88 Franz Stelzhamer. Aus: D' Diese breit ausgesponnene epische Dichtung — sie umfaßt über 1500 Hexameter nebst den eingestreuten Gsangeln und einem Lade- und Dankspruch (nach uraltem Original) — dreht sich um ein mit allem Glanze altvaterischer, großbäuerlicher Herrlichkeit insceniertes Lchchzeitsfest. Mit der Ahnl zugleich, die die goldene Hochzeit feiert, tritt 'sfchene Raosidl, ihre Enkelin, vor den Altar. Der Geistliche, der die Doppel trauung vornimmt, ist der Sohn der Jubelbraut und von Raosidls ver storbenem Vater der Bruder. Solch seltenes Fest zu schauen, strömt das Volk herbei meilenweit im Umkreise von pramet. Selbst aus dem vausruck herüber und vom fernen bairischen Land kommen Gäste, was an Spiel leuten auszutreiben, ist da, und im Hochzeitszuge beträgt die Zahl der ver wandten allein 112. Im Kirchlein von pramet brennen so viele Wachs kerzen, wie an einem hohen Festtag und beim Broiherrn (Brauherrn) Lnzinger ist das ganze Haus in Bewegung, für die große Hochzeitstafel und des herbeigeströmten Volkes Bewirtung zu sorgen. Aber so wohl sich die Jubelbraut fühlt bei diesem glänzenden Feste, so schwer ist der jungen Braut ums Herz; denn sie folgt ihrem Bräutigam Sepp nicht aus Liebe, sondern einzig, weil es der Wille .der Ahnl so bestimmt hat. Dieser übermannsstarke Wille der alten Bäuerin ist der eigentliche Angelpunkt der ganzen Dichtung, die deshalb mit Recht de.n Namen trägt: D'Ahnl. Zum Greifen leibhaft, wie sie der Dichter an den Eingang des Epos hingestellt, schreitet sie durch dasselbe, dominierend in allem und jedem, das verkörperte Schicksal ihres Hauses. Mit derselben Einsicht und Festigkeit, mit der sie der Enkelin den Bräutigam auswählt und zuführt, entgegen seiner eigenen Schüchternheit und entgegen der Herzensneigung der Raosidl, ordnet sie in Verbindung mit dem alten proeurator Kaspa die Vorbereitungen zum Hochzeitsfeste, alles bedenkend, das wichtigste, wie das Geringste. Der Ahnl verschwindet neben der Ahnl, die selbst den geistlichen Herrn Sohn zu meistern weiß, daß er die Trauungsrede hält nach ihrem Sinn. Und nun gar die junge Enkelin — daß sie dem Hias zugethan ist, der sie einmal in schwerer Lebensgefahr gerettet hat, die Ahnl leidet es nicht. Fort, aus dem Hause muß der Hias trotz der guten Dienste, die er auch in der Wirtschaft geleistet hat; und die Raosidl muß den Seppen nehmen, den die Ahnl für sie bestimmt hat. Dem unbeugsamen willen der alten Bäuerin gegenüber gibt es keinen widerstand; am wenigsten aus einem jungen Kerzen, das, wie