II. Aus dem Werdegang des Dichters. 57 Welche Opfer, sowohl des Herzens, als des Beutels, es dem Manne kostete, die geliebten Rinder nach der weit entlegenen Stadt Salzburg zu führen und dort unter ganz fremden, herrischen Leuten zu lassen, das wußten die guten Gemeindler freilich nicht, und Meister Johannes war so klug, es niemanden zu sagen, viel weniger vorzuklagen. Nur wenn die Sehnsucht recht groß geworden war, und wenn eben auch im Aalender ein paar rote Tage standen, steckte er rasch den Beutel in die Tasche, nahm den Stecken in die Faust und pilgerte raschen Ganges, gleichviel durch Schneegestöber oder Staubwolken, zu seinen Rindern nach der fernen Stadt. Da sah er sie, horte sie aus, fragte hier und dort nach, be glich dies und das, und wenn es geschehen war, konnte Johannes wieder trostreich scheiden, unverdrossen arbeiten, mutig sparen, kargen und darben, ach, alles den Rindern zulieb . . . 2. Jugendliebe, Ferienleben, Altburschenzeil und Ende. An „die Dorfschule" sollten sich nach dem Plane des Dichters auch derartige Bilder aus dem Gymnasialleben in Salzburg und aus dem Leben an den Hochschulen in Graz und Wien anschließen; es kam aber nicht dazu, respektive nicht zu abschließenden Arbeiten. Die Mittelschule wurde bestens absolviert und insbesondere sein Aussatz belobt; sein Biograph Reitzenbeck erwähnt auch ein zelne Gedichte aus dieser Zeit. Liebesglück im jugendlichen Herzen entführt ihn von Salz burg weg — gegen den Willen seiner Eltern an dem Priester seminar vorbei — im Jahre x 825 an die Hochschule nach Graz und später nach Wien, die Rechte zu studieren und als Erzieher sich den Unterhalt verschaffend. Burschenlust und Liebesseligkeit erfüllt ihn und entflammt seine dichterische Seele. Antonie Nieoladoni, seine „Tora", war seine Muse, die mit dem ersten Liebreiz ihrer aufblühenden Jugend — im 15. Lebensjahre — das Wunder der Erweckung an ihm vollbrachte, Diese Liebesseligkeit und das unstillbare Weh, das volle Liebes geschick schließt ein der „Liebesgürtel", den er den Menschen um die Lenden schmieden wollte, der ihn selbst zeitlebens gefesselt hielt?) i) Adalbert Stifter schrieb das Manuskript für den Druck fein säuberlich ab und schrieb u. a. an Buchhändler Heckenast am 6. Oktober 1848: „Ich fiel in das höchste Er staunen, da ich diese Lieder las, mein Entzücken und meine Freude wuchs immer mehr . . (Aus Matofch Bruchstück der Stelzhamer-Biographie).