'
gründ wird dnrch die ungeheure S t e i n w a n d und den
Donnerkogel geschlossen. Diese Steinwand ist ein über-
aus schroffes Gebirge, aus mehreren Klippen zusammengesetzt,
voll Kegel und Spitzen, gleich gothischen Thürmchen. Am
Fuße dieser Steinwand liegen der vordere und Hintere
Gosau-See, hell wie Cristall, und bekannt durch ihre
seltenen und sehr schmackhaften Saiblinge, die nur bey trü-
ben Wetter gefangen werden. Die Gosach entspringt aus
diesen Seen, durchströmt das ganze Thal bis zu ihrem
Ausflüße in den Hallstätter-See, und gibt dieser Pfarre
den Nahmen.
Da dieses Thal ein paar hundert Klafter ober dem
Gmundner-See liegt, so werden die Kirschen oft im Herbste
erst reif, und Korn und Hafer nicht selten verschneiet. Auch
dem Reife ist dieses freundliche Thal, schon seiner Lage we-
gen, sehr ausgesetzt; doch wissen die Einwohner ihre Saaten
dadurch zu schützen, daß sie schon frühzeitig Häuflein von
Reisern zusammentragen, und sie nach der Gosach hinlegen.
216
Fallt alsdann nächtlicher Weite ein Reif/ so schreyt der auf-
gestellte Wächter alle Bewohner des Thales aus dem Schla-
fe. Jeder läuft jetzt zu seinem Neisighaufen/ zündet ihn an,
und der warme Rauch/ der durch das ganze Thal hinstreift/
zerschmilzt augenblicklich den schädlichen Reif. — Die vie-
len Watdbäche/ die von den Felsen herabstürzen/ entschädigen
anderseits die hiesigen Leute/ für die eben angeführten Unbil-
den einer stiftmütterlichen Natur. Diese führen nähmlich ver-
steinerte Pflanzen/ Schnecken-und Sternsteine mit sich/ wel-
che von den einzelnen Bewohnern geschliffen/ und zu Ta-
backsdosen und dergleichen Gefäßen verarbeitet werden. Auch
gibt es schöne Brüche von guten Schleif - und Wetzsteinen
hier/ welche 13 Parteyen/ lauter Bewohnern des Gosau-
thales/ einen zwar höchst beschwerlichen aber lohnenden Ge-
winn alljährlich verschaffen.
Dieß ganze Thal bildet übrigens eine einzige Pfarre;
und diese besteht aus dem einzigen 1 Stunde langen Dorfe
Gösau/ Gosach oder Gosa/ am gleichnahmigen Bache/
das von lg4 auf den Hügeln umher zerstreuten/ meistens
von Holz/ doch gutgebauten Häusern gebildet/ von 301
Wohnparteyen oder 1272 Seelen bewohnt ist/ worunter
Il60 Protestanten gezählt werden. >— Es scheint/ daß alle
diese Wohnungen anfangs nur Alpenhütten waren/ und erst
späterhin zu kleinen Bauerngütern erwuchsen/ welche Muth-
maßung dadurch gerechtferriget wird, daß dieses Gosauthal/
in Hägens deutscher Chronik von Oesterreich/ (bey Hieron.
Pez/ part. I. Fol. 1128) nur das „Kühtha l" genannt
wird.
Die Bewohner dieses Thales/ gewöhnlich die G 0 s a-
ner betitelt/ sind übrigens nervigte kernfeste Leute/ bey ih-
rer einfachen Kost und Kleidung zufrieden und wenig be-
kümmert um das Thun und Treiben der übrigen Welt. Fleiß
und Emsigkeit in ihrem Erwerbe/ gegenseitige Aushülfe bey
Geldmangel Einzelner durch Zusammentritt Mehrerer/'gegen-
seitiger Religionsfriede und Gefälligkeit/ zeichnen die Be-
wohner dieses stillen Thales vorzüglich aus» Alles kann hier
lesen, schreiben und rechnen; und obwohl sich verschiedene
Glaubensgenossen berühren/ so bemerkt man doch nichts als
gegenseitiges Wohlwollen. — Einige aus ihnen ernähren
sich durch die obenerwähnten Schleifsteinbrüche/ durch Vieh-
und besonders Pferdezucht; die Meisten aber durch die Ar-
beiten bey den kaiserl. Salinen/ und sind entweder Berg-
oder Holzknechte.
Da wir solcher Holzknechte schon öfters erwähnten:
so wird es nicht unangenehm seyn, etwas Näheres von ihrer
Beschäftigung und Verfassung beyzufügen. — Diese Holz-
knechte sind in Rotten eingetheilt'/ deren jede ihren Vorgän-
ger und Meister hat. Die k. k. Verwesämter weisen zur gehö-
rigen Zeit jeder Rotte einen Waldbezirk an/ und unterhan-
deln mit selben, uin welchen Preis sie die ausgemessene Wal-
dung fällen, und das Holz auf den bestimmten Platz schaffen
wollen. Ist der Vertrag von beyden Theilen durch die Meister
geschloffen: so fängt auch alsobald die zu leistende Arbeit an.
Jeder Holzknecht bekömmt seinen Taglohn von dem Pacht-
schilling; und was übrig bleibt, wird dann unter die Rotte
vertheilt. Deßwegen treibt auch Einer den Andern zum ange-
strengtesten Fleiße, die Knechte beginnen ihre schwere und ge-
fährliche Arbeit am frühesten Morgen, und setzen sie fort, un-
ermüdet bis in die sinkende Nacht, nur damit sie früher die
bedungene Arbeit vollenden, und also mehr zur Theilung be-
kommen. — Haben sie endlich den Waldbezirk abgeschwendet,
so bringen sie das Holz auf einen Haufen zusammen, und
bauen unterdessen lange Risen, d. i. hölzerne Canäle, in
welche das geschlagene Holz zum weitern Transporte gelegt
wird, und die von dem Holzschlage bis zum bestimmten Auf-
satzplatze hinreichen, wenn auch gleich die Entfernung biswei-
len zwey und drey Stunden beträgt, oder die Rise über Berg
und Thal gebauet werden muß. Kaum bricht dann das kalte
Wetter ein, welche die Rise eisig und schlüpfrig macht, so
werfen die Holzknechte die großen Scheiter und Blöcke hin-
ein , und lassen sie auf den bestimmten Platz hinunterrollen.
— Das Risengebäude, die wachsende Schnelligkeit der her-
218
abrollenden Holzstämme, das Getöse dieses donnerähnlichen
Gerolles, alles erregt Staunen und grause Bewunderung.
Nur darf man der Rise, wenn eben getrifftert wird, nicht zu
nahekommen, indem es nicht selten geschieht, daß einzelne
Blöcke aus der^Rise springen, und dann leicht dem zu ge-
nauen Beobachter Gefahr bringen könnten.. — Diese Beschaf-
fenheit und Verfassung der Holzknechte findet sich nicht allein
in der Gosach, sondern im ganzen Salzkammergute.
Die vornehmsten Gosauer sind gegenwärtig ein Chirurg,
ein paar Wirthe, ein Bäckermeister und ein Metzger, der
aber das ganze Jahr fast nichts als Böcke und Hammelfleisch
schlachtet. Das Commiffariat führt ihre Herrschaft Wilden-
stein. Da der größte Theil dieser Pfarrbewohner zur augs-
burgischen Religion sich bekennet, so haben sie hier ein eige-
nes Beth Haus, das am 12. July 1784 entstand, ein
Pastorat und ihre abgesonderte Schule. — Die Katho-
liken machen, selbst daö Mauthpersonal mit eingeschlossen,
nur 112 Seelen.
Die katholische Pfarrkirche liegt fast im Mittel-
puncte der Pfarre auf einer Anhöhe, nicht weit von der.Stra-
ße, welche sich aus der salzburgischen Pfarre Abtenau an den
Hallstättersee hinzieht. Sie ist gegenwärtig zur Verehrung
des heil. Sebastians eingeweiht. — Der Pfarrhof
nahe an der Kirche, wurde erst in neuerer Zeit auf kaiserliche
Kosten neu erbauet. Hierzu gehört eine kleine Meyerschaft,
sammt einer Alpe „am Geschütte," die jeder Pfarrer nebst
andern Einkünften aus dem k. k. Aerario, genießet. Dieser
könnte freylich in philosophischer, ungestörter Ruhe hier le-
ben; doch die öfters ihn treffenden Krankenbesuche in den be-
nachbarten Abtenauer- Gebirgen, geben ihn zu Zeiten gar
viel zu schaffen. — Die katholische Schule wird nur
von 16 Kindern besucht, die aber alle mit dem möglichsten
Fleiße hier unterrichtet werden.
Die Gosauer unterscheiden sich von allen Kammergüt-
le-rn, noch gegenwärtig durch ihre Kleidung, durch ihre Mund-
219
art und ihren besondern -Accent/ indem sie vorzüglich den Vo-
cal e zu erheben und scharfer auszusprechen gewohnt sind.
Sie geben durch alles dieses noch jetzt zu erkennen/ daß sie
nicht von den Bojern, sondern von den Rhätiern herstam-
wen, welche einst das'salzburgische Gebirg besetzt hatten. Doch
ist unbekannt/ wann diese Ln das Gosauthal herüber wander-
ten/ oder ob diese Wanderung nicht bloß einzeln geschehen
sey. —
Dieß ganze Gosauthal/ anfangs blos aus einigen
Alpen bestehend, bey Hieron. Pez das Kuhthal/ und noch
im 16. Jahrhunderte auch das K.üchenthal genannt/ ein
wahres Bild der herrlichen Schweiz voll Vegetation und Le-
ben / gehörte zum Gebiethe deS Erzstiftes Salzburg;
denn Erzbischof Eberhart II. von Salzburg/ ein Edler
von Truchsen, (nach Koch: Sternfeld aber/ aus dem Hause
Alt-Regensberg in Schwaben) schenkte dem dortigen Bene-
diktinerkloster St. Peter i. I. 1231 den Wald in der
„G o fach" a), welcher aber in der Folge so sehr gelichtet
wurde, daß nur mehr am „Geschürte" ein Theil davon ste-
hen blieb. (Metzger: Histor. Salisb. Tom. IV. cap. 21*
fol. 421.)
Herzog A lb r echt I. von Oesterreich, ließ auf österrei-
chischem Grunde und Boden k. I. 1292 einen Salzberg
eröffnen, dessen benützte Quelle, Erzbischof Conrad IV.
von Praitenfurt und Fonstorff für einen Ausfluß seines im
Küchenthale (oder Gosauthate, wo noch jetzt eine unbedeu-
tende Salzquelle aus dem Satzgebirge von Hallstatt hervor-
stießt)/ an den Gränzen zwischen Oesterreich und Salzburg
gelegenen Salzbergwerkes ansah, und daher i. I. 1295 zer-
störte. Albrecht mußte nach einem langen und blutigen Kriege
endlich nachgeben, und sich i. I. 1297 mit Conrad dahin ver-
gleichen, daß er fernerhin in der „G o sa" kein Salz mehr
a) Siehe auch: Kirchliche Topographie 8. Theil: Darstellung
der Stadt Salzburg und des dortigen Benediktinerstiftes Sl
Peter. Wien 1829. pag. 137
220
sieben wolle, wofür aber der Erzbischof 3000 Mark Silber
bezahlen/ und einige Güter und Rechte dem Herzoge abtre-
ten mußte a).
Bisher fand sich noch nicht die mindeste Spür/ ob das
Gosachthal damahls bewohnet oder angebauet war/ und noch
weniger/ ob es schon eine Pfarre hatte. Das beständige Still-
schweigen von diesem Orte, und selbst der Umstand, daß da-
mahls, als sich i. I. 1434 die Pfarr - Vicarien von Aussee,
Hallstatt und Goyßarn reversiren mußten, alljährlich drey-
mahl in Traunkirchen zu erscheinen, und dort ihrem Haupt-
pfarrer zu assistiren, noch gar keine Meldung eines Pfarr-
vicars in der Gosach geschieht: spricht ganz dafür, daß
damahls noch wenige Leute, und noch weniger eine eigene
Pfarre, in diesem abgeschiedenen Thäte zu finden waren.
Wahrscheinlich wurde das Gosauthal, welches früher
(wie bekannt) zu Salzburg gehörte, erst i. I. 1505 den
österreichischen Besitzungen einverleibt, indem da-
mahls auch die Herrschaft Wildeneck und das Stift Mondsee
von den bayerischen Herzogen Albrecht und Wolfgang für die
zu ihrem Besten aufgewendeten Kriegskosten an Kaiser Ma-
ximilian 1. übergeben wurden. (Chron. Lunael. pag. 286.)
Durch diese Uebergabe, und den vermehrten Satzerzeug
mögen die hiesigen Ansiedelungen bedeutender geworden seyn,
ja sogar den Bau einer neuen Kirche benöthiget ha-
ben. Zwar stand schon, laut eines alten Bruderschaftsbuches
v. I. 1700, dessen Daten Herr Caspar Schiendorfer von
hier, gefälligst mittheilte, viel früher in dem Gosathale, auf
dem sogenannten Kirchbühel eine alte Kirche, welche den
heil. Apostel I ac ob zum Patron gehabt hatte, allein sie
war spurlos verschwunden. Das jetzige Gotteshaus soll
daher um d. I. 1500 sub titulo des heil. Sebastian erbauet
worden, doch aber nur eine Zukirche oder Filiale der
Pfarre Hallstatt gewesen seyn, bey welcher bis zum
ñ) Hormayrs Archiv. Hl. Jahrgang. NI. Stück. fol. 117. —
So citirt Weißbacher in seinem Manuscript.
221
Jahre 1541 kein beständiger Geistlicher angestellt war/ und
die in der Folge für das zu ihrer Gründung verliehene I u si k-
herrn-Recht/ jährlich 11 Pfund Pfenninge zu fordern
hatte. — >
Wenn alten Sagen zu trauen ist, so haben sich
viele lutherische Rebellen, welche den Erzbischof
Matthäus Lang von Salzburg, i. I. 1525 auf seiner
Feste Hohensalzburg belagerten, und erst i. I. 1526 gänzlich
zur Ruhe gebracht wurden, hierher in die Gosa,u geflüchtet,
um. der gerechten Strafe und der schuldigen Lahlung der
Kriegskosten hierdurch zu entgehen. Hier wurden sie ohneUn-
terschied aufgenommen, weil man nicht Leute genug für die
aufblühenden Satzwerke fand. Allein diese steckten nur zu
bald mit ihren Grundsätzen die benachbarten Pfarreyen an/
und je mehr dieses Völklein von Jahr zu Jahr anwuchs, de-
sto mehr wurde die Nothwendigkeit klar, den unter ihnen be-
findlichen Katholiken einen eigenen Seelsorger zu ge-
ben, damit sie unter den Händen der neuen Bauernlehrer
nicht ganz verwilderten.
Im Jahre 1541 wurde hgher ein von Siegmund
Wilfing, Purgmann zu Hallstatt (ch 14H8) auf den Altar
des heil. Sebastian zu Hallstatt gestiftetes Bene fici um,
von dort in die Gosach auf die damahlige St. S ebastians-
kapelle übertragen, damit ein besonderer Geistlicher davon
erhalten würde, welchem nebstbey zur besseren Unterhaltung
i. I. 1544 von der Herrschaft Wildenstein, ein Grund oder
Freystift beygegeben wurde.----Doch beginnt das bekannte
Nahmensverzeichniß der hiesigen Seelsorger, und ihre ge-
führten Pfarrbücher erst mit dem Jahre 1617.
Erst in neueren Zeiten wurde (wie schon gesagt) der
Pfarrhof sammt einem Schulhause, auf Kosten des Staars-
Aerars hergestellt; und einem jeweiligen Pfarrer und Schul-
lehrer, einige noch freye Grundstücke sammt einem Gehalte
aus den Salzgefällen angewiesen. — Der Salz fertig er I o-
hann Sollinger von Hallstatt (das Bruderschaftsdjlch
spricht von zwey Schwestern), gründete i. I. 1775 hier ei-
222
nen 'Calv arkenberg, nachdem schon i. Z. 1750 ein
B eneficiu m allhier gestifter ward.
Mit diesem Beneficiu m hatte es folgende Bewandt-
niß: Eine fromme Frau Theresia Em merentia von
Glanz hatte mittelst Testament de dato Abs den 2. April
1744 für das Salzkammergüt ein Beneficium gestiftet. Ver-
mag Resolution der hohen Hofstelle vom 2. April 1750 wur-
de Gosau damit beglücket, und vom Salinen-Aerar das li-
quide Stiftungs-Capital pr. 5300 si. auf immerwährende Zei-
ten eingelöset, mit der Zusicherung eines jährlichen Zuschus-
ses von 35 Gulden in Geld oder in Naturalien, um den
Jahresgehalt des Beneficiaten, d. i. 3OO Gulden vollzählig
zu machen.
Mit hohem Regierungsdecrete vom 30. August 1785,
wurde gedachtes Beneficium mit seinen Einkünften in der Ei-
genschaft' einer B e n efi ci a t - C o o p e r at ur nach Eben-
see übertragen, und i. I. 1788 daselbst besetzet.
Was die Gosauer mit ihrem Pfarrer i. J. l626 anfin-
gen, das wurde schon bey der Beschreibung von Jschel ge-
meldet. Nachdem sie jedoch keine Hoffnung mehr hatten, ei-
nen evangelischen Pastor bey'sich zu erhalten, oder nach ih-
rem'eigenen Gedünken zu lebeu: so halfen sie sich, so lange
durch mannigfaltige Künste religiöser Verstellung , bis endlich
Kaiser Joseph II. die alten Gesetze gegen die Protestanten
aufhob, ant 11. Juny 1781 allgemeine Duldung ein-
führte, und auch hier im Gosauthale die freyeAusübung des
evangelischen Cultus gestattete. ' *
Samt Wolfgang am Abersee.
Dieses St. Wolfgang liegt nicht mehr im Satzkam-
mergute, sondern am östlichen Gestade des Abersees a),
gehört aber demungeachtet noch zum Decanate Altmünster.
a) Dieser See hat dreyerley Nahmeu. Dort, wo an demselben
das Pfleggericht und Dorf St. Gilgen liegt, heißt er ins-
223
Wenn man aus dem Gosauthale nach St. Wolftzang
will/ ist es nicht nöthig durch das Salzkam mergut zurück zu
reisen; binnen 4 Stunden kann man über die Gebirge, am
Strobl, einem salzburgischen Orte, welcher am Ende des
Abersees liegt, eintreffen, und dort mit Hülfe eines Nachens
oder Einbaumleins schnell nach St. Wolfgang hinüber fahren.
Diese Einbäumlein sind ausgehöhlte und zugehauene
Bäume, fast wie Backtröge, jedoch so schmal, daß nur eine
Person rückwärts der folgenden sitzen kann.
Hat man endlich gelandet, so ist man auch schon im
Mar kte, welcher seinen Nahmen, ja sein ganzes Daseyn,
nur dem, frommen Bischöfe St. Wolfgang von Regens-
burg verdanket. Bevor dieser heil. Mann hierher kam, war
noch die ganze Pfarre eine bloße Wildniß, die, nach Eini-
gen, schon Herzog Utilo II. von Bauern, seinem von ihm
gestifteten Kloster Mondsee, i. I. 748 geschenkt haben
soll; König Ludwig der II. aber, zugenannt der From-
me, i. I. 829 laut einer eigenen Schenkungsurkunde, aus-
gestellt zu Ranstorff oder Runtesdorff (Rannshofen), diesem
Kloster abet'mahls übergeben hatte, wornach dasselbe einen
Bezirk am Abersee vom Ursprünge des Zinkenbaches
bis zum Dindlbache, und zu jenem Platze, wo die Jschel in
die Traun fließt, erhielt. (Chron. Lunael. pag.,70.) Die-
ser District macht noch gegenwärtig den Bezirk der Staats-
herrschaft St. Wolfgang aus; und schon 748 wurden die
Zschel, der Zinkenbach und Weiffenbach, in der Stiftungs-
urkunde des Benediktinerklosters Mondsee, als Gränzpuncte
davon genannt. (Ltiron. Lun. pag. 4.)
Als aber i. I. 831 der nähmliche König Ludwig II. auf
Bitten seiner Gemahlinn Heyma ihr das Frauenkloster Ober-
münster zu Regensburg einräumte, welches vorher ein Ei-
gemein der Jllingersee. — Von dem fast in der Mitte
liegenden Marktflecken St. Wolfgang, führt er den Nahmen
Wolfgangersee; — beym Ausgange endlich am soge-
nannten Strobl, heißt er Abersee.
/
224
genthum der Bischöfe von Regensburg gewesen war: so ent-
schädigte er den damahligen Bischof Baturich daselbst mit
dem Kloster Mondsee und allen dessen Besitzungen/ wo-
durch denn auch diese Gegend in die Gewalt der Bischöfe
von Rege ns bürg kam, dieselbe bis auf das Jahr 1184
besaßen, in welchem Bischof Chuno II. von Regensburg,
diese ganze Waldgegend (Forestam) Abersee, dem Kloster
und dessen 32 Abte Heinrich II. endlich wieder feyerlich zu-
rückstellte 3).
Schon damahls war dieser Landstrich nimmermehr öde
und unbewohnt; denn als i. I. 843 zwischen dem Erzbischöfe
Luitprand (Luiphrammum) von Salzburg, und dem
obgenannten Bischöfe Baturich von Regensburg, eine Un-
einigkeit entstand über die Jagdbarkeit und Fischerey am Aber-
see (Apirinesseo) und den übrigen Orten: so führte der
Erzbischof, und Graf Nordperht 16 Zeugen nahmentlich auf,
welche in diesem Gau herum wohnten, der ganzen Gegend
kundig waren, und die Gränzen bis auf den Gipfel des Schaf-
berges (Skafesperc) genau bestimmen konnten. Deutlich
folgt also hieraus, daß schon im 9. Jahrhunderte diese Pfarr-
gegend bewohnt war, wenn auch gleich die damahlige Be-
völkerung mit der jetzigen, in keinen Vergleich treten könnte.
(Chron. Lunaei. pag. 78.)
Einer von Regensburgs Bischöfen, welche das Kloster
Mondsee und noch die hiesige Gegend besaßen, war auch der
heil. Wolfgang (fälschlich ein Graf von Pullingen ge-
nannt, deren Nahme erst 200 Jahre Mch dem heil. Wolf-
gang erscheinet). Im Jahre 972 zum Bischöfe von Regens-
burg erwählt, und von Erzbischof Friedrich von Salzburg
hierzu geweiht, hatte er durch strenge Erfüllung seines bi-
a) Ein früherer Befehl Kaiser Heinrichs 11. des Heiligen, um
1005, und Kaiser Heinrichs IV. v. I. 1101, daß obige Bi-
schöfe dem Kloster Mondsee, alles Abgenommene zurückstel-
len sollten, war bisher unbeachtet geblieben; oder wenigstens
nicht in voller Ausdehnung befolget worden. (Chron. Lun.
pag. 108 und 113.)
225
schöflichen Berufes, durch Verachtung zeitlicher Hoheit, durch
immerwährende Ausübung thätiger Menschenliebe, und durch
die sorgfältigste Erziehung der ihm anvertrauten Fürstensöhne,
solch' einen himmlischen heiligen Ruf sich erworben, daß er,
der die Demuth und Bescheidenheit selbst war, und weltliche
Hoheit gerne entbehrte, nicht aus politischen Absichten (wie
Weißbachers Manuscript und Lory in seiner bayerischen Ge-
schichte vermuthet), sondern um allen irdischen Lobeserhebun-
gen und Verehrungen zu entgehen, mit einem einzigen Lay-
bruder als Reisegefährten, heimlich i. I. 982 Regensburg ver-
ließ, sich in eine dem Kloster Mondsee nahe Einöde auf
dem Falkensteine flüchtete, und dort als Einsiedler nur
Gott und dem Himmelreiche le'bte. Eine Hohle war jetzt seine
und des Gefährten heilige Wohnung, ein Stein sein Altar,
die einfachste Speise dort ihre Nahrung. Lange suchten Bey-
de um Wasser vergebens, viele Tage fanden sie keines. End-
lich trafen sie unvermuthet auf einen Ort, der mit Wasser-
pflanzen bewachsen war. Hastig räumten sie die Steine hin-
weg, und trafen nun eine frische Quelle, welche noch heuti-
ges Tages aus dem Felsen hervorsprudelt, und manchen er-
müdeten Wanderer labt. — Mit innigster Rührung dankten
die beyden Einsiedler jetzt Gott, gewannen die Einsamkeit,
immer mehr lieb, und fingen jetzt an, theils durch Gebeth,
theils durch Handarbeit dieselbe sich zu versüßen.
Bey einem schrecklichen Ungewitter, während welchem
der Heilige von seiner Höhle entfernt, sich unter einen Felsen
flüchtete , gerieth sein bisheriger Gefährte ganz in Verlust,
war nicht mehr zu finden, nicht mehr zu erblicken. Diese uu-
vermuthete Trennung zwang den armen verlassenen Bischof,
sich jetzt eine andere Wohnung zu suchen, um sich der Gesell-
schaft der Menschen mehr anzuschließen. Ec ging demnach mir
einer kleinen Hacke den Weg sich zu bahnen, von dem Falken-
berge hinab in das Thal, und traf an den See einen
Felsen, welcher ihm alsogleich so wohl gefiel, daß er sich hr>r
eine Klause mit einer Kapelle zu erbauen beschloß. Dort ließ.
er zum Zeichen sein Häcklern zurück. n
Attmünster. 15
Bald fügte eS sich / daß einige Landleute herzukamen/
welchen er seinen Entschluß offenbarte. Diese halfen ihm
dann / sowohl die Klause, als auch, die Kapelle er-
bauen, welche er endlich zurVerehrung des heil. Johann
des Täufers eingeweiht haben soll. Diese Klause ist
noch vorhanden, und jetzt mit Marmor ganz überzogen. Auch
die Kirche stand noch unversehrt i. I. 136g,-wie solches ein
Ablaßbrief, welchen Bischof Albert von Paffau am 18. July
desselben Jahres dieser ertheilte, hinlänglich beurkundet; doch
späterhin arng sie durch dreymahlige Feuersbrünste zu Grun-
de. — Die Klause führt die sonderbare Aufschrift:
Striixerat äediculam Mandrita Lupambulus islam.
Hier lebte nun der fromme Einsiedler unbekannt und in
tieier Abgeschiedenheit, unterwies die rohen Bewohner, die
zufällig bis zu ihm drangen, im Worte Gottes, gab ihnen
Trost in ihren Leiden, und munterte sie auf zu einem gottse-
ligen Leben. — So verharrte der heilige Bischof 5 Jahre
lang verborgen, im Dienste des Herrn. Da kam eines Tages
ein Jäger zur Klause St. Wolfgangs, erkannte seinen einst-
mahligen Oberhirten, ging eiligst nach Regensburg zurück,
und zeigte des hart entbehrten Bischofes Aufenthalt an. Kaum
horten die Bürger von Regensburg wo sich ihr geliebter See-
lenhirte befände, so schickten sie unter dem Geleite des Jä-
gers die Ansehnlichsten aus ihnen ab, um ihn zu bitten, zu
seiner verwaisten Herde zurück zu kehren. — Doch wie er-
schraken sie, als sie jetzt das abgehärmte Angesicht ihres heit.
Bischofs erblickten! Bitterlich fingen Alle zu weinen an, fie-
len ihm zu Füßen , und ließen nicht ab, so lange um seine
Fortreise zu bitten, bis er endlich seine Verheißung gab,
mit ihnen zurück zu kehren. — Was dachten aber jetzt die
W a l d b e w o h n e r, welche um seine Klause sich angesiedelt,
so viele der liebevollsten Lehren und Ermahnungen von ihm
gehört, und 5 Jahre lang ihren eigenen Grundherrn in ihrer
Mitte gehabt chatten, ohne ihn zu erkennen? — Ach! ihr
ganzes E>erz wandte im Leibe sich um; sie konnten, sie woll-
ten ihn auf keine Weise verlassen ; sie folgten eine weite
227
Strecke auf dem Wege ihm nach; ja, sie waren ihm bis Re-
gensburg nachgefolgt, wenn er sie nicht mit väterlichem Ern-
ste um ihre Rückkehr gebethen, und sie mit seinem Segen
entlassen hatte. — Dieß ist die Legende von der Ka-
pelle oder Klause, die sich umwandte und dem heiligen
Manne nachfolgen wollte. Die folgenden Zeiten haben die
bildlichen Vorstellungen der alteren nicht mehr verstanden,
alles nach dem trockenen Buchstaben genommen, und die na»
türlichsten Erscheinungen ¿1: Wunderwerke gestempelt, zu-
mahl da sie sich keine Heiligkeit ohne Wunder denken konn-
ten. Es ist Bestätigung für das Gesagte, daß die römischen
Päpste dergleichen Wunderwerke, die Wolfgang auf dem Fal-
kensteine, oder hier am Abersee gewirkt haben soll, nie für
echt erkannten, und auch in seine Lebensgeschichte nicht ein-
schalten ließen.
Der heilige Bischof wurde unterdessen i. I. 987 mit all-
gemeiner Freude und Ehrerbiethung zu Regens bürg em-
pfangen, und in seine Residenz eingeführt, wo er noch durch
sieben Jahre seinem Kirchensprengel mit größter Sorgfalt vor-
gestanden, und sich als einen besonderen Vater der Armen er-
zeiget hatte. Im Jahre 994 beschloß er in Geschäften eine
Reise auf die bischöflichen Güter bey Pöchlarn in Unteröster-
reich zu unternehmen. Er stieg demnach zu Schiffe, fuhr ei-
nige Tage auf der Donau herab, erkrankte aber an einem
heftigen Fieber, weßwegen er sich zu Pupping im Lande
ob der Enns an das Land setzen, und in die dortige Kapelle
des heit. Othmars tragen ließ, wo er, nach empfangenen
heil. Sacramenten, an den Stufen des Altares seinen seli-
gen Geist aufgab. Sein heiliger Leichnam wurde alsobald
durch die Sorgfalt Erzbischofs Hartwich von Salzburg, und
dem eben anwesenden Präses der Provinz Aribo, zu Schiffe
nach Regensburg zurückgeführt, sein Tod überall betrauert,
und der Ruf seiner Heiligkeit durch ganz Deutschland ausge-
breitet.
Dieß ward bald die Ursache, daß eine Menge Leute von
hohen und niedern Ständen an den Ab e rsee wallten, um die
15 *
m
Denkmahle der Einsamkeit des frommen, unvergeßlichen Bi-
schofes zu besuchen, und an diesen Stätten heiliger Erinne-
rung, Gott durch die Fürbitte Wolfgangs um allerley Gna-
den anzuflehen. — Noch hoher aber stieg dieser Eifer der
Gläubigen, als der römische Papst Leo IX. i. I. 1052 nach
Regensburg kam, den Lebenswandel des seligen Bischofes un-
tersuchte, und ihn dann, nach dem allgemeinen Wunsche deö
Volkes, in die Zahl der Heiligen setzte.
Dadurch ward die Verehrung des heil. Bischofes
Woltgang allgemein, und der Zulauf auf den Falkenstein
und zu seiner hiesigen Klause am Abersee, größer den vorher.
Bald fanden sich jetzt auch Leute, die, auf ihren eigenen
Nutzen bedacht, neben dem Johanneskirchlein des heil. Wolf-
gangs, das Gestrippe und die Waldungen ausreuteten, den
Boden herum urbar machten, Felder und Wiesen in dieser
Gegend anlegten, eigene Häuser erbauten, um die sich
allmählich mehrenden Wallfahrter zu bewirthen, und
hierdurch das Aufblühen eines neuen Ortes beschleunig-
ten. Bald sahen auch die Aebte von Mondsee, oder eigentlich
die das Kloster noch immer beherrschenden Bischöfe von Re-
gensburg, daß ihnen diese Wallfahrten nach dem Abersee kei-
nen Schaden brachten, und suchten sie daher nach Kräften zu
fördern. — Sie ließen den aufblühenden Ort, „St. Wolf-
gang" nennen; sie erbauten eine zweyte und größere
Kirche, die sie zu Ehren des heiligen Wolfgangs ein-
weihen ließen; sie stellten dabey mehrere Priester an,
um die frommen Wünsche der Pilger zu befriedigen; sie rich-
teten dort eine Bruderschaft unter dem Schirme des heit.
Wolfgangs auf; sie bewarben sich um Ablässe für Diejeni-
gen, welche zur Erhaltung der neuerbauten Kirche, freywil-
lige Opfergahen spenden würden; ja sie betrieben die feyerli-
chen Andachtsübungen allhier so sehr, daß die sonst geräumige
Kirche den Zulauf der Gläubigen von allen herumliegenden
Orten, oftmahls nicht fassen konnte. — Papst Martin V.
erlaubte demnach i. I. 1428, daß man den Gottesdienst auch
229
außer der Kirche/ jedoch auf einem befreyten und schick-
lichen Orte/ und auf einem Tragaltare verrichten durste.
Gleich im folgenden Jahre geschah aber das Unglück/
daß die Kirche sammt dem damahligen ganzen Dorfe, zum
ersten Mahle durch eine Feuersbrunst verwüstet wurde.
Der damahlige Abt von Mondsee Simon Neichlin (1420
f 1463) ließ dieKirche gleich darauf herrlicher als vorher auf-
bauen, und unterstützte auch die Einwohner des Dorfes, daß
sie ihre Häuser aus der Asche wieder errichten konnten. Nichts
desto weniger entspann sich bald darauf ein Prozeß zwischen
der dortigen Bürgerschaft und dem Kloster, welcher den Han-
del mit dem hiesigen Opfer wachse betraf. Herzog Hein-
rich, Pfalzgras am Rhein und Herzog von Bayern, sprach
i. I. 1431 dem Kloster hierin den Sieg zu, weit es erwiesen
war, daß diese Opfergaben nur zum Nutzen der Kirche, und
mithin auch zum Nutzen des hiesigen Ortes, welchen er erst
vor Kurzem, unter dem Schirme des Klosters zu einem
Markte erhoben hatte, und der hauptsächlich von Wall-
fahrten lebte, verwendet wurden.
Simons Nachfolger, Abt Benedikt Eck von P i-
burg, eiferte nicht minder die Kirche zu St. Wolfgang zu
verschönern. Er baute um den Hochaltar einen sehr geräumi-
gen Chor, weil er vielleicht im Sinne hatte, ein Prio-
rat in St. Wolfgang hier zu errichten; und Bischof Ulrich
von Passau weihte denselben sammt mehreren Altären i. I.
1477 feyerlich ein, indem er zugleich das Kirchweihfest auf
den Dreyeinigkeits- Sonntag festsetzte.
Kaum verflossen hierauf drey Jahre: so brannte die-
ser Markt i. I. 1480 das zweyte Mahl ab. Das Feuer er-
griff auch das Kirchendach, schlug in dieKirche hinein, und
scheint auch den Hochaltar verwüstet zu haben, da Abt Be-
nedikt von Mondsee nebst der augenblicklichen Wiederherstel-
lung des Daches, auch ein neues Altarblatt aufrich-
ten ließ, welches die Jahrzahl 1481 enthält. —- Doch wurde
der größere Theil der Kirche, der Wuth jener verheerenden
Flammen entrissen. — Bald nach dieser Zeit, es war um
230
das Jahr 1499, wurde unter dem neuen Abte Wolfgang
Häberl, einem gebornen Mondseer (1499 1*1521), der
außer dem Markte Liegende Gottesacker, auf welchem
Fremde und Arme beerdiget wurden, erweitert, und eine
ganz neue Todten- oder Alle r-S eelenkapelle dabey er-
bauet, welche, gleich dem erweiterten Leichenhofe, und der
hiesigen Pfarrkirche St. Wolfgang „im Pyrg" von dem pas-
sauischen Weihbischofe Bernhard, i. I. 1504 eingeweiht
wurde.
Nun nahete endlich die Zeit, da Kaiser Maximilian
1. das Kloster Mondsee, mit all' seinen Herrschaften und
Gütern, folglich auch mir der Pfarre St. Wolfgang,
welche bisher noch immer unter bayerischer Landeshoheit stan-
den, für gehabte Kriegskosten (wie wir schon bey der Pfarre
Gosau andeuteten) i. I. 1505 andasErzhausOester-
reich brachte. Er kam selbst i. 1.1506nach St. Wolfgang,
und reiste von hieraus nach Mondsee, wo er vom Abte Wolf-
gang, den er gewöhnlich nur „seinen lieben Mönch" zu
nennen pflegte, und vom salzburgischen Erzbischöfe Leonhard,
ehrfurchtsvoll bewillkommt wurde. — Einige Jahre darnach,
nähmlich um d. I. 1514, wurde die hiesige Kirche vom
nähmlichen Abte moch mit Kupfer gedeckt und mehreren Glo-
cken gezieret. W^il aber schon i. I. 1523 Sturm und Erdbe-
ben das kupferne Dach dieser Kirche wieder zerstörten: so deck-
te es gleich darauf Abt JohannesHagen (1521 ch 1536),
durch die Freygebigkeit der damahligen Wallfahrter unter-
stützt, neuerdings mit Kupfer ein.
Jm'Jahre 1567 verlieh und bestätigte Kaiser Maxi-
milian 1l. dem Markte ein eigenes Wappen, welches
durch einen Schiffer anzudeuten scheint, daß die Bewohner
St. Wolfgangs schon ehedem das jetzt noch innehabende Ufer-
recht ausschließend besessen haben. Er gestattete ihnen noch
im nähmlichen Jahre auch das Recht eines freyen Jahr-
marktes am Catharinentage, gleich wie sie einen zweyten
am Pfingstdienstage hielten. Auch hatte der Markt früher eine
privilegirre Eisennied erläge, weil Urkunden beweisen.
231
daß dieseK Privilegium später aufgehoben/ und dem Markte
unter Erzherzog Ernest i. I. 1582 dafür ein „Pfund Fu-
der Mueß-Salz" jährlich gratis verliehen wurde/ wo-
für aber St. Wolfgang die sogenannte Pfandlbrücke
über dem Jschelfluß erhalten müsse, weßwegen diese Drücke
seit jener Zeit mit der Statue des heil. Wolfgangü gezieret
ist. — 1591 bestätigte Erzherzog Mathias die Schen-
kung. —
Gleich wie aber die leidige Religionsspaltung,
welche ganz Oesterreich mehr als hundert Jahre in Verwir-
rung setzte, lange Zeit keinen Eingang in die hiesige Pfarre
gefunden hatte: so wurde sie auch bald, nachdem sich selbe
sogar in die Alpen geschlichen hatte, durch den rastlosen Ei-
fer deS damahligen AbteS von Mondsee Johann Chri-
stophs Wasner (1592 — 1Ö1Ö) , wieder ganz unterdrü-
cket. Die Bürger und Einwohner von St. Wolfgang, Mond-
see und Wildeneck, ließen sich weder durch Schmeicheleyen
noch Drohungen von den rebellischen Nachbarn gewinnen,
sondern blieben mitten unter dem Aufruhre der protestantischen
Bauern der katholischen Religion, und ihrem rechtmäßigen
Landesfürsten stets treu und ergeben. Sie erbothen sich auch,
ihre Gränzen mit Zug und Wacht standhaft immerdar zu be-
schützen, und selbst ihres eigenen Vermögens hierbey nicht zu
schonen. Da sie nun ihre Verheißung erfüllten: so befahl
Herzog Maximilian von Bayern, als damahliger
Pfandinhaber von Oesterreich, cke dato München am 31.
October 1626, daß man sie mir keiner Einquartirung, noch
anderen Kriegslasten beschweren, sondern vielmehr auf alle
nur mögliche Weise beschirmen soll. '
Die übrigen Jahre flössen ruhig vorüber, wenn man an-
ders den Aufstand ausnimmr, welchen die Mondsee'-
schen Bauern i. I. 1659 wider das dortige Kloster un-
ternommen hatten. Da aber keineswegs bekannt ist, ob auch
die Bürger und Bauern von St. Wolfgang daran einen An-
theil hatten: so übergehen wir diese Begebenheit ohne weite-
rer Bemerkung, und erzählen desto lieber, daß Kaiser Leo-
232
pold I., während sein Wien i. I. 1683 von den Türken be-
lagert wurde^ von Passau einst auch nach St. Wolf-
gang kam, um sich und seine Monarchie der Vorbitte dieses
heil. Bischofs demüthigst zu empfehlen/ bey welcher Gelegen-
heit er von dem damahligen Prior von Mondsee P. Bene-
dikt Oeller, mit einer herrlichen Rede empfangen wurde.
Dorr horte er auch die freudige Nachricht/ daß die Türken
auf das Haupt geschlagen/ und von seiner Residenz vertrie-
ben seyen/ weßwegen er sich von St. Wolfgang alsobald auf-
machte, und geraden Weges nach Wien eilte/ um dem Herrn
der Heerschaaren seine feyerliche Danksagung zu erstatten.
Der damahlige Abc von Mondsee/ welcher die Ehre
hatte, an der Spitze seiner Ordensbrüder, den Kaiser zu
St. Wolfgang damahls zu empfangen, war der berühmte
MauruS Ober rascher (1683 ch 1697) der II. dieses
Nahmens, und der 70. Vorsteher des Klosters, welcher auch
den hiesigen Pfarrhof, den bereits der resignirte Abt Jo-
hann Christoph Wasner i. I. I6l6 für sich erbauet haben
sol!, i. I. 1690 abermahls neu erbauet und mit zwey Fron-
ten vergrößert hatte. — Sein unmittelbarer Nachfolger
Amandus Gobl (1698 ch 1723), zierte u I. 1706 die
hiesige St. Wolfgangs- Pfarrkirche mir drey neuen
Altaren und einer Kanzel, und ward abermahls ein großer
Beförderer der hiesigen Wallfahrt, als er i. I. 1713 zuerst
über die Klause des heil. Wolfgangs, eine neue Kapel-
le nebst einem Altare erbauen, — da aber auch, als er um
die nähmliche Zeit am Schwarzensee einen sehr schönen Mar-
morbruch fand, das Speisgitter bey dem Hochaltars, und in
den beyden Seitenka pellen, zwey neue Altäre von die-
sem Marmor errichten ließ.
Während der übrigen Jahre, ließ Abt Bernhard
Lidl (erwählt 1729) den hiesigen Pfarrthurm erhöhen und
erneuern, und i. I. 1745 zwey Altäre zu Ehren des heil.
Josephs und der heil. Anna, abermahls ganz neu errichten.
— Im Jahre 1768 bekam das Stift Mondsee die Vogtey
und Landgerichtsherrlichkeit über den Markt, welche früher
233
die Pfandherrschaft Wildeneck ausgeübt hatte. — Als aber
endlich daS verhängnißvolle Jahr 1787 herbey kam, trat eine
Veränderung der andern gleichsam auf die Ferse.
Die erste war/ daß das Benediktin erstift Mond-
see (das mehr alS 1000 Jahre erlebt hatte) vom Kaiser Jo-
seph N. aufgehoben, daS hiesige Pfarr - Vicariat St.
Wolfgang zu einer eigenen selbstständigen Pfarre
gemacht/ dabey aber seine Gründe und Zehente verlor/ weil
man diese als Klostergüter in den neuen Religionsfond warf/
und den nunmehrigen Pfarrer sammt seinem geistlichen Ge-
hülfen daraus besoldete. — Die zweyte war, daß die Herr-
schaft Mondsee, und also auch St. Wolfgang, zur Dotirung
des neu errichteten Linzer Bisthurns bestimmet, und
den Bischöfen dieses Kirchensprengets i. I. 1792 zu genießen
überlassen wurde. — Die dritte war, daß diese Herrschaft
den Bischöfen von Linz, gleich nach dem Tode des berühm-
ten Bischofes Joseph Anton Gall, i. I. 1807 wieder entzo-
gen, und als ein k. k. Cameralgut erkläret wurde. —
Die vierte endlich, daß die hiesige Herrschaft St. Wolfgang,
i. I. 1810 von . der Herrschaft Mondsee gänzlich getrennet
ward, indem erstere bey dem Erzhause Oesterreich
blieb; letztere aber der Krone Bayerns, nach dreyhundert
Jahren abernfahlä zugetheilt,mnd dem bayerischen Marschal-
le Fürsten von Wrede, im nähmlichen Jahre verliehen
wurde. •
Diese Pfarre liegt übrigens zwischen der Jschel und
dem Dindlbache. Beyde sondern', sie von dem salzburgischen
Gebiethe ab, .und selbst der Falkenste in, auf welchem der
heil. Bischof Wolfgang seine erste Zelle, aufschlug, gehöret
jetzt nicht mehr in diese Pfarre, sondern in. das salzburgische
Pfarr »Vicariat St. A'eg ydi. Lange Jahre war die dortige
Einsiedetey nebst der Kapelle, von einem Eremiten be-
wohnt, der von der Wohlthätigkeit der frommen, hierher
wallenden Pilgrime lebte, und.für selbe bethete; leider aber
auch ein paar Mahl von der Habsucht ruchloser Menschen be-
raubt wurde; nun aber ist diese Einsiedetey schon längere
234
Zeit leer, obschon in der Kapelle noch immer zu gewissen
Zeiten Gottesdienst gehalten wird. — Die Pfarre begreift
nicht allein den Markt mit 94 hohen gemauerten Häusern
und 559 Einwohnern/ sondern noch folgende neun Dör-
fer/ als: Aschau, Au/ Graben/ Minichsreith oder Mönchs-
reut/ Radau/ Rußbach/ Schwarzenbach/ Weinbach und
Windischhag/ welche zusammen gleichfalls^ 115 Häuser und
579 Seelen ausmachen/ wornach sich eine Pfarrmenge von
1138 Seelen ergibt/ welche jetzt unter ihrem eigenen Com-
missariate stehe»/ und durchaus der katholischen Religion zu-
gethan sind.
Der Pfarrhof/ welcher neben der Kirche liegt/ ist
freylich ein großes Gebäude/ um eine Felsenspitze gebaut/ die
man noch im Hofe sieht; aber so herrlich/ als manche Topo-
graphen ihn schildern/ ist er wahrlich auf keinerley Weise;
indem selbst die Anlage dieses Gebäudes/ dem hervorragenden
Felsen sich fügen mußte. — Abt Johann Christoph von
Mondsee soll (wie bereits erzählt) selben/ nach seiner
freywilligen Resignation i. I. 1Ö16 für sich erbauet/ und
noch 15 Jahre bewohnt haben. Abt Maurus hatte ihn i.
I. 1695 mit zwey Flügeln vergrößert; und Pirminius
Neureitter/ der v. I. 1757 bis 1771 hier Psarrvicar
war, die jetzt noch bestehende Prälatenwohnung/ und den
Gaststock/ als Schlußfronten des ganzen Quadrates/ zuge-
bauet. Der größere Theil hiervon ist jetzt als Herrschafts-
gebäude reservirt/ im Inneren durch ein eisernes Gitter
von einander geschieden/ von Außen mit separaten Eingän-
gen versehen. i
Hier sind auch zwey Schulen/ die eine im Mark-
te mir 111 Schülern/ welche schon seit undenklichen Zei-
ten besteht; die andere im Dorfe Ruß bach mit 76 Schü-
lern/ welche noch i. I. 1786 von dem Stifte Mondsee er-
bauet/ und mir einem Lehrer besetzt wurde.
Dem Freunde der Geschichte wird aber gewiß die hiesige
schöne Kirche mir ihren 11 Altäre»/ und der grosse me-
tallene Brunnen nächst selber, eben so merkwürdig
4
235
seyn, als die noch vorhandenen Reliquien und Denkmah-
le deS heit. Wolfgangs, den frommen, noch immer hierher-
pilgernden Bauern.
Der Eintritt in die große altgothische Kirche von ge-
hauenen Steinen, gebiethet Ehrfurcht. Vor allen erblickt
man im Vordergründe, den reich mit Gold verzierten, künst-
lich gebauten Hochaltars), eine heilige Augenweide für
jeden Kunstverehrer, sowohl wegen Sculptur und Fassung,
als Mahlerey. — Er ist von seltener, alterthümlicher Art,
wie wenige mehr bestehen; bildet ein stehendes Oblongum,
über welchem größere und kleinere Thürmchen, wis schlanke
Pyramiden, durchbrochen, und Statuen von Heiligen in sich
schließend, in einer Höhe hervorragen, daß das beste Auge
nicht Alles deutlich auffassen kann. Im Innern dieses Ob-
Ion gums ist gleichsam wie in einer Kapelle die Krönung
Mariens vorgestellt, und in zwey Seitennischen die zwey
Statuen des heil. Benedikts und Wolfgangs enthalten; den
Rand umschließt geschnitztes Weinlaub, in welchem der ganze
Stammbaum Christi vorgestellt ist. Ueber alles dieses hangen
geschnitzte Guirlanden herab, die feinste Arbeit dieser Art,
ganz in gothischer Kleeblattform. — Die Vergoldung ist
reich und echt; denn sie hat seit der Errichtung dieses Altares
I. 1479 durch die Zeit wenig gelitten. An den beyden
Rändern dieses Altarkastens sind Flügel angebracht, die
gleich Thüren den ganzen Altar verschließen können. Diese
Flügel sind nach der Quere in zwey Felder abgetheilt; 12
biblische Vorstellungen sind von einer Meisterhand darauf ge-
mahlt, und mit so dauerhaftem Colorit aufgetragen, daß seit
ihrer Vollendung i. I. 1481 unter Abt Benedikt Eck, die Son-
ne noch wenig daran gebleicht hat. Die Zeichnung ahmt die
Dürrerische Schule nach; und jedes Auge weilt gerne bey die-
sen alten Kunstgemahlden. Der Erbauer und Mahler dieses
Altares hieß Michael Pacher cke Prametz oder Prau-
a) Siehe hierüber auch Hormayrö Archiv vom Jahre 1622.
pag. 476.
236
m eck. —- Gewöhnlich sind die beyden Flügel dieses Altares
geschloffen, und nur an Festtagen dem andächtigen Volke ge-
öffnet.
Hinter diesem Hochaltars befindet sich noch der bewegli-
che Altarstein (Portatile) des heil. Wolfgangs, dessen sich
dieser fromme Bischof selbst zum heit. Meßopfer bedient hatte.
Er hat folgende sinnreiche Aufschrift:
Ut veteres referunt, saxum, quod conspicis, hocce
Sancti Wolfgangi Praesulis ara fuit.
Spectandum hoc Populo nostri posuere Parentes;
jNunc pia Posteritas laudat, honorat, amat;
Atque illud geminat supplex sua vota precesque,
Quod potuit summum flectere saepe Deum.
Noch werden nebst diesem Altarsteine, auch das Handbeil
deS Heiligen, dessen er sich einstens bediente, und das er
vom Falkensteine ins Thal am Abersee brachte; — dann der
Kelch dßs^heit. Bischofes aus Messing und Silber verferti-
get; ferner sein B isch o f sta b (Pastorale) aus Holz, dessen
oberer krummer Theil vom Abt Maurus zu Mondsee mit Sil-
ber und Gold gegiert wurde; — und endlich ein großes
Bein und die Zähne des heit. Wolfgangs, ehrerbiethigst
hier aufbewahrt, und dem gläubigen Volke vorgezeigt.
Gleich ober dem Hochaltäre befinden sich der B en edik-
tus- und St. Sebastiansaltar, beyde mit schönen
Marmorarbeiren und Bildern von Zanusi 1721. — Der
Kanzel gegenüber steht der Frauen altar; etwas vor-
wärts die G n a d e n k a p e l l e, die sich (der Tradition nach)
der heil. Wolfgang selbst erbaut haben soll. — Am Haupt-
pfeiler , auf welchem sich die drey Gewölbe der Kirche schlie-
ßen, sieht man den Doppel- oder St. Wolfgangs-
altar, mit Schnitzwerken und reichvergoldeter Fassung von
Guppenbichler 1676; rechts von diesem steht der Kreuz-
und Antonius altar, links der Joseph- und Anna-
altar, deren Altarblätter schön und fleißig, aber leider!
von unbekannten Künstlern gearbeitet sind. Lin langer
237
Chor mit einer lö Fuß hohen Orgel v. I. 1629/ schließt end-
lich die Kirche.
Nahe an dieser schönen großen Kirche, steht der alte
metallene Brunnen/ unter einem eigenen/ auf vier
Säulen ruhenden gedeckten Gewölbe/ der i. I. 1515 vom
Stadtbrunnenmeister „Lienhart R aunacher" in Passau,
künstlich gegossen wurde. Das auf einem Marmorpflaster ste-
hende zehnkantige Piédestal / und der untere Stengel/ das
große weite Wasserbecken/ die aus selben aufsteigende, zuerst
acht,- dann sechseckige Säule/ aus welcher in vier Röhren
das Wasser fließt/ und auf der der heil. Wolfgang im bischöf-
lichem Ornate/ mit dem Handbeil und der Kirche steht, ist
ganz aus Glockenmetall gegossen. Am Piédestal finb in 10
Feldern Basreliefs angebracht, in welchen ein paar Musikan-
ten, drey Paare Fechter, ein Hahnenkampf, und eine unter-
em em Baume schlafende weibliche Figur mit einem Blumen-
körbe, angebracht sind. — Unter dem Bassin ist in alter
Schrift erhaben zu lesen:
„Ich pin in den Eren Sanct Wolfgang gemacht,
„Abt Wolfgang Habrl zu ewensee hat mich betracht,
„zu nutz und zu frumen den armen pilligrumb,
„die nit haben Geld umb Wein,
„dye sollen per diesen waffer frellich sein.
„Anno dm. 1515 jar ist das werk voll Pracht, Gott sey globt."
Neben dieser Schrift sind vier Felder mit dem Mondseer-
Wappen, und der mir Buchstaben ausgedrückten Jahrzaht;
dann zwey Bandstreifen mit der alterhabenen Schrift:
„Gott hab uns all in seiner Acht,
„maisier Lienhart zu passaw hat mich gemacht;
„durch maister lienhart raunacher stat prunmaister tzu passaw."
Neben den aus Köpfen hervorragenden Ausflußrohren,
ist abermahls abwechselnd das Mondseer- Wappen und die
Jahrzahl angebracht. Vier Figuren in Nischen wechseln mit
aufrecht gewundenen Bändern ab. — Glücklich noch dem
Sturme der Zeit entrissen, verdiente dieser Brunnen geputzt,
und durch Zeichnung der Kunstwelt aufbewahret zu werden.
233
Da man die Pfarre St. Wolfgang von jeher für die an-
sehnlichste/aber auch für die schwierigste Gegend in dieser hielt:
so wurden vom Benediktinerktoster Mondsee/ immerdar sehr
rechtschaffene und verdiente Männer als hiesige Pfarrvi-
carien angestellt/ aus welchen Mehrere sogar zu Präla-
ten ihres Stiftes erwählet wurden» Die lateinische Chronik
des dortigen Klosters I. 1748 nennt Folgende:
P. Johannes Trenbeck, aus einem adelichen Ge-
schlechte/ der vorher Pfarrer in Mondsee/ dann zu St.
Wolfgang war, und als solcher zum 51. Abte seines Klosters
i. I. 1415 erwählet wurde. Starb an der Pest 1420.
P. Adalgarius Hölzl, welcher noch nicht einmahl
Pfarrvicar/ sondern erster Cooperator oder Primissarius
war, als er i. I. 1540 zum 57. Abte erwählet wurde. Er
starb schon 1543.
P. Sigksmundus Hochenkircher, ein Mann
von edler Geburt/ von großen Tugenden, einer besondern
Beredsamkeit und auffallender Körpergröße/ der seinem Vor-
gänger i. I. 1543 als 58. Abt nachfolgte./ und 1565 ver-
starb/ nachdem er bereits i. I. 1557 seine Wurde frey resig-
nirt/ und seinen Nachfolger auf hiesiger Pfarre
P. Jodokus Sedelmayr i. I. 1557/ auch zum
Nachfolger in der Prälatur/ und zum 5g. Abte erhalten
hatte. Dieser ward i. I. 1568 der Abtey Kremsmünster vor-
gesetzt/ und starb dort i. I. 1571.
P. Simon Rebiser/ von Landsperg in Bayern,
der i. I» 1652, nachdem er nach einander die Stelle eines
Stifrspriors, dann Professors der Philosophie zu Salzburg,
und eines Pfarrers zu St. Wolfgang würdig besorget hatte,
endlich zum 68. Abte von Mondsee erwählt, i. I. 1668 als
solcher sein thätiges Leben endigte.
P. Maurus Ob era sch er. Doctor der Sorbonne,
Professor der Weltweisheit und Gottesge'.ehrtheit zu Salz-
burg, dann Pfarrer zu St. Wolfgang, der als solcher i. I.
1683 zum 70. Abte seines Stiftes erwählt, als solcher i. I«
1ÖQ7 verstarb.
239
Endlich P. Gerardus Stadler, welcher, nachdem
er 30 Jahre die hiesige Pfarre besorgt hatte, i. I. 1723 zur
Prälatur von Mondsee berufen wurde, welche er aber nur bis
zum Jahre 1729 lebend verwaltete.
Unter den übrigen Pfarrern bemerken wir nur noch den
würdigen P. Pirmin ius R eurerLter, der zwischen den
Jahren 1757 und 1771, den großen Pfarrhof ganz ausbau-
te, und dann den ehrwürdigen P. Michael Neuhau-
ser, der die Pfarre schon übernahm, als sein Profeßkloster
noch bestanden hatte, und i. I. 1821 daö 50jährige Jubel-
fest seiner Priesterwürde feyerte. — Die Vervollkommnung
der Oekonomie, seine große Geschicklichkeit in mechanischen
Künsten, und endlich eine kleine auserwählte Bibliothek, mö-
gen ihn oft schadlos gehalten haben, für seine weite Entfer-
nung von den übrigen Pfarrbrüdern, und für die vielen ein-
samen Stunden an dieses großen Decanates gebirgigem Ende.
Dieser seither verstorbene Pfarrer, ließ an seinen ehemahli-
gen Mitbruder P. Bonifazius Bruckmayr zu Mond-
see, noch einen Pfarrer aus den Benediktinern zu Mondsee
zurück, der bereits volle 90 Jahre alt, doch gegenwärtig noch
an der Seelsorge Theil nimmt.
*240
Urkunden.
i.
Original-Transsumpt und Vidimus auf Pergament,
der Bestätigungs- und Freybriefe des Bene-
diktiner Nonnenklosters zu Traunkirchen, der-
wählen in dem Archive der k. k. böhmischen
Hofkanzley vorliegend. De dato Traunkirchen
den 17. December 1450.
<^Hn GoLtes Nahmen. Amen. Allen vnd jeden besonder gest«
lichen und weltlichen den dises hernach geschrieben offen
Tranßsumpt vnd Vidimus furkhombt sehen, hören oder lesen,
sey khundt vndt offenbar, das oft vnd menigermalen sich fü-
get vnd khombt, das von alter saumung vnd vnbesicht wegen,
die Stiftbrief, Freybrief, Bestettbrief vnd Handtvest, die
man geben, geaigent, gemacht vnd gestift hat, zu Bestet-
tung der Stift gerechtigkhait vnd Freyherr, oder über die gült
der Gotshäuser, die ewiglich beleiben füllen nach
Meinung der Stiftherrn die sy geben, vnd gestift
Haben, das die verderben, fawlen vnd Sigloß werden. Also
daß man die mainung der Brief nicht aigentlich vernemen
mag, vnd die Brief khraftlos werden, auch ob sollich gepre-
chen an denselben Briefen nit beschech, vnd doch der Brief
arner oder mehr nothbedurft wurdt fürzebringen, zu recht
oder tädtungen geistlich oder weltlich sich damit gescherm, wie
sich das fuegen möcht, vnd weirter über land fuehren muest,
so wer besorglich ob sollech Brief vndterwegen von llngewitter
vnd durch Wasser verdürben, oder an den Siegeln zerbro-
chen, oder genomen vndt vernicht möchten werden, darauß
*
241
alsdan großer Schaden der wierdtîgen Stift und dem Gotts-
hauß khomben vnd auferstehen möcht. Darumb dann die ehr-
würdige/ andächtig fraw Barbara Abtessins) zu Thraun-
khirchen im Paffawr Bistumb gelegen/ vnd der Convent da-
selbs gedacht vnd geordnet haben. Als man zällt von Christ
gebürt Vierzehenhundert vndimNewnvnd fünfzigstenJard),
deß Sibenten Nentjars der römischen Zall, die man in La-
tein nennet Indictio, am Sibenzehendtischen Tag des Mo-
nats Dezembris in dem Closter daselbs zu Thraunkhirchen in
der genannten Frawn Abbtessin gewohndtlicher Wohnung,
vnd in der Chtainstuben (Kammera)/ vnseks Haitligisten Vat-
ters vnd Herrn Herrn Pii deß namen der ander Pabst seines
Babstttmbs im andern Jar/ vnd sein wir Ulreich c) von
Gotts Gnaden, Ab dt zu Chrembs münster, Paffawer
Bistumbs, von der ehegenannten Frawn Barbara Abbtessin
vnd dem Convent des Chlosters zv Thraunkhirchen diemuerig-
lich gebeten worden, das wir derselb Abbtessin, Convent vnd
Gottshauß Privilégia vnd drief der Jnhaltung her-
nach geschrieben sindt, etlich in Latein, vnd der merere thait
in teutsch geschriben sindt, die Ihn vnd Iren Vorfordern
vnd Gottshauß weillendt von den Durchleuchtigisten Fürsten
vnd Herzogen ze Oesterreich vnd zu Steyer, vnd von den
aller vnüberwindtlichsten Rom. Khunigen vnd Khüniginn vnd
darnach Römischen Khaisern, vnd mit derselben Herrn Her-
zogen, Fürsten, Khunigen vnd Khüniginn vnd Khaisern
anhangendten Jnsigel vnd Maiestet an saiden schnieken, vnd
etlich Brief mit Iren aufgedruckten Jnsigeln gnädiglich geger
ben sind, erworben, erlangt vnd herbracht haben, vns all
vnd jed besonder vor dem offen Notari Khaiserliches GewaltS
vnd den Zeugen hernach im Endt des Tranßsumpts benennt
öffentlichen geantwurtt sein worden, dieselbe Brief inzerich-
ten in ain löblich offen formb vnd Tranßumpr zv
a) Barbara I. Stadtlerirm î cire. 1462.
!») 1^59.
c) Udalricus IV. Schoppenzaun, v. I. 1454 bis 1484.
Altmünster. 16
242
ziehen vmbzvschreiben (offert / vnd zemehr. ?llso das dasselb
Tran^umpt aufserhalb vnd innerhalb Rechtens - wo das fur-
khombt m'it sambt den Hauptbrief volligert Glauben vnd ganze
Chraft hab/ 'vnd das mit vnsern anhangenden Jnsigeln zv
khreftlgen. Derselben Privilegia vnd BriefinhalturtZ, vnd des
Ersten Privilegii ist also. (pag. 1 — 3.)
II.
Ego Ottackher a) Dei Gratia Dux Stiriensis. No-
tum facio Christi fidelibus ; Co enobiu m T j a u n-
k ir c h en hactenus summa pace et quiete usque ad
nostra tempora viguisse et nullius advocati ex-
actione vexatum fuisse, tum ex auctoritate privile-
gii, quod ijli contulit unus proavorum meorum Ot-
tackher Comes, tum ex clementia sequentium
principum fundatorum ipsius Coenobii, qui etiam ad-
vocatiam propria tenebant manu. Nam ut eCclesia illa
et familia advocatorum exactione careat, praedia ejus-
dem ecclesiae possidebant, sicut et ego hodieque pos-
sideo, et cui sane utilitatem dimisero duo praedia
Chemach, duo Pieutham, dimidiam curtem Tan-
ne cum hominibus attinentibus, ego vero adhuc sub
paedagogo positus, et ab iniquis consiliariis seductus
Arno 1 dum de Wortteiiburgk ministerialem
nostrum, vice nostra monasterio praedicto praeposui,
qui ob parvitatem nostram liberer abusus est justitia
ipsius loci, diversas exactiones exercens. Quapropter
fidelis Abbatissae ejusdem monasterii D i e mu dis b) ,
et Capellani nostri E b er h ardi, una congregatio-
nis et universae familiae flebili querimonia commoni-
tus, eundem Arnoldum cessare feci ab omni exactio-
ne, et priora jura prioris Privilegii confirmavi: insu-
a) Qttokar VI, spricht das Klofkev von jeder Bedruckung der
Schirmvogtey frey. — Gegeben bey Enns 1191.
L') Diemudls die dritte bekannte Aebtissiuu.
243
per judicio et consilio saniorum ministerialium meo-
rum subscriptis Iustitijs ampliavi scilicet; ne advoca-
to praedicti loci liceat alicui vim inferre, ne placi-
tum Abbatissae advocatus adeat nisi rogatus aut invi-
tatus, ut tribus vicibus in anno placitet, absque om-
ni exactione et lucro, ut Abbatissa officialem, quem
velit , et quando velit constituat et destituat, et si mi-
nisterialis ejusdem loci unum'de famulis occiderit com-
positioni cum advocato faciat sexaginta denariorum et
Ecclesiae hominem restituat; si silius ecclesiae ex alie-
na familia uxorem duxerit cum advocato sexaginta de-
nariorum componat, Abbatissa vero jus Ecclesiae ple-
narie exquirat, si autem de familia Styrensi matrimo-
nium contraxerit ullam vim utrobique patiantur, sed
filii et nobis et ecclesiae aeque dividuntur; ne Advo-
catus aliquem Abbatissae rebellem defendat aut tuea-
tur , st famulus famulum occiderit Advocato sexagin-
ta denariorum conferat, hominem vero Ecclesiae re-
stituat. Isti sunt, qui praedicta jura jurando confirma-
verunt: Gundakher de Styra, Otto de VolkenstorfF,
Pyllungus de Chircham, Richerus de Marchburckh,
Hartnidus de Ort, Heinricus de Gleinckli, Eber-
hardus Plebanus de Trunckirchen, Ger-
loch de Talhaiin , Engeschalcus, Hartungus de Pu-
chaim, Heinricus de Rylesheim. Isti sunt vero testes
quorum testimonio haec omnia roborata sunt. Horan-
dus de Wildonia, Ornoldus de Wortenburgkh, Du-
ringus silius Gundackher, Dietmarus Dapifer, Vlri-
cus de Ghyenmo, Hartungus de Hus, Engelstalcus
Hylinger, Hainricus de Stain, Hainricus de Salmans-
leith, Heinricus Porele, Vlricus de Patonan; et frater
ejus Engestalcus et alii quam plurcs. Nara ex prae-
dictis quatuor scilicet, Gundackher, Otitq, Horandus,
Pylingg Sacramento affirmaverunt, Conra dum de
Wolfseckh eandem advocatiam non ex beneficio,
sed ex gratia et permisione Ottockhari Marcbionis
16 15
¿44
habuisse , quod et ipse in’extremis professus est* Acta
sunt haec anno ab incarnatione domini Millesimo
Centesimo Nonagesimo primo indictione
nona epacta xxiii. concurrente Anno tertio Celestini
Pontificis anno vero primo, Heinrici Imperatoris,
anno xip. Adalberti Salzburgensis Archiepiscopi et le-
gati sedis Romanae, anno primo Wolfgeri patavien-
sis Episcopi, praesente Abbatissa Dyemudis apud
Anisium in interiori domo Riwini, qui tunc tempo-
ris monetam tenebat, (pag. 5 et 4 )
IL
Rudolphus a) Dei Gratia Romanorum Rex sem-
per Augustus. Vniversis Romani Imperii fidelibus
praesentes literas inspecturis gratiam suam et omne
bonum regalis excellentia tunc sui nominis titulos am-
pliat , et extollit cum loca divino Cultui mancipata
et personas inibi domino famulantes benigno favore
prosequitur, et earumdem justis petitionibus favora-
biliter se inclinat. Novit igitur praesens aetas et futu-
ri temporis successura posteritas quod nos devotionem
sinceram, qua dilecta in Christo Abbatissa et Conventus
in Traunkierchen pataviensis Diócesis circa divini Cultus
Obsequia jugiter et ferventer invigilant generosius at-
tendentes considerantes quoque benignius integre fidei
pravitate qua ergo nos et romanum Imperium corus-
care dicuntur propterea quod cupimus earumdem mo-
nasterium: et in spiritualibus esse floridum et in tem-
poralibus opulentum devotis ipsarum Abbatissae et
Conventus supplicationibus inclinati omnia ^privilegia
Gratias1, libertates, Concessiones et Jura a divis im-
peratoribus et regibus romanis , nec non ducibus Au-
stria e et Styriae praedecessoribus nostris monasterio
a) Kaiser Rudolph I. bestaLigeL dem Kloster alle Privilegien
und vorigen FreyheiLen. Wien den 25. Juny 1277.
«
245
praenotato concessa prout rite concessa noscuntur et
proinde saepedicto monasterio ne personis in eo divi-
no obsequio mancipari de liberalitate regia confirma-
mus inovamus et praesentis scripti patrocinio comuni-
mus. Nulli ergo omnino homini liceat hanc paginam no-
stre confirmationis et innovationis infringere vel eidem
in aliquo casu temerario contraire, quod si forsitan in
attemptare praesumpserit, gravem nostrae mayestatis
offensam se noverit incursurum, In quorum omnium
testimonio et perpetui roboris firmamentum praesens
scriptum, exinde conscribi et Mayestatis Nostrae Si-
gillo jussimus communiri. Datum Viennae septimo
Cal. July , Indictione quinta, Anno domini Millesimo
CC°. septuagesimo septimo regni vero nostri Anno
quarto, (pag. Z.)
III.
Albertus a) Dei Gratia dux Austriae, Styriae et
Kharinthiae, Dux Carniole Marchiae ac portusnah-
vensis Comes in Habispurgh et in Kyburch etc. etc.
tenore praesentium publice profitemur, quod hono-
rabiles et religiosae personae sanctimoniales Abbatis-
sa et Conventus Monasterij in Traunkhirchen devotae
nostrae dilectae ad nostram venientes praesentiam no-
bis humiliter supplicarunt, ut ipsius duo privile-
gia, unum ab illustri principe Ottakhero quon-
dam Duce Styriae, et secundum a divae recordatio-
nis serenissimo domino Rudolfo olim Romanorum
rege domino nostro charissimo tradita et concessa in-
novare, approbare et confirmare de speciali Gratia
dignaremur quorum primi privilegii tenor incipit in
haec Verba: „(Ego Ottackher Dei Gratia etc. pag.
5. verso.
0 Herzog AlberL II. bestaLiget Die beyden vorstehenderr Privi-
legien Herzog Ottokars vorr Steyer, und Kaiser NuDolph
des I. — Steyer den 8. Juny 13^7.
240
Secundi vero privilegii tenor sic incipit:
„Rudolfus etc. pag. 7.) Nos igitur praedecessorum
nostrorum et specialiter invictissimi Domini Rudolfi
quondam Romanorum regis Avi nostri diarissimi ve-
stigijs inhibentes petitionibus praedictarum sanctimo-
nialium Abbatissae et Conventus in Traunkhierchen
favorabiliter inclinati praescripta privilegia, Gratias,
libertates, Concessiones, et Jura a divis Imperatori-
bus, et regibiik Romanorum nec non ducibus Austriae
et Styriae monasterio praenotato, concessa, tradita
et indulta innovamus approbamus et praesentis scrip-
ti serie consirmamns etc. In cujus rei testimoni j prae-
sentes conscribi fecimus et mayoris nostri sigilli, ap-
pensione muniri, datum Styrae sexto Idus Juny Anno
domini Millesimo trecentesimo quadragesimo septi-
mo“ a).
Die Copi auf die bemelten Brief/ vnd in teutsch gemacht.
(Seite 8 verso, et Q, 18 — 11.)
Wir Albrecht von Gottes genadten Horzog ze Offterreich-
ze Steyer^ vnd ze Kherndten/ Herr ze Khrein auf der March
vnd zu Portananz/ Grav daz Habelspurchgen Dergehen vnd
thuen khundt offenbar an diesem Brief das die Erbarn gestlk-
chen frawen die Abbteffin vnd die Saumung ze Thraunkhier-
chen sindt khomben zv vns habent vnns diemuhtegklich gebeten/
das wir Jhn zwo Handvest von vnnsern besondern genadten
vernewen/ bewerten/ bestetten/ die ain ist In gegeben von
dem durchleichtigisten Fuersten Horzog Ottagkher von Steyer/
die ander von dem durchleichtigisten Fuersten vnd HerrnHerrn
Rudolphen seligen, weillendt Romischen Khunig vnnferm lie-
ben En: vnnd die Erst Handtvest lauth also: „Wir Ottack-
her von Gottes Genaden Horzog ze Steyer re. thuen khUndt
allen Christenleuthen / das das Gotteshaus ze Thraunkhier-
chen ist khomen vnz an vnnser Zeit mit guetem Fridt vnd ge-
a) 1347.
247
mach, vnd ist von khains Vogts Beschwerung nicht bekhümert
gewesen/ vnd.das ist geschehen ze dem ersten mall von der
Chraft der Handvest die In hat gehen ain vnser Uren Graf
Ottackher ze.dem andern mall von der Andacht vnd Güetigk-
heit der Nachkhomen Fürste«/ die daßselb Gotshauß gestift
habent, die haben auch die Vogtei in Ir aigen Handt
gehabt/ vnd darvmb das daz Gotshauß, vnd all die da-
zue gehörent aller Vogt beschwerung wurdt vberh'ebt, ha-
bent dieselben Fürsten des Gotshauß argen gehabt in Ruz
vnd in Gewehr, vnd als wir si heut besitzen , vnd wenn
wir den Nuz derselben argen lassen , das sindt zwai Guet
datz Chemath, vnd zwai datz Naitheim, vnd amen halben
Hof daz der Thann, mit allen den Leithen die da zue ge-
horent, wan wir ze derselben'Zeit wahren jung , vnd un-
ter vnsers Maisterö besün wurdten wür verwerth .von bösen
Rathen, das wir Arnolden von Worttenburgckh vnsern
Dienstman gaben denselben Gotshauß zu ainem Pfleger an
vnser statt, derselb durch vnser khindhait willen, prach dem
Gotshauß seine Rechte mit manigerlei vnrechter forderung
vnd beschwehrung wegen, vnd darumb mit kläglicher vndt
weinendter Clag der andächtigen Frawen Diemuten' Abbtes-
sin zu Thrunkhierchen vnd der ganzen saumung desselben
Gotshauß, vnd vnsers Cappellans Herrn Eberhardtens,
wurdten wir gemohnt vnd hiessen den Arnolden vfhören von
aller beschwerung, vnd bestetigen den Gotshauß die ersten
Recht der Vordern Handtvest, vnd darnach nach Beweisung
vnser besten Dienstmannen vnd Rath, haben Wir des Gots-
hauß mit der nachgeschribnen rechten begabt vnd gemehrt,
also das wir wellen hesunderlichen, das khain Vogt des
Gotshauß Leithen schul noch zwur khain gewalt thun, Wir
wellen auch., das der Vogt zu khainem Teding der Abbtes-
sin der sy drey in dem Jar soll haben, icht schul khomen,
er wer dann von der Abbtessin darzu gebeten, vnd geladen
wiecdet, des soll geschehen ohne allen schaden des Gotshau-
ßes vnd ohne alle gab vnd Erung. Wür wollen auch, das
die Abbtessin Ir Ambtleuth sez vnd entsez, wan sy will,
248
vnd wann es Ir gefall/ Wir wellen auch/ ob khain Dienst-
man deß Gotshaus ze todt erslug, oder sonst Verderb/
das er des abkhomb gehen dem Vogt mit Sechzigkh Pfen-
ning/ vnd das er dem Gotshauß ain andern aigen Hinwi-
der geb an derselben statt/ geschieht aber/ das des Gots-
hauß Leuth ainer nkmbt ain Haujfraw/ aus ainem fremb-
den Geschlecht/ das zu dem Gotshauß nit gehört/ der shol
dem Vogt das bessern mit Sechzigkh pfenning/ vnd die Abb-
tessin shol des Gotshauß Recht vordern ganz -vnd gar. Ist
aber das vnser aigen Leuth ainer von Steier mit anem des
Gotshauß heirath die füllen baidenthalben / darumb khain
büß leiden/ nur das Ire khinder füllen gleich gethailt wer-
den/ vns vnd dem Gotshauß/ Wir wellen auch/ das der
Vogt khain ungehorsamen vnd widerspännigen der Abbtessin
nicht shol besherm noch darz halten, Ist aber das ain Man
des Gotshauß ain andern deß Gotshauß/ oder anem der
deß Gotshauß nicht ist/ verderbt/ der shol daz bessern/ dem
Vogt mit Sechzigkh pfenning/ vnd shol dann der Vogt
derselben an burdten den Gotshauß zwr Besserung/ daS
sink die/ die vorgeschriben recht habent bessert mit Ihrem
Dhreyen/ Gundackher von Steyer / Olt von Volkhenstorff,
Pillunkh von Khierchhaim/ Reicher von Marchburgkh/ Herdt-
neidt von Ort/ Heinrich von Gleinkh/ Eberhardt Pharrer
von Thraunkhierchen/ Gerlach von Thalhaimb/ Engelschalckh
vnd Hartung von Pucham/ Heinrich von Ruelßhaimb/ So
sind das die Zeugen mit der Gezeugnuß/ die vorgeschriben
recht sind bestatt/ Herant von Wildow/ Arnoldt von Wort-
tenburckh/ Durinch Gundackhers Sohn/ Dietmair Truckhsez/
Vlrich von Chyenaw / Hertneidr von Hauß/ Engelschalckh
der Hilinger/ Heinrich von Stain/ Heinrich von Satmanß-
leüthen/ Heinrich Pörel/ Vlrich von Patonanger/ vnd sein
Bruder Engelschalckh/ vnd ander Erbar Leüth genug/ vnd
aus den vorgeschriben/ Ir vier mit Namen Gundackher/
Otto, Herandt vnd Pillunkh haben des mit dem Sacra-
ment bestatt/ Chunradt von Wolfseckh hat versehen an sei-
nem testen Endte/ daß er dieselben Vogtei hab gehabt von
249
Gnaden Marbgraf Ottackhers / vnd nicht von recht wegen.
Geben nach Christi geburt Ainlefhundert Jar, In dem Ain
vnd Neunzigisten Jare a).
IV.
(SeitS 13 verso etc*).
In nomine sanctae et individuae Trinitatis et fi-
lii et spiritus sancti Arnen, Quoniam Deus a quo bo-
na cuncta procedunt merita et numero sibi servien-
tes augentes occulta inspiratione nunc Ecclesiarum
instauratione nunc Elemosinarum largitione nunc di-
versorum bonorum exhibitione praedicta redimi de-
cet, Vnde est, quod eiusdem miserationis instinctu,
praemonitus spe aeternae remunerationis, Ego O t-
tackharus Dei Gratia Dux Styriae b) ex-
oratus, a Venerabili Traunkhierchensi Ecclesia Ab-
batissa videlicet Diemude, Jus petitionis ibidem
existentis parochiae potestativa manu omni remota
contradictione super Altare sanctae Mariae contradi-
di ea conditione ut nulli baereditatis meae possesso-
ri eiusdem donationis Jus sibi liceat usurpare , sed
ut potius duo vel plures presbyteri divinis servitiis
ibidem occupati plenarie necessaria inde habeant,
qui pro remedio animae meae, parentumque meo-
rum orationem supplicationumque Oblationes Deo
suaeque genitrici incessant obsequerentur, si quis a li-
rem hujus facti Violator extiterit Omnipotentis Dei
et semper memorandae Virginis Mariae omniumque
sanctorum Vinculo anathematis perpetuo multatus
subjaceat, sunt etiam hujus traditionis testes Cunra-
a) 1191.
b) Ottokar VI. Herzog von Steyer, ubergibt die Pfarre Tcaun-
kirchen dem dortigen Frauerikloster. — Geschehen zu Traun-
kirchen 1174.
250
dus et frater ejus, Rudolfus de Cinderberckh, He-
randus de Wildonia, Arnoldus de Worttenburckh,
Engelschalcus de Aunrach, Ottockharus de Gonewix,
Dietmarus Dapifer de Pettenij, Ylricus de Chienay,
Henricus de Haslau, Cunradus de Wert, Ottockhe-
rus de Stang, Leupoldus deMltterdorf pincerna Hil-
tegrimus avunculus ejusdem Zulunigus. Camerarius
Heinricus Chuyl et frater ejus Dietmarus Cunradus
de Puche!, Reinbertus publicus de Leibniz, Henri-
cus de Grez publicus, et copiosa multitudo tam cle-
ricorum quam laicorum. Acta sunt haec in Thraun-
khierchen Anno incarnationis Domini Millesimo
G°LXXiiii (1174) Concurrente indictione iiii Epacta
iii regnante glorioso sem per Augusto friderico existen-
te Venerabili pataviensi Ecclesiae Episcopo Dyepoldo.
v. . v " ;
(0eitc 14 verso etc.).
Heinricus Dei Gratia Marchio de Hochperckh a)
Capitaneus Austriae superioris Universis et singu-
lis ad quos praesens scriptum pervenerit salutem in
omni salvatore, ne ea, quae geruntur in tempore la-
bantur simul in tempore necesse est, ut scripturae
testimonio perhiberentur, Inde est quod nos scire
cupimus tam praesentes, quam posteros, quod nobis
Anno Domini MCCLxxx. (1280; secunda seria pro-
xima post Festum Beatae Margar,elbae Virginis, Lin-
tzae pro Tribunali sedentibus Venerabilis Domina
Gertrudis Abbatissa de Traunkhier-
chenb) obtinuit coram nobis per communem sen-
tentiam omnibus qui aderant applaudentibus, quod
a) Heinnch Markgraf von Hochberg, bestaüget den Kloster-
frauen jhr innbenannLes Gericht. — Linz den 15. July 1280.
d) Gertrudis III.
# v
251
ipsam habet de ure et de facto Jus judicandi sive
Jurisdictionem in Omnibus Curlibus, nec non et ho-
minibus suo pertinentibus .in cunctis causis ipsis con-
tingentibus judiciis sanguinis duntaxat exceptis, in
quibus est talitejr procedendum* Si aliquis, in bonis
ipsius monasterij in furto, Latrocinio seu quocunque
maleficio deprehentatur, hunc judex loci in judiciis
sanguinis exercitium jurisdictionem habens , a Procu-
ratore dominae Abbatissae praedictae requisitum et
ab eo traditum, prout justum fuerit judicabit, si ve-
ro aliquis in Jure et Obedientia Dominae Abbatis-
sae jam dictae inventus fuerit Contumax et rebellis,
advocatus loci hunc ad ipsius dominae Abbatissae
obedientiam revocabit. Ne autem aliquis praelaxa-
tum Jus in aliqua sui parte minuere seu infringere au-
deat praesentem paginam memoratae dominae Abba-
tissae nomine sui monasterii tradidimus sigilli nostri
munimine roboratam.
Cujus rei testes sunt Domini ¡Hartnidus deThraun,
Ylricus de Capella, Weickhardus de Polnliaim, Hein-;
ricus et Cunradus fratres de Yolckhensdorf, Heinricus
de Volckhensdorf, Gundackherus de Losenstein, Cun-
radus Harthaim et Otto filius ejus, Ortolfus de Kher-
sperg, Wernhardus de Lerpichel, Heinricus de Stain
et Alramus filius ejus, Albero et. Alramus fratres dicti
Pleychoblen , Wernhardus de Panaw, Gotfridus de
Pernaw, Dietmarus de Loch, Herandus de Hilprecb-
ting, Joseph de Styra, Gotfridus de Thalhaim* Hein-
, ricus de Peysthan, et quam plures alii fide digni, ac-
tum et datum loco et termino praenotatis*
Die Copi darauf in teutsch. (Serte 15 verso etc.)
vi. ! ^ ^
Wic Heinrich von Gotts gnaden Mcn'Zgraf von Hoch-
perg Hauptman in Qberosterreich a)., Embieten allen den,
a) Gerichts- Urkunde deS Lan.deShaupLmanns ob der Enns des
252
die den Brief ansehent vnsern Grus in Gott. Seit alle
weltliche Ding mit der Zeit dieser Welt zerrgent, so ist
das billich, was ewig seyn soll/ das das mit Geschrift be-
stettigt und verewigt werbt/ wir lassen Euch wissen/ die
nun seindt/ vnd die noch künftig werdent/ daß wir in off-
ner Landtschrane zu Lincz gesessen seyN/ do von Christi Ge-
burt ergangen worden Tausent zweihundert und Achzigsten
Jahr/ des negsten Montags nach St. Margarethen Tag/
die freyen und Grawe»/ Dienstmann/ Ritter und knecht
entgegen waren/ do khom für uns die Erber Fraw/ sraw
Gertraudt die Abbtessin von Thraunkhierchen, vnd öffent
alle Jres Gottshauses recht/ vnd bewert die all mit gan-
zer Chraft von alter vnd behaben auch sy vor vnser mit ai-
ner gemainer ganzen Votg aller der/ die da wahren/ also
das sy hünz Iren Leuthen, vnd hünz Iren Gut, wo sy es
in dem Land ze Oesterreich vnd ze Steier hat selb oder Ir
Ambtleuth alle sach/ wie die genannt sein richten vnd bes-
sern soll. Es sey Recht/ Unzucht/ frawet/ welcherlai es sey
da gericht vnd befferung vber gehört/ daS sy desselb gewal-
tig ist/ vnd khain richter Hinz Iren Leuthen/ vnd Hinz Jrem
Gut nicht zerichten noch gepieten hat/ wann vmb Dieppe-
rey, manschlecht/ nöttung war/ der ainen vf Ihrem Gutt/
der den Todt mit den Sachen verdient hiet/ den soll khain
Richter selb vahen, er soll in an der Abbtessin Schaffer
vorder»/ der soll Im in antwurten/ der shol vber Ihn mit
dem Recht richten/ vnd shol fürbaß mit der Abbtessin Gut
nichts ze thuen haben/ wer der wer/ der/ der ehegenann-
ten srawen der Abbtessin vnd Jrem Gotshauß In alten vnd
der neu behobten Recht icht prechen/ oder verkherrn wolte/
das soll Ir Obrister Vogt vnderstehen/ vnd Ir als verr
Hinz denselben bessern vnz Ihr vnd Jrem Gotshauß schadt
vnd laster gebessert werdt/ vnd das dem vorgenannt Gots-
hauß seine Recht vnverkhert vnd unzebrochen beleib. Dar-
Gotteshauses Recht und Gerechtigkeit in allen gerichtlichen
Handlungen betreff rc. 1280.
253
umb haben wir dm Brief gestärckht mit vnsern anhangen-
den Jnsigit. Dieser fachen sindt zeugen Herr Hertneidt von
Thraun, Alreich von Capellen, Weikhardt von Polnhaimb,
Heinrich vnd Chunradt gebrüder von Bolkhensdorf, Heinrich
von Volkhensdorf, Gundackher von Hosenstaili, Chunradt
von Harthaimb vnd Otto sein Söhnn, Ordolf von Kherß-
perg, Wernhardt von Cehrnpüchel, Heinrich von Stein vnd
Alramb sein Söhnn, Alber vnd Alramb die zwen Brüder
die Pleycholben, Wernhardt von Poraw, Gotfridt von Per-
naw, Dietmar von Loch, Herandt von Hitprechting, Jo-
seph von Steier, Gotfrid von Thalhaimb, Heinrich von
Pestthann, vnd derzv ander erber Leuth meinger. Geben
vnd geschen an der Stat vnd an dem Endte als vorgeschri-
ben stehet."
VII.
Ain ander Haubtbrief. 1312. (Seite 17.)
„Wir Elspeth von Gottes Genaden Weillendt Khüni-
gkn ze Romb a) vnd wir Fridtreich von Gottes genaden
Herzoge zu Oestreich vnd in Steier, Herr ze Khrain vf
der March vnd ze Portenaw mit sambt vnsern Erben verie-
hen an diesem gegenwierttigen Brief allen den, die in se-
hent, oder horent lesen, das zwischen vns ainethalben vnd
zwischen der Erbern Abbteffin vnd Ir sammung ze Traun-
khierchen annderthalben auf am Endte vmb den Hall-
perg also vergeredt vnd getaidingt ist, das die vorgenann-
ten Abbteffin vnd Ir Sammung mit verdachten mut sich ge-
aufsent vnd verzigen haben alles des Rechts das sy an dem-
selben Hallperg gehabt haben, des syedens, das da ist
oder werden mag an der stat zu Hallstat, des Gerichts,
des Holzes, der Weeg, vnd alles des, das zu dem-
a) Elisabeth, Witwe Kaiser Alberts I. und ihr Sohn Friedrich
der Schöne, Herzog von Oesterreich, geben dem Kloster für
die Verzichtleistung auf den Hallberg, alljährlich 110 Pfund
Wiener Pfenning. — Wien den 10. August 1312.
254
selben sieden gehört/ das wir fisibas Mit dem vorgenann-
ten sieden ohn aller Irrung mit infarth vnd mit außfarth
vnsern fromb schaffen füllen/ sy habent sich auch ' verzigen
aller der Einsprach die sy gege'n vns -oder vnsern Erben für-
bas gehaben möchten/ vmb den schad'en der Zn von vnsern
vorgenannten' syeden 'ze "Halstat' vfgestehen möcht oder auf-
gestandten ist/ an Iren Thaill die sy habent an dem pfend-
le i n in dem Jschellandt vnd darvmb das sy die vor-
genannten Abbteffin vnd Ir Convent also lediglich von sol-
chen Recht gêstàndten sind vnd sich der vorgenannten An-
sprach verzigen -habent so schütten wir In von dem sieden
von dem Hallperg alle Jahr geben hundert vnd zehen
pfundt Wiener Pfenning ze jeglichen Qüottember
Acht Halbs vnd zwainzigkh pfundt/ vnd von denselben Pfen-
ning schütten gevallen sunderlichen der Sammung ze Bes-
serung an Jrer p fr i en dt/ vnd an Ir Gewandt
Acht vnd zwainzigckh pfundt pfenning^ze jeglichen Quottem-
ber Siben pfundt/ Vber dise sache/ vnd vber dits gescheft/
das es von vns steht vnd vnzerbröchen beleib/ des geben wir
der Abbteffin vnd dem vorgenannten Convent disen Brief
mit vnsern Jnsigel versigelt vnd bestätigt Mit den Zeugen /
die 'hernach geschriben sindt zu ainem Vhrkhundt der Wahr-
heit/ diz sindt die Zeugen.
Bischof Heinrich von Gurkh/ Herzog Heinrich von
Kherndten/ Dietreich der Marschalkh von Pilichdorf/ Eber-
hardt von Walsee/ Stephan von Meissaw/ Pilgram von
Pucham/ Otto von Zelkhing/ Hertneidt von ThväÜN/ Sech-
fridt von-Rottenbürg / Nicta von Rotenbach / Landtrichter
in dem EnßthM/ Chunradt der Schlegel/ Gotfridt von
Thalhaimb/ Leitold von Paußhaim vnd ander pider Leuth
genug/ der Brief ist geben ze Wienn/ do man zallt von
Christi gebürt Tausent vnd Dreyhundert Jahr, vnd darnach
in dem zwelften Jahre/ an Sannd Lorenz Tag.
255
< : • VIII. ' ,,
(Seite 18 verso et 1Q,).
Fridericus Dei Gratia Romanomm Rex a) semper
Augustus prudentibus et discreti» Viris Officialibus
seu Provisoribus suis in Ilalstat, qui pro tempore fue-
rint gratiam suam et omfie bonum. Prudentiae vestrae^,
seriose committimus et mandamus omnitio volentes
quatenus religiosis personis Abbatissae et Conventui
sanctimonialium in Tr&uiikhierchen¿devotis nostris di-
lectis centum et decem libras denaridtum Viennen-
sium eis ex ordinatione clarae memoriae * dominae et
matris nostrae Dominae Elisabethae Roiiiaiiae Reginae
de Officio in Hallstat in recornpenstim suorum Jurium
debitorum annis singulis sicut in eiusdem matris no-
strae literis super hoc confectis plenius continetur sine
dilatione et diminutione qualibet persolvendis sic quod
praedictam pecuniam in quatuor temporibus anni
aequaliter partitum recipiant persolutam, alioquin no-
stris hominibus Castrensibus sub obtentu gratiae no-
strae damus firmiter in mandatis ne quidquam salis
dicti Hofffaij deduci seu vendi permittunt, nisi prius
praedictae sanctimoniales de pecunia et tunc ipsius de-
bita integraliter sint pagatae.
Harum testimonio literarum, datum in nova civi-
tate viii0 Cal. May Anno domini millesimo Trecentesi-
mo sexto decimo regni vero nostri, Anno secundo,
Auf der vorgeschrieben Brief die Copi in teutsch.
(Seite 19.)
Friderich von Gottes gnaden Romischer Khunig allzekt
merer des reichs den weisen beschaiden Mannen vnsernAmbt-
o) Privilegium Friedrichs Nom. Konigs uber HO Pfund
Wiener Pfenning, welche schon seine MutLer dem Gotteshau-
se von der HallstatL verordnet. (1Z16.)
256
leuten, vnd unsern fürsichtigen an der Hallstat/ die zv den
Zeiten sindt vnser gnadt vnd alles Gnet. Euer Weißhait
empfelchen wir ernstlich vnd gebieten vnd wellen das gennz-
lich, das Ich den geistlichen personen der Abbtessin vnd den
Convent derselben Closterfrawen zv Thraunkhierchen, vnsern
Andechtigen vydt lieben, hundert pfundt vnd zehen pfundt
Wienner pfenning sullt, Zr Ihn von der ordnung vnd schi-
ckung lautter Gedechtniß vnser frawen vnd Mutter frawen
Elßbeten Römisch Khunigin von dem Ambt zv Hallstat, zv
ainer Widerlegung Jrer Recht vnd Geltschult alle Jahr al-
so es geschriben steht in vnser Mutterbrief die darüber ge-
macht sind», do es vollkhomenlicher Ihnen begriffen ist, an
alles verziehen, vnd an all mynerung sollt Ir sy des be-
zallen, Aiders geben vnd gebieten wir vnsern Pflegern vnd
Ambtleuthen vestiglich vnder der Behaltung vnser Gnadt das
khainer das Salz genannt das Hoffsalz lassen verkhauffen
oder führen allein die vorgenannten selbigen Closterfrawen
werden vor des gelts, so man Ihn schuldig ist genzlich vnd
gar außgerkcht. Mit Zeugnuß der Brief, Geben in der
Neuenstat Octavo Cal. May do man zalt von Christi Ge-
burt Dreyzehenhundert Jar vnd Sechzehen Jar, vnsers
Reichs so in dem andern Jar.
IX.
(Seite 20).
Albertus et Otto a) Dei Gratia duces Austriae
Styriae et Karinthiae. Vniversis Mutarijs et Thello-
niarijs per austriam constitutis Gratiam suam et om-
ne bonum. Cum ex principatus onere et honore pro
divina sumus providentia insigniti, non immerito
teneamur universaliter singulos et singulariter uni-
a) Die Herzoge Albert II. und Otto der Fröhliche, ertheilen
dem Kloster die Mauth-Freyheit. — Enns den 29. Septem-
ber 13Z6.
257
versos et praesertim personas sacrae deditas religio-
ni£etlDeo jugitur militantes in suis juribus ac im-
munitatibus conservare liberaliter et fovere. Qua-
propter universitati vestrae districte praecipimus et
mandamus quatenus Venerabilem Abbatissam de
Traunkhierchen et ipsius monasterium in bonis suis
et maxime in earum victualibus hinc inde deducen-
dis contra Jura et libertates ejus habitas ex antiquo,
ratione theloneij sive mutae aggravare aut impedire
nullatenus attentetis, sed qui secus fecerit in indi-
gnationem se nostram graviter noverit incursurum.
Datum Onasi in die beati Michaelis Archangeli An-
no Domini Millesimo C.C.C°. tricesimo sexto. (1336.)
X.
(@eite 20 verso.)
Wir Albrecht vnd Ott Horzogen zv Oesterreich vnd zu
Steiera) Empieten Vrban dem Gundackher vnsern
Ambtman ze Gmundten/ vnd die khunftig werdent
vnser gnadt vnd alles Gut. Wir wellen vnd gebieten euch
ernstlichen das Jr die geistlichen Frawen zv Thraunkhier-
chen last beleiben bey halben Nuzen an all Jrrung es sey
von dem Gericht, von dem Nachgericht/ vnd von dem Zoll
vnd von dem Zwickhen/ dest wellen wir nicht gerathen,
Mit Uhrkhund diz Briefs Datum Viennae in die sanc-
tae Agathae Anno domini millesimo C.C.C. trigesimo
quinto, s1335 )
XI.
(Seite 21.)
(Urkunde glerchen Jnhalts^ an den Richter und die
Ambtleute zu Steier, vom Herzog Otto zu Oest. dd. Wien
an St. Agnesentag 1335).
») Albert und Otto, Herzoge von Oesterreich, bestatigen den
Klosterfrauen den halben Nutzen vom Gericht re. -- Wien
den 5. Februar 1255.
Altmunster. 17
258
XII
Wir Albrecht von Gotts Gnaden Herzog zv Oester-
reich vnd ze Steier a)/ Embreten vn.sern gethreuen Nico ln
dem Hoferle M/ vnd seinen gesotten Ambtleuthen zv
Gmundten vnd dem Richter daselb vnser Gnadt vnd alles
Guet. Wir wetten vnd gebietten euch auch vestiglich das Ir
der Abbtessin von Thraunkhierchen die Nuz von dem Gericht
ze Gmundten werden vnd zvfallen lasset irn Widerredt/ in
aller weiß als Ir die vorgeben sindt rc. rc. Der Brief ist
geben ze Wienn am Sambstag vor dem Sonntag als man
singet Lätare Jerusalem (ohne Jahres Angabe) vielleicht
1384.
Wir Leopold von Gottes Gnaden Hörzog ze Oest. ze
Steier ze Khärndten vnd ze Khrain/ Graf ze Tirol b),
Embieten vnsern getreuen Peter dem Freitag vnsern
Ambtman zv Gmundten vnser Gnad vnd alles Guet/ von
des Gelts wegen das die Erbern vnd geistlichen die Abbtes-
sin zv Thraunkhierchen auf vnser Ambten daselbst zv Gmun-
dten hat nach Jrer Brief sag. Empfehlchen Wir Dir ernst-
lich vnd wellen das Du Ir selb ehegenannt Gelt hinführ
jährlich nach Jrer vorgenannten Brief sag u. s. w. außrich-
test. Geben ze Wienn am Freitag vor vnser Frawentag der
Liechtmeß octavo.
XIII.
(Seite 22.)
Ein gleicher Brief des nähmlichen Inhalts an Petern
-den Freitag Ambtman ze Gmundten/ vom Ernst Herzog zu
a) Herzog Albrecht gebiethet neuerdings, den Klosterfrauen den
halben Nutzen von dem Gerichte zu Gmunden verabfolgen
zu lassen. Wien.
fc) Herzog Leopold IV., Vormund Herzog Albrechts V., befiehlt
gleichfalls, den Klosterfrauen das schuldige Geld aus dem
Amte zu Gmunden verabfolgen zu lassen. Wien den 26. Jän-
ner 1408.
259
Oest. und Steyer, „Geben ze Wienn am Sonntag vor
vnser frawen Tag purificationis Anno quadringesimo oc
ravo." (Den 28. Jänner 1408.)
XIY.
Privilegium
Albrechts Herzogs zu Oest. rc. : „Daß die Abbteffin mit
aller Gejaid, Vischwaid vnd mit Veder spiel in
ihren Wäldern und Forsten beleib bey der Gewohnheit
die das Gotshauß vor Alters hergebracht/ laut Befehl an
Pfleger zu Jschelandt" Geben ze Welß an dem Heilligen
Tag ze Phingsten Anno Domini Millesimo CCC. Quin-
quagesimo Octavo. (Den 20. May 1358.)
XV.
(Seite 23).
Confirmatio, Rudolf! Herzogs zu Oest. ze Steyer/
über die Gejaid u. Vischwaid/ welche Rechte sein Va-
ter schon bestätiget hatte/ und Befehl hierüber an den Pfle-
ger zu Jschellandt „Geben ze Wienn am Erchtag vor Sannd
Alexi Tag. Anno Domini Millesimo trecentesimo Quin*
quagesimo Nono. (Den 16. July 1359.)
XVI.
(Seite 23 verso — 26 verso.)
Confirmatio ns Brief, von Sigmund Rö-
mischen Kaiser, König zu Ungarn und Böhmen, auf
Anhalten der Abtiffinn Barbara zu Traunkirchen a), er-
Lheilt über des Gotteshauses Privilegien, Freyheiten, Hand-
vesten u. s. w. Geben zv Preßburg in Ungarn nach Chri-
sti Geburt 1434 am Sant Andreas tag des heiligen 'zwetf
Pötten. (Den 30. November.)
a) Aebtissmn Barbara I. SLadlerinn, f circ. 1462.
17 *
26 O
XVII.
(Seite 27.)
Enthalt Confirmat. und Privilegium Friedrichs IV. Rom.
Königs, auf Ansuchen der Äbtissinn Barbara zu Traun-
kirchen a) verliehen/ ihre Rechte zu Gmündten betreffend/
und selben aus dem dasigen Salzamte 50 Pfund
Pfenninge zu reichen. „Geben zv der Neuenstat am Sonn-
tag nach sanndt Lucien tag 1448."------Auch ließ er deß-
halb an Wolfgang Freitag/ Amtmann zu G mün-
den und Pfleger zu Wildenstein ergehen/ von dem Nutzen
und Renten des Amtes zu Gmunden/ jährlich/ wie
vorher 50 P f um d Pfenninge zu re i ch en dd. Neu-
enstat am Montag nach St. Lucien tag Anno Domini
xlViii (ie 1448) I>).
Wir Fridrich von Gottes Gnaden Rom. Khunig rc. c)
Bekhennen für vnns vnd vnsern lieben Vettern Chunig
Lasslawen des Vormundt wir fein, vnd den wir Jnnhaben,
vnd für vns unser Erben/ das für vns komen ist/ die er-
bere geistliche vnser andächtige Barbara Abbtessin zv
Thr aunkhierchen/ vnd hat uns zv erkhennen geben/
wie vor Zeiten Ir Vorforder Abbtessin daselbs zu Thraun-
khierchen von dem Statgericht ze Gmündten von Zoll vnd
von Zwickhen sollich Thail vnd Gerechtigkeit gehabt haben/
darfür In darnach jährlich Fünfzig Pfund Pfenning aus
vnsern Ambten daselbst zu Handten lange Zeit gereicht vnd
gegeben/ vnd allererst Ihrer negsten Vorforderin Abbtessin
zu Thraunkhierchen/ vnd nu Ir etliche Jar abgebrochen/
vnd entzogen sein worden/ vnd wie wohl die Hauptbrief so
Ir Gottshauß umb sollich vorgemelt gerechtigkeit vnd Nuz
gehabt hat in einer Prunst desselben Gottshauß
a) A e btissinn Barbara I.
b) Den 15. und 16. Decembec 14a8.
e) Friedrich IV. weiset dem Frauenkloster 50 Pfund Pfenning
aus dem Salzamte zu Gmunden an.
261
vorlangst entwicht vnd verloren wären, So sein doch,
von Menigern vnnsern Vordem Fürsten ze Oest. löblichen
Gedechtnuß noch brieflich Kundschaft vorhanden, die lautter
'dies ausweisen rc. rc. Geben zu der Neuenstat an Sonn-
tag nach sannd Lucien Tag 1448.
XVIII.
Privilegium, von Friedrich Rom. Königs, das des Gottes-
hauses Traunkirchen Pfarr allda mit ihren Filialen
dem Gotteshause mit all ihrer Vogt und Lehen-
schaft zuständig, und zwar immediate zustehe. An-
no 1448 dd. Neuenstatt am Sonntag nach Sannd
Lucientag.
Wir Friedrich von Gottes Gnaden Röm. Khünig rc.
Bekhennen für vns, vnd vnsern stieben Vettern, Khünig
Lafflawen des Vormundt wir sein, vnd vnser Erben, Als
vns von vnsern Vorder» vnd Nachkhomen Fürsten ze Oest. a)
die Vogtei des Closters zv Thraunkhierchen zv gehöret, vnndt
aber mit alter gueter Gewohnheit herkhomen ist, So die
pfarrkhkerchen daselbst zu Thraunkhierchen der
Abbtefln, vnd das Convent daselbst Lehenschaft ledig
wierdet, das sich dann dieselb Abbtessin oder Ir Anwaldt
von Iren wegen der Gewehr der genannten Pfarrkhir-
che vnd Ihre Zuekhiercheu allweg vnnderwundten vnd
gehalten habent, vnz dieselb pfarrkhirchen mit ainem andern
Pfarrer fürgesehen ist worden, Als wir des dann aigentlich
vnnderweist seyn. Also mainen sezen vnd wellen wir ernst-
lich, das es mit der ehe genannten Pfarrkhirche, als oft die
in künftigen Zeiten ledig wierdet, vnnd Iren Zukhirchen
vnd Gewehren Hinfür auch also soll gehalten werden, an
vnsern, vnser Hauptleuth, Pfleger Amhtleuth vnd menigli-
ches Jntrag vnd Hinderniß vngefehrlich rc. Geben ze der
Neuenstatt an Sonntag nach Sannd Lucien Tag, Nach
Christi Geburt im Vierzehenhundert vnd darnach in dem
Acht vnd Vierzigisten Jahr vnsers Reichs im Neundten Jahr.
2) Den 15. December 1448.
262
XIX.
Diese Urkunde ist eine Bestätigungs-Urkunde,
Friedrichs Rom. Königs, aller Privilegien,
Freyheiten, Handvesten rc. dem Frauenkloster
zu Traunkirchen, auf Ansuchen der Äbtissinn Barbara
ertheilt, 66. Neuenstatt am Montag vor dem heiligen Auf-
fart-Tag, nach Christi Geburt 144g unsers Reiches im ze-
henten^Jahr a).
XX
Bestätigungs - Urkunde aller Freyheiten und
Rechte, von Friedrich, als röm. Kaiser: „66. Neuenstatt
1453 b) am Phingstag nach der heiligen Drey Khünig Tag,
unsers Reichs im Dreyzehnten, vnd.des Kaiserthums in dem
Ersten Zar."
Vergleichs-Instrument c).
Ich Weickhardt von Winkhel vnd ich Alber
von Rauhenstain vnd main Bruder Härdtneid vnd
all vnser Erben baidenhalben, die wir nu habent oder noch ge-
winnen, Veriehen vnd thuen khundt rc. rc. Das zwischen
uns vnd der Erbaren Frawen Fraw Gertraud ten Abbtes-
sin zv Thraunkhierchen 6) vnd Jrem Gottshauß lange Khrieg
gewesen ist, vmb etlich Vischwaidt vnd Vorst die bey
Jrem Gottshauß gelegen sind rc. Nu haben wir angesehen
vnser Seelen Hail vndt vnsern Herrn Dienst, der Jme da
ervoten wierdtet Tag pnd Nacht, vnd haben deS Gotteshauß
khünftiges vnd gegenwierttiges khriegs überhebt rc. Darüber
geben wir Ir disen offen Brief zu ainer wahren Uhrkhundt
versigelt mit vnsern zwain anhangenden Jnsigel, vnd ich
Hardtneid von Rauhenstain, verbindt mich der vorgeschriben
s) Den 19. May 1449.
d) Den 11. Jänner 1455.
c) Pergleich von den Inhabern dey- Herrschaft Ort. 1340.
Ll)Mertraud III. Äbtissinn; wenn nicht eine bisher unbe-
kannte Gertraud IV.
263
Wandlung aller vnnder marnes Ohams Jnsigel des vorbe-
nannten Weickharts von Winkhet, vnd vnnder meines Brue-
der Jnsigel des vorgenannten Albers von Rauhenstain mit
mainem güetlichen Willen vnd Worths wann ich khain ai-
gens Jnsigel hab gehabt. Der Brief ist geben zv Ortt da
man zallt von Christi gebürt Dreyzehenhundert Jar, darnach
in dem Vierzigisten Jar deß Sambstags nach Sannd Jacobs
tag 9).
Wir der vorgenannt Abbt Ulreich zu Chrembß-
münster b) haben der vorgenannten Ehrsamen vnd andäch-
tigen Frawen Barbara Abbt essin vnd Jres Convents
zv Thraunkhierchen Privilegien/ Handvest, Brief vnd Be-
stettung die Ihn von Rom. Khaisern, KhünigeN/ Khünigin
vnd Herzogen zv Oest. vnd Steier, vnd andern gegeben sindt/
zv unsern Handten genomen/ angefthen rc. rc. vnd dieselben
Brief fleißig erforscht/ vnd nach solcher Besichtung vnd erfor-
schung durch vns geschehen rc. rc. / durch den Norari hernach
bestimmt von Wort zv Wort zv schreiben geschafft/ zv ainem
Exemplar vnd in diesen offen formb ze machen rc. rc. Vnd be-
khennen dadurch das sollicher offener Geschrift vnd Handtvest
überall in der recht oder ausserhalb recht in Tädingen vnd in
andern wegen geistlich vnd weltlich völligen vnd ganzen Glaub
soll gehalten werden/ als in den rechten Originalien, Frey-
heiten vnd Bestättigungen voraemelter, vnd zv besser bezeug-
nuß haben wir das gegenwiertig Viäirnu8 vnd Register hierin
geschriben Brief/ Gnadt/ Gab/ vnd Bestettung in die drei-
zehn Bleterp erg amen Jnhaltung geschafft durch den
hernach geschriben offen schreibet' mit vnser anhangenden Jn-
sigel zu vesten. Geschehen zu Thraunkhierchen in dem Ctoster
an dem Tag in der Jarzall Jndiction Zeiten, vls im Anfang
des Vidimus geschriben vnd berührt ist, in Gegenwiertigkeir
der Erbaren Herren Stephan Gartnev Profeß zu
2) Den 29. July 1540.
b) Schluß des Vidimns.
264
Chrenikßrnünster Hansen Traun sta in er der Zeit Vicari
zu Thraunkhierchen, Hansen Rorer Gesell/ Sigmun-
dten Strobl Capellan daselbs/ Priester Salzburger,
Paffawer, vnd Würzburger Brstumbs, auch der Edlen
Erasm Azinger, Lienhardten Teuerbang, vnd
der Erbaren Sigmundten Mulfuerter, vnd Wolf-
gangen Wöchner zu Thraunkhierchen zu allen geschriben
fachen zu Zeugen gebetten, vnd gefodert.
Und ich Lien Hardt Sledinger Cleriker Salzbur-
ger Bistumbs, Chaiserliches Gewalts offner Schreiber und
Notari hab das Vidimus Transumpt und offen Exemplar ge-
schrieben s).
II.
Wörtlicher Auszug aus dem Original- Visitations-
Buche aller Pfarren und Klöster ob uud unter
der Enns, vom Jahre 1561.
Junckhfraw Khloster Traunkhierchen.
Martin Schachtner zum Nebensweir (sicd) Ist
als Hofrichter beaydigt und gesagt, wie volgt:
1. Frage. Weß Ordens Regel?
An tw. Ordinis sancti Benedicti.
2. Frage. Wer Visitator Ordinis?
Antw. Ordinarius Bataviensis.
3. Frage. Wie lang im Kloster, Wie lange Vorsteherinn?
Antw. Ungevehrlich acht Jahr, und zwar über die 35
Jahr im Khloster, Profeß gewesen.
a) Dieses Exemplar wurde im Jahre 1608, vom damahligen
Landeshauptmann in Qberöst. zu Linz, Jakob Herrn von
Mollart auch noch unterschrieben und besiegelt.
h) Wahrscheinlich Schacher, aus der abgestorbenen, alten Fa-
milie der Schacher von Eben zweyer im Traunviertel.
265
4. Frage. Wie zur Würde gelangt?
Antw. ?6r Electionem,
5. Frage. Ob benedicirt?
Antw. Ist benedicirt.
6. Frage. Wie das Vorsteheramt versehen werde?
Antw. Sy verstecht Ir Ambt vnd Gotsdienst/ wie ai-
ner Abteffinn gebüerdt.
7. Frage. Wie viele Khloster-Junkhfrauen im Khloster?
Antw. Sammbt der Abtestnn sein fünf Schwester.
8. Frage. Wie viele Professen?
Zl n tw. Und sein diese alle Profeß.
9. Frage. Ob die Ordensregel gehalten werde?
Antw. Wiste nit anderst/ dann Sy halten Ire Regel.
Auch wisse er durchaus nicht böses.
10. Frage. Wie das Gotteshaus aussehe?
Antw. Schön und zierlich.
11. Frage. Ob sie ihre Horas halten?
Antw. Sy singen und peten alle Ir Horas/ mit aller
Andacht und vleißig/ deßgleichen auch die Metten,
und alle Tag wird ain Ambr gesungen oder gelesen.
12. Frage. Wo die Pfarrn seyn?
Antw. Zn Gotshaus ist ain Pharrer.
13. Frage. Wer die Pfarre versehe?
Antw. Wird durch zwen Laypriester/ so beym Khloster
Ir Wonung und Unterhaltung haben, versehen..
14. Frage. Ob Pfarren inkorporirt?
Antw. Fünf: Auffee, Geusen/ Aschel/ am Lausten/
Pinsdorff/ aber diese incorporirte Pharren geben dem
Chloster khain Absent.
15. Frage. Wie die incorporirten Pfarren versehen wer-
den?
Antw. Werden alle durch Laypriester versehen.
16. Frage. Ob die Geistlichen zur Secte gehören?
A n t w. Ist Jme unbewußt.
17. Frage. Wie viel Roß?
Antw. DreyRoß werden gehalten zumReiten undFahren.
266
18. Frage. Wie viele in des Klosters Diensten?
Antw. Hofrichter/ Secretar!/ der auch Organist ist,
Hofvischer, der auch Wirth ist, Schreiber, Pfister,
Köchin, Kellerin, zwo Viehdiern, ain Kucheldiern,
ain Mesnerin, und der Äbbten zwo Magd, sambt
sechs Ziehkinder.
19. Frage. Wie Er (Hofmaister) das heil. Abendmahl em-
pfange?
Antw. Er bekhennt, das er sud urraque communici-
re, doch außer Khloster.
Niclas Khun Secretari. Ist beaydigt, und gesagt,
wie volgt, und 43 Jar beym Khloster.
Da die Fragen und Antworten von Nr. 1 —14, den vor-
gehenden gleichlautend sinö, so sind selbe hier weggelassen, nur
von Frage 14 bis 28 ist die Antwort bestimmter nähmlich:
„Die K hlosterfrauen leben ains, christlich, schwesterlich,
und ganz ehrbar in allen Sachen, auch mit niemandö beschrien,
khainer Unzucht. Leben wol Jrer Regel nach" u. s. w.
Ad Quaest. Nr. 29. Ob die Geistlichen zur Secte z'ge-
hören?
Antw. Khan nit wissen, was Religion Sy sein, aber
dem Evangelium gemäß predigen sie, wie sich gebüert.
Ad 37. Die Frau Abbtesinn sambt den Convent-Schwe-
stern communiciren vier oder fünfmahl im Jar, aber sub
utraque, desgleichen auch das Hofgesindt.
Ad 42. Wie viel Wein aufgehe?
Antw. Ungeverlich sechs Dreyling.
Ad 45. Werden 5 Tisch sambt den Mairhof gespeist,
täglich in die 50 Personen.
Ad 48. Die Dritte vor dieser Abbtesinn hat ain Guet
verkhauft umb 400 fl. aus Jr Kh. Mayest. Oonsens, welches
Guet aber jetzt widerumben zum Gotshauß abgelöst worden.
Also das GorShauß jetzt nichts schuldig, sondern ganz frey ist.
Ad 50. WaiS nichts, daß vom Gotshauß Gütern, oder
267
Gülten vom Khloster versetzt oder verkhauft wär worden/ one
allein/ was den vierten Tail belangt/ so von allen Gottes-
häusern auf der Kh. M. Begehr verkhauft und hindan ist
khumen. Entzogen sey- dem Khloster worden/ ntfc mer dann
10 Phunt Pheninge durch Herrn Andre Volkhra und
Kaspar N e i t t e r.
Johannes Ockhel Pharrer beym Gotshaus ^ura-
vit ad sancta dei Evangelia.
(Seine Antworten stimmen mit den erstgenannten über-
ein/ auch die Fragen Nr. 14/ 15/ 16 beantwortet er zur
Ehre des Klosters/ nähmlich; „Er wisse von den Khloster-
frawn nichts unerbares."
Die 1g. bis 22. Frage gehen gleichfalls dahin: „Die
Horas und Metten peten Sy (i. e. die Klosterfrawn) Sonsten
Singen Sy es zu hohen Festen/ und halten Ire ordinär!
Aembter."
Auf die 23. Frage. Ob die Canonen gehalten werdend
Antw. Erhält Canon gar/ von dem Gesellpriester wis-
se Er nit/ wie er Inen halt.
34. Frage. In welcher Sprache sie taufen?
Antw. Taufen lateinisch und teutsch/ wie mans haben
will.
36. Frage. Wann sie consecriren/ unter oder außer der
Messe?
Antw. Consecriren extra kligsam. r
37. Frage. Wie sie das heil. Abendmahl empfangen?
Antw. Communiciren alle sub utraque, Conventua-
len, und andern.
38. Frage. Wie er die Beicht halte?
Antw. Er hört Peucht etliche viel Personen mitein-
ander.
2Ö8
Johannes Haidinger Caplan und Prediger jura-
ravit ut supra.
Antwortet auf die Fragen Nr. 14, 15, 16:
Hört und weiß nichts Böses oder unerbares von den
K h lo sterfrau e n.
Auf die 23. dis 30. Frage äußerte er sich:
Hält den Canonem, aber Commemoratio mortuo-
rum et invocatio sanctorum , läßt er aussen.
Hat secktische Püecher, davon er gleichwohl Schulden
halber etliche hat verkhauffen müssen. Sein beide durchaus
Sectarii, Er und der Pfarrer.
Anna Rainerin Abbtesinn zu Traunkhierchen. Sagt
bey Iren anloben Jres Ordens Pflicht:
1. Frage, wie oben: Wessen Ordens?
Antw. Ordinis sancti Benedicti.
2. Frage. Unter welchen Kirchensprengel, wer Visitator?
Antw. Epis. Patav.
3. Frage. Wie lange Abbtessinn?
Antw. Auf khünftigen Sandt Lorentzen Tag zehenJar
ist Sy Abbteflnn worden a).
4. Frage. Ob sie per Electionem oder Postulationem
zur Würde kommen?
Antw. Per electionem.
5. Frage. Ob benedieirL?
Antw. Ja.
6. Frage. Wie das Vorsteheramt versehen werde?
Antw. Sy wer wol nit schuldig alle Tage gen khirchen
zu gehen, jedoch in Ansehen, das der Schwestern gar wenig,
so versieht Sy selbst den Gotsdienst.
7. Frage. Welche Ordensregel?
a) Wie lange um jene Zeit Reinerinn Abtiffinn schon gewesen
war, mußte sie doch besser wissen als der HofrichLer, der »un-
gefähr 8 Jahre« angab.
26g
3s n tw. Regula sancti Benedicti, und werde alle Ta-
ge gelesen.
6. Frage. Ob die Regel gehalten werde ?
Antw. Ja.
g. Frage. Welcher Religion?
An tw. Alle eines Glaubens.
10. Frage. Ob sie das Ordenskleid tragen?
Antw. Ja.
11. Frage. Wie sie gekleidet an Festtagen?
Antw. Sy hat nit mer dann ainen Feyrtag Rock, doch
irer Regel nit zuwider.
Alle verhalten sich wol und christlich/ peten alle Tage ire
Horas und Metten/ neben den täglichen Ambten.
12. Frage. Wo die Pfarre sey?
Antw. Im Khloster ist die Pfarre.
13. Frage. Wie die Pfarren versehen werden?
Antw. Wiewol Sy Lehenfrau/ so werden doch diesel-
be Pfarren/ durch die Gemain Jres Gefallens mit Priester
versehen.
14. Frage. Ob die Geistlichen zur Secte gehören?
Antw. Sy halten gleichwol alle Tage vleißig Meß und
Aembter/ was Glauben Sy aber sonsten fein, wisse nit.
15. Frage. Ob sie bethen/ und ob auch für die Abgestor-
benen?
Antw. Wohl/ und peten auch für die abgestorbenen.
16. Frage. Wie sie das heil. Abendmahl empfangen?
Antw. Sub utraque Sy alle/ und bey etlichen Ja-
ren her.
16. Frage. Ob Schule gehalten werde?
Antw. Im Khloster wirdt ain khinder schuel von
jungen Maidlen gehalten/ die haben ainen klainen Cate-
chismum Lutheri, welchen Georg Spiler seiner Tochter
geschickt hat.
270
Anna Stainpeckhin, Priori»/ angelobt die
Wahrheit zu sagen / zaigt an/ die Abbtesinn Anna Rainerin/
hält sich gen maniglich wol und ehrlich. Sie versehen ihren
Gotsdienst wie sich gebürt und gebrauchig. Die Frau Abbtesinn
aber hab Sy in Ansehung/ das Ir wenig/ auch krankh sein,
der Metten begeben/ doch zu hohen Festen peten Sy dieselbe.
Also haben auch die andern Conventual-Schwestern bekhendt.
Auszug aus dem Msitations- Buch ob der Enns
vom Jahre 1566. Seite 106 u. s. f.
Traunkirchen Frauenkloster Sancti Benedicti-
Ordens.
Inventarium.
Als Abbtesin und Convent die Khais. Credenz an
diesem Ort sürgehalten worden/ haben sy der Jnventirung
und aller Handlung willige Gehorsam vermeldet/ und uns zu
verstehen geben/ das allererst vor wenig Wochen und Tagen alle
Farnuß bey diesem Gotshauß / ausgenomen die brieflichen
Urkhunden beschrieben worden/ derwegen »vier sollichen In-
ventan sovill allen Vleiß durch den Herrn Vizdomb ob der
Enns beschehen/ selbst recognoscirt/ und seiner gueten Ord-
nung angenumen.
Convent.
Frau Magdalena Dietrich!ngerin/ aus Pai-
ren von Eckhenfelr geboren/ ist 2Ñ Jar alt/ und nunmals
vor acht Wochen von der Khays. May. zu dieser Pre-
latur berufen und eingesetzt worden/ hat aber nochmals von
dem Herrn Ordinario Ir Confirmation nii> Ist von Jugent
an/ ann diesem Orth erzogen worden/ und Ir Profeß ge-
271
than vor acht Zaren, und hat Inn Iren Convent ntr mer
als a in a in che Schwester oder Khlosterfrau.
Feronika Stöpplin aus Steier geboren. Ist 56
Zar alt, und 43 Zar in diesem Khloster; allda sy Ir Pro-
feß vor Villen Zaren getan.
G o t S d i e n st.
Allda wirt ein Ca plan gehalten, so täglich celebrirk,
die täglichen Horas khünnen nunmehr die Khlosterfrauen nit
mer singen, 'Ir schwachheit und Anzall halber, sy petenr
aber, so vill sy vermüge».
Wandel.
Dise Klosterleut sein aines zimblich gueten Wan-'
dels, so ist sonst bey den weltlichen Gesindt nichts unglei-
ches zu spüren, die Frau Abbtesin ist gar sür ain ain-
faltiges Weib anzusehen, So zu aller Wirlhschaft und Re-
gierung gar khindisch, die andere Schwester ist nun mer
bey Zaren, zimblich alt, und ist nun die Sach, an deme,
das Eben aine der andern in aller Regierung helfen und
übertragen mäßen.
A m b t l e u t.
Ernstlichen wierdt alda ain Schaffer, gehalten,
Hans Schacher, der hat Besoldung 40 Metzen Habern,
10 Metzen Korn, 2 Metzen Waitz, 1 Schwein, wöchentlich
21 prot, und seine Zuestenndt in Sigl Gelt. Wonet dißmalS
im Kloster, hat aber sonst seinen aignen sitz außerhalb des
Kloster, hat in Gelt 10 fl.
Item ain Geselbriester hat täglich ain halb
Wein, wöchentlich 7 Laib Prots, und sechs staine Laibl alle
Wochen vier Phunt Rintfleisch, ain Phunt Speck, seine Her-
berg und Holz, und wöchentlich in Gelt 4 ß. 12 dl. — —
jährlich 28 fl. 4 ß. dl.
Ain Pharr er hat täglich ain Khandl Wein, wochent-
272
lich 7 große und 6 kleine fruii, 4 Phunt Fleisch, 1 Phunt
Speckh sambt der Stola, und was sein aigen fitst erträgt.
Ain Bischer hat 3 Par schuech, ain Kitt, ain Hemet,
und in Gelt 8 fl.
Dem Peckhen gibt man atda vier Par schuech, ain
Hemet, wöchentlich ain halb Wein und 8 fl.
Ain Stallknecht, deren vier, hat ain Par Stifel,
zwey Par schuech, ain Hemet, und Gelt 7 fl.
Zwo Vieh dir ne hat jede ain Par stifl, zwey Par
, schuech, ain phaten, und 2 fl.
Dem Schwaiger an der Atbm, und seinem Weib
gibt man 8 Par schuech, ain Winter und ain Sommer Klaid
dazu in Gelt 6 fl. u. s. w.
'Zu-Reiten (Gastfreyheit).
Allda Raisen zum Gotshauß gar wenig, es ist auch all-
da khain sonders zu-raiten. Der Herr von Scherffenberg
Pfleger zu Wolfstain, Neuhauser und etliche Nechendt geses-
sene Nachbarn, besuchen das Gotshauß zu Zeiten, die wer-
den auch mit der Gemeinen Phrünt bewierdet.
T raid t-V exu n g.
Das Gotshauß wag an diesem Orth khain Anpau haben.
So hat es auch durchaus khainen Weinzehent, noch Wein-
wax sondern muß allen jährlich khaufen. Auch khainen Traidt-
zehent, ausgenomen etliche traidtdienst, inhalt des Ur-
bars, sonderlich im Edenfelder Ambt, Hausrukher Ambt,
im Traungei bringt allenthalben 34 Muth 20 Metzen im
schweren Traidt. Haber oder rings Traidt 56 Muth, 24
Metzen.
Lehen.
Das Gotshauß hat allerley Lehen zu verleihen, da-
mit wierdet vast unordentlich gehandelt, dann mit
denselben wirdet fast gar khain Register gehalten. So ha-
ben auch die einfältigen Klosterfrauen a in ich er Lehenschaft
273
khainen Verstand, sondern sie werden allein nach Gelegen-
heit und nach gefallen des Hofrichter gehalten/ und sein
diese Stück und Lehengüeter.
Hannssig/ nunmehr Jager euther hat von der
jüngsten Abbtesin Anna empfangen/ das Guet zu Fraun-
berg/ ain Guet zu Rueschain/ ain Guet in der
Ai n sa g öd t/ im Aller stör fer/ Lehkircher und im
Raith aimer Pharr gelegen/ Anno 15Ö2.
Polhaim/ Herr Andreas von Polhaim hat
empfangen/ die Hueb Medlbach/ Anno 1551.
Sigharter Jakob hat zu Lehen empfangen/ den
Ödthof in Puechkircher Pharr Alnno 1551.
Kelln peckh hat empfangen den Sitz Hillprech-
ting und Thalheim von der jüngsten Abbtesin Anno
1556.
Wilhelm Kirchperg er hat empfangen zwey Güs-
ter ainS zum Kurt/ daS andere zu Z eitlen Anno
1561.
Item so hat auch das Gotshaus 'sonst andere Lehen,'
so auch als oft die Veränderung beschehen, empfangen müs-
sen werden, die Hueb zu Winkhl hat dießmals Eitzen-
p e r g e r.
Item die A ich m üll, daS Guet an Pich et, die
Hueb an Waisenodt, die Soldau an Aitzenberg
u. s. w.
Diese Güeser und Pauerntehn hat die jüngst gestorbe-
ne Abbtesinn Frau Anna im 1563 Jare verliehen.
Jnnerseer hat empfangen den Hof und Hueb zu
Pettenbach Anno 1541.
Wolf Schneff hat empfangen die Veste Walt-
pach, sambt dreyen Hu eben zu Pa umgarten und
am Pach, Inhalt Revers Anno 151Q.
Das Gotshaus hat in dem Ambt Edenfeld, in der
Stadt G münden, im Hofambt, in Ha usrukh zu
Nußdvrf im Traungei, in St ei er, I sch et, im
En ns rh all und Traunkirchett 442 Holden und Un-
Altmünster. 13
274
terthanen, die dienen von ihren behausten und Ueberlant
Gütern auch etlichen wenigen Küche (dienst, so mit Gelt
abgelöset werden, in Summa 330 fl. 7 ß. 14 dl.
Aus dem Salzambt zu Gmündten hat das
Gotshauß im järlichen Gült 160 fl.
Gotszeilsalz von Auffee 36 Fueder.
Bey diesem Gotshauß sein allerley adeliche und andere
Lehen so jederzeit in Veränderung der Prälatin und Le-
hensleut zu emphan, aber wie zu gedenken, wenig tragen.
Convent-Sigil, ist in der Frauen Abbtesin Handt.
P a ul i ch k e i t.
Das Gotshauß ist allenthalben im zimlichen Paü, und
es erscheint gar khain Mangel.
Cominearí Guetbedunkhen.
Alda ist ain gar ainfältkge frume Abbtesin, so noch-
mals zu aller Wirthschaft an Stärkh und Vernunft gar
ring, entgegen sieht uns der Hofrichter für einen geschaiden
Mann an, so den einfältigen Klosterfraun Abbtesin und
Conventschwester allermeist vorzeucht; derohalben wäre nun
von allen Dingen diesen zwain Klosterfraun zu bevelchen,
daß sy miteinander bestes und müchlichistes Vleiß aller Wirth-
schaft und Administration nachsehen und handeln, damit
durch der Abbtesin Unvermügen nit Schaden geschehe. De-
rohalben und entgegen solle dem Hofrichter mit allem Ernst
auferlegt werden, das er für sich, und aignes Gewalt
durchaus nichts handle, und aller Aigennützigkhait enthalte.
(So viel nun wörtlich entnommen aus dem weitläufigen Be-
richt der Commission- laut Visitations-Buch von Seite 106
—116 inclusive.)
Anmerkung. Diese beyden Original Visitations-Be-
richte, lassen uns den Zustand des Klosters in
den Jahren 1561 und 1566 genau wissen, und alle
jene Geschichtsforscher gründlich widerlegen, welche
die Aufhebung desselben in das Jahr 1563 oder
275
1564 setzen; da erst im Jahre 1566 die letzte Aeb-
tiffinn Magdalena eingesetzt wurde, und nicht,
wie der Reisegefährte durch die Oesterreich. Schweiz,
oder das Salzkammergut von Johann Steiner,
zweyte Aust. Linz 182g, Seite 368, irrig angibt
„1563". Vielleicht folgte erwähnter-Steiner, der fal-
schen Angabe, die Jgn> Gielge in t>em III. Thei-
le seiner topogr. - histor. Beschreibung des Landes ob
der Enns aus de Lu ca citirt. Seite 192 „Dieses
Frauenkloster (heißt es irrig) ist nach und nach ab-
gekommen, und wahrscheinlich durch ihr Betragen
selbst aufgelöst worden, denn bey der vorgenomme-
nen Reformation fand man im Jahre 1563, wie
. de Luca in seinem geographischen Handbuche Seite
495 bemerkt, darin fünf Schwestern und zwey Kin-
der" (Nach dem Visitat. B. de Anno 15Ö1) wa-
ren, freylich fünf Schwestern, alle eines guten
Rufes aber, und nicht zwey Kinder (nach der
entstellten Wahrheit, dem bösen Geiste jener Zeit
wo de Luca schrieb, angemessen) sondern sogar
sechs Kinder, eins mehr als Klosterfrauen waren
— aber Ziehkinder. Bon dem Jahre 1563 liegt
gar kein Untersuchungs-Bericht vor, und es scheint,
daß de Luca, wenn er anders beyde Berichte de
Annis 1563 et 1566 zur Einsicht bekommen, selbe
geflissentlich verdreht habe u. s. w.
Daß Magdalena (Dietrichingerin), wie Stei-
ner loco citato bemerkte, Seite 368, die letzte
Äbtissinn gewesen, hat wohl seine Richtigkeit,
daß ihre Regierungszeit aber noch länger währte,
werden weiter unsere Auszüge aus den Archivalien
zeigen.
Der immer mehr eknreißende Protestantismus, dem
die dasigen Pfarr-Geistlichen ganz ergeben waren, die Ver-
18* '
276
achtung die man den Klosterleuten erzeugte rc., erschwerte
nebst so manchen andern Umständen, neue Candida rin-
nen für das nur noch aus zwey Individuen bestehen-
de Frauenktoster zu erhalten. Selbst der damahlige k. k.
Kloster-Rath scheint der Aufnahme neuer Klosterfrauen ent-
gegen gewesen zu seyn, — und der damahlige Salzamt-
mann Georg Neu ha user, suchte die nicht unbedeuten-
den Waldungen von Traunkirchen zur Benützung der
Salinen zu überkommen u. s. w. Dennoch bestand das
Frauenkloster unter der Regierung der Äbtissinn Magdalena
Dietrichingerin bis zum Jahre 1573 fort. Als aber um
diese Zeit auch die vorletzte Ordens-Schwester Verónica
Stöpplin, die der Äbtissinn mit Rath und That bey-
stand, gestorben war, und der Schaffer des Klosters das-
selbe nicht zum Besten betreute, so beschloß der k. k. Klo-
ster-Rath eine Administration, und zugleich die Ab-
setzung der Abtissin ihrer Untauglichkeit halben. „Im
Jahre 1573 also," so besagen die Urkunden, „ist die ge-
weste confirmirte Äbtissinn Magdalena abgesetzt, und im
Nahmen des lobt!. Prälaten-Standes, das Gotteshaus Traun-
kirchen zu administriren anbefohlen worden." Erhardt,
Abt z u K r e m s m ü n st e r, erhielt die Administration. Ver-
walter oder Hofrichter war Martin Zeillinger. Die
Frau Äbtissinn erhielt kein anderes Einkommen, als ih-
ren nothdürftigen^ Unterhalt in Speis und Trank — täg-
lich eine Kandl Wein, und ihr Essen an des Verwalters
Tisch. Diese nun ungebundene Lebensweise, steckte sie aber
mit "der neuen Lehre an, wozu sie noch die dortige Geist-
lichkeit verführte.
Erst im Jahre 1574, wurde das Urbarium mit al-
len Rechten und Gerechtigkeiten dem Administrator über-
antwortet.
Im Jahre 1583' bis 1585 war I a k o b G i sl Ad-
ministrator (dessen Nahmen bald Gift, Güstl und Ginstl
'geschrieben vorkommt), er war Abt zu Wil Hering.
Hierauf erhielt im Nahmen des Prälaten - Standes,
277
die unmittelbare Verwaltung im Geistlichen und Weltlichen
der geistliche Herr Leonard Schußmann/ unter dem
3. Juny 1585, und als Gegenschreiber wurde Wolf
S cha dt aufgestellt.
Beyde vertrugen sich aber nicht wohl mit einander. —
Bald beschwerte sich der Gegenschreiber gegen seinen geistli-
chen Vorgesetzten/ dessen Lebensweise freylich ziemlich locker
war/ und Schadts Beschwerungen und Klagen wurden ernst-
licher/ als er den verbothenen Umgang/ und da6 Verhältniß
Schutzmanns mit der abgesetzten Äbtissinn Magdalena ent-
deckte/ und sogar die Briefe zur weiteren Bestätigung an
die Behörde einschickte/ die sich beyde einander zuschrieben/
weil sie, der nun drohenden Gefahr wegen/ seltener und
nur heimlicher Weise zusammen kamen.
Ueber diesen Vorgang erließ auch Jakob, Abt zu
Wilhering, ää. Wilhering 10. April 1586 an den k, k,
Kloster-Rath folgendes Schreiben P. P. „Gott weiß, daß ich
neben dem ganzen Prätatenstand in gänzlicher Hoffnung ge-
standen, mein Conventual, Leonard Schutzmann,
Verwalter zu Traunkirchen, würde sich dermaßen verhalten,
daß er bey dieser Administration nit allein ain Zeitlang ver-
bleiben, sondern khünftig zu ainem mehrem befürdert wer-
den mügen. So würd doch diesem allem zuwider, zu mei-
ner sondern Betrübniß und Laidt ich glaubwürdig bericht,
das die gewest Abbtisin daselbst, Magdalena Dietrichinge-
rin, Jme dahin eingenommen, daß ich wohl Sorge trage,
e§ werde mit ihme Aenderung beschehen müssen, wie ich
dann beide Personen, in gefängliche Verwahrung und Ar-
rest nahmen lassen. Entgegen damit in dieser österlichen Zeit
in dem Gotshaus der Gotsdienst verricht werde, einen an-
dern meiner Conventualea Herrn Christophen Hei-
de n r e ich hinauf verordnet."
278
Hierauf bekam dis Verwaltung der Conventual I o*
feph Premer aus dem Stifte Kremsmünster/ und er
trat sein Amt an in die Sancti Joarmis Baptista des
Jahres 1586/ wie nebst mehreren Documenten auch noch
das vorliegende Inventarium beweiset.
Anmerkung. Den Nahmen dieses neuen geistlichen
Verwalters/ fand ich nach seiner eignen Unterschrift
in Original-Documenten/ immer so geschrieben „P re-
mev,“ nach andern gleichfalls Originalien/ wo nur
Erzähtungsweise sein Nahme erscheint/ wird er bald
Pramer, Pramber, Pramber/ Prember
geschrieben.
Das Schreiben beyder Herren Aebte/ Erhards zu
Kremsmünster/ und Jakobs zu Wilhering über diesen Ver-
änderungs-Fall an den k. k. Kloster-Rath zu Wien dd. 10.
August 158Ö, hat zum wörtlichen Inhalt folgendes Merk-
würdige. (Praemissis P.) „Was und soviel dem gewesten
geistlichen Verwalter Fratrem Leonardum Schuß-
mann belangt/ hab' ich Abt zu Wilhering/ gemelden Ver-
walter/ als meinen Conventyalen alsbald in Verwahrung
nehmen lassen/ und von dannen in mein (Aotshaus genom-
men/ und hab ich ihn in solcher Zeit dermaßen in scharfer
Straf gehalten/ daß er sein Lebenlang daran gedenkhen
wird." —
„Die geweste Abb t e ssin n betreffend/ obwohl durch
uns bede/ und noch durch mich/ Abt zu Kremsmünster/ in
Zeit der ersten Ve ränderung/ mit Ihrer Person vor
dreyzehn (13) Jahren, auch hernach zu etlichen mahl/
in Zeit ich diß Gotshaus Traunkirchen im Nahmen des
Prälaten Standes ob der Enns inne gehabt/ dann auch
hernach durch mich Aht zu Wilhering/ in meiner Admini-
stration zu vielmahlen Bericht Geschehen / und eingerathen
worden/ daß berührte geweste Abbtessinn/ weil sonst keine
Klosterfrau dieses Orts war gewest/ auch Ordens- und Re-
279
gelsbrauch nicht nachgelebt, von dannen abgelassen, und
an ein ander Ort in ein Frauenkloster verordnet
werden solle, so ist es doch nit beschehen; weil dann zu
vermuthen, daß sie dem Verwalter zu solchen ihrem un-
rechtmäßigen Vorhaben, mehr Ursach geben) daher sie auch
gleich Anfangs zur gebührlich Gefängniß genommen, auch
noch auf dato darin erhalten wird. ' Derowegen weil diese
Weibsperson dieses Orts hier nit mehr zu gedulden, so woll-
ten wir nit widerrathen, gemelte Abbtessin in ein ersetztes
Frauenkloster abzufordern, damit sie ihr Leben im Orden
zubrächte. Darinn ihr dann in Ansehung, daß sie gute Zeit
im Orden gewest, dem Gotshaus Traunkirchen wohl ge-
haust, und daß sie gar eine blöde Weibsperson, unsers Er-
achtens die hievor bewilligte Zubuß 32 fl. geben werden
möchten. Dann was und soviel das geistliche und zeitliche
auch die Wiederersetzung eines geistlichen Verwalters anbe-
langt, so hab ich Abt zu Kremsmünster meiner Conveii-
tualen einen aus meiner Profeß Kloster Thierhaupten in
Oberbayren genannt Fratrem Josephum Prem b er
allda her bewilliget und verordnet, welcher nit allein eines
guten Alters und lange Zeit in Orden, sondern auch eine
Person von guten (Qualitäten, verhoffentlich dahin geschaf-
fen, daß er in Geistlichen sowohl als Zeitlichen dem Gots-
haus wohl fürstehen, sich auch exemplarisch verhalten wer-
de u. s. w."
NB. Aus diesem Documente erhellet wieder die bestimm-
te Absetzung der ehedem confirmirten Äbtissinn im
Jahre 1573.
Durch zwey Jahre und sieben Wochen, vom Jahre
1586 de die 8. Joannis Baptistae bis 10. August 1538,
war Joseph Premer Adminijìrator, er wurde dann Ad-
ministrator zu Schlierbach; und die Administration
zu Traunkirchen erhielt Andreas Mor, Prior zu Krems-
munster, laut kais. Resolution dd. 26. Juty, am 10. Au-
280
gust 1588/ dem das Inventarium durch Abt Alexander
zu Wilhering, der heit. Schrift Doctor und Hofkaplan
und Herrn Veit S p in dler/ der Rechte Doctor, geist-
licher Kloster- Rath, als verordneten Commissarien, nach
dem Inhalt ihres Berichtes actum 16. August 1588 über-
geben wurde.
Diese eben genannte beyde Herren sind im Inventario
nebst dem Andreas Mor Administrator unterfertiget.— Bey
dieser Gelegenheit berichteten beyde Lornrnissarii auch ferner:
„Dann haben wir auch befunden, daß die geweste Abb-
tessinn, Magdalena Dietrichingerin umb ihr da-
von bewustes Verbrechen willen, drey ganze- Jahre
lang in 'Arrest sey. Und anfangs im Hinrerstock des Gots-
haus, an einem öden Ort, gar schwerlich Gefenekhnuß.
Hernach aber, als daselbst (Gott behüet uns gnädiglich) daS
wilde Feuer eingeschlagen, Herfür in ein Zimmer ver-
ändert, und bisher darinn erhalten. Unterdessen an ihrem
jährlichen Deputat denen 32 fl. Jchtes (sie) gereicht, und
allein pläßlich die Pfriendt ervolgt, welche Disciplin, dar-
umben soviel scherpfer gegen Ir fürgenomen worden ist,
weil sie sich neben andern Ungebühr bisher nit katholisch er-
halten. Den Orden gar abgelegt, von der Klosterkirchen ent-
halten, der lutherischen Sekten angehangen, und noch
darauf beharre, als erst gar jüngst durch den Pfarrer zu
Traunkirchen sub utraque in Missa profitiren lassen.
Das aber gemelter Pfarrer weilen sie excommunicirt ist,
nit thun wollen, noch verantwortlich thun khünen, oder in
seiner Macht gestanden. Vielleicht auch an Ir, Sintenmahl
Sie, als eine Ordensperson das Hochwürdige Sacrament
süb una zu empfangen, Bedenken hat, ainichen rechten
Eifer gespürt, oder vermerkt, welches alleS wir, Ir ernst-
lich und zum höchsten verwiesen, auch noch in Arest verblei-
ben lassen, haben. Wir erinnern aber hierüber, ob sie schon
aösolviret, und zu der katholischen Religion (wie
zu hoffen gebracht), und darüber des Arrestes in Gnaden
erlassen würdet, daß Sie diß Orts, weilen sie noch ihres
281
Ordens und Negelsbrauch wenigst mehr lebt/ denselben auch
allerdings vergessen, Gott nir dienet, oder Nutz schafft.
So wohl auch der jetzige Verwalter, wann er inskünftige
von Mannspersonen ein Convent aufrichten sollte, Ih-
ren Verdruß und Beschwerde hätte, also neben einander zu
Hausen. — Und nachdem sie hievon zwischen denen Ver-
waltern und Unterthanen allerley Empörung angericht, wä-
re sich dessen hinführo nit weniger zu besorgen. Ob sie" nun
gleichwohl alda zu Traunkirchen ztt verbleiben gedacht, hie-
rumben supplicirt, auch mündlich begehrt. Da man sie je
allda nit gedulden khündte, daß man sie mit Raichung ih-
res von dreyen Jahren ausständigen Deputat, und einem
sonderbaren Gnadengehatt vom Kloster gar abfertigen, und
bey ihren Freunden sich zeitlebens aufhalten wollte. Ist doch
eins, oder das andere weder zu thun, noch räthlich. Wer
also doch ohnmaßgeblich dieses unser Fürschlag und Gutach-
ten, daß sie von Traunkirchen genommen, in ein ande-
res Kloster ihres OrdenS verordnet, und bey der Abtessinn
selbes Klosters verfüget würde, daß sie Jrer, alS einer
schwachen betagten Person in Complirung der Horas, so
viel möglich verschonen, und doch nichts weniger zu guter
Disciplin halten wollte. Daher volgt, daß ermelde Dietri-
chingerin nit allein den Habit wiederum anziehen, zur ka-
tholischen Religion gebracht, sondern auch des Ordens und
Regelsbrauch nach und nach unterwiesen, vor weitern La-
stern abgehalten, also hiedurch ihr Seelenheil befördert wür-
de, und der dortigen Äbtissinn die jährliche deputirte 32
Gulden von Traunkirchen aus, zu Hilfe gereichet werde**
u. s. w.
Unter dem 17. December 1588 berichtete der k. k. Klo-
ster-Rath wegen Transferirung der Äbtissinn zu Traunkir-
chen, Magdalena Dietrichingerin, gegen Jmbach an den
Erzherzog Ernst. „Wir berichten unterthänig, daß bey dem
K l o st e r T r a u n k i r ch e n noch der Zeit eine ainiche
Ehlosterfrau, die vorgeweste Abtessinn Magdalena Die-
trichingerin, so nun aine alte Person , noch im Leben ifc
282
Nun hat dieselbe bey der Verwalters-Zeiten bishero zum
öfternmal angehalten/ man wolle sie aus dem Kloster tre-
ten r und zu ihren Freunden oder Blutsverwandten ziehen
lassen/ wie E. F. D. aus der beygeschlossenen Supplication
zu vernehmen haben/ wann dann dasselbe Gottshaus allbe-
reit mit Mannsordenspersonen ersetzt/ und vielleicht
dem jetzigen vorstehenden Administrator diese Weibsperson
auch sehr beschwerlich sein möchte/ und doch sich nit will ge-
ziemen/ daß dergleichen Ordenspersonen aus dem Kloster
sollen gelassen werden/ solches wider ihr Gelübd und Pro-
fession wäre/ so wären wir der unterrhänigen Meinung Ew.
Fürstt. Gnaden mochten sie in das Frauenkloster ge-
gen Imbach transferiré» und komen lassen."
Der Inhalt/ der in diesem Berichte bemerkten Sup-
plication von der Äbtissinn lautet bloß dahin/ „entweder zu
ihren Freunden ziehen/ oder in Traunkirchen verbleiben zu
.dürfen/ mit einer Uebersetzung in ein anderes Kloster möch-
te man sie doch gnädigst verschonen."
Die Uebersetzung der Äbtissinn nach Jmbach kam nicht
zu Stande/ denn es erfolgte auf obige Ktoster-Raths-Vor-
stellung keine Resolution/ — und es scheint einer ihrer
Wünsche doch erhöret worden zu sey«/ nähmlich der/ bis zu
ihrem Tode in Traunkirchen bleiben zu dürfen/ denn wir
sinden sie da zu Traunkirchen noch am 14. December
1592 am Leben/ wo ihr „der alten Frau Äbtissinn/ nebst
der Kost, auch täglich ein Kandl Wein gereicht wird" laut
Ausweis des Inventariums dd. 14. December 15g2.
f
Kp'V-; . > j > .. •' ~ •' -v
283
zum ersten wirklichen Abte ü ernannt, und deßhalb Ver-
ordnete bestimmt, ihm in dieser neuen Würde daS Inven-
tarium ru übergeben.
' v :t Ti 6> . ' ( \
Inventarium ää. 7. May 1589.
Nach gnädigster Resolution rc. — Durch den Erwür-
digen Herrn Michael Äbten-zu P aü m g a r t e n b erg,
und dem Edlen gestrengen Hochgelehrten" Herrn Mathe um
Ferabosko, beyder Rechten 'Doctor, R. K. M. geistli-
chen Kloster-Rathe, ist dem Erwürdigen und Geistlichen Herrn
And ree Mor, dieß Orts hievor gewesten Adm'iüistratör,
jetzo aber völligen und wirklichen Ersten eingesetzten Präla-
ten dieses Klosters Mannspersonen völlig vertraut ein-
geantwortet und übergeben worden. So beschehen zu Traun-
kirchen den 7. May 1589. . ; i
Im Jahre 1592 starb der Abt von Traunkirchen An-
dreas Mor, laut Schreiben des Abts Johann zu Krems-
münster, an den k. k. Kloster-Rath zu Wien, dd. 15. De-
cember 1592 des Inhalts: „daß der Prälat Andreas Mor zu
Traunkirchen am Erichtag den 8. December dieß, Morgens
umb 10 Uhr gestorben, und vor ihm der jetzige Prelat zu
Schlierbach durch zwey Jahre und einige Wochen Administra-
tor allhier in spiritualibus et Temporalibus gewesen sey."
Das Inventarium nach seinem Tode, wurde am 14.
December 1592 entrichtet, und dieses belehret uns über den
damahligen Personal- Stand des) Klosters, worunter auch
der abgesetzten Äbtissinn Erwähnung geschieht, und
uns so deutlich zeiget, daß selbe um jene Zeit (14. December
1592) noch am Leben, und im' Kloster zu Traunkirchen ge-
wesen.
AUszug ex Inventario.
Geistliche Perso ne ri.
1.) Herr Ha ntz Prembl, Pfarrer.
2) Herr Christoph Hueber, Caplan.
Weltliche Personen.
3. ) Wolf Schat, Hofrichter.
4. ) Sebastian Hortl, Organist.
5. ) Wilhelm Kirchhammer, Kanzteyschreiber.
6. ) Elias Hay gel, in der Kanzley.
7. ) Wolf P erger, Kellner und Kastner.
8. ) Hantz Platz, Phisterer.
9. ) HanP Stainer, Jager.
10. ) Elias Perig, Reitknecht.
11. ) Wolf Frech, Thorwàrtl und Metzner.
12. ) Hantz Mayringer, Maisterknecht, und sechs an-
dere mànnliche Dienstleute.
Weibsp e rso n e n.
19») Alt Frau Abbtestnn. ^
20.) Apollonia Schobenzerin, Kochin.
210 Ursula, Kucheldirne.
22. ) Elisabeth, Viehdirne.
23. ) Apollonia, der Kochin Tochter.
24. ) Barbara, cine Warterin.
Was für Wein täglich ordinari gespeißt wird.
Zwen Priester, jeden ein Kandl.
Hofrichter ein Kandl.
Seiner Hausfrau 4/a Kandl.
Der alten Frau Abteffinn ein Kandl u. s. w.
Dietz sub dato 14. December 1592 errichtete Inven-
tarium , schlietzet also: „Zur Urkhund hab ich, Johann
Abbt zu Khrembstmunster, diesem Inventarii mit
285
meinem Petschaft verfertiget, und Handten unterschrieken
Actum Cremsmünster den 15. Dezcmb. 15Q2. Joh. Äbbt
zu Lkremsrnünster."
Hierauf wurde beschlossen/ bis die Schulden bezahlt
wären/ das Gotteshaus durch einen weltlichen Admi-
nistrator verwalten zu lasset, indem es nicht nöthig sey/
dasselbe mit einem Abt zu ersetzen/ indem für den Gottes-
dienst durch den dahiesigen Pfarrer und seinem Caplan,
genug gesorgt sey.-- Demnach wurde Wolf Schad t/
Hofrichter und bisher Gegenschreiber, als eine Layensper-
son zum Administrator/ auf Raitung eingesetzt.
Dieser hat durch ein Jahr und 37 Wochen das Got-
teshaus verwaltet.
Während seiner Verwaltungszeit richtete ein Unge-
witter großen Schaden an, denn unter dd. Traunkirchen
den 26. July 15g3/ berichtete Wolf Schabt/ Hofrichter
und Jnspector des Guts daselbst/ an den k. k. Klosterrath:
„daß vor 14 Tagen durch großes Ungewitter, Hagel und
Schauer/ das Getraidt auf dem Felde, und die Früchte
auf den Bäumen, zu Grunde gerichtet worden, und alles
zu Boden erschlagen, daß mancher ritt ein Korn von allen
seinen Gründen habe. -------—
Auch erscheinen um diese Zeit (1593) sectische Prä-
dikanten als unruhige Leute allda.
Anno 1594 den 24. July wurde Joseph Prem er
von Schlierbach, wieder auf Traunkirchen installiert, und
ihm am 28. July das Inventarium eingeantwort. —
Im Jahre 1595, dd. Linz den 21. July, schrieb
Spindler Anwald, an den Administrator Premer, daß für
die latres Ordinis 8a neti Fr an ei sei eine
Wohnung solle erbauet werden, und der pater Peter
Frater Ordinis Francisci et Commissarius alda eintref-
fen werde."--------Auch die Klariffinnen aus dem Königs-
j
286
k lo st er zu Wien, hatten im Sinne, wenn die Gefahr
des türkischen Einfalls nach Oesterreich großer würde, nach
Traunkirchen zu flüchten.
Premer berichtete:
1. ) Für die Wohnung der Franziskaner sey keine ande-
re Gelegenheit als St. Nicola auf dem Berge, wo
jetzt die zwey Gesellenpriester, sich gar schlecht be-
helfen.
2. ) Das Kloster sey für eine große Anzahl zu eng, und
nur mit schweren Kosten zu erbauen.
3. ) Außer des FreythofeS im Kreutzgang kein Garten vor-
handen , man müßte erst den Garten des Hofrich-
ters dazu einfangen.
4. ) Seyen die Mauern etlicher Orten sehr nieder u. s. w.
Joseph Prämer (sie) schrieb sich nun von 1594—1613
den 27. Marz Administrator, Abt des würdigen Gotteshau-
ses unserer lieben Frau Saal, sonst Schlierbach genannt,
und Administrator zu Traunkirchen.
Im Jahre 1613 àà. Pre^burg den 20. März, resol-
Vtvfce Kaiser Mathias, daß "das Kloster Traunkirchen dem
Gottes hause Cremsmünster gegen deme incorporirt
werde, daß hievon der Bischof zu Wien jährlich 2000 fl.
Pension erhalte.
Der Administrator Joseph Premer, (der, vom 24.
Juny 1586 bis 10. August 1588, dann ununterbrochen
vom 24. July 1594 bis 1613 das Gotteshaus Traunkirchen,
nach seiner eigenen Angabe 21 Jahrelang, und sohin Traun-
kirchen und Schlierbach in Summa durch 27 Jahre admi-
nistrirt hatte), , bath bey Gelegenheit dieser Veränderung,
ihm als alt erlebten Manne für die wenigen Lebenstage,
das vacante Kloster Schlierbach auf Rechnung anzu-
237
vertrauen, im Falle aber dieß sein Gesuch nicht Statt fän-
de, so bitte er nach Kremsmünster ziehen zu dürfen, dort
wolle man ihm ein Zimmert einräumen, ihm einen Diener
zu seiner Wartung gewähren, auch die tägliche Speise rei-
chen. —
Der Nom. K. M. .verordnete Präsident und Kloster-
Rath, ää. Wien den letzten März 1613, ließ an.dem Ab-
te zu Garsten, jetzt nachstehendes Schreiben ergehen:
„Dem Ehrwürdigen, in Gott Geistlichen und Andächtigen,
auch Edlen und Hochgelehrten Herrn Joh. Wilhelm, Abt
zu Steyergärsten rc. Aus der Rom. K. M. unsers Aller-
gnädigsten Herrn allergnädigsten Resolutions-Abschrift, ha-
ben wir bey dem Kloster-Rath mit mehrem vernehmen, aus
was beweglichen Ursachen und Motiven, Allerhöchst ernennt
Jhro K. M. das Jungfrau Kloster Traunkirchen.
Benedicti-Ordens in Erzherzogthum Oest. ob der Enns, im
Bistum Passau gelegen, dem Kloster Kremsmünster derge-
stalt auf ewig incorporirt, daß dannenhero zum Bistum
Wien eine jährliche Pension per 2000 fi. zu desto besserer
Unterhaltung eines Bischofs gereichet werden solle. Damit
aber zu dieser K. Resolution wirklicher Vollziehung die er-
nennten Herrn Cornrniffarien des Klosters Traunkirchen ihrem
habenden gemeßenen Commission-Befehl nach, mit einem
richtigen neuen Inventarium, bewettern Kloster Krems-
münster, Herrn Abt und Convent einantworten können, und
sonderlich Daniel Hofrnändl Jhro K. M. Einnehrner-
Ambts Gegenschreibern zu Grnünden, die Verwaltung der
Temporalien Inhalt des Convents, darnach sich deßwegen
dem Kloster Kremsmünster obligiret hat, so rc."
Der Anfang des Inventarium lautet also: „Inventarium
und Beschreibung des würdigen und vaccirenden Jungfrauen-
Kloster Traunkirchen am Traunsee ob der Stadt Grnünden
283
liegend, all und jede desselken krlvile^ia und Freyheiten,
sammt der allda vorhandenen vahrundten Haab. In Wein
und Traidt, Vieh und andern Hausrath. So der Ehrwür-
dige und Geistliche Herr Joseph P ramer als sert 15g4
bis auf dato deputîrt gewester Kais. Administrator allda in
Verwaltung. gehabt, welches Gotshaus Traunkirchen von der
jetzigen regierenden K. M. Herrn Mathia Erherzog dem Gots-
haus Kremsmünster mit allen denselben Régalien, Ein-
khomben, Freyheiten, Rechten und Gerechtigkeiten auf ewig
totaliter et plenarie incorporât und einverteibt worden —
haben von Allerhôchst Gedacht Jhro K. M. die hierzu depu-
tirte , gewesten Herren Commissarien die Hoch und Erwürdi-
gen in Gott Andâchtigen, Edeln und Hochgelehrte Herren,
Herrn Johann Wilhelm Abten des würdigen
Gotteshaus Gersten Einer lôbl. Landschaft ob der
Enns Verordneter, und Herr Pater, Petrus Hutt-
n e r, Prediger Ordens in Wien Prior, Kraft Allerhôchst ge-
dacht Jrer K. M. Commissions Befehl die Temporal Inven-
tur der Ordnung nach fürgenomen, und inmatzen dieselbe be-
funden, und nachfolgend beschrieben worden, aus Mangel
aber, das derzeit bas Gotteshaus Kremsmünster mit keinem
wirklichen Pralaten noch nicht wieder ersetzt, dessen KlosterS
priori, ?atri 6a rolo Koblio, und Hofrichter Con-
s t an tin o, Gr.un.de ma tí h, die dem ganzen Werk der
Jnventur, als der Zeit Verwatter zu Kremsmünster selbsten
beygewohnt, und allé inserirte posten von Stück zu Stück,
Jhnen übergeben, eingeantwortet. Hernach aber durch Sie,
dem Edlen und Vesten Herrn Daniel Hoffmândl, At-
lerhôchst ernannt Jhrer K. M. Einnehmer Amts Gegenhând-
ler zu Gmünden (welcher fur sich und seine Kinder dieses Got-
teshaus Traunkirchen auf 20 Jahre lang vermog deren detz-
wegen aufgerichren Vertrag, Administrationsweis in ternpo-
ralidu5 zu verwalten) vertraut und überlassen worden, wie
hernach folgen thut. Beschehen zu Traunkirchen den zwelften,
dreyzehnten und vierzehnten Tag des Monats Juny. Nach
289
Christi unserS lieben Herrn Geburde in Ain tausend
Sechshundert und Dreyzehenden Jare.---------
Zm Jahre 1616 dd. Montag nach Philipp! und Jacobe
beyder heiligen Aposteltag den andern May nach Christi Ge-
purt 1616/ wurde das Gotteshaus Traunkirchen von Sr. K.
M. dem Bistume Wien totàliLer' incorporisi. *
(Schon fruher dd. lQ* September 1614/ datirt sich eitt
Diplom wegen Jncorporation des aufgehobenen Benedictiner
Nonnenklosters zu Traunkirchen / sammt deffen Zugehor und
Einkunften dem Bisthume zu Wien gegen dem/ datz bey der
Pfarre Traunkirchen die Seelsorge gehorig versehen merde.)
In denen/ um jene Zeit ausgestellten LehenbriefeN/-
nennt sich Bischof Clesel/ Aigenthumer (sic) von Got-
teshaus Traunkirchen.
Schon im Jahre 1621 den 9. December auf erfolgten
ConsenS Jhro pabstt. Heiligkeit/ bewilligten Se. K. Mayest.
die Jncorporation des Klosters Traunkirchen dem Lolle-
gio Societatis Jesu zu Passa»/ mit demBeding,
laut altea Contract/ dem (Cardinal Klesel die jahrliche Pen-
sion/ abzureichen. 7tm 14. Februar 1622 geschah die Ein-
v e r l e i b u n g / am 27. Februar darauf die U e b e r g a b e an
die Jesuiten zu Paffau.
Die H a u p t - E i tt v e r t e i b u n g s - Urkunde aber
ist erst dd. Wien vom 12. July 1624/ und die Uebergabe
durch kaiserliche Commiffare/ wie die Angebung der
Rechnung en deS tetzten AdministratorS Daniel HofmandtS
am 14. Februar 1625 geschehen.
19
7lttmunstet4
290
III.
Ex O r i g i n a 1 i.
Das G o lies Haus T raun k irch e n ha tte mt h rer«
adelige oder Ritterlehen zu vevleih en,
laut alten Lehenbuch in der k. k. Lehen-
stube, noch der mahlen vorliegend, wor-
aus nachfolgende Auszüge geschöpft
wurden.
I.
„Wir Barbara von gotS genaden Abbte'ssin zw Trawn-
chirchen, vnd der ganz Convent daselbs, bekhenne» mit den
offen Brief, das für uns khumen ist, der edl Wolfgang
Freytag zu Waldpach, vnd padt uns, das wir Jme
geruetcn zuverleichen, die Best Waldpach, und die drey
Hueben dabey rc.'Der Brief ist geben, als man zalt nach
dev gepurt Cristi vierzehenhundert und darnach in, ainsund.
vierczigisten Jar an sannd Andrestag des heiligen zwelfpoten."
(Das ist 1441, den 30. November.)
II.
Hans Caspar des Nielas Hilprechting seligen
Sun, und Paul sein Bruder empfiengen zu Lehens von Gotz-
haus Traunkirchen, den Sitz zu Hilprechting und ai-
nen Hof daselbs 66. am Erichtag in den Ostecfeyrtagen 1445.
(Lehenbuch. Den 30. März.)
III.
„Wolfgang Frey tag des alten Wolfgang Freytag
Sun hat zu Lehen empfangen den Sitz Waldpach re. be-
schehen am Montag nach fand Jorgentag Armo 1467. Vnd
der alt Wolfgang Freitag hat den Sitz gepaut auf das
GotShaus Grund; hat ir Barbara Stadlerin dyezeit
(damahlen) Abteffin zn Traunkirchen die Lehen vorbehalten'" s)
IV.
„Tsnno 1473 am Montag vor sannd Mathiastag empfing
von Frau Magdalena Abtissin, Sigmund Hohenfel-
der zu Lehen, das Gut zu Nustorf genent das Rorl»
Gut. (Lehenbuch pag. Q. Den 22 Februar.)
V.
Anno 1473 am Sonntag Reminiscere empfieng das Le-
hen Pächel genannt, zu rauhenstorst, Sigmund
Vorst er von der Abtissin zu Traunkirchen Magdalena.
(Den 14. Marz.)
VI.
LehenSverwilligung 1482.
„Wir Magdalena von GoteS genaden Abbtesinn zu
Trawnchkirchen rc. daS wir verliehen haben dem edlen Fran,
zisko Stainacher und Jörg er „seinen Bruder, die
hernach ^beschriebene Stücke: Item zway Höf zu Aich
gelegen rc. äst. 1482 Jar am Montag nach sanndt Tho-
maStag deS hl. zwelfpoten." (Den 23. December.)
VII.
„Der Edel Wolfgang Thalaimer, hat von unS
Anna, Abbtissinn, Lehen empfangen u. f. m. am Montag
vor Latare in der Vasten Anno 1497." (Den 27. Februar.)
a) Späterhin kamen nach einer Anmerkung des LehenbucheS die
Jagenreuter zum Besitze dieses Gutes.
Gilge Topographie von Oesterreichs III. B. S. 225 be-
merkt einen Thomas Frey tag.
Wißgrill Hl. B. S. 95. führt bloß diesen Wolfgang
Freytager (Ritterstandes), 1496 und 1502 an, und kennt
den ersten Wolfgang nicht.
19 *
292
VIII.
„Wir Anna von Gotts Gnaden/ Abbteffknn zu Traun-
kirchen bekhennen für uns/ daß für uns khomen ist/ Wolf-
gang Zwickhl zu Admund/ und uns demüthiglich gepe-
tenhat/ ihm zu verleihen/ die hernach beschriebene Güeter
und Stück/ als dieSwaiggüter in d e r Ka lchgrub en,
und die Güeter genannt die R i n n t h e r l e h e n rc. (Nach
Abgang und Tod Petri Kattreyn erhielt Thomas Zwickl 1487
als nächster Erb diese Güter.) Der Brief ist geben am Frei-
tag vor Judica in der heiligen Vasten da man zelt nach Chri-
sti gebürt 1497 Jar." Den 10. Marz. (Lehenbuch pag. 1.)
„Bartholomäus Zwiekel für sich/ und anstatt
seiner Geschwister/ Sebastian/ Benigna und Katha-
rina/ als Lehenträger der von ihrem Vater Wolfgang an-
gefallenen Güter/ empfing die Lehen am Samstag vorm Sunn-
tag Oculi 1512/ und hat einen neuen Lehenbrief von Frauen
Anna Abbtiffinn zu Traunkirchen empfangen/ und den alten
Brief hereingeben." Den 13. März.
IX.
„Hans Hohenfelder/ hat zu Lehen empfangen/
von Frauen Annen/ Abbtessknn den H o f z u Sichten,
w erg (sie) ist geshehen am phintztag nach sannd Jörgentag
1497." Den 27. April. (Lehenbuch pag. 10.)
X.
„Der Edle Sigmund Stadler auf de rZS t'a u ff,
hat von urls Zlnnen, Abbtessinn zu Traunkirchen, Lehen
empfangen, das Gut i n der Oedt und etliche A e ck e r
zu Lall, und ain Hof in der Aw/ an der Mittwoch
vor sannd Kolomannstag 1497." Den 11. October. (Lehen-
buch pag. 4.)
293
XL
„Franz der altere, als Lehentrager, und Jörg
die Ster nach er Geprüder zu Gstadt, haben zu Lehen
empfangen zwen Höf zu Aich von Frauen Anna Abte-
sin zu Traunkirchen beschehen'am Sambstag nach Dionisientag
Anno im Fünften." Den 11. October. (Lehenbuch fol. IQ.)
XII.
„Am St. Niclastag erhielt von Anna Abtissin, Jörg
Sigharter Vitzthumb zu Wetß zu Lehen, den Oedhof
in Puechkircher Pharr, und Starhemberger Landge-
richt, als Ritterlehen für sich, seine Frau Margaretha,
sein Sun und Tochter." Den 6. December 1510. (Lehenbuch
pag- 90
XIII.
„Pangratz Innderseer (Jnnerseer) Weiland Stef-
fan hinterlassener Sun, hat zu Lehen von Gotzhaus Traun-
kirchen empfangen, den Sitz zu Hueb sambt den Pau-
h o f. dd. am phintztag vor St. Mertenstag 1515." (Den
8. November.)
XIV
„Sachs zu Almek die Lehen empfangen, von ainem
Hof in der Reuthamer Pfarr, und den Hof zu
Ru sch an in Ohlstorfer Pfarr dd. am Mttichen nach Mar-
tini 1515." (Den 14. November.)
XV.
„Der Edel Wolfgang Thalaimer hat von uns
Frau Dorothea (II.) Abbtessinn zu Lehen empfangen, den
Sitz zu Hilprechting und Thalhaim; im Beiwesen
Urban Werter, Schaffer am Montag sannd FlorianStag' im
1517 Jar." (Den 4. May.)
XVI.
m
„Bartholoma Zwickel Lehen empfangen ti. s. w.
von Frau Do roth ea Abtissin/ am phintztag vor sannd Ja-
cobStag 1513.« (Den 22. July.)
XVII.
Margret Talharm er Wittib/ hat von uns Lehen
empfangen *) dd. am Freytag nach Elisabetha 1523 (Abbtis-
sinn tune temporis erat. M arga reth a Stainache-
r r n.)«
XVIII.
„Wir Margaretha von Goz genaden/ Abbtessinn
zu Traunkirchen bekennen mit diesen offen Brief (Sie verlieh
derj Kath arin a hinterlassenen Wittwe des Pangratz
Sch eibl, Bürgers zu Wels/ das Gut zu Nustorf am
Attersee.) Der Katharina Scheiblin/ Gewalttxager war
Leonard Pehaim. geben am Montag nach fand Sy»
monstag Anno im fünf und zwanzigisten.« (Den 30. Octob.
1525.)
XIX.
Anrzo 1527 am Tag Gott der heiligen Dreyfaltigkeit
hat Regina Walchin des Wolfgang Freytag
Schwester zu Waldpach zu Lehen empfangen etliche
Güter nach laut eines Lehenbriefs Item Vorerst die zwo
Hueben zu Paumgarten u. s. w. Den 16. Juny.
(Lehenbuch 3g.)
XX.
1527 am freytag vor der heiligen Kreutz Erhochung/
der Edel Vest pern h a rt k irchp erge r zu Lehen empfan-
gen den Hof zu Rue schein/ mit sambt'den zwen Gü-
^ *) Die zwey Sih zu Helprechting und Thalheim.
(Lehenbuch p-g. 3.)
295
kern, da- Gut zu den Kindern, und das Gut zu
de» Zauden. (Den 13. September.)
XXI.
„1527 am Tag Leopoldi, der Edel Vest Pangraz
Jmnerseer den Sitz zu Hueb, und den Pa uh of."
(Den 15. November.)
XX«.
Anno 1529 am Psingstag vor dem heiligen Palmtag
hat Wolfgang Walch zu P randeckh die obenbenann-
tet» Gitter nach laut eines Lehenbriefs ^empfangen, so ihm
ReginaWalchin zu Waldpach vergunt und zugestellt
hat, nach laut einer Aufsandtung. Den 18. Marz. (Lehenbuch
Seit« 40.)
XXIII.
Vermerkt welcher maßen, vnd gestalt ich Fraw Bar-
bara Kirchpergerin die zeit Abbtefsin zu Traunkirchen
mit sambt meinem Convent einen Auswexel gemacht habe
mit meinem lieben prueder pernhard kirchpergerzv
Biechofen, beschehen am Mittichen vor vnsers Herrn
Fronleichnamstag im ainsunddreyßigisten Jare, inmasscn >vie
folgt: „Item >vir haben Jme geben zwei» Bauren zu
Pötten bach (sie) die vor Zeiten auch zu der Herrschaft
Seissenburg gehört haben, und uns durch Kaiser Maximi-
lian zugestellt und eingeantworter sein worden, auch wexel-
iveiß nach laut brieflicher Urkunde" u. s. w. und dafür er-
halten das Gut zu den Kindern, und das Gut zu
den Zauden, den Hof 'zu Ruescham, mit dem We-
ber und Schuster Gütel daselbs. (Den?. Juny 1531.)
XXIV.
Anno 1532 am Montag vor fand Sebastianstag, hat
Wolfgang Walch zu Pr an deck, die Güster zu Lehen
erhalten, die ihm Regina Walch vergunt hak. Den 15.
Jänner. (Lehenbuch S. 44.)
’ I >
„Am Mittichen vor Judica in der Vasten im XXXV
(1535) Jar/ hat Wolfgang Walch zu Pranndeckh
zu Lehen empfangen u. s. w. von uns Frawn Helena
Dietrich ingerí- Den 10. März 1535. (Lehenbuch p. 44.)
XXVI.
„Vermerkt die Lehenleute so von uns frawn Helena
Dietrichingerin, die zeit Abbtessinn zw Traunkirchen zu Lehen
empfangen haben im XXXV. (1535) Jar." Den 12. April
1535. (pag. 72.)
Z. B. „Stephan von Lindau, das Gut zu
Lindau geben Montag nach dem sonntag wisericoräia
Anno im XXXV,“
XXVII.
„Am »Freytag nach der hl. Dreyfaltigkeit im xxxv.
(1535) Jar, hat Herr Sigmund Ludwig von Pol-
haim zu Weiß, von uns frauen Helena Dietrichin-
gerin, die Zeit Abbtessinn zu Traunkirchen, zu Lehen em-
pfangen die Hueb zw Meldlpach (sic) am Hausruck
gelegen.“ Den 28, May 15Z5. (Lehenbuch fol. 37.)
XXVIII. .
Anno 1536 am Erichtag vor fand Thomastag, empfing
von der Frau Helena Dietrichingerin, Abtessinn,
her Edel Best Lienhart. Kirchperger das Gut zu
den Kindern rc.“ Den lg. Dezember, (Lehenbuch Seite
48.) *)■
*) Eufemia von Losenstein, Äbtissinn zu Traunkirchen leihet
dem edlen Vesten Leonard Kirchberger den Sitz u. s. w.
Lnnocdl dlanuscri^,«. j>. 639.
297
XXIX.
„Vermerkt die Lehen empfangen haben von uns Eufo-
mia von Losen stein Abbtessinn im jtrliii (1543) und erst
lich im Amt Haußruckh: Wolsgang zu Lindau, .daS
Gut zu Lindau rc. am.Suntag nach Bartholome im
xliii Jar." Den 26. August 1443. (Lehenbuch Seite 80.)
XXX.
„Item Paulus yon Paumberg, ää. Sambstag nach
Mathei 1543, für sich, und seine Miterben, als Lehenträger,
das Gut zu Paumberg." (Den 22. September 1542.)
XXXI.
„Am Montag nach dem andern Suntag im Advent im
Mi (1543^ Jar, hatChristoph Walch im Beyseyn Leo
Hocheneckche» zu Lehen empfangen von uns Enfemien von
L o s e n st e i n u. s. w, (Den 10. Dezember 1543.)
XXXII.
Im Jahre 1543 haben noch bey der Frauen Eufemia
von Losenstein Lehen empfangen laut Lehenbuch:
1. ) Der Kirchperger seine Lehen.
2. ) Item der Hohenecker anstatt des Walchen.
3. ) Die jungen Herren von Polhaim zu
Weiß haben einen neuen Urlaubbrief erhalten.
4. ) Hans Segger, anstatt des jungen Jägen-
r e u t t e r.
5. ) Die Herren von Scherffenberg haben die
Lehen empfangen, dieselben meiner Frawn aufgesandt, und
hats Ir Gnaden Hrrn Veit von Zelking geliehen,
nähmlich die Herrensitz, Hilprechting und Thalhaim.
6. ) Veir Stein ach er hat die Lehen empfangen rc.
XXXIII.
298
Lehen, so von Frauen Anna Rainerin empfangen
wurden. Anno 1551. (Lehenbuch pag. 92.)
1. ) Herr Andre v o!n Po lh a i m, für sich und seine
.Prüder fcic- Hueb z u Med l b a ch («io) im Taufkircher
Pfarr zw Lehen." (Lehenbuch Seite 92.)
„Vermerkt die Lehen im Ambt Odenfeld bey Frau
Anna Rainerin Abteffinn verfallen, im 1551 Jar, fer-
ner im 1555 Jahr."
2. ) „Sebastian Frischmuth hat anstatt des jun-
gen Jägenreiter die Lehen empfangen, und meiner gnädigen
Frau (ie. Anna Rainerin Abteffinn) zwen Emmer Wein
verehrt." 1551. (looo oit. S. 92.
XXXIV.
„Am Freytag nach der Haylligen Dreykhünig Tag im
1555 Jar lhat Jacob Sig harter zw Lewbenpach
(vielleicht Leonbach) den Hof genannt den Oedhof in
Puechkhircher Pharr von Gotzhaus allhie zu Lehen
empfangen." (Den 11. Jänner 1555.)
XXXV.
„Anno 1555 am Ertag nach unser Frauen Lichtmeß,
ist der Edel und Best Ha y den zu Dorf, und der Edel
Best Storch zu Clauß anstatt des Edlen Vesten Fried-
rich Malawitzer wegen der Pruckmühl unsers Gotz-
haus Lehen erschienen, und weil er gedachter Friedrich Ma-
lewitzer, Geschäft Roth seiner Dienst halber, am khüniglichen
Hof verpflichtet, aigen Person nicht erscheinen muge», haben
wir auf solch sein Ersuchen, Jme und seinen Geschwistern
ererbte Pruggmühl verliehen." (Unter der Zlbteffinn Anna
Rayweriu.) Den 8. Februar. (Lehenbuch S. 92)
XXXVI.
Im Jare 1556 am heiligen Psingstag hat der jung
Hhellenpeckh, im Nahmen seines Vaters Niklas
299
Khellenpeckh di- zwen Sitz Hilprechting und
Thalheim von der Abtessinn Anna Rainerin zu
Lehen empfangen." Den 24. May. (loco citato S. 92.)
XXXVII.
^Am Pftngstag den 14. Jannarii 1557 Jar hat der
Edl^und Veste Wilhelm khirchperger die Lehen von
uns Anna Raumerin (sie) empfangen, so durch Wexel
von unfern Gotzhaus von weyland dem Edlen und vest
Bernard khirchperger, kommen, nämlich die zwey
Güter eins zu den khindtern, eins zuden Zau-
d^e n." (Lehenbuch S. 94.)
XXXVIII.
Anno 1561 die nähmlichen Güter: Wilhelm Kirch-
p erg er, anstatt seines Vettern Ludwig.
XXXIX.
Anno 1561 in der Wochen Assumtionis Mariae Vir-
ginis hat der Edel Best Sebald Haiden zu Dorf
mit einer Auffandtung von Friedrich Walewitzer, mit
welcher er Herkommen ist, angezeigt, er und sein Vater
Christoph Haiden hätten die Bruckmühl an der
Traun unsers GotthauS Lehen erkauft. Nach dem 15. Au-
gust 1561. (Lehenbuch folio 940
XI,.
Anno 1567 Vermerkt die Lehen, so von der Frau
Magdalena Dietrichingerin empfangen wurden.
10 Im Jahr 1567 am 10. September der junge
Khellnpeckh im Nahmen seines VaterS NiklaS, die
zwen Sitz Hilprechting und Thalheim.
2.) eoäeni die et Anno 1567 der Edel Vest Wil-
helm K i r ch b e r g e r zu Seiffenburg und Viechthofen, als
der altere, im Nahmen und Stammes seines ungevogten,
jungen Vettern, weiland des Edlen L i e n h a r d kirchper-
300
ger zu Spitz nachgelassenen Sun, mit Nahmen To-
bias, die Lehen empfangen, über die zwey Güter ainS
zu den Kindtern und aiiis zu den Zauden, in Pöt-
tenpegkher (Pettenbach) Pharr, und schürnstain Landgericht
gelegen, welche zwey Stück von uns, und den Gotzhaus
umb die drey Stück den Hof zu Ru e sch an, und noch
zwey Güter daselbst, wechselweiS durch weyland Bernhard
Kirchperger von Viechtorf und Seifsenburg
gekommen sind. (Lehenbuch S. 107.)
XLI.
„Anno 15(57 am Aller Khindleinstag, hat der junge
Siegharter von Luebnpach, im Nahmen seines Vet-
tern, Jakob Sigharter, die Lehen empfangen von Edt-
ho ff rc. Den 23. Dezember. (Lehenbuch S. 108.)
XLII.
3m Jahre 15Ö8 Herr Andre von Polheim für
sich, und seine Brüder, die Hueb zu Medlpach, im
Taufkirchrr Pfarr gelegen. (Lehenbuch 108.)
Nachtrage.
A.
Leonard, Bischof von Passau, incorporirt die Pfarre
Traunkirchen dem Benedikliner Nonnenkloster
zu Traunkirchen am St. Margaretha Tage 1430.
(Aus e in er Abschrift)
I^OS Eeonardus, De! et Apostolicae sedis Aratia
Episcopus Pataviensis, in praesentium et futurorum
notitiam, deducimus cum salute in arduo Pontificalis
dignitatis culmine divine favente clementia constituti,
debite pensantes, ne a predecessorum nostrorum Ec-
clesias et pia loca, praesertim monasteria sub nostro
regimine situata, gratiosius promoventium vestigiis vi-
deamur declinare, cum itaque dudum quondam Domi-
nus Albertus, Episcopus Pataviensis^ Praedecessor piae
recordationis, de consensu Venerabilis fui capituli Mo-
nasterio Sanctimonialium in Traunkirchen ordinis 8.
Benedicii nostrae dioecesis ex certis et rationabilibus
causis animum suum moventibus Ecclesiam Parochia-
lem Traunkirchen, cujus jus Patronatus ad dictas Mo-
niales pertinebat, donaverit, appropriaverit, univerit
et incorporaverit sub certis modis et ex post per quon-
dam Domini Gottfridi, similiter Praedecessoris nostri
privilegiis, felicis memoriae, sub certa ordinatione ro-
boratis per totum nobis productis ac perlatis luculen-
tius vidimus quare tum instanter per Vene-
rabilem ac Religiosa m in Christo dilectam Barbaram,
praefati Monasterii in Traunkirchen Abbatissam, nobis
302
fuit supplicatum, quatenus praetictae Ecclesiae Traun-
kirchen donationem, appropiationem, unionem et in-
corporationem per supradicttim Dominum Albertum
ac ordinationem per praefatum Dominum Gotifridum,
Praedecessores nostros, sicut permittitur, rite et legi-
time factus gratiosius approbare et confirmare dignare-
mur ; inclinati igitur precibus ejusdem Barbarae Abba-
tissae, ad quam et ejus monasterium specialem habe-
mus affectum, omnia et singula in supradictis duobus
privilegiis contenta et conscripta, in Dei nomine autho-
ritate nostra ordinaria et ex certa scientia approbamus
ratificamus et confirmamus, nec non robur habere vo-
lumus perpetuae firmitatis harum testimonio litterario*
Datum Pataviae in die Sanctae Margarethae Virginis.
Anno Domini Millesimo quadringentesimo tricesimo*
Cii. 8.)
B.
Leopold, Erzherzog von Oesterreich, Bischof zu
Strafturg und Passau, stistet has Jesuiten-
Collegium zu Passau, am 11. Februar 1612.
(Aus einev Abschrift.)
In Nomine Sacrosanctae Trinitatis veri
aeterni Dei.
Nos Leopoldus ejusdem divinae Mtis, gratia Ar-
chidux Austriae, dux Burgundiae, Styriae, Carynthiae,
Carnioliae et Wirtembergae et Comes Tyrolis etGori-
tiae, Episcopus Argentinensis et Passaviensis, fatemur
hisce publice ac notum facimus omnibus: Quod cum
saepius instabilitatem vitae labentis perpendissemus,
803
studiosiusque dispexissemus, moftalcs sibi melius con-
sulere non posse, quam si gloriam summi Dei propa-
gare , salutem animarum promovere elaborent, ita
enim non solum expeditum iter ad beatam vitam red-
dent, sed etiam thesaurum perpetuum in coelis cumu-
labunt. Cujus causa nihil ita animum nostrum jam
tum etiam in exordio Episcopatus nostri solicitavit,
quam ut in Residentia nostra Episcopali et civitate
Passaviensi Collegium Rdis. Patribus laudabilis Socie-
tatis JESV institueremus et fundaremus* Ad quod
nos cum primis movit defectus notabilis in hac ampla
dioecesi bonorum et doctorum sacerdotum: deinde ,
quod adverterimus incolas, subditos, etiam cives alios
in Religione Catholica non sufficienter instructos, alios
que adhuc haeretica lue infectos! manere. Quibus om-
nibus ut prospiciamus, cum officium, quod gerimus,
tum zelus Catholicae Religionis, quem cum lacte ma-
terno inbibimus, suo jure exigunt; ita dubium nullum
facimus praedictos R. R. P. P. Societatis, ubi ad in-
habitandum Collegium (ad quod promovendum nihil
intermitti debet) ventum fuerit, id acturos, quod et
consuetudo laudabilis et diligentia indefatigata eorum-
defrique institutum pro more habet; instituendo juven-
tutem, reducendo oves pCrditas ad Ecclesiam , sacra-
menta administrando, omnem que cultum divinum
propagendo. Quia itaq. hoc nostrum propositum
effectui tandem aliquando dare decrevimus, clare et
palam id hisce Archiducalibus fundationis litteris con-
testamur', eumq. in finem libere et proprio motu, et
ex Patrimonio nostro haereditario 50000 fi. collocamus.
Verum quia praedicti 50000 0. in praefectura Hal
Aussee superioris Austriae jirredimibilem censum an-
nuum reddunt 3000 fi., totum illum in usum dicto-
rum Patrum Collegii Passaviensis convertimus, cer-
isque anni temporibus iis tradi volumus ac decerni-
mus; Prout hac in re libenter et peramice Serenissi-
304
mus Princeps ac Dominus Ferdinandus, Archidux Au-
striae, Styriae, Carynthiae, Carniolae Wirtembergae
etc* Cdfties Tyrolis et Goritiae, noster CharJssimus et
dilectissimus D. Frater, per literas singulares censuS
(quos RR. PPbus.una cum bis fundationis literis tra-
didimus) consentit. Quod si vero praedictus noster
Serenissimus Frater summam banc 5Ö000 fl. renum-
ciare, vel ipsius haeredes citius sive tardius voluerint,
eam Patres recipere, alio locare, vel fundos emere,
obligatos esse volumus, Nec^ tamen certum Persona-
rum numerum a Patribus requirimus, cum ea spe
initemur, eos et sua diligenter curaturos prospectu-
rosq. ne in quoquam, quod eorum institum concernit,
defectus advertatur. Et hac quidem ultima nostra
est resolutio, voluntas, quam side nostra Archiducali
optimo modo, quo possit fieri, confirmamus, sub-
scriptioneq. nostra signamus, ac sigillo consueto com-
munimus.
Postremo humiliter amiceq. rogamiis futurum,
secuturosq. Caesares Dominos nostros clementissimos,
omnes Domus nostrae Austriacae familiares, ac maxi-
me Domus Regentem, Episcopos item nostros Passa-
vienses successores, ut dignentur hanc nostram piam
voluntatem admittere, fovere, neve ille quoquomodo
contraeatur, omni studio cavere, ne indignationem Dei
judiciumq. durum subire cogentur..
In quorum majorem fidem, fundationisq. securio-
nem testem rogavimus inprimis Serenissimum Princi-
pem et charissimum nostrum Dnum. Fratrem Ferdi-
nandum; Deinde etiam Reverendissimos Seremissi-
mosq. Principes , Dnum. Maximilianum Ernestum,
et Dnum. Carolum, Archiduces Austtiae, nostros iti-
dem dilectissimos Fratres, qui omnes has easdem lite-
ras manu sua subscripserunt, sigillisq. propriis appo-
sitis communiverunt. Actum in Metropoli Graecensi
305
undecimo February. Anno Incarnationis Dominicae
M. D. C. XII.
L e opoldus. Fer clinandus. M a ximilianus
E rn es tus. Car olus.
Ad mandatum Serenissmi. et Ilvdsmi.
Archiducis Epi Argentinensis et Passa,
viensis proprium.
S. H o nn o t.
C.
Leopoldus, Bischof zu StraDburg und Passau, Erz-
herzog von Oesterreich, incorporirt das von
den Benediktiner Nonnen seit tangerer Zeit ver-
lassene Kloster zu Traunkirchen dem Jesuiten-
Collegium zu Passau am 30. April 1623.
(Aus einer Abschrift).
Eepoldus De! Oraria, Archidux Austriae, Dux 6ur-
gundiae, Styriae, Carinthiae, Carniolae el Wirten-
bergae, Episcopus Argentinensis et Passaviensis, Abba-
tiarum Murbacensis et Luderensis Administrator per-
petuus, Comes Tyrolis et Goritiae, Landgravius Alsatiae
etc. Cum Societatis JESV labores et fructus in vinea
Domini a primaeva sui institutione editi et collecti
omnibus constent; et in hodiernum usq. diem per
universum terrarum orbem magna sedulitate perse-
verent, dignamque pastoralis nostrae curae gratiam
exposcant; cum primum ad Episcopatus Fassaviensis
gubernacula admoti fuimus, de collegio ibidem fir-
mando et erigendo non tantum cogitare coepimus;
Attmunster. 20
306
sed et imitando exempla Augustissimorum Impera-
torum, Regum et Principum familiae nostrae, (qui
in variis ditionibus ad unius Summi ac Praepotentis
DEI gloriam publico bono, magnis, impendiis ac
dotibus dictae societati collegia erexerunt) in Passa-
viensi quoque nostra civitate Anno millesimo sexcen-
tesimo decimo tertio ereximus et fundavimus eidem
societati collegium. Ita tamen, ut cum uberiorem ex
illo in Dioecesim nostram fructum promanare cerne-
remus (quemadmodum modo magna consolatione no-
stra omniumque satisfactione per diligentem ejusdem
Societatis operam non obscure perspicimus) ejusdem
etiam collegii annuum censum majoribus incremen-
tis, tum ad plures lectiones insituendas, tum ad fa-
bricam tum collegii quam Templi et scholarum per-
ficiendam augeremus. Ejus rei gratia captis interim
humaniorum literarum experimentis, felicique successu
mirifice recreati ad Apostolicam sedem, unaq. adsacr.
Caes. Maiestatem literas dedimus, obnixeq. postu-
lantes, ut pro suo erga Rempublicam Christianam
juvandam affectu hanc voluntatem quoque nostram de
ampliando et stabiliendo dicto collegio, clementissimo
suo consensu prosequerentur, atque in eundem tam
salutarem Reipublicae Christianae finem Monasterium
Traunkirchense in superiori Austria situm, et per
annos quadraginta a Sanctimonialibus Sancti Bene-
dicfi desertum, postmodum vero per diversos homi-
nes seculares non usq. adeo fructuose administratum,
nec summi Pontificis, nec nostro tanquam ordinarii
consensu in usus Seculares non usq. adeo congruen-
tes conversum dicto collegio Societatis JESV Passa-
viensi incorporare, hancq. incorporationem autoritate
sua firmare, publicisq. diplomatibus ad seculorum
perpetuitatem roborare dignarentur , Quatenus nimi-
rum intelligerent universi dictam incorporationem non
solum ordinarii, sed etiam summorum Principum
307
Christiani orbis capitum, ac tam ejus nimirum, qui
Terra ac Imperio, quam qui toti Ecclesiae praesidet,
consensu et approbatione factam esse. Horum igitur
auctoritatibus et consensu jam obtentis ordinaria no-
stra potestate, qua tanquam Episcopus Passaviensis
per Dioecesim nostram fungimur, et ea etiam quae
nobis pro portione Augustissimae nostrae familiae ju-
rium austriacorum competit, praedictum Monasterium
Traunkirchense inAustria superiore situra per nostros
Commissarios Reverendum Episcopum Symbaliensem
Joannem Brenner, Passaviensem nostrum Suffraga-
neum, Albertum Landman, Consiliarium nostrum
aulicum, et pro tempore Vicecancellarium, quibus
per Lac. Gaes. Maiestatem alii etiam Justinianus scilicet
Hazenberg et N. Gaertner, ejusdem Caes. Maiestatis
suae consiliarii pro Serenissimae domus nostrae juri-
bus ^tuendis adiuncti sunt, tanquam in possessione
tradenda constitutos commissarios saepe jam dicto col-
legio ejusdemq. Rectori ac Successoribus, dictum Mo-
nasterium gubernandum, administrandum et perpe-
tuo possidendum tradi et committi curavimus, sicut
et hisce literis tradimus et committimus cum omni-
bus suis juribus, Privilegiis et immunitatibus tam
spiritualibus quam temporalibus, quibus Imperatores,
Reges, Archiduces, principes, Duces et Marchiones,
caeteriq. cujuscunq. status et conditionis jam inde a
prima usque fundatione idem monasterium dotarunt
et exornarunt, quae eadem quoq. Privilegia, indulta
singula et omnia hoc diplomate nostro non secus, ac
si de verbo ad verbum essent inserta, ratificari, sta-
biliri et confirmari volumus, sicut et praesentibus or-
dinaria nostra potestate et Archiducali auctoritate ra-
tificainus, stabilimus et corfirmamus; Eamq. confir-
mationem ad dicti monasterii omnes Possessiones
sylvas, agros, prata, pascua, piscationes, venationes, *
et omne deniq. jus, quocuraq. id appelletur nomine,
20 *
308
extensum esse volumus et declaramus: adeo ut rebus
et possessionibus illis omnibus, nemine cujuscumque
gradus, dignitatis et ordinis fuerit, contradicente aut
reclamante libere et absque quaerelis ab Ecclesiastico
vel seculari quopiam Principe aut communitate injecto
impedimento, vel onere collegium Passaviense in
perpetuum uti ac frui possit. Non aliter quam caetera
passim in orbe catholico Deo dicata loca, Coenobia,
collegiaq. suis juribus, induitis ac privilegiis utuntur
ac fruuntur. In quorum fidem hasce manu propria
subcriptas, consueto sigillo nostro Archiducali muni-
tas eidem collegio tradidimus. Datae in urbe nostra
Rubeaquensi ultimo die mensis Aprilis. Anno ab In-
carnatione Dominica Milesimo sexcentesimo Vicesimo
tertio.
D.
Consignation
der in simpler Abschrift vorhandenen Urkunden über
das zuerst als Benediktiner Nonnen-Kloster,
später als Zesuiten-Residenz bestandene Traun-
kirchen.
1. Albrecht/ Herzog zu Oesterreich/ verleiht dem Kloster
Traunkirchen von dem Sudwerke Hallstatt 30 Fuder
Salz/ ddo.Wien am Erchtag nach Judica in der Fasten/
Anno 1412.
2. König Friedrich befiehlt demAmtmann zu Gmunden/ Wolf-
gang Freytag/ dem Kloster Traunkirchen nebst den zu
beziehen habenden 30 noch 30 Pfund Fuder Salz jähr-
lich zu erfolgen, ddo. Neustatt am Freytag nach St.
Pongrazen Tag. Anno 1440.
309
3. König Friedrich verleiht dem Kloster Traunkirchen das
Recht, jährlich 7 Lreiling Wein umgeldfrey ausschenken
zu dürfen, ddo. Neustatt am Pfingstag nach St. Pon-
gratientag Anno 1449.
4. König Friedrich befiehlt den Amtleuten und Umgeldern
das Kloster Traunkirchen beim Ausschank der jährlich
7 Treyling Wein umgeldfrey nicht zu beirren, ddo. am
Erchtag in den Osterfeyertagen Anno 1449.
5. König Friedrich befiehlt/ daß bey Heirathen einer öster-
reichischen Prinzessin an Heirathgutsteuer/ oder bey son-
stigen Landesantagen von den Nonnen zu Traunkirchen
nie über 80 fl. gefordert werden sollen^, ddo. Neustatt
am Erchtag in den osterfeyrtagen/ Ao. 1449.
6. König Friedrich befiehlt dem Amtmann zu Gmunden/
Wolfgang Freytag/ in dem Besitz ihrer Gerichtsbarkeit
die Abtissin zu Traunkirchen nicht weiters zu stören,
ddo. Neustatt am Mittwochen nach deß Creizes Tag
exaltationis Domini, Ao. 1450.
7. König Friedrich befiehlt dem Grafen Johannesen von
Schaumburg/ obristen Landmarschal in Steyr/ die Klo-
sterfrauen zu Traunkirchen bey ihren Rechten und Ge-
rechtsamen fest Lu schirmen, ddo. Neustatt am Sontag
vor unsern Frauen Tag ^uriñeationis Ao. 1450.
8. Kaisers Ferdinands Entschließung an die Abtissin zu Traun-
kirchen / daß sie im Verleihungsrecht der Pfarr Traun-
kirchen/ so wie bey den Filialen/ nicht beirrt werden
dürfe/ ohne Datum (1530).
Beglaubigte Copien.
9. Kaiser Ferdinand bestätigt den Jesuiten zu Traunkirchen
alle frühern daselbst bestehende Rechte rc. ddo. Wien
7. September 1628.
10. Kaiser Leopold bestätigt den Jesuiten zu Traunkirchen
alle ältern Privilegien rc. ddo. Wien 25. April 1660.
310
11. Kaiser Leopold bestätigt der Jesuiten-Residenz Traun-
kirchen ihre Privilegien rc. ddo. Wien 8. Februar 1677.
12. Kaiser Joseph bestätigt der Jesuiten-Residenz Traun-
kirchen ihre alten Rechte, ddo. Wien 28. July 1707.
Nebst mehreren andern.von Kaiser Ferdinand II. und
III., Leopold, Joseph und Maria Theresia erlassenen aller-
höchsten abschriftl. Befehlen, daß der Residenz Traunkirchen
das Adpopatiö Recht über Aussee gebühre rc.
Biographie
des
P. Nicolaus Poda.
^)oda Nicolaus wurde im Jahre 1723 den 4. October zu
Wien geboren. Er trat im siebenzehnten Jahre seines Alters
in die Gesellschaft Jesu, ward der Philosophie Doctor, lehrte
zu Ktagenfürt, Linz und Grätz die Mathematik, wo er an
der damals im Collegium errichteten Sternwarte als Vorste-
her diente, und auch ein physikalisches Eabinet errichtet hatte.
Er wurde hierauf 1766 nach Schemnitz abgeschickt, um allda
den Zöglingen der k. k. Bergschule die Lehren der Mechanik
und der Hydraulik vorzutragen, kam am 17. October 177?
nach Traunkirchen um seine Lehren der Mechanik für den Druck
zu bearbeiten; wo ihn im September 1773 mit allen seinen
Mitbrüdern das Loos der Aufhebung traf.
Er begab sich von Traunkirchen nach Wien, gab da
verschiedene Werke in den Druck, und setzte seine durch langes
Studium und viele Erfahrung erworbenen Kenntnisse in Pri-
vatvorlesungen bis an seinen Tod fort, der ihn in seinem 70.
Lebensjahre 1798 der Welt entriß. Die von ihm herausge-
Werke sind folgende.
211
In lateinischer Sprache.
Die Jnsecten des Museums in Grätz; nach dem Li'nnö'schen
System geordnet. Grätz 1761. 8.
Beschreibung aller Erd- und Steinarten, die sich in den stey-
rischen Gebirgen vorfinden, der er einen Band Belusti-
gungcn für die academische Jugend des Carl Linne bey-
fügte. Grätz 1761.
Untersuchung der Eisenstufen des Arztberges in Stepermark.
2 Bände. Grätz.
(Beyde Werke wurden von Gottfried Schreber, Doctor
der Arzneykunde, seiner Beschreibung des Baues der
Eisenbergmerkein Steyermark, einverleibt. Leipz. 1772.4.
Der Betrieb des Bergbaues in Schemnitz, und die dabey an-
gewendeten Maschinen. Mit einer Vorrede herausgege-
ben von Ignaz Edlen von Stern. Prag 1771« 8.
In deutscher Sprache.
Varia inineraloAiea in lünn^i omrnaenilalibus aoaäe-
micis. Graecii 1764, 66, 67.
Kurze Beschreibung der Maschinen im Bergbau zu Schemnitz.
Mit Kupfertafeln. Dresden und Prag 1771. 8.
Berechnung der Luftdrucks-Maschine, welche Carl Hell (Bru-
der des berühmten Astronoms) in Schemnitz ausgedacht,
und errichtet hat. Wien 1771. Wie auch Belustigungen
aus der Naturlehre in 2 Bänden. Prag.
Akademische Vorlesung über die in Schemnitz errichteten Pferde-
Goppel. Dresden 1778. 8.
Verzeichniß der Fossilien, welche im Gebäude für das Ge-
sammte der Oekonomie des k. k. Theresianum aufgestellt
worden. 1776. 8.
312
Nachträge.
(Zur S. 64.) Zum wiederholten Mahle hat sich die
ganze Umgegend hoch erfreuet/ den neuen Besitzer des Schlos-
ses/ auch ohne allem äußerem Glanze/ als ihrem Vater und
Wohlthäter in ihrer Mitte zu sehen/ und sich in ihrer Pfarr-
kirche durch seine Andacht erbauen zu können. Unaussprech-
licheFreude genoß das gute Volk/ als es im August 1834 mit
einem Male das sonst einsame Schloß von den erhabensten/
höchsten Personen/ vom Könige von Ungarn/ Erzherzog Franz
von Modena mit seiner Gemahlin und der Herzogin von Parma
bewohnt, und mit ihrem innigstgeliebten Gutsherrn an ihren
ländlichen Vergnügungen Theil nehmen sah. Ein Streben, sich
bey einem, von dem Erzherzoge gegebenem, Freyschießen,
nach welchem die Glücklichsten von Sr. Majestät des Königs
huldvoller Hand die Preise zu e-mpfangen die Gnade genossen,
sich auszuzeichnen; ihr sonst nur Kunstgesänge zu hören ge-
wohntes Ohr mit Alpenliedern zu ergötzen; Tänze vorzustel-
len, die durch Verschiedenheit der Trachten ihrer Gaue, noch
mehr aber durch die Geschicklichkeit, und den Wetteifer, mit ge-
wandten Geberden-Sprache nach heimischer Sitte ihren Frohsinn
auszudrücken, hatte den erwünschten Erfolg, den hohen Gästen
Beyfall, und sanftes Lächeln zu entlocken. Doch in Mitte ihres
Lubels gehorchten sie der Stimme der Glocke des Thurmes,
der sie, von erster Jugend an, zu gehorchen gewohnt waren.
Auf der Glocke ersten Schallzu dem Abend-Ave Maria, stürzte
sich der ganze Kreis der 48 Tanzenden auf die Kniee, und man-
cheThräne drängte sich aus dem Auge der überraschten Zuseher.
Prachtfeste, durch welche die Bewohner der Residenz-
städte ihre Liebe gegen ihre Monarchen an den Tag legen,
wird man von einem Volke, das in der Mitte hoher Gebirge
wohnt, nicht erwarten; es zeigte was es fühle, durch die
einfachste Vorstellungsweise der Liebe, durch tausend auflo-
dernde Feuer, an dem weiten Umkreise der Gebirge, die sich.
313
im Spiegel des ruhigen Sees vervielfältigten, und mit den
im Wasser widerscheinenden Lichtern aus der ganz beleuchte-
teten Stadt vermischten. Nur dann wähnte das gute Volk
einem Siegeszuge beyzuwohnen, als das prächtig gezierte
Kaiserschiff mit den höchsten Gästen von dem Schlosse weg-
schwamm, an den Seiten von hundert kleinen, mit Lichtern
prangenden, Schiffen begleitet, und Ferne im Mittelpunkte
von einem bestens gelungenen Feuerwerke begrüßt wurde.
Ein Schauspiel ganz anderer Art, zwar an sich unbedeu-
tend, both der Traunsee im Jahre 1830 den Uferbewohnern
dar. Der außerordentliche Winter dieses Jahres überzog den
ganzen See mit einer so dichten Eisdecke, daß sie selbst der
Last schwer beladener Wägen widerstand. Den Salzbedarf
zu fördern, und den Salzfahrern Nahrung zu verschaffen,
war man alsobald auf Abhülfe bedacht. Man versuchte es,
einen Canal aus der Eisdecke auszuhauen; da aber fortdauern-
de Kälte wieder eine neue Decke gebildet hatte, fand man es
räthlicher, eine gerade Bahn auszustecken, und die Kuffen auf
Schlitten abzuführen, was auf folgende Art, und mit aller
Vorsicht bewerkstelliget wurde. Einem Conducteur folgend, $>
mußten alle Arbeiter in der nämlichen Richtung, und.zur
größeren Sicherheit, in einer Entfernung von 3 bis 6 Klaf-
tern, ihre Schlitten ziehen. Eine Reihe von 100 bis 150
Schlitten verschafften einen angenehmen und seltenen An-
blick, indem sich dieses Ereigniß durch einen Zeitraum von
neunzig Jahren nicht wieder ergab. Man ließ die Gelegenheit
nicht unbenützt, die Länge des Sees vom Ufer von Gmun-
den bis zu dem von Ebensee auf das Genaueste zu bemessen,
wodurch sich eine Strecke von 63g! Wiener-Klafter ergab.
Seltner wird ein anderes Schauspiel an dem Traun-
flusse in Zukunft zu sehen seyn; das pfeilschnelle Gleiten
der Salzschiffe über den merkwürdigen Traunfall; denn schon
erstreckt sich über Wels hinauf eine Eisenbahn, die mit der
nach Böhmen geführten, zu Linz in Verbindung steht, und
noch im Laufe des Jahres 1835 Gmunden erreichen, und
die Salzwägen aufnehmen wird.
21
c.
Historifch - topographische
Beschreibung
der dem
Stifte Kremsmünster
einverleibten
Pfarreyen und der in ihrem Bezirke befind-
lichen Schlösser und Cdelsitze.
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Die Pfarre Buchkirchen.
<-<)uch kirchen, eine alte und beträchtliche Pfarre, im Dk-
stricts-Commiffariate Buchberg, unter der Vogtey und dem
Patronate des Stiftes Kremsmünster/ im Decanate Wels.
Der Nahme Buchkirchen, Burchkirchen, Puchkirchen, ?u.eli-
eliirietien ete. leitet sich unläugbar von den vielen Buchen
her/ womit diese Gegend ehemahls bewachsen war/ deren An-
zahl aber durch die größere Cultur derselben sehr verringert
wurde. Das Alter der hiesigen Kirche laßt sich aus Mangel
früherer Urkunden nicht bestimmen/ und es bleibt daher zwei-
felhaft/ ob selbe noch in das Ende des 9. Jahrhundertes/ in
welchem die Pafsauischen Bischöfe Engelmar (vom I. 674 —
897) und Richar (vom I. 699 — 908) in dieser Gegend meh-
rere Kirchen errichteten / welche jedoch größten Theils wieder
durch den bald hierauf erfolgten Einfall der Hungarn zerstört
wurden/ falle/ oder in noch spätern Zeiten ihren Ursprung
genommen habe. Der Pfarrbezirk ist sehr ansehnlich/ erstreckt
sich der Länge nach auf 2I/4/ der Breite nach nicht gar auf
2 Stunden; er enthält 82 Ortschaften mit 45o Häusern, und
einer Seelenzaht von mehr als 2800/ worunter bey 600 Aka-
tholiken sind. Seine Gränzen sind gegen Aufgang die Pfarren
Holzhaufen und Marchtrenk, gegen Mittag die Vorstadt- und
Stadtpfarre Wels/ gegen Abend Krengelbach und Wallern,
gegen Norden die Scharten und Alkofen. Die Lage dieser
Pfarre/ größten Theils auf bebauten Hügeln und beträcht-
lichen Anhöhen ist sehr angenehm. Der weiche Boden ist un-
gemein trächtig/ und bringt vielen Weitzen und Obst hervor,
von welchem letzteren in guten Jahren viele tausend Eimer
Most gemacht werden. Auch wird hier seit mehr als 6v Jahren
die Cultur des edleren Obstes sehr fleißig betrieben, und zu
diesem Ende besinden sich hier viele Baumschulen, deren Zog-
A
2
finge im Lande vielen Absatz finden. Der Urheber hiervon war
ein hiesiger Pfarrherr, Leopold Rem, welcher nicht nur seine
Pfarrkinder in der Baumpflege wohl unterrichtete/ sondern
seW aus dem Auslande viele edle Obstgattungen kommen ließ/
und selbe in der Gegend unentgeltlich vertheilte. Die Pfarrbe-
wohner/ rüstige und wohlgenährte Leute/ sind größten Theils
sehr gut und wohlthätig/ und unterscheiden sich vor den Be-
wohnern des Traun-Viertels durch eine eigene Tracht und Le-
bensweise.
Das Pfarrdorf Buchkirchen liegt nur etwas weniges von
der Commercial-Straße von Wels nach Eferding abseits/ von
ersterer Stadt il/2, von letzterer 2'/, Stunden entfernt. Es
besteht aus wenigen nicht sehr ansehnlichen Häuser«/ unter
welchen sich die ansehnliche Kirche/ und der Pfarrhof ihrer
erhöhten Lage wegen besonders wohl ausnehmen.
Diese dem heil. Jacob Major geweihte Pfarrkirche ist ein
schönes/ geräumiges Gebäude/ im neueren Style/ und ward/
da die ältere Kirche den Einsturz drohte, um die Mitte des
17. Jahrhundertes unter dem Abte Placidus, von dem bau-
verständigen Pfarrherrn Jacob Holz mit vielem Geschmacke
aufgeführt. Der hohe und schöne Kirchthurm aber von obbe-
meldetem Pfarrherrn Leopold Rem mit einer neuen Kuppel
und Uhr geziert. Die innere Einrichtung derselben ist einfach
und edel. Der Hochaltar mit dem Bilde des heil. Jacobs von
Schmid, die zwey Seitenaltäre, die Kanzel und der Chor,
im neueren Geschmacke, verschönern diese Kirche sehr. Das
Fest der Einweihung wurde hier ehedem am Festtage des heit.
Jacobs jährlich gefeyert. — Der zunächst der Kirche gelegene
Pfarrhof ist von außen sehr ansehnlich, und gleicht mit seiner
schönen Einfahrt, und den an den Ecken angebrachten Thür-
men einem Schlosse. Im Innern aber verräth sich der Bau
verschiedener Zeiten. Wirklich bezeugen auch unsere Jahrbücher,
und einige hiesige Urkunden, daß selber mehrmahls (in den
3. i45o, 1607, 1643) ein Raub der Flammen geworden,
und von den Aebten Jacob, Alexander I. und Placidus wieder
erbaut worden sey; seine jetzige Form hat er von dem obge-
3
nannten Pfarrherrn Jacob Holz im Jahre i65r erhalten.
Den Pfarrhof umgeben schone Obst- und Küchengarten, nebst
Mehreren Oekonomie-Gebäuden. Die neben der Kirche beste-
hende Pfarrschule, welche derzeit von 2o5 Kindern besucht
wird, ist schon alt, das Schulgebäude aber aus späteren Zei-
ten. Weder in der Kirche, noch auch in dem dieselbe rings um-
gebenden Coemeterio finden sich merkwürdige Grabstellen vor.
Von den zur hiesigen Pfarrkirche gehörigen Filialen besteht
nur mehr das Kirchlein der heit. Margaretha zu Mistelbach,
von dessen Ursprünge nichts weiteres aufzufinden ist, als daß
schon bereits im i5. Jahrhunderte, aber etwas entfernter von
hier eine Kirche dieses Nahmens bestanden habe, welche aber
im Anfange des 18. Jahrhundertes abgebrochen, und dafür die
gegenwärtige von einem edlen Herrn Joh. Constantin von
Kauthen zunächst dem Schlosse Mistelbach vom Grunde er-
bauet wurde. — Außer dieser bestand ehedem bis zum Jahre
1785, in der Ortschaft Perwind, eine kleine dem heit. Nico-
laus geweihte Kirche, deren Begründer Abt Alram II. von
Kremsmünster um das Jahr 1167 war. Von merkwürdigen
kirchlichen Alterthümern, oder besondern Stiftungen ist hier
nichts vorfindig. Als die vorzüglichsten Gutthäter erkennt hie-
sige Kirche die Aebte zu Kremsmünster, worunter besonders
Abt Ehrenbert II. sich dadurch verdient machte, daß er die ge-
ringen Einkünfte derselben i. I. 1701 durch Zugabe einiger
Zehenten beträchtlich verbesserte.
Das Einkommen eines Pfarrherrn in Buchkirchen besteht
außer der gewöhnlichen Stole und einer beträchtlichen Haus-
wirthschaft, vornehmlich in den erträglichen Zehenten, wovon
jedoch das Stift den größeren Theil bezieht, und in den Stifts-
kasten nach Wels abführt.
Ueber die früheren Schicksale dieser Pfarre, ihrer Vereini-
gung mit dem Stifte Kremsmünster, und die weiteren Ereig-
nisse melden wir noch Folgendes:
Obgleich der Nahme Duchkirchen in den Annalen des Stif-
tes Kremsmünster erst im r2. Jahrhunderte erscheint, so finZ
den sich doch mehrere nicht undeutliche Spuren von dem frühe-
A 2
4
ven Daseyn dieser Kirche, und mehrerer Besitzungen jenes Klo-
sters in dieser Gegend, welche wir hiermit kürzlich anzeigen:
Sowohl aus dem Stiftbriefe des Klosters vom Jahre 777,
in 'welchem Herzog Thaffilo II. demselben die Weinberge bey
Aschach (Aseha) und den Meierhof zu Alkofen (Allinelilrota)
zueignet, als aus dem Bestätigungsbriefe Kaisers Arnulph vom
Jahre 888 über die Güter und Zehenten der Capelle zu Wels,
welche dessen Hof-Capellan Zazko dem Stifte schenkungsweise
übertrug, erhellet, daß Kremsmünster schon in den frühesten
Zeiten in dieser Gegend (jenseits des Traun - Flusses) bedeu-
tende Güter befaßt Diese fielen während der trübseligen Lage
des Klosters im 10. Jahrhunderte zum Theile in die Hände
der mächtigen Grafen von Wels und Lambach, größten Theils
aber geriethen selbe unter die Herrschaft der Bischöfe zu Passau,
von welchen Pilegrin (v. I. 971—991) vom Kaiser Otto I.
im Jahre 972 das Stift Kremsmünster, mit allen zugehörigen
Zellen und noch zweyen andern Stiftern, zur Vergütung des
von den Hungarn an seinen Stiftsgütern erlittenen Schadens
erhielt, welche Uebergabe Otto II. im Jahre 974 oder 976
bestätigte, Otto HI. aber dem Bischöfe Christian im Jahre
998 aufs neue bekräftigte.
Bischof Pilegrin (wie unsere Annalisten ihn nennen) be-
lehnte nach dem Absterben des Grafen von Lambach Arnold,
den Marchgrafen Ottokar II. von Steyer mit mehreren Gütern
an der Traun, dem Hausruke und am Aschach, welche vorher
dem Kloster zugehörig waren. Auf Betrieb des eifrigen Bischo-
fes Altmann (v. I. io65—1091) stellte zwar Marchgraf
Ottokar IV**) diese Güter dem Hochstiste Passau wieder zu-
rück (i.J. 1088), aber Kremsmünster gelangte nicht mehr zum
Besitze derselben. Dafür bezeugen unsere Jahrbücher, daß das
Stift zur Schadtoshaltung nebst mehreren andern Vortheilen
auch alle Zehenten von der Scharte bis zum Pirn erhalten
*) Da die Stemmatologie der Traungauer immer noch vielen Schwierig-
keiten unterliegt, so verweisen wir hier auf des Freyherrn v.Hormayr
Beyträge zur Lösung der vom Erzh. Johann aufgestellten Preisfrage re.
II* Heft. pg. 188. Z. 14.
5
habe. Zu welcher Zeit dieß geschehen sey/ ist unbestimmt; die
spateren Annalisten nennen den Bischof Pilegrin/ Bernhard
der Noriker aber scheint mehr auf Altmannen hinzudeuten/
setzt aber doch in einer Anmerkung Pilegrins Grabschrift mit
diesen Versen bey :
Quod tulerant pravi, partim decimis reparavi
A Scharto monte donec Pirni prope fontem.
Also wenigstens seit Altmanns Zeiten ist Buchkirchen mit dem
Stifte vereinigt/ und wenn gleich hier weder von der Kirche/
noch von einer Pfarre ausdrückliche Meldung geschieht/ so ist
doch die Lage derselben deutlich genug beschrieben.
Von der Mitte des 12. Jahrhunderte- geschieht in unseren
Urkunden mehrmahlige Erwähnung von Buchkirchen und den
dasigen Stiftsgütern. So erlangte Abt Albert im Jahre 1148
nach Bernhards Zeugnisse nebst anderen Gütern auch eines in
Buchkirchen'/ und wird in einer Anmerkung von späterer Hand
als der vermuthliche Erbauer (oder Wiederhersteller) hiesiger
Kirche angegeben (vid. Rauch Scpt. Austr. T. I. pg. 568).
Abt Martin trat einem gewissen Cteriker Engelger nach dem
richterlichen Ausspruche des Passauischen Bischofes Conrad einen
Meierhof zu Perwind, nebst mehreren andern Lehen auf le-
benslänglich (i. I. 1162) ab. Abt Alram II. erhielt in dieser
Gegend noch mehrere Schenkungen/ und erbaute hier die schon
bemeldete Kirche des heil. Nicolaus. In der dem Abte Ulrich HI.
im Jahre 1179 vom Papste Alexander III. ertheilten Be-
stätigungsbulle über alle dem Stifte einverleibten Kirchen und
Pfarreyen/ wird auch diese Kirche/ und zwar zum ersten Mahle
nahmentlich aufgeführt (Parochia Puechchiriehen cum
omni decima et dote sua). Auf Ansuchen des verdienstvollen
Abtes Rudolph ertheilte Bischof Ulrich II. von Passau im Jahre
1218 demselben auch das Präsentations-Recht über diese Pfarre,
Abt Ortolf erlangte im Jahre 1248 vom Papste Jnnocenz lV.
eine der obigen gleichlautende Bestätigungsbulle/ in welcher
von Buchkirchen (parocliialis ecclesia S. Jacobi in Puech-
chirichen, cum decimis et omnibus pertinenciis suis)
das Nähmliche bekräftiget wird. Ebengenannter Abt überließ
6
btn edlen ^Gebrüdern Wülfing , Marquers und Herwich von
Grub nebst anderen Gütern jenseits der Donau auch ein zum
Amte Buchkirchen gehöriges Gut im Jahre 1249 erblich. Abt
Frid^ich I. erhielt im Jahre 1291 auf inständiges Bitten von
dem Bischöfe Bernhard zu Passau die Erlaubniß/ die Pfarre
zu Buchkirchen durch Klosterbrüder zu verwalten, und zwar
so, wie dieß bisher bey der Pfarre Viechtwang gebräuchlich
war; wofür er dagegen in Viechtwang einen Welrpriester zum
Pfarrverweser anzustellen sich erboth. Im Jahre i3i5 hatten
sich nach dem Zeugnisse eines Mscpt. von St. Florian (viä.
P. Petz Scpt. Austr. T. II. pg. 533.) die Lollarden (tüte
sie Hansitz nennet) oder Adamiten (wie sie bey Petz hießen)
in großer Menge in Oesterreich verbreitet, und sowohl in Wels,
als in Buchkirchen sogenannte Schulen errichtet. Da im Laufe
des i5. Jahrhundertes die Bedrückungen des mächtigen Adels
vorzüglich die Kirchen und ihre Vorsteher trafen, und dieser
sich das längst abgestellte Recht der Spolien nach dem Hin-
tritte eines Pfarrers wieder anmaßen wollte, geschah es auch,
daß die Kirche zu Buchkirchen mit ihren Unterthanen von Seite
der Landgerichts-Vögte oder Pfleger von Stahrenberg mannig-
faltige Eingriffe in ihre Gerechtsame erdulden mußte, woge-
gen Abt Gregor im Jahre i5oi bey Kaiser Maximilian I.
Schutz suchte, und von selben einen Freybrief für alle dem
^ Stifte einverleibten Pfarreyen erlangte.
Im 16. Jahrhunderte nahm die Reformation in dieser Ge-
gend allgemein überhand, und wurde vornehmlich durch die
Grafen von Schaumberg (die Herren v. Stahrenberg, welche
die Grafschaft Schaumberg von demJ. i55g in ne hatten) und
die Herren von Polheim aus allen Kräften unterstützt. Da das
Stift selbst im großen Gedränge war, und aus Mangel an
Individuen die Verwesung dieser Pfarre Weltpriestern über-
lassen mußte, diese aber auch vielfach von den Protestanten
angefochten wurden, so gerieth nicht nur ein großer Theil der
Stiftsgüter, sondern selbst die Kirche und der Pfarrhof in gänz-
lichen Verfall, von welchem sie jedoch die Sorgfalt des Abtes
Alexander I. - und die Thätigkeit des Abtes Anton Wolfradt,
7
nachmahligen Fürstbischofes zu Wien, wieder aufrichtete, vor-
züglich aber der Eifer und die Amtstreue des vom Abte Pla-
cidus im Jahre i63g aus dem Stiftsmittel hierher gestellten
Pfarrers, Jacob Holz, gänzlich befreyte. Durch ihn wurde
ein großer Theil der bisherigen Anhänger Luthers auf dem Wege
der Liebe zur katholischen Kirche zurückgeführt, der öffentliche
Gottesdienst und der Schulunterricht, welche längere Zeit
unterblieben waren, wieder hergestellt, die Pfarreinkünfte
und das Hauswesen in Ordnung gebracht, und viele andere
gute Einrichtungen getroffen.
Von dem zur Pfarre Buchkirchen gehörigen Schlosse Mi-
stelbach bemerken wir nach Hohenecks und Wißgrills Genea-
logie noch Folgendes:
Mistel dach liegt in einer angenehmen und fruchtbaren
Gegend, und genießt einer schönen Aussicht rl^er die große
Welser Heide. Es gehörte vormahls zur mächtigen Grafschaft
Schaumberg, und bestand wenigstens schon im r5. Jahrhun-
derte als eine Veste. Im Jahre i454 übertrug Graf Wolf-
gang von Schaumberg nebst seinen Gebrüdern Albrecht, Bern-
hard, Ulrich und Sigmund die Veste Mistelbach, seinem Pfle-
ger zu Schaumberg dem edlen Herrn Sigmund vonKirchberg,
und dessen nächsten Erben zum Leibgedinge. Als mit dem Tode
Grafen Wolfgangs im Jahre i55g das edle Geschlecht von
Schaumberg erlosch, kam Mistelbach mit der Herrschaft Efer-
ding an dessen Schwestersöhne, die Gebrüder Rüdiger, Gunda-
cker und Heinrich von Stahrenberg. Martin Herr von Stah-
renberg, ein Sohn benannten Rüdigers, verkaufte selbe im
Jahre i5gi an Carl Freyherrn von Gera, und dieser wieder
an Sigmund Adam Herrn von Abensberg und Traun. Von
diesen erkaufte es im Jahre 1699 Wolfgang Freyherr von
Polheim und Wartenburg, und von dessen unmündiger Erben
Vormundschaft Herr Georg Hack von Pornimb. Nach dessen
im Jahre>i6i3 erfolgten Tode theilten die hinterlassenen Töch-
ter die veräußerlichen Gülten und Unterthanen unter einan-
der, das Lehens-Schloß Mistelbach aber kam an dessen Bru-
ders Sohn Ernst Joachim Freyherrn Hack von Pornimb. Des-
8
feit Enkel Wenzel Alexander verkaufte im Jahre 1697 das
Landgut Mistelbach an Joh. Constantin Frh. v.Kauthen; nach
dem Absterben des edlen Geschlechts mit Thaddäus Adam Gra-
fen froit Kauthen kam Mistelbach im Jahre 1771 an Herrn
Franz Lacktantius/ und Carl Gebrüder Grafen von Firmian,
bey deren Familie es noch besteht.
Außer einigen hier vorfindigen Urkunden finden sich weder
ein Urbarium rc. Die ältesten Pfarrbücher gehen bis zum Jahre
1697 zurück. Abbildungen sind weder von der Kirche/ noch
vom Pfarrhofe vorhanden.
Die Pfarre Biechtwang.
iechtwang, eine alte und beträchtliche Pfarre, im Di-
strictS-Commissariate Scharnstein/ unter der Vogtey und dem
Patronate des Stiftes Kremsmünstet/ im Decanate Thalheim.
Der Ursprung dieser Pfarre fällt mit der Erbauung der
hiesigen Kirche in die Mitte des 12. Jahrhunder-
tes/ und die Begründer derselben waren ein Adalbert oder
Albert Graf von Rebgau und dessen Gemahlinn Gertraud.
Graf Albert stiftete nähmlich um das Jahr 1146 zur Ehre
Gottes und zur Seelenruhe seiner AelterN/ 6 Huben zwischen
dem obern und untern Dießenbach (am rechten Ufer des Alben-
Ftusses unfern Scharnstein) zum Kloster Kremsmünster/ wel-
cher Schenkung dessen Gemahlinn Gertraud noch 2 Huben in
dem Orte Viechtwang mit der ausdrücklichen Bedingniß bey-
fügte/ daß daselbst/ nach der Verfügung Bischofs Reginbert
von Passau/ der Gottesdienst durch Klosterbrüder bestellt wer-
den sollte. Abt Ulrich II. säumte nicht/ dem Willen der from-
men Stifter baldigst nachzukommen; allein er starb noch eher
(im Jahre 1147)/ als selbst die Stiftungsurkunde feyerlich
übergeben ward / und dessen Nachfolger Abt Albert ward nicht
9
nur durch eine verheerende Feuersbrunst, welche gleich im An-
sauge seiner Amtsführung das Stift in Asche legte, an der
Fortsetzung des Kirchenbaues gehindert, sondern gerieth über-
dieß noch mit den Söhnen des verstorbenen Stifters, Adaft
bert und Gebhard, in weit aussehende Streitigkeiten. Diese
nahmen die von ihren Aeltern gemachte Schenkung in Anspruch,
zogen die Güter in Viechtwang gewaltsam an sich, und stell-
ten selbe, obgleich Abt Albert ihnen eine Summe Geldes zum
Vergleiche anboth, nicht eher zurück, als bis selbe, auf einer
im Jahre n56 zu Melk gehaltenen Tagsatzung durch den Aus-
spruch des von beyden Theilen als Schiedsrichter anerkannten
Grafen Ernest von Hohenberg dem Stifte zuerkannt, und nach
dem Wunsche des Abtes, in einer von vielen edlen Zeugen
unterfertigten Urkunde als Eigenthum übergeben wurden. —
Nun ward der Bau der Kirche zu Viechtwang aufs eifrigste
fortgesetzt, und im Jahre n5g glücklich beendiget. Noch
im nähmlichen Jahre weihte Bischof Conrad von Passau die
neue'Kirche zur Ehre der seligsten Jungfrau, des heiligen
Apostels und Evangelisten Johannis, des heiligen Aegids
und allen Heiligen ein, und beschenkte sie mit vielen heiligen
Reliquien.
Wegen zu großer Entfernung und allzuweiter Ausdehnung
der bisherigen Mutterpfarre Petenbach, erhob genannter Bi-
schof die Kirche zu Viechtwang zur selbstständigen Pfarre, und
theilte selber den ganzen District am linken Alben- Ufer, vom
Dags- oder Agsbache (an den Gränzen gegen Vorchdorf) bis
an die Alpen zu. Dieser sich weit erstreckende Sprengel ward
in der Folgezeit durch die Errichtung der Pfarre Grünau (im
Jahre i5oo) mehr beschränkt, durch die Zugabe eines Theiles
der Pfarre Petenbach, jenseits des Alben - Flusses (um das Jahr
1680), aber besser gerundet. Dermahlen enthält der Pfarrbe-
zirk in der Länge 2'/2, in der Breite 1% Stunden z er hat
gegen Aufgang die Pfarre Steinbach am Ziehberge, gegen
Süden Grünau, gegen Abend St. Conrad und Kirchham, ge-
gen Norden Vorchdorf und Petenbach zur Gränze. Er ent-
hält in allen vier Ortschaften mit 56g Häusern, die Pfarr-
bewohner belaufen sich auf 3200/ und sind insgesammt ka-
tholisch.
Die Gegend um Viechtwang ist sehr verschieden/ und eben
so mannigfaltig sind auch die Erwerbszweige ihrer Bewohner.
Die vielen hohen Waldgebirge machen den Handel mit Holze
und Kohlen sehr beträchtlich/ und beschäftigen viele Menschen.
Da ein ansehnlicher Theil der besseren Holzgründe sowohl hier
(die Sand- und Sagel-Au)/ als in der angrenzenden Pfarre
Grünau (die Brent- und Leng-Au) landesfürstlich ist/ so be-
findet sich hier ein beständiges Pontonier - Commando / und
am Alben - Flusse eine große kaiserliche Sägemühle. Auf den
minder steilen Bergen/ den zerstreuten Hügeln und der unter-
gelegenen Ebene wechseln bebaute Felder mit größeren Weide-
plätzen mannigfaltig ab; am Fuße des Gebirges/ in den Thä-
lern und längst des Alben-Flusses aber gibt eS viele schöne und
futterreiche Wiesen. Viehzucht gedeiht daher hier besonders
wohl/ derAckerbau ist desto weniger ergiebig. Die Nähe des
Wassers und der Ueberfluß an Holze begünstigen die Mühl-
werke und Feuerwerkstätte/ weßhalb sich auch in dieser Gegend
viele Mühlen, in dem am rechten Ufer des Alben-Flusses ge-
legenen/ sehr betriebsamen Orte Scharnstein 4 ansehnliche Sen-
senschmieden / und außer diesen noch mehrere Hammer- und
Hackenschmieden befinden. Bey allen dem ist doch nur der kleinste
Theil der hiesigen Pfarrbewohner vermöglich/ und der bey wei-
ten größere Theil derselben lebt/ seiner Arbeitsamkeit unge-
achtet/ in Dürftigkeit.
Das Pfaprdorf Viechtwang ist nicht sehr ansehnlich/ und
liegt am Fuße der Berge auf einer Anhöhe ob dem Dambache.
In der Mitte desselben steht auf einem freyen Platze die ge-
räumige und schön erbaute Pfarrkirche des heil. Evangelisten
Johannis mit ihrem ansehnlichen Glockenthurme. Diese wurde/
nachdem die alte/ enge, und den Einsturz drohende Kirche ab-
gebrochen ward, vom Abte Ehrenbert II. im neueren Geschmacke
aufgeführt/ und im Jahre 1690 von dem Passauischen Bischöfe
Johann Philipp Grafen von Lamberg feyerlich eingeweiht. Das
Innere dieser Kirche ist licht und freundlich; der Hochaltar und
11
die beyden Seitenaltäre sind wie die Kanzel/ und die gute
Orgel vom besagten Abte im besseren Geschmacke/ die Capelle
des heil. Josephs aber spater von einem hiesigen Pfarrherrn
eingerichtet. Diese Kirche beging vordem das Fest ihrer Weihe
jährlich am Sonntage in der Frohnleichnams - Octave.
Der der Kirche zunächst gelegene Pfarrhof besteht in zwey
abgesonderten Gebäude«/ wovon die Wohnung des Pfarrherrn
} älter/ jene der Cooperatoren aber neuer ist; zwischen beyden
befindet sich der mäßige Hausgarten. Die früheren Seelsorger
wohnten weiter von der Kirche entfernt/ an dem Orte/ an
welchem ein Bauernhaus noch gegenwärtig den Nahmen Brand-
statt oder Pfaffenhof führt/ und dem Pfarrhofe steuerpflichtig
ist. Abt Erhard ließ diesen im Jahre i5y6 abgebrannten Pfarr-
hof wieder aufbaue«/ Abt Alexander I. aber erbaute den ge-
genwärtigen Pfarrhof (welcher vorher das Haus eines Flei-
schers gewesen seyn soll) vom neuen auf (im Jahre 1607)/
welchem/ weit der Raum zu klein ward/ Abt Berthotd II. das
neue Oekonomie- Gebäude mit dem jetzigen Capellán-Stocke
im Jahre 1760 beyfügte. Die schon über 3oo Jahre alte, zu-
nächst der Kirche befindliche Pfarrschule ward vom Abte Ehren-
bert II. neu aufgeführt/ und später noch mehr erweitert; sie
wird derzeit von i3o Kindern besucht. Um den in den entfern-
teren/ gegen die Grünau und jenseits des Alben-Flusses gele-
genen Pfarrhäusern wohnhaften Kindern den Schulbesuch zu
erleichtern/ erbaute Abt Berthold II. im Jahre 1766 eine
Schute zunächst der Alben-Brücke/ welche neulich erst wieder
ansehnlich erweitert ward/ und mehr als 100 Kinder zählt.
Das Coemeterium bestand ehedem an der Kirche/ seit
dem Jahre 1766 aber außer dem Dorfe; in diesem befindet
sich eine Capelle/ aber weder hier/ noch bey der Kirche eine
merkwürdige Grab stelle.
Filiale bestehen/ seitdem die Kirche des heil. Conrad eine
selbstständige Local-Pfarre ist/ keine; wohl aber befindet sich
in dem auf */4 Stunde südlich von hier entlegenen Schlosse
Neu-Scharnstein eine ansehnliche mit 3 Altären gezierte Schloß-
Capelle/ mit welcher ein von dem edlen Herrn von Walsee
»2
um die Mitte des 14. Iahrhundertes gestiftetes Beneftcium
verbunden ist. Die gegenwärtige, dem heit. Georg gewidmete
Capelle hat wahrscheinlich die Herren von Jörger zu ihren Be-
gründern/ welche selbe sammt dem Beneficio von der alten
Veste Schärenstein im Einfänge des 16. Iahrhundertes hierher
übertrugen. Auch bestand seit vielen Jahren auf dem zunächst
gelegenen Läßet - oder Lansel-Berge eine kleine Feld-Capelle
mit dem Bilde der seligsten Jungfrau/ zu welchem ehedem
mehrere Wallfahrten geschahen. Diese ward jedoch in neuern
Zeiten auf höheren Befehl abgebrochen/ das Bild aber in
der Pfarrkirche aufgestellt. Von Stiftungen kommt/ außer
einem vom Abte Ehrenbertlk. wieder erbauten/ und im Jahre
1702 besser dotirten Spitate/ keine merkwürdige hier vor/ so
wie auch außer den Aebten des Stiftes Kremsmünster keine
besondern Wohlthäter gezählt werden. — Die Einkünfte eines
hierortigen Pfarrherrn sind sehr mäßig/ und bestehen außer
der gemeinen Stole/ einer Sammlung und kleinen Hauswirth-
schaft/ in den wenig ergiebigen Pfarrzehenten und dem Ge-
nusse des von dem Abte Anton Wolfradt mit hiesiger Pfarre
vereinigten St. Georgen - Beneficiums zu Scharnstein.
Ueber die Familie der Grafen von Rebgau/ so wie über
die weiteren Verhältnisse und Schicksale dieser Pfarre/ bemer-
ken wir noch Folgendes:
Weder von dem Ursprünge der als Stifter um hiesige
Pfarre verdienten Grafen von Rebgau/ noch auch von der
Lage jener Grafschaft/ läßt sich aus Mangel älterer Nachrich-
ten etwas Bestimmtes sagen. Zuerst kommt ihr Nahme in den
Urkunden des Benedictiner - Stiftes Altenburg vor/ welches
sein Entstehen einer Gräfinn Hildeburg von Rebgau und
Witwe Grafen Gebhards von Puige oder Poigen verdanket.
In dem über diese Stiftung von dem Paffauischen Bischöfe
Reginbert zu Krems im Jahre n44 ertheilten Bestätigungs-
briefe wird nach Hermann von Puige / dem Sohne der Stif-
terinn> ein Graf Adalbert von Rebgau als Zeuge mit ange-
führt. Dieser ist mit unserm Alberte allem Anscheine nach eine
und die nähmliche Person/ so wie jener Gebhard Graf von
Rebgau, welcher sich dem dortigen Abte Pabo um das Jahr
i2io durch Uebergabe zweyer Pfarren wohlthätig erzeigte/
mit dem gleichbenannten Sohne unsers Wohlthäters der Zeit
nach wohl übereinkommt. Da nach einer alten Tradition jenes
Stiftes/Hildeburg in Schwaben/ als ihrem Vaterlande, starb/
und ihr Leichnam von da nach Altenburg überbracht wurde/ so
möchte wohl die Grafschaft Rebgau dort zu suchen seyn. Es
scheint demnach/ daß die hier landesbegüterten Grafen von
Rebgau nur ein Zweig jener Familie gewesen seyen/ der sich
nicht über ein Jahrhundert erhielt/ und seine Besitzungen/
sowohl ob als unter der Enns/ nicht viel weiter als auf einige
Lehen des Disthumes Passau/ und der ihm verwandten Gra-
fen von Poige erstreckte. Diese Muthmaßung gründet sich einer-
seits auf das gänzliche Stillschweigen der gleichzeitigen Urkun-
den/ und anderseits auf die Bemerkung / daß die weit ausge-
breitete Herrschaft der alten Grafen von Steyer und jener
von Wels und Lambach/ weder früher/ noch die ansehnlichen
Besitzungen der mächtigen Herren von Polheim/ hier/ und
in der (vielleicht nach jener Familie benannten) Gegend von
Ober- und Unter-Regau/ auch später/ die Existenz einer sol-
chen Grafschaft zulassen.
Die Pfarre Viechtwang bestand von ihrem Ursprünge an
immer unter dem Patronate des Stiftes Kremsmünster/ wie
dieß/ außer den Bestätigungsbullen der Päpste Alexander III.
und Jnnocenz IV. / auch das Rationarium Abtes Fridrich I.
vom Jahre 1299 bezeuget/ wo der Dienst von Viechtwang
auf Xllltalerita denariorum singulis quatuor tempori-
bus III talenta et VI denarios angesetzt wird. Dieser/ im
Verhältnisse gegen die anderen dem Stifte einverleibten Kir-
chen/ sehr beträchtliche Anschlag läßt sich zum Theile auch dar-
aus erklären/ daß hier auch jene Güter in Viechtwang mit
eingezählt werde»/ welche Herzog Leopold VI. dem Kloster
für einen goldenen Kelch übergab/ den/ nach dem Zeugnisse
Bernhard des Norikers/ der im Jahre 1162 auf einem Kreuz-
zuge zu Akre verstorbene Abt Ulrich III. dem Stifte hinter-
ließ/ der Herzog aber für sich behielt. — Auch in Hinsicht
i4
der Vogtey übte Kremsmünster hier stets dieselben Rechte;
nur über einige dem Stifte in Viechtwang zuständige Güter
ward selbe am Anfange des i3. Jahrhundertes einem edlen
Gundacker von Steyer (einem Seitensprossen der alten March-
grafen) bittweise verliehen. Als aber nach dessen Absterben sein
Sohn Düring selbe als ein Pfandlehen in Anspruch nahm,
und deßhalb dem Abte Rudolph sehr beschwerlich fiel/ brachte
es dieser im Jahre i2i5 bey der Anwesenheit Herzogs Leo-
pold VH. dahin/ daß er in einer zu Wels (26. Martii anni
ejusdem) ertheilten Urkunde den Düring dazu verhielt/ seine
Ansprüche aufzugeben / und um jene Belehnung bittweise an-
zusuchen.— Bis zum Jahre 1291 wurde hier dem Willen der
Stifter gemäß der Gottesdienst sowohl/ als die übrigen pfarr-
lichen Verrichtungen von Mönchen versehen. In diesem Jahre
aber erbath Abc Fridrich I. von dem Passauischen Bischöfe
Bernhard gegen Verrichtung der älteren Privilegien/ die Er-
laubniß, die Seelsorge für beständig einem Weltpriester zu
übergeben, wozu ihn der Mangel an StiftS-Jndividuen und
die nöthigere Aufsicht über die gleichfalls von Mönchen ver-
waltete Kirche zu Buchkirchen bewogen haben mögen. — Zur
Verbesserung der Einkünfte eines hiesigen Pfarrers ertheilte
Abt Benedict im Jahre 1485 dem hiesigen Plebane Ulrich
Walich zwey dem Stifte zuständige Häuser als Lehen, wofür
sich derselbe auch in einem noch vorhandenen Reverse als lehens-
pflichtig bekannte.
Im 16. Jahrhunderte wurde hier bald das neue Evange-
lium durch den Eifer der Herren von Jörger bekannt gemacht,
und mit vielem Nachdrucke befördert. Diese edle Familie, wel-
che, in mehrere Zweige getheilt, sehr ansehnliche Besitzungen
und nahmentlich auch Scharnstein inne hatte, erklärte sich zu-
erst im Lande öffentlich für Luthers Lehre, und erhielt von
ihm den berüchtigten Magister, Michael Stifet, zum Predi-
ger. Noch sind i3 Briefe Luthers, welche Martin Moseder,
ein bey den Herren Jörger zu Tolleth angestellter Prediger,
seinem im Jahre i56i zu Regensburg gedruckten Glaubens-
bekenntnisse beyfügte, Bernhard Raupach aber in seinem Evan-
i5
gotischen Oestreich, aus einer Handschrift des Herrn von Uffen-
bach, bekannt machte, eben so viele Zeugen des engen Ver-
bündniffes und des freundschaftlichen Verhältnisses, in welchem
die Herren von Jorger mit dem Oberhaupte der Reformation
standen. Vornehmlich aber zeichneten sich von diesen Herr Hetm-
hard Jörger von Scharnstein, welcher mit seinem Bruder?lbra-
ham zu Wittenberg unter Luthers Aufsicht studierte, und den
bekannten Mag. Georg Major zum Lehrmeister hatte, durch
seinen Proselyten - Eifer aus. Durch ihn und seine Lutherischen
Beamten wurden die katholischen Unterthanen in Viechtwang,
Grünau und Petenbach schwer gedrückt, die dasigen Seelsor-
ger mannigfaltig angefochten, und die Aebte zu Kremsmünster
in viele Streitigkeiten verwickelt. In diesen Tagen der Noth
bewährte sich der feste Glaube und die standhafte Berufstreue
des hiesigen Pfarrherrn Stephan Schätzet, eines frommen
Weltpriesters. Ungeachtet aller Trübsale und Verfolgungen
von Seite der Protestanten, verwaltete er sein Amt durch
volle 34 Jahre mit einem so wirksamen Eifer, daß auch nicht
eines seiner haussäßigen Pfarrkinder zu Luther's Lehre über-
trat, sondern alle einmüthig sich entschlossen, eher den Bettel-
stab zu ergreifen, als von der Religion ihrer Vorältern abzu-
fallen. Dieser verdienstvolle Mann starb im 5g. Lebensjahre
anno i5go. Von Arbeit und Sorge abgezehrt, glich er die
letzte Zeit seines Lebens so sehr einem Skelette, daß ihn Abt
Johann III. gleich nach seinem Tode abmahlen ließ. Dieses
Bild mußte mit beygefügter Zeugschaft nach Wien abgeschickt
werden, von wo es erst nach vielen Jahren wieder zurück kam,
und gegenwärtig im Pfarrhofe aufbewahrt wird. — Die Lage
der Dinge veränderte sich, als unter Kaiser Ferdinand II. die
durch Hochverrath ihrer Besitzer schon früher confiscirte Herr-
schaft Schärnstein von dessen Kammer-Präsidenten, dem Abte
Anton Wolfradt, im Jahre 1624 erkauft, und dem Stifte
Kremsmünster auf ewig einverleibt wurde. Die letzten trauri-
gen Folgen der Religions-Zerrüttung fühlte Viechtwang in
dem im Jahre 1626 entstandenen Bauernkriege, in welchem
die hiesige Gegend durch einen Einfall wüthender Horden un-
v
i6
ter der Anführung eines Edlen/ Achatz Millinger/ geplündert/
und der Pfarrhof in Asche gelegt wurde.
Von der in hiesiger Pfarre bestehenden Herrschaft Scham-
stein bemerken wir aus den dasigen Urkunden/ und Hohenecks
Genealogie/ noch Folgendes:
Scharnstein/ oder Alt-Scharnstein/ eine vormahls an-
sehnliche Veste am rechten Ufer des Alben-Flusses/ auf filiern
hohen und steilen Felsen ob dem Dießenbache/ ist heut zu ;
Tage nur in seinen Ruinen noch erkennbar. Diesem gegenüber
dießseits des Flusses auf einer freyen Anhöhe liegt das weit-
schichtig erbaute Schloß Neu - Scharnstein/ ehedem auch Schä-
ferleiten genannt/ welches seit seinem Ursprünge/ wahrschein-
lich im i5. Jahrhunderte/ immer mit jener Herrschaft ver»
einigt war. Die Begründer derselben waren die edlen Herren
von Polheim/ welche schon seit dem Anfange des i3. Jahr-
hundertes mächtig waren/ und ihre Besitzungen in dieser Ge-
gend sehr ansehnlich erweitert hatten. In einer vom Herzoge
Fridrich II. dem Stifte Lambach im Jahre 12Z2 ertheilten
Befreyungsurkunde wird schon ein Alram von Scharnstein als
Zeuge mit aufgeführt. Philipp von Scharnstein ward vom Kai-
ser Rudolph I. nach dem im Jahre 1278 erfochtenen Siege
über den böhmischen König Ottokar/ zu Stuhlfried auf dem
Schlachtfelds eigenhändig zum Ritrer geschlagen. Erhard von
Polheim trat in einem Vergleiche das Haus Scharnstein im
Jahre i335 an die Gebrüder Reinprecht und Fridrich von
Walsee ab. Durch die Gunst der Landesfürsten war diese ur-
sprünglich schwäbische Familie zum Besitze eben so vieler/ als
sehr einträglicher Herrschaften/ und zum Genusse des höchsten
Ansehens und der vorzüglichsten Staatsämter in Oesterreich
gelangt; als aber selbe mit Reinprecht IV. im Jahre i463 er-
losch/ kamen ihre Güter in verschiedene Hände/ von welchen
Scharnstein nebst vielen andern dem Landesfürsten als Lehen
heimfiel. Kaiser Fridrich III. übergab diese Herrschaft seinem
Rathe Christoph Jörger im Jahre 1492 als ein Pfandlehen 7
Kaiser Rudolph II. aber schenkte selbe/ sammt allem Zugehöre/
seinem Kammer - Präsidenten/ Herrn Helmhard Jörger/ als
r?
erb - und eigenthümlich im Jahre i563. Im Anfange des fol-
genden Jahrhundertes fiel Schärnstein dem Fiscus zu, im
Jahre 1624 aber kam es käuflich an das Stift Kremsmünster.
Die Pfarrbücher gehen bis zum Jahre 1648 zurück/ von
Urbarien ist nichts vorhanden/ auch findet sich weder von der
Kirche/ noch vom Pfarrhofe eine Zeichnung vor.
Diese Nachrichten sind/ außer den bekannten Annalen des
Stiftes Kremsmünster, aus schriftlichen Urkunden, und den
Nachrichten eines Petz, Wendtenthal und Wißgrill entnom-
men, und damit verglichen worden.
Die Pfarre Grünau.
^^rünau, eine a» den äußersten Geanten des Landes ob
der Enns gegen die Steyermark gelegene Pfarre, unter dem
Districts - Commiffariate und der Vogtey der dem Stifte
) Kremsmünster zuständigen Herrschaft Schärnstein, unter dem
Patronate des besagten Stiftes, im Decanate Thalheim.
Sowohl ihrem Umfange, als ihrer Lage und Beschaffenheit
nach hat diese einsame Gebirgspfarre vieles Eigenthümliche.
Ihre Gränzen sind gegen Aufgang die Pfarren Kirchdorf und
Klaus, gegen Mittag Jnnerstoder, wie auch Mitterndorf und
Auffee in Ober - Steyer, gegen Abend der Traun-See und
Viechtwang, gegen Norden Viechtwang und Steinbach am
Ziehberge.
Der ganze Umkreis des hiesigen Pfarrbezirkes beträgt ei-
* ner, unter der Regierung Kaiser Joseph II. vorgenommenen
Ausmessung zufolge, über 3o Meilen, und macht denselben
zum weitläufigsten des ganzen Landes. Dennoch besteht diese
Pfarre nur aus einer einzigen Ortschaft, deren entfernteste
Häuser nicht über 4 Stunden von einander abstehen, und de-
ren Bewohner insgesammt Unterthanen der Herrschaft Schärn-
stein sind. Die Seelenzahl beläuft sich hier auf beynahe 1600,
worunter 10 Akatholiken sind.
B
i8
Die Lage von Grünau )c durchaus gebirgig/ und in den
verschiedenen sich hier durchkreuzenden Bergketten werden
mehr als 70 durch besondere Höhe/ Figur und Nahmen aus-
gezeichnete Berge gezahlt/ worunter der an der Gränze von
Jnnerstoder sich über alle erhebende große Priel/ der seiner
botanischen Schätze wegen oft besuchte/ mit Sennhütten reich-
lich besetzte Käseberg/ der ehemahls von Gemsen zahlreich
bewohnte Kiesenberg/ und die hohen kahlen Felsenmassen am
AlberuSee (die Seemäuern) die ausgezeichnetsten sind. Dem
ungeachtet liegen doch nur sehr wenige Häuser auf der An-
höhe/ und der bey weiten größere Theil derselben befindet sich
in den Gebirgsthälern an den Bächen zerstreut oder in der
Ebene des Alben-Thales längs dem mit Flössen befahrnen At-
ben-Flusse näher beysammen. Das Pfarrdorf besteht aus weni-
gen meistens unansehnlichen Häusern/ und liegt am Aus-
gange zweyer Thäter/ in welchen sich der aus demAlben-See
2/3 Stunde südlich von hier entspringende Albenfluß mit dem
unfern aus dem Zusammenflüsse mehrerer Bäche entstehenden
Grünauerbache vereiniget. Quer über das Bette des letzteren/
welches im trocknen Sommer nur weniges Wasser führt/ und
größtentheils mit Schutte und Steinpflöcken gefüllt ist/ zur
Zeit des schmelzenden Schnees und anhaltender Regengüsse
aber ganz mit Fluchen bedeckt/ einem weiten See gleicht/
erstreckt sich ein aus 24 Steinkästen bestehender 670 Fuß tan-
ger Holzfang/ das Werk oder Wehr genannt/ welches auch
außer dem noch zum Stege dient/ und die gegenseitigen Ufer
mitsammen vereinigt. Auf einem besondern Hügel/ frey und
mit der schönsten Aussicht über das gegen Schärnstein sich im-
mer mehr erweiternde Atben-Thal/liegt die ansehnliche im neue-
ren Geschmacke erbaute/ dem heiligen Apostel Jacob dem Grö-
ßeren geweihte Pfarrkirche.
Diese wurde erst im Anfange des verflossenen Jahrhun-
dertes von dem Abte Ehrenbert II. vom Grunde aufgeführet/
und vom Abte Alexander Ii. im Jahre 1709 beendigt. Letzte-
rer zierte dieselbe auch mit dem alte«/ aber künstlich geschnitz-
ten Hochaltare/ welcher ein Werk des berühmten Nürnberg!'-
29
schon Bildhauers Johann Peißer/ und vom Jahre i53r bis
1715 die Zierde der Stiftskirche zu Kremsmünster war. Zu-
nächst derselben befindet sich die reinliche und bequeme Pfarr-
wohnung/ mit ihren Wirthschaftsgebäuden/ und Garten/ am
Fuße des Hügels aber die geräumige/ vom Abte Alexander IIL
im Jahre 1764 neu erbaute/ und von 180 Kindern besuchte
Pfarrschute. Filiale bestanden hier niemahls; nur eine kleine
in der Nähe bestehende Capelle mit einem Brunnen/ insge-
mein der Jacobsbrunnen genannt/ bey welchem sich ehedem
zu verschiedenen Zeiten ein Einsiedler aufhielt/ dient den
Pfarrbewohnern bisweilen zur Privatandacht. — Das Loeine-
terium umgibt die Pfarrkirche/ enthält aber/ außer jenen der
hiesigen Seelsorger keine merkwürdigen Grabstellen.
Da diese Gegend der vielen hohen Gebirge/ des lange
liegenden Schnees und der öfter wiederkehrenden Winterfröste/
insbesondere aber auch der mehrmahligen Ueberschwemmungen
wegen zum Feldbaue wenig geeignet ist/ so wird derselbe hier
auch nur sehr gering betrieben. Besser gedeiht bey den vielen
schönen Thalwiesen und futterreichen Alpentriften die Vieh-
zucht/ welche jedoch auch/ und noch vielmehr der vontrahlS
ansehnliche Wildstand durch die seit dem Jahre i8o5 immer
mehr überhandnehmenden Wölfe schon beträchtlichen Schaden
erlitten hat. Der vorzüglichste Nahrungszweig dieser Gegend
ist jedoch zu allen Zeiten die Holzarbeit/ zu welchem Ende sich
hier auch mehrere Sägemühlen/ und Kohltenne befinden/
wodurch viele Menschen beschäftigt/ und eine beträchtliche
Menge Holz/ Bretel> Kohlen rc. auf dem durch viele Weh-
ren gebahnten Alben-Flusse/ im Lande/ und weiter noch
bis Wien und Preßburg verführt werden.
Von der Bearbeitung und' dem Verschleiße des Holzes
hängt demnach das Schicksal der meisten Pfarrbewohner ab,
welches selbst in guten Zeiten nicht beneidenswerth/ in schlim-
men aber höchst bedauernswürdig ist. Dieses nach Kräften zu
erleichtern/ ließen sich die Aebte zu Kremsmünster daher jeder-
zeit sehr angelegen seyn. Abt Placidus und Ehrenbert IL
theilten zur Zeit des Mißwachses vieles aus Ungarn herbey-
B 2
20
geschafftes Getreide unter die dürftigen Unterthanen aus. Abt
Alexander II. zog zu diesem Ende einige Zehenden der Pfarre
Petenbach zu dem Kasten der Herrschaft Schornstein. Abt
Alexander HI. erbaute für die Aermsten der Pfarre ein gut
begründetes Spital/ und erst neuerlich erwies sich der gegen-
wärtige Abt Anselm den nothleidenden Bewohnern von Grünau
als ein sorgfältiger Vater. —
Aber auch die Erhaltung der hiesigen Pfarre/ und der
beyden hier angestellten Seelsorger fällt größtentheils dem
Stifte Kremsmünster zur Last. Denn/ obgleich der hiesige
Pfarrherr eigene Felder und Wiesen/ einen besonderen Holz-
berg/ einen nicht unbeträchtlichen Viehstand/ und selbst einige
Zehenden besitzt/ so ist doch der gesammte Ertrag nicht hin-
reichend/ ihm und seinen Gehülfen das nöthige Auskommen
zu versichern. Deßwegen fand schon Abt Ehrenbert II. im
Jahr 1700 für nothwendig/ die Lage desselben durch die
Uebertragung des dem Stifte zuständigen Beneficiums der
Capelle zu PernsteiN/ Abt Wolfgang II. aber im Jahre i8o5
durch Vermehrung der Deputate an Wein/ Getreide und
Holz' beträchtlich zu verbessern.
Von den früheren Schicksalen dieser Gegend/ und der
hiesigen Kirche wissen wir nur soviel mit einiger Verlässigkeit
zu sagen:
Gewiß war die Gegend von Grünau/ ihrer trefflichen
Weideplätze schon frühzeitig/ und des zahlreichen WildstandeS
wegen nicht minder bekannt. Schon Thaffilo II./ Herzog der
Bayern/ wies dem von ihm im Jahre 777 gestifteten Kloster
Kremsmünster den ganzen District vom Petenbach längs
dem Alben-Fluffe/ bis an die Alpen hin/ zur Beurbarung und
zum Austriebe seiner Herden an. — Carl der Große bestä-
tigte nicht nur später diese'SchenkungeN/ sondern fügte den-
selben im Jahre 802 noch mehrere bey/ worunter laut einer
in der Capelle des sogenannten Seehauses/ vom Abte Pla-
cidus im Jahre i6Ö2 aufgestellten Steinschrift/ auch der
seiner romantischen Lage/ und köstlichen Fische wegen berühmte
Alben-See war. Als während des ro. Jahrhundertes das Stift
2 t
sich in einem anarchischen Zustande befand, kam der größte
Theil seiner Güter und auch die hiesigen Besitzungen an Aus-
wärtige, und nur in der Folgezeit theilweise wieder an selbes
zurück. Jln Jahre 995 stellte in einer noch bestehenden Ur-
kunde ein Arnold (nach einer späteren Angabe ein Graf von
Wels und Lambach) dem Kloster einige Güter und darunter
auch die Weide am Käseberg, und ein Schiffchen zur Hische-
rey im Alben-See wieder zurück. Kaiser Heinrich I V. bestätigte
im Jahre 1061 dem Würzburgischen Bischöfe Adalbero die
von ihm erneuerte Stiftung des Benediktiner - Klosters zu
Lambach, wobey auch des in hiesiger Gegend befindlichen
ÄUndbaches gedacht wird. Bischof Heinrich II. von Würzburg
aber schenkte eben demselben Kloster im Jahre 1160 mit Be-
stätigung Kaiser Fridrich I. einige von seiner Kirche abhän-
gige Lehen, worunter auch ein Grünawald, gleichfalls in
dieser Gegend angeführt wird. Am Ende des i3. Jahrhun-
dertes bemächtigten sich die mächtigen Herrn von Polheim,
welche schon vorher die Veste Seisenburg lehensweise, und
nun auch die Herrschaft Schärnstein erblich inne hatten, der
ganzen Umgegend, und mit ihr auch der Kirche zu Grün au,
— Wer indeß diese Kirche und zu welcher Zeit dieselbe er-
baut habe, läßt sich nirgends auffinden, und wir wissen hier-
von nicht mehr, als daß diese ihre Einweihung vordem jähr-
lich am 5. Sonntage nach Ostern feyerte. In den Jahrbü-
chern des Stiftes Kremsmünster geschieht beym Jahre ,2gr
die erste Meldung von derselben. Dort beklagt nähmlich Ber-
nardus Noricus die Saumseligkeit des sonst sehr unterneh-
menden Abtes Friderich I. welcher mehrere dem Stifte durch
fremde Hände entzogene Kirchen nicht pflichtmäßig wieder
an dasselbe zurückbrachte, und hierunter wird auch die Kirche
zu Grün au nahmentlich angeführt. Sehr wahrscheinlich wurde
selbe mit Vorwissen des Ordinarius, Bischof Weikhards von
Passau, eines gebornen Herrn von Polheim, welcher im Jahre
1282 starb, und gegen welchen der untergebene Abt nichts
vornehmen konnte, dem Stifte entzogen. — Als Pfarre be-
steht Grünau erst seitdem Jahre i5oo. Bis zum Jahre n5g,
22
in welchem Bischof Conrad von Passau die neu erbaute Kirche
zu Viechtwang zur Pfarre erhob/ gehörte der ganze gegen-
wärtige Pfarrbezirk zur alten Pfarre Petenbach; von dort
an aber alles/ was am linken Ufer des Albenflusses lag, zur
Pfarre Viechtwang. Erst im gedachten Jahre fand Bischof
Wiguleus oder Virgilius/ zu Passau für nöthig/ der sich meh-
renden Volkszahl/ der zu weiten Entfernung/ öfterer Ueber-
schwemmungen und der seltnen Stege wegen/ hier eine ei-
gene Pfarre zu begründen/ und derselben sowohl dieß- als
jenseits des Alben-Flusses einen ansehnlichen Sprengel zuzu-
theilen.
Während des 16. Jahrhundertes verbreitete sich auf Be-
treiben und unter dem Schutze der vermöglichen Herren von
Jörger/ Besitzern der Herrschaft Schärnstein/ der Protestan-
tismus in dieser Gegend immer mehr/ und die katholischen
Pfarrherren hatten von jenen als ihren Vögten viele Bedräng-
nisse zu erdulden. Als aber mit Anfange des 17. Jahrhunder-
tes die Lage der Dinge sich änderte/ jene Herrn von Jörger
als Rebellen des Landes verwiesen wurden/ und Schärnstein
durch den berühmten Abt Anton Wolfradt käuflich an das
Stift Kremsmünster kam/ ward der Lehre Luthers mehr Ein-
halt gethan/ und die Lage der hiesigen Seelsorger um vieles
verbessert.
Da das Patronat der Pfarre Grünau bisher immer dem
Dom-Capitel des Hochstiftes Passau zustand/ so bewarb sich
Abt Ehrenbert II. mit allem Eifer um dasselbe. Im Jahre
1694 endlich erhielt er gegen Abtretung eines Hauses zu Mau-
rern (das sogenannte Beneficiatenhaus) von Passau die
Uebergabe dieser Pfarre mit allen ihren Rechten. Hierauf
fing er den Bau der neuen Kirche/ über jenen der alten Ca-
pelle zu führen an/ welchen aber obwaltender Hindernisse
wegen Abt Alexander II. erst vollendete.
Von den bey der Pfarre vorhandenen Tauf-/ Trauungs-
und Sterbebüchern gehen die ersteren am weitesten bis zum
Jahre 1647 zurück. Urbarien bestehen außer einem im Jahre
*77$ zusammen geschriebenen Verzeichnisse der sämmtlichen
23
Pfarreinkünfte, leine, und außer einer vorhandenen Hand-
zeichnung der Kirche und des Pfarrhofes auch keine weiteren
Abbildungen derselben.
Diese Nachrichten sind theils aus Büchern und zwar vor-
züglich den Jahrbüchern des Stiftes Kremsmünster/ auch auS
den bekannten Oestr. Chronic, bey Petz/ Rauch rc^ theils
aber auch noch aus schriftlichen Urkunden des Archives
der Herrschaft Schärnstein enthoben, und damit verglichen
worden.
------^
Die Pfarre Petenbach.
"Pelenbach, eine alte und sehr ansehnliche Pfarre, im
Districts-Commiffariate Seisenburg, unter der Vogtey und
dem Patronate des Stiftes Kremsmünster/ im Decanato
Thalheim.
Aus gänzlichem Mangel historischer Angaben/ können
wir über den Ursprung der hiesigen Pfarre/ und die Erbau-
ung der Kirche nicht mehr/ als die nicht unwahrscheinliche
Vermuthung äußern/ daß selbe wenigstens schon am Ende
des g. Jahrhundertes entstanden sey/ und zu ihrem Urheber
einen Abten des in dieser Gegend wohl begüterten Stiftes
Kremsmünster gehabt habe/ welcher der sich immer mehren-
den Volkszahl zum Besten/ hier eine Kirche erbaute/, und
selbe zur Ehre seines Ordensstifters/ des heft. Benedikts ein-
weihen ließ. Von welch ungemeiner Ausdehnung der älteste
Pfarrbezirk war, erhellet schon daraus/ daß selber, obschon
im Verlaufe der Zeit vier Pfarreyen, als Viechtwang, Grün-
au/ St. Conrad, und Magdalenaberg sich in denselben
theilten, und auch die im Jahre 1785 neu errichtete Pfarre
Steinbach am Ziehberge mehrere Hauser hiervon erhielt, den-
noch gegenwärtig sich der Lange nach auf 2l/2/ der Breite nach
aber auf 2 Stunden erstreckt. Seine dermahligen Gränzen
sind gegen Aufgang die Pfarren Wartberg und Magdalena-
24
berg, gegen Mittag Steinbach am Ziehberge und Viecht-
wang, gegen Abend Vorchdorf und Elberstallzett, gegen Nor-
den ,^Ried; er enthält 8 Ortschaften mit 5i6 Häusern, und
einer Seelenzahl von 8090, worunter 7 Akatholiken sind.
Die Lage der Pfarre Petenbach ist ungemein abwechselnd,
zum Theile in dem schönen Albenthale, und in der Nähe des
sich hier allmählig erhebenden Hochgebirges/ zum Theile in
einer weiten aber minder fruchtbaren Ebene/ am Petenbache,
zum Theile auch auf freyen und fruchtbaren Anhöhen längs
dem^unfern von hier entspringenden Aiterbache. Der Boden
ist allenthalben wohl bebaut/ doch nur von mittlerer Erträg-
lichkeit. Außer dem Ackerbaue/ der Viehzucht/ und dem Holz-
verschleiße/ den vorzüglichsten Nahrungszweigen der hiesigen
Gegend/ gibt es daselbst auch mehrere einträgliche Gewerbe/
Schrott- und Sägemühlen/ und beträchtliche Leinwandblei-
chen. Der Charakter des Pfarrvolkes ist im allgemeinen gut/
und sein Fleiß besonders lobenswerth.
Das gewerbsame Pfarrdorf Petenbach liegt nächst dem
gleichnahmigen Bache an der Commercial-Straße von Lambach
nach Kirchdorf/ vom ersteren Orte bey 4/ vom letztern 3.1/,
Stunden entlegen. Es besteht aus 97 meistens wohl erbauten
.Häusern/ und hat in seiner Mitte die große und geräumige
Pfarrkirche. Dieses alte/ im gothischen Style aufgeführte
Gebäude / ist sammt seinem vom Abte Anton im Jahre
i6i6ganz von Quaderstücken erbauten, und erst neulich mit
Kupfer eingedeckten Glockenthurme, sehr ansehnlich und maft
sive. Die innere Einrichtung, ein Hochaltar, zween Seitenal-
täre, die Emporkirche, die Orgel, und der Predigtstuht sind
im neueren Geschmacke, und fast zu sehr mit Bildhauerarbeit
geziert. Nebst dem heil. Benedikt verehrt diese Kirche auch den
heil. Erzengel Michael, und die heit. Bischöfe Nicolaus und
Martin, als Neben-Patrone. Das Fest ihrer Einweihung
ward ehedem jährlich am nächsten Sonntage nach dem 12.
July gefeyert.
Der Kirche zunächst, rmd hart am Petenbache liegt der
25
große/ im Vierecke erbaute/ und nebst seinem weiten Garten
ganz mit Mauern umfangene Pfarrhof.
Die Wohnung der früheren Seelsorger war weiter von
hier an der oberen Pfarrwiese gelegen, und erst vom Abte
Placidus hierher versetzt. Dieser ließ im Jahre i658 die Pfarr-
wohnung nebst einer kostspieligen Wasserleitung errichten; diese
wurde von den nachfolgenden Pfarrherren aus dem Stiftsmit-
tel stets mehr erweitert, und verschönert, bis selbe nach einer
im Jahre 1731 erlittener Feuersbrunst vom Abte Alexander
III. ihre heutige Gestalt erhielt.
Die alte, derzeit von 260 Kindern besuchte Pfarrschule
besteht jetzt im Pfarrhofe, zu welchem Ende erst kürzlich ein
neuer Bau vorgenommen ward. Die Wohnung des Schulleh-
rers aber ist gleich daneben im alten Schulhause. Nebst die-
ser bestand aber auch bisher noch eine zweyte, von Privaten
erhaltene Schule in der Rankelleithen, welche von mehr atö
5o Kindern aus den entfernteren Häusern der hiesigen, und
der benachbarten Pfarren besucht, und von dem zweyten Co-
operator ordentlich versehen ward.
Als Filiale gehört, nachdem seit dem Jahre 1765 die
Kirche am Magdalena-Berge, mit einem von der Mutterkirche
entnommenen Sprengel zur selbstständigen Pfarre erhoben
ist, nur noch die auf eine gute V2 Stunde südlich entlegene
Kirche des heil. Leonhard am Saußbache, insgemein die
heit. Leithe genannt, hierher. Diese wurde unter dem Abte
Jacob im Jahre i43i von einem Edlen Leonhard Meuerl,
und zwar an jenem Orte, im Burgstalle, erbaut, wo zufolge
der Bestätigungsbriefe Herzogs Alberts V., und Leonhards
Bischofs, zu Passau, schon ehedem eine Kirche gestanden ha-
ben soll. Ihre Kirchweihe beging marr vormahls am Sonn-
tage vor dem Feste des heit. Apostel Bartholomäus. Auch be-
sindet sich in dem auf eine Stunde gegen Mittag entfernten
gräfl. Englischen Schlosse Seisenburg eine wohl eingerichtete
Schloß-Capelle mit einem Beneficio, ohne Seelsorge, wel-
ches bisher ein Geistlicher aus dem benachbarten Stifte
Schlierbach bezog.
26
Das Coemeterium besteht seit dem Jahre 1785 außer
dem Dorfe und ist mit einer neuerbauten Capelle geziert; ent-
halt aber außer jenen der hiesigen Pfarrherren keine merk-
würdigen Grabstellen. In dem vormahligen an der Kirche
gelegenen aber, bestand in einer eigenen mit einem Altare
gezierten Seiten-Capelle, die im Jahre 1669 erbaut ward) das
Erbbegräbniß der nun gräfl. Familie der Herrn Engel zu
Seisenburg. Nebst diesen befindet sich auch hier die Grab-
stätte eines weiland tapfern Ritters Ulrich Hasendorfers, wel-
cher sich durch die langwierige Belagerung und Gefangenneh-
mung eines in der Veste Seisenburg hausenden und allgemein
gefürchteten Räubers, Nabuchodonosor Ankenreutters, um die
ganze Umgegend sehr verdient machte, und dafür vom Kaiser
Fridrich III. im Jahre 1469 mit der Pflege jener Herrschaft
belohnt ward.
Die Einkünfte eines Pfarrers zu Petenbach bestehen, außer
den gewöhnlichen Pfarr- Ertragnissen und einer ansehnlichen
Oekonomie, in den beträchtlichen Pfarrzehenten, wovon jedoch
seit dem Jahre 1616 das Stift einen Theil zum Besten sei-
ner Unterthanen in Grünau nach den Herrschaftskasten zu
Scharnstein jährlich abführen läßt.
-Ueber die früheren Schicksale dieses Ortes und der dasigen
Kirche können wir noch Folgendes bemerken: Wenn schon Pe-
tenbach nicht so alt ist, als der gelehrte Jordan glaubt, wel-
cher (de Orig*. Slav, Tom. II. fol. 78.) hier ohne hinrei-
chenden Grund das römische Castell Vetonianis zu finden wähnt,
so kommt doch dieser Nahme schon, und zwar unter verschie-
denen Abänderungen, als: Patipach, Pettinpach, Poten-
za ch, in den früheren Urkunden des Stiftes Kremsmünster
mehrmahls vor. Schon Thaffilo II., Herzog der Bayern, schenkte
diesem, von ihm im Jahre 777 gestifteten Kloster mehrere
Häuser, Wiesen und Felder zu Petenbach. Diese geriethen am
Ende des 9. Jahrhundertes, als das Stift ohne Oberhaupt
war, in fremde Hände, und wurden selbst in der Folgezeit,
als Kremsmünster durch die Kaiser Otto II. und III. den Bi-
schöfen zu Passau zum Schadenersätze der in den letzten Krie-
2?
gen mit den Hungarn an ihren Stiftsgütern erlittenen Be-
einträchtigungen verliehen ward/ nur theilweise wieder zurück-
gebracht. Bernard der Noriker klagt über Bischof Christians
willkührliches Verfahren/ der mehrere Güter des Stiftes zu
Peteubach verkaufte/ jedoch später wieder einige dem Kloster
zurückgab. Auch Arnold/ ein Graf von Wels und Lambach/
hatte während jener unruhigen Zeiten einige Stiftsgüter zu
Petenbach an sich gezogen/ und wie er in einer vom Jahre
noch vorhandenen Restitutions-Urkunde bezeugt/ bis auf
selbe Zeit dem Kloster unwissentlich vorenthalten. Als diese
Güter später wieder dem Stifte entzogen wurden/ nöthigte
Kaiser Heinrich IV./ bewogen durch die Bitten des Abtes At-
ram und mehrerer Bischöfe/ den Herzog Leopold IV. von
Oesterreich / und die beyden Grafen/ Berengar und Engelbert/
zur Herausgabe derselben/ und ließ sie durch den von ihm zu
Passau eingesetzten Bischof Thiemo im Jahre 1099 dem Abte
feyerlich zurück stellen. Aber gleich darauf bemächtigte sich der
hierüber erzürnte / von besagtem Kaiser aus seinem Bisthume
verdrängte Bischof Ulrich zu Passau dieser Güter/ und hielt
selbe sammt den Pfarrzehenten und Opfern der Kirche zu Pe-
tenbach dem Kloster gewaltsam bevor'/ bis im folgenden Jahre
zwischen ihm und dem Abte ein Vergleich getroffen/ und die
alte Freundschaft wieder hergestellt ward. Im Jahre 1^59
litt der Pfarrbezirk von Petenbach dadurch eine sehr bedeutende
Veränderung/ daß Bischof Conrad von Paffau den jenseits
des Alben-Flusses gelegenen Theil (mehr als die Hälfte) da-
von trennte / und selben der neuerbauten Pfarrkirche in Viecht-
wang zum Sprengel anwies.
Obgleich das Patronat der hiesigen Kirche jederzeit dem
Stifte Kremsmünster zustand/ so wurde doch die Vogtey der-
selben von den alten Marchgrafen zu Steyr/ welche selbst län-
gere Zeit Obervögte des Stiftes waren/ und später von den
Besitzern der von jener Marchgrafschaft abhängigen Herrschaft
Seisenburg in Anspruch genommen. Dieß ist wahrscheinlich auch
die Ursache/ warum in der vom Papste Alexander HI. im
Jahre 1179 ertheilten Bestätigungs - Urkunde über die gesamm-
28
ten dem Stifte einverleibten Kirchen Petenbach gänzlich ver-
mißt wird. Zwar finden wir selbe im Jahre 12Z0 wieder beym
Kloster^, aber ihren Besitz noch so unsicher/ daß der besorgte
Abt Heinrich I. sich hinfür den apostolischen Schutz Papstes
Gregors X. erbath. In der vom Papste Jnnocenz IV. dem
Abte Ortotf im Jahre 1246 ertheilten Confirmations-Urkunde
wird die Pfarrkirche des heil. Benedicts in Petenbach nahment-
lich mit angeführt; in dem vom Abte Fridrich I. um das Jahr
1299 aufgesetzten Ratiocinario aber der Dienst derselben auf:
coenam, prandmm, et I talentum denariorum pro ca-
thedratico, ad redditus custodiae LX denarios angesetzt.
Während des 14. und i5. Jahrhundertes mußte der Ort
und die Kirche durch die gewaltsamen Bedrückungen räuberi-
scher Nachbarn/ im Jahre 1848 durch die Pest/ im Jahre
1486 aber durch die verwüstenden Ausfälle des schon bemelde-
ten Nabuchodonosor Ankenreutters vieles erdulden. Im 16.
Jahrhunderte verbreitete sich hier schon bald auf Betreiben der
in dieser Gegend mächtigen Herren von Jörger die Reforma-
tion/ und schon hatte sich um das Jahr 1826 ein Prediger
der neuen Lehre auf dem Magdalena-Berge festgesetzt. Auch
suchten jene Herren von Jörger zum öftern die Pfarrzehenten
von Petenbach an sich zu reißen/ sie fanden aber an der Wach-
samkeit der Aebte Johann III. und Alexander I./ wie an dem
Eifer der Bischöfe Urban und Leopold zu Passau/ einen thä-
tigen Widerstand/ wodurch ihr Bestreben vereitelt/ und Lu-
thers Lehre eingehalten wurde. Bey dem im Jahre 1896 aus-
gebrochenen Bauernaufstand ward der Pfarrhof zu Petenbach
durch Plünderung und Verwüstung übet mitgenommen. Einer
der Anführer/ Nahmens Tasch/ war ein hiesiger Wirth/ und
ward im Jahre 1899 zu Steyer enthauptet. Im zweyten
Bauernaufstände 1626 ging es eben nicht besser/ indem die
Rebellen unter Anführung eines Edelmanns Achatz Millinger
hierher zogen, den Pfarrhof abbrannten, und alles Vieh hin-
weg trieben. Als Merkwürdigkeit besteht an der Gartenmauer
des Pfarrhofes vom Jahre i663 eine Inschrift, welche bezeu-
get/daß man im gedachten Jahre bey dem Bau derselben sehr
29
deutlich die Kanonenschüsse von der durch die Türken belager-
ten Hauptstadt Wien vernahm.
Von den hierher gehörigen Schlössern sind die alte, im
Dorfe selbst befindliche sehr baufällige Veste Petenbach/ und
das eine Stunde entfernte, auf einem beträchtlichen Berge
gelegene^ und ganz mit Waldgebirgen umgebene Schloß Sei-
senburg zu bemerken. Beyde sind jetzt mitsammen vereinigt.
Ersteres gehörte ehemahls mehreren zum Theile längst ausge-
storbenen Geschlechtern der Edlen Hasendorfer/ Kirchberger,
Fenzel. Letzteres war ursprünglich ein Lehen der Markgraf-
schaft Steyer/ welches vom Jahre 1120 die Herren von Pol-
heimb bis i324 besaßen, dann war es bis zum Jahre 1487
landesfürstlich / Herzog Albert V. aber verkaufte es an Ulrich
Eyzinger. Im Jahre 1489 fiel es wieder an den Landesfürsten
zurück. Kaiser Maximilian überließ diese Herrschaft seinem ge-
treuen Diener Georg Vogel zum Theile käuflich/ von diesem
erkaufte sie um das Jahr 1496 Georg von Kirchberg/ bey des-
sen Familie selbe über 100 Jahre verblieb. Mit Anfang des
17. Jahrhundertes gelangte HerrAchatz Fenzel/ und mit dessen
einzigen Tochter Felicitas Herr Gottlieb Engel von Wagrain
zum Besitze derselben/bey dessen/ nun gräfl. Familie Seisenburg
noch gegenwärtig besteht.
Die Taufbücher dieser Pfarre gehen bis zum Jahre 1607,
Trau- mnd Sterbebücher nicht so weit zurück. Vom gleichen
Jahre ist auch das durch den sorgfältigen Pfarrherrn Franz
Krammer errichtete Urbarium. Von Abbildungen ist/ außer
einer hier befindlichen Handzeichnung und einem älteren Oeht-
gemählde/ nichts vorhanden.
Diese Nachrichten sind aus den bekannten Annalisten des
Stiftes/ einigen handschriftlichen Jahrbüchern/ dem vorfindi-
gen Pfarr-Urbar/ und Hohenecks genealogischem Werke ent-
nommen/ und damit verglichen worden.
3o
< Die Pfarre Vorchdorf.
8) o r ch d o r f, eine alte und ansehnliche Pfarre, im Districts-
Commissariate Hochhaus, unter der Vogtey und dem Patro-
nate des Stiftes Kremsmünster, im Decanate Thalheim.
Diese Pfarre, welche in einigen älteren Urkunden auch
Vorhi- oder Varhedorf genannt wird, besteht schon seit dem
Jahre 1196 bey dem Stifte Kremsmünster, und ward dem-
selben von dem Paffauischen Bischöfe Wolfker mit Einstimmung
des dortigen Dom-Capitels zur Verbesserung seines zeitlichen
Wohlstandes, und gegen Abtretung eines dem Kloster zustän-
digen Gutes zu Tubenbrunn, feyerlich übergeben, und auf
immer einverleibt. Die Worte der hierüber bestehenden Urkunde
lauten folgender Maßen: Wolskerus Ep. Pass. etc. ad
preces venerabilis fratris nostri Manegoldi, et fratrum,
suorum in Chremsae monasterio ruinam et jacturam
rerum loci sui considerantes, cum consensu capituli
nostri, jus fundi et patronatus ecclesiae in Vorchdorf,
cum omnibus terminis suis, abbati et fratribus, in
praedicto Joco Deo famulantibus, canonice et legitime
jure perpetuo possidendum tradidimus, nosque ab ipsis
praedium, quod habuerunt in Tubenbrunnen, Con-
cambio recepimus etc. —Von dem Ursprünge der Pfarre
und der ersten Erbauung der hiesigen Kirche finden sich keine
weiteren Nachrichten, als eine alte Tradition, daß vor un-
denklichen Jahren die Kirche auf einem unfern entlegenen Hü-
gel bestanden habe, welcher derzeit noch der Kirchbühel heißt,
und auf welchem sich noch einige Spuren alten Gemäuers
finden. — Auf einer alten Special-Karte, oder vietmehrHand-
zeichnung dieser Gegend, wird jener Hügel unter dem Nah-
men Frauenberg angezeigt.
Der ursprüngliche Pfarrbezirk war sehr ausgedehnt, und
begriff auch die ganze jetzige Pfarre Kirchham in sich. Dermah-
.Si
len erstreckt sich derselbe der Länge nach auf 2'/,, der Breite
nach auf 2 Stunden; er enthält 26 Ortschaften mit 671 Häu-
sern/ und eine Seelenzahl von 8200/ insgesammt Katholiken.
Seine Gränzen sind gegen 'Aufgang die Pfarren Eberstallzell
und Petenbach/ gegen Mittag Viechtwang und Kirchham/ ge-
gen Abend Kirchham und Laakirchen/gegen Norden Roithham/
Wibmsbach und Steinerkirchen. Die Lage von Vorchdorf zum
Theile tn der Ebene des Alben-Thales/ größten Theils aber
auf fleißig bebauten und mit Obstbäumen reichlich besetzten An-
höhen/ ist sehr angenehm; der Boden aber nur von mittlerer
Erträglichkeit. — Längst dem die Pfarre nordöstlich begränzen-
deN/ und zum Theile durchschlängelnden Alben-Flusse sind viele
schöne Wiesen/ und in der Umgegend mehrere Wälder/ wor-
unter der dem Stifte Kremsmünster zugehörige Teuerwänger-
Forst der bedeutendste ist. Außer dem Alben-Flusse wird die
Gegend auch von dem kleinen Mössen-Bache und den beyden
Lautach-Bächen bewässert. Von diesen entspringt die innere oder
reiche Lautach in den Bergen der Pfarre Kirchham/ die äußere
oder dürre Lautach aber aus dem 3 Stunden von hier entle-
genen Lautach-See. Beyde vereinigen sich nächst Vorchdorf/
und ergießen sich etwas weiter abwärts in der sogenannten
Wibmsbacher-Au in den Alben-Fluß. Letzteres Bächlein ist
zur Sommerszeit sehr klein/ und öfter schon gänzlich ver-
trocknet/ wird aber bey starkem Gewitterregen und plötzlich ein-
fallendem Thauwetter oft sehr reißend/ und verursacht dann
an Brücken/ Mühlwerken und Gebäuden/ wie auch an den
nahe gelegenen Wiesen und Feldern/ beträchtlichen Schaden.
Ackerbau/ Viehzucht/ Verschleiß des Holzes und Obstes/ sind
die ergiebigsten Erwerbszweige der guten und arbeitsamen Pfarr-
bewohner; außer diesen befinden sich hier auch ansehnliche Lein-
wandbleichett/ ein Drahtzug/ eine Pfannenschmiede und^rneh-
rere andere einträgliche Gewerbe. Das beträchtliche Pfarrdorf
besteht aus 66 meistens wohl erbauten Häusern/ in der Mitte
desselben befinden sich die schöne Pfarrkirche/ der ansehnliche
Pfarrhof und das herrschaftliche Schloß Hochhaus/
es liegt an der Commercial-Straße von Gmunden und Lam-
52
bach nach Kirchdorf und Steyer in der verhältnißmäßkgen Ent-
fernung von 5/2/ 4% und 8 Stunden.
Die hiesige Pfarrkirche/ insgemein zu Mariä Trost im
Thäte genannt/ ist der seligsten Jungfrau geweiht-, ein geräu-
miges/ im neueren Geschmacke aufgeführtes Gebäude/ mit
einem massiven/ erst wieder neu eingedeckten Glockenthurme.
Ihr Erbauer ist der vorher hier als Pfarrer bestehende/ nach-
mahls zum Stifts-Abte erwählte gelehrte Martin Resch/ wel-
cher die alte/ kleine und dem Einsturze nahe Kirche abbrechen/
und dafür dieses gegenwärtige schöne Gotteshaus erbauen ließ/
im Jahre 1700. Auch die innere Einrichtung dieser Kirche ist
niedlich/ sie zählt 4 schöne Altäre/ eine schöne Kanzel/ gute
Orgel/ und besitzt mehrere kostbare Paramente. Die Einwei-
hung ward ehevor hier jährlich am Sonntage nach Bartholo-
mäi gefeyert.
Der nicht minder wohl erbaute und bequeme Pfarrhof/
nebst der Wohnung des Cooperators/ ist nächst der Kirche/ und
mittelst eines bedeckten Ganges mit selber verbunden. Mit die-
sen hängen die ansehnlichen Oekonomie- Gebäude zusammen/,
und sind nebst dem anstoßenden Baum- und Küchengarten
insgesammt mit Mauern umfangen. — Einer alten Sage zu-
folge soll der frühere Aufenthalt der hiesigen Seelsorger in
der Entfernung von einer halben Stunde von hier zwischen
beyden Kirchen von Vorchdorf und Kirchham/ in der Ortschaft
Falkenohren*) bestanden haben/ und erst nach der Trennung
jener beyden Kirchen in eigene Pfarr-Districte hierher versetzt
worden seyn. Der erste Pfarrer aus dem Sriftsmittel P. Wen-
zeslaus Siegenhofer erbaute um das Jahr 1670 den gegen-
wärtigen Pfarrhof fast vom Grunde auf/ welchen die nachfol-
genden Pfarrherren mannigfaltig erweiterten und verschöner-
ten/ der gegenwärtige Pfarrer Augustin Staudacher aber fast
gänzlich erneuerte. — Die schon alte Pfarrschule/ welche der-
*) Nicht arn-is falconis, wie die gewöhnliche Schreibart vermuthen läsit,
sondern von der hiesigen Wohnung des herrschaftlichen Jägers oder
Falkners Falconier so genannt.
33
zeit von 240 Kindern besucht wird, ward im Jahre 1666 vom
Abte Placidus nebst der Wohnung des Schullehrers neu er-
baut, vom Abte Ehrenbert III. aber im Jahre 1768 beträcht-
lich erweitert. Eben genannter Abt erbaute auch im Jahre 1784
¿um Besten der zu weit entlegenen Pfarrhäuser, noch eine
besondere Beyschule im Orte Pamet oder Baumed, welche
derzeit mehr als 5o Kinder zahlt.
Als Filiale der hiesigen Pfarrkirche besteht dermahten nur
noch die auf 3/4 Stunden südöstlich entlegene Kirche des heil.
Apostel Bartholomäi zu E in si ed ling, von deren Erbauung
nichts weiter bekannt ist, als daß selbe schon im i3. Jahrhun-
derte bestanden habe. —Bis zum Ende des verflossenen Jahr-
hundertes bestand in dem, eine Viertelstunde von hier noch mehr
gegen Süden gelegenen, in seinen Außenwerken erst kürzlich
sehr veränderten Schlosse Eggenberg, eine den heiligen
Aposteln Peter und Paul geweihte Schloß-Capelle, welche
aber im Jahre 1788 gesperrt, und zum profanen Gebrauche
verwendet wurde. Der Begründer derselben war ein edler Rit-
ter, Stephan von Eggenberg, welcher mit Beystimmung sei-
nes Lehensherrn, Abtes Fridrich II., zu Kremsmünster im
Jahre i342 nicht nur die Capelle erbaute, sondern auch für
seine, seines Vaters Ottokar und seiner ganzen Familie See-
lenruhe bey selber einen ewigen Jahrtag stiftete. Sein Sohn,
Hans Eggenberger, erweiterte diese fromme Stiftung mit
einer ewigen Messe, und begründete mit Einwilligung des Ab-
Ws Martin II. im Jahre i335 hier auch ein eigenes Benefi-
cium, worüber er das ju8 patronatus et advocatiae dem
Stifte Kremsmünster auf beständige Zeiten übertrug. Die Ein-
weihung der erstem Filialkirche ward vorhin jährlich am 5.
Sonntage nach Ostern, die der letztern am Festtage der heil.
Apostel Peter und Paul gefeyert. — Das Coemeterium be-
stand bisher immer noch zunächst an der Kirche, soll aber näch-
stens von selber entfernt, auf einem nahen Felde errichtet
werden. In diesem befinden sich keine merkwürdigen Grab-
stellen; wohl aber ruhen in der Kirche selbst mehrere edle
Herren von Eggenberg, Fernberger, und eine Gräfinn von
C
34
Kuefsrein, Gemahlinn Preisgotts Grafen von Kuefstein/ und
geborne Gräfinn von Kienburg.
I3on kirchlichen Alterthümern oder besonderen Stiftungen
ist hier nichts vorfindig. Die ältesten Stiftbriefe gehen nur
bis zum Anfange des i5. Jahrhundertes zurück. Die vorzüg-
lichsten Wohlthäter waren nebst den bemeldeten Herren von
Eggenberg zu allen Zeiten die Aebte des Stiftes Kremsmün-
ster. Die Einkünfte eines hiesigen Pfarrherrn bestehen/ außer
der gewöhnlichen Stole, einer Sammlung und minder ein-
träglichen Zehenten/ vornehmlich in eigener Oekonomie/ und
in dem Genusse des mit hiesiger Pfarre vereinigten Beneficiums
von Eggenberg.
Ueber die früheren Schicksale des Ortes und der Kirche zu
Vorchdorf können wir nur noch Folgendes kürzlich anführen:
Laut einer alten, aber nicht genug verbürgten Tradition sott
vor vielen Jahrhunderten hier/ nebst der schon angeführten
Kirche am Frauenberge/ ein beträchtlicher Ort bestanden ha-
ben/ dieser aber durch den Einfall wüthender Feinde zerstört/
und erst späser aus dessen Trümmern das heutige Pfarrdorf
erbaut worden seyn. Wenn schon die zum Belege dieser Sage
angeführten alten Mauerreste am Kirchbühet und um Bergern
keineswegs hinreichend sind/ so möchte doch die Geschichte des
io. Jahrhundertes hier einiges Licht verbreiten. Bekanntlich
besiegte der bayrische Herzog Berthold im Jahre g43 die unser
Vaterland so oft und lange verheerenden Hungarn in einer
blutigen Schlacht so sehr/ daß selbe durch 10 Jahre keinen
weiteren Einfall in dasselbe wagten. Der fast gleichzeitige und
sehr glaubwürdige Geschichtschreiber Wittechind (ap. Meibom,
fol. 649.) sagt/ daß dieß an den beyden Ufern des Traun-
Flusses (Ambitrani) geschehen sey. Bernhard der Noriker aber
bezeichnet den blutigen Schauplatz noch näher, und nennt die Ge-
gend zwischen Wels und Vorchdorf (apud V^el8eirea Vvrcb-
dorf)/ und setzt noch die merkwürdigen Worte bey: quod ad-
huc indicant tumuli ibi visi, et relatio Seniorum. Wenn
also jene Tradition ihren Grund hat/ so ist es gewiß/ daß die
Zerstörung jenes älteren Ortes in diese Periode zurück falle.
35
Noch ehe die Pfarre Vorchdorf an das Stift kam/ mußte
Kremsmünster in dieser Gegend schon mehrere Besitzungen ha-
ben/ denn laut der Restitutions-UrkundeArnolds Grafen von
Wels und Lambach vom Jahre 992 wurde dem Kloster nebst
vielen anderen Gütern auch ein Wald/ am Wege von Tur-
dina (Teuerwang in der hiesigen Pfarre) nach Hibersliph (wo
der Alben-Fluß über das niedere Ufer schlüpft / vide Wach-
ter Glossar, voc. schlüpfen)/ von demselben wieder zurück-
gestellt. Vom Jahre 1196 aber verblieb diese Pfarre beständig
bey dem Stifte. Abt Ortolf erlangte vom Papste Jnnocenz IV.
im Jahre 1248 einen Bestätigungsbrief über alle dem Kloster
zuständigen PfarreyeN/ worunter auch Vorchdorf genannt wird:
Parochialem ecclesiam Set. Mariae Virg. in loco, qui
dicitur Vorchdorf, et Set. Laurentii in Chirichham,
et Set. Bartholomaei in Einsideling, capellas ab eadem,
ecclesia dependentes, cum decimis et omnibus perti-
nendis earundem. Aber eben dieses Abtes Saumseligkeit
in der Besetzung dieser Pfarre zog dem Stifte rücksichtlich der-
selben einen verdrießlichen Handel zu / indem Bischof Berthold
von Passau die über die canonische Zeit erledigte Pfarre/ nebst
noch einer andern/ nach dem Devolutions-Rechte seinen De-
chanten übertrug/ von welchen selbe erst nach einiger Zeit/ und
nicht ohne viele Unkosten/ wieder eingelöst ward. Um allen
weiteren Beirrungen vorzubeugen/ erbath sich Abt Berthold II.
im Jahre i258 vom Papste Alexander IV. einen besonderen
Bestätigungsbrief über den rechtlichen Besitz dieser Pfarre. DaS
Rationarium Abtes Fridrich I. vom Jahre 1299 setzt den Dienst
der Kirche zu Vorchdorf dergestalt an: Vorchdorf post na-
tivitatem Domini coenam et prandium. Außer diesen
mußte dieselbe auch zu jeglicher Quatembers-Zeit dem Stifte
4 Pfund Pfennige abreichen / von welcher Last selbe der schon
belobte Ritter Stephan von Eggenberg/ durch die Uebergabe
einiger Güter an das Kloster/ auf ewig befreyte um das
Jahr 1842.
Während des 16. Jahrhundertes hatte sich/ wie im gan-
zen Lande/ also auch hier die Reformation stark verbreitet/
C 2
36
und besonders an den edlen Herren Fernberger zu Eggenderg
und Seggern zu Mössenbach eifrige Beförderer erworben. In
den Hiesigen Sterbebüchern findet sich daher öftere Anzeige von
Verstorbenen, welche ihrer Anhänglichkeit an Luther's Lehre
(Ketzerey) wegen, von dem kirchlichen Begräbnisse ausgeschlos-
sen, in ihrem Hausgrunde beerdiget wurden. Auch befand sich
nächst dem Schlosse Eggenberg auf dem sogenannten Viechtberge
ein Lutherischer Prediger, nach welchem das dort bestehende
Haus noch den Nahmen Prädicanten-Gütt trägt. Der letzte
Prediger daselbst hieß Pankraz Kögel, und starb nach Aus-
weis des Nekrologs am2o. Jänner 162b. Obschon aber in diesen
stürmischen Zeiten die hiesigen Seelsorger mannigfaltige Anfech-
tungen erlitten, so erhielten sie doch immer den größten Theil
ihrer Heerde bey dem alten Glauben, und die Kirche blieb in
dem Besitze ihrer Güter, während die Lutherischen Herren von
Eggenberg das dortige Beneficium gänzlich einzogen, und die
dazu gestifteten Realitäten zu weltlichen Zwecken verwendeten.
Diese kamen erst wieder im Jahre 1626 zurück, in welchem
der thätige und vielvermögende Abt Anton Wolfradt, kaft'ert.
Kammer-Präsident und nachmahliger Fürstbischof zu Wien,
dieselben vom Kaiser Ferdinand II. sammt allen Rechten wie-
der erlangte, welche dem Stifte schon ehemahls darüber zu-
standen. Abt Ehrenbert II. aber verband dieses Beneficium um
das Jahr 1660 mit hiesiger Pfarre.
Von den zur Pfarre Vorchdorf gehörigen Schlössern und
Edelsitzen bemerken wir nach Hohenecks und Wißgrills Genea-
logie kürzlich nur noch Folgendes:
Hochhaus und Mössenbach, zween Schlösser, wo-
von ersteres ein ansehnliches nach alter Art verziertes Gebäude,
im Pfarrdorfe selbst dem Pfarrhofe gegenüber gelegen, letz-
teres aber eine Viertelstunde südwestlich entfernt, und derzeit
gänzlich abgebrochen ist, gehörten von jeher zu Einer Herr-
schaft, und haben das alt-bayrische edle Geschlecht der Mös-
senbäcken zu ihren Begründern. Von diesen finden wir schon
am Ende des 12. Jahrhundertes Meldung, und im Jahre i2g5
einen Wernhard von Mössenbach als Obersthofmeister Herzogs
2?
Albert von Oesterreich. Nachdem dieses Geschlecht um das Jahr
*45o erlosch/ kam Mössenbach an die edlen Herren Lerochen
(in verschiedenen Urkunden Lerchen oder auch^Iauäu genannt)/
von welchen es im Anfange des 16. Jahrhundertes das aus
Schwaben abstammende edle Geschlecht der Herren Segger
käuflich an sich brachte. Als Hans Seggers des Jüngern (von
welchem Hoheneck/ Oeneal. 1orn.HI. fol. 680., ein Paar
merkwürdige Notizen mittheilt) hinterlassene Sohne, Hans
Jacob und Hans Christoph, unbeehlicht starben, vorher aber
noch unter ihren nächsten Anverwandten eine Erbtheilung be-
stellten , kam Mössenbach zum Theile käuflich an deren Vetter
Christoph Fernberger zu Eggenberg; einige Gülten aber an
Hans Hohenwarter, welcher von dem älteren Bruder schon
im Jahre 1687 die Herrschaft Dietach an der Traun erkauft
hatte, und sich deßhalb auch einen Herrn von Mössenbach nannte.
Bey der Familie Fernberger verblieb dieses Schloß bis zum
Abstarben derselben mit Ferdinand Christoph Fernberger im
Jahre 1637 , wornach das Stift Schlierbach die Herrschaft
Mössenbach sammt dem Schlosse Hochhaus erkaufte. Weil in-
deß das -veraltete Schloß Mössenbach in Verfall gerieth, und
der herrschaftliche Wohnsitz nebst dem Landgerichte nach Hoch-
haus übertragen ward, so wurde auch letzterer Nahme her ge?
wöhnliche.
Eggenberg, ehemahls ein wohlgebautes mit ansehnli-
chen Außenwerken und einem doppelten Wassergraben umge-
benes Schloß, jetzt ein Brauhaus und das Eigenthum eines
Privaten, liegt in einer angenehmen Gegend an der inneren
Lautach. Es ist das Stammhaus eines alten edlen Geschlech-
tes, der Ritter von Eggenberg, von welchen Hans Eggenberger
schon am Anfange des 14. Jahrhundertes in Urkunden vor-
kommt; dessen Enkel Stephan aber im Jahre 1842 vom Abte
Fridrich II. zu Kremsmünster die Belehnung erhielt. Als diese
Familie um das Jahr i53o erlosch, gelangten die edlen Her-
ren Fernberger zum Besitze der Herrschaft Eggenberg. Nach
Absterben derselben im Jahre 1687 kam sie durch Kauf an
Hans Ludwig Grafen von Kuefstein, dessen Sohn Preisgott
38
selbe dem Abte Ehrenbert II. zu Kremsmünster im Jahre 1680
verkaufte/ seit welcher Zeit selbe immer bey besagtem Stifte
verblieb.
T e u e r w ang / derzeit nur ein ansehnlicher Meierhof mit
einer Wirthschafts- und Leinwandhandels-Gerechtigkeit/ liegt
eine kleine halbe Stunde von hier auf einer Anhöhe jenseits
des Alben-Ftusses/ und war vor Zeiten das Stammschloß der
edlen Herren von Teuer- oder Deuerwang/ deren schon im
14. Jahrhunderte gedacht wird. Mit dem Abgänge dieser Fa-
milie um das Jahr i53o kam dieser Edelsitz an das Stift
Kremsmünster/ und wurde (die Zeit ist ungewiß) dieser Herr-
schaft als unterthäniges Gut einverleibt. — Bey dem im Jahre
i632 entstandenen Bauernaufstände vertheidigten die getreuen
Bauern bey 1000 Mann stark diesen Ort/ und wehrten den
Rebellen den Uebergang über den Alben-Fluß.
Auch dürfen wir hier eisies alten edlen Geschlechtes der
Fisch b ä ck e r zu Vorchdorf nicht vergessen/ welches hier einen
Frepsitz hatte/ und nach welchem noch eine Gegend amAlben-
Ftusse die Fischback-Au genannt wird. Der Ursprung desselben
ist unbekannt; aber schon am Ende des 14. Jahrhundertes
wird ein Hans Fischbäck urkundlich angeführt/ nach der Hälfte
des 16. Jahrhundertes kommt jedoch keine weitere Meldung
von dieser Familie vor.
Von der hiesigen Kirche findet sich keine besondere Abbil-
dung/ vom Pfarrhof nur ein Bauriß vor; von Urbarien ist
nichts/ von Stiftsbriefen wenige vorhanden. Die Taufbücher
gehen bis zum Jahre i58o zurück.
Diese Nachrichten sind aus den bekannten Stifts-Anna-
len und einigen handschriftlichen Berichten gezogen/ und da-
mit verglichen worden.
59
Die Pfarre Kremsmünster am Kirch-
berge und die Stiftskirche.
>^rems münster, eine sehr alte und beträchtliche, ' ehe-
mahls am sogenannten Kirchberge/ derzeit an der hiesigen
Stiftskirche bestehende Pfarre, im Commissariate der Herr-
schaft/ unter der Vogtey und dem Patronate des Stiftes
Kremsmünster/ im Decanate Thalheim.
Der Ursprung hiesiger Pfarre/ wenn es anders erlaubt
ist/ sich dieses Nahmens in einem Zeitalter zu bedienen/ in
welchen unser Vaterland in solcher Zerrüttung lag/ daß hier
weder eine bürgerliche/ noch kirchliche Ordnung St^ut fand/
fallt zugleich mit jenen des hier begründeten Stiftes zusam-
men/ und die ersten Mönche von Kremsmünster waren auch
die ersten seßhaften Seelsorger in dieser Gegend. Zwar fin-
den sich mehrere/ und selbst im Stiftbriefe vom Jahre 777
deutliche Spuren / daß hier schon ehedem christliche Familien/
ja sogar einige Kirchen bestanden haben/ aber von stationir-
ten Priestern zeigt sich keine Spur/ und ihre Existenz ist um
so minder, zu vermuthen/ als schon zur Zeit der Ankunft des
heit. Severins in diesem Lande (im Jahre 454) die Zahl der
Cteriker gering/ und auch hernach ihr Aufenthalt nur in
wohlgesicherten Städten und denselben nächst gelegenen Klö-
stern war (vide vita 8. 8evei'int ab Eugipio, und Kurz
Geschichte des alten Klosters St. Florian).
Nach der durch den schnell wechselnden Drang verschie-
dener barbarischen Nationen bewirkten/ fast allgemeinen Ver-
tilgung des Christenthumes in Deutschland/ waren es vor-
nehmlich nur Mönche, und zwar Benedict,inermönche aus
dem Stamm- und Sprachverwandten Schott - und Englands
welche sich der Wiederherstellung der christlichen Religion un-
terzogen / mit großem Aißer die verschiedenen deutschen Völ-
ker bekehrten/ hier mehrere Bisthümer begründete»/ und
viele neue Klöster errichtete»/ welche für jene Zeiten und
4o
Gegenden die schicklichsten Pflanzschulen thätiger Missionäre
und Volkslehrer wurden. Lebwin, Willibrords Virgil/ Willi-
bald/ Kilian / Korbinian rc. insbesondere aber Bonifaz der
Apostel der Deutschen, waren Benedictiner, und die Kloster
St. Gallen, Reichenau und Fulda sind in unsrer vaterlän-
dischen Kirchengeschichte allerdings merkwürdig. Aus diesem
Grunde bewarben sich auch die Bischöfe des durch die Bar-
baren so oft bedrängten, und durch den letzten Einfall der
Avaren im Jahre 787 schrecklich verwüsteten Norikums mit
allem Eifer um derley taugliche Mitarbeiter, und die Be-
gründung solcher bleibenden Anstalten, welche die längst er-
loschenen Institute Severins wieder ersetzen, und sowohl den
inneren Zustand der verfallenen Diöcesen wieder aufrichten,
als den 'christlichen Glauben bey den auswärtigen heidnischen
Völkern eifrig betreiben sollten. Auf ihren Antrieb stiftete
der bayrische Herzog Ortet oder Utilo um das Jahr 781 das
berühmte Kloster Nieder-Attaich in der Diöcese Passau, und
besetzte es mit Mönchen aus dem Kloster Reichenau, und
26 Jahre später errichtete er das ansehnliche, dermahlen
wieder erloschene Stift Mansee (Lunaelacum) im Matha-
gaue, an der Gränze gegen Salzburg, dessen erste Bewoh-
ner er selbst aus dem Mutterstifte des Ordens Monte cas-
sino berief. Sein Sohn Herzog Thassilo H. bewogen durch
die Bitten der Bischöfe Virgil von Salzburg und Walderik
von Passau stiftete nebst mehreren andern Klöstern in Bayern
im Jahre 777 das Kloster des Weltheilandes an der Kremse
im Traungaue insgemein Kremsmünster genannt, und be-
stimmte selbes, wie der gelehrte Hansitz(6errn. 8ac. Tom. II.
fol. 94.) bemerkt, außer dem nächsten Zwecke eines bestän-
digen Gottesdienstes wohl auch zur Verbreitung der christli-
chen Religion unter den Slaven, deren viele selbst in diesem
Lande noch dem Heidenthume ergeben waren.
In wie weit unsere ersten Vorfahren diesen frommen
Absichten entsprochen, können wir bey dem durch die folgen-
den Verheerungen der Hungarn verursachten Mangel aller-
früheren Denkmähler, nicht mehr nachweisen, doch sehen wir
4i
aus der beträchtlich vermehrten Zahl deS christlichen Volkes/
und der Erbauung mehrerer Kirchen in sonst öde»/ oder we-
nig bewohnten Gegenden/ daß dieselben hierbey nicht unthä-
tig waren (vide Petenbach/ Kematen/ Steinerkirchen). —
Mehr erprobte sich ihre Berufstreue zur Zeit herber Drang-
sale/ womit jene Barbaren unser Vaterland so oft erfüllten.
Denn als um das Jahr g43 die Hungarn diese Gegend mit
Feuer und Schwerte gänzlich verwüsteten/ das Kloster sammt
drr dasigen Kirche in Asche legten/ und bey 5o Personen, so
wohl Mönche als Laien hier grausam todtsten / flüchteten
sich die noch übrigen Stiftsbewohner in die verborgenen Thä-
ler und dichten Wälder der Umgegend/ wo sie ihrer Pflich-
ten eingedenk bald wieder mehrere einsame Wohnungen
(Zellen) und dabey auch einige Capellen erbaute«/ und die
schüchtern zerstreute Heerde wieder um sich versammelten. Aus
diesen entstanden hernach mehrere Kirchen und Pfarreyen,
wovon noch derzeit/ wie Sipbachzell und Gottbrechts - oder
Eberstallzell ihren Nahmen beybehielten. — Als Otto der Große
im Jahre 955 durch die Besiegung dieser gefährlichen Feinde
Deutschland von ihren weitern Anfällen sicherte/ und auch
in unsrer Gegend die Ruhe wieder hergestellt ward/ erbauten
unsre Mönche das in Ruinen gelegene Kloster und lebten
durch Kaiser Heinrichs II. Begünstigung seit dem Anfange
des ii. Jahrhunderts unter der Aufsicht eigner Aebte wie-
der regelmäßig beysammen. Nun ward sowohl in der vom Abte
Zhrenbert I. im Jahre io63 aus Holz erbauten und von
dem Passauischen Bischöfe Engelbert eingeweihten Stifts-
kirche/ als in den herumliegenden Capellen der Gottesdienst
von den Mönchen feyerlich/ und mit solcher allgemeinen Er-
bauung gehalten/ daß in der Folge denselben nicht nur
einige neuerrichtete Kirchen und Capellen in der Nachbarschaft/
sondern selbst entferntere Kirchen und Pfarreyen zur Ver-
wesung übertragen wurden (viäe Kirchdorf/ Wartberg/
Rohr/ Viechtwang/ Buchkirchen).
Um diese Zeit scheint auch die weit ausgedehnte und
bisher durch mißliche Zeitverhältnisse zerrüttete Diöcese Passau
42
durch die Sorgfalt ihrer Bischöfe mehr geordnet / und durch
die genauere Eintheilung in bestimmte Pfarrbezirke fester be-
gründet worden zu seyn, wobey sich der Eifer der Bischöfe
Verenger und Engelbert/ und insbesondere de§ äußerst thäti-
gen Bischofes Altmann durch die Erbauung vieler neuen Kir-
chen/ durch die Errichtung mehrerer Pfarren, durch die Be-
gründung oder Wiederherstellung verschiedener Klöster sehr
löblich auszeichnete. Den wachsamen Hirteneifer dieses letzte-
ren für die Aufnahme seiner Diöcese und die Kirchenzucht/
nicht minder/ als für die Erhaltung der Kirchen-Freyheit un-
gemein wirksamen Mannes erfuhr auch Kremsmünster in
einer von demselben um das Jahr 1080 hier vorgenommener
Reformation. Denn als das Zerwürfniß zwischen dem Papste
Gregor VII. und Kaiser Heinrich IV. durch gegenseitige"
Verfolgung der Geistlichkeit und der Laien allenthalben sehr
heiltose Folge»/ und auch hier einen merklichen Verfall der
Klosterzucht nach sich zog / wehrte besagter Bischof demselben
dadurch/ daß er die hiesigen Mönche einer strengeren Zucht
unterwarf/ ihnen seinen Freund Dietrich/ einen Mönch aus
Schwaben/ zum Oberhaupte gab/ und durch selben die berühm-
ten Statuten der Congregation von Glugni hier einfüh-
ren ließ. Dieser würdige Abt erbaute die bisher hölzerne
Klosterkirche zuerst aus Stein/ welche Altmann im Jahre
1082 feyerlich einweihte. :—Um diese Zeit/ und zwar in ei-
ner Urkunde Altmanns vom Jahre 1086/ in welcher selber
dem Markgrafen Ottokar III. von Steyer/ die demselben zu-
ständige Kirche zu Tuedik (Dietach) nächst dem vormahligen
Stifte Gteink als neu errichtete Pfarre bestätiget/ wird (unsers
Wissens zum ersten Mahle) auch der Pfarre Kremsmünster/
aber in solchem Zusammenhange gedacht/ daß wir daraus so-
wohl ihren schon früheren Bestand, als insbesondere ihren
ungemein weiten Umfang (sie gränzte zugleich an die Pfarren
Sierning und St. Florian) hinreichend ersehen können (yide
Kurz Beyträge z. Gesch. d. Landes ob der Enns 3 Thl.
Diplom. Glunic. Nr. I. pg. 294. Nr. XVIII. pg. 848).
Dietrichs Nachfolger/ der würdige Abt Alraml.. erhob das
43
Stift zum poßen Flore/ zog fromme und gelehrte Geistliche,
bereicherte das Kloster mit Büchern, zierte die Kirche mit Ge-
mählden, und ließ sich auch den Unterricht des Volkes im
Christenthume sehr angelegen seyn. Theils aus diesem Grun-
de, theils, weil die Gloniazenser Statuten das Chorgebeth
und die kirchlichen Ceremonien sehr vervielfältigten (viel. Udal-
rici monachi consuetud. Glun. ap Holsten cod. regl.
und Fleurj Hist. eccl. lib. LXIII §. 60) fand er eine Ab-
sonderung des Volks- und Klosterdienstes für nothwendig,
und erbaute zu diesem Ende auf einem benachbarten Hügel
(dem Kirchberge) eine geräumige Pfarrkirche, welche Bischof
Udalrik I. von Passau im Jahre 1096 einweihte. Von dieser
Zeit an durch beynahe 700 Jahre bestand also hiesige Orts-
pfarre am Kirchberge; indeß die Stiftskirche allein zum Ge-
brauche der dasigen Mönche diente.
A. Die Pfarre am Kirchberge hatte in den er-
sten Zeiten einen sehr ausgedehnten Sprengel, welcher aber
in diesen und den nächstfolgenden Jahrhunderten durch Er-
richtung mehrerer neuen Pfarren, und durch die um die
Mitte des 14♦ Jahrhundertes erfolgte Trennung der bisheri-
gen Filiale Sipbachzell um vieles verringert ward. Da sich zu
dieser Zeit der Zustand der Diöcese Passau ansehnlich gebessert,
und die Zahl der Cleriker hinreichend vermehrt hatte, besetz-
ten die Bischöfe die von ihnen errichteten, und kgrößtencheils
auch begründeten Pfarren mit Weltpriestern, und die Mön-
che zogen sich gerne zu genauerer Beobachtung ihrer Ordens-
regel in das Kloster zurück, ohne jedoch deßwegen dem Lehr-
amte und der anderweitigen Seelsorge gänzlich zu entsagen,
wozu sie oft eintretende Nothfälle, und das Gutachten der
Bischöfe mehrmahlen beriefen, weßwegen wir fast in allen
Jahrhunderten unserer Stiftsgeschichte Welt- oder Laienprie-
ster abwechselnd mit Mönchen, als Lehrer und Pfarrverwe-
ser bey den, dem Stifte einverleibten Kirchen aufgezeichnet
finden. Abt Udalrik III. bewarb sich zuerst um das bisher von
den Bischöfen zu Passau sich vorbehalrene Präsentationsrecht
über diese Pfarre, und erhielt im Jahre 1173 in einer vom
44
Bischöfe Diepold zu Passau gefertigten Urkunde een vollstän-
digen Besitz derselben mit allen dazu gehörigen Rechten. —
Eine diesem Abte zu Rom vom Papste Alexander III. persön-
lich ertheilte Bulle vom Jahre 1179 sicherte ihm den Besitz
sowohl dieser/ als aller übrigen/ dem Kloster zuständigen
Pfarreyen. (Parochiam videlicet Kirchberg, cum tota
decima et dote sua, omnique integritate juris, quod
a Theobaldo Pataviensi Episcopo canonice suscepit,
et cum privilegio ipsius cum omni utilitate possideat.)
Im Jahre 1196 weihte auf Ansuchen des Abtes Manngold
Bischof Wolfker die zur Pfarre Kirchberg gehörige Capelle
des heil. Erzengels Michael/ (vide Sipbachzell) im Jahre
i2i3 aber eben gedachter Abt/ und nunmehriger Bischof von
Paffau die (vermuthlich erneuerte) Pfarrkirche daselbst ein.
Abt Ortolf bewarb sich zur mehreren Versicherung der Stifts-
güter bey Papst Jnnocenz IV. um eine Bestätigungsbutte/
und erhielt selbe im Jahr 1246/ worin nebst allen übrigen
Pfarren! auch diese und zwar zuvörderst angeführt wird. (Pa-
rocbialem ecclesiam Sti. Stephani in loco, qui dici-
tur Chiricberch, et Sti. Petri in superiori, et St.
Bartholomaei in inferiori Ror? capellas ab eadem ec-
clesia dependentes, cum decimis ómnibus et depen-
dencia earupdem,) In dem vom Abte Fridrich I. im Jahre
1299 aufgesetzten Rationario wird diese Kirche vermißt; da-
gegen aber in einem unter eben diesem Abte im Jahre i3o4
von einem hiesigen Mönche (vielleicht von Bernhard dem No-
riker) schön geschriebenen Verzeichnisse aller Stiftsgüter wird
ihr Ertrag auf (L talenta) 5o Talente/ beynahe eben so viel
als alle andern Pfarreyen zusammen ertrugen (Item de ec-
clesiis LVIII talenta) angesetzt. — Außer einigen geringe-
ren Veränderungen/ welche diese Kirche von den Aebten des
folgenden Zeitalters und nahmentlich von Martin II., Udal-
rik IV.) Johann II. und Alexander I. zu ihrem Vortheile er-
litt/ erfuhr sie besonders die wohlthätige Fürsorge des thäti-
gen Abtes Placidus/ welcher selbe im Jahre 1669 mit einem
neuen Steinpflaster/drey neuen Altären/ einer solchen Kanzel
45
und Orgel rc. bereicherte/ und an selber die Capelle der se-
ligsten Jungfrau (Maria zu Einsiedeln) neu erbaute. Ihre ge-
genwärtig vollendete Gestalt verdankt diese schöne/ geräumige/
mit einem hohen Glockenthurme/ und angenehmen Geläute
versehene Pfarrkirche dem Abre Alexander III./ welcher selbe
im Jahre 1750 von dem bauverständigen Stiftsgeistlichen
Simon Tempelmann ganz erneuern/ mit einer dem heit. Jo-
hann von Nepomuck gewidmeten Capelle erweitern/ und mit
Stuckatur und Gemählden geschmackvoll verzieren ließ. Das
Fest der Einweihung feyerte diese alte/ dem heit. Erzmartyrer
Stephan geweihte Kirche jährlich am zweyten Psingst-Feyer-
tage, als an welchem/ wie auch am zweyten Oster- und Weih-
nachtstage hier vom Stifte' aus der feyerliche Gottesdienst ge-
halten wird.
Vermag einer vom Kaiser Joseph II. im Jahre 1785 in
allen Erblanden vorgenommenen Veränderung im Kirchenwe-
sen / erfuhr auch die hiesige Pfarre eine merkwürdige Umstat-
tung/ indem selbe vom Kirchberge wieder auf die Stiftskirche
zu Kremsmünster übertragen wurde; wodurch die hiesige bishe-
rige Pfarrkirche in die Reihe der Filialen/ jedoch mit Beybe-
haltung der alten Pfarrschule/ des eigenen Loenieterii- und
eines beständigen sonn - und feyertäglichen Gottesdienstes zu-
rückgesetzt wurde.
B. Die Pfarre an der Stiftskirche besteht
demnach bis auf einen kleinen Theil/ welchen selbe im Jahre
176b an die gleichfalls neu errichtete Local-PfarreRohr abtre-
ten mußte/ ganz aus jenem älteren Pfarrbezirke/ und theilt
ihre gesammten Ortschaften in Kirchbergische und Kremsmün-
sterische ein. Sie hält in ihrem Umfange beynahe eine LH
Meile/ zählt 21 Ortschaften und mit Inbegriff des aus 79
Nummern bestehenden Marktes 534 Häuser/ und mehr als
36oo Seelen/ insgesammt/ einige Handwerksgesellen ausge-
nommen/ Katholiken. Ihre Gränzen sind gegen Aufgang
die Pfarren Rohr uud Pfarrkirchen/ gegen Mittag Wart-
berg und Ried, gegen Abend Steinhaus und Sipbachzell/
gegen Norden Eggendorf und Kematen. Die Lage dieser
46
Pfarre auf wohlbebauten Hügeln und in dem schönen Krems-
thale/ ist ungemein abwechselnd und freundlich/ der Boden
wohlgepflegt/ und erträglich/ die Bewohner arbeitsam und
bieder.
Diese Pfarre verweset ein jeweiliger Stifts-Prior/ wel-
cher nebst seinen zwey Cooperatoren und einem Katecheten
seine Wohnung im Convente hat. Derzeit bekleidet diese
Würde nebst jener eines Dechants des Decanats Thalheim
und bischöflich-linzerischen Consistorial-Rathes Herr Joseph
Altwirth.
Die Pfarrkirche ist zugleich die Stiftskirche/ ein sehr
geräumiges/ im älteren Style erbautes/ aber im neueren Ge-
schmack verziertes Gebäude mit zwey hohen Glockenthürmen/
einem erhabenen Portale/ und einer schönen Neben-Capelle
der seligsten Jungfrau. — Von dieser bey der Geschichte
des Stiftes näher beschriebenen Kirche melden wir außer-
dem schon vorläufig angeführten noch folgendes Merkwür-
dige. — Sie ward im Jahre 777 von dem Stifter des
Klosters zur Ehre des Welterlösers (Sti. Salvatoris) erbaut/
und in dessen/ und vieler edlen Zeugen Gegenwart von dem
Bischöfe Walderik von Passau mit dem Beystande der Bi-
schöfe Virgil von Salzburg und Simpert von Regensburg
sehr feyerlich eingeweiht. Der Tag dieser Weihung ist unbe-
kannt/ aber seit unfürdenklichen Zeiten wurde das.Gedächt-
niß desselben am ersten Sonntage im August/ das Patro-
cinium aber seit dem Ende des i5. Jahrhundertes in festp
Transfigurationis Domini begangen. Schon seit dem Jahre
787 besitzt diese Kirche auch die von dem Papste Hadrian
hierher geschenkten ansehnlichen Reliquien des heit. Agapits/
welcher der Legende zufolge ein edler Jüngling von Prä-
neste gewesen/ und obgleich erst i5 Jahre alt/ in der Ver-
folgung Kaisers Aurelians um das Jahr 227 als ein stand-
hafter Bekenner des Christenthums die Martyrerkrone erlangt
haben soll. Der Ruf dieses Heiligen (vielleicht eines der ersten/
dessen Reliquien öffentlich in diesem Lande ausgesetzt wurden)
verbreitete sich ungemein/ das Stift erhielt in vielen Urkunden
47
von ihm den Nahmen monasterium St.Agapiti; zu seiner Ehre
bestand schon am Ende des 10. Jahrhundertes selbst im Lande
unter der Enns zu Mautern eine ansehnliche Kirche (vide
Hansitz I. c. Tom I. FL 227, und Schannat Concil,
germ. Tom II. pg. 638), nach seinem Nahmen wurde
(selbst im i5. Jahrhunderte noch) gleich nach einem Festtage
datirt und gezählt; (vide Jacobi Unresti Chronic. Au-
striac. ad an. 1477 ap. Hahn collectio, monum.
Tom. I. pag. 616) zu ihm geschahen im Mittelalter häu-
fige Wahlfahrten/ welche nur durch jene zu den Reliquien
des seit dem Ende des 12. Jahrhundertes gleichfalls sehr
wunderthätigen heil. Blutzeugen Florians immer mehr ver-
ringert wurden. Noch derzeit begeht das Stift das Fest
seines so alten Schutz-Patrons am 16. August/ das Gedächt-
niß seiner Uebertragung nach Kremsmünster aber am 16. Fe-
bruar.
Diese Kirche hatte in dem langen Lauf der Jahrhun-
derte sehr mannigfaltige Schicksale erfahren/ und ob sie
schon mehrmahlen/ und zwar im io. Jahrhunderte durch
die Hungarn zerstört/ im n. Jahrhunderte unter den Aeb-
ten Gerhard und PezeliN/ im 12. Jahrhunderte unter den
Aebten Albert und Udalrik III./ im i3. Jahrhunderte unter
den Aebten Manegold und Conrad I./ im 14* Jahrhun-
derte aber unter dem Abte Heinrich II. ganz oder zum
Theile ein Raub der Flammen ward/ so wurde selbe doch immer
wieder hergestellt/ und mit neuen Zierden bereichert. So
erbaute Abt Alram II. im Jahre 1170 die in der Folgezeit
wieder abgebrochene Capelle des heit. Aegids/ welche der vom
Kaiser Fridrich I. von seinem Sitze verdrängte Salzburgische
Erzbischof Albert einweihte. Der verdienstvolle Abr Rudolph
führte die zunächst an der Stiftskirche befindliche Capelle der
seligsten Jungfrau auf/ und ließ selbe mit Genehmigung des
Passauischen Bischofs Udalrik II. von dem anwesenden Erzbi-
schöfe Fridrich von Salzburg im Jahre 1220 feyerlich ein-
weihen. Der Tag dieser Einweihung war der Mittwoch nach
dem Pfingst-Feste/ als an welchem bis auf die letzteren Zeiten
48
von allen dem Stifte jemahls zuständigen Pfarreyen Pro-
zessionen hierher zogen, und welcher deßwegen wahrscheinlich
auch den Nahmen des großen Mittwoches erhielt; zufolge ei-
ner spateren Einweihung feyerte diese Capelle in den letzteren
Zeiten ihre Dedication am 25. October. Abt Heinrich I. nahm
im Iahe 1233 einen neuen Klosterbau vor, und hierbey ge-
schieht die erste Meldung von einer Übertragung der Gebeine
eines Günthers/ des vorgeblichen Sohnes des Stifters, und
eines seligen Mönches Wisinthos/ welcher um die Mitte des
li. Jahrhundertes hier im Rufe der Heiligkeit gelebt haben
soll. Abt Berthold II. begann im Jahre 1270 den Bau der
noch bestehenden Stiftskirche/ in welcher der Passauische Bi-
schof Peter drey neue Altäre einweihte. Abt Fridrich I. voll-
endete diesen Kirchenbau/ und zierte die Kirche sowohl als
den Kreuzgang mit künstlichen GtasgemähldeN/ und auf sein
Gesuch weihte Bischof Gottfried von Passau im Jahre 1283 den
großen Chor und den Altar Sti. Agapiti ein. Eben dieser
Abt führte hier auch zuerst den musikalischen Choral/ und
nach seiner Rückkunft von Avignon die Feyer des Frohn-
leichnamfestes und der Octaven 8ti. Johannis Bapt. und
Ascensionis Domini ein. Durch den unter dem Abte Hein-
rich II. im Jahre i365 erlittenen Brand kam das Kloster
sammt der Kirche in eine bedrängte Lage und Abt Martin
II. sah sich daher in den Jahren i38o — go genöthiget/
von Päpsten und Bischöfen zum Besten der Kirche mehrere
Jndulgenzbriefe zu erbitten. Während der durch Zeitum-
stände sehr bedrängten Amtsführung Abtes Jacob Teutelko- v
fer ward die Kirche zweymahl/ wir wissen nicht wodurch,
entheiligt, und deßhalb von den Passauischen Weihbischöfen
Mathias im Jahre i43i, und Johann im Jahre 1444 re-
concitirt. Abt Udalrik IV. verschönerte die Kirche mannigfal-
tig/ ließ den größeren Kirchthurm mehr befestigen, den klei-
neren aber neu eindecken, und schaffte mehrere kostbare Ge-
räthe zu derselben. Zu seiner Zeit im Jahr 1464 ward die
Capelle der seligsten Jungfrau mit mehreren von ihm neu er-
richteten Altären von dem Passauischen Weihbischofe Sigis-
49
mtmb eingeweiht, und mit einem ansehnlichen Jndulgenz-
Briefe versehen; zwey Jahre später aber, und zwar am großen
Mittwoche, als an welchem hier ein beträchtlicher Markt ge-
halten ward, durch die Frevelthaten einiger Söldner des be-
nachbarten räuberischen Adels aufs neue profanirt. AbtJohann I.
übersetzte die schon bemetdeten Gebeine eines Günthers und
Wisintho's von der Mitte der Kirche im Jahre löog in die
Mitte des Presbyteriums, und erbaute 5 neue Altäre, welche
der Weihbischof Bernhard von Passau im Jahre i5n ein-
weihte. Abt Johann II. zierte die Kirche mit schönen Gemähl-
den, und ließ den derzeit in der Pfarrkirche zu Grünau be-
findlichen schönen Hochaltar von dem kunstreichen Nürnbergi-
schen Statuar, Johann Peyßer, im Jahre i53i verfertigen.
Die nachfolgenden Aebte, vorzüglich Abt Alexander I. a lacu,
welcher hier schon im Jahre 1607 die Frohnleichnams-Bru-
derschaft eingeführt hatte, und Anton Wolfradt, nachmahli-
ger Fürstbischof von Wien, bereicherten insbesondere die kirch-
liche Schatzkammer mit vielen pretiosen Gefäßen und Para-
menten. Der minder löbliche Abt Bonifaz Regele aber stiftete
im Jahre i63g die vom Martin Fidler in Linz gegossene große
Glocke in dem größeren Kirchthurme. Sein Nachfolger, der für
die Kirchen besonders wohlthätige Abt Placidus, stellte noch 5
andere Glocken in dem kleineren Kirchthurme her, ließ die Re-
liquien des heil. Agapits in silberne Kapsel fassen, und stiftete
im Jahre i665 bey hiesiger Kirche die Bruderschaft des heil.
Rosenkranzes, welcher die aller Seelen folgte; auch führte er
nach dem Beyspiele von Salzburg bey den Studierenden die
Marianische Congregation ein. Abt Ehrenbert II. feyerte im
Jahre 1677 im Beyseyn des Passauischen Bischofes Seba-
stian das 900. Jubeljahr des Stiftes, zu welchem Ende er
die Kirche von wälschen Bauleuten im neueren Geschmacke
verkleiden , und mit Stuckatur und Gemählden von den kunst-
reichen Gebrüdern Gravenberger verzieren ließ. — Unter ihm
wurden Günthers und Wisintho's Gebeine aufs neue erhoben,
und in Urnen gefaßt. Während der kurzen Regierung des AbteS
Honorius wurden im Jahre 1704 die beyden Kirchthürme er-
D
5o
neuert/ und in eine bessere Proportion gestellt/ unter Abt
Martin III. aber das große Portal am Haupteingange der
Kirche im Jahre 1708 ausgeführt. Der in jeder Rücksicht um
das Stift verdiente Abt Alexander II. Straffer deckte die ganze
Kirche mit Kupfer ein/ stellte den großen kostbar vergoldeten
Tabernakel am Hochaltare auf/ ließ das dasige Bild/ die Ver-
klärung Christi/ von dem berühmten Mahler Wolf verfertigen
(i. Z. r?r3)/ den Raum der Kirche gegen vorne erweitern/
und Günthers Grabmahl mit einer Aufschrift auf Marmor be-
decken. Viele ehemahls hier befindliche/ derzeit zum Staats-
wohle hingegebene goldene und silberne Gefäße und noch vor-
handene reiche Ornate bezeugen die kluge Haushaltung und
Freygebigkeit dieses großen Prälaten. Alexander III. Fixlmüll-
ner deckte auch die beyden Kirchthürme mit Kupfer ein, und
erbaute zum Gebrauche der von ihm eingeführten adeligen Aka-
demie im Jahre 1742 aus einem vormahligen Getreidekasten
die niedliche Studenten-Capelle/ deren Dedication am Maria
Vermählungstage gefeyert wird. Abt Berthold III. Vogt be-
schenkte die Kirche mit einer großen Ampel von Silber. Abt
Ehrenbert III. Mayer beging im Jahre 1777 die 1000jährige
Jubelfeyer 8 Tage hindurch/ unter einem außerordentlichen
Zulaufe des Volkes und in Gegenwart vieler ansehnlichen Gäste/
mit großem Gepränge. Zu diesem Zwecke wurde die Kirche von
innen und außen erneuert/ und mit vielen Zierden bereichert.
Die nachfolgenden minder günstigen Zeiten verzehrten allge-
mach diese Opfer frommer Freygebigkeit wieder/ und derzeit
besitzt die Kirche außer den nöthigsten Paramenten nichts mehr
von Gold und Silber.
Die Pfarrkirche zu Kremsmünster zählt dermahlen außer
der Kirche am Kirchberge noch zwey Filialen/ von welchen er-
stere/ die kleine/ dem heil. Johann dem Täufer gewidmete/
und zum Gebrauche des Marktspitals und der dasigen Haupt-
schule dienende Kirche schon im Jahre 1870 vom Abte Hein-
rich II. zu erbauen angefangen/ von dessen Nachfolger Hein-
rich III. aber vollendet ward. Im Jahre 1602 brannte selbe
mit dem größten Theile des Marktes ab/ und wurde erst nach
5i
6 Jahren wieder aufgebaut, und vom Abte Wolfgang II. be-
endiget. — Letztere, zum heil. Kreuze genannt, ist bey %
Stunden westlich vom Stifte entlegen, und wurde vom Abte
Ehrenbert H. im Jahre 1687 zur Danksagung der abgewen-
deten Türkengefahr und einer verderblichen Seuche sehr ge-
schmackvoll erbaut. Noch erhebt sich zur Zierde der ganzen Um-
gegend auf einem südlich dem Stifte nahgelegenen Hügel die
nett erbaute Capelle des schönen Calvarien - Berges, deren
Begründer Abt Alexander III. im Jahre 1787 war. Vormahls,
und zwar bis zum Jahre 1768 bestanden in der Gegend noch
mehrere Kirchen, von welchen wir aber nur die Kirche deS heil.
Sigismund am Bache, deren Stifter Abt Martin Is. im
Jahre i3go war, die kleine Kirche zu Wolfgangstein zur Ehre
dieses heil. Bischofes und hiesigen Wohlthäters vom Abte Pla-
cidus im Jahre i665 erbaut, und die vom Abte Anton um
das Jahr 1626 begründete Capelle des heil. Martins am Asch-
Berge, im Vorbeygehen anführen.
Von den zur Pfarre gehörigen Schulen besteht, außer
der alten Pfarrschule am Kirchberge in dem daselbst vom Abte
Ehrenbert Hk. im Jahre 1775 aufgeführten Pfarrgebäude,
auch eine besondere im Jahre 1776 von eben diesem Abte zu
Gunsten der studierenden Jugend eingeführte, und mit einem
eigenen Katecheten, 3 Lehrern und 1 Gehülfen bestellte Haupt-
schule im alten Marktrathhause, und eine auf % Stunden
östlich entfernte, in einem von benannten Prälaten im Jahre
1766 neu erbauten Hause befindliche Trivial-Schule zu Krü-
hub. Die Anzahl aller, diese Schulen besuchenden Kinderbeläuft
sich über 35o.
Auch befinden sich hier 2 beträchtliche Spitäler, wovon das
eine unfern dem Kloster für abgelebte Stiftsdiener vom Abte
Erhard Voit im Jahre 1874 zuerst erbaut, vom Abte Alexan-
der HI. aber vermehrt, und mit einem neuen Tracte im Jahre
1736 ansehnlich erweitert ward. Das andere im Markte befind-
liche wurde für verarmte Bürger gestiftet, und in der Folge
dem Stifte zur Aufrechthaltung übergeben. Bey hiesiger Pfarre
befinden sich dermahlen zwey geräumige Coemerem, von
D 2
52
welchen das altere an der Kirche am Kirchberge bestehende meh-
rere Familien -Begräbnisse enthält/ von welchen aber nur jene
der schon im i5. Jahrhunderte ausgestorbenen Familie von
Roth und der Geislitzer von Wittweng merkwürdig sind. In
dem neueren am sogenannten Dienerfelde befinden sich die Be-
gräbnisse der hiesigen Stiftsgeisttichen, und in einer vom Abte
Ehrenbert HI. erbaute»/ unter einer kleinen Capelle befindli-
chen Gruft/ die Begräbnisse der Aebte. Bis zum Jahre 1765
waren die Begräbnisse der Stiftsgeisttichen in der unter der
Frauen-Capelle befindlichen Convent-Gruft. Die Aebte aber
wurden in den Grüften an beyden Seiten des Hochaltares
wechselweise beygesetzt. Auch bestand bis zum Jahre 1763 zu-
nächst an der Convent-Gruft das Erbbegräbnis; des edlen Ge-
schlechtes der Herren/ nachmahls Grafen von Spindler/ deren
Urheber der im Jahre 1600 verstorbene hiesige Abt Johann
Spindler war/ und von welcher Familie vom Jahre i6i5 bis
1778 mehr als 20 Personen hier ruhen.
Von hier vorfindigen merkwürdigen Reliquien bemerken
wir nebst einigen kleineren Partikeln des heil. Kreuzes/ inZde-
sondere die schon bemeldeten ansehnlichen Ueberreste des heil.
Märtyrers Agapits/ und die/ gleich jenen vormahls in Silber
gefaßten der heil. Jungfrau und Märtyrerinn Kandida/ welche
der Missions-Vorsteher und Quardian des Capuziner-Klo-
sters zu Wien P. Emericus im Jahre 1677 hierher verehrte.
Der ganze Leib eines heil. Blutzeugen Benedicts/, als Geschenk
Papstes Pius VI. zur 1000jährigen Jubelfeyer". Diese drey
sind derzeit noch auf den gleichnahmigen Altären der Stifts-
kirche zur beständigen Verehrung öffentlich ausgesetzt. In der
geistlichen Schatzkammer zunächst der Kirche werden noch viele
andere ihrer bisherigen kostbaren Fassung entblößten Reliquien
aufbewahrt/ worunter wir nur des ganzen Vorderhauptes und
mehrerer Partikeln des heil. Bonifacius/ Apostels der Deut-
sche»/ erwähnen/ welches der Bruder des Kaisers Ferdinand II.,
Carl Bischof von Breslau / im Jahre 1624 hierher schenkte.
Von den HH. Polykarp/ Peregrin/ Ursula rc. werden ver-
schiedene Ueberbleibsel vorgewiesen. Ehemahls befanden sich
53
nach Bernhard des Norikers Aussage bey hiesiger Kirche auch
die heil. Leiber der Märtyrer Tiburtii und Valeriani/ das
Haupt der heit. Cäcilia/ ein ganzer Arm des heit. Blasii und
mehrere andere Reliquien/ wetche zur Zeit des Abtes Burchard
um das Jahr 880 hierher übertragen wurden/ bey den nach-
fotgenden Verheerungen der Hungarn aber wieder in Verlust
kamen.
Von geistlichen Alterthümern kommt hier außer einem al-
ten Pastorale und dem sogenannten Stifterbecher nichts wei-
ter vor. Letzterer ist sehr merkwürdig / und besteht aus einem
Gemische verschiedener Metalle. Seine Form ist sehr alterthüm-
lich/ mit einer halb eyförmigen Kuppe/ einem niederen trich-
terförmig ausgebogenen Fuße/ und einem um die Mitte des-
selben beweglichen Ringe. An dem obern Theile sind die Bild-
nisse des Erlösers und der Evangelisten/ an dem unteren Theile
die des heil. Johann des Täufers und mehrerer anderer Hei-
ligen im runden longobardischen Style gezeichnet/ und zwi-
schen den mit Golde ausgehobenen Zierrathen im Silbergrunde
geätzt. Zu unterst ist die in einem Zirkel herumlaufende In-
schrift: Tassilo dux sortis Liutbirga virga (sic) regalis.
Die Abbildung desselben ist bey Pachmayer (I. c. fol. 28.).
Dieser Kelch oder Becher wird beym Bernhard dem Noriker
Hemina genannt/ und sott einer alten Tradition zufolge das
Maß des Getränkes seyn/ welches die Ordensregel den Mön-
chen zugesteht. Schon seit den ältesten Zeiten wird an dem
sogenannten Stiftertage (Anniversario Fundatoris den 11.
Dec.) dieser Becher im Refectorio aufgesetzt/ und von den
auswärtigen Gästen sowohl/ als den hiesigen Stiftsgeistlichen
der alte ehrbare Segenstrunk den Seelen der Wohlthäter zu-
gebracht.
Von ausgezeichneten Stiftungen führen wir zuerst das
vormahls hier bestandene große Gespende an/ vermög welchem
am benannten Stiftertage nicht nur allen inwärtigen Beam-
ten / Stiftsdienern und PfarrleuteN/ sondern auch allen Aus-
wärtigen und Fremden/ welche an diesem Tage (der insgemein
deßwegen der Karnißel-Tag genannt wurde) sich chier einsän-
54
den, eine beträchtliche Portion Brotes und Fleisches ausge-
theilt ward. Die Menge der Ankömmlinge war bisweilen so
groß, daß 100 Ochsen nicht hinreichend waren, allen das be-
stimmt Donarium zu reichen. Von diesem alten Gespende,
welches auf landesfürstliche Verordnung im Jahre 1778 abge-
stellt, und in einen Zuchthaus-Beytrag zweckmäßiger verwan-
delt ward, fuhrt das Stift noch, nebst den andern historischen
Figuren, den Ochsen in dem gewöhnlichen Wapenschilde. Außer
diesem ist noch die Stiftung der Kaiserinn Elisabeth vom Jahre
i3i5 zur Seelenruhe ihres Gemahls Albert I. (jährlich am
1. May), und der Jahrtag für die Stifter des Gottsäll- oder
Gottestheit Salzes (jährlich am 22. und 23. October) merk-
würdig.
Die Einkünfte eines hiesigen Pfarrherrn sind verhältniß-
mäßig nur gering, und bestehen, außer der gewöhnlichen Stole
und einer wenig betragenden Hafer-Sammlung, in dem Un-
terhalte eines gemeinen Conventualen.
Noch fügen wir über das in hiesiger Pfarre gelegene Schloß
Kremseck aus unsern Jahrbüchern und Hohenecks Genealogie
Folgendes bey:
Kremseck, oder auch Kremsegg, ein artiges im neueren
Style erbautes Schloß auf einem, dem Stifte Kremsmünster
gegen Osten, jenseits der Kremse gelegenen Hügel an der Com-
mercial - Straße nach Steyer. Die Erbauer dieser vormahls
mit Thürmen und Wassergräben umgebenen Veste sind unbe-
kannt. Im Anfange des i5. Jahrhundertes besaß es ein Edler,
Andreas von Roth, dessen Gemahlinn Margaretha mit ihrem
Bruder Hans Müllwanger im Jahre i4r2 zum Spitate in
Steyer das sogenannte Flodergut stiftete. Deren Tochter Bar-
bara überbrachte mittelst Heirath diese kleine aber erträgliche
Herrschaft dem Edlen Andreas von Grienthal im Jahre 1467.
Bey dessen alt-adeliger, ursprünglich bayrischen Familie, welche
im Lande viele Güter besaß, mehrere ansehnliche Würden be-
kleidete, vom Kaiser Rudolph H. im Jahre i6o3 mit einem
besonderen Wapen, von Leopold I. aber im 3.1662 mit dem Frey-
Herrn-Titel beehrt ward, und im Jahre 1760 mit Jos. Franz Jg-
55
naz Freyherrn von Grienthal hier erlosch/ verblieb Kremseck
bis zum Jahre 1627/ in welchem es Abt Anton Wolfradt zu
Kremsmünster von Herrn Wolf Niclas von Grienthal erkaufte/
und seinem Stifte einverleibte. Abt Alexander brach die alte
Veste ab / und stellte gegenwärtiges Gebäude sammt dem gro-
ßen Getreidekasten und der weiten Gartenmauer im Jahre 1720
her. Derzeit ist dieses Schloß/ dessen schöner Thurm im Jahre
1807 vom Blitze verbrannt und nicht mehr aufgebaut wurde/
in seinem Innern nur wenig gepflogen/ und zum Gebrauche
des durchziehenden Militärs/ und zur Aufbewahrung von Mu-
nition und Kleidungsstücken hiesiger Landwehre bestimmt.
Die hiesigen Taufbücher gehen bis zum Jahre 1670 zurück.
Sterbe - und Trauungsbücher bis zum Jahre i583 (das Uebrige
vide Stift Kremsmünster).
Die Pfarre Thalheim.
Thalheim, nächst Wels, eine alte, ehedem weit ausge-
dehnte/ jetzt aber nur mäßige Pfarre im Districts-Commiffa-
riate Burg-Wels/ unter der Vogtey und dem Patronate
des Stiftes Kremsmünster/ in dem/ seit dem Jahre 1786 dieß-
orts haftenden/ derzeit von dem Herrn Dechant und Stifts-
Prior zu Kremsmünster verwesenen Decanate Thalheim.
Der Ursprung dieser Pfarre und die Erbauung der hiesigen
Kirche fällt in die zweyte Hälfte des n. Jahrhundertes/ in wel-
cher Abt Pezelin zu Kremsmünster/ wahrscheinlich auf Antrieb
des für den geistlichen Wohlstand seiner Diöcese sehr besorgten
Paffauischen Bischofes Attmann/ zum Vortheile der in dieser
Gegend sich mehrenden Volksmenge hier zu Ehren des heil.
Erzmärtyrers Stephans eine Kirche erbaute. Der Grund und
56
die Dotation derselben ward nach dem Zeugnisse Bernhard deS
Norikers von einem Lehensmanne des Stiftes (Va8allo Set.
Agapiti) gegen die Uebergabe eines dem Stifte zugehörigen
Gutes^Katzbach eingetauscht/ die Kirche aber von dem Bischöfe
Altmann im Jahre 1070 feyerlich eingeweiht/ und mit einem
derselben beygegebenen ansehnlichen Sprengel zur Pfarrkirche
erhoben.
Dieser ältere Pfarrbezirk war sehr ausgedehnt/ und begriff
nicht nur die ganze/ in letzteren Zeiten davon abgerissene
Pfarre Steinhaus in sich/ sondern erstreckte sich auch über
einen beträchtlichen Theil der späteren Pfarren Schleistheim
und Sipbachzell. Derzeit beträgt seine Länge nicht über 2/
die Breite aber wenig über 1 Stunde/ und seine Gränzen
sind gegen Aufgang die Pfarre Schleistheim / gegen Mittag
Sipbachzell und Steinhaus/ gegen Abend Steinhaus undFi-
schelheim/ gegen Norden der Traun-Fluß. Er enthält in allem
8 Ortschaften mit 261 Häusern und einer Seelenzaht von
mehr als 1700/ worunter 70 Akatholiken sind. — Die Lage
dieser Pfarre auf abwechselnd fruchtbaren Anhöhen/ und in
schönen WiesthälerN/ zunächst dem wohlbefahrnen Traun-Flusse
und in der Nachbarschaft der gewerbsamen landesfürstt. Stadt
Wels/ ist sehr angenehm/ und für die fleißigen und betrieb-
samen Pfarrbewohner ungemein Vortheilhaft. Zlußer dem Acker-
bau/ der Viehzucht und Obst-Cultur/ den vorzüglichsten Nah-
rungszweigen der ganzen Gegend/ finden sich hier einige ein-
trägliche Gewerbe/ und in der als eine Vorstadt von Wels
angesehenen Ortschaft Aigen mehrere Werkstätte von Künstlern
und Handwerkern.
Das Pfarrdorf Thalheim / auf einer beträchtlichen Anhöhe
ob dem Traun-Flusse/ zunächst der Straße von Wels nach
Kremsmünster/ von letzterem Orte 2 Stunden entfernt/ be-
steht aus 49 größten Theils zerstreuten Häusern/ und hat
nichts Ausgezeichnetes. Um so mehr aber erheben sich darunter
die frey liegende/ mit einem schönen Glockenthurme gezierte
Kirche/ die ansehnlichen Pfarrhofsgebäude und der geschmack-
voll erbaute Edelfitz Trauneck. Diese genießen ihrer erhabenen
57
Lage wegen nicht nur der herrlichsten Aussicht über das gegen-
über gelegene Hausruck-Viertel/ sondern tragen selbst zur
guten Haltung der ganzen Gegend ungemein viel bey.
Die hiesige Pfarrkirche ist ihrer Anlage nach im gothischen
Style erbaut/ aber durch mancherley Abänderungen und Zu-
sätze in eine gefälligere Form gebracht worden. Abt Placidus
erweiterte selbe im Jahre 1669 durch ein neu erbautes Pres-
byterium/ an dessen Außenseite eine Steinschrift die Begrün-
dung und Erneuerung dieser Kirche nach obigen Daten bezeuget.
Unter dem Abte Ehrenbert III. im Jahre 1773 wurde sie auch
in ihrem Innern verbessert. Diese Kirche enthalt 3 Altäre und
eine Kanzel im neueren Geschmacke/ besitzt schöne Paramente/
und hatte ehedem auch mehrere kostbare Kirchengefäße. Ihre
Einweihung ward vormahls jährlich am 3. Sonntage nach
Ostern gefeyert. — Der Aufenthalt der früheren Seelsorger
ist unbekannt/ die gegenwärtige mehr weitschichtige als geräus
mige Pfarrwohnung hat den berühmten Abt Anton Wolfradt
im Jahre 1616 zu ihrem Urheber/ nach welchem die nachfol-
genden Pfarrherren aus dem Stiftsmittel dieselbe immer er-
weiterten und zu verschönern suchten. — Die hiesige Pfarr-
schute ist schon sehr alt; das gegenwärtige dem Pfarr.hofe ge-
genüber bestehende Schulgebäude ward im Jahre 1666 vom
Abte Placidus ganz neu erbaut, und wird vermahlen von i58
Kindern besucht. — Das an der Kirche liegende Coemeterium,
enthält außer jenen der hiesigen Pfarrherren und eines im
Jahre 1808 hier beerdigten edlen Herrn Atoys von Schwin-
genschuh / keine merkwürdigen Epitaphia; in der Kirche aber
hat ein edler Herr Mathias Kästner von Sigismundslust/ ge-
storben im Jahre 1662, seine Ruhestätte, welchem seine bey-
den Gemahlinnen, Frau Euphemia geb. v. Altenau mit zwey
Kindern im Jahre i633, und Frau Eva Maria geb. Enget v.
Wagrain im Jahre 1640, im Tode vorher gingen.
Vormahls gehörten zu dieser Mutterkirche 4 Filialkirchen
und eine Schloß-Capelle. Von diesen ist die Kirche des heit.
Petrus in Steinhaus, nebst ihrer dermahtigen Beykirche des
heil» Nicolaus am Ta.rel-Berge, seitdem Jahre 176b davon
58
getrennt/ und zur selbstständigen Pfarre erhoben worden. Der
derselben als Pfarrsprengel zugetheilte Bezirk ward von der
Muttexpfarre entnommen/ und beträgt mehr als die Hälfte
derselben. — Die vormahlige Schloß - Capelle zu Ottstorf aber
ward in letzteren Zeiten sammt jenem Schlosse abgebrochen.
Diese Capelle ward im Jahre 1460 von einer edlen Matrone
Dorothea/ einer Tochter Hansens Purchner von Ottstorf und
Witwe Ulrichs von Seiseneck/ mit Beystimmung des Abtes
Ulrich IV. zu Kremsmünster/ und Hansens Tandorfer/ Pfarrers
zu Thalheim / errichtet/ und dazu auch ein Beneficium/ mit
einem eigenen Priester zur beständigen Haltung des Gottes-
dienstes unter der Aufsicht des Pfarrherrn von Thalheim/ mit
reichlichem Einkommen gestiftet. Mit der Abbrechung des Schlos-
ses und der Capelle erlosch auch das Beneficium/ und die da-
zu gehörigen Güter wurden veräußert.
Dermahlen bestehen nur noch die Capelle des heil. Aegids
an der Brücke/ und die Kirche der seligsten Jungfrau am
Schauers-Berge. Erstere am Fuße des Berges in der Ort-
schaft Aigen ist nur ein kleines Kirchlein/ in welchem nur sel-
ten ein Gottesdienst gehalten wird. Ihr Ursprung ist unbe-
kannt. Doch geschieht ihrer schon im Jahre 1179 (ñasiliea
Set. Aegidii ad pontem) Meldung. Bischof Diepold oder
Theobald von Passau/ ein Bruder des damahligen Abtes Ma-
negold zu Kremsmünster, weihte selbe am Oster-Dienstage
im Jahre 1169 aufs neue ein, und bestätigte ihr nicht nur
die von einem Edlen/ Bernhard von Achleiten, und dessen
Söhnen Hartwich/ Walchun und Otto/ gemachte Schenkung/
sondern traf auch in einer noch vorhandenen Urkunde rücksicht-
lich der hier eingehenden Opfer besondere Anstalten.— Letztere
ist 74 Stunden von hier am Ein'flusse des Aiter-Baches in die
Traun entlegen/ ein beliebter von den nahen Stadtbewohnern
und der Umgegend zahlreich besuchter Wallfahrtsort/ woselbst
im Sommer jeden dritten Sonntag ein Pfarrgottesdienst ge-
halten wird. Auch ihre Entstehung ist unbekannt; taut der
Aufschrift ward der Bau der gegenwärtigen Kirche im älteren
Style im Jahre 1490 beendigt/ und dieselbe im Jahre 1667
vom Abte Placidus in ihrem Innern verziert/ und mit 3 Al-
tären bereichert. Allein daß selbe schon früher bestanden/ und
durch Opfer schon ein ansehnliches Vermögen erlangt habe,
erhellet aus einem vom Jahre 1446 hier aufgefundenen Kauf-
briefe/ vermög welchem diese Kirche schon damahls einige Ze-
henten beygeschafft hatte/ und wovon wahrscheinlich auch der
spätere Bau bestritten ward. Diese Kirche beging vordem jähr-
lich ihre Einweihungsfeyer am Sonntage nach Bartholomäi.
Obgleich sich bey hiesiger Pfarrkirche auch mehrere Stiftungen
befinden/ so ist doch keine von Merkwürdigkeit/ so wie auch
außer den Aebten zu Kremsmünster keine vorzüglichen Wohl-
thäter angeführt werden.
Die Einkünfte eines Pfarrherrn zu Thalheim bestehen/
außer der gewöhnlichen Stole und eigener Hauswirthschaft/
vorzüglich in den erträglichen PfarrzehenteN/ durch welche hier
aber auch der oft sehr fühlbare Abgang an nöthigem Trink-
wasser und hinreichender Fütterey/ so wie der gänzliche Man-
gel an Bau- und Brennholz vergütet werden muß.
Ueber die weiteren Verhältnisse und Schicksale dieser Kirche
melden wir nur noch Folgendes: Thalheim bestand von der
Zeit seiner Gründung immer und unangefochten unter dem
Patronate und der Vogtey des Stiftes Kremsmünster. Daher
wird diese Kirche auch in allen Bestätigungsbullen der Päpste
(Parochia in Talehekn, und Ecclesia parochialis Set.
Stephani in Talhaim) mit allem Zugehöre und Zehenten
demselben zuständig erkannt. Abt Fridrich I. setzt in seinem
Rationario vom Jahre 1299 den Dienst derselben jener von
Wels gleich: I talentum pro cathedratico et LX denarii
ad redditus custodiae. Wegen der Capelle des heil. Aegids
an der Brücke erhob sich jedoch im Jahre 1606 zwischen dem
hierortigen Pfarrherrn und dem Stadtpfarrer zu Wels/ Gérard
Wolfradt, ein heftiger Streit/ indem Letzterer besagte Capelle
als eine Filiale der Stadtpfarre in Anspruch nahm/ und sich
mit Gewalt in dem Besitze derselben zu behaupten suchte, Aus
sorgfältiges Betreiben des Abtes Alexander I. ward im Jahre
161 r dieser Streit von höherer Stelle dahin entschieden, daß
6o
daß Gerards Nachfolger, Mag. Andreas Prudentius, für sich
und alle Succefsores jenen Zlnsprüchen entsagen, und die Ca-
pelle des heil. Aegids für eine beständige Filiale der Pfarre
Thalheim erkennen mußte.
Im 16. Jahrhunderte verbreitete sich besonders durch den
Eifer und die kräftige Unterstützung der bey den Fürsten sehl-
beliebten, im Lande hochangesehenen und durch ihre großen
Besitzungen in hiesiger Gegend ungemein vermöglichen Herren
von Polheim die Reformation mit schnellen Fortschritten, welche
auch in dieser Pfarre zahlreiche Anhänger fand. So eifrig auch
die nachmahligen Pfarrherren sich bemühten, diese zur katho-
lischen Kirche wieder zurück zu führen, so blieben doch im-
mer mehrere Lutherische Familien in der Pfarre, welche seit
dem Jahre 1783 unter dem Schutze der Toleranz ruhig
mit den Uebrigen fortleben. Wie groß aber der Eifer jener
Herren von Polheim für Luther's Lehre war, und wie sehr
andererseits die Protestanten denselben zu erhalten und zu ver-
stärken suchten, mag aus der Bemerkung erhellen, daß nicht
nur sehr viele dieses edlen Geschlechtes auf Lutherische Univer-
sitäten studierten, und eine Frau Judith, Gemahlinn Maxi-
milians von Polheim, selbst die Königinn Catharina von Poh-
len (deren schönes Antwortschreiben in Valentin Prevenhuber's
Genealogia Polliaimiana zu lesen ist) für Luther's Lehre
zu gewinnen suchte, sondern (im eben angezogenen Werke) auch
vier Herren von Polheim als Rectoren auf protestantischen ho-
hen Schulen angeführt werden, als: ladl. VII. Wolf Andreas
von Polheim, geb. i5$7, war im Jahre 1876 Rector zu Wit-
tenberg, gest. 1692. Tabl. VIII. Hans Cyriac von Polheim,
geb. i558, war im Jahre 1875 Rector zu Wittenberg, im
Jahre 1877 aber Rector zu Rostock, gest. 1862; ibidem
Sigmund Ludwig von Polheim, geb.-i545, war laut der
Grabschrift im Paulaner-Kloster zu Ober-Thalheim Rector
magnif. in Wittenberg, gest. 1876. Tabl. X. Reinprecht
von Polheim, geb. 1671, war Rector der hohen Schule zu
Jena, gest. im Jahre i6i5.
In der im Jahre 1626 entstandenen Rebellion des ob der
Gi
ennsischen Bauernstandes erlitten die katholischen Pfarrbewoh-
ner von den Protestanten viele Bedrängnisse mehrere/ welche
mit den Aufrührern nicht gemeinschaftliche Sache machen woll-
ten/ wurden mißhandelt und ihre Hauser angezündet. Unter
den hiesigen Bauern zeichnete sich jedoch Wolfgang Weingart-
ner/ Besitzer des Bruckhofes am Reni-Berge, durch seine
friedfertigen und patriotischen Gesinnungen/ so wie durch sein
wirksames Ansehen bey der gesammten Bauernschaft/ sehr eh-
renvoll aus. Dieser hatte sich gleich anfangs mit dem ständischen
Ausschüsse zu Wels in gütliche Unterhandlungen eingelassen/
und auch die rebellischen Bauern dahin beredet/ durch einen
Ausschuß mit den Standen zu unterhandeln; auch war er un-
ter den sechs Ausschußmännern / welche (als bey der entstande-
nen Unruhe nicht interessirt) von der Bauernschaft nach Wien
beordert wurden/ um vom Kaiser Ferdinand II. die freye Re-
ligionsübung zu erhalten. Für seine Verdienste ward er vom
besagten Kaiser im Jahre 1629 mit einem besonderen Frey-
heitsbriefe belohnt. — Bey den bald hierauf im Jahre 1602
neu erregten Unruhen blieb diese Gegend ruhig/ und die hie-
sigen Pfarrbewohner wehrten/ in Vereinigung mit den getreuen
Unterthanen des Stiftes Kremsmünster/ den Aufrührern den
Uebergang über den Traun-Fluß.
Von den zur hiesigen Pfarre gehörigen Schlössern führen
wir größten Theils aus Freyherrn von Hohenecks Genealogie
Folgendes an:
Ottstorf/ ein ehemahls bestandenes Schloß % Stunden
von hier am Schleist-Bache gelegen/ ist schon seit, längerer
Zeit mit der Herrschaft Diedach vereinigt/ und sehr wahrschein-
lich das Stammhaus eines alt-adeligen Geschlechtes der Her-
ren von Ottstorf/ von welchem zween Brüder/ Christian und
Ernest Ottstorfer/ vom Jahre 1346 — 49 und 1849 — 60
Aebte des Stiftes Kremsmünster waren. Im 14. Jahrhunderte
besaßen selbes die edlen Herren Hinterholzer/ nach diesen im
i5. Jahrhunderte die Herren Puchner/ im Jahre i4?3 die
Herren Freytag zu Waldbach/ im Jahre i5io die Herren
Kästner/ von diesen kam es an die Herren Prager von Wind-
62
Hag; von diesen verkaufte Herr Lasla (Ladislaus) von
Windhag diese Veste im Jahre 1648 Herrn Veit von Zel-
king, und dieser wieder im Jahre 1888 Herrn Niklas Köln-
pöck. Dessen Enkel Nembrod von Kölnpöck verlor durch sei-
nen unglücklichen Hang zur Goldmacherey all sein Vermö-
gen, und seine ansehnlichen Güter, von welchen Ottstorf
um das Jahr 161S an die Herrn von Grienthal kam; nach
Absterben dieser Familie im Jahre 1760 kam es an die
Grafen Gallas Klam, und im Jahre i8o3 an Herrn Jo-
seph Preuer J. U. D. bey dessen Nachkommen es noch
begeht.
Trauneck, ein schön erbautes Schloß, zunächst der Pfarr-
kirche gelegen, ward von den Edlen Herrn von Jörgern als
ein Landgut begründet, und zu ihren Gunsten von Kaiser
Rudolph II. im Jahre 1877 zu einem Edelsitze erhoben.
Herr Bernhard Jörger verkaufte selbes im Jahre 1887
Herrn Ludwig Althaimer, dessen Sohn Ludwig Althaimer
der jüngere aber, im Jahre 1648 Herrn Mathias Kästner
von Sigismundslust. Nach der Mitte des 16. Jahrhunder-
tcs wechselten im Besitze desselben die edlen Herrn Renkhen,
die Herrn von Scharz, Gaßner, Schwingenschuh und
Krauthauf mit einander ab, von welchen Letzterer Trauneck
noch gegenwärtig besitzt.
Die hiesigen Pfarrbücher gehen bis zum Jahre i638
zurück. — Außer denselben befinden sich hier noch mehrere
einzelne schriftliche Urkunden, und ein von dem verdienstvol-
le» Pfarrherrn Petrus Hacker um das Jahr 1680 aufge-
setztes Urbarium. Von der Pfarrkirche und dem Pfarrhofe
sowohl, als den dazu gehörigen Filialen, sind Oehlgemählde
vorhanden.
Diese Nachrichten sind vornähmlich aus den gedruckten
Jahrbüchern des Stiftes Kremsmünster, aus dem hiesigen
Urbare und einigen handschriftlichen Berichten entnommen,
und damit verglichen worden.
63
Die Pfarre Sipbachzell.
Sipbachzell, eine alte, in Hinsicht ihres Umfanges aber
nur mittelmäßige Pfarre/, in dem Districts - Commiffariate/
unter der Vogtey und dem Patronate des Stiftes Kremsmün-
sier/ im Decanate Thalheim.
Obschon die Gegend am Sip- und Leobenbache schon früh-
zeitig bewohnt/ und auch beurbart ward/ wie dieß auö den
ältesten Urkunden des Stiftes Kremsmünster erhellet/ so läßt
sich doch über die Erbauung der hiesigen Kirche/ und ihre Erhe-
bung zur Pfarre nichts Bestimmtes angeben. Pachmayer vermu-
thet daher nur/ daß die Kirche am Sipbache zu jener Zeit ent-
standen seyn möchte/ als das Kloster durch die Wuth der in der
Nahe an der Traun im Jahre 94Z geschlagenen Hungarn ver-
wüstet wurde/ und die flüchtigen Mönche sich hie und da zer-
streute Zellen/ und wohl auch mehrere Capellen erbauten.
Was seine Meinung noch bestärkt/ ist die Bemerkung/ daß
eben diese Kirche in der Bulle Alexanders III. v. I. 1179
(Ecclesia cellae cum omni decima et dote sua) nah-
mentlich angeführt, in der gleichlautenden Bulle Jnnocenz IV.
v. I. 1246 aber unter den Filialen der Pfarre am Kirchberge
stillschweigend mit einbegriffen wird/ und also allemAnscheine
nach älter als letztere ist/ deren Erbauung auf das Jahr 1098
fällt. Die Zeit/ in welcher die Kirche am Sipbache der Pfarr-
kirche am Kirchberge untergeben ward/ fällt wahrscheinlich ans
Ende des 12. Jahrhundertes/ und obgenannter Schriftsteller
schließt aus der Aussage Bernhard des Norikers/ „daß unter
dem Abte Manegold/ Bischof Wolfker von Passau die Ca-
pelle des heit. Michael am Kirchberge eingeweiht habe" nicht
unwahrscheinlich/ daß hierunter die Kirche am Sipbache zu
verstehen sey; denn einmahl findet sich nirgends eine Spur/
daß je unter diesem Nahmen an dortiger Kirche eine Capelle
bestanden habe/ dann aber ist es gewiß/ daß hier von jeher
jener heit. Erzengel als Patronus secundarius verehrt wur-
de. Bemeldete Einweihung geschah im Jahre 1196. Vordem
64
Bestände einer hiesigen Pfarre finden sich erst am Ende
des 14. Jahrhunderts deutlichere Spuren. Im Jahre
1420 wird bey Gelegenheit eines zwischen demAbte Jacob zu
KremÄnünster und dem Plebane Heinrich zu Weißkirchen ent-
standenen Streites ein Andreas Pleban in Sipbachzell als
Zeuge mit angeführt.
Der Pfarrbezirk ward wahrscheinlich größten Theils von der
Mutterkirche am Kirchberge, und wohl auch zum Theile von
den Pfarren Thalheim und Weißkirchen entnommen, wozu
noch im Jahre 1776 von dem Pafsauischen Ordinariate der
bequemeren Nahe wegen fünf Häuser von der angränzenden
Pfarre Schteistheim beygezählt wurden. Der dermahlige
Pfarrbezirk erstreckt sich der Länge nach auf 2, der Breite nach
auf 1 /4 Stunde, er begreift 8 Ortschaften mit 220 Häusern,
und einer Seelenzahl von mehr als 1400. Die Gränzen sind
gegen Aufgang die Pfarre Kematen, gegen Südost und Su-
den Kirchberg (jetzt Kremsmünster), gegen Abend Steinhaus
und Schleistheim, gegen Norden Weißkirchen und Egendorf.
Die Gegend um Sipbachzell ist fruchtbar und angenehm, und
besteht außer den vom Sip- und Leobenbache gebildeten schö-
nen Wiesenthälern, meistens aus wohlbebauten Anhöhen, auf
welchen zerstreute größtentheils gut gebaute Bauernhöfe von
ihren Gärten und Feldern umgeben, liegen. An der Gränze
der Pfarre gegen Kremsmünster ist eine beträchtliche Wal-
dung, der Schacher genannt, in welchen sich die ansehnlichen
Teiche befinden, welche Abt Gregor im Jahre i555 zu dem
Endzwecke graben ließ, um hierdurch einen großen Theil der
sumpfigen Gegend zur Holz-Cultur zu verwenden. Ackerbau,
Viehzucht, Obst- und Holzverschleiß sind die vorzüglichsten
Nahrungszweige der hiesigen Pfarrbewohner.
Das unbeträchtliche Pfarrdorf Sipbachzell liegt am be-
nannten Bache, und zunächst an der Straße von Wels nach
Kremsmünster, vom ersteren Orte zwey, vom letzteren eine
Stunde entfernt. Die der heit. Margaretha geweihte Pfarr-
kirche ist ein altgothisches, geräumiges aber unansehnliches
Gebäude, mit einem so genannten Zwickelthurme, und sammt
der später zugebauten Sacristey ganz aus Quaderstücken auf-
geführt. Die innere Einrichtung ist gleichfalls alt/ der Hoch-
altar und die beyden Seitenaltäre vom Abte Placidus
Jahre i658 errichtet/ und der Thurm mit einer/ im Jahre
1812 erneuerten Uhr versehen. Das Fest der Einweihung
ward ehedem hier jährlich am Sonntage in der Frohnleich-
nams-Octave begangen. Der Kirche zunächst befindet sich
kleine nicht ausgezeichnete Pfarrhof mit der daran gebauten
Wohnung des Cooperators/ daneben aber die geräumige/ auS
Hotz erbaute und von 140 Kindern besuchte Pfarrschule.
Der frühere Aufenthalt der hiesigen Seelsorger \
Ler von der Kirche auf der Anhöhe entlegen/ woselbst
Bauernhaus den Nahmen: Pfarrergütt in der Wibm führt/
und ein kleineres Häuschen/ das Graberhäusel genannt wird.
Von der Mitte des 17. Jahrhundertes, oder von d
da das Stift die ihm einverleibten Pfarreyen mit Seelsorgern
aus seiner Mitte besetzte/ ward Sipbachzell n
cursion vom Stifte aus versehen/ und' erst im Jahre
ward ein stabiler Pfarrer/ und 1768 ein Cooperator auf
desfürstt. Verordnung hier angestellt/ zu welchem Ende das
vormahlige Schulgebäude erweitert, und besser eingerichtet
wurde.
Filiale bestehen dermahlen keine mehr bey dieser
ehemahls gehörte die Capelle des nun abgebrochenen Schlosses
Leobenbach hierher. Mit dieser war ein Beneficium verbunden,
welches ein Edler Hans Meuerl, Besitzer der Herrschaft Leo-
benbach , mit Einwilligung seines Lehensherrn und Patrons
der Kirche zu Sipbachzell, des Abtes Martin II. zu Krems-
münster im Jahre i3g5 gestiftet hat. Dieses Beneficium
ward in der Folgezeit, als besagte Herrschaft durch Abt Ale-
xander II. käuflich an das Stift gelangte, den dasigen Aebten
zur Disposition vorbehalten. In dem die Kirche umgebenden
Coemeterio finden sich keine merkwürdigen Grabstätten, in
der Kirche aber ruht ein Edler Ulrich Meuerl mit seiner Ge-
mahlinn, einer Gebornen von Sinzendorf, welcher um das
Jahr 1486 starb, und ein Bernhard Meuerl, gestorben i5i4,
E
66
Nebst seiner Gemahlinn Elisabeth Pirchkngenn, deren Grab-
stein noch vorhanden ist.
Die Einkünfte eines hiesigen Pfarrers bestehen außer der
gewöhnlichen Stole und einer Sammlung/ in einem Firo,
nebst einigen Deputaten von dem Stifte/ welches dagegen die
hiesigen Pfarrzehenten zur eigenen Verwendung erhebt/ und
in den Stiftskasten abführt.
Von den bey der Kirche bestehenden Stiftungen verdient
nur die von dem kaisert. Rathe und Vicedom in Oesterreich
ob der Enns/ Freyherrn Constantin von Grundermann/ Erwäh-
nung/ vermög welcher er für sich/ seine Gemahlinn Margare-
tha Holzschuh von Neuenburg/ und alle seine Nachkommen
hier einen ewigen Jahrtag/ nebst vier O.uarembermessen er-
richtete/ im I. i63i. — Von geistlichen Alterthümern aber
besteht außer einer antiken Monstranze/ welche gegenwärtig
im Stifte aufbewahrt wird/ und einem von zwölf Cardinälen.
unterfertigten Jndulgenzbriefe zum Besten aller Wohlthäter
der hiesigen Kirche/ welchen Papst Sixtus IV. im I. 1476
auf die Bitte Abtes Ulrich IV. derselben ertheilte/ nichts
weiteres hier.
Von dem zur Pfarre gehörigen/ nun größtentheits abge-
brochenen Schlosse Leobenbach und seinen ehemahligen Be-
sitzern/ melden wir nach Hohenecks Genealogie nur noch Fol-
gendes :
Dieses Schloß lag in einer angenehmen Gegend an der
Straße von Wels nach Kremsmünster/ fast in der Mitte die-
ser beyden Orte/ und war ringsum mit einem Wassergraben
umgeben. Die ältesten bekannten Besitzer desselben waren die
edlen Herren von Meuerl/ von welchen laut eines vormahls
bey der Pfarre Sipbachzell vorhandenen Meßbuches Herr-
Hans Meuerl/ welcher um das Jahr 1400 starb/ der Stamm-
vater dieser Familie war. Herr Hans Meuerl der Jüngere/
ein Sohn Leonhards und Enkel des gedachten Hansens Meu-
erl zu Leobenbach/ empfing im Jahre 1469 von dem Abte
Ulrich IV. zu Kremsmünster die Lehen über diesen Edelsitz.
Mit seinem Sohne Bernhard starb im Jahre i5i4 die Fa-
6?
milie aus/ und Leobenbach/ welches er kurz vor seinem Tode
verkaufte/ kam an die Herren Sigharter/ von welchen Herr
Georg Sigharter/ Vicedom in Oesterreich ob der Enns bey
der Capelle u. l. Fr. zu Leobenbach im Jahre i5i6 eine
ewige Messe stiftete/ und im folgenden Jahre den dermahlen
gänzlich abgekommenen Edelsitz Weyer nächst Leobenbach er-
kaufte/ und mit dieser Herrschaft vereinigte. Nach dem
Tode seines Enkels/ Herrn Joseph Sigharters/ welcher im
Jahre 1697 starb/ fiel Leobenbach erblich an die Herren
von Schallenberg/ von welchen es im Jahre 1702 an Herrn
Jacob Fridrich von Eysetsberg/ und von dessen Erben im
Jahre 1710 käuflich an das Stift Kremsmünster überging.
Von Urbarien und älteren Documenten findet sich hier
nichts vor. Die Taufbücher der hiesigen Pfarre fangen mit
dem Jahre i63o/ die Trau- und Sterbe-Protocolle noch spä-
ter an. Von Abbildungen der Kirche und deS Pfarrhofes ist
hier nur eine Handzeichnung vorhanden.
Diese Nachrichten sind aus den bekannten Annalisten des
Stiftes Kremsmünster/ aus den hier vorfindigen Pfarrbü-
chern/ und einigen handschriftlichen Urkunden erhoben/ und
damit verglichen worden.
Die Pfarre Ried.
3kied, eine alte, rücksichtlich ihres Umfanges aber nur
mittlere Pfarre im Districts-Commissariate/ unter der Vogtey
und dem Patronate des Stiftes Kremsmünster/ im Decanate
Thalheim.
Schon der Nahme Ried deutet auf die frühere Ausreut-
tung eines hier bestandenen Waldes/ und die Beurbarung
dieser Gegend/ wahrscheinlich durch die ersten Mönche des
nahen Klosters Kremsmünster hin, welchen nähmlich dieser
ganze Bezirk vom Herzoge Thassilo II./ und zwar laut des
E 2
68
Stiftbriefes votn Jahre 777 bis an die fernen Alpen, zur
gefälligen Benützung angewiesen/ und zum Eigenthume-über-
geben ward. Auch ward unbezweifelt die hiesige Kirche von
einem Abte besagten Stiftes zum Vortheile der in der Folge
sich mehrenden Ansiedler erbaut/ und dann später auch zur
Pfarre erhoben. Aus Mangel älterer Urkunden läßt sich je-
doch hierüber nichts Bestimmtes angeben.
Die Pfarre Ried besteht größten Theils aus cultivirten An-
höhen ob dem Krems-Flusse/ dem Sip- und Aiter-Bache/ und
hat einen an Obst und Getreide fruchtbaren Boden; in den
Thälern ist schöner Wiesenwachs/ und auch am Gehölze ist
kein Mangel/ worunter sich vorzüglich der an den Gränzen
gegen Eberstallzell und Steinhaus beträchtlich ausgedehnte
Hart auszeichnet. Ackerbau und Viehzucht/ nebenbey aber
auch der Handel mit Holz und Obste/ machen den vorzüglich-
sten Nahrungszweig der fleißigen Pfarrbewohner aus. Da
durch die Pfarre zwey beträchtliche Commercial-Straßen von
Wels nach Kirchdorf/ und von Gmunden nach Steyer gehen,
welche sich in dem Orte Voitstorf durchkreuzen/ so wird hie-
durch auch der Absatz der Products um vieles erleichtert. Der
frühere Pfarrbezirk soll beträchtlich größer gewesen seyn/ und
einen Theil der Pfarre Wartberg in sich begriffen haben; der-
zeit erstreckt sich derselbe der Länge nach nicht über 2, der
Breite nach auf il/2 Stunde/ er enthält 6 Ortschaften mit
247 Häusern/ und eine Seelenzaht von mehr als 1700 durch-
aus Katholiken. Seine Gränzen sind gegen Aufgang die
Pfarren Kremsmünster und Wartberg/ gegen Süden Peren-
bach, gegen Abend Eberstallzell/ Steinerkirchen/ und zum
Theile Steinhaus/ gegen Norden Steinhaus und Krems-
münster.
Das Pfarrdorf besteht aus wenigen/ eben nicht ansehnli-
chen Häusern/ und liegt an der Commercial-Straße von Gmun-
den und Kirchdorf nach Kremsmünster/ vom ersteren Orte 5/
vom letzteren 2/2/ vom Stifte aber eine gute Stunde ent-
fernt. Seine Lage auf einer freyen Anhöhe ob dem Krems-
thale und dem Sipbache (welcher hier nur der Riederbach ge-
69
nannt wird) gewährt ihm eine anmuthige Aussicht in das
nahe Gebirge, und auf die fernen Gränzen des Inn- und
Mühlviertels. In der Mitte desselben erhebt sich die/ dem heil.
Bischöfe Nicolaus geweihte Pfarrkirche/ mit ihrem massiven/
nach neuerer Art eingedeckten/ und mit einer Uhr versehenen
Glockenthurme. Ein eben nicht großes/ im gothischen Ge-
schmacke ganz aus Quaderstücken aufgeführtes Gebäude/ in
welchem die verschiedenen ob den Kirchthüren angebrachten Jah-
reszahlen iÖ22 und i6o5/ wie auch die spater angebaute
Sacristey/ mehrfach erlittene Veränderungen/ und das In-
nere viele spätere Erneuerungen bezeugen. Abt Ehrenbert II.
zierte im Jahre 1696 die Kirche mit drey Altären/ und einer
kleinen Orgel. Abt Alexander III. aber erneuerte dieselben/
als im Jahre 1786 die Kirche sowohl/ als die Schule und
mehrere andere Gebäude/ ein Raub der Flammen wurden;
auch haben die letzteren Pfarrherreu Manches zu ihrer Ver-
schönerung beygetragen. Die jährliche Einweihungsfeyer ward
ehedem am zweyten Sonntage nach Ostern begangen.
Zunächst der Kirche steht der so bequem als schön erbaute
Pfarrhof mit seinem kleinen Hausgärtchen. Die früheren Seel-
sorger sollen in dem jetzigen Schulhause gewohnt haben. Vor-
der Mitte des 17. Jahrhundertes bestand hier kein eigener
Seelsorger/ sondern die Pfarre ward mittelst Excursión von
dem nahen Stifte durch einen hierzu bestimmten Priester ver-
sehen. Erst im Jahre 177b stellte Abt Ehrenbert HI. hier ei-
nen stabilen Pfarrherrn an, zu welchem Ende selber auch den
dermahligen Pfarrhof neu erbaute; diesem wurde im Jahre
178b auf höhere Verordnung noch ein Cooperator beygesellt.
Der Kirche gegenüber befindet sich die alte Pfarrschule mit der
Wohnung des Lehrers in einem Gebäude/ welches Abt Ale-
xander III. nach erlittenem Brande beträchtlich erweiterte/
und welche derzeit 160 Schüler zählt. Außer dieser errichtete
Abt Ehrenbert III. im Jahre 1785 zum Besten der entfernteren
Pfarrbewohner in dem/ auf eine Stunde nordwestlich entlege-
nen Orte Maydorf (zu Haarhagen), eine besondere Beyschule/
welche von i3o Kindern aus sechs verschiedenen daselbst nahe
7°
zusammen gränzenden Pfarren besucht wird. — Als Filiale
gehört die auf einer freyen Anhöhe im älteren Geschmacke er-
baute^ eine kleine halbe Stunde nordwestlich entlegene Kirche
des heil. Apostel Jacobs zu Weigansdorf (Weigerstorf) hier-
her. Die Zeit ihrer Erbauung ist unbekannt und fällt wohl
nicht über das 14. Jahrhundert hinaus. Abt Placidus zierte
im Jahre i>658 dieselbe mit drey Altären/ und einer neuen
Kanzel; ihr Einweihungstag ward ehedem am 4- Sonntage
nach Ostern gefeyert.
Das Coemeterium umgibt die Kirche, enthält aber, weil
kein Schloß noch adelicher Sitz seit langen mehr in der Pfarre
besteht, keine merkwürdigen Grabstetten. Noch müssen wir un-
ter den geistlichen Gebäuden einer kleinen, größtentheils aus
Holz erbauten Feld-Capelle mit dem Bilde der schmerzhaften
Gottesmutter erwähnen, welche eine Viertelstunde südlich von
hier an einem Wäldchen liegt, und von den Bewohnern der
Umgegend zur Sommerszeit häufig besucht wird. (Maria im
Hastet.) —
Von geistlichen Alterthümern findet sich außer einem zum
Besten der Kirche vom Papste Sixtus IV. im Jahre 1476
ertheilten, und von vielen Cardinälen unterfertigten Ablaß-
briefe hier nichts vor, auch sind keine merkwürdigen Stiftun-
gen vorhanden. Wohlthäter des hiesigen Gotteshauses waren
zu allen Zeiten die Aebte von Kremsmünster die einzigen.
Die Einkünfte eines hiesigen Pfarrherrn bestehen außer
der gewöhnlichen Stole und einer Sammlung, in bestimmten
Deputaten und einem Fixo aus dem Stifte, welches dagegen
die hiesigen Pfarrzehenten für sich bezieht, und nach dem
Stiftskasten abführt.
Von den früheren Schicksalen des Ortes, und der Kirche
fügen wir nur kürzlich noch Folgendes als das Merkwürdigste
bey:
Obschon Ried gewiß unter die ersten, von dem Stifte beur-
barten Orte gehört, und auch die dasige Kirche wohl schon
im n. Jahrhunderte erbaut ward, so geschieht doch erst im
r2. Jahrhunderte Meldung davon, und zwar in jenem Bestä-
tigungsbriefe, welchen Abt Ulrich HI. im Jahre 1179 von
dem Papste Alexander III. über alle dem Stifte einverleibten
Kirchen erhielt. Hier aber wird die Kirche zu Ried (P
otiiam Riede cum tota decima et dote) auch schon
Pfarre angeführt; was auch in einer ähnlichen Bulle/ welche
Papst Jnnocenz IV. dem Abte Ortolf im I. 1248 ertheilte/
wiederhohlt wird (eccl. parochial. — Sti. Nicolai in Ried).
Merkwürdig ist dabey/ daß der Filialkirche St.
Weigansdorf nirgends gedacht wird/ da doch der Ort
dorf schon seit dem Jahre 1162 bey dem Stifte b
aus kann man billig schließen/ daß diese Kirche vor der Mitte
des i3. Jahrhundertes gar nicht/ oder nur als Feld-Capelle be-
standen habe/ und erst in der Folgezeit erweitert/ und
Filialkirche der Pfarre Ried beygezählt würden sey. Abt Ul-
rich IV. erbaute diese Capelle aufs neue/ und ließ selbe
I. 1476 einweihen. — Die Gelegenheit aber/ bey wel
dem Stifte der Besitz des Gutes Weigansdorf zuwuchs/
folgende: Im 12. Jahrhunderte hatte Kremsmünster/ wie die
meisten größeren Stifter-/ seine eigenen Ministerialen aus dem
Ritterstande/ welche von dem Stifte mehrere (
trugen. Unter diesen war ein Edler Engetger
Stiftes/ welcher nach seinem Tode einen Sohn
mens/ der aber ein Clericus saecularis und bereits Diaco-
nus war-/ zum einzigen Erben seiner Güter hinterließ. Die-
ser Engelger nahm auch die Lehengüter seines Vaters in
spruch / welche Abt Martin i, als durch den geistlichen Stand
desselben (gleich kinderlos) erledigt/ und dem Stifte rückfäl-
lig erklärte. Der hierüber entstandene Rechtsstreit ward von
dem Paffauischen Bischöfe Conrad in einem zu St. Florian
im Jahre 1162 erlassenen schiedsrichterlichen Urtheile dahin
geschlichtet/ daß Engelger jene Lehengüter in die Hände des
Bischofs und Abtes resigniren und verzichten/ der Abt
demselben auf lebenslänglich mehrere Lehen zu Perwind/
Grillenporz/ Tubenbrunnen und Hunzenbach verleihen sollte;
dafür sollten dem Stifte Engelgers Patrimonialgüter zu Wei-
gansdorf eigenthümlich zufallen/ und zum Nutzbrauche der
72
dasigen Brüder unveräußerlich verbleiben. Abt Fridrich I. be-
stimmte im J. 1278 eine bestimmte Abgabe an Wein/ welche die
Kirche zu Ried jährlich entrichten mußte/ zum Gebrauche der
kranken Brüder des Klosters. Im i5. Jahrhunderte finden wir
die Kirche zu Ried in einem mißlichen Zustande; es ward hier
längere Zeit kein Gottesdienst gehalten. Abt Ulrich IV. erneuerte
im Jahre 1477 den Chor (das Presbyterium) derselben/ und
konnte erst nach längererZeitvon dem Paffauischen Bischöfe Ul-
rich die Erlaubniß erlangen/ in selber den Gottesdienst in ara
portatili zu halten. Merkwürdig ist/ daß bey dem allgemei-
nen Stillschweigen unserer Jahrbücher und Urkunden über
diese lange Verzögerung/ eine noch bestehende vom Großva-
rer auf Enkel fortgeerbte Tradition/ die sich durch Bestimmt-
heit der Nahmens- und Zeitangabe/ vor derley Sagen beson-
ders auszeichnet/ hierüber einen sehr glaubwürdigen Aufschluß
gewähren kann. Vor mehr als 3oo Jahren / so lautet die
Aussage wörtlich, bestand in der Grundortschaft Rührendorf/
an dem Orte Rechberg/ ein Edelsitz oder Schloß/ von welchem
noch später einige Ueberbleibsel zu sehen waren/ und noch vor
nicht gar langer Zeit ein Brunnen ganz verschüttet wurde.
Zwey Brüder von Rechberg/ welche sich um den Besitz des-
selben stritten/ ergrimmten so sehr gegen einander/ daß sie
sich wechselseitig bis auf den Tod verfolgte»/ und bey ihren
Zusammentreffen in der Pfarrkirche zu Ried / hinter dem
Hochaltare einander erstachen. Ob dieser Gräuelthat ward der
Gottesdienst in der entweihten Kirche auf lange Zeit aufge-
hoben (nach dem wörtlichen Ausdrucke blieb die Kirche 3o Jahre
unbesungen) und das Pfarr-Volk in die Filialkirche Weigands-
dorf beschieden. Weit aber ein großer Theil der Pfarrbewoh-
ner von selber zu weit entlegen war/ so wurde selber der
Pfarre Wartberg einverleibt/ von welcher nur mehr/ und
zwar erst im Jahre 176b die Ortschaft Voitstorf wieder an
Ried zurückkam. Obgleich in Hohenecks Genealog. Tom. III.
sol. XXI — XXVIII angeführtem Verzeichnisse der in die-
sem Lande abgekommenen Schlösser nur ein Rechberg imHaus-
ruckviertel bey Wartenburg angeführt wird/ so setzt doch die
73
noch gegenwärtige Benennung: die Schloßleithen, mib
die Hofmühle/ den wirklichen Bestand eines vormahligen
Schlosses an dieser Stelle außer Zweifel/ so wie auch das Da-
seyn einer im i5. Jahrhunderte blühenden Familie dieses Nah-
mens/ aus eben diesem Schriftsteller (I. c. fol. Zy, i4o, 332/
333/ 38i etc.) erwiesen wird. Zudem bemerken wir/ daß
die Annalen des Stiftes um diese Zeit/ und wahrend den
Stürmen des folgenden Jahrhundertes sehr mangelhaft be-
funden worden/ und mithin jenes Stillschweigen minder auf-
fällt. Während der Reformation blieb Ried/ wegen der Nähe
der wachbaren Aebte in einem größten Theils ruhigen Zustande,
nur daß der Mangel an katholischen Seelsorgern auch dieser
Pfarre mehrmahls fühlbar ward, indem die wenigen Mönche
des vielseitig angefochtenen Stiftes Kremsmünster demselben
nicht allzeit abhelfen konnten. Ein großes Unglück verbreitete
über diese Pfarre, wie auch über die ganze Umgegend eine im
Jahre 1713 ausgebrochene sehr verderbliche Seuche, welche
ein Fleischer dieses Ortes zuerst aus Ungarn, wohin er
Schlachtvieh einzukaufen gereiset war, mit sich gebracht ha-
ben soll, und welche allein in dieser Pfarre, aus zwey ein-
zelnen Ortschaften Zendorf und Weigerstorf (die übrigen blie-
ben verschont), über 3o Menschen dahinraffte. Zur Sühnung
dieses Uebels machte die ganze Pfarrgemeinde das feyerliche
Gelübde, jährlich eine Prozession nach der eine Stunde entle-
genen Kirche zum heil. Kreuze (einer Filiale von Kremsmün-
ster) zu halten, und daselbst Gott ein Dankopfer darzubrin-
gen, welchen nun seit längerer Zeit abgestellten Gebrauch noch
ein Votivbild beym Eingänge dieser Kirche beurkundet.
Von Abbildungen ist nur der Pfarrhof gemahlt, und das
Gnadenbild in Haslet in einem kleinen Kupferstiche vorhan-
den; Urbarien, oder andere Urkunden bestehen dermahlen gar
keine hier; die Pfarrbücher gehen bis zum Jahre 1640 zurück.
Diese Nachrichten sind aus den bekannten Jahrbüchern
des Stiftes und einigen handschriftlichen Berichten erhoben,
und damit verglichen worden.
74
Die Pfarre Kirchham.
& irchh a ni, eine alte, rücksichtlich ihres Umfanges betracht-
liche, sonst aber nur mittelmäßige Pfarre, im Districts-Com-
missariate der Herrschaft Hochhaus, unter der Vogtey und
dein Patronate des Stiftes Kremsmünster, im Decanate
Thalheim.
Weder die Zeit der Erbauung hiesiger Kirche, noch ihre
Erhebung zur selbstständigen Pfarre läßt sich genau angeben,
indeß ist so viel gewiß, daß selbe schon im 12. Jahrhunderte
bestanden habe, und als Filiale der Pfarrkirche zu Vorchdorf
mit selber im Jahre ng6 durch Bischof Wolfker von Paffau
an das Stift Kremsmünster übergeben worden sey. In diesem
Verhältnisse verblieb Kirchham bis gegen das Ende des i6.
Jahrhundertes, da der überhand genommenen Volksmenge
und des sich immer mehr verbreitenden Lutherthumes wegen,
der große Pfarrsprengel von Vorchdorf (wahrscheinlich von dem
eifrigen Bischöfe Urban von Paffau) getheilt, und ein ansehn-
licher District der hiesigen Kirche zugeschrieben ward. Dem
ungeachtet aber blieb selbe noch längere Zeit nur ein Vicariat
von Vorchdorf, und wurde von den dasigen Seelsorgern ab-
wechselnd versehen. Zufolge eines zur Zeit des Abtes Placidus
im Jahre 164$ aufgenommenen Visitations - Berichtes, be-
fand sich nach Aussage des damahligen Pfarrers, Petrus Lang
(eines Weltpriesters), erst seit dem Jahre 1629 hier ein eigens
bestellter Pfarrer, da hingegen der eigens Pfarrbezirk unstrei-
tig viel älter ist, indem in den, bis zum Jahre i58o hinauf
reichenden Pfarrbüchern von Vorchdorf kein einziges Haus der
Pfarre Kirchham erscheint, dagegen aber in einem Taufbuchs
im Jahre 1622 ausdrückliche Erwähnung eines Pathen aus
der Pfarre Kirchham geschieht. — Der damahlige Pfarrbezirk,
welcher im Jahre 1785 durch Abgabe mehrerer Häuser an die
neu errichtete Pfarre St. Conrad verringert ward, erstreckte
sich der Länge nach auf i^/ der Breite nach auf i'/2 Stunde,
und hat gegen Aufgang die Pfarren Vorchdorf und eine kleine
Spitze von Petenbach/ gegen Mittag Viechtwang und St.
Conrad / gegen Abend Gschwandt und Laakirchen, gegen Nor-
den Vorchdorf zur Gränze. Er enthält 6 Ortschaften mit 3o5
Häusern und mehr als i5oo Seelen / worunter 16 Akatholi-
ken sind. Die Lage dieser Pfarre ob dem Lautach - Thäte/ zu-
nächst am Hochgebirge und zum Theile selbst auf hohen Bergen,
ist angenehm / aber minder fruchtbar. Der Boden ist/ wenige
Stellen ausgenommen/ meistens steinig/der Ackergrund durch-
aus seicht/ und die Gegend/ des so nahen Hochgebirges wegen/
oftmahligem Winterschauer, wiederkehrenden Frühlingsfrosten
und häufigen Hagelgewittern ausgesetzt. Deßhalb wird hier
nur in der Ebene Weitzen/ mehr Korn (Roggen) / am meisten
aber Hafer gebaut/ dessen Ernte aber durch starke Regengüsse
auf den Bergen und öftere Ueberschwemmungen in den Thä-
lern oft um vieles verringert wird. Dagegen wächst in der Ge-
gend viel schönes Obst/ und der daraus bereitete Most (Cyder)
steht in gutem Werthe. — Auch finden sich hier mehrere be-
trächtliche Waldungen/ worunter sich das dem Stifte Krems-
münster zuständige/ durch sorgfältige Pflege und Schonung
wohl erhaltene Bauholz besonders auszeichnet. — Obst-Cul-
tur und Holzverschleiß sind daher / nebst der wohlbetriebenen
Viehzucht die vorzüglichsten Erwerbszweige des fleißigen und
biederen Pfarrvolkes. DaS aus wenigen nicht sehr ansehnlichen
Häusern bestehende Pfarrdorf Kirchham liegt auf einer freyen
Anhöhe ob der dürren Lautach/ an der Commercial-Straße
von Gmunden nach Kremsmünster/ vom ersteren Orte zwey,
vom letzteren vier Stunden entfernt. Hier befindet sich die dem
heit. Blutzeugen Laurenz geweihte Pfarrkirche/ und derselben
zunächst die schon lange bestehende Pfarrschule. — Jene ein
alt-gothisches/ sammt ihrem Zwickelthurme ganz von Steinen
aufgeführtes-Gebäude/ist geräumig/ und trägt allenthalben
die Spuren späterer Veränderungen und Zusätze an sich. In
ihrem Innern haben die Pfarrherren letzterer Zeit viele neuere
Verbesserungen und Zierden angebracht. Ein auf der Evan-
gelien - Seite des Hochaltares vorhandenes/ mit gothischen
76
Schnörkeln geziertes Sacramentariunr ist sehenswerth, und
beurkundet das hohe Atter dieser Kirche. Ihre Einweihung
ward ehedem jährlich am nächsten Sonntage nach Johann Bap-
tist geftyert/ an welchem Tage mehrere Prozessionen von den
benachbarten Pfarren hierher geschahen, und bey der Kirche
ein beträchtlicher Markt gehalten ward. Letzterer wurde im
Jahre 1765 auf den Erchtag nach Pfingsten verlegt. Ein noch
viel größerer Markt soll der gemeinen Sage nach vor Alters
hier am St. Laurenzens-Tage gehalten, aber zur Zeit einer-
allgemeinen Noth der Stadt Gmunden für einen Metzen
Schwarzpfennige abgetreten worden seyn. Das Schulhaus
mit der Wohnung des Lehrers istgeräumig/ und ward im Jahre
1779 uom Aöte Ehrenbert III. in seinen gegenwärtigen Stand
gesetzt. Derzeit wird die Schule von i5o Kindern besucht. In
der Entfernung einer kleinen Viertelstunde abwärts gegen
Vorchdorf an der Straße liegt der eben nicht ansehnliche/ aber
bequeme Pfarrhof mit seinen schönen/ mit Mauern umfange-
nen Garten und Wirthschaftsbehältnissen. Dieser soll/ da die
früheren Seelsorger in dem sogenannten Steinmaurerhause
in der Ortschaft Falkenohren wohnten/ als ein dem Stifte
Schlierbach zuständiges Bauerngut (Meier zu Bergham) vom
Abte Ehrenbert II. gegen zwey andere eingetauscht/ und durch
Uebertragung der herrschaftlichen Rechte des/ um diese Zeit
erloschenen Edelsitzes Teuerwang/ zum Dominicale erhoben
worden seyn. Der erste Pfarrer aus dem Stiftsmittel/ P. Hein-
rich Dalmayer (vom I. 1670 —1694)/ baute denselben von
Grund auf/ und Abt Ehrenbert II. wies ihm zur Dotation
einen Theil der hiesigen Pfarrzehenten an, welche bisher die
Pfarrherren von Vorchdorf bezogen. Zur Anerkenntniß dessen
mußten die Pfarrer von Kirchham längere Zeit an Sonn- und
Feyertägen nach geendigtem Frühgottesdienste dem Seelsorger
in Vorchdorf in den geistlichen Functionen Beyhülfe leisten/
bis endlich dieß durch allmählige Unterlassung außer Gewohn-
heit kam/ und Abt Ehrenbert III. im Jahre 1771 hier zur
Beförderung des Schulunterrichtes noch einen Cooperator be-
stellte. — Filiale bestanden hier niemahls; das Coemeterium
77
zunächst der Kirche enthält keiye merkwürdigen Grabstellen.
Die Einkünfte eines hiesigen Pfarrherrn bestehen außer den
angeführten Zehenten und der gebräuchlichen Stole, vorzüg-
lich in eigener Oekonomie, zu welchem Ende vieles auf den
Feldbau verwendet wird.
Da die früheren Schicksale dieser Pfarre schon in der Ge-
schichte seiner Mutterpfarre Vorchdorf einbegriffen sind/ so
können wir hier nur noch folgendes Bemerkenswerthe bey-
fügen.
Ein halbe Stunde von der Kirche/ an der Straße gegen
Gmunden/ entfernt/ liegt das gemeine Landwirthshaus zum
eisernen Gattern/ welcher Nahme sich von dem ehemahligen/
aus mehreren Eisenstäben zusammengefügten Schilde herschreibr,
und dessen wir nur darum gedenken, weil feine Verwechslung
mit einem gleichnamigen Wirthshause unfern der Vereinigung
der alten und neuen Steyerstraße am Hammet (in der Pfarre
Sierning) bey dem ersten Feindeseinfalle im Jahre 1800 zu
vielen Irrungen Anlaß gab/ und selbst einige Abtheilungen
Oesterreichischer Truppen hierdurch in die Gefangenschaft der
über Gmunden nach Steyer vordringenden Feinde geriethen.
Es wäre demnach allerdings zu wünschen, daß derley gleichnah-
mige Orte in den gebräuchlichen Landkarten vorzüglich bemerkt,
und im Geschäftsverfolge durch ein Beyzeichen unterschieden
würden. — Noch befindet sich unterhalb des hiesigen Pfarrho-
fes ein vormahls schauderhaft vermiedener, und noch derzeit
unter dem Volke argberufener Ort, in der zur Kumpfmühle
gehörigen Langwiese, auf welchem sich im Jahre 1657
eine Gesellschaft berüchtigter Gauner dem leibhaft gegenwärti-
gen Satan mit Leib und Seele verschrieben haben soll. Das
Haupt derselben, ein seiner Zauberkunst wegen verrufener
Schweintreiber von Braunau in Bayern, entkam, die Uebri-
gen aber (worunter ein hausbesessener Wirth und Fleischer von
Wartberg, Hans Kaperger, mit seinen Söhnen Georg und
Wolfgang, — ein Leinweber von Adelwang, Wolf Brun-
mayer, — Sigmund Ridler, ein Handwerker von Petenbach,
— der hiesige Kumpfmüller, Wolf Kammesberger, und ein
70
ehemahliger Meier des Klosters waren) fielen dem Gerichte in
die Hände, und wurden an verschiedenen Orten mit der To-
desstrafe belegt. Die hierüber bestehenden Prozeß-Acten finden
sich zum Theile in den Archiven der Landgerichte Hall, Krems-
münster, Pernstein, Schärnstein, Orth, und sind sowohl zur
Erörterung der Volksbegriffe, als der Gerechtigkeitspflege sel-
ber Zeit sehr merkwürdig. Auch machte diese Geschichte großes
Aufsehen, und ward deßhalb auf einer Tafel, welche ehemahls
im Schlosse Hochhaus aufbewahrt wurde, derzeit aber im
Stifte Schlierbach befindlich ist, abgemahlt.
Von Schlössern besteht dermahten keines in hiesiger Pfarre,
der allgemeinen Sage nach aber sott das gegenwärtige Wirths-
haus das Stammschloß der in einigen Urkunden erwähnten
längst ausgestorbenen Herren von Kirchham gewesen seyn, von
welchen ein Billung oder Billich von Kirchhaim bey Preven-
huber (Beschreib, des Schlosses Steyer, fol. 364.) unter den
Lehensmännern der Marchgrafen von Steyer angeführt wird.
Auch gibt man insgemein die, in einem Gehölze eine Viertel-
stunde oberhalb der Kirche befindlichen Mauerveste für die Ueber-
bleibsel eines ehemahligen Schlosses Untersberg aus.
Die hiesigen Pfarrbücher gehen bis zum Jahre 1670 zu-
rück, von Urbarien und Documenten ist nichts vorhanden, auch
findet sich weder von der Kirche, noch vom Pfarrhofe eine Ab-
bildung vor.
Diese Nachrichten sind größten Theils aus den bekannten
Stifts-Annalen, theils aus Documenten und schriftlichen Bey-
trägen erhoben, und verglichen worden.
Die Pfarre Steinerkirchen.
^§teinerkirch en, eine alte und sehr ansehnliche Pfarre,
im Districts-Commiffariate der Herrschaft Wibmsbach, unter
der Vogtey und dem Patronate des Stiftes Kremsmünster,
im Decanate Thalheim.
Obgleich diese Pfarre, deren Nahmen in verschiedenen Ur-
kunden auch Staina-, Stainein-, Steinin-, Steinina - chi-
riclia lautet, eine der ältesten, und rücksichtlich ihrer Erträg-
nisse unter allen dem Stifte einverleibten Pfarreyen die be-
trächtlichste ist, so finden wir doch so wenig über ihren Ursprung
und die früheren Verhältnisse aufgezeichnet, daß wir uns hier
nur mit einigen, jedoch nicht ungegründeten Muthmaßungen
begnügen müssen.
Pachmayr, ein sehr fleißiger, und um unsere Stiftsge-
schichte wohlverdienter Schriftsteller, fiel zuerst auf die Ver-
muthung, daß die im Stiftbriefe Herzogs Thassilo II. vom
Jahre 777 angezogene Kirche zu Alburch, deren Gelder dem
Kloster zugetheilt werden, und welche Ln einem Bestätigungs-
Diplome Carls des Großen vom Jahre 791 die Kirche des heil.
Martins genannt wird, wohl keine andere seyn möchte, als
die eben diesem heit. Bischöfe geweihte Kirche zu Sreinerkir-
chen (vide Paclimayr clironl. Series Äbbtm. Cremif.
fol. 5 — ,19.). —- Was ihn in dieser Meinung, vorzüglich be-
stärkte, war, nebst dem scheinbaren Contexte des Stiftbriefes,
welcher die Fischerey am Alben-Flusse mit besagten Kirchen-
geldern in einem Satze verbindet, noch der besondere Umstand,
daß wirklich heut zu Tage noch eine Gegend am Alben-Flusse
unfern Petenbach den Nahmen Alburg trägt, und der in eini-
gen Urkunden angeführte Fluß Aiteracha mit dem in dieser
Pfarre befindlichen Äiter-Bache sehr wohl übereinstimmt. Aus
eben diesen Gründen hielt er sich auch für berechtigt, die in
einem Diplome des bayrischen Königs Cartmann vom Jahre
677 vorkommende nähere Ortsbestimmung, in pago nuncii-
pato Tunachgowe dahin abzuändern, daß er statt.Tnnaeb-,
Trunach-gowe las, und also jenes Alburch vom-Donaugaue
ins Traungau versetzte. Von diesem Irrthume brachte ihn aber
in der Folge sowohl das Gbronieon Gottwic. Tom. II.
fol. 578., als mehrere unter verschiedenen Aebten gefertigte
Urkunden zurück, welchen zufolge bemeldetes Alburch allerdings
im hayrischön Donaugaue, und zwar unterhalb Straubing
an dem Aiter-Flüßchen gelegen war (viele 1. c. addit. et
8o
eorrect. sol. 867.). Wir fügen noch bey/ daß/ da vom 10.
Jahrhunderte keine weitere Meldung mehr von jener Kirche
geschieht/ selbe wahrscheinlich um diese Zeit vom Stifte abge-
kommen/ vielleicht gar zerstört worden sey; die übrigen in Al-
burch gelegenen Güter des Klosters wurden vom Abte Hein-
rich I. gegen andere Vortheile im Jahre 1242 dem Paffauischen
Bischöfe Rüdiger überlassen. — Indessen ist es doch gewiß/
daß hiesige Kirche sowohl als die Pfarre ein beträchtliches Al-
ter haben/ und daß erstere/ wenn nicht schon im 9. Jahr-
hunderte bestand/ doch sicher bald nach der Vertreibung der
Hungarn aus diesem Lande (i. I. 955) erbaut worden sey.
Schon der Nahme Steinerkirchen deutet auf ein Zeitalter hin/
in welchem noch die meisten Gotteshäuser von Hotz waren,
und eine aus Steinen erbaute Kirche noch allgemeines Auf-
sehen erregte; dieß war aber der Fall im 10. Jahrhunderte.
Damahls hatten die Hungarn nach ihrem Uebergange über die
Enns, nach Aussage der Fuldischen Jahrbücher (Contin. ap.
Bouquet Tom. VIII. fol. 60.), das Land in einem Tage
5o Meilen im Umkreise mit Feuer und Schwert verwüstet,
wobey die hiesigen Kirchen kein besseres Schicksal, als jene
unter der Enns und in Panonien, hatten, als wo, nach dem
Zeugnisse der bayrischen Bischöfe in ihren Ktageschreiben an
Papst Johann IX., auch nicht Eine Kirche der Verwüstung
entging (apud Hansitz Tom. I. fol. 176.). Damahls wur-
den durch oft wiederkehrende Einfälle der Barbaren die Geist-
lichen theils getödtet, theils in die Flucht gejagt, und das
Stift Kremsmünster von seinen bisherigen Bewohnern gänz-
lich verlassen. Damahls ward die Diöcese von Lorch, wie Papst
Benedict VII. in einem Schreiben an den französischen Clerus
(Hansitz 1. c. fol. 214.) bezeugt, in eine Einöde verwan-
delt, und das Christenthum fast gänzlich vernichtet. Erst gegen
das Ende des 10. Jahrhundertes erhohlte sich das Land allge-
mach wieder, und durch die Sorgfalt der bayrischen Bischöfe
ward es wieder bevölkert, und das Christenthum aufs neue
verbreitet. Hier halten wir die Bemerkung nicht überflüssig ,
daß der um die österreichische Kirche sehr verdiente heil. Bischof
8t
Wolfgang von Regensburg einer alten Tradition zufolge auch
in der Gegend von Kremsmünster sich aufgehalten habe / wo-
selbst noch in spateren Zeiten eine Kirche zu seiner Ehre erbaut
ward; wie auch/ daß eine der ersten wiederhergestellten Kir-
chen am kleinen Ertaph - Flusse im V. O. W. W. von ihm ge-
weiht ward/ und den Nahmen Steinerkirchen erhielt.
Aber auch die hiesige Pfarre ist nicht viel jünger/ und be-
steht/ wie sich aus der Uebereinstimmung der noch von jenen
Zeiten bekannten Gränzen der alten Pfarre Petenbach und
der im Jahre 1070 errichteten Pfarre Thalheim ergibt/ we-
nigstens schon seit der Mitte des 11. Jahrhundertes.
Laut eines vom Jahre 1266 bestehenden Verzeichnisses der
hiesigen Pfarrgranzen/ erstreckten sich selbe auf folgende ange-
gebenen Standpuncte: a. Vom Einflüsse des Alben-Flusses in
die Traun (oberhalb dem Schlosse Pernau) längs demselben
aufwärts bis Teuerwang (derzeit in der Pfarre Vorchdorf).
d. Von hier bis Chromos (jetzt Crämäs nächst dem Pired in
der Pfarre Eberstallzell) / und von da gerade auf dem Aiter-
Bach (unfern der Fuchsleiten an der Gränze der Pfarre Pe-
tenbach und Ried), e. Längs dem Aiter- Bache abwärts bis
Tanecc (wahrscheinlich bey der zur hiesigen Pfarre gehörigen
Guggenmühlö/ oder etwas weiter einwärts bey Thaling oder
Thalern an der Gränze der Pfarre Steinhaus), à. Von hier
bis in das Urtal (Urthal/ vermuthlich die allgemeine Bezeich-
nung mehrerer kleinen Thäler bey ihrem erweiterten Ausgange
in die Ebene/ oder gegen das Rinnsal des bedeutenderen Flus-
ses/ vide Weißkirchen), e. Vom Urthate wieder einwärts
durch Wilbolz (vielleicht Hütden an den Gränzen zwischen Fi-
schelheim und Steinhaus) in den untern Hart (der untere
Hart ein ansehnlicher Wald zwischen Steinerkirchen und Stein-
haus/ der sich ehemahls noch viel weiter bis in die Traun hin
erstreckte)/ und bis zum Wassergraben (fossa aquosa, derzeit
kaum mehr zu bestimmen/ wenn es nicht etwa das kleine Dam-
bächlein an der Gränze von Steinhaus ist). 5. Vom Wasser-
graben wieder auf den Aiter-Bache/ und vom selben abwärts bis
F
82
zu dessen Eintritte in die Traun (nächst der zur Pfarre Thal-
heim gehörigen Kirche im Schauers-Berge). A. Von der Traun
aufwärts/ bis wieder zum Einflüsse des Alben-Flusses in
dieselbe. Aus diesen erhellet der weite Umfang des ursprüng-
lichen Pfarrbezirkes/ welcher nicht nur die beyden jetzt selbst-
ständigen Pfarren Fischelheim und Eberstallzell ganz/ sondern
auch noch einen Theil der Pfarre Vorchdorf/ Thalheim und
der neu errichteten Pfarre Steinhaus in sich begriff. Dermah-
ten erstreckt sich selber der Länge nach auf il/A, der Brette
nach auf 1 Stunde/ er enthält 20 Ortschaften mit Z08 Hau-
sern/ und eine Seelenzaht von beynahe 1800 / worunter 6
Akatholiken sind. Seine Gränzen sind gegen Aufgang die Pfar-
ren Steinhaus und zum Theile Ried/ gegen Mittag Ried
und Eberstallzell/ gegen Abend Eberstallzell und zum Theile
Wibmsbach/ gegen Norden Wibmsbach und Fischelheim. —
Die Lage dieser Pfarre/ auf wohlbebauten Anhöhen und in
schönen Wiesthälern längs dem mit Mühlen und Häusern zahl-
reich umgebenen Alben-Fluffe/ dem Peten-/ Heisch- und
Aitet-Bache/ ist sehr angenehm / der Boden fruchtbar an Ge-
treide aller Art/ an schönen Obst und Gehölze/ die Pfarrbe-
w^hner gute/ arbeitsame Leute/ deren vorzüglichster Nahrungs-
zcheig im Ackerbaue und in der Viehzucht besteht.
Das eben nicht ansehnliche Pfarrdorf Steinerkirchen liegt
zum Theile auf einer Anhöhe/ zum Theile aber in der Ebene
des vom Peten-Bache gebildeten Thales/ zunächst an derCym-
mercial-Straße von Lambach über Wibmsbach nach Krems-
münster/ vom ersteren Orte l1/,, von Wibmsbach i, von
Kremsmünster 2% Stunden entfernt. Auf einem beträchtlichen
Hügel ob dem Dorfe erhebt sich mit der freyen Umsicht über
die Gegend die große und massive Pfarrkirche des heit. Mar-
tins/ mit ihrem hohen und soliden Glockenthurme. Dieses ge-
räumige/ ganz aus Quaderstücken aufgeführte Gebäude ward
vom Abte Jacob Teufelkofer im Jahre i43g vollendet/ und
in der Folgezeit durch einige Zusätze erweitert. Das Innere
derselben ist im neueren Geschmacke verschönert. Der gegen-
85
wärtige Hochaltar zierte ehemahls die aufgehobene Minoriten-
Kirche in Wels/ die beyden Seitenaltäre aber hat/ wie den
erneuerten Chor und mehrere kostbare Kirchen - Paramente/
der gegenwärtige Pfarrherr, Günther Hofmann / größten
Theils aus eigenen Kosten geschmackvoll hergestellt. Bis zum
Jahre 1764 bestand zunächst an der Kirche auch eine der selig-
sten Jungfrau vom Berge Carmel geweihte Capelle mit einer
im Jahre 1664 errichteten Bruderschaft des heit. Scapuliers;
nach Aufhebung der letzteren ward auch diese Capelle gesperrt/
und in letzteren Zeiten in einen Fruchtboden umgestaltet. Die
Kirche beging ehemahls das Fest ihrer Einweihung am Tage
des heil. Veits, welcher nebst der heit. Catharina hier als
Patronus Secundarius verehrt wird; die Capelle aber am
Feste der Verkündigung Mariä.
Zunächst der Kirche, und mit dieser durch einen bedeckten
Gang verbunden, steht der nach alterArt solid erbaute, aber
minder regelmäßige Pfarrhof mit der in einem daranstoßenden
Tracte befindlichen Wohnung der Cooperatoren. Dieser bildet
mit den weitläufigen Oekonomie - Gebäuden einen geräumigen
Hof, an welchen sich ein großer ganz mit Mauern umgebener
Obst- und Küchengarten anschließt. Hier war von jeher die
Wohnung der hiesigen Seelsorger, welche bis zum Jahre i655
Weltpriester waren. Abt Anton Wolsradt, nachmahliger Fürst-
bischof von Wien, vollendete die von seinem Vorgeher, dem
Abte Alexander I., im Jahre 1606 hier angefangenen Pfarr-
gebäude, stellte den gegenwärtigen Pfarrhof, laut der ob dem
Eingänge befindlichen Aufschrift, im Jahre 1616 ganz von
neuem her, und bestellte diese Pfarre im Jahre i653 zuerst
mit einem Seelsorger aus dem Stiftsmittel, aus welchem P.
Petrus Kuhn, vorher Stifts-Prior, der Erste war. Auch die
nächst dem Pfarrhofe gelegene alte Pfarrschule verdankt ihm
ihre bessere Lage, seinen Nachfolgern, den Aebten Placidus
und Alexander HI., ihre Erweiterung und bequemere Ein-
richtung ; dermahlen wird selbe von mehr als 160 Kindern
besucht.
F 2
84
Ehedem gehörten zur hiesigen Mutterkirche auch die bey-
den Kirchen des heil. Apostel Petri zu Fischelheim, welche
schon seit dem Jahre 1266 ihren eigenen Seelsorger hat/ und
die de^ heil. Ulrichs zu Eberstallzell/ welche im Jahre 1700
zur eigenen Pfarre erhoben ward. Die Verweser beyder Kir-
chen hatten seit der Mitte des 17. bis gegen das Ende des 18.
Jahrhundertes ihre Wohnung und Kost im hiesigen Pfarrhofe.
Außer diesen bestand bis zum Jahre 1809 auch eine in dem
zur Pfarre gehörigen Schlosse Atmegg befindliche/ dem heit.
Märtyrer Erasmo geweihte Schloß-Capelle/ mit einem eigenen
Beneficio/ welches die Gebrüder Stephan/ Hans und Pile-
grin/ Söhne (wahrscheinlicher Enkel) des Edlen Jesse Sach-
sens von Almegg mit Einwilligung des Vogtherrn Abtes Wolf-
gang I. zu Kremsmünster im Jahre *497 gestiftet haben. Als
aber in der Folge die protestantischen Besitzer dieses Schlosses
diese Capelle nebst dem Beneficio einzogen/ und deren Er-
tragnisse zu profanen Zwecken verwendeten/ betrieb bemeldeter
Äbt Anton bey Kaiser Ferdinand II. im Jahre 1627 die Zu-
rückstellung derselben/ und vereinigte dieses Beneficium auf
immer mit der Pfarre Steinerkirchen. — Das Coemeterium
besteht zunächst an der Kirche und enthält außer jenen der
hiesigen Seelsorger keine merkwürdigen Grabstätten. In der
Kirche zunächst dem rechten Seitenaltare zeigen sich die Wap-
penschilde einiger alt ausgestorbenen Geschlechter mit folgendem
Beysatze der Todesjahre: i5ii/ Georg Sachs zu Allmegg/
i524 Vincenz Schaller zu Brandhof/ 1529 Georg Zeller zu
Zellersreith/ und Rosina dessen Hausfrau.
Von geistlichen Alterthümern/ merkwürdigen Stiftun-
gen rc. ist hier nichts weiteres befindlich. Unter den Wohlthä-
tern des Gotteshauses stehen zuerst die Aebte zu Kremsmün-
ster. Die Einkünfte eines hiesigen Pfarrherrn bestehen nebst
der gebräuchlichen Stole/ in einer beträchtlichen Oekonomie,
und den ergiebigen Zehenten der Pfarren Steinerkirchen/ Fi-
schelheim/ und Eberstallzell.
Ueber die früheren Schicksale und Ereignisse dieser Gegend
85
können wir im Allgemeinen nur noch dieß bemerken. In den
frühesten Zeiten war hier ein großer, nur durch einige Wie-
sen und Sümpfe unterbrochener Wald, in welchem ein zahl-
reicher Wildstand, insbesondere aber viele Eber waren, von
welchen ein Theil der Gegend auch den Nahmen Eberstall er-
hielt. Diese Gegend (Eporestal) übergab Herzog Thassilo II.
laut dem Stiftbriefe vom Jahre 777 dem Kloster Kremsmün-
ster zur beliebigen Beurbarung, dessen Mönche theils selbst,
theils durch herbeygezogene Cotonisten die Waldung lichteten,
und vieles Ackerland gewannen. Der Witdstand ward hierdurch
immer mehr eingeschränkt, und insbesondere das Schwarzwild
gänzlich ausgerottet; dagegen nahm die Viehzucht beträchtlich
überhand. Wahrend des im io. Jahrhunderte eingerissenen
anarchischen Zustandes des Stiftes, fielen die meisten seiner
hiesigen Güter in die Hände der Grafen von Wels und Lam-
bach, von welchen ein Graf Arnold um das Jahr 992 einen
Theil derselben wieder zurückstellte, worunter das Riut
(wahrscheinlich das heutige Räth in der Pfarre Eberstallzell)
der obere Hart, (ein ansehnliches Gehölze zwischen hier
und Kremsmünster) ein Wald beyTheuerwang (Tur-
dina,) unb der Ort Stockham (Ober- und Unter-
Stockham, zwey Dörfer, von welchen ersteres in der Pfarre
Eberstallzcll, letzteres in hiesiger Pfarre liegt) nahmentlich
angeführt werden. (Confer. Pacbmayr 1. c. fl. 36 und
Kurz Beyträge zur Geschichte des Landes ob der Enns II. Thl.
Diplom. Lambac. N. I. pag. 432). Die übrigen Stifts-
güter blieben bey der Grafschaft Wels, von welchen Adalbero
Bischof von Würzburg dem von seinem Vater gestifteten,
und von ihm den Benedictinern eingeräumten Kloster Lambach
im Jahre 1088 einen großen Wald am Aiter-Bache (Etirwald)
schenkte. Noch der Zeit zählt die Herrschaft Burg-Wels hier
sehr viele und bedeutende Unterthanen. — Als Pfarre wird
Steinerkirchen zuerst in der Bestätigungsbulle Papstes Ale-
xander III. im Jahre 1179 (Parochiam Steineehirichen,
cum omni decima et filialibus suis Celle et Vischen-
86
haim, et caeterís capellis suis) und eben so auch in der
fast gleichlautenden Bulle Papstes Jnnocenz IV. vom Jahre
1248 (Parochialem ecclesiam Sti. Martini, in loco,
qui cTicitur Steineinchirichen, cum St. Petri in Vi-
schenhaim, et St. Udalrici in Gelle capellis ab eadem
ecclesia dependentibus, decimis et omnibus pertinen-
dis earundem) nahmentlich angeführt, wobey wir bemer-
ken, daß unter den caeteris capellis in ersterer Bulle wohl
keine anderen, als die des heil. Georgs im Schauerthale,
derzeit eine Filiale von Fischelheim, und die der seligsten
Jungfrau im Schauersberge, gegenwärtig zur Pfarre That-
heim gehörig, verstanden werden dürften. Zufolge deS Ra-
tionarii des Abtes Fridrichs I. vom Jahre 1299 wird Stei-
nerkirchen gleich der Pfarre Vorchdorf angesetzt (Stainchiri-
chen coenam et prandium debet) sonst aber immer für
die erste Pfarre geachtet. Während des 16. Jahrhundertes
hatte die Reformation LutherL auch hier mehrere Anhänger,
und hierunter besonders die Herren Hohenfelder zu Atmegg zu
eifrigen Beschützern gewonnen, mit welchen die hiesigen
Pfarrherrn, und die Aebte zu Kremsmünster in'große Strei-
tigkeiten geriethen. Doch der Eifer der ersteren, und die stäte
Wachsamkeit der letzteren that derselben einen so wirksamen
Einhalt, daß beydem im Jahre 1626 entstandenen Bauern-
aufruhr auch nicht ein einziger Hausbesitzer der hiesigen
Pfarre sich an die Rebellen anschloß, in dem sechs Jahre
hierauf erfolgten, und von dem Schwedenkönige Gustav
Adolph begünstigten Aufstande aber schlossen sich hiesige Pfarr-
bewohner einmüthig an die getreue Bauerschaft an, bezogen
unter der Anführung des Hofrichters von Kremsmünster zu
Atmegg ein verschanztes Lager, und verwehrten kräftig jenen
Rebellen den Uebergang über den Alben-Ftuß. — Im hiesigen
Pfarrhofe nahm auch her seiner Würde, im Jahre 1644, ent-
setzte, und durch 25 Jahre von seinem Nachfolger im Stifte
streng bewachte Abt Bonifaz Regele, mit Bewilligung Abtes
Ehrenbert II. seinen endlichen Aufenthalt, und starb daselbst
8?
als Senior des Stiftes im Jahre 1676. — In letzteren Zei-
ten hat Steinerkirchen bey den dreymahligen Einfallen der
Franzosen vor anderen Gegenden viele Drangsale erduldet.
Von dem zur Pfarre gehörigen Schlosse Atmegg führen
wir noch Folgendes aus Hohenecks Genealogie, und aus
unsern Jahrbüchern an:
Almegg oder Albeneck hat seinen Nahmen von dem Al-
ben-Flusse, ob welchen das sehr alte, unregelmäßige, und
ziemlich baufällige Schloßgebäude auf einem steilen Hügel
liegt, und wenn schon selbst keinen schönen Anblick gewährt,
doch der schönsten Aussicht in das Alben-Thal, über die
Traun, und in die fernen Gebirge genießt. Die Erbauer
dieser Veste sind unbekannt; die erste Meldung aber findet
sich hiervon bey Bernhard dem Noriker, nach dessen Zeug-
nisse Abt Manegold zu Kremsmünster um das Jahr 1196
nebst mehreren andern Gütern auch das Schloß Atmegg
(castrum Albeck) erkaufte, und dem Stifte zutheilte.
Im Jahre i36o besaß selbes der Edle Wolf von Achleiten,
und wies selbes seiner Gemahlinn Elisabeth Geymannin zum
Heirathsgute an. — Zehn Jahre später, wird in einer
Schenkungsurkunde der edlen Frau Ursula von Walsee,
Witwe des Edlen Gundackers von Polheim, eines Fräu-
leins Gertraud Zellerin von Almegg gedacht, welche eine
Braut des Edlen Conrads von Mayen- oder Mayerhaus
war. — Im Jahre 1Z97 war im Besitze dieser Herrschaft
der Edle Jeffe Sachs von Atmegg, welcher noch im Jahre-
1466 lebte, und ein beynahe loojähriges Alter erreichte. Des-
sen nächste Erben, Stephan, Hans und Pilegrin stifteten im
Jahre 1497 das hiesige Beneficium. Der letzte dieses adeli-
gen Geschlechtes, Herr Georg Sachs von Atmegg starb im
Jahre i5n. Nach ihm besaß diese Herrschaft der Edle Georg
Zeller von Zellersreith, mit welchem sein edler Stamm im
Jahre 1629 erlosch. Dessen hinterlassene Witwe Frau Nosina
geborne von Albrechtshaim, übertrug diesen ihren Witwensitz
auf ihres Bruders, Wolfens Albrechtshaimers zu Wösen,
88
Tochter, Fraulein Esther, mit welcher es der Edle Achaz Ho-
henfelder im Jahre erheirathete. Bey dessen, seit dem
Jahre 1647 gräflicher Familie verblieb Almegg bis auf daS
Jahr^8og, von welcher Zeit es gleich vielen andern adeli-
gen Gütern sein Schicksal in den Handen mehrerer Speculan-
ten wechselte.
Die hiesigen Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher gehet»
bis zum Jahre i65o zurück. Urbarien finden sich von den Jah-
ren 1628, i656, 1660, 1708. Außer einer Handzeichnung
des hiesigen Pfarrbezirkes, ist weder von der Kirche, noch
von dem Pfarrhofe eine Abbildung vorhanden.
Diese Nachrichten sind größtentheils aus den bekannten
Stiftsannalen, und einigen handschriftlichen Dokumenten er-
hoben, und damit verglichen worden.
Der alte Wallfahrtsort, und die neu-
errichtete Local-Marre Adelwang.
delwang / ein alter berühmter Wallfahrtsort, und
eine neu errichtete Local - Pfarre, im Districts-Commiffariate
Feyereck, unter der Vogtey und dem Patronate des Stiftes
Kremsmünster, im Decanate Steyer. Der Ort hat seinen
Nahmen von einem alten edlen Geschlechte der Herren von
Adelwang, deren Stammschloß vormahls hier bestand, und
von welchen ein Heinrich von Adelwang schon am Anfange des
i3. Jahrhundertes in einem vom Herzoge Leopold dem Glor-
reichen dem Stifte Seckau ertheilten Bestätigungsbriefe
(actum apud Admundiam anno i2o2) wie auch bey ei-
nem Lehenstausche des Hochstistes Passau im Jahre 1206 als
Zeuge angeführt wird.
Der Ursprung der hiesigen Kirche und des Wallfahrtsortes
liegt im Dunkel; wahrscheinlich wurde das alte Schloß Adel-
wang von den letzten Sprossen jener Familie/ oder nach der-
selben Absterben in eine Capelle umgestaltet, und zur Ehre
der seligsten Jungfrau eingeweiht, wohin dann seit dem 14.
Jahrhunderte schon häufige Wallfahrten geschahen.
Der Gegenstand andächtiger Verehrung ist eine nur 3-/,
Fuß hohe und bey 3 Fuß breite Statue der schmerzhaften Got-
tesmutter mit dem Leichname ihres göttlichen Sohnes im
Schooße. Diese ist aus einer steinartigen Materie künstlich
verfertigt, und obgleich einige Mahle gebrochen, doch wieder
gänzlich hergestellt, und zum Ueberflusse noch mit Farben über-
mahlt worden. Als Urheber derselben wird insgemein der heil.
Thiemo, Erzbischof von Salzburg, angegeben, welcher in der
Kunst des Steingusses wohl erfahren war, und von dessen
Hand man noch in mehreren Klöstern, als zu Nieder-Altaich
in Bayern, woselbst er sich zur Regel des heit. Benedicts be-
kannte, zu St. Peter in Salzburg, wo er im Jahre 1079
Abt ward, und zu Admont in Steyermark, wohin er sich vor
der Verfolgung Kaisers Heinrich IV. und seines Gegners
Berchtholds geflüchtet hatte, wie auch an anderen Orten,
mehrere derley Bildnisse aufbewahrt. Schon das persönliche
Ansehen dieses frommen Mannes (er war ein geborner Graf
von Medlingen, und seit dem Jahre 1090 Erzbischof zu Salz-
burg), noch mehr seine vielen Leiden und erduldeten schweren
Mißhandlungen, am meisten aber sein im Morgenlande auf
einem im Jahre 1101 unternommenen Kreuzzuge erfolgter
Märtyrtod, erwarben demselben eine allgemeine Verehrung,
welche selbst auf die geschätzten Werke seiner Kunst überging,
von welchen der Glaube seines Zeitalters vieles Wunderthätige
erwartete, und die nächstfolgenden Jahrhunderts noch mehre-
res erzählten. (Von diesem Heiligen wird in der kirchlichen
Topographie vom Stifte St. Peter in Salzburg Seite 98—
101 ausführlich gehandelt.)
Ob der heil. Thiemo selbst, die nun hier befindliche Sta-
tue, während seines Aufenthaltes auf dem Berge Kulm und
in den benachbarten Alpen, oder auf seiner Durchreise in das
9°
Hers. Land dem Kloster zum Andenken hinterließ, wie Pach-
mayer vermuthet/ oder ob dieselbe/ nach der Meinung des
. Verfassers einer handschriftlichen Geschichte dieses Wallfahrts-
ortes) zuerst ein Eigenthum der Herren von Adelwang war/
und erst nach deren Abgänge sammt der da bestehenden Capelle
an das Stift Kremsmünster gelangte / ist ungewiß.
Als im i3. Jahrhunderte die Züge nach Palastina der vielen
Beschwerlichkeiten/ großen Gefahren/ und insbesondere des durch
so viele unglückliche Erfolge gedampften Enthusiasmus wegen/
immer mehr abnahmen/ dabey aber doch die Wallfahrten als vor-
zügliche Andachtsmittel/ immer sehr beliebt waren/ suchte man
die frommen Triebe auf eine minder gefährliche und weniger kost-
spielige Weise zu befriedigen/ und zog zu verschiedenen/ ihres
Alters/ ihrer Reliquien/ Bilder oder anderer Umstände wegen/
berühmten Kirchen; weßwegen dertey Züge insgemein Kirch-
fahrten genannt wurden. Unter diesen im Lande sich immer
mehrenden Andachtsörtern ist Adelwang eines der ersten/ von
welchem schon im Jahre 1404 urkundliche Meldung geschieht;
nähmlich in einem Stiftbriefe Wilhelms von Rohr / Burgpfle-
gers zu Steyev/ zur Kirche des heit. Georgs in Pfarrkirchen/
welchem zufolge aus viermonathlichen Messen auch eine zu
U. l. Fr. in Adelpöring gelesen werden soll.
Papst Eugen IV. ertheilte zum Besten der Capelle in Adel-
wang im Jahre i43i einen Jndulgenz - Brief/ woraus man
zugleich ersieht/ daß selbe damahls schon lange bestanden habe/
und von Pilgern zahlreich besucht worden sey. Um diese Zeit
sah sich Abt Jacob genöthigt/ diese Capelle zu erneuern und
ansehnlich zu erweitern/ von welchem das noch bestehende im
gothischen Style erbaute Presbyterium und der massive Glo-
ckenthurm herrühren. Von da bis gegen die Mitte des 16.
Jahrhundertes dauerten die Wallfahrten ungehindert fort;
als aber Luthers Reformation auch in dieser Gegend vielen
Eingang fand/ wurden dieselben immer seltener/ die Kirche
kam allgemach in Verfall/ und zuletzt gerieth selbst das Gna-
denbild in gänzlichen Verlust. Da jedoch mit dem Anfange des
17. Jahrhundertes die Katholiken wieder die Oberhand er-
9l
hielten/ wurde auch die hiesige sehr baufällige Kirche wieder
ausgebessert/ und eine neue Statue der seligsten Jungfrau
mit dem Christus-Kinde im Arme auf dem Altare errichtet.—
Nun fand sich aber auch das alte Gnadenbitd wieder'/ und
zwar nicht weit vom Altare , auf der Evangelien - Seite in
einem Ameisenhaufen/ wohin es, Wan weiß nicht/ ob durch
Freundes - oder Feindesland, verborgen worden war. Dieses
wurde nun um das Jahr 1622 zuerst an dem Orte/ wo eS
wieder gefunden ward/ auf einer kleinen Säule, dann unter
einem Fenster-gewölbe, zuletzt aber auf dem Hochaltare selbst
feyerlich aufgestellt/ und unter dem/ vom frommen Landvolke/
obschon nicht anständigen/ beygelegten Nahmen: U. l. Fr.
am Ameishaufen/ sehr andächtig verehrt.
Die vielen/ den Geist der Zeit athmenden Erzählungen
von den hier/ durch die Fürbitte der seligsten Jungfrau/ ge-
schehenen Wundern/ ein/ unterhalb der Kirche befindlicher
Brunnen, der insgemein der heit. Brunnen genannt, schon
von langer Zeit, seiner heilsamen Kräfte wegen, gerühmt
ward, vorzüglich aber eine im Jahre 1679 allgemein herr-
schende verderbliche Seuche, welche die meisten übrigen Gna-
denorte unzugänglich machte, diesen aber vorzüglich verschonte,
beförderten die Wallfahrten hierher ungemein.
Die bald hierauf erfolgte Gefahr eines Türken - Einfalles,
unb die glücklich erfolgte Befreyung von jenem Besorgnisse,
entflammte die Andacht der Bewohner Oesterreichs so sehr, daß
hier allein in einem Jahre über 40,000 Communicanten ge-
zählt wurden. Besonders gab die im Jahre 1718 im Lande
verbreitete Pest Gelegenheit zu vielen Verlöbnissen und jähr-
lichen Prozessionen aus der ganzen Umgegend nach Adelwang.
Unter den vielen Wallfahrtszügen zur hiesigen Kirche ist
jedoch nur jener der Pfarrbewohner von Viechtwang, am
Sonntage nach Bartholomäi, insgemein der Stabel-Kirch-
tag, von den weißen Stäben genannt, mit welchen alle ohne
Unterschied einzogen, merkwürdig, und hat seinen Grund in
der Standhaftigkeit jener Gemeinde, welche zur Zeit des ärg-
sten Bedrängniffes der katholischen Religion durch den prote-
92
stantischen Adel sich einmüthig dahin verband, eher mit dem
Bettelstäbe auszuziehen, als von dem Glauben ihrer frommen
Voraltern abzufallen.
So früh indessen Adelwang als Wallfahrtsort erscheint,
so spat finden wir daselbst einen eigens stabilirten Priester, in-
dem selbe immer unter der Leitung der Mutterkirche zu Pfarr-
kirchen stand, und auch von den dortigen Seelsorgern verse-
hen wurde. Abt Placidus stellte zuerst im Jahre i654 einen
Priester aus dem Stiftsmittel dahin, und erbaute zu diesem
Ende zunächst der Kirche das sogenannte Beneficiaten- nun
Krämerhaus, wie auch den obern Meierhof daselbst. Abt Eh-
renbert II. vermehrte die Zahl der Geistlichen im Jahre i68c»
aufdrey, welchen er im Jahre 1700 noch den vierten beyfügte,
und erbaute das Pönitentiar-Haus (den gegenwärtigen Pfarr-
hos) im Jahre 1699 vom Grunde aus. Von dieser Zeit bestand
hier eine Pönitentiarie, unter der Aufsicht eines Superior
und 3 Geistlichen, welchen zur Sommerszeit und an den Frauen-
festen noch einige Stiftsglieder Hülfe leisteten, bis zum Jahre
1765. — Von da an aber ward Adelwang, nachdem vorher
durch landesfürstliche Verordnung die Wallfahrten eingestellt,
und die Pönitentiarie aufgehoben worden, zur selbstständigen
Local-Pfarre bestellt.
Als solche erhielt sie ihren Pfarrsprengel größten Theils
von jenem der Mutterkirche, und wurde mit einigen Häusern
der Pfarre Waldneukirchen gerundet. Der Pfarrbezirk gränzt
gegen Aufgang an die Pfarren Waldneukirchen, gegen Mit-
tag an Grünberg, gegen Abend an Nußbach und Pfarrkirchen,
gegen Norden an Pfarrkirchen; er enthält 3 Ortschaften mit
i33 Häusern' und eine Seetenzahl von mehr als 900. Die
hiesige Gegend am Füße des Gebirges ist nicht ohne Abwechs-
lung, aber sehr einsam, und besteht zum Theile aus waldigen
Anhöhen und sumpfigen Ebenen, zum Theile aber auch aus
wohlbebautem, doch minder erträglichen Ackerlande und meh-
reren schönen Wiesen zunächst dem Sulzbache. Ackerbau, noch
mehr aber Viehzucht und Holzverschleiß machen die vorzüglich-
93
sten Nahrungszweige der gutmüthigen und sehr arbeitsamen
Pfarrbewohner aus.
Das Pfarrdorf besteht aus wenigen/ eben nicht besonders
ansehnlichen Häusern/ wovon Wirth/ Backer und Müller/ zu-
nächst der Kirche/ die ansehnlichsten sind/ und ihren Erwerb
vorzüglich den noch immer beträchtlichen Wallfahrten verdan-
ken. Die Kirche selbst zum Theile auf einer Anhöhe/ ist mit
einer Mauer umgeben. Ihr Vordertheit sammt dem Thurme
ist alt; das Schiff der Kirche aber vom Abte Ehrenbert II. im
neueren Style aufgeführt. Das Innere derselben ist im treue-
ren Geschmacke mit einem Hochaltars und zween Seitenal-
tären / einer Kanzel und vorzüglich guten Orgel ausgeziert.
Auf dem Hochaltars befindet sich die Statue der seligsten Jung-
frau/ unter einem im Jahre 171g aufgerichteten/ und'mit
einem gewöhnlichen Kreuz-Partikel eingelegten Kreuze. Die
später angebaute Sacristey hat schöne Kirchen -Paramente,
und vormahls fanden sich hier auch mehrere kostbare Kirchen-
gefäße. Das Fest der Kirchweihe ward hier jederzeit am zwey-
ten Sonntage im October gefeyert. Dieser Tag sowohl/ als
der nächst vorgehende und nachfolgende Sonntag wurden ehe-
dem/ der auf selbe verliehenen Ablässe wegen / besonders ge-
heiliget/ undmoch heut zu Tage findet sich an den Vorabenden
derselben/ den sogenannten goldenen Samstagnächten/ vieles
Volk bey der Kirche ein. Das Coemeterium besteht außer-
dem Dorfe.
Der Pfarrhof liegt eine kleine Viertelstunde von der Kirche
entfernt; ihm gegenüber ist der dazu gehörige Meierhof mit
seinen Gründen/ beyde Gebäude sind mehr bequem als schön.
Das von 108 Kindern besuchte Schulhaus ist zunächst der
Kirche- woselbst auch der Schullehrer'/ zugleich Meßner/ seine
Wohnung hat.
Die Einkünfte eines hiesigen Pfarrherrn bestehen größten
Theils in eigener Oekonomie/ einem sehr geringen Zehente/
und einigen minder bedeutenden Opfern. Die Tauf-/ Trau-
und Sterbebücher gehen nur bis zum Jahre 1788 zurück. Außer
einem im Jahre i663 gedruckten Adelwangerischen Gnaden-
94
büchlem, einer handschriftlich aufbewahrten Geschichte der hier
geschehenen Wunder, und einem solchen Communicanten-Buche
vom Jahre 1690 findet sich kein weiteres Urbar bey dieser
Pfavre vor. Vorstellungen vom dasigen Gnadenbilde sind sehr
viele/ und verschiedene/ von der Kirche jedoch nur eine Hand-
zeichnung vorhanden.
Dieser Bericht ist/ außer den bekannten Annalisten des
Stiftes Kremsmünster/ vorzüglich aus schriftlichen Urkunden
entnommen / und damit verglichen worden.
Die Pfarre Hall.
Hall, eine kleine neu errichtete Pfarre, im Distrikts-
Commissariate der ehedem landesfürstlichen/ derzeit fürstlich
Trautmannsdorff'schen Pfandherrschaft Hall/ unter der Vogtey
und dem Patronate des Stiftes Kremsmünster/ im Decanate
Steyer.
Bis zum Jahre 1^65 war die hiesige der heil. Margareth
geweihte Kirche immer nur eine Filiale der auf eine Viertel-
stunde von hier entlegenen alten und ansehnlichen Mutter-
pfarre des heil. Georgs in der Hofmarch Pfarrkirchen; seit
jener Zeit aber besteht sie als eine selbstständige Local-Pfarre
mit einem größten Theils von jener entnommenen Sprengel/
welcher noch durch einige Hauser von der Pfarre Waldneukir-
chen erweitert und gerundet ward. — Der Pfarrbezirk er-
streckt sich der Lange'nach auf i, der Breite nach auf eine
halbe Stunde/ und hat gegen Aufgang die Pfarren Sirning
und Waldneukirchen / gegen Mittag und Abend Pfarrkirchen/
gegen Norden Rohr zur Gränze; er enthält nicht mehr als 2
Ortschaften mit i63 Häusern/ und einer Seelenzahl von 1160/
worunter 20 Akatholiken sind.
95
Die Lage von Hall, größten Theils auf fruchtbaren Hü-
geln/ zwischen welchen kleine Bäche durch schöne Thalwiesen
hinfließen/ an denen sich mehrere Mühlen befinden / ist frucht-
bar und angenehm. — Ackerbau und Viehzucht sind daher
auch hier der ansehnlichste Nahrungszweig der biederen und
sehr fleißigen Pfarrbewohner.
Der gewerbsame/ aus 120 Häusern bestehende/ wohler-
baute Markt liegt auf einer freyen Anhöhe ob dem Sulzbache/
zunächst an der Post- und Commercial-Straße von Wels nach
Steyer, von ersterer Stadt bey 3'/,., von letzterer 3 Stun-
den entfernt. Das hier bestehende fürstl. Trautmannsdorffsche
Schloß ward um das Jahr 1645 aus einem vorher bürgerlichen
Hause erbaut; es ist sehr einfach mit einem großen Garten
umgeben/ und noch dermahlen dem Markte als Grundobrig-
keit unterthänig. — Die am westlichen Ende des Marktes be-
findliche Pfarrkirche ist klein/ unansehnlich, und sammt ihrem
erst neuerlich erhöhten und mit einer Uhr versehenen Thürm-
chen im gothischen Style erbaut, die Sacristey aber erst spä-
ter derselben beygefügt worden. Die innere Einrichtung ist im
neueren Geschmacke, und seit dem Jahre 1609, in welchem
die Kirche, wie der ganze Ort, durch den feindlichen Einfall
vieles erlitten hatte, besitzt dieselbe eine gute Orgel. Vormahls
feyerte diese Kirche, welche in den älteren Urkunden immer
nur die Capelle der heit. Margareth am Anger genannt wird,
ihre Einweihung jährlich am zweyten Sonntage nach Ostern.
Obgleich diese Pfarre, sowohl ihrem Umfange, als der See-
lenzahl nach, nur Einen Seelsorger erfordert, so macht doch
der zu enge Raum der Kirche einen gedoppelten Gottesdienst
nothwendig, welcher auch an Sonn- und Feyertagen nach
verschiedenen Zeitverhältniffen bald durch einen stabilen Prie-
ster, bald aber mittelst Excursión von dem benachbarten
Stifte jederzeit bestellt wird.
Der Kirche gegenüber befindet sich der bequeme und rein-
liche Pfarrhof mit einem kleinen Hausgärtchen, welcher sammt
der daranstoßenden, von 170 Kindern besuchten Pfarrschule
und der Wohnung des Schullehrers vom Abte Ehnnbert HI.
96
im Jahre 1785 vom Grunde erbaut ward. Die ehedem schon
hier bestandene Marktschule war/ laut des Stiftbriefes von
Herrn Caspar Müllwanger zu Grub/ im Jahre i4g3 erbaut/
und d'km hiesigen Markte als Grundobrigkeit untergeben / bis
zum Jahre i656, in welchem selbe an den Pfarrherrn zu
Pfarrkirchen / Laurentius Veer, gegen die beständige Verbind-
lichkeit der Erhaltung und Bestellung abgetreten und überge-
ben wurde. Das Loemeteriuni besteht erst seit Errichtung
der Pfarre außerhalb des Marktes/ und enthalt keine merk-
würdigen Grabstellen. — Da die hiesigen Pfarrzehenten theils
von dem Stifte Kremsmünster/ theils von den Pfarrherren
zu Pfarrkirchen und Waldneukirchen erhoben werden/ so be-
zieht ein Pfarrer zu Hall/ außer einigen vom Stifte zugetheil-
ten Deputaten an Holz/ Wein und Getreide/ bloß trockene
Einkünfte.
Ueber den Ursprung, die frühere Geschichte und die wei-
teren Schicksale dieses Ortes und der dasigen Kirche können
wir nur noch Folgendes mit Verlässigkeit angeben.
Der Nahme Hall/ welcher die ganze Gegend bezeichnete,
hat seinen Ursprung einem kleinen/ kaum eine Viertelstunde
von hier jenseits und zunächst dem Sulzbache gelegenen Salz-
brunnen zu verdanken/ welcher vormahls viel reichhaltiger/
schon frühzeitig bekannt/ und von den Bewohnern der Umge-
gend häufig benützt worden war/ seit dem 14. Jahrhunderte
aber immer mehr in Verfall kam/ und gegenwärtig nur sehr
geringhaltig/ als Kröpfe heilend/ noch gebraucht wird.
Schon im 6. Jahrhunderte kommt eine Salzpfanne am
Sulzbache vor/ welche der bayrische Herzog Thaffilo II. dem
von ihm im Jahre 777 gestifteten Kloster Kremsmünster mit
3 Personen/ welche daselbst das Salz kochen/ zum Eigenthume
anwies. Aber auch in mehreren andern Urkunden des besagten
Stiftes wird der Nahme Hall bestimmt angeführt. Heinrich
der Löwe/ Herzog der Sachsen und Bayern/ bestätigte dem
Abte Ulrich III. im Jahre 1174 alle von seinem Vater und
Großvater dem Kloster ertheilten Schenkungen, worunter
eine Hube zu Hall genannt wird. Eben so kommt in den Be-
97
stätigungsbullen der Päpste Alexander III. im Jahre 1179 und
Jnnocenz IV. im Jahre 1246 Ecclesia parochialis in
Halle, und Ecclesia Set. Georgii in Halle, vor.
WaS die Entstehung des hiesigen landesfürstlichett Mark-
tes betrifft/ so läßt sich aus Mangel der schon frühzeitig in
Verlust gerathenen Urkunden nichts Gewisses angeben.Wahr-
scheinlich bestand derselbe schon unter der Herrschaft der alten
Marchgrafen von Steyer/ welche diese Gegend schon seit dem
Ende des 10. Jahrhundertes sammt dem ganzen Districte zwi-
schen den Flüssen Enns und Krems in ne hatten/ und von de-
nen dieselbe erst im Jahre 1192 an die Herzoge von Oesterreich
gelangte. Die älteste hierüber bestehende Urkunde ist vom Kai-
ser Maximilian I. im Jahre i5oo/ worin derselbe bezeugt/
daß hiesiger Markt ehevor von dem Herzoge Albert III. im
Jahre 1882 und Albert IV. im Jahre 1469/ gleich den übri-
gen landesfürstlichen Städten und Märkte»/ Schutz- und
Freyheitsbriefe erhalten habe, welche/ weil sie durch Unfälle
verloren gegangen waren/ hier wörtlich mit angeführt/ und
aufs neue bekräftiget werden. — Auf wiederholtes Ansuchen
der Bürger von Hall wurden diese Privilegien von den nach-
folgenden Kaiser»/ als von Maximilian II. anno i565/ Ru-
dolph II. i58i/ Mathias 1610/ Ferdinand II. 1629/ Fer-
dinand III. 1644/ Leopold I. i66o/ Joseph I. 1706 re. / jedes-
mahl bestätiget/ wobey in der vom Kaiser Joseph I. ertheilten
Confirmation noch insbesondere der Verdienste erwähnt wird/
welche sich eine hiesige Bürgerschaft durch gehorsam willige
Dienste zur Zeit des französisch-bayrischen Einfalles und mit-
hülfiger Vertheidigung des Vaterlandes erworben chat. — Bis
zum Jahre 1644 war demnach Hall immer unter der Burg-
grafschaft Steyer mit einbegriffen/ wie dieß sowohl aus den
hier vorftndigen Urkunde»/ als auch aus dem Fragmente eines
libri ceusualisDynastiae Styrensis bey Rauch Scpt. Rrm*
Austr. Tom. II. fol. 455 erhellet. Im besagten Jahre aber
ward Hatt von jener Burggrafschaft getrennt/ und als eigene
Herrschaft mit der Vogtey über den landesfürstlichen Markt
und die benachbarte Pfarre Waldneukirchen vom Kaiser Fer-
G
98
dinand ili. berti/ wegen seiner Unterhandlungen bey dem west-
phälischen Frieden nachmahls so berühmt gewordenen Grafen
Maximilian von Trautmannsdorff gegen eine der Hofkammer
dargélehnte Summe von i/25/Ooo Gulden pfandweise mit
allen eigenthümlichen Rechten übergeben/ seit welcher Zeit
dieselbe auch bey diesem/ nun fürstlichen Hause verblieb.
Die Zeit der Erbauung der hiesigen Kirche ist so wie ihre
Urheber unbekannt. Aus den Urkunden des Marktes Hall er-
gibt sich indessen so viel/ daß selbe wenigstens nicht jünger als
derselbe sey/ indem unter dessen ältesten Privilegien auch das:
an allen Kirchtagen und zur Kirchweihe bey der Capelle auf
dem Anger Freyung aufzurichten/ und von einer Vesper-Zeit
zur andern in und außen- Markt zu halten/ mit aufgezählt
wird.
Die vorzüglichsten Wohlthäter dieser Kirche waren die ed-
len Herren derzeit Grafen von Sinzendorf/ welche zu ver-
schiedenen Zeiten sich durch beträchtliche Stiftungen um selbe
verdient gemacht haben. Schon im Jahre 1401 legte Herr
Fridrich/ ein Sohn Conrads von Sinzendorf/ Pfarrer zu
St. Georgen am Pbbs-Felde/ (laut der Urkunde Ludwigs
Grafen von Sinzendorf vom Jahre 1678) durch Vermächtniß
mehrerer Güter zur hiesigen Kirche/ den Grund zu einem eige-
nen Beneficium/ welches dessen Bruder/ Hans von Sinzen-
dorf/ nach einigen Beirrungen mit Bernhard Lueger/ dem
Pfarrherrn zu Pfarrkirchen / im Jahre i4o5 noch erweiterte/
und dessen Verhältnisse zur Mutterpfarre/ wie auch die Ob-
liegenheiten eines jeweiligen BenesiciateN/ genauer bestimmte.
Im Jahre 1422 stiftete Herr Hans/ ein Sohn Wolfhards
Sinzendorfer zu Achleiten/ zur St. Margarethen-Capelle
zu Hall am Anger eine ewige Messe/ auf den Montag vor-
dem Perchten - (Epiphaniae-) Tage. Als mit dem Ende des
16. Jahrhundertes die Reformation auch in hiesiger Gegend/
besonders durch Unterstützung des benachbarten Adels/ einge-
führt wurde/ gewann selbe durch den Eifer der Lutherischen
Prediger in kurzer Zeit so viele Anhänger/ daß hier sowohl/
als in Pfarrkirchen/ der katholische Gottesdienst längere Zeit
99
ganz unterblieb/ und Alles zu den Verkündigern der neuen
Lehre überging. Joan. Christoph Debschitz, ein Priester aus
der Diöcese Meißen/ und vom Jahre 1618—1623 katholi-
scher Pfarrer zu Pfarrkirchen/ machte in einem alten Tauf-
buche zum Jahre 1622 die Bemerkung: Hic insans est pri-
mus, quem Hallenses , toto quatriennio, huc ad bapti-
zandum deportarunt, et ne liunc quidem bue dépor-
tassent, si Praedicans Gruebensis domi fuisset, prob
Deum! Obgleich noch im Jahre i582 das hiesige Beneftcium
durch die Zugabe von 12 Viertel Weinbergen zu Strazendorf,
unfern von Krems/ von dem edlen Herrn Hansen, einem
Sohne Leonhards von Sinzendorf zu Goggitsch/ verbessert
wurde/ so waren doch während jener trübseligen Zeiten dessen
Erträgnisse so gering geworden/ daß nach der durch Kaiser
Ferdinand Ik. wieder hergestellten Religions-Ruhe dieselben
nicht mehr hinlänglich waren/ einen Capellan zu erhalten.
Kremsmünster sah sich daher als geistliche Ober-Jnspection ge-
nöthigt/ jene Stiftung mit Bewilligung des Ordinariates zu
Passau auf Eine wöchentliche Messe in hiesiger Capelle einzu-
schränken^ dann später derselben auch noch an Sonn - und
Feyertagen eine Messe in der Mutterkirche beyzufügen, bis
endlich im Jahre 1676 Ludwig Georg Graf von Sinzendorf,
um diese alte Familien - Stiftung im vollen Ansehen zu erhal-
ten, selbe durch die Zugabe von 2000 Gulden (zuerst auf seine
Herrschaft Peuerbach, dann auf Walpersdorf verschrieben) er-
gänzte, und sich mit dem Abte Ehrenbert II. und dem Con-
vente zu Kremsmünster über die gegenseitigen Verbindlichkei-
ten verglich. Dieses Beneficium genießt für beständig ein je-
weiliger Pfarrherr zu Pfarrkirchen.
Die Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher gehen bis zum
Anfange der Pfarre zurück; außer diesen sind keine weiteren
Documente, noch ein Urbarium vorhanden. Abbildungen der
Kirche und des Pfarrhofes sind keine, vom letztern jedoch der
Grundriß aufbewahrt.
Diese Nachrichten sind theils aus den gedruckten Jahrbü-
chern des Stiftes, theils aus den schriftlichen Urkunden des
G à
100
hiesigen Marktes und dem Urbario der Pfarre Pfarrkirchen
erhoben, und damit verglichen worden.
Die Pfarre Pfarrkirchen.
Pfarrkirchen, eine alte und ansehnliche^ Pfarre, im
Districts - Commissariate Feyereck/ unter der Vogtey und dem
Patronate des Stiftes Kremsmünster/ im Decanate Steyer.
In den früheren Urkunden wird diese Pfarre insgemein
nur die Kirche des heit. Georgs oder die Pfarrkirche in Hall
genannt; erst von der Zeit/ als Hall nicht mehr die ganze
Umgegend/ sondern ausschtüssig nur den auf eine kleine Vier-
telstunde entfernten landesfürstlichen Markt bezeichnet/ ward
die hiesige Hofmarch zum Unterschiede/ und weil sich daselbst
die alte Pfarrkirche befindet/ Pfarrkirchen nächst Hall genannt.
Weder von der Erbauung der Kirche/ noch von dem Alter
der Pfarre laßt sich etwas Bestimmtes angeben. Daß hier schon
um die Mitte des 6. Jahrhundertes eine Kirche am Sulzbache
bestanden habe/ erhellet aus dem Stiftbriefe d es Klosters Krems-
münster / welchem Herzog Thaffilo II. im Jahre 777 dieselbe
mit allen ihren Ertragnissen schenkte. Ob aber diese Kirche
die gegenwärtige des heit. Georgs/ oder/ wie ein alter Codex
des Stiftes bemerket/ die vormahls unfern des Sulzbaches
gelegene, seit dem Jahre 1766 abgebrochene Kirche des heit.
Nicolaus (eine Filiale von Waldneukirchen) sey/ darüber läßt
sich nichr mehr entscheiden.
Der ehemahlige Pfarrbezirk war sehr bedeutend/ und er-
streckte sich über den größten Theil der seit dem Jahre 178b
selbstständigen Local-Pfarren Hall und Adelwang/ von wel-
chen ersteren5/ letztere i34 Hauser von der Mutterpfarre
erhielt. Derzeit hat derselbe gegen Aufgang die Pfarren Wald-
101
neukirchen und Adelwang, gegen Mittag Nußbach und Wart-
berg, gegen Abend Kremsmünster, gegen Norden Rohr und
Hall zur Gränze; er erstreckt sich der Lange und Breite nach
nicht über i‘/2 Stunde, und begreift in allem 5 Ortschaften
mit 255 Hausern, und einer Seelenzahl von i5oo, worun-
ter 4° Akatholiken sind.
Obgleich die Lage dieser Pfarre nichts Ausgezeichnetes hat,
so ist selbe doch angenehm, gesund und fruchtbar. Obstreiche
Hügel, wohlbebaute Felder und futterreiche Wiesen machen
den Ackerbau, die Viehzucht und den Verkauf des Mostes
zum vorzüglichsten Nahrungszweige der gutmüthigen und arbeit-
samen Pfarrbewohner. Das auf einer Anhöhe ob dem Sulz- %
bache gelegene Pfarrdorf besteht aus wenigen nicht ansehnli-
chen Häusern, unter welchen sich die schöne große Pfarrkirche
mit ihrem hohen, mit Kupfer gedeckten Thurme besonders vor-
theilhaft ausnimmt. Diese, ursprünglich im gothischen Style
aufgeführte Kirche wurde vom Abte Placidus im Jahre i658
gänzlich erneuert, welcher auch den Thurm erhöhte, und sel-
ben mit einer Uhr und größeren Glocke versah. Unter dem
Abte Alexander III. im Jahre 174? ward die Kirche auf bey?
den Seiten erweitert, und von innen mit 5 neuen Altären,
einer neuen Kanzel, Orgel und schönen Fresco-Gemählden
verziert. Abt Berthold III. aber bereicherte dieselbe im Jahre
1765 mit einer großen Glocke und mehreren kostbaren Kirchen-
geräthen. Diese Kirche feyerte an dem Festtage ihres Patrons,
des heil. Georgs, auch ehedem jährlich das Gedächtniß
ihrer Einweihung. Vormahls befand sich hier eine Reliquie
von dem Blute unseres Heilandes, welche aber aus Man-
gel authentischer Beweise, in neueren Zeiten beseitiget
ward.
Zunächst der Kirche liegt der bequeme Pfarrhof mit der in
einem Seitengeschoffe befindlichen Wohnung des Cooperators,
und ist sammt seinen Oekonomie - Gebäuden von Obst- und
Küchengärren umgeben. Die früheste Wohnung der hiesigen
Seelsorger soll weiter von der Kirche entfernt, unweit des
Schlosses Mühlgrub bestanden haben, und erst später hierher
iö2
verlegt worden seyn. Aber auch hier blieb selbe lange noch
ärmlich mit Stroh gedeckt und hölzernen Planken umgeben,
bis endlich Abt Placidus im Jahre 1649 den Pfarrhof fast vom
Gründe erbaute, und auch den Garten mit einer Mauer um-
fing; worauf die nachfolgenden Pfarrherren aus dem Stifts-
mittel denselben immer mehr erweiterten und verschönerten.—
Die der Kirche gegenüber befindliche alte Pfarrschule ist ein
Lehen des Stiftes Kremsmünster; das gegenwärtige geräumige
Schulgebäude ward im Jahre 1766 von dem hier gebürtigen
Abte Berthold III. vom neuen erbaut, und wird von i3c>
Kindern besucht.
Ehemahls zählte die Mutterkirche des heil. Georgs 4 Fi-
lialen, welche zuerst in einem Stiftbriefe Wilhelms von Rohr,
Burgpflegers zu Steyer, im Jahre 1404 nahmentlich ange-
führt werden. Von diesen bestehen die Kirche U. l. Fr. zu y
Adelpöring oder Adelwang, und die Capelle der heil. Marga-
retha zu Hall auf dem Anger derzeit als Local-Pfarren, die
Kirche des heil. Andreas im Weissenbache, deren Ursprung un-
bekannt ist, ward im Jahre 1786 abgebrochen, und nur die
Kirche des heil. Blasius in Prüherswang ist dermahlen noch
übrig. Diese im gothischen Style erbaute Kirche liegt % Stun-
den nordöstlich entfernt, und ist im Nothfalle zur Aushülfe
dreyer Pfarren geeignet.. Der Ursprung derselben wird einer
allgemeinen verheerenden Seuche zugeschrieben, und demnach
wurde sie sehr wahrscheinlich um das Jahr 1846 ex voto er-
baut. Abt Ehrenbert II. erneuerte dieselbe im Jahre 1684,
und ließ den Fußboden mit Steinen pflastern. Diese Kirche
feyerte das Fest ihrer Weihe ehemahls am Sonntage vor Mi-
chaelis, an welchem Tage hier auch ein beträchtlicher Markt
gehalten wurde; weil aber bey selben öfters Unordnungen und
verschiedene Ausschweifungen vorfielen, so ward derselbe,
nach Uebereinkunft des Pfarrherrn zu Pfarrkirchen und des
Magistrates in Hall, nach letzteren Ort verlegt, woselbst
er noch gegenwärtig am Michaelis-Tage gehalten wird.
Das Ooemeterium ist an der Kirche, und enthält keine
ausgezeichneten Begräbnisse; wohl aber sind in der Kirche
io3
selbst mehrere Personen vom Adel beygesetzt/ deren Familien
hier durch Stiftungen und Vermächtnisse sich sehr wohlthä-
tig bewiesen haben. Aus der Familie der Herren Müllwan-
ger/ Besitzer des Schlosses Grub/ welches nach ihnen Müll-
grub genannt ward, liegt hier: Herr Caspar Müllwanger
der ältere/ gestorben im Jahre i/fio, und auch sehr wahr-
scheinlich Herr Caspar Müllwanger der jüngere mit seiner
Gemahlinn Dorothea Waitzendorferinn begraben; letzterer
Bildnisse und Wapen waren vordem mit der Jahreszahl
i4go an einem Kirchenfenster zu sehen. Von diesem Ge-
schlechte stiftete Herr Tiburz Müllwanger zu Wolfstein einen
ewigen Jahrtag zur hiesigen Kirche/ und schenkte im Jahre
i5i8 zur U. l. Fr. Bruderschaft zwey Wiesen in der Pfarre
Waldneukirchen / welche in der Folgezeit von der Herrschaft
Müllgrub wieder eingelöst wurden. — Aus der Familie der
Herren von Sinzendorf/ welche sich durch die Stiftung und
Verbesserung des Beneficiums Ln Hall um hiesige Pfarre
sehr verdient gemacht hat (vicle Hall)/ ward im Jahre
i56o Fräulein Sophie/ gestorben zu Feyereck im i8. Jahre
ihres Lebens/ hier beygesetzt. — Aus der Familie Kqtzia-
ner, Inhaber der Herrschaft Müllgrub/ haben Herr Wolf-
gang Jacob Freyherr von Katzianer/ gestorben im Jahre
i63o, und dessen Gattinn Elisabeth/ geborne Fenzel/ ge-
storben im Jahre i65o/ die Stifter eines ewigen Jahrta-
ges/ hier ihre Ruhestätte; auch ward zufolge eines im Ur-
bario angeführten Epitaphii ein edles Fräulein/ Euphe-
mia Flußhartinn/ welche bey ihrem Leben die Kirche mit
vielen Wohlthaten beehrte/ hier beerdigt. Außer diesen und
anderen Gutthätern erkennt diese Kirche die Aebte zu Krems-
münster als ihre vorzüglichsten Wohlthäter.
Die Einkünfte eines hiesigen Pfarrherrn bestehe«/ außer
der gemeinen Stole/ einer Sammlung und eigenen Oeko-
nomie/ vorzüglich in dem beständigen Genusse des Benefi-
ciums zu Hall und der hiesigen Pfarrzehente / von welchen
jedoch auch das Stift einen Theil bezieht/ und nach den
Kasten zu Kremseck abführt.
Von den weiteren Ereignissen dieser Pfarre bemerken
wir nur so viel: Pfarrkirchen bestand von jeher unter dem
Patronate des Stiftes Hremsmünster, wie dieß sowohl aus
den Bestätigungsbullen der Päpste Alexander III. vom Jahre
1179 und Jnnocenz IV. vom Jahre 1248, als aus dem
Hationario des Abtes Fridrich I. vom Jahre 1299 erhel-
let/ in welchem letzteren der Dienst der Kirche zu Hall auf
I talentum denariorum ad BiLliothecam ad custo-
diara XXX denarios angesetzt wird. Auch übten die dor-
tigen Aebte zu allen Zeiten das Prasentations- Recht/ und
hey vorfallenden Irrungen und Streitigkeiten das Amt eines
Schiedsrichters aus. So war Abt Stephan Schiedsrichter
in einem Streite, welcher sich nach dem Jahre 1400 zwi-
schen dem Edlen Hans Sinzendorfer und einem hiesigen
Pfarrer, Bernhard Lueger, des zu errichtenden Beneficiums
zu Hall wegen, erhob. Abt Jacob aber bewirkte, daß ein
langwieriger Streit zwischen dem hiesigen Pfarrer und der
Gemeinde, wegen der Theilung des bey der Kirche und ih-
ren Filialen eingehenden Opfers, zuletzt im Jahre i43o
durch einen Spruchbrief Herzogs Albert V. und Leonhards,
Bischof zu Passau, entschieden wurde.
Die Vogtey dieser Kirche kam jedoch erst im 17. Jahr-
hunderts an das Stift, nachdem selbe vom 10. Jahrhun-
derte an bey der Herrschaft Steyer bestanden hatte, und
von Seite der dortigen Burgpfleger und Burggrafen oft
der Kirche sehr beschwerlich siel. Abt Alexander I. soll, Ret-
tenpacher und dem hiesigen Urbano zufolge, die Kirche im
Jahre 1606 zuerst von aller schirmvögtlichen Verbindlichkeit
befreyt haben; die hierüber bestehende Urkunde ist aber erst
unter dem Abte Anton Molfradt im Jahre 1622 ausge-
fertiget.
Als gegen das Ende des 16. Jahrhundertes die Refor-
mation Luthers in dieser Gegend unter dem Schutze des
protestantischen Adels allgemein überhand nahm, in den
Schlössern Müllgrub und Feyereck sich Prediger der neuen
Lehre festsetzten, und der Mangel an katholischen Priestern
io5
immer fühlbarer ward, gerieth die hiesige Pfarre in eine sehr
bedrängte Lage. Längere Zeit ward kein katholischer Gottes-
dienst gehalten. Die Urkunden wurden verlogen, die Stiftun-
gen geriethen in Vergessenheit, die Kirchengüter kamen in
fremde Hände rc., woraus in der Folge viele Unordnung und
langwierige Prozesse entstanden. So war die älteste bekannte
Stiftung des Bades zu Hall und einer dazu gehörigen Wiese,
welche ein Marquard Arbeither mit seinen Geschwistern im
Jahre iZ^L hiesiger Kirche zu einem Seelgeräthe übergab,
lange vergessen, und kam erst nach langwierigem Prozesse wie-
der an dieselbe zurück. Auch gingen von 9 Gütern, welche
obgedachter Wilhelm von Rohr hierher gestiftet hatte, 2 gänz-
lich verloren. Der Ertrag der übrigen aber wurde sehr ver-
mindert, weit die protestantischen Herren von Zelking zu Leon-
stein sich die Robath- und andere Dienste derselben zueigneten,
um welcher willen die hiesigen Pfarrer mit jenen Herren und
ihren Nachfolgern, den Grafen von Salburg, in einem lan-
gen Streite begriffen waren. Von den hier bestandenen
Lutherischen Prediger finden wir keinen nahmentlich aufge-
zeichnet. Der Prediger in Müllgrub wohnte im Jägerhause
nächst dem Schlosse, wo noch das Chronographien: DeVs
leCVJVI erlt, das Jahr der Erbauung bezeichnet. Von die-
sem finden wir in einem alten Taufbuche bemerkt, daß er aus
allen proscribirten Predigern zuletzt das Land verlassen habe.
Ueber die beyden zur Pfarre gehörigen Schlösser Müllgrub
und Feyereck bemerken wir, größten Theils aus Freyherr»/
v. Hohenecks Genealogie, Folgendes:
Grub oder Müllgrub, ein Schloß mit einem Bräuhause
eine Viertelstunde von hiergegen Adelwang entlegen, erscheint
zuerst als ein Lehen des Stiftes Kremsmünster, womit Abt
Fridrich II. im Jahre 1Z29 einen Herrn Conrad von Asperg
belehnte. Mit dessen Enkels, Wolfgang von Asperg, Tochter
Barbara erheirathete dasselbe im Jahre 1416 Hans Müll-
wanger, dessen Geschlecht es über 100 Jahre besaß. Nach die-
sem bis zum Jahre 1601 hatten es die Herren Puchner inne,
von welchen es an die Herren Fenzel, mit Hans Fenzels Toch-
io6
ter Elisabeth aber an obbemeldeten Freyherrn Wolf Jacob
von Ka^ianer gelangte. Von dessen Sohne Sigmund Ferdi-
nand erkaufte selbes Abt Nivard I. von Schlierbach/ der es
seineñl Stifte für immer einverleibte.
Feyereck/ ein schönes Schloß auf einer freyen Anhöhe/ eine
Viertelstunde von hiergegen Kremsmünster entlegen; dasselbe
gehörte im 14. Jahrhunderte dem edlen Geschlechte der An-
han.ger/ welches den Genealogisten zufolge von einem Dietmar
herstammen soll/ welcher sich im Jahre 1189 bey der Belage-
rung von Jkonium unter Kaiser Fridrich I. durch die bekannte
Begebenheit mit dem Bundschuhe besonders auszeichnete/ und
von ihm den Adel und mehrere Güter erhielt. Im Jahre 1406
erheirathete mit Barbara Anhangerinn, einer Tochter Helm-
hard des Anhängers/ Herr Eberhard Sinzendorfer diese Herr-
schaft/ bey dessen Familie sie bis zum Jahre i56o verblieb/ in
welchem selbe Herr Caspar Wiellinger durch Herrath der Wit-
we Herrn Leopolds des Sinzendorfer/ Dorothea PinderinN/
an sich brachte. Mit dem Anfange des 17. Jahrhunderts kam
Feyereck durch Kauf an Herrn Hans Fenzel, und mit dessen
Tochter Dorothea an Herrn Georg Schütter von Klingenberg/
von welchem dieselbe im Jahre i63i Herr Andreas Prüden-
tills/ Probst zu Spital am Pirn, erkaufte/ und seinem Stifte
einverleibte. Mit der Auflösung dieses Collegiat-Stiftes und
Uebertragung an die Benedictiner des ehemahls fürstl. Stif-
tes St. Blasn im Schwarzwalde/ gelangte auch diese Herr-
schaft im Jahre 1607 an dieselben; als aber diese nach drey
Jahren nach St. Paul in Kärnthen versetzt wurden/ ward
sie von dem Landesfürsten an den bürgl. Handelsmann Herrn
Franz Plank käuflich abgegeben.
Noch können wir hier die kleine/ ehedem lange mit der
Herrschaft Achleiten verbundene Herrschaft Hohenberg anfüh-
ren/ deren vormahls hier bestandenes und auf % Stunden
nördlich entferntes Schloß schon seit längerer Zeit ganz abge-
brochen ist. Seit dem Jahre i5i5 wechselten im Besitze des-
selben die Herren Förster/ — i532 die Herren von.Hacket-
berg / — lögo Herr Nimrod von Kötnböck/ — Herr
107
Jacob von Grienthal, — 162g die Herren von Kirchbaum,
— 1676 Herr Johann Mathias Kästner von Sigismunds-
lust/ — 1692 die Herren Grafen von Thun, von welchen
es im Jahre i8i5 in die Hände eines Speculanten gen'eth.
Die ältesten Taufdücher dieser Pfarre gehen bis zum Jahre
1645, Trau - und Sterbebücher aber nicht so weit zurück. —
Von Urbarien besteht hier ein von dem Pfarrer Laurentius
Veer im Jahre 164g angefangenes, und von dessen späterem
Nachfolger, Roman Eberstaller, fleisiig erweitertes und fort-
gesetztes Verzeichnis; der zur Pfarre gehörigen Urkunden. Ab-
bildungen der Kirche und des Pfarrhofes sind nirgends vor-
handen. Pfarrer aus dem Stiftsmittel sind seit dem Jahre
1645 eilf hier vorgestanden.
Diese Nachrichten sind zum Theile aus den gedruckten
Stifts-Jahrbüchern, theils aus handschriftlichen Urkunden
erhoben, und damit verglichen worden.
Die Pfarre Rohr.
9tohr, unter diesen Nahmen bestehen zwey kleine Kirchen
in der Nähe des Stiftes Kremsmünster, welche beyde ehedem
Filiale der alten Pfarrkirche am Kirchberge, der vormahligen
Ortspfarre von Kremsmünster, waren, und rücksichtlich ihrer
Lage unfern des Krems-Flusses Ober - und Nieder- oder Un-
ter - Rohr genannt werden.
Nieder-Rohr ist seit dem Jahre 1788 eine selbstständige
Lecal-Pfarre, im Districts-Commissariate, unter der Vogtey,
und dem Patronate des Stiftes Kremsmünster, im Decanate
Steyr. Der hiesige Pfarrbezirk wurde von den Pfarren
Kirchberg und Kematen zu gleichen Theilen entnommen, er-
streckt sich der Länge nach auf eine. der Breite nach, auf eine
io8
halbe Stunde, und wird gegen Aufgang von den Pfarren
Thanstetten und Sirning, gegen Mittag von Hall und Pfarr-
kirchen/ gegen Abend von Kremsmünster/ gegen Norden von
Kematen begränzt. Er enthalt in allen 4 Ortschaften mit 618
Seelen, worunter i5 Akatholiken sind.
Die Lage von Rohr zum Theile in der fruchtbaren Ebene
des schönen Krems-Thales, zum Theile aber auf wohlbebau-
ten obstreichen Hügeln/ zunächst dem seiner köstlichen Krebse
wegen gerühmten/ aber oft sehr ungestümen Sulzbache/ ist
angenehm/ und für den Ackerbau und die Viehzucht/ die vor-
züglichsten Nahrungszweige dieser Gegend/ besonders geeignet.
Die Bewohner dieser Pfarre / arbeitsame und biedere Leute/
zeichnen sich vorzüglich durch ihre Gutmüthigkeit aus.
Das Pfarrdorf selbst ist unansehnlich/ und besteht aus we-
nigen/ meistens zerstreuten Häusern. Die der seligsten Jung-
frau geweihte Pfarrkirche, ist ein, seiner Anlage nach altes,
durch neuere Zusätze und Verbesserungen modernisirtes Ge-
bäude, welches vom Abte Placidus im Jahre 1660 erweitert
ward, und welchem Abt Ehrenbert II. im Jahre 1674, einen
neuen Glocken thurm beyfügte. In den frühesten Zeiten war
diese Kirche dem heit. Apostel Bartholomäus gewidmet, wie
dieß sowohl aus der Uebergabsurkunde, als aus der Bestä-
tigungsbullePapstsJnnocenz I V. vom Jahre 1248 erhellet. —
In einem alten Kirchenbuche heißt sie auch die Kirche des heit.
Nicolaus, wahrscheinlich weil dieserHeilige hier als Patronus
seeundarius verehrt wurde. Wann dieselbe der seligsten
Jungfrau geweiht wurde, läßt sich nicht genau angeben; das
Fest der Einweihung aber ward vordem jährlich am 4. Sonn-
tage nach Pfingsten gefeyert.
Die Lage dieser Kirche auf einem abgerundeten, ringsher
mit einem veralteten größten Theils ausgetrockneten Wasser-
graben umgebenen Hügel, zeugt noch von dem ehemahligen
Bestände eines Schlosses an dieser Stelle, von welchem je-
doch außer dem bezeichnenden Nahmen Burgstall, und einer
in der Nähe befindlichen Hofmühte keine weiteren Spuren
mehr vorhanden sind.
Unfern der Kirche auf einer kleinen Anhöhe liegt
quemere Pfarrhof, welcher sammt der mit ihm unter einem
Dache vereinigten und von 90 Kindern besuchten Pfar
vom Abte Ehrenbert III. im Jahre 1785 größten
den Ueberbteibsetn des benachbarten, nun gänzlich abgebroche-
nen Schlosses Hähenberg erbaut wurde, und einer lieblichen
Aussicht über das Kremsthal, und auf das, nur eine Stunde
gegen Abend entlegene Stift' genießt. — Als Filiale gehört
das/ eine kleine halbe Stund- westlich an der
Straße von Wels nach Steyer gelegene Kirchlein d
Petrus zu Ober-Rohr hierher. Ein altes sammt seinen Thürm-
chen ganz aus Quaderstücken aufgeführtes Gebäude/ an des-
sen Eingang ein Stein, mit dem Bildnisse eines Löwen, das
Jahr 1490 als das der Erbauung, oder vielmehr nur der Er-
neuerung angibt. Auch an dieser Capelle hat sich die Fürsorge
der Aebte zu Kremsmünster durch mannigfaltige Verbesserun-
gen sehr wohlthätig bewiesen. Die Feyer der Einweihung be-
ging dieselbe vordem jährlich am 6. Sonntage
Das unfern der Pfarrkirche befindliche
wurde im Jahre 1785 auf einem von der Gemeinde erkauften
Platze errichtet, und von dem damahligen Stifts-Prior, Rai-
mund Joly, feyerlich eingeweiht. Außer zweyen nicht benedi-
cirten Haus-Capellen befinden sich weiter keine geistlichen Ge-
bäude in hiesiger Pfarre. — Da die hiesigen Pfarrzehenten
von dem Stifte Kremsmünster bezogen werden, so bezieht ein
jeweiliger Pfarrer in Rohr auch nur von dorther seinen
terhalt, welcher, außer einem kleinen Hausgarten, dem
nusse einer Wiese zu Ober-Rohr und einigen Deputaten an
Getreide, Wein und Holz, ganz aus trockenen Einkünften
besteht.
Ueber die älteste Geschichte dieser beyden
Stifter läßt sich nur wenig Verläßliches sagen.
Weder die Zeit der Erbauung, noch der Nahme
bauer läßt sich urkundlich nachweisen, in
gewiß, daß beyde Kirchen schon am Anfange
hundertes bestanden, und die edlen Herren von Rohr zu ihren
110
Urhebern haben. Dieses uralt bayrische Geschlecht/ welches die
altern Genealogen aus dem 11. Jahrhunderte/ und zwar von
dem seiner 32 Söhne wegen berühmte«/ und deßhalb so oft
angezogenen Grafen Babo von Abensberg abstammen lassen /
hatte sowohl in dem eigentlichen Bayer«/ als auch im Lande
ob und unter der Enns sehr ansehnliche Besitzungen/ und hat
seinen Nahmen durch mehrere Stiftungen in vielen Urkunden
verewigt. Schon am Ende des i2!. Jahrhundertes stiftete Mag-
nus von Rohr mit seiner Gemahlinn Irmengard zu Ehren
der seligsten Jungfrau das regulirte Chorherrn-Stift zu Rohr
im Bisthume Regensburg/ und wurde sammt selber dort be-
graben. Deren Sohn Albert oder Adelbert aber vollendete diese
Stiftung/ da er nach dem frühzeitigen Tode seiner Gattinn
selbst hier das Ordenskleid anzog/ und dem Kloster im Jahre
ii33 seine Grafschaft Rohr, (im vormahligen Pfleggericht
Abensberg) in Gegenwart Bischofs Heinrich von Regensburg
und vielen edlen Zeugen feyerlich schenkte. Aber auch hier be-
stand vormahls ein Schloß ihres Nahmens/ welches Probst
Mayr in seiner Geschichte der Stadt Braunau für den Stamm-
sitz der seinem Stifte Ranshofen so wohlgewogenen Herren v.
Rohr hätt. Von diesen hatte im Jahre n38 ein edler Frid-
rich von Rohr dem Kloster des heit. Pankraz zu Ranshofen/
in welchem sich sein Sohn Gott geweiht/ und Mehrere seiner
Familie ihre Grabstätte erwählt hatte«/ mehrere Güter und
die beyden Capellen zu Ober- und Nieder-Rohr geschenkt.
Im Jahre n5o ging Probst Manegold von Ranshofen mit
dem Abte Albert von Kremsmünster einen Vertrag ein/ ver-
mög welchem Letzterer besagte Capellen in der Nähe seines
Stiftes übernehmen/daselbst den Gottesdienst durch Kloster-
brüder besorgen / dafür aber einen in der Pfarre Wartberg ge-
legenen/ bisher nach Ranshofen gehörigen Meierhofzur Dienst-
erstattung überkommen sollte. Seit jener Zeit verblieben beyde
Kirchlein immer bey dem Stifte/ und wurden durch viele Jahre
von einem eigenen Stiftsgeistlichen versehen. — Die mit die-
sen Capellen zugleich oder schon früher dem Stifte Ranshofen
übergebenen Güter/ welche ein ganzes/ in der Pfarre Rohr
111
und Pfarrkirchen gelegenes Amt (das noch sogenannte Rans-
Hofer-Amt) ausmachen/ kamen jedoch viel später- erst im
Jahre i5o3 an das Stift Kremsmünster/ als in welchem Abt
Georg selbes von dem Probste Blasius käuflich an sich brachte.
Uebrigens führen wir von der alten und ansehnlichen Fa-
milie der edlen Herren von Rohr noch folgendes Merkwür-
dige an:
Otto von Rohr (der ältere) unterfertigte sich als Zeuge in
einer Urkunde Kaiser Conrad III. vom Jahre 1142 / über
eine Schenkung an das Kloster Garsten. Eben derselbe unter-
zeichnete wahrscheinlich auch den BestätigungsbriefHerzogHein-
richs des Löwen an das Kloster Kremsmünster vom Jahre 1174
über die von seinen Vorältern dahin gemachten Schenknisse.
Otto von Rohr (der jüngere) erscheint in dem Bestätigungen
brieft/ welchen Herzog Leopold VII. im Jahre i2o5 dem
Stifte Garsten ertheilte/ als Zeuge. In eben dieser Eigen-
schaft kommt er auch in einem vom Herzoge Ludwig in Bayern
dem Stifte St. Florian im Jahre 1209 übergebenen Stift-
briefe/ und in der dem Stifte Kremsmünster von Leopold dem
Gtorwürdigen im Jahre 1217 ertheilten Befreyungsurkunde
vor. — Eben dieser war es auch/ welcher dem Kloster Kremö-
münster im Jahre 12Ò2 den Leopolds- (jetzt Weingarts-) Hof
in der Pfarre Wartberg zur Seelenruhe seiner Aeltern über-
gab. Hans (Henselius) von Rohr unterschrieb sich in einem
vom Pfalzgrafen Ludwig der Veste Greinburg im Jahre 1264
ertheilten Freyheitsbrie.fe. Im Jahre i54* ward dessen Enkel
Heinrich von Rohr Abt zu Melk.
Ottokar/ Christian und Dietmayr von Rohr (Gebrüder)
unterzeichneten im Jahre i365 den von den Herzogen von
Oesterreich/ Rudolph/ Albert und Leopold/ der neu errichte-
ten Universität zu Wien ertheilten Freyheitsbrief/ nebst vielen
andern adeligen Zeugen. Besagter Ottokar und Dietmayr zo-
gen sich hernach durch ihre Gewaltthätigkeiten den Zorn Her-
zog Alberts HI. zu/ der im Jahre i363 persönlich vor ihre
Veste Leonstein zog/ selbe längere Zeit belagerte/ zuletzt die-
selbe eroberte und zerstörte. Ottokar und Dietmayr retteten
sich durch die Flucht; Letzterer begab sich nach dem Tode seiner
Gemahlinn in das Stift St. Polte«/ und ward daselbst
Probst.
ÄZilhelm von Rohr/ Burgpfleger von Steyer-/ stiftete
mit seiner Gemahlinn zur Kirche des heit. Georg in der Hof-
march Pfarrkirchen zu seiner und seiner Voraltern Seelenruhe
einige Gülten/ und bestätigte im Jahre i4o4 die von seinem
Vater Christian dahin gemachte Stiftung.
Bernhard von Rohr/ ein Chorherr von St. Polten/ ward
Domherr/ Pfarrer/ und zuletzt im Jahre 1466 Erzbischof von
Salzburg; nach einer 14jährigen Regierung/ und vielen/
vom Kaiser Fridrich IV. erlittenen Bedrängnissen resignirte
er zu Wien im Jahre 1462 sein Erzbisthum/ zu Gun-
sten des Johann Vitez/ bisherigen Erzbischofs zu Gran.
— Der Letzte dieses edlen Geschlechtes/ Christoph von Rohr/
Herr auf Ottenstein, starb/ nachdem er zweymahl sich vereh-
lichet hatte/ im Jahre i5i6 kinderlos/ und ward zu Holla-
brunn beerdiget (vide Hoheneck Genealogie Tom. III.
sol. 582 —593.).
Die Tauf-/ Trauungs- und Sterbebücher dieser Pfarre
gehen bis zum Jahre 1765/ die früheren Data müssen.aus
jenen der Pfarren Kirchberg undKematen erhoben werden. Ur-
barien sind keine vorhanden/ so wie außer dem Bauriß und
einer Handzeichnung keine Abbildung des Pfarrhofes und der
Kirche besteht.
Diese Nachrichten sind aus den gedruckten und handschrift-
lichen Jahrbüchern des Stiftes Kremsmünster/ aus Hundii
Metropolis Salisbg., den Monumentis Boj. und meh-
reren älteren Urkunden des Stifts - Archives erhoben/ und
damit verglichen worden.
1i3
Die Pfarre Kematen.
Kematen, in früheren Urkunden Chematen , Camata,
Kematin, auch Kempnater - pliarr genannt/ ist eine sehr
alte und ansehnliche Pfarre/ im Districts - Commissariare
Gschwendt/ unter der Vogtey und dem Patronate des Stif-
tes Kremsmunster/ im Decanate Enns.
Weder die Zeit der Entstehung dieser Pfarre/ noch auch
die Erbauung der Kirche ist bekannt; indessen erhellet aus
allem/ daß selbe sehr alt sey/ und die Kirche, obschon ihr Nahme
erst in Urkunden des 12. Jahrhundertes erscheint, vielleicht
schon in die Zeiten des zuerst in dieser Gegend verbreiteten
Christenthumes zurückfalle. — Schon der Nahme Kematen
deutet auf einen befestigten Ort, auf eine Burg oder ein
Schloß hin, und wirklich soll der gemeinen Meinung nach ein
solches, und zwar schon aus der Römerzeit hier bestanden ha-
ben. So unsicher etymologische Deutungen, und so wenig ver-
lässig derley Meinungen insgemein sind, so fehlt es doch diesen
eben nicht an allen Gründen. In der bekannten Tabula Peu-
tingeriana finden sich nähmlich längst und zunächst dem Krems-
Flusse 4 römische Castelle: Veronianis, Tutastione, Ernolatio
und Gabromagus, nach einander. Da Vetonianis nahe am
Ausflusse der Kremse in die Traun, in die Gegend des jetzigen
Marktes Ebelsberg gesetzt wird, Gabromagus aber am Ur-
sprünge dieses Flusses bey dem heutigen Micheldorf, un-
weit des Marktes Kirchdorf angezeigt ist, so müssen folglich
die beyden andern in dem Zwischenräume von 7—8 Stunden,
und also auch in dieser Gegend gesucht werden. Aus diesem
Grunde glaubt der berühmte Geograph Cluver (Vindelicia
et Noricum fol. 3o.) Ernolatio 2 Stunden von hier, bey
dem gegenwärtigen Markte Hall, und der gelehrte Popowitsch
(Untersuchungen vom Meere pag. XXXII., freylich aber
nur aus etymologischen Gründen) dasselbe in dem auf 3/4 Stun-
den von hier, auf einer Anhöhe ob der Krems gelegenen Schlosse
H
n4
Achleiten, zu finden. So viel ist indessen gewiß, daß diese
Gegend den Römern wohl bekannt war, daß sich die Heer-
und Verbindungsstraße zwischen dem Norico ripensi und
mecTiterraneo von Lorch (Laureacum) bis Bruck an der
Mur^(aä ponrem) hier durchzog, und daß längs derselben
sich mehrere Verschanzungen befanden, von welchen man noch
vor kurzem in dem von hier auf eine kleine halbe Stunde ent-
fernten Dorfe Buri, oder Burg, einige geringe Spuren auf-
gefunden hat.
Demnach wäre also die Vermuthung, daß der noch beste-
hende massive und unförmliche Thurm, und ein Theil der
Hauptmauern der gegenwärtigen Kirche zu Kematen, das
Ueberbleibsel einer römischen Veste sey, und erst in der Fol-
gezeit zu einem Gotteshause umgestaltet wurde, eben so un-
wahrscheinlich nicht; daß aber diese Umstattung auch schon bald,
und lange vor dem 9. Jahrhunderte geschehen seyn müsse, er-
hellet insbesondere daraus, daß der auf eine Stunde entle-
gene, gewiß viel später entstandene, aber schon in Urkunden
des 9^ Jahr hundertes öfters angeführte, auch damahls
schon beträchtliche Ort Neuhofen, bis auf die neuesten Zeiten
immer zur hiesigen Pfarre gehörte, und also Kematen jeder-
zeit als Mutterkirche anerkannte. Der ursprüngliche Pfarrbe-
zirk war demnach auch sehr ansehnlich, und begriff nicht nur
fast die ganze heutige Pfarre Neuhofen, sondern auch einen
beträchtlichen Theil der seit dem Jahre 1786 selbstständigen
Local-Pfarren Rohr und Egendorf in sich. Dermahten er-
streckt sich derselbe der Länge nach auf 13/4, der Breite nach
aber auf 2 Stunden, und hat gegen Aufgang die Pfarren
Thanstetten und Sirning, gegen Mittag Rohr und Krems-
münster, gegen Abend Sipbachzell und Egendorf, gegen Nor-
den Allhamming und Neuhofen zur Gränze. In allem ent-
hält derselbe i3 Ortschaften mit 428 Häusern, und einer See-
lenzahl von mehr als 2800, worunter i5o Akatholiken sind.
Die Gegend um Kematen ist angenehm, der Boden sehr-
erträglich, die Pfarrbewohner sind gute, arbeitsame Leute, deren
vorzüglichster Nahrungszweig im Ackerbau^ in der Viehzucht
ii5
und der Obst - Cultur besteht. Das ansehnliche, gewerbsame
Pfarrdorf liegt auf einer mäßigen Anhohe des fruchtbaren
Krems - Thales, unfern der Kremse, und zunächst der Straße
von Ebelsberg nach Kremsmünster, vom ersteren Orte 3/,,
vom letzteren 1% Stunden entfernt. — Am Ende des Dor-
fes, und zum Theile ob demselben steht die dem heit, Bischöfe
Martin geweihte Pfarrkirche, — Der große ganz aus Stei-
nen erbaute und mit einem Zwickeldache eingedeckte Glocken-
thurm verräth so, wie die Hauptmauern der äußerst unregel-
mäßigen Kirche, ein sehr altes und zu anderen Zwecken be-
stimmtes Gebäude, zu welchem die Gewölbe ob dem Hochal-
täre, die Seiten-Capelle und Sacristey erst viel später bey-
gefügt wurden. Eine unfern der Kanzel befindliche Aufschrift:
Fundatum anno 1490 — Renovatum anno 1646, will
nicht mehr bezeugen, als daß diese Kirche im ersteren Jahre
eine bedeutende Veränderung, im letzteren aber eine Erneue-
rung erlitten habe. Ihre gegenwärtige Verzierung und verbes-
serte Gestalt erhielt selbe unter dem Abte Ehrenbert III. im
Jahre 177$. Das Fest der Einweihung ward ehedem hier jähr-
lich am Sonntage nach St, Jacobi Maj* begangen.
Die zunächst der Kirche gelegene, mehr bequem als schön
erbaute Pfarrwohnung ist sammt ihren Oekonomie- Gebäuden
und Hausgarten mit Mauern umgeben. Wahrscheinlich haben
schon die früherervPlebane hier gewohnt. Die Pfarrherren aus
dem Stiftsmittel aber, deren seit dem Jahre 1662 bereits 11
derselben vorstehen, diese ansehnlich erweitert und verschönert.
— Die schon alte Pfarrschule bestand schon ehedem zunächst
dem Pfarrhofe, wurde aber im Jahre 1786 in das am Ende
des Dorfes an der Straße gelegene, dem Stifte zuständige
Schlößchen Weyer verlegt; als aber dieß im Jahre i8ri nebst
der Herrschaft Piberbach in fremde Hände kam, wurde von
Seite des Stiftes die gegenwärtige neue, von 25o Kindern
besuchte Schule erbaut.
Von Filialkirchen gehörte ehedem die seit dem Jahre ij85
zur selbstständigen Pfarre erhobene Kirche des heit. Apostel
Matthäus zu Neuhofen, sammt der unfern dieses Marktes
H 2
i îG
gelegenen Kirche am Juliana-Berge, und die Capelle des
heil. Leonards im Schlosse Achleiten hierher. Letztere hat wahr-
scheinlich den edlen Wolfhard Sinzendorfer zu ihrem Erbauer,
welcher im Jahre i3g6 vom Papste Bonifaz IX. zum Besten
derselben einen Jndutgenz-Brief erlangte. Im Jahre 1628
stiftete Christoph von Sinzendorf, Domherr zu Salzburg,
einige Gülten zur selben; diese Stiftung aber war rücksichtlich
der zu leistenden Dienste sehr gering, und ging, als die Ca^
pelle im Jahre 1643 durch eine Feuersbrunst zerstört und nicht
mehr aufgebaut wurde, mit derselben gänzlich ein. Ob unter
der im Wiener-Paffauer-Recesse vom Jahre i668beyKema-
ten angeführten Capelle St. Andra die kleinere Schloß-Ca-
pelle zu Achleiten, oder durch Verstoß die seitdem Jahre I786
abgebrochene Kirche am Juliana-Berge verstanden sey, ist
nicht bekannt.
Das Coemeterium wurde erst im Jahre 1817 auf einem
Felde unfern des Pfarrhofes angelegt, und eingeweiht; in dem
vorher an der Kirche bestandenen befinden sich, außerdem eines
edlen Ritters, Hans Sinzendorfer, zu Achleiten, gestorben
im Jahre i5i5, und Dorothea Moserinn, dessen Gemahlinn,
keine merkwürdigen Epitaphia. Unter den vorzüglichsten Wohl-
thätern der hiesigen Kirche steht, nach den Aebten zu Krems-
münster, ein Edler Hans Panhalm von Piberbach, welcher
im Jahre 1423 mit Einwilligung seiner Lehensherren, der
Gebrüder Wolf, Hans und Hartneid von Traun, derselben
die Zehenten zu Gere- oder Geroldsdorf geschenkt, und im
Jahre 1426 noch einige andere Gülten zu einem Seelgeräthe
hierher gestiftet hat.
Vermöge des vom Kaiser Joseph II. im Jahre 1768 ein-
geführten Toleranz-Edictes, ward auch in hiesiger Pfarre
zunächst dem, seit dem Jahre 1785 zur Pfarre Thanstetten
gehörigen Dorfe Schickelberg, ein evangelisches Bethhaus er-
richtet, zu welchem außer den hier und in den benachbarten
Pfarren befindlichen Akatholiken, auch noch mehrere Häuser
unter der Enns in der Gegend von Waidhofen und am Sonn-
tag-Berge gehören, deren Seelenzahs sich auf 4qo beläuft.
lx7
Was die Einkünfte eines hiesigen Pfarrrherrn betrifft/ so be-
stehen selbe außer der gebräuchlichen Stole, einer Sammlung
und eigenen Hauswirthschaft/ in den erträglichen Pfarrzehen-
ten/ von welchen jedoch das Stift einen sehr ansehnlichen Theil
bezieht.
Von den weiteren Verhältnissen und Schicksalen dieser
Pfarre können wir nur noch Folgendes mit einiger Sicherheit
angeben.
Kematen steht seit undenklichen Zeiten unter dem Patro-
nate des Stiftes Kremsmünster/ und seit dem 14. Jahrhun-
derte auch unter der Vogtey desselben. Da die Zeit der Er-
bauung dieser Kirche höchst wahrscheinlich noch über die Stif-
tung des Klosters hinaus reicht/ so war selbe (wenn gleich
keine Meldung davon in der Stiftungs-Urkunde geschieht)
wohl schon in der ersten Dotation desselben mit einbegriffen.
Gegen das Ende des 9. Jahrhundertes erweiterten sich durch
die Freygebigkeit des dem Stifte Kremsmünster ungemein gün-
stigen Kaisers Arnulph die Besitzungen desselben in dieser Ge-
gend noch mehr/ indem derselbe nicht nur dem Abte Burkhard
mehrere Güter zu Papitundorf (jetzt Pällendorf) in hiesiger
Pfarre lehensweise übergab/ sondern auch dessen Nachfolger/
dem Abte Snelperv/ den ansehnlichen Ort Neuhofen (curtem
vocabulo Nevanhova) mit allem Zugehöre schenkte / diese
Schenkung in dreyen vom Jahre 668 noch bestehenden Urkun-
den bekräftigte / und durch mehrere Zugaben vergrößerte. Die
erste nahmentliche Anführung dieser Pfarre geschieht in der
Bestätigungs-Urkunde Papstes AlexanderIII. im Jahre 1179:
Parocliia Chematen cum tota decima et dote sua. Im
Jahre 1210 entschied Bischof Manegold zu Passau einen/ zwi-
schen dem Abte Rudolph und dem hiesigen Plebane Ortolf/
wegen einigen demselben auf Lebenszeit verliehenen Stifts-
lehen / entstandenen Streit zum Vortheile des Klosters. In
der vom Papste Jnnocenz IV. im Jahre 1248 ertheilten Be-
stätigungsbulle wird diese Kirche Ecclesia Set. Martini in
Chematen als Pfarrkirche dem Stifte zugesichert. Ob aber
die im Rationario Abts Fridrich I. vom Jahre 1299 vorfindige -
ii8
Angabe des Dienstes: de seto Martino X talenta dena-
riorum - in quolibet quatuor temporum XX solidi de-
nariorum, von Kematen, oder nicht vielmehr von der da-
mahls dem Stifte noch zuständigen Pfarre St. Martins-Berg
im Viertel ob dem Mannharts-Berge verstanden werden muffe,
können wir nicht gewiß angeben. Im Jahre i3oo übergab
Bischof Bernard zu Paffau eben bemeldetem Abte auch die
Vogtey und die vollständigen Besitzrechte der Pfarre Kematen,
und 4 Jahre später bestimmte er mit Beyziehung des Probstes
Ainwich von St. Florian dem hiesigen Pleban Fridrich und
dessen Nachfolgern ein gewisse und hinlängliche Congrua. Die-
ser Pleban verpflichtete den Abt und das Convent sich zum be-
ständigen Danke, indem er selben zur Zeit eines großen Geld-
mangels, die damahls (anno i3o5) beträchtliche Summe von
33 Pf. Wiener-Pfennigen vorstreckte, und selbe hernach zum
Besten der kranken Brüder schenkte. Zur Dankbarkeit beging
man das Fest der heit. Martha (der Patroninn einer wohl-
thätigen Gastfreundschaft) von nun an jährlich mit XU Lec-
tionibus, und verband sich, das Anniversarium des Wohl-
thäters mit Seelenmessen und einem Freudenmahte zu feyern.
Im Jahre i3i5 «verbreitete sich im ganzen Lande die von den
Schriftstellern jener Zeit (vide Petz Scpt. Rerum Austr.
Tom. II. fol. 533.) als sehr schändlich und heillos geschilderte
Secte der Lollarden oder Adamiten (videNeuhofen), welcher
sich der hiesige Pleban (vielleicht unser eben erwähnte Gut-
thäter) mit aller« Eifer entgegen setzte, und deßhalb grausam
ermordet wurde.
Während des Krieges, welcher nach des letzten Grafen
von Tyrot, Mainhards Tode im Jahre i363 zwischen Bayern
und Oesterreich erfolgte, gerieth das Stift Kremsmünster durch
schwere Abgaben, häufige Bequartirung und vielfältige Räu-
bereyen in eine sehr mißliche Lage, weßhalb auf Bitte Abtes
Heinrich II. Papst Urban V. die Pfarre Kematen mit allen
ihren Rechten und Erträgnissen den Tafelgütern des Abtes
für immer einverleibte. Diese Einverleibung wurde 28 Jahr?
"9
später in einem Schutzbriefe Papstes Bonifaz IX» dem Abte
Martin II. im Jahre i3c)5 aufs neue bestätiget»
Im Jahre i3q8 erhob sich/ einiger dem Stifte hier zu-
ständigen/ aber von den Plebanen in Anspruch genommenen
Güter wegen/ ein Streit/ welcher zwar zwischen besagtem
Abte Martin und dem Plebane Wilhelm Pachter mittelst
schiedsrichterlichen Ausspruchs beygelegt/ aber von dessen Nach-
folger/ Conrad Seethaler/ unter dem unbehülflichen Abte
Herrmann II. aufs neue erregt/ und selbst zur römischen Curie
gebracht wurde/ wornach Bischof Georg zu Passau mit Bey-
ziehung seines Capitels und zweyer bayrischen Aebte im Jahre
14.17 denselben dahin schlichtete/ daß dem Plebane die durch
mehrere Unfälle verringerte Congrua durch Zugabe neuer Ze-
henten verbessert/ die Stiftsgüter aber von allem weiteren An-
sprüche befreyt wurden. — Im 16. Jahrhunderte verbreitete
sich unter dem Schutze eines mächtigen Adels/ nahmentlich
der Herren von Losenstein und Volkerstorf/ die Reformation
auch in dieser Gegend sehr stark; obgleich aber an der Filial-
kirche zu Neuhofen sich mehrmahls ein Lutherischer Prediger
festzusetzen suchte/ so blieb doch die Mutterkirche zu Kematen
stets im Besitze katholischer Seelenhirten.
In einer alten Kirchenrechnung vom Jahre i633 finden
sich die auffallenden Worte: Wie man reformirt/ ha-
ben wir um 29 Kandel S p e i s w e i n bezahlt rc. /
da sonst Speis- und Opferwein zugleich nicht über 7 — 8 Kan-
del betrugen. Hier wird unter der Reformation aber nichts
anderes/ als die auf Bittö Kaisers Maximilian II. vom Papste
Pius IV. zugestandene/ und von dem Paffauischen Bischöfe
Urban im Jahre 1864 in Oesterreich eingeführte Communio
sub utraque verstanden. Diese dauerte/ obgleich besagter Bi-
schof dieselbe auf Papstes Pius V. Antrieb wieder abzustellen
sich eifrigst bemühte/ doch unter ihm und seinem Nachfolger
noch lange/ und in mehreren Kirchen bis zum Anfange des 17.
Jahrhundertes fort. Der im Jahre 1626 entstandene Bauern-
aufstand fand auch in dieser Gegend viele Anhänger/ welche
durch vielerley Gewaltthätigkeiten die übrigen Bewohner in
i2o
große Furcht versetzten. Deßhalb wurden die hiesigen Pfarr-
Urkunden frühzeitig nach Kremsmünster geflüchtet; auch wurde/
laut einer Anmerkung in einem älteren Taufbuche vom 2i. May
diesesJahres/ als an welchem Tage die Rebellion sich erhob/
bis zum nächsten Monathe September in Kematen kein Kind
zur Taufe gebracht.
Non den zur hiesigen Pfarre gehörigen/ theils noch beste-
henden/ theils schon vor längerer Zeit abgekommenen herr-
schaftlichen Schlössern führen wir Folgendes/ größten Theils
aus Freyherrn v. Hohenecks genealogischem Werke/ an:
Achleiten / ein Schloß mit einem Bräuhause/ auf einer
freyen Anhöhe mit einer schönen Aussicht über das Krems-
thal/ gehörte schon im i2. Jahrhunderte einem alten edlen
Geschlechte der Herren von Achleiten / aus welchen Bernard
de Ahliten vom Jahre 1222 — i23o und Berthold de Ahliten
vom Jahre i256—1273 Aebte zu Kremsmünster waren. Im
14. Jahrhunderte besaßen selbes die edlen Herren von Mei-
lein - oder Meilerstorf/ von welchen Conrad im Jahre
dasselbe einem Edelknechte/ Wilhelm Stadler/ und dieser
hiernach wieder dem edlen Hansen Leerböller verkaufte. Mit
dessen Tochter Wendelmuth erheirathete dasselbe Herr Wolf-
hard Sinzendorfer/ bey dessen Familie Achleiten als ein Lehen
von Wallsee gegen 200 Jahre verblieb. Um das Jahr 1670
kam es mit Pilgrams von Sinzendorf Tochter Margareth an
Herrn Heinrich von Oedt/ und von diesem mit seiner Tochter-
Apollonia an Herrn Wolf Nielas von Grienthat im Jahre
ibg2. Philipp Rudolph von Grienthal verkaufte diese Herr-
schaft um das Jahr 1686 Herrn Johann Mathias Kästner
von Sigismundslust/ der selbe mir der Herrschaft Hehenberg
vereinigte, und im Jahre 1692 Herrn Johann Ernst Grafen
von Thun/ Erzbischöfe zu Salzburg/ käuflich überließ. Bey
dieser gräft. Familie bestand Achleiten bis zum Jahre i8i5
als Majorat - Gut/ wo selbes dann an einen Speculanten
verkauft/ und von diesem bald hernach wieder dem bürgt. Han-
delsmanne/ Franz Ptank/ käuflich überlassen wurde.
Piberbach/ eine Herrschaft/ deren Schloß erst vor kurzem
121
gänzlich abgebrochen wurde, liegt eine halbe Stunde östlich
von hier auf einer Anhohe unfern des Krems-Flusses. Ihre
frühesten Besitzer sind unbekannt. Im Anfange des i5. Jahr-
hundertes besaßen selbe die Herren Panhalm, von welchen sie
an das Stift Garsten gelangte. Abt Pankraz verkaufte selbe
im Jahre 1826 zur Abzahlung der damahligen (den vierten
Theil der Einkünfte betreffenden) Türkensteuer, an die edlen
Herren Hager von Alentsteig. Im Jahre i55o hatte diese
Herrschaft Herr Michael Pfeffert inne, mit dessen Tochter Po-
tentiana kam selbe an Herrn Wolf Händel von Ramingdorf,
dessen Tochter Potentiana brachte sie ihrem Gemahle, Hans
Fenzel, zu, und als dieser ohne männlichen Erben starb, er-
heirathete selbe mit dessen Tochter (gleichfalls Potentiana ge-
nannt) Herr Johann Sigmund Freyherr von Katzianer im
Jahre 1620. Bey dessen seit dem Jahre i665 gräflichen Fa-
milie verblieb Piberbach bis zum Jahre 1717, in welchem es
durch Vermählung Fräuleins Maria Beata Franziska, Gra-
fen Adam Christophs von Katzianer Tochter, an Herrn Otto
Sigmund Hager von Alentsteig überging. Von diesem ge-
langte es an die Freyherren von Eyselsberg, von welchen es
im Jahre 1769 Abt Berthold II. von Kremsmünster erkaufte.
Abt Ehrenbert HI. versuchte mit nicht sehr günstigem Erfolge
hier eine Stutterey anzulegen. Abt Wolfgang II. aber mußte
im Jahre 1811 diese Herrschaft zum Besten des Staats-Cre-
dits dem Landesfürsten abtreten, von welchem sie der bürgl.
Handelsmann, Franz Plank, käuflich überkam.
Mit Piberbach sind seit vielen Jahren die beyden vormahls
selbstständigen Herrschaften Weyer und Wolfstein vereinigt.
Ersteres, ein kleines Schlößchen in einem Teiche zunächst dem
Pfarrdorfe, ist schon seit dem 16. Jahrhunderte jener Herr-
schaft einverleibt. Letzteres, unweit Piberbach gelegen, ist ver-
mahlen ein Wirthshaus, und gehörte ehemahls einem edlen
Geschlechte von Wolfstein, von welchem schon im Jahre 1262
ein Aspinus und Wolfelinus von Wolfstein vorkommen. Im
i5. und 16. Jahrhunderte besaßen es die Herren Müllwan-
ger, worauf es mit der Herrschaft Piberbach vereiniget ward.
i 22
Auch befand sich vormahls im Orte selbst ein Edelsitz / Kema-
ten oder Kemating genannt/ welcher einer alten/ um das
Jahr 1889 erloschenen Familie der Herren Raidt von Kema-
ten und Au zugehörte. Herr Ulrich Raidt verkaufte selben im
Jahre 1887 Herrn Balthasar Wiellinger, spater wurde auch
dieser der Herrschaft Piberbach einverleibt.
Die Pfarrbücher gehen bis zum Jahre 1608 zurück. Von
Urbarien ist nichts vorhanden; doch finden sich mehrere ein-
zelne Urkunden/ über die hierher gemachten Stiftungen/ zum
Theile hiev/ zum Theile aber auch im Stifts-Archive zu
Kremsmünster. Weder vom Pfarrhofe/ noch von der Kirche
findet sich eine Abbildung.
Diese Nachrichten sind meistens aus den bekannten Anna-
len des Stiftes/ und auch aus einigen schriftlichen Urkunden
erhoben, und damit verglichen worden.
Die Pfarre Neuhofen.
Neuhofen, eine neu errichtete Pfarre, mäßigen Umfan-
ges/ im Districts-Commissariate Gschwendt/ unter der Vog-
tey und dem Patronate .des Stiftes Kremsmünster/ im De-
canate Enns.
Diese Pfarre besteht erst seit dem Jahre 1788/ bis dahin
ward die Seelsorge des hiesigen Marktes und der nächsten Um-
gebung nur von einem hier stationirten Local-Capellane ver-
sehen/ da hingegen alles Uebrige zu der auf eine kleine Stunde
entfernten Mutterpfarre Kematen gehörte. Von dieser vornehm-
kich/ zum Theile aber auch von den benachbarten Pfarren/
Weißkirchen/ Pucking und St. Marien/ ward der gegenwär-
tige Pfarrbezirk entnommen/ dessen Länge sich nicht über i%
Stunde^ seine Breite aber kaum über eine halbe Stunde er-
strecket. Er enthalt außer dem aus 74 Nummern bestehenden
Markte noch 6 Ortschaften mir 184 Häusern, und einer See-
lenzahl von beynahe 1400, worunter 20 Akatholiken sind.
Seine Gränzen sind gegen Aufgang die Pfarre St. Marien,
gegen Mittag Kematen, gegen Abend Alhaming und Pucking,
gegen Norden Ansfelden. Die Gegend von Neuhofen ist im
Ganzen fruchtbar und angenehm, theils auf bebauten Anhö-
hen, theils in dem schönen Krems-Thale. Der erträgliche Bo-
den, die vielen futterreichen Wiesen, die vielen Obstbäume
und zahlreich zerstreuten Gehölze machen den Ackerbau, die
Viehzucht, den Obstverkauf und Holzverschleiß zu den vorzüg-
lichsten Erwerbszweigen der guten und fleißigen Pfarrbe-
wohner.
Der fürstlich Auerspergksche wohlerbaute und betriebsame
Schutzmarkt Neuhofen liegt am linken Ufer des Krems-Flus-
ses an der Straße von Ebetsberg nach Kremsmünster, vom
ersteren Orte bey 3, vom letzteren 2 Stunden entfernt. An
der östlichen Seite desselben steht die alte unansehnliche und
ziemlich enge, dem heil. Apostel Matthäus geweihte Pfarr-
kirche, nebst dem eben so wenig ausgezeichneten Pfarrhofe.
Beyde liegen auf einer erhöhten Stelle ob der nächst darunter
vorbeyfließenden Kremse. Die Kirche scheint im 14. Jahrhun-
derte zuerst erbauet worden zu seyn; sie ward aber im Jahre
i656 vom Abte Placidus zu Kremsmünster erweitert, mit
einem erhöhten Thurme, zweyen Glocken und einer Uhr ge-
ziert. Auch das Innere derselben ist sehr unscheinbar, und be-
steht in einem einfachen Hochaltäre, zween ärmlichen Seiten-
altären, und einer solchen Kanzel und Orgel. Vormahls feyerte
selbe ihren Einweihungstag jährlich am Sonntage nach Joan-
nis Bapt. Eben besagter Abt stellte auch im Jahre i656 hier
zuerst einen stabilen Seelsorger an, dessen frühere Wohnung
in dem dermahligen Weißgärberhause zunächst der Kirche war,
nachher aber im Jahre 1705 von dem damahligen Local-Ka-
pellane, P. Joachim Gapp, in den gegenwärtigen Pfarrhof,
als dessen ehemahls väterliches, und ihm durch Schenkung
j24
übermachtes Haus übersetzt wurde. Mit diesem unter einem
Dache befindet sich auch die seit dem 17. Jahrhunderte beste-
hende, derzeit von 140 Kindern besuchte Pfarrschule; die
Wohnung des Schullehrers aber ist unweit davon im Markte.
Vormahls war hiesiger Markt durch den beträchtlichen Han-
del mit leichtem hier verfertigten Wollenzeuge sehr gewerbsam
und vermöglich; durch öftere Feuersbrünste/, feindliche Ein-
fälle und andere Unglücksfälle sank aber derselbe tief von sei-
nem Wohlstände herab. Das außer dem Markte an der Linzer-
Straße gelegene Spital ward im Jahre 1700 von einer be-
güterten und ansehnlichen Familie der Herren von Ettinger «
erbaut; dermahlen aber ist es sehr gering und baufällig. Un-
fern davon ist das Coemeterium , worin sich jedoch keine
merkwürdigen Grabstätten finden. — Von Filialen besteht der-
zeit keine bey hiesiger Kirche. Ehemahls befand sich eine sol-
che in der erst vor wenigen Jahren abgebrochenen Schloß-
Capelle zu Weissenberg/ deren Begründer ein Herr Wolf Wil-
helm von Volkerstorf war. Dieser erbaute die mit besonderen
Privilegien ausgestattete Capelle/ nebst einer geräumigen Gruft/
und übertrug fein/ seit mehreren Jahrhunderten im Stifte zu
St. Florian bestehendes Erbbegräbniß hierher'/ in der er auch
nach seinem Tode/ in welcher Zeit seine hinterlassene Witwe
Catharina/ eine geborneHerrinn von Lichtenstein - Nikolsburg/
den Bau vollendete/ im Jahre 1618 als der letzte seines edlen
Geschlechtes beygesetzt ward. Bis zum Jahre 1786 gehörte
jedoch das Schloß Weissenberg zu der auf eine Stunde west-.
lich entlegenen Pfarre Pucking.
Die Einkünfte eines hiesigen Pfarrherrn bestehen außer
der gewöhnlichen Stole in einem geringen beygelegten Zehent/
in vom Stifte zugesicherten Deputaten / und in einem/ theils
vom Schlosse/ theils vom Markte und dem Stifte zu erheben-
den Fipo; der hier bestehende Cooperator aber wird ganz von
Kremsmünster erhalten.
Von der früheren Geschichte des Ortes können wir noch
so viel mit einiger Zuverlässigkeit beyfügen. Der Nahme Neu-
hofen erscheint unter verschiedenen Abänderungen: Nerven-
hova, Neunhova, Niunhova, Neovilla, schon in den äl-
testen Urkunden des Stiftes Kremsmünster/ aus welchen zu-
gleich erhellet/ daß hier schon im 10. Jahrhunderte viele den
deutschen Königen und Kaisern mit Grund und Gerichte zu-
ständige Bauerngüter (Hubae regales) bestanden haben/ und
daß'in dieser Gegend auch ein kaiserlicher Ober-Forstbeamter
mit dem ihm untergebenen Jagd-Personale seinen Sitz ge-
habt habe. Schon im Jahre 988 schenkte Kaiser Arnulph dem
Stifte den Ort Neuhofen (curtem vocabulo Newanhova,
cüm omnibus ad eam rite pertinentibus, beneficiis,
mancipiis, aedificiis, terris cultis, et incultis etc. ex;
integro et per omnia etc. dat. III Non. Januarii 986,
act. in Regenspurch)/ und bestätigte diese Schenkung nicht
nur in zweyen/ dem Dato nach gleich auf einander folgenden
Urkunden (II Non. et Non. Januarii 988, act. ibidem)/
sondern vermehrte selbe noch durch Zugabe eines großen Jagd-
bezirkes (cum forestis, omnibusque forestariis et vena-
toribus, quorum princeps Fundimuh vocatur etc.)/
und durch die eigenthümliche Übertragung der Güter zu Ne-
stelbach (Nezilbach)/ eines Ortes an der Kremse in der Pfarre
Ansfelden/ woselbst bis zu den letzten Zeiten ein Kirchlein be-
stand/ welche vorher Abt Snelpero nur lehensweise besessen
hatte.
Von diesen Gütern fiel in der Folgezeit/ während dem
anarchischen Zustande des Klosters/ der größte Theil den in
dieser Gegend (zwischen der Enns und dem Krems-Flusse)
durch ansehnliche Besitzungen mächtigen Marchgrafen v. Steyer
in die Hände/ welche sich entweder selbst derselben bemächtig-
ten/ oder sie von den Passauischen Bischöfen zum Lehen tru-
gen. Diese Marchgrafen wurden hernach selbst Ober-Vogther-
ren des Stiftes/ als welche sie die Herren von Volkerstorf in
dieser Gegend zu Unter-Vögten bestellt hatten.
Die Zeit/ in welcher der hiesige landesfürstliche/ unter
der Leitung des Districts-Commiffariats Gschwendt stehende
Markt seinen Anfang genommen habe/ läßt sich aus Mangel der/
durch öftere Feuersbrünste vernichtete«/ und in mehreren feind-
126
licheri Einfallen in Verlust gerathenen alteren Urkunden nicht
bestimmt angeben; doch finden sich schon nach der Mitte des
14. Jahrhundertes einige Spuren bürgerlichen Zunftvereines.
Nachdem Anfange des i5. Jahrhundertes aber wird in einer
alten, vormahls beym Stifte Garsten bestehenden Landesbe-
schreibung Neuhofen schon den oppidis beygezähtt. Im Jahre
i3i5 hatten sich nach dem Zeugnisse eines Mspts. von St.
Florian (ap. Petz Scpt. Austr. Tom. II. fol. 533.) hier,
wie an mehreren andern Orten, die Adamiten (wie sie Petz
nennt) oder Lollarden (wie sie bey Hansitz heißen) festgesetzt,
und eine Scholam lepfosorum, das ist, nach jenem Sprach-
gebrauchs, ein Spital für Aussätzige, errichtet. Diese von den
Schriftstellern als sehr heillos geschilderte Secte verbreitete
sich ungemein zahlreich im ganzen Lande, und zeichnete sich
durch ihre Gewaltthätigkeit aus, wie sie denn auch hier den
sich ihrer Unternehmung eifrig widerstehenden Pleban von
Kematen grausam ermordete.
Wir können bey dieser Gelegenheit nicht umhin, über diese
fanatische Partey, welche während des ganzen 14. Jahrhun-
dertes unser Vaterland beunruhigte, einige kurze, aber wich-
tige Bemerkungen mitzutheilen. Der Ursprung und die Schick-
sale der sogenannten Lollarden, hat mit jenen der älteren,
aber nicht minder verrufenen Begharden sehr viele Ähnlich-
keit, und da beyde Secten zuletzt in Eine zusammen flössen,
so wurde der Nahme Lollarden auch beyden gemein. Die
Begharden sind ursprünglich ein Zweig des Franziskaner-
Ordens, der sich freywillig von seinem Stamme trennte, durch
eine strengere Observanz auszeichnete, und von der Kirche
geduldet, in einem klösterlichen Vereine lebte. Ihr Nahme
leitet sich wahrscheinlich von dem veralteten deutschen Worte:
Beggen, das ist, dringend bitten oder betteln, her. Die
Lollarden entstanden später, und waren anfänglich eine
zu werkthätiger Nächstenliebe, vorzüglich zur Krankenpflege
und Beerdigung der Todten, vereinigte, und von der Kirche
gleichfalls geduldete Bruderschaft, deren Nahme von dem lei-
sen Gesänge (Lullen), den selbe bey ihren Begräbnissen an-
127
stimmten/ entstanden seyn soll. Beyde Parteyen zogen bald
durch den Schein frommeren Wandels und durch ihre Wirk-
samkeit auf das Volk sich bey demselben große Achtung/ und
reichliches Almosen zu/ wodurch aber auch der Haß und Neid
der alteren bestätigten Bettetorden rege wurde. Da überdieß
viele von den verfolgten Secten der Waldenser, und Albi-
genser-/ wie auch mehrere andere mit der herrschenden Kirchen-
verfaffung mißvergnügte Schwärmer sich zu diesen Gesellschaf-
ten flüchteten/ und in selben verborgen hielten, so erwachte
auch der Eifer der Päpste und Bischöfe wider selbe, sie wur-
den auf mehreren Synoden verdammt, und von den Fürsten
mannigfaltig verfolgt. So vereinigten sie sich durch gleiche
Schicksale zuletzt in eine einzige mächtige Partey, welche mit
dem verhaßten Nahmen der Adamiten gebrandmarkt wurde.
Wie schändlich aber der Nahme Lollarde selbst geworden
war, ersieht man daraus, weil selber zuletzt auch zur Be-
schimpfung der späteren Wiklesiten gebraucht ward. Indessen
haben sich von beyden Parteyen bis auf die letzten Zeiten
noch einige reformirte Zweige erhalten; von ersteren be-
standen in den Niederlanden die frommen (auch büßenden)
Brüder und Schwestern, Beginen; von letzteren erhält sich
noch in mehreren deutschen Städten die Gesellschaft der Ale-
xianer (viete Mosheim commentar, de Beghardis et Be-
guinis pag. 356. M. Schröck Kirchengesch. Thl. 27. S. 5o4.
Thl. 2 g. S. 669. Thl. 53. S. 126 wie auch Jo. Grama je
Antiqu. Belg. pag.|i8. und wieder Schröck Thl. 33. S. 167
Thl. 34. S. 552 — 55g). Daß beyde genannten Secten
sich auch bald in Oesterreich einfanden, ersehen wir aus meh-
reren Zeugnissen. Von den Begharden meldet ein Brief von
einem französischen Priester an den Erzbischof von Bordeaux
geschrieben bey Matthäus Parisius (Hist. Angl. pag. mihi
609) daß selbe zu Wienerisch - Neustadt schon um die Mitte
des i3. ZaHrHundertes in einem klösterlichen Vereine (Reli-
giosi Beguini) bestanden haben. Von den Lollarden aber
zeugen nebst mehreren Schriftstellern, insbesondere die häufigen
Hinrichtungen derselben während dem Verlauf des 14. Jahr-
128
Hundertes. So wurden allein im Jahre i3i2 zu Wien 102,
zu Krems 16/ zu St. Pölten 11 dieser Schwärmer verbrannt/
und einer Nahmens Neumeister/ welcher zu Hirschberg den
Holzstoß bestieg/ gab noch vor seinem Tode die Anzahl der
allein in Oesterreich bestehenden Lollarden auf 60000 an
(vide Petz 1* c., Joan Vitoduraz Thesaur. Scrpt. hel-
vetic. pag. 76. Leonhard Meister kurzgefaßte Gesch. der
röm. Hierarchie S. 490). Zur Steuerung dieses Uebels schick-
ten nach Prevenhubers Zeugniß (Annal. Styr. sol. 47) der
Erzbischof Conrad von Salzburg/ und Bischof Bernhard von
Paffau wider diese Ketzer (er nennt selbe Waldenser) im
Jahre i3n zwey bewährte Theologen nach Steyer/ welche
daselbst (und so im ganzen Lande) als Inquisitor Glau-
bensgerichte hielten/ die Schuldigsten verhaften ließen/ die
übrigen aber schimpflich mit einem Kreuze bezeichneten. Wie
wenig indessen damit geholfen war/ und wie selbst diese Secte
bis gegen das Ende des 14. Jahrhundertes noch fortwährte/
erhellet aus den vom besagten Schriftsteller (I. e. fol. 72/ 78)
angezogenen Annalen des Stiftes Garsten. (So viel zu sa-
gen haben wir für nöthig erachtet/ und nun wieder zu unserm
nächsten Zwecke.)
Zur Zeit der Reformation gewann Luthers Lehre in die-
ser Gegend und besonders im hiesigen Markte viele Anhänger/
wobey/ wie fast überall das Beyspiel des mächtigen Adels (hier
nahmentlich der Herrn von Losenstein/ und der benachbarten
Herrn von Volkerstorf) voranging, und ihre Unterstützung
das Meiste bewirkte. Im Schloße Weissenberg ward schon vor-
der Mitte des 16. Jahrhundertes lutherisch gepredigt/ und
auch hier suchten mehrmahls die Prediger der neuen Lehre
sich festzusetzen/ woran selbe aber durch den Eifer der Plebane
zu Kematen/ und die Wachsamkeit der Aebte zu Kremsmün-
ster verhindert wurden.
In den letzten feindlichen Einfallen im Jahre 1800 —
i8o5 — 1809 ward dieser Ort hart mitgenommen/ und auch
die hiesige Kirche verlor dabey alle ihre kostbaren Kirchengefäße.
Von den zur Pfarre Neuhofen gehörigen herrschaftlichen
Schlössern fügen wir größtentheils aus Hohenecks Genealogie
folgendes Merkwürdige bey.
Gschw end t/ in der Ortschaft GrieS nächst dem Mark-
te/ jenseits des Krems-Flusses gelegen/ ist ein ansehnliches/ zum
Theil altes/ zum Theil neu erbautes/ aber nicht vollendetes
Schloß/ von einer Seite mit einem halbvertrockneten Mass
graben und einem sehr beträchtlichen Garten umgeben / mit
einem ansehnlichen Brauhauft/ und weitschichtigen Wirth-
schaftsgebäuden. Die Urheber desselben sind die berühmten/
NUN ausgestorbeneN/ edlen Herren von Losenstein. Als Mini-
sterialen der alten Marchgrafen von Steyer> durch
Dietmar'/ hatten sie im Traun-Gaue schon frühzeitig viele
ansehnliche Besitzungen/ welche ihnen in der Folgezeit als
mit Absterben Ottokar's VI. des letzten Marchgrafen und er-
sten Herzoges im Jahre ±192 Steyermark mit Oesterreich ver-
einigt ward/ von den Landesfürsten als eigenthümlich zuge-
sichert/ und mit mehreren Lehen noch vergrößert wurden. So
waren die Herren/ nachmahligen Grafen/ und zuletzt Fürsten
zu Losenstein / bis zu Absterben des letzten Sprossen Franz
Anton (vormahligen Domdechants von Passau und Coadju-
tors des Bisthumes Ollmütz) im Jahre ±692 immer im un-
unterbrochenen Besitze dieser Herrschaft. Von diesen ging
mit allen Losensteinischen Gütern an dessen Schwester Maria
Catharina/ Gemahlinn des Grafen Johann Weickhard von
Auersberg/ über/ bey welchem/ nun fürstlichem Hause sie noch
gegenwärtig besteht.
W eisse nb.erg/ ein ansehnliches/ im neueren
cke erbautes/ vormahls wohlbefestigtes Schloß/ eine Stunde
abwärts gegen Ebelsberg/ auf einem ziemlich steilen Berge ob
dem Krems-Flusse gelegen/ genießt einer sehr angenehmen Aus-
sicht über das unten gelegene Krems-Thal und in die fernen
Gebirge. Von seiner Erbauung ist nichts bekannt/ und wir
vermuthen bloß/ daß etwa ein in einer Urkunde des Bischofs
Manegold von Passau im Jahre 1217 bey Hoheneck (Tom.
HL fol. 353) genannter Cliolon de Weissenberg von demsel-
ben den Nahmen geführt habe. Die ältesten bekannten Besitzer
130
sind die seit dem 10. Jahrhunderte bestehenden und unter
dem österreichischen Adel sehr berühmten Herren von Volkers-
dorf,-deren Stamm mit Wylf Wilhelm von Volkersdorf im
Jahre l6l6 erloschen ist. Obgleich nach dessen vom Kaiser
Mathias begnehmigter letzter Willensverordnung die nächsten
männlichen Nachkommen seiner Töchter ihm in dem Erbe der
Güter und des Nahmens folgen sollten, so wurden selbe doch
der Religions-Neuerung wegen vom Kaiser Ferdinand II. da-
von verdrängt, und ihre confiscirten Güter im Jahre 1623
dem seiner Tapferkeit und der Eroberung Magdeburgs we-
gen so berühmten liguistischen Generale Tserclas Grafen von
Lilly übergeben. Nach Abgang seines hierländigen Manns-
stammes mit Ferdinand Laurenz Grafen von Tilly fielen diese
Güter dessen Schwester Anna Catharina / verwitweten Grä-
finn von Montfort, zry von welcher selbe im Jahre 1730 Herr
Clemens Anton Freyherr von Weichs erkaufte. Von ihm über-
kamen selbe die Grafen von Hochhaus, unter welchen die Erb-
schaft getheilt, und Wrissenberg von dem Abte Alexander III.
im Jahre 1758 erkauft, und seinem Stifte Kremsmünster zu-
getheilt ward.
Von Urkunden, Urbarien oder anderweitigen Schriften
ist hier so wenig als von einer Abbildung des Pfarrhofes oder
der Kirche etwas zu finden; auch gehen die Kirchenbücher
nicht über den Anfang des 18. Jahrhündertes zurück.
Diese Nachrichten sind aus den bekannten Annalen des
Stiftes Kremsmünster und einigen schriftlichen Berichten er-
hoben, und damit verglichen worden.
Die Pfarre Weißkirchen.
<33$ eißkirchen, eine alte und ansehnliche Pfarre im Di-
stricts-Commissariate der Herrschaft Dietach (an der Traun)
unter der Vogtey und dem Patronate des Stiftes Krems-
münster/ im Decanate Enns.
Wie bey den meisten alteren Pfarreyen/ liegt auch hier
die Zeit des Ursprunges im Dunkel/ und es laßt sich hier-
über nicht mehr sagen/ als daß sowohl die hiesige Kirche als
auch die Pfarre wenigstens schon seit dem ±2. Iahrhun-
derte bestehet/ und von dieser Zeit in mehreren Urkunden
des Stiftes Kremsmünster/ unter dem Nahmen — Waiz-
chiriclien, Waiczcliiriclien ? Waisencliiriclien, Weiss-
ckirclien? Weysnkirclien, Weiszkirchen und auch Al-
bifanum — öfters angeführt wurde.
Wäre der bey Bernhard dem Noriker befindliche und
allem Ansehen nach von einer nicht viel späteren Hand ge-
machte Beysatz: „daß Bischof Pilegrin von Passau dem Klo-
ster nebst den Zehenden von der Scharten bis an den Pirn —
auch zwey Drittheile der Einkünfte von allen auf dem Stifts-
grunde befindlichen Kirchen eingeräumt/ die beyden damahls
erbauten Kirchen Vorchdorf und Weißkirchen demselben aber
vollständig geschenkt habe/" unbezweifelt verlässig/ so würde
hieraus der Bestand dieser Kirchen im ±0. Jahrhunderte
nothwendig erfolgen; allein da Bernhard rücksichtlich bemel
deter Zehenden nicht mit sich einig/ zwischen Pilegrin
Altmann schwankt/ und andererseits dieUebergabe der Pfarre
Vorchdorf laut der hierüber bestehenden Urkunde in viel spä-
tere Zeiten (in das Jahr 1196) fällt/ so können wir hier-
aus/ und aus der genauen Uebereinstimmung der älteren
Pfarrbezirks-Gränzen von Weißkirchen/ mit jener der unter
dem Abte Pezelin begründeten Pfarre zu Thalheim/ nur so
viel mit Wahrscheinlichkeit schließen/ daß beyde ziemlich gleich-
zeitig seyen/ und wohl auch den Bischof von Passau/ Alt-
mann / zu ihrem gemeinschaftlichen Urheber haben durften.
Zu Folge einer Beschreibung dieser Pfarre — in einem
Codex des 13. Jahrhundertes — erstreckten sich ihre Gränzen
auf folgende ausgezeichnete Standpuncte: 1. Der Ur-
spung des Dam baches; (bey der zur Stiftspfarre ge-
hörigen Filial-Kirche zum heiligen Kreuz/ an der Gränze der
t
132
Pfarre Sipbachzell). 2. Der Sipbach (der seinen Ur-
sprung in der Pfarre Ried hat, unter bemeldeter Kirche zu
heiligen Kreuz und nächst Sipbachzell vorbeyfließt, und sich
unter Pucking bey Hasenurfar in die Traun ergießet).
3. Der Ursprung des Bepelbaches (wohl kein an-
derer, als der in der Pfarre Sipbachzell entspringende Leoben-
bach, der theilweise auch den Nahmen Weyer- und Weißkirch-
ner-Bach führt, und oberhalb Pucking in die Traun fällt).
4. Das Urthal (das erweiterte Thal des Leobenbaches
gegen die Traun zu). 5. Der Schlagistbach '(Schleist-
bach, der an der Gränze von Thalheim unfern der Zeiller-
mühte entspringt, und unterhalb der Kirche zu Schlaistheim
sich mit der Traun vereiniget). 6. Der Ort Marilstein
(vielleicht die beyden in der Pfarre Sipbachzell noch bestehen-
den Bauernhöfe Ober- und Unter-Marnstein). ?. Der Jag-
desbrunn, (Jägerbrunn, bey dem abgekommenen Schlosse
Ottstorf in der Pfarre Thalheim). 8. Das Traun-Thal
unterDietach — (bis Pucking und weiter abwärts). 9. Der
Kremsberg (einwärts gegen Süden zwischen dem Markte
Neuhofen und dem Schlosse Weißenberg). 10. Häning,
(ein ansehnliches Bauerngut in der Pfarre Neuhofen), 11.
his wieder zum Ursprünge des Dam-Baches,
welcher von seinem angezeigten Ursprünge, durch die vier
Schacherteiche, die Pfarren Kematen und Neuhofen fließt, und
sich unfern des Marktes Neuhofen vor dem Kremsberge in
den Krems-Fluß ergießet. Mithin ein District, der sowohl der
Länge als der Breite nach sich über drey Stunden ausdehnte.
Hieraus erhellet schon der große Umfang des ursprünglichen
Pfarrbezirkes, welcher, obschon in der Folgezeit aus demselben
die Pfarren Sipbachzell, Pucking und Schlaistheim theils ganz
entnommen, theils gerundet wurden, doch noch im Jahre
1778 an das Vicariat in Neuhofen 48 Häuser, im Jahre
1783 aber, nebst dem ganzen Bezirke der beyden Local-Pfarren
Alhaming und Eggendorf, auch noch die Ortschaft Sommer-
dorf an die Pfarre Pucking abtreten mußte. Derzeit besteht
derselbe aus sieben Ortschaften, erstreckt sich der Länge nach
133
auf 1'/., der Breite nach auf ä/4 Stunden, und zahlt in
211 Häusern mehr als 1400 Seelen, worunter 15 Akatholi-
ken sind. Seine Gränzen sind gegen Aufgang die Pfarren
Pucking und Alhaming, gegen Süden Eggeudorf und Sip-
bachzell, gegen Abend Schlaistheim, gegen Norden aber der
Traun-Fluß, Die Lage der Pfarre, theils in der Ebene des
Thraun-Thales längs dem wohlbefahrnen Flusse, theils auf
fruchtbaren oder waldigen Anhöhen ist angenehm, der Boden
an Getreide, Wieswachs und Holz sehr erträglich, die Nähe
der Stadt Wels aber dem Absätze der Products ungemein
vyrtheilhaft. An der Traun befinden sich viele Fischer, deren
Gewerbe aber, bey der immer mehr zu bemerkenden Abnahme
der Flußfischerey, nur sehr gering ist. Uebrigens sind Fleiß
und Gutmüthigkeit auch hier die Hauptzüge im Charakter
des Pfarrvolkes. Das aus 52 Häusern bestehende, zerstreute
und unansehnliche Pfarrdorf Weißkirchen liegt an der eben
nicht sehr benützten Fahrstraße von Wels über Schlaistheim
und Pucking nach Ebelsberg, mit welcher sich hiernächst eine
kleine Seiten-Commercial-Straße von Neuhofen überSchlaist-
heim nach Wels vereiniget. Die Entfernung von Wels beträgt
von Ebelsberg bey drey, von Kremsmünster über zwey
Stunden. Nördlich von dem Dorfe, eine kleine Viertelstunde
entlegen, ist die Ueberfahrt über den Traun-Fluß, welcher bey
einer großen Wasserhöhe sich über die nächstgelegenen Felder
ergießet. In der Mitte des Dorfes erhebt sich die geräumige,
ganz aus Quaderstücken im gothischen Style erbaute, der selig-
sten Jungfrau geweihte Pfarrkirche, dessen massiver Glocken-
thurm ehedem mit Steinen eingedeckt, und mit vier Neben-
thürmchen geziert war, vor wenigen Jahren aber Baufälligkeit
wegen in seine gegenwärtige Form gebracht ward. Auch das
Innere dieser Kirche ist qlterthümlich, die aus <p5teiu gehauene
Kanzel ward erst neulich mit Holze bekleidet, von den vier Al-
tären sind drey im neueren Geschmacke verziert. — Ehemahls
beging diese Kirche das Fest ihrer Einweihung am nächsten
Sonntage nach St. Veit. In einer kleinen Entfernung von
selber, hart am Abhänge eines auf seinem Gipfel mit Wald
4.34
bewachsenen BergeS / etwas erhöht befindet sich das ansehn-
liche/ seiner feuchten Lage wegen minder bequeme Pfarrhofs-
gebäude) welches mit seinen Oekonomie-Behältnissen einen
geräumigen Hof und einen kleinen Teich mit einer artigen
Insel in sich begreift. Im Rücken desselben erhebt sich stu-
fenweise ein schöner Baumgarten/ von vorne aber genießt es
einer lieblichen Aussicht über das Traun-Thal und die gegen-
überliegende große Welser-Haide bis in die fernen Gebirge des
Hausruck- und Mühlviertels. — Hier war sehr wahrschein-
lich von jeher der Sitz der hiesigen Seelsorger/ doch ward
der gegenwärtige Pfarrhof erst von den Pfarrern aus dem
Stiftsmittel vom Grunde erbaut. Der Erste derselben/ Pater
Mathias Pierbaumer/ zuvor Stifts-Prior/ machte hierzu im
Jahre 4.642 den Anfang / der neue Tract am Berge aber
ward im Jahre 4.742 vom Pater Udalricus Gnadelstorfer/
sammt dem unten gelegenen großen Keller beendiget. — Die
alte und geräumige Pfarrschule besteht sammt der Wohnung
des Schullehrers in einem/ vormahls dem Stifte lehenbaren
Hause/ zwischen dem Pfarrhofe und der Kirche, und wird
derzeit von 4.46 Kindern besucht.
Das Coemeterium ist zunächst der Kirche, und enthält
keine merkwürdigen Begräbnisse. In der Kirche liegen wahr-
scheinlich mehrere ältere Besitzer des benachbarten Schlosses
Dietach, nahmentlich aber ein edler Hans Pirchinger, der im
Jahre 4.547 zu Zierberg starb, begraben. — Die Absonde-
rung dieses Schlosses von der hiesigen Pfarre geschah am Ende
des 4.7. Jahrhundertes, da die bisher von der Herrschaft Die-
tach abhängige und mit einen Beneficiaten gestellte Kirche
zu Schlaistheim zur eigenen Pfarre erhoben ward. In dieser
Kirche hatten die protestantischen Herren von Seeger, die
Herren Kölnbeck und Grienthal schon seit dem 4.6. Jahrhun-
derte ihre Erbbegräbnisse bestellt; wogegen die hiesigen Pfarr-
herren der Funeralien wegen öfters protestirten, und noch im
Jahre 4.677 ward nach dem Tode des Edlen Philipp Ru-
dolphs von Grienthal deßhalb vom Abte Ehrenbert II. bey
dem Bischöfe Sebastian zu Passaü ein Prozeß anhängig
135
gemacht. Filial-Kirchen bestehen dermahl keine bey der hiesigen
Pfarre/ indem die vormahls hierher gehörige Kirche des heil.
Georg zu Alhaming/ wie auch die der seligsten Jungfrau 'ge-
widmete Schloß-Capelle zu Eggendorf im Jahre 1785 zu) eige-
nen Local-Pfarren erhoben wurden. Die Einkünfte einesjPfarr-
herrn bestehen/ außer der gebräuchlichen Stolle und girier ei-
genen/ nicht sehr beträchtlichen Hauswirthschaft/ vornehmlich
in den sehr ergiebigen Zehenden.
Ueber die frühere Geschichte dieser Gegend und der hie-
sigen Pfarre führen wir aus den Jahrbüchern des Stiftes noch
folgendes Merkwürdige an. In den früheren Zeiten des Klo-
sters war diese Gegend/ noch großtentheils mit Wald bedeckt/
der Aufenthalt zahlreichen Wildes. Während deManarchi-
schen Zustandes desselben geriethen die hiesigen Güter des
Stiftes in die Hände der Grafen von Wels und Lambach/
von welchen am Ende des 10. Jahrhunderts ein Arnold meh-
rere wieder dem Kloster durch die Hand des Bischofs Christian
von Passau mittelst einer im Jahre 992—93 gefertigten Ur-
kunde zurückstellte. Hierbey wird insbesondere jener Wälder
zwischen dem Sip- und Leoben-Bache gedacht/ worin sich der-
selbe jedoch das freye Jagdrecht vorbehielt. Noch derzeit» besitzt
das Stift hier zwey ansehnliche Forste (den oberen und unte-
ren Weißkirchner-Forst) mit einem beträchtlichen Jagd-Reviere.
Als Pfarre erscheint Weißkirchen urkundlich zuerst in der Be-
stätigungs - Bulle Papst Alexanders HI. im Jahre 1179 (?a-
rocliia Waizelririclien—cum omnidote sua)/ und so wird
sie auch in den nachfolgenden Bestätigungs-Breven der Päpste
Gregor IX. und Jnnocenz IV. (ecclesia paroclnalis stae.
Mariae virginis in Waiczchiriclien) jederzeit mit angeführt.
— Abh Heinrich I. brachte im Jahre 1242 mittelst Abtretung
mehrerer Güter zu Alburch in Baiern an den Bischof Rüdi-
ger von Passau den vollständigen Besitz dieser Pfarre an das
Kloster. Abt Ortolfs Saumseligkeit in der Besetzung derselben
gab dem Bischöfe Berthold Gelegenheit/ dieselbe nebst einer an-
dern seinem Decane zu verleihen/ von welchem sie das Stift
gegen eine bedeutende Entschädigung wieder einlösete. Abt
4.36
Bertholt) II. sah sich der öfteren Ansprüche wegen genöthigt/
den Besitz derselben im Jahre 4.258 durch wiederhohtte Con-
firmation vom Papste Alexander IV. versichern zu lassen. Zn
dem Rationario des Abtes Friedrich I. wird ihr Ertrag auf
coenam et prandium, ad custodiam LX denarios an-
gesetzt. Im Anfange des 4.4- Jahrhunderts hatte sich auch hier
laut eines Manuskripts von St. Florian (apud Petz Scpt.
Rrm. Austr. Tom. II. p. 533) die Secte der Lollarden
angesetzt/ und eine sogenannte Schule errichtet. Bon dieser
Zeit an scheint diese Secte nimmermehr ganz ausgerottet
worden zu seyn/ sondern bis zur Zeit der Reformation unter
verschiedenen Gestalten und in verschiedenen Gegenden/ vor-
nehmlich in dem Gebirge gegen Salzburg / im Verborgenen
bestanden zu haben. Im Jahre 4.374 erregte ein hiesiger Ple-
bari/ Marquard, dem Abte Heinrich III. einen heftigen Streit/
welcher nicht nur auf die gänzliche Befreyung von allen bis-
herigen Dienstleistungen abzielte/ sondern selbst die vom Bi-
schöfe Rüdiger. getroffene Einverleibung der Pfarre in Anspruch
nahm. 'Wirklich ward auch die Sache deßwegen vordem schon
öfters angestritten/ weil jene Einverleibung sieben Jahre vor
Rüdigers Absetzung durch den päpstlichen Legaten Petrus Ca-
putius geschah, und mithin, gleich seinen übrigen Verfügun-
gen, zu Aachen im Jahre 4.249 für ungültig erklärt ward.
Allein da sowohl Bischof Berthold, Rüdigers Nachfolger, jene
Einverleibung genehmigte, als auch Papst Alexander IV. die-
selbe bestätigte, so entschied Bischof Albert III. auf einer Ver-
sammlung zu Ebelsberg den Streit zu Gunsten des Stiftes,
und verhielt den Pleban zum schuldigen Gehorsam. Ein
ähnlicher Streit entspann, sich auch im Jahre 4.420 zwischen
dem Abte Jacob Treutelkofer und. d.em hiesigen Pfarrherrn
Heinrich Hollfelder, welcher zwar nach einer zu Kremsmünster
getroffenen Uebereinkunft eine kurze Zeit ruhte, aber im fol-
genden Jahre desto heftiger erneuert 'ward. Bischof Georg
von Passau entschied endlich bey einer Zusammenkunft in St»
Florian, mit Beyziehmig des dasigen Propstes Caspar und
mehrerer ansehnlichen Gewährsmänner, die Sache dahin, daß
137
der Pleban das jährliche Vogtmahl/ wie auch andere schuldige
Abgaben dem Abte entrichten/ dagegen aber der Abt von der
Abforderung rückständiger Gelder und allen Neuerungen abste-
hen sollte. Die im 16. Jahrhunderte im Lande verbreitete
Reformation Luthers gewann auch hier viele Anhänger/ un-
ter welchen die edlen Herren von Segger, Inhaber der Herr-
schaft Dietach/ die ansehnlichsten waren. Bey dem im Jahre
6159 entstandenen Bauernaufruhr war sogar der hiesige Guts-
besitzer Hans Salig der Anführer eines beträchtlichen Hau-
fens/ mit welchem er am 23. November desselben Jahres
vor das Stift zog/ und dasselbe zu plündern drohte. Die
kluge Vorsicht und Beredsamkeit des Abtes Johann Spindler
bewog ihn wieder abzuziehen/ worauf er bald in die Hände
kaiserlicher Kriegsvolker gerieth/ und zu Wels enthauptet/
sein Haus aber durch den Scharfrichter abgebrannt und zer-
stört ward. Zu beständiger Schmach mußten lange nachher
noch die Besitzer des Salig-Gutes jährlich am Catharinatage
dem Hofrichter zu Kremsmünster in Gegenwart dreyer Zeugen
kniend ein blankes Henkerschwert darreichen/ welcher beschim-
pfende Dienst um das Jahr 1700 in eine Geldgabe umgeän-
dert ward. Im Bauernaufstands vom Jahre 1626 hielten nur
sehr wenige Landleute der hiesigen Gemeinde mit dem großen
Haufen/ der bey weitem größere Theil blieb seiner Religion
und seinem Landesfürsten getreu/ mußte aber deßhalb von
jenen viele Mißhandlungen erdulden. — Während der letzten
feindlichen Einfälle erlitt Weißkirchen/ gleich so vielen ande-
ren Orten/ vieles Ungemach; vorzüglich aber ward diese Ge-
gend im Jahre 1809 durch die Garden des Kaisers Napo-
leon/ welcher/ während ein Theil seiner Armee am jenseiti-
gen Ufer die österreichischen Truppen verfolgte/ und den Ueber-
gang über die Traun bey Ebelsberg forcirte/ bey Wels ohne
Hinderniß übersetzte/ und mit einem beträchtlichen Corps
auf dieser Straße nach Ebelsberg vordrang/ sehr übel mitge*
nommen.
Die hiesigen Pfarrbücher gehen bis zum Jahre 1552 zu-
rück; außer denselben ist weder ein Urbar/ noch sonst eine
138
merkwürdige Urkunde, auch weder von der Kirche, noch von
dem Pfarrhofe eine Abbildung vorhanden.
Di^se Nachrichten sind größtentheils aus den Stifts-An-
nalen, einigen Urkunden der Herrschaft Dietach, und schrift-
lich mitgetheilten Notizen erhoben und verglichen worden.
Die Pfarre Eberstallzell.
^ber stallzell, insgemein Zell, in früheren Zeiten auch
Gottbrechts-, Kotbrechts (vielleichtKutbertszell) genannt, eine
seit der Mitte des 17. Jahrhunderts bestehende, aber erst
seit 1784 mit einem daselbst wohnenden Pfarrer bestellte
Pfarre, im Districts-Commiffariate der Herrschaft, unter der
Vogtey und dem Patronate des Stiftes Kremsmünffer, im
Decanate Thalheim. Als Zelle und Capelle des heil. Ulrichs
wird die hiesige Kirche in den früheren Urkunden des Stiftes
schon unter den Filialen der alten Mutterkirche Steinerkirchen
mit aufgeführt, und als solche benennt dieselbe auch der Wie-
ner-Receß vom Jahre 1Ñ75 noch. Dennoch war derselben be-
reits schon früher, wie jener zu Neuhofen, unter dem Abte
Placidus ein seelsorglicher Bezirk angewiesen, nur daß hier
nicht, wie dort, ein Local-Seelsorger angestellt, sondern die
Seelsorge durch einen Excurrenten von Steinerkirchen ausge-
übt ward. Erst im Jahre 1702 wird in demPafsauer-Pfarren-
Verzeichniffe Eberstallzell als selbstständige Pfarre mit aufge-
zählt, obschon die hiesigen Pfarrbücher bis zum Jahre 1662
zurückgehen, und in Privat-Schriften von dieserZeit öfters der
Pfarre Zell erwähnt wird.
Die hiesige, zur Ehre der heiligen Bischöfe Ulrich, Va-
lentin und Erhard geweihte Kirche ist ein altes, sammt seinem
Thurme von Quaderstücken erbautes, inwendig mit einem
auf steinernen Pfeilern gestützten Spitzgewölbe bestelltes Ge-
139
bände, welches im 15- Jahrhunderte von den Aebten Jacob
und Ulrich IV. erneuert, vom Abte Placidus aber in seinem
Innern bedeutend verbessert ward. Das Fest der Kirchweihe
ward ehedem hier am dritten Sonntage nach Ostern began-
gen. Der Pfarrsprengel wurde von Steinerkirchen entnom-
men, er begreift sieben Ortschaften mit beynahe 1500 See-
len, und wird von folgenden Nachbarpfarren begränzt: ge-
gen Osten von Ried, gegen Norden von Steinerkirchen, ge-
gen Westen von Vorchdorf, gegen Süden aber von Peten-
bach, seine Länge erstreckt sich auf beynahe 2, seine Breite
aber über 1 Stunde. Der nächst der Kirche befindliche Pfarr-
Hof mit der daranstoßenden Schule ward vom Abte Placidus
um das Jahr 1660 begründet, vom Abte Erenbert III. aber
erweitert, und mit einem Stockwerke im Jahre 1772 erhöht.
Der vormahlige Pfarr-Mcar wohnte immer zu Steinerkirchen,
bis im Jahre 1784 hier ein stabiler Pfarrer mit einem be-
stimmten Geldgehalte vom Stifte, und mit gewissen Natu-
ral-Bezügen von Steinerkirchen dvtirt wurde.
Da die frühere Geschichte dieses Ortes mit der von
Steinerkirchen zusammenfällt, so bleibt unS hier nichts mehr
zu bemerken übrig, als daß diese Gegend in den frühesten
Zeiten mit dichten Wäldern, und längs des hier durchziehen-
den Aitter-Baches mit Sumpf bedeckt, und daher auch zur He-
gung des Schwarzwildes sehr geeignet war, von dem sein
Nahme Eberstall (Eporestall) ««bezweifelt herrührt. Aber
auch schon im 9. und 10. Jahrhunderte ward von Seite des
Stiftes und dann von den sich hier ausbreitenden Grafen von
Wels und Lambach fleißig gereuttet, ausgetrocknet und beur-
bart, wie dieß insbesondere aus der öfters bemeldeten Resti«
tutions-Urkunde eines Grafen Arnold vom Jahre 995 erhellet.
Dermahl bestehen, außer den Ueberbleibseln des vor-
mahligen großen, bis an den Alben-Fluß hin sich erstreckenden
Eillach-Waldes, keine beträchtlichen Waldungen mehr, um so
zahlreicher aber sind hier Wiesen und Aecker. Letztere sind je-
doch nur von mittlerer Güte, und in einigen Gegenden, welche
dem Hagelschlage öfters ausgesetzt sind, von geringem Ertrage,
140
Deßhalb waren auch in den Jahren 1734 —- 85 fast alle
in dem Orte Spieldorf befindlichen Bauernhauser um sehr
geringe'Preise feil; doch hat durch den Klee- und Erdäpfel-
bau sich seither Vieles verbessert. In der Ortschaft Wipfing
zu Albersdorf haben sich vor längeren Jahren unfern des
Aitter-Baches die Grundfesten eines dereinst beträchtlichen Ge-
bäudes aufgefunden/ und die Vermuthung veranlaßt, daß
hier ehemahls der Stammsitz eines edlen Geschlechtes der
Aitterbäcker bestanden habe/ wovon Bernard von Flitter-
bach im Jahre 1266 als Zeuge der Stiftung erscheint/ wel-
che Heinrich von Achteiten und seine Hausfrau Elisabeth zu
unserem Kloster gemacht haben.
Die Pfarre Fischekham.
Fischelham, auch Fischen - oder Vischenham in alteren
Urkunden genannt/ scheint seinen Nahmen von seiner Lage
in der Nähe der vormahls sehr fischreichen Flüsse Alben und
Traun erhalten zu haben/ und ist eine alte Pfarre im Di-
stricts-Commissariate der Herrschaft Steinhaus/ unter der Vog-
tey und dem Patronate des Stiftes Kremsmünster/ im De-
canate Thalheim. Die hiesige/ dem h. Apostel Petrus geweihte
Kirche kommt/ nebst jener zu Eberstallzell/ in den früheren
Stiftsurkunden als Filiale der alten Mutterpfarre zu Stei-
nerkirchen vor/ von welcher selbe auch nur eine gute Viertel-
stunde gegen Nord-Ost entfernt liegt.
Der seit dem 13. Jahrhunderte von jener getrennte
selbstständige Pfarrbezirk erstreckt sich vorzüglich der Traun
abwärts gegen Thalheim/ in einer bedeutenden Länge/ und
hat gegen Osten obenbenannte Pfarre und Steinhaus/ gegen
Norden den Traun-Fluß/ mit den jenseits gelegenen Pfarren
Gunskirchen und Lambach/ gegen Westen und Süden aber
141
Steinerkirchen zur Gränze; er begreift acht Ortschaften, mit
einer Seelenzahl von beynahe 900 in sich. Die hiesige, an ei-
nem steinigen, mit Waldbäumen bewachsenen Hügel nahe an-
liegende Kirche ist, zu Folge der ober dem unteren Lhurmfen-
ster angebrachten Jahrzahl 1447, ein Gebäude des 15. Jahr-
hundertes, und verräth, ungeachtet der Renovation, welche
selbe nach einem im Jahre 1609 (2. April) durch Brand er-
littenen Schaden erfuhr, dasselbe auch in ihrem Inneren.
Ihre spätere Auszierung verdankt selbe vorzüglich dem Abte
Alexander IH-, die merkwürdige, in Gestalt eines Schiffes
verfertigte, und den Fischzug Petri vorstellende Kanzel aber
hat den hiesigen Pfarrer Joann. Nep. Wejlgoune zu ihrem
Urheber, der selbe von einem Bildhauer zu Lambach im Jahre
1759 Herstellen ließ.
Von Epitaphien befinden sich drey merkwürdige in der
hiesigen Kirche, welche der Aufmerksamkeit des verdienstvollen
Genealogen Freyherrn von Hoheneck entgangen sind. Zwey
von rothem Marmor, mit den Gestalten geharnischter Rittet
bezeichnete, zu beyden Seiten des Einganges eingemauerte
Grabsteine bezeugen, der zur Rechten, daß hier Wahr-
mund Oberhaimer, Herr von Pernau, gestorben im Jahre
1519, begraben liege; der zur Linken aber, daß hier der am
8. September 1578 verstorbene Herr Hannß Sigmund von
Jägenreutter auf Bernau und Mm seine Grabstätte gefun-
den habe. Ein dritter von weißem Marmor nächst dem Frauen-
altare zeigt den Ruheort zweyer eheleiblichen Söhne besag-
ten Herrn Hannß Sigmund und seiner Hausfrau Rosina,
gebornen von Sönderndorf, an; wovon Wolf Andreas den
5. Jänner 1568, und Wolf Sigmund den 25. September
1571 in Christo entschlafen ist. Außer diesen hat sich mittelst
einer von derselben im Jahre 1524 hierher geschenkten, im
Jahre 1750 aber durch einen Kirchenraub verloren gegange-
nen Monstranze auch das Andenken einer edlen Matrone
Ursula von Alm, oder von der Albm, obenbenannten Herrn
Wahrmunds von Oberhaim hinterlassenen Wirwe, noch bey der
hiesigen Kirche erhalten. Zur Pfarre Fischelham gehört auch
142
die auf eine gute halbe Stunde östlich entlegene kleine Kir-
che des heiligen Georg im Schauerthale, die bey dem Still-
schweigen aller früheren Urkunden wahrscheinlich erst aus ei-
ner Feld-Capelle durch reichliche Schenkungen und Opfer all-
mahlig zur Filial-Kirche erwuchs/ und seit dem Jahre l6l4
auch als solche in den Kirchenrechnungen erscheint. Beyde
Kirchen feyerten ehedem ihre Kirchweihe zugleich mit ihrem
Patrocinio den 29. Juny und 24. April.
Hinsichtlich des Ursprunges dieser Pfarre melden die
Stifts-Annalen nicht mehr/ als daß zur Zeit des AbteS
Bernard um das Jahr 1267 ein vom Bischöfe Berthold
von Passau (wahrscheinlich zur Zeit des leichtsinnigen Ab-
tes Ortolf — jure devolutionis) bestellter Pfarrer zu Stei-
nerkirchen einem seinigen Gesettpriester des heiligen Petrus
zu Fischelham mit einem Theile seines Pfarrsprengels zur
Abwartung eines ordentlichen Gottesdienstes übergeben habe.
Hierdurch ward aber auch diese neue Pfarre/ wie sich aus
den Klagen Bernhards des Norikers deutlich abnehmen
läßt/ dem Kloster gänzlich entzogen. Erst im Jahre 1622
brachte es Abt Anton Wolfradt durch seine Bitte dahin/ daß
Kaiser Ferdinand II. Fischelham aus der bisherigen Vogtey
der Herrschaft Burgwels entließ/ und unter jene des Stif-
tes Kremsmünster versetzte. Der ehemahlige/ hinsichtlich der
benachbarten Kirchen bedeutende Vermögensstand dieser Kir-
che mag zu dem noch im Gedächtnisse sich erhaltenden Spru-
che/ „St. Peter am Sand' ist die reicher' im Land'" Ver-
anlassung gegeben haben.
Die frühesten Pfarrer bewohnten ein seit längerer Zeit
dem Pfarrer zu Steinerkirchen zuständiges/ sehr ärmliches Bau-
ernhaus/ dagegen ward der gegenwärtige Pfarrhof von dem
ersten Pfarrer aus dem Stiftsmittel Sigmund Mayer/ zu-
nächst der Kirche im Jahre 1649/ und zwar vom Kirchgelde
erbaut; gleichen Ursprung mag wohl auch das daran liegende
Schulgebäude haben. Nach dem im Jahre 1664 erfolgten
Tode des besagten Pfarrers Übersetzte Abt Placidus dem Ver-
langen des Ordinariates zu Passau/ ,,daß zur Beförderung
143
geistlichen Wandels die zur Seelsorge auf dem Lande aus-
gesetzten Religiösen wo möglich in einer Gesellschaft bey-
sammen leben sollten/" zu Folge/ den nächstfolgenden Pfarrer
Agapitus Fachenser nach Steinerkirchen, von welcher Zeit bis
zum Jahee. 1784 die hiesige Pfarre/ gleich jener von Eber-
stallzell/ nur durch Excursion versehen ward. Zm letztbesagten
Jahre aber kam ein beständiger Pfarrer nach Fischelham,
welcher vom Stifte mit einem fixen Goldgehalte/ von Steir
nerkirchen aber mit bestimmten Natural-Bezügen dotirt wurde.
Die hiesigen Pfarr-Protvkolle wurden vom besagten Pfarrer
Sigmund Mayer in Ordnung gebracht/ und gehen bis zum
Jahre 1640 zurück; die älteren waren bey dem Unfälle einer
Feuersbrunst wahrscheinlich im Jahre 1609 in Verlust ge-
rathen.
Die Lage dieser Pfarre zwischen zwey Flüssen und
mit einander abwechselnden fruchtbaren Anhöhen und schö-
nen Thalwiesen/ ist sehr angenehm; dennoch ist der an den
Wässern liegende Theil öfteren Ueberschwemmungen aus-
gesetzt/ wobey insbesondere der nächst der Kirche und dem
Pfarrhofe vorbey fließende/ meistens unscheinbare Peter-Bach
bey seinem Anschwellen oft große Verwüstungen anrichtet;
das Flußbett der Traun aber so wandelbar ist, daß nach
der Richtung der Naufahrt zu verschiedenen Zeiten Häuser
der hiesigen Pfarre in jene von Lambach/ und umgekehrt,
in den letzteren Jahren 5 Häuser aus jener in die hiesige
Pfarre versetzt worden sind.
Von dem schon bemeldeten/ nahen, nach alter Art erbaue
ten, und zum Theil noch in einem Wassergraben gelegenen
Schlosse Bernau oder Pernau an der Traun be-
merken wir noch Folgendes: Dasselbe ward von einem schon
zu Anfange des 14. Jahrhundertes bekannten edlen Geschlechte
der Bernauer oder Herren von Pernau begründet, und
von Joachim von Pernau an den edlen Wolfgang Anhänger
im Jahre l4o6 verkauft. Mit Brigitta Anhänger, der Ge-
mahlinn des Hillebrand von Jörger, ging selbes erblich an
die Familie der Jörger um das Jaher 1450, und bald
m
hierauf mit deren Tochter Amley (Amalie) durch Heirath an
Herrn Mathias dem Oberhaimer über. Dessen zweytgeborner
Sohn^Hannß von Oberhaim auf Falkenstein (ein zu seiner
Zeit berüchtigter Raubritter/ vid* Hoheneck Tom. III. p.
441)/ verkaufte selbes (um das Jahr 1526) an Sigmund den
alteren von Zägenreutter/ bey welcher Familie es bis gegen
das Jahr 1619 verblieb/ und dann käuflich an Herrn Jo-
hann Bapt. Spindter von Hofeck überging. Von dieser nach-
her gräflichen Familie überkamen es gegen die Mitte des 18.
Jahrhundertes die Freyherren von Eyselsberg/ von diesen im
Jahre 1763 die Freyherren von Gabelkofen / und von diesen
im Jahre 1772 wieder Atoys Graf von Spindter. Nach
Absterben dieser Familie mit Leopold Grafen von Spindter
im Jahre 1798 überkam diese Herrschaft der k. k. Feldkriegs-
Commissär F. C. von Anacker/ welcher selbe im Jahre 1311
wieder käuflich an ihren gegenwärtigen Besitzer Herrn Wolf-
gang Tiefenthaler überließ/
Die Pfarre Steinhaus.
^^^teinhaus, eine neu errichtete Pfarre im Distrikts-
Commissariate der gleichnahmigen Herrschaft/ unter der Vog-
tey und dem Patronate des Stiftes Kremsmünster/ im De-
eanate Thalheirm Die hiesige/ den heiligen Aposteln Peter
und Paul geweihte Kirche war bis zum Jahre 1785 eine
Filiale der Mutterkirche zu Thalheim/ von welcher aus ehe-
dem alle dritte Sonntage hier der Gottesdienst abgehalten
ward. Von eben derselben wurde auch der ganze dermahtige/
sich über anderthalb Stunden in die Länge und über eine
Stunde in die Breite erstreckende Pfarrbezirk entnommen.
Derselbe enthält fünf Ortschaften mit 1400 Seelen/ und
gränzt gegen Osten an die Pfarren Kremsmünster/ Sippbach-
zell, gegen Norden an Thalheim, gegen Westen an Fisches-
Ham, gegen Süden aber an Steinerkirchen und Ried. Die
dermahlige, vom Abte Erenbert II. im Jahre i683 erbaute,
eben nicht große, aber sehr gefällige Kirche ward im Jahre
1723 von dem Bischöfe von Passau, Joseph Dominik
Lamberg, am Sonntage nach dem Schutzengelfeste einge-
weiht, an welchem Tage selbe ehemahls auch ihre Kirchweihe
feyerte. Zu dieser Pfarre gehört die auf eine gute halbe
Stunde südwestlich dem Aitter-Bache aufwärts gelegene, kleine
Filial-Kirche des heiligen Nicolaus im Taxetberg, deren
weihungsfest am Sonntage vor Bartholomäi begangen ward.
Die gefällige, nächst der Kirche gelegene Pfarrwohnun.g
von dem ersten hiesigen Pfarrer Nicölaus Digl im
1766 auf einem, von dem Stifte für 1000 Gulden erkauf
ren Grunde aufgeführt, und eben so auch die nächstgelegene
Schule in einem benachbarten Hause einstweilen für einen
bestimmten jährlichen Miethzins errichtet, welche letztere
im Jahre i8i5 vom Abte Anselm durch Ankauf des besag-
ten (kurz hierauf wieder verkauften) Hauses als besonderes
Gebäude für immer dem Stifte zugeeignet wurde.
Von der früheren Geschichte dieser Kirche meldet ein
zum Theil auf Sagen, zum Theile aber auch auf Urkunden
gestützter Bericht eines hiesigen, im Jahre 1826 verstorbenen
Pfarrers, Leopold Koppelhuber, daß sowohl Steinhaus als
Tafelberg in Urkunden der Pfarre Thalheim vom Jahre 129g
als Filiale dieser Kirche angeführt werden, ohne daß
doch den Stifter derselben anzugeben im Stande sey. Ferner:
daß diese Kirche ehedem sehr klein gewesen, und von
Bischöfe Ulrich eingeweiht worden sey; daß in der Folge, zur
Zeit der Reformation, Herr Gundacker von Polhaim (um
Jahr 1608, s. Hoheneck Tora. II, p. 106) als Besitzer
Herrschaft Steinhaus und eifriger Anhänger Luthers, zunächst
der auf dem Stiftsgrunde erbauten Kirche, ein geräumiges
evangelisches Bethhaus (Tempel) erbaut habe, um welchen
das Cömeterium, und diesem zur Seite, im heutigen Wirths-
hause, die Wohnung des Pastors bestand; letztlich aber
Hß
dieses Bethhaus im Jahre i658 von dem damahligen Inha-
ber/ Freyherrn Weickhard von Katzianer/ abgebrochen ward,
und die-hiervon erhaltenen Bau-Materialien zumZlusbaue des
gegenwärtigen Schlosses Steinhaus verwendet worden seyen.
Wir bemerken hierbey nur noch/ daß in den Bestätigungs-
briefen der Päpste von den Jahren 1179 und 1248 weder von
einer Filial-Kirche zu Steinhaus/ noch von einer solchen in
Tafelberg Meldung geschehe/ und daher diese ursprünglich
ohne eigene Stiftung bestandenen Privat-Capellen sich erst
in der Folge mittelst Opfer und Schenkungen im i3. Jahr-
hunderte zu Fitiat-Kirchen erhoben haben dürsten.
Die Gegend von Steinhaus/ zum Theil auf wohlbe-
bauten Anhöhen / welche gegen Südosten von dem sich in be-
trächtlicher Länge ausdehnenden/ aber von mehreren Durch-
schlägen unterbrochenen Gehölze hart begränzt werden/ zum
Theil in dem schmalen/ aber sehr lieblichen Astterbach-Thale
und in der Nähe der Kreisstadt Wels / ist angenehm/ frucht-
bar/ und zum Absätze der Landwirthschaftserzeugniffe unge-
mein vortheilhaft. — Von dem unfern der Kirche gelege-
nen herrschaftlichen Schlosse Steinhaus ist Folgendes zu
bemerken: Dasselbe ward von dem Herrn von Polhaim (ei-
nem der ältesten und ansehnlichsten Geschlechter des hierländi-
gen Adels) gegen das Ende des 12. Jahrhunderts erbaut/ und
von ihm schreibt sich schon im Jahre 1267 Albero (der vierte)
Herr von Polhaim zu Steinhaus. Von diesem gelangte es
an die Herren von Katzianer/ von welchen Graf Johann
Weickhard von Katzianer diese Herrschaft im Jahre i6g3 an
Herrn Jacob Fridrich von Eyselsberg verkaufte/ bey welcher
freyherrlichen Familie dieselbe noch derzeit besteht.
»47
Die Pfarre St. Conrad.
(L
t. Conrad, eine neu errichtete Pfarre, im Districts-
Commiffariate der Herrschaft Schornstein, unter der Vogtey
und dem.Patronate des Stiftes Kremsmünster, im Decanate
Thalheim. Diese aus dem Pfarrbezirke der alten Mutter-
pfarre Viechtwang entnommene, im Jahre 1785 mit einem
eigenen Seelsorger bestellte, in drey Ortschaften getheilte,
und Mer 600 Seelen in sich begreifende Pfarre liegt im
Gebirge unfern des Traunsteines und des am Fuße desselben
befindlichen kleinen Laudach-Sees, und wird gegen Osten von
der Pfarre Viechtwang, gegen Norden von Kirchham, gegen
Westen von Gschwendt, gegen Süden aber jenseits der Ge-
birge von den Pfarren Grünau und Traunkirchen begränzt.
Die hiesige kleine und unansehnliche, mit einem höl-
zernen Thürmchen bestellte Kirche ist ungewissen Ursprunges,
und komme erst im 16. Jahrhunderte als eine Filiale der
Pfarre Viechtwang vor. Ursprünglich wohl nur eine Feld-Ca-
pelle, ward sie dem heil. Bischöfe Conrad geweiht, und be-
ging ihre Kirchweihfeyer am dritten Sonntage nach Ostern.
Wegen des in dieser abgelegenen Gegend sich noch lange er-
haltenden und heimlich verbreitenden Lutherthumes hatte
schon vor mehreren Jahren der Hirteneifer des Bischofes von
Passau Joseph Dominicus hier eine aus einem Priester und
Laienbruder bestehende Capuciner-Mission veranstaltet, welche
mit den nöthigen Lebensmitteln vom Stifte aus versehen
ward, und ihren Aufenthalt in einem nächst der Kirche gele-
genen Bauernhause genommen hatte. Abt Berthold III.
stellte im Jahre 1768 einen Missionär aus dem Stiftsmittel
dahin, welchem er eine bequeme Wohnung daselbst bereitete,
und seinen Unterhalt vom Stifte verschaffte. Der gegenwär-
tige, an der Commercial-Straße von Kirchdorf über Schärn-
stein nach Gmunden liegende, und von der Kirche bey einer
kleinen Viertelstunde entfernte Pfarrhof ward von dem letz-
K 2
i4ß
ten Missionäre und ersten Pfarr-Vicare Nicolaus Digl im
Jahre 1785 sehr bequem und gefällig erbaut. Anfänglich ge-
hörte d^r nächstgelegene Bauernhof zu dessen Oekonomie,
dieser ward aber bald wieder käuflich hintangegeben, und
dem jeweiligen Pfarrer sein ganzer Unterhalt vom Stifte
zugesichert. Die Schule ist mir der Pfarre gleiches Ur-
sprunges.
Die Pfarre Magdalenäberg.
agd a lenäb e rg, eine neu errichtete Pfarre in dem
Districts-Commiffariate der Herrschaft Seisenburg/ unter der
Vogtey und dem Patronate des Stiftes Kremsmünster im
Decanate Spital am Pihrn. Die hiesige/ ansehnliche/ mit ei-
ner Neben-Capelle bestellte und ganz aus Quaderstücken auf-
geführte Kirche ist der heiligen Magdalena geweiht/ und al-
kem Ansehen nach ein Gebäude des i5. Jahrhundertes/ seit
welcher Zeit dieselbe auch als eine Filiale der uralten Pfarre
Petenbach erscheint. Vormahls ein zahlreich besuchter Wall-
fahrtsort/ an welchem in den sogenannten goldenen Sam-
stag-Nächten (die drey nächsten Sonnabende nach Michaelis)
hier ein beträchtlicher Markt gehalten wurde/ ward selbe im
Jahre 1785 zur selbstständigen Pfarre erhoben/ und ihr ein
aus der Mutterpfarre entnommener/ mit einigen Häu-
sern aus der Pfarre Kirchdorf gerundeter Pfarrbezirk ange-
wiesen/ welcher jedoch nur aus einer einzigen Ortschaft be-
steht/ und nicht über 5oo Seelen in sich begreift. Dessen
Gränzen sind gegen Aufgang Kirchdorf und Schlierbach/ ge-
gen Norden Wartberg und zum Theil Petenbach/ gegen
Westen Petenbach/ gegen Süden aber über dem Gebirge
Steinbach am Zyberge. Das Fest der Einweihung ward ehe-
dem hier am ersten Sonntage im September gefeyert. Der
>
»49
hiesige kleine, aber seiner erhöhten Lage wegen einer weiten
und ungemein schönen Aussicht genießende Pfarrhof ward
im Jahre 1785 erbaut. In diesem befindet sich auch die
wegen des zahlreichen Besuches, der von ihrer Pfarre Kirch-
dorf zu weit entlegenen, und deßhalb hier eingeschulten Kin-
der schon mehrmahl umgelegte und erweiterte Pfarrschule.
Da die frühere Geschichte dieser Kirche mit jener von
Petenbach verbunden ist, so bleibt uns hiervon nichts Weite-
res zu bemerken übrig, als daß aus dem Berichte des alten
Mirakel-Buches, des alten Wallfahrtsbuches zu Adelwang
und dem Bruchstücke einer im Jahre 1887 gehaltenen Pre-
digt zu vermuthen sey, daß der berufene lutherische Predi-
ger Michael Stifel hier oder im Jörgen-Berge bey Kirchdorf
zuerst seine Prophezeyung vom nächstbevorstehenden jüngsten
Tage vorgetragen habe. Sonst melden hie Stifts-Annalen noch
von einem großen Brande, welcher diese Kirche am 23.
Jänner 1677 durch das Einschlagen des Blitzes betraf, und
wobey die Glocken im Thurme zerschmolzen.
i
Die Pfarre Allhamming.
Ellham ming oder Alhaming, eine neu errichtete
Pfarre im Districts-Commissariate der Herrschaft Gschwendt/
unter der Vogtey und dem Patronate des Stiftes Krems-
münster im Decanate Enns. Der im Jahre 1765 neu ge-
bildete Pfarrbezirk ward ganz von der Mutterpfarre Weiß-
kirchen entnommen/ er ist in vier Ortschaften eingetheilt/ ent-
hält bey 770 Seelen/ und wird gegen Aufgang von der
Pfarre Neuhofen/ gegen Mitternacht von Pucking und Weiß-
kirchen/ gegen Abend von Eggendorf/ gegen Mittag aber von
Kematen begränzt. Die dem heiligen Georg geweihte/ kleine/
mannigfaltig erneuerte Pfarrkirche ist ungewissen Ursprunges/
und verräth dem Gebäude nach das Ende des i5. Jahrhun-
dertes. Vor dem i6. Jahrhunderte geschieht derselben keine
Erwähnung. Unter ihren Wohlthätern war vorzüglich ein
Edler Urban Steuber zu Hueb, welcher auch nach seinem
um das Jahr 1606 erfolgten Tode/ als der Letzte seines
Stammes/ in hiesiger Kirche beygesetzt/ und sein gestürzter
Wappenschild nächst seiner Ruhestätte aufgehangen wurde.
Als Filiale von Weißkirchen beging die Kirche die Feyer ih-
rer Einweihung jährlich am Sonntage nach Georgi/ an wel-
chem sie jetzt das Patrocinium feyert. Der kleine/ unfern
derj Kirche befindliche/ bequeme und mit einem hübschen
Gärtchen bestellte Pfarrhof ward unter der Leitung des er-
sten dasigen Pfarrers Bruno Rodt im Jahre 176b erbaut.
Zugleich mit der Pfarre nahm auch die nächstgelegene Schule
ihren Ursprung. Zum Theil auf bebauten Anhöhen/ zum
Theil in dem wiesenreichen Sippbach-Thale gelegen/ und fast
auf allen Seiten mit größeren und kleineren Gehölzen um-
geben/ ist die Lage dieser Pfarre nicht unangenehm/ aber
sehr einsam/ auch ist der fleißig beurbarte Boden, nur von
mittlerer Fruchtbarkeit. Zunächst dem Pfarrdorfe zieht die
Commercial - Straße von dem auf eine gute'Stunde entle-
genen Markte Neuhofen nach der bey drey Stunden ent-
fernten Stadt Wels vorbey.
"'Die Pfarre Eggendorf.
Eggende rf oder Egendorf, eine neu errichtete Pfarre
im Districts -Commiffariate der Herrschaft Gschwendt/ unter
der Vogtey der Herrschaft Eggendorf/ unter dem Patronate
des Stiftes Kremsmünster/ im Decanate Enns. Bey der un-
ter Kaiser Joseph II. vorgenommenen neuen Pfarreinthei-
lung ward auch hier/ wo wegen der Nähe mehrerer herum-
liegenden Pfarreyen nie eine eigene Kirche bestanden hatte,
eine neue Pfarre errichtet, deren Bezirk sich auf vier Ort-
schaften erstreckt, eine Seelenzahl von beynahe 700 in sich
begreift, und gegen Aufgang von der Pfarre Allhammmg,
gegen Mitternacht von Weißkirchen, gegen Abend von Sipp-
bachzell, gegen Mittag aber von Kematen eingeschlossen wird.
Zur Pfarrkirche ward die bisherige, der seligsten Jungfrau
geweihte, kleine Schloß-Capelle ausersehen, welche den Herrn
Florian Ostermayer nach der Mitte des 16. Jahrhundertes
zu ihrem Erbauer hatte, von dem Freyherrn Johann Thomas
von Gärtner, und dessen dritten Gemahlinn Anna Reichs-
sreyinn von Stein aber (um das Jahr 1740) erneuert und
mit dem gegenwärtigen Hochaltare bestellt ward. Zum Behufe
einer Pfarrkirche ließ der damahlige Gutsbesitzer, Herr Franz
Ignaz Mayerhofer, dieselbe mittelsteines daran liegenden Vor-
rathsgewölbes erweitern, wodurch zwar mehr Raum gewonnen
ward, die Kirche aber eine sehr unregelmäßige Gestalt bekam.
Der Wunsch zur Verbesserung bewirkte im Verlaufe der Zeit
verschiedene Bauvorschtäge, kam aber nicht eher als im'Jahre
1825 zur erwünschten Ausführung. Zu dieser Zeit nahm es
der patriotische Pfarrmann Stephan Wimmer am Schatzin-
ger-Gute auf sich, den neuen Bau derselben mittelst des vom
Patronate gemachten Beytrages von 1000 Gulden W. W. und
den freywilligen Geld - Materialien - und Arbeitsleistungen der
Pfarrgemeinde auf eigene Kosten dergestalt herzustellen, daß
der von dem gegenwärtigen Gutsbesitzer Herrn Franz Taver
Mayerhofer demselben, gegen Herstellung eines neuen abge-
tretenen Getreidekastens, in die gegenwärtige, geräumige und
von Innen und Außen artige Kirche umgestaltet ward. Am
Sonntage vor Allerheiligen im Jahre 1826 ward diese Kir-
che, welche ihr Patrocinium am Lichtmeßtage zu feyern pflegt,
von dem Abte Joseph von Kremsmünster feyerlich eingesegnet.
Unfern der Kirche, jenseits des Sippbaches, besteht die im
Jahre 1786 größten Theils aus Holz aufgeführte, seither aber
mannigfaltig erneuerte und verbesserte Pfarrwohnung, in de-
ren Erdgeschosse auch die Pfarrschule angebracht ist. In dem
i52
anliegenden Gärtchen des Pfarrers ward im Jahre 1791
eine merkwürdige Goldmünze des Kaisers Vespasian ausge-
grabon. An der mit des Kaisers Brustbilde gezierten Vor-
derseite findet sich die Umschrift: VESPASIAN. AUG.
PM. IMP. TITUS. Auf der mit einem Anker bezeichneten
Gegenseite aber stehen die Worte: GOS. VIII. P. P.
TR. P. IX. IMP. XV.
Die Lage dieser Pfarre, zum größten Theil im Sipp-
bach-Thale, ist heiter und ziemlich fruchtbar, die Cultur des
Bodens vortrefflich. Von den hierher gehörigen, zum Theil
schon lange abgekommenen Edelfitzen bemerken wir zuerst das
Landgut und den Wohnsitz des Herrschafts-Eigenthümers Eg-
gendorf am Sippbache, ein von obbemeldetem Herrn Flo-
rian Ostermayer erbautes, mit einem schönen Garten bestell-
tes, und von seiner etwas erhöhten Lagerstelle einer freundlichen
Aussicht genießendes Schlößchen. Eggendorf war im 12. Jahr-
hunderte als Freysitz begründet worden, und ist das Stamm-
haus des längst erloschenen edlen Geschlechtes der Eggendorfer,
wovon in den Urkunden des Stiftes schon im Jahre 1282,
und dann im Jahre 1266 Heinrich von Eggendorf als Zeuge
mit mehreren anderen der benachbarten Freysassen aufgeführt
wird. Im Anfange des i5. Jahrhundertes gelangten die
Herren von Moser,'Besitzer des Schlößchens Weyer bey Leoben-
bach, auch zum Besitze dieser Herrschaft, von welchen selbe nach
Absterben dieses edlen Geschlechtes mit Herrn Hanns Moser,
um das Jahr 1674 • an die Herren von Ostermayer über-
ging. Im Jahre 1660 brachte selbe Herr Christoph Ehren-
reich Graf von Schallenberg käuflich an sich, und übertrug
sie im Jahre 1667 seiner Tochter Christina Theresia, der
Gemahlinn des Herrn Johann Ludwig Freyherrn von Polhaim
zu Wartenburg. Nach deren Tode erkaufte sie im Jahre
1696 Herr Wolf Maximilian Spiller zu Mitterberg, von
welchem selbe im Jahre 1709 an Herrn Georg Adam Frey-
herrn von Hoheneck, von diesem aber schon im nächsten
Jahre 1710 an den Edlen Johann Adam von Wendt über-
ging. Von dieser Familie brachte Herr Johann Thomas
j53
Freyherr von Gärtner die Herrschaft Eggendorf an sich, bey
welchem Stamme selbe bis zum Jahre 1767 verblieb, da dessen
Sohn, Herr Franz Johann von Gärtner, diese dem Herrn
Franz Ignaz Mayerhofer, vormahligen Inhaber des Landgu-
tes Janlesbrunn (im Bisthume Passau), käuflich überließ.
Hueb, das dermahlige Brauhaus ebenbesagter Herr-
schaft Eggendorf, ist ein unfern davon gelegener, ehemahls
ganz mit einem Wassergraben umgebener, derzeit abgekom-
mener Edelsitz, von dem sich ehedem mehrere adelige Ge-
schlechter den Beynahmen zulegten. Um die Mitte des 14.
Jahrhundertes war Eberhard Millwanger zu Hueb Stadt-
richter in Steyer, Tiburtius Millwanger aber noch im Jahre
r5og im Besitze dieses Landgutes. Von dieser Familie über-
kamen selbes die Herren Sprossen zu Hueb, welche schon im
Jahre i525 in dessen Besitze erscheine»; von diesen erkaufte
selbes um das Jahre 1576 der Edle Daniel Lueger, von
diesem aber die Herren von Steuber, wovon der letzte Herr
Urban zu Anfange des 17. Jahrhundertes (um das Jahr
1608) mit Tode abging. Hierauf kam Hueb an die Herren
Proller von Ladendorf; im Jahre i65o an Herrn Johann
Friedrich Mark von Heimbhofen oder Haimenhofen. Während
diesem, und dem Jahre 1660 ward Hueb mit der Herrschaft
Eggendorf vereinigt, und verblieb seitdem immer im Besitze
der jeweiligen Inhaber jener Herrschaft.
Weittersdorf, ein Landgut und vormahliger Freysitz
oberhalb Eggendorf am Sippbache, war in den früheren Zeiten
den Herren von Moser zuständig, wovon sich im Jahre i45i
Otto Moser einen Herrn von Eggendorf und Weittersdorf
nennt. Im Verlaufe der Zeit ward dasselbe ein Eigenthum
verschiedener Besitzer, der Sighartner, der Müllwanger, der
Spiller, und letztlich der Herren von Walkauf, von welchen
es Abt Erenbert II. von Kremsmünster erkaufte. Gegenwärtig
ist der Hausbesitzer von Weittersdorf ein Landbauer, Wirth
und Bäcker, das Amt Weittersdorf aber seit dieser Zeit der
Stiftsherrschaft einverleibt (s. Hoheneck's Genealogie bey den
angezeigten Familien und Orten).
L
i54
Zusätze und Berichtigungen.
Zu Seite g, Pfarre Viech twang. Johann Philipp Graf
von Lamberg, Bischof von Passau, weihte für die im
Jahre 1690 vom Abte Erenbert II. neu erbaute Pfarr-
kirche einen Altar zum pfarrlichen Gottesdienste (wohl
nur ein Portatile?) ein. Die Kirche selbst wurde erst im
Jahre 1723 von Joseph Dominik von Lamberg zugleich
mit jener in Grünau feyerlich eingeweihet.
Zu Seite i5, Schornstein. Aus der Unterzeichnung des
Kaufbriefes erhellet, daß der Kauf dieser Herrschaft im
Jahre 1626 geschlossen worden. Die Steinschrift, welche
wahrscheinlich das Jahr darauf aufgestellt worden, gibt
das Jahr MDCXXIV. an, in welcher (anstatt IV) VI
hätte gesetzt werden sollen.
Zu Seite 17. Ihr Umfang beträgt bey 3a Stunden; die
Kirche wurde erst durch Abt Alexander II. ganz in ihren
dermahligen Stand gebracht, und im Jahre »728 von
dem Bischöfe Joseph Dominicus von Passau eingeweiht;
das Fest ihrer Einweihung feyerte dieselbe ehedem jährlich
am fünften Sonntage nach Ostern. Die vom Abte Placi-
dus in dem Gebäude am Alben-See und in der vordem
gemauerten Schwaige auf dem Käsberge aufgerichtete,
ganz gleichlautende Steinschrift ist folgenden Inhaltes:
Salve mi hospes, et paucis vefbis
löngäm historiam disde.
Locum, in (juo stas, Carolus Magnus Rom. Imp.
irtonasterio, Cremsmünster dicto,
a Tassilone, Bojorum Duce, fundato, contulit
Anno Christi DCCLXXXII. *)
Durch einen Verstoß anstatt 802,-
Temporum injuria, incertum quo tempore
rursus abstulit, multisque saeculis detinuit
iniqui temporis haeres.
Tandem Antonius Abbas Cremifanensis
empto eum domino Scharnstein rebellium
scelere venali
ad idem monasterium postliminio reduxit
Anno Christi MDCXXIV. (pro XXVI).
Atque in eodem, quas conspicis aedes excitavit
Placidus Abbas Cremifanensis ,
Anno Christi MDCLII.
Zu Seite 53, Pfarre Kr emsmünst e r. Das
jährliche Gespende am n. December erforderte in den
Jahren 1684 — 1710 und 1742 bey 100 Rinder
deren sonst gewöhnlich 60 — 70 hinreichten.
Zu Seite 54. Das gegenwärtige Schloß zu Kremseck ward
vom Abte Martin 111. im Jahre 1707 erbaut/ von dessen
Nachfolger Alexander 11. aber ganz mit Mauern umgeben,
Zu Seite 96. Die da beschriebene Quelle ist erst jüngst/
mehreren chemischen Untersuchungen/ als besonders jod-
haltig^) und zur Heilung der Gewächse am Halse und
der Drüsen überhaupt/ wie auch vorhandener Erhärtun-
gen/ sehr dienlich anerkannt worden.
Auf gemeinschaftliches Ansuchen der Bürgerschaft
Marktes Hall und der Wundärzte der nächstgetegenen
Ortschaft Pfarrkirchen bey dem Stifte/ als Eigenthümer
dieser Quelle/ der sie sich bisher zu ihren Bedürfnissen *)
*) Zöd (Jodum), der auflösliche Theil der Asche von Pflan
zen, die im Meere selbst wachsen, welche im Handel unter
dem Nahmen Varek oder Kelp, als die schlechteste Art
von Soda vorkommt, besteht größten Theils aus Kochsalz,
enthält aber auch ein wenig kohlensaures Natron, und noch
weniger Jodwasserstoff-Natron. Scholz: Lehrbuch der Chemie,
erster Theil/ 1824, Seite 200.
i56
gekrauchten, auch zu einer Badeanstalt verwenden zu
dürfen, wurde im Jahre 1827 von dem Herrn Abte Jo-
seph der Bescheid ertheilt, daß es ihnen gestattet seye,
gemeinschaftlich die Quelle zu ihrem Vortheile zu benü-
tzen, daß sich aber das Stift das Ober-Eigenthumsrecht
und den jeweiligen Selbstgebrauch der Quelle vorbehal-
te. Nach diesem Bescheide haben der Wundarzt von
Pfarrkirchen in einem kleinen Hause nächst dem Dorfe
Pfarrkirchen, und ein behauster Bürger im Markte Hall
ordentliche Badezimmer errichtet. Beyde erfreue» sich
bereits eines zahlreichen Zuspruches.
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