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k. k. Hofraf, Universit�tsprofeffor in Wien:
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Herausgegeben von Merl Mache, Warnsdorf
Verleger Eb. �rsche, Warnsdorf in Ahmen Literarische Leitung jftr�inanb l�runer, frautenau
Flugschriften
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�sterreich-Ungarns Erwachen
Herausgeber
Robert Ltrache, Warnsdorf
Literarische Leitung
Ferdinand Gr�ner, Lraulenau
Ladenpreis jeden Heftes 1 Krone beziehungsweise 60 Pfennige
Bisher sind erschienen:
1. Heft: Dr. Friedrich Freiherr von Wieser� k. k. Hofrat, Uni-
versit�tsprofessor. �Die Lehren des Krieges".
2. Heft: Dr. Ottokar Weber, Universit�tsprofessor. ��sterreich
und England".
Flugschriften
? ? f�r
�sterreich-Ungarns Erwachen
Herausgeber: Robert Ltrache Literarische Leitung: Ferdinand Gr�ner
Erstes Heft
(Erstes bis zehntes Tausend)
;ERIT in ULJIH�
AUSTRIA^
ORBE
Verlag Ed. Llrache, Graphische Kunstanstalten Warnsdorf, im Kriegsjahr 1915
Die Lehren des Krieges
Von
Prof. Dr. Friedrich Zreiherrn v.Wieser
(Erstes bis ;ebntes Tausend)
AUSTRJ�mgERIT IN QRBE W ULTIMA
Verlag Ed. Ltrache, Graphische Kunstanstalten Warnsdorf, im Kriegsjabr 1915
16099
Druck
Ld. Slrache, Warnsdorf und Haida
tofee Volkskriege haben etwas von der Macht llvrar religi�ser Bewegungen, sie r�tteln die Massen in den Tiefen auf, sie tragen in alle Seelen einen neuen Sinn hinein. Es wird die Ausgabe der Besten des Volkes, diesen Sinn zu deuten, um sich in ihm zu vereinigen, sich an ihm zu erheben und zu entflammen. Die beiden gro�en Volkskriege, welche die Deutschen im neunzehnten Jahrhundert zu f�hren hatten, der Befreiungskrieg gegen Napoleon und der deutsch-franz�sische Krieg von 1870/71, haben das politische Deutschland aus dem Schutte seiner Geschichte wieder aufgebaut. Die Staatsm�nner zwar, die nach dem Sturze Napoleons den deutschen Bund ausrichteten, haben es nicht vermocht, den wahren Sinn des Befreiungskrieges zu deuten; das hat das deutsche Nationallied tun m�ssen, wie es K�rner oder Arndt gedichtet, wie es die Burschenschaft gesungen hat. In dem einem Verse �Das ganze Deutschland soll es sein", ist der innerste Sinn des Befreiungskrieges erfa�t; auf diesem Wege wurde das alte landsmannschaftliche Gef�hl zum deutschen Nationalgef�hl verbunden und das Werk vorbereitet, das 1870 in Blut und Eisen vollendet wurde. Um den Sinn dieses zweiten gro�en Volkskrieges zu verk�nden, bedurfte es nicht mehr der Dichter und S�nger, das deutsche Volk war politisch reis geworden und unter F�hrung seiner F�rsten und Staatsm�nner wurde das Reich in Kraft und Herrlichkeit errichtet. Im eifrigen Bestreben haben die leitenden Minister, die Parlamente und alle F�hrer der �ffentlichen Meinung sonst den Gedanken des Deutschen Reiches ins einzelne ausgedacht, vor allem sind es die Reden und Schriften Bismarcks, die ihn dem Herzen des deutschen Volkes eingepr�gt haben, sie sind dessen politische Bibel geworden. Der Krieg von heute beweist, wie innig das deutsche Volk in der kurzen Zeit des Reichs-
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bestandes zusammengewachsen ist. Was wir aus der Schule von den B�rgertugenden der antiken Stadtrepubliken oder Stammesreiche gelernt haben, verbla�t vor der B�rgertugend, welche dieses Volk von 65 Millionen im Kampfe gegen die �berzahl seiner Feinde bew�hrt. In die tiefste Tiefe der Seelen hinein sind die Millionen von der gleich gro�en Gesinnung erf�llt, welche das Innerste an Kraft in ihnen aufregt. Was immer der Krieg in Deutschland an �u�eren Werten zerst�ren mag, so ist seine innere ausbauende Kraft so gewaltig, da� sie alle Verluste auswiegt. Das kommende Zeitalter deutscher Geschichte wird durch sie aus eine neue h�here Stufe erhoben sein.
In �sterreich h�tte der Aufschwung, mit welchem der Krieg von 1809 begonnen wurde, die st�rkste Nachwirkung haben k�nnen, wenn es uns verg�nnt gewesen w�re, ihn gl�cklicher zu Ende zu f�hren. Die Erinnerung an Erzherzog Karl und Aspern erhebt auch heute noch die Seelen, und in Tirol ist die Erinnerung an die Schlacht vom Berg Isel und an Andreas Hofer, sowie die anderen Volkshelden heute noch eine wirksame Kraft, welche die Herzen und Arme der Tiroler K�mpfer drau�en im Felde st�hlt. Unser Anteil am Befreiungskrieg w�re bedeutend genug gewesen zur nachhaltigsten Wirkung, es ist jedoch nichts geschehen, um den Sinn unserer gro�en Taten ins Weite des Volkes zu verk�nden, erst zur Jahrhundertfeier der Schlacht von Leipzig wurde der reiche Inhalt unserer Archive bearbeitet, f�r die Masse der mitlebenden �sterreicher blieb der Befreiungskrieg ein Krieg ohne Worte. Dieses Schweigen vor der �ffentlichkeit hat nach dem Kriege noch durch Jahrzehnte auf der �sterreichischen Geschichte gelastet und selbst in der Verfassungszeit wurde sein Bann noch nicht v�llig gebrochen. Mit Ungarn zusammen nennen wir uns �sterreich-Ungarn, f�r uns allein sind wir die im �Reichsrate" vertretenen K�nigreiche und L�nder; im namenlosen Reichsrate, es w�re schon zu laut, wenn wir sagen sollten, �im �sterreichischen Reichsrate". Sogar im Kriege von heute, der unsere Seelen im Innersten ersch�t-
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tert, versp�ren wir einen Rest jenes alt�sterreichischen Schweigens. Das Manifest des Kaisers an seine V�lker bei der Er�ffnung des Krieges und das zweite Manifest nach der Kriegserkl�rung Italiens sind durch die Kraft, Reinheit und W�rde ihrer Sprache erhabene Dokumente der Weltgeschichte; auf die Worte des Kaisers haben die V�lker �sterreichs ihre Antwort gegeben in Taten, von denen die sp�teste Geschichte noch bewundernd berichten wird, und die Presse aller Parteien und aller Zungen begleitet diese Taten mit ihrem begeisterten Kommentar, aber wir haben es doch nicht dahin gebracht, da� die Antwort der V�lker von einem berufenen Sprecher zusammengefa�t ausgesprochen wurde, sowie Beth-mann-Hollweg f�r das deutsche Volk die Losung ausgab und wie in Ungarn Graf Tisza und die Oppositionsf�hrer das Gef�hl der Nation in einem kraftvollen Akkord vereinigten, in welchem sich alle Dissonanzen aufl�sen. Uns fehlt die parlamentarische Trib�ne und der Sprecher von der Trib�ne herab, der f�r die m�nnliche Tat das m�nnliche Wort findet. Das gute Wort zur rechten Zeit ist auch eine gute Tat. Wenn die Taten des Krieges getan sind, so werden sie in dem guten Worte fortleben, das �berall hindringt, �berall den gleichen Sinn erweckt und damit f�r den weiteren Ausbau des Staates durch die Seelen des Volkes die gemeinsamen Grundlagen, die Gleichen des Staatsbaues ausbreitet. Welche Gelegenheit f�r einen gro�en politischen Baumeister, den ausbauenden Sinn des Krieges, der alle �sterreicher in einem gro�en Werke vereinigt, den V�lkern in die Seele zu sprechen! Solch eine Gleiche aus der �berw�ltigenden Gesinnung des Krieges durch den ganzen Staat gelegt, w�re der wahre, der innere Ausgleich, den wir nach den verwirrenden Verfassungsk�mpfen brauchen und ersehnen.
Auch von der Trib�ne des Theaters und aus dem Munde fast all unserer f�hrenden Dichter und S�nger vermissen wir das gute starke Wort. Unsere vielgenannten Modernen, die daraus aus waren, jede feinste Rervenschwebung kunstvoll zu zergliedern, finden den Ton f�r die gro�e Gegenwart nicht.
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Was wir aus dem Munde der berufenen Sprecher nicht h�ren k�nnen, das m�ssen wir uns einer dem andern, wo immer wir uns treffen und vom Kriege sprechen, in den Seelen erwecken. Vom Sch�tzengraben her klingt manch echtes Lied im einfachen, gesunden, todesmutigen, lebensgl�ubigen Volkston; das ist der rechte Ton, der �berallhin weiterklingen wird. In den Tiefen des Volksbewu�tseins ist der Glaube an ein starkes �sterreich niemals geschwunden, von dorther erobert er sich heute, aufger�ttelt durch den Sturm des Krieges, wiederum wie einst alle Seelen. Laut haben wir alle diesen Glauben zu bekennen, wir d�rfen keinen Zweifel mehr dulden, wir d�rfen nicht ruhen, bis nicht neueF�hrer emporgehoben sind, welchedem allgemeinen Rufe den befreienden Ausdruck geben.
Der Taten sind genug getan, um jeden Zweifel zu besiegen, ein lebensstarkes �sterreich, ein lebensstarkes �sterreich-Ungarn steht heute vor den Augen der Welt. Ebenso wie f�r Deutschland, so hat auch f�r die Monarchie der Krieg einen m�chtig aufbauenden Sinn, er hat unsere von niemand geahnte gewaltige milit�rische Kraft geoffenbart, die ein Beweis ist f�r eine unersch�pflich frische Volkskraft und f�r einen zu allen Opfern bereiten hingebenden Willen zum Staate, zum Reiche. Eine frohe Lehre f�r uns, eine furchtbare Lehre f�r unsere Gegner! Als sie den Krieg begannen, meinten sie, unser Tag sei zu Ende und sie h�tten uns blo� den Gnadensto� zu versetzen; selbst ein wohlwollender Beurteiler hat gesagt� die Monarchie st�nde am Nachmittag ihrer Geschichte. Die Geschichte eines gro�en Reiches l�uft nicht wie ein Uhrwerk ab, es geht wohl nicht an, sie so auf die Stunde abzumessen, aber wenn das Bild erlaubt sein soll, so sagt uns ein freudiges Gef�hl, da� nach langer, schwerer D�mmerung das blutige Morgenrot des Krieges uns einen strahlenden Tag verk�ndet.
Wie immer der Krieg endigen wird, so z�hlen wir wiederum wie einst in den glorreichen T�rken- und Franzosenkriegen mit in die erste Reihe der Kriegsgewaltigen der Welt.
Welchen Feind h�tten wir nach dem russischen Riesen noch zu f�rchten? Wir sind wieder das alte �sterreich �an Siegen und an Ehren reich". Ich sage das nicht unter dem berauschenden Eindruck unserer gedr�ngten Erfolge seit der glorreichen Maienschlacht in Galizien, das heldenhafte Ringen wider die �berzahl die ganze Zeit vorher hat uns nicht minder Ehre gebracht. Es war die notwendige Vorbereitung f�r den letzten entscheidenden Schlag. Die Tat, f�r welche der sagenumsponnene Arnold von Winkelried gepriesen wird, da� er die Speere der Feinde aus sich vereinigte, um den Eidgenossen eine freie Gasse zu bahnen, sie ist von unseren Truppen getan worden, als sie im trotzigen Mut die �bermacht der Russen anliefen, um ihre Heere auf sich zu vereinigen und dem Bundesgenossen freie Bahn zu schaffen. Der �bermacht weichend und dann wieder vordringend, unerm�dlich haben sie durchgehalten, bis der treue Genosse uns den Dienst vergelten konnte und seine Armeen mit den unferigen vereinigte, um den gemeinsamen Feind zu �berw�ltigen.
Der echte Mann w�chst in seiner Kraft, je gr��er die M�he und Gefahr, und so ist �sterreich-Ungarn in dem schweren Ringen des Krieges gewachsen, es hat die h�chste Probe der Mannheit bestanden. Unsere Truppen sind heute zahlreicher und besser ger�stet, als zu Anfang, sie sind kampf-ge�bter und gest�hlter, sie sind siegesgewi�. M�gen sie ihren Ruhm freudig genie�en und wir mit ihnen! Ohne Ruhm kann kein Volk leben, er ist die k�stliche Nahrung f�r den Willen der Massen, er ist das n�hrende Manna vom Himmel des Erfolges. Zu lange Jahre hat der �sterreicher den Erfolg entbehrt, in diesen Jahren sind viele Hoffnungen gewelkt und von denen, die in dieser Zeit zu M�nnern herangewachsen sind, ist gar vielen der Mut gesunken, besonders in den Schichten, die mit der Verantwortlichkeit der F�hrung belastet sind. Nun ist das in dem gewaltigen Ringen des Krieges anders geworden. Die J�nglinge, die ins Feld gezogen sind, sind dort zu M�nnern geworden, und wenn unsere eisernen S�hne blumengeschm�ckt als Sieger
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heimkehren werden, dann wird eine neue Kraft in diesem alten Reiche aufgebaut sein, bereit zu gro�en Werken des Friedens.
Im modernen Kriege messen sich nicht blo� die Armeen, sondern es messen sich auch noch die Unternehmer und Arbeiter, welche die Armeen in ihrer �ber alle Erwartung steigenden Zahl f�r die �ber alle Erwartung ausgedehnte Kriegsdauer mit allem Bedarf auszustatten haben. Die nationalen Industrien haben untereinander im Weltkampfe einen Wettbewerb auszufechten, hei�er und entscheidender als jemals im Frieden. Auch diese Probe der Kraft haben wir siegreich bestanden. Was das alte Industrievolk Englands nicht vermochte, hat unsere junge Industrie getan; von der �berseeischen Zufuhr abgeschnitten, ganz auf sich selbst und die heimischen Hilfsmittel angewiesen, hat sie ohne Schwanken alle Forderungen reichlich erf�llt, welche die Heeresverwaltung an sie zu stellen hatte. An dem Siege auf den galizischen Schlachtfeldern, der durch die �berlegene Feuerwirkung unserer Artillerie entschieden wurde, hat unsere Industrie ihren ehrenvollen Anteil. �berall, wo der eherne Mund der Skodam�rser gesprochen hat, hat er den Triumph unserer technischen Meisterschaft weithin schallend verk�ndet. Unsere Industrie hat ihre Feuertaufe als Weltindustrie bestanden, auch sie hat eine Kraft geoffenbart, gr��er als wir sie ahnen konnten, und auch diese Kraft wird f�r die gro�en Werke des Friedens bereit sein.
Welches Ma� von fruchtbarer Wirkung den neuen Volkskr�ften beschieden ist, die in Deutschland und unserer Monarchie durch den Krieg aufgew�hlt sind, das wird durch den allgemeinen Weltzustand mitbestimmt sein, wie er nach dem Kriege sein wird. Wohin, zu welchen Ergebnissen treibt der Krieg? Auf diese Frage, die schwer auf allen Gem�tern lastet, wollen wir die Antwort suchen. So wie der Arzt und der Naturforscher auf die Frage nach dem Wohin zun�chst das Woher der Erscheinungen feststellt, so werden auch wir 10
uns vorerst klar zu machen haben, woher der Krieg gekommen ist. Da� wir dabei nicht beim Attentat von Sarajevo und unserem Streitf�lle mit Serbien stehen bleiben k�nnen, ist selbstverst�ndlich; wir m�ssen uns klar machen, wie es kommt, da� Europa lieber sich selbst zerfleischte, als da� es die Strafe �ber die fluchw�rdigen M�rder und die Anstifter des Mordes verh�ngen lie�. Wir d�rfen auch nicht bei der Frage stehen bleiben, welche pers�nliche Schuld am Kriege diesen oder jenen Gro�f�rsten oder Minister oder Botschafter trifft; wer immer genannt werden mag, so vermochte keiner aus eigener Kraft die Welt in den Krieg zu st�rzen. Was sie alle getan haben, konnten sie nur tun, weil ungeheuere Volkskr�fte zum Kriege bereit standen. Wenn Bismarck von sich gesagt hat, da� er nicht mehr als der Steuermann war im Strome der Volkskraft, so gilt dies gewi� auch von den Staatsm�nnern unserer Gegner, sie stehen im Dienste der gro�en Str�mungen, die in Ru�land, in England, in Frankreich, in Italien in Bewegung sind, und �ber diese Str�mungen m�ssen wir uns klar werden, wenn wir den Ursprung des Krieges und seine Ziele erkennen wollen. Dazu brauchen wir die Geheimakten der Kabinette nicht zu lesen. Die gro�en politischen Str�mungen sind von Massenkr�ften getrieben, welche der Beobachtung ohneweiters offen sind. Wenn wir ihre Gesetze deuten k�nnen, so er�ffnen sich uns die Lehren des Krieges.
Wir beginnen mit Ru�land, weil seine Verh�ltnisse die durchsichtigsten, die einfachsten sind; freilich sind sie entfernt nicht so einfach, wie es die naive Volksmeinung denkt, die naive Volksmeinung, die auch die von sehr vielen Gebildeten ist, denn mit der Bildung von heute, literarisch und technisch so hoch, vertr�gt sich ein wohlgemessenes St�ck politischer Anbildung. In einer politischen Kinderfibel w�re die Volksmeinung �ber Ru�land mit wenigen Konturen einzuzeichnen: oben das eine V�terchen Zar und unten die weite Masse der vielen Millionen, vom Selbstherrscher aller Reu�en despotisch regiert; nach der Volksmeinung h�tte der eine Wille des
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Zaren die russischen Riesenarmeen ins Feld besohlen und ihr Krieg w�re von Mord, Pl�nderung und Sch�ndlichkeit aller Art �berall begleitet. Damit werden wir den russischen Verh�ltnissen wohl nicht gerecht, wir m�ssen, auch wenn wir das Bild noch so skizzenhaft zeichnen, noch ein paar Linien mehr ziehen und m�ssen gewi� auch die T�ne w�rmer, menschlicher halten. Zwischen Zar und Volk steht vermittelnd die russische Gesellschaft; es ist vor allem die Beamtenschaft, die Milit�r- und Zivilbeamtenschaft, vom hohen Ade! angefangen bis herab zu den untersten Organen der im Dienste der Polizei stehenden Hausmeister in den St�dten und bis zu den Kosakenpeitschen. Der eine Zar k�nnte unm�glich die vielen Millionen lenken, er braucht das Werkzeug der Beamtenschaft, das selber ins Riesenhafte ausgebaut sein mu�, um �berall in dem ungeheueren Reiche die Hebel anzusetzen; oder um uns eines anderen Bildes zu bedienen, so mu� von dem Stamme der Zentralbeh�rden ein riesenhaftes System von Verzweigungen und Ver�stlungen ausgehen, um der Wirkung sicher zu sein, da� das ganze ungeheuere Reich verl��lich zusammengehalten werde. Die erste Sorge der Regierung ist daraus gerichtet, diesen Stamm mit seinen Verzweigungen und Ver�stlungen stark zu machen, damit er jedem Sturme trotzen k�nne. Darum wird das Wachstum Ru�lands vor allem ins Holz getrieben, auf Kosten der Bl�tter, Bl�ten und Fr�chte, darum steckt aber auch in der russischen Beamtenschaft viel vom Besten der Volkskraft. Wer seinem Vaterlande dienen will und sich nicht dem Triebe der Revolution ergibt oder ein Geist von der seltenen Art Tolstois ist, tritt in den Dienst des Staates. Wie der Verlauf des Krieges deutlich beweist, ist in der russischen Beamtenschaft doch wohl viel mehr F�higkeit und Ehrlichkeit � und ist im russischen Offizierskorps doch wohl viel mehr milit�rische T�chtigkeit und auch Menschlichkeit, als das gemeine Urteil bei uns zugeben wollte; daran d�rfen uns die oft unsagbaren Greuel nicht irre machen, die von Kosaken und anderen undisziplinierten Horden und mitunter auch aus
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Befehl von oben ver�bt wurden. Eine Beamtenschaft solchen Umsangs und solcher Leistung ist selber eine Macht; ein Peter der Gro�e oder ein Nikolaus I. mochte sie meistern, indem er ihre Triebe nach seinem Sinne wirken lie�, ein schwacher Zar dagegen wird durch sie gemeistert und mu� den Str�mungen folgen, die sie vorw�rts treiben; daf�r liegt in diesem Kriege das denkw�rdige Zeugnis in der Depesche vor, welche der Zar vor der Kriegserkl�rung an Kaiser Wilhelm richtete und worin er diesen in beweglichen Worten um seine Vermittlung bat, weil er sonst �dem Drucke seiner Umgebung nicht l�nger widerstehen k�nnte".
Die Str�mungen der russischen Gesellschaft sind geschichtlich gegeben, sie verlaufen heute noch im Sinne des achtzehnten Jahrhunderts, so wie dieser im Testamente Peter des Gro�en niedergelegt ist; wir m�ssen in unserer Geschichte Jahrhunderte weiter zur�ckgreifen, um eine Parallele zu finden, die sie unserem Verst�ndnis n�her bringt.
Wie das deutsche Mittelalter den Kaisertraum hatte und nach Rom hinstrebte, so hat die russische Gesellschaft den Traum eines gigantischen Weltreiches mit dem Zielpunkte Konstantinopel als dem alten Sitze der h�chsten kirchlichen Gewalt des Orients. Jedes Volk strebt nach h�chster Entwicklung seiner Macht, das Kulturvolk nach h�chster Kultur-macht, das rohere nach h�chster �u�erer Macht. Auf der Stufe Ru�lands geht der Trieb nach au�en; weil es gro� ist, will es noch gr��er werden. Dieser sein Gr��entrieb nimmt im einzelnen die verschiedensten Richtungen an, er geht nicht nur auf die Vereinigung aller Rechtgl�ubigen, er geht ebenso aus die Vereinigung aller Slaven, er will zum Weltbesitze an Land auch noch den Zugang zum eisfreien Weltmeer, er will im fernsten Osten Asiens seine Grenzen vorw�rtsschieben und will es ebenso im europ�ischen Westen. Der russische Gr��entrieb mit seinen Instinkten des achtzehnten Jahrhunderts ist niemals gef�hrlicher gewesen als heute, denn beute gebietet er mit Hilfe der franz�sischen Milliarden �ber die Technik des zwanzigsten Jahrhunderts.
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Gegen Napoleon war das alte Ru�land am st�rksten, als es sich aus sich selbst zur�ckzog, zu den Heeren der Verb�ndeten von 1813 und 1814 stellte es keine allzugro�en Ziffern, heute kann es seine Millionen gegen den Westen mobil machen und sie mit dem vollen modernen Kriegsbedarf ausr�sten.
Die russische Masse ist das willenlose Werkzeug f�r den Gr��entrieb der russischen Gesellschaft, der russische Bauer ist auch im Kriege der leidende Bauer, wie ihn Tolstoi darstellt. Seinem Zaren ergeben, ist er ein Opfer des Krieges. Ohne Willen zum Kriege, ohne Wissen davon, warum und gegen wen der Krieg gef�hrt wird, h�lt er treu in der Verteidigung aus und l��t er sich zum Sturme treiben und erst, wenn er vorne in der Front ganz sich selber �berlassen ist, l�sen sich die Bande der Manneszucht und die furchtbare Masse zerst�ubt in schwache Menschen, die sich willig dem Feinde gefangen geben.
Aus der Betrachtung der russischen Verh�ltnisse treten uns deutlich zwei Gesetze entgegen; das erste, da� die gro�e Masse von einer Minderheit beherrscht wird � wir wollen es das Gesetz der kleinen Zahl nennen � und das zweite, da� die menschliche Gesellschaft ihren geschichtlichen Str�mungen folgt � wir wollen es das Gesetz der geschichtlichen Bahnen nennen. Der Krieg geht nicht von der russischen Masse, nicht vom russischen Volke aus, sondern vom amtlichen Ru�land, vom russischen Staate, dem seine Massen willenlos unterworfen sind. Das amtliche Ru�land selber aber ist im Banne seiner geschichtlichen Str�^ mungen, denen es folgt, ohne sich von den letzten Zielen Rechenschaft zu geben, so wie der schwimmende K�rper dem Zuge des Wassers folgt. Rur die M�nner, die am Steuer stehen, verm�chten das ferne Ziel zu erkennen, vielleicht haben sie es erkannt, vielleicht wird sie die Geschichte einmal daf�r richten, da� sie absichtlich aus einen Zusammensto� hingesteuert haben, den sie bei gutem Willen h�tten vermeiden k�nnen. Vielleicht haben aber auch sie das Steuer sinken lassen, weil sie sich zu schwach f�hlten, gegen die Str�mung auszukommen; wir haben dies
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alles nicht weiter zu pr�fen, uns ist es nur um die gro�e Bewegung der Massen zu tun, die jenseits von Schuld und Nichtschuld stehen. Dies gilt nicht nur f�r das vom Staate willenlos beherrschte russische Volk, sondern gilt ebenso auch f�r die vom Gesetze ihrer Geschichte widerstandslos beherrschte russische Gesellschaft. Ihr unbezwinglicher Gr��entrieb hat Ru�land Schritt f�r Schritt vorw�rtsgesto�en; dadurch wurde es in die Balkanh�nde! verwickelt, dadurch wurde es mit Serbien verkettet, in welchem es seinen Vorposten auf dem Balkan erkannte, deshalb hat es Serbiens Prestige als sein eigenes gef�hlt und deshalb endlich hat es in �sterreich-Ungarns Abwehr der serbischen �bergriffe eine vermessene Herausforderung gesehen, f�r die es keine andere Entgegnung mehr gab, als die �u�erste des Krieges.
Wie im unfreien Ru�land sind die beiden Gesetze des Massenlebens, die wir erkannt haben, auch in England wirksam, im Musterlande der Freiheit, sie wirken auch in der freien Republik Frankreich und nicht minder auch im demokratischen Italien. Das Gesetz der geschichtlichen Bahnen gilt im freien Staate sogar um vieles strenger, weil es durch keinen autokratischen Willen abgelenkt werden kann, das Gesetz der kleinen Zahl allerdings gilt in freierer Form, gleichwohl aber gilt es. Die naive Volksmeinung macht sich auch da die Sache zu einfach, sie denkt sich die Millionen des souver�nen freien Volkes als eine einzige Person, wie einen starken Menschen, der seinen freien Willen durch die von ihm bestellten Beamten und Diener ausf�hren l��t. Ein grober Irrtum! So wenig ein Millionenvolk den millionenfach vergr��erten K�rper eines Mannes hat, so wenig hat es einen millionenfach vergr��erten pers�nlichen Willen. Eine unendlich vergr��erte Kraft wird erzeugt, das ist wahr, von der jeder B�rger seinen unsch�tzbaren Vorteil hat, aber die Masse der B�rger mu� dabei auf die Selbst�ndigkeit ihres Willens verzichten, nicht anders als die Masse der Soldaten in der Armee, welche dem F�hrer schweigend gehorchen mu�, ohne im Kriegsrat geh�rt zu werden. Auch in den gemein-
samen b�rgerlichen Angelegenheiten ist F�hrung unerl��lich, und auch an der Beratung, die vorausgeht, an der �ffentlichen Diskussion, in welcher die �ffentliche Meinung gebildet wird, hat die Masse keinen Anteil. Der gew�hnliche B�rger mu� sich damit bescheiden, im kleineren Kreise sich �ber seine Bed�rfnisse, Interessen, W�nsche zu �u�ern; vor der �ffentlichkeit k�nnen von den Millionen immer nur einige wenige zu Worte kommen, die Wortf�hrer, alle andern m�ssen schweigen, sonst h�tte die Verwirrung kein Ende, sie k�nnen nichts weiter tun, als h�chstens ihren Beifall oder ihr Mi�fallen �u�ern. Nur zu oft stehen sie aber schlechthin im Banne des �ffentlich gesprochenen Wortes, das nicht immer f�hrt, sondern oft genug irref�hrt, und wie der Ballast neigen sie sich nach der Seite, wo sie die Mehrheit vermuten, um mit dabei zu sein, um nur ja nicht f�r sich allein zu bleiben; die Art und Weise, wie die �ffentliche Meinung �ber den Krieg in Italien jetzt gerade gebildet wurde, gibt daf�r ein deutliches Beispiel.
Aus den erfolgreichen Wortf�hrern wachsen die Parteif�hrer heraus, aus den erfolgreichen Parteif�hrern die F�hrer im Staate; ihnen wird die Durchf�hrung anvertraut, die auch ein wichtiger Akt der F�hrung ist, aus sie vereinigt sich das ganze Ansehen des Erfolges. Die tats�chliche Macht des gro�en F�hrers im freien Staate ist oft st�rker als selbst die strengste rechtliche Herrschaft. Freilich, die F�hrer im freien Staate m�ssen sich immer wieder der Wahl unterwerfen, aber auch bei der Wahl kommt der souver�ne Wille des Volkes nicht zur Geltung, auch die freieste Wahl braucht selber wieder F�hrung, und zur F�hrung der Wahl sind in aller Regel eben dieselben Parteien und Personen berufen, welche den Willen des Volkes �berhaupt f�hren. Es gibt L�nder, in denen die Wahlen schlechthin von einer �berm�chtigen Partei �gemacht" werden. Dort, wo eine Anzahl von Parteien kr�ftig genug ist, um gegeneinander im Wahlkampfe aufzutreten, ist die Stellung der W�hler besser, indes auch hier w�hlen diese nicht einfach aus sich heraus, die 16
eigentliche Wahl, die Auslese unter den urspr�nglichen Bewerbern bleibt immer den F�hrungen vorbehalten, selbst�ndige Bewerber wagen sich nur ganz selten vor. Immerhin, indem die Stimmen der W�hler zwischen den Parteien entscheiden, sind diese gezwungen, den Staatswillen so zu bilden, da� er den Bed�rfnissen, Interessen, W�nschen der W�hler m�glichst entspricht, soweit sie in der �ffentlichen Meinung hervorgekommen sind; deshalb brauchen sie jedoch ihre eigenen Bed�rfnisse, Interessen, W�nsche nicht zur�ckzustellen. Nicht nur, da� sie den Hauptanteil an der Bildung der �ffentlichen Meinung haben, so ist die F�hrermacht gro� genug, um zu bewirken, da� ihre Bed�rfnisse, Interessen, W�nsche mit befriedigt werden. Der gesellschaftliche Wille bildet sich im freien Staate auf einer Linie, welche die Bed�rfnisse, Interessen, W�nsche der Masse mit denen der f�hrenden Parteien vereinigt. Das ist die ideale L�sung, in der bunten Wirklichkeit geht es f�r die Masse meist viel schlimmer aus.
Unter den gro�en europ�ischen Staaten ist England der idealen L�sung am n�chsten gekommen. Die Einrichtung seines politischen Apparates ist von h�chster denkbarer Einfachheit: zwei gro�e Parteien bewerben sich von Wahl zu Wahl um die Gunst der Massen, jede von ihnen mit einem regierungsf�higen Ausschusse an der Spitze. Trotz ihres Wettbewerbes �berschreiten die beiden Parteien, die denselben f�hrenden Schichten entnommen sind, aber nie die Grenzen der Klasseninteressen, die ihnen gemeinsam sind, und darum ist die Linie der Politik, die eingehalten wird, ebensosehr zu Gunsten der f�hrenden Schichten, als zu Gunsten des Volkes gezogen. Nach Besitz, gesellschaftlicher Stellung, Macht, h�lt die f�hrende englische Gesellschaft wahrlich den Vergleich mit der russischen aus; ein englischer Lord ist zuhause und in der Welt mindestens ein so gro�er^ Herr wie ein russischer F�rst. Die �u�ere Politik Englands, die uns hier allein interessiert, hat den Arbeitern durch das Mittel des Kolonialbesitzes und des Welthandels �berreiche Arbeitsgelegenheiten geschaffen, nicht minder aber dient sie
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den gro�en kapitalistischen Unternehmern und dem Hochadel, dessen j�ngeren S�hnen sie weltbeherrschende �mter er�ffnet. Dabei ist die F�hrung der Au�enpolitik so gut wie ganz der Regierung �berlassen. W�hrend der englische Gewerkverein alles tut, um die Weltkonjunktur zum Vorteil seiner Mitglieder auszun�tzen, �berl��t er die politische Gestaltung der Weltkonjunktur, die Verwaltung der Kolonien, die Entscheidung �ber die unaufh�rlich fortgesetzten Kolonialkriege vertrauensvoll der Negierung; darin gilt ihr Gesetz, das Gesetz der kleinen Zahl. Da� man dieses Gesetz so vertrauensvoll sich vollziehen l��t, h�ngt damit zusammen, da� es sich seit Jahrhunderten in festgelegten geschichtlichen Bahnen bewegt. Die Bahnen der englischen Au�enpolitik sind festgelegt, seit eine Zahl gro�er Staatsm�nner erkannt hat, wo der wahre Nutzen der Kontinentalkriege zu pfl�cken ist, in die England verwickelt war. Seither hat England die Kontinentalkriege, in denen sich die �brigen Staaten Europas zerfleischten, als Kolonialkriege mitgef�hrt, in denen es die Flotten seiner Gegner vernichtete und ihre Kolonien an sich zog; aus den blutged�ngten Schlachtfeldern Europas reiste seine koloniale Ernte. Nachdem Napoleon niedergeworfen war, schien der letzte gro�e Feind besiegt und die Weltmacht Englands schien f�r immer gesichert. Ohne Bedenken schritt man fortab in m�rchenhaftem Aufschwung in den erprobten Bahnen immer weiter fort, ohne daraus zu achten, da� l�ngst schon die schmale Grundlinie �berschritten war, die das Mutterland mit seiner Bev�lkerung und mit seinen Bodenfr�chten bot. Man vertraute blind auf die englische Kriegsflotte, welche das Inselreich und seine seegelegenen Kolonien als Torw�chter zu sch�tzen hatte. Den Torw�chter so stark zu machen, da� er unbesiegbar ist, das ist der Schlu� der poli-tischen Weisheit Englands und deshalb richtete es einen Militarismus zur See in einem Ma�stabe ein, wie ihn niemals ein Milit�rstaat zu Lande versucht hat. Es verk�ndete den Zweim�chtestandard, es erhob den Anspruch, daA seine Kriegsflotte immer st�rker sein m�sse, als die Summe
der zwei st�rksten fremden Kriegsflotten. Wer wollte ihm dann die Herrschaft �ber das Weltmeer streitig machen, welche die Weltherrschaft ist? Im blinden Vertrauen aus seine Seeherrschast hat England die Konkurrenz der Welt herausgefordert, indem es den Freihandel proklamierte, bei welchem es als der einzig M�chtige der einzig Freie zu bleiben hoffte.
Die Entwicklung der Welt l��t sich aber nicht fesseln. W�hrend England sich in seinen alten geschichtlichen Bahnen weiter bewegte, kamen anderw�rts neue M�chte auf, �bersee die Vereinigten Staaten und Japan, und in Europa her�ben Deutschland in staunenswertem Aufschwung der Industrie und des Handels. And nun geschah das Anerwartete: die englische Kriegsflotte wurde aus ihren geschichtlichen Bahnen geworfen; dr�ben in Japan kam der neue Typus des gro�en Schlachtschiffes auf und England war der erste europ�ische Staat, der ihn aufgriff. Mit einem Schlage war der geschichtliche Vorsprung seiner Flotte ausgetilgt und er mu�te neu begr�ndet werden. Als jetzt Deutschland auch daran ging, Schlachtschiffe zu bauen, da war es mit der stolzen Ruhe Englands zu Ende. Anf�hig, seine festgefahrenen geschichtlichen Bahnen zu verlassen, tat es sein �u�erstes, um den gef�rchteten Nebenbuhler unsch�dlich zu machen, es begann die Einkreisungspolitik und seither liegt Europa in dem Kriegsfieber, dessen Krise der Weltkrieg ist.
Ob es die englische Regierung von Anfang an aus Krieg angelegt hatte, ob sie nicht erst Schritt f�r Schritt in den Krieg hineingetrieben wurde, geh�rt nicht in unsere Untersuchung, die nur den Anteil der Massen feststellen will. Doch des einen mu� die englische Regierung bezichtigt werden, da� sie und die ihr nahestehende Presse alles getan hat, um die �ffentliche Meinung �ber Deutschland zu verf�lschen. Im freien England ist jene schlimme Kunst ge�bt worden, die einer der besten Kenner des Landes �die maschinelle Behandlung der �ffentlichen Meinung" nennt; ein Zeitungstrust hat sich eines gro�en Teiles der
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�freien" Presse bem�chtigt. Auch �ber die Freiheit der Presse ist die naive Volksmeinung recht unzutreffend unterrichtet; die Presse ist frei, wenn sie von freien Parteien geleitet wird, aber sie ist eine zu gro�e Macht, als da� die M�chtigen der Erde sie nicht f�r ihre Zwecke verwenden sollten. Das ist in England geschehen, um jene �ffentliche Meinung �ber Deutschland zu machen, die man brauchte. Im englischen Volke gab es viel Eifersucht aus Deutschland, dessen Wettbewerb zu viele Interessen sch�digte, es gab selbst Feindseligkeit, mancher Engl�nder hat den Krieg l�ngst gew�nscht, viele haben mit seiner M�glichkeit gerechnet, aber dann waren auch die vielen andern da, die mit Deutschland durch mannigfachste Interessen verbunden waren, und die vielen, die �berhaupt den Frieden wollen; die Arbeiterschaft war urspr�nglich gewi� nicht f�r den Krieg, die Irl�nder waren gegen ihn. Trotz aller Aufstachlungen der Kriegspresse l��t sich mit Sicherheit behaupten, da� das englische Ministerium durch die Stimmung und die Stimmen des Volkes nicht zum Kriege gen�tigt gewesen w�re in dem
entscheidenden Augenblick, da es zwischen Krieg und Frieden zu w�hlen hatte. Das war freilich nicht jener Augenblick, da es sich an das Haus und die �ffentlichkeit wendete, als das zum Kriege gezwungene Deutschland bereits in Belgien einger�ckt war � und selbst in jenem Augenblick traten noch drei Minister zur�ck, weil sie von der Notwendigkeit des
Krieges nicht �berzeugt waren � der entscheidende Augenblick war fr�her, er war damals, als Deutschland zwischen Ru�land und �sterreich-Ungarn zu vermitteln suchte und noch zu vermitteln hoffte und als der leiseste Wink Englands
gen�gt h�tte, die Wagschale des Friedens sinken zu lassen. In diesem Augenblick hat England das Gesetz der kleinen Zahl zu f�hlen bekommen, die paar leitenden M�nner des
Ministeriums, die oberste Spitze des amtlichen England, haben den Willen des nichts ahnenden Landes auf Krieg gestellt.
W�re England ein Land der allgemeinen Wehrpflicht, so da� es Leben und Gesundheit seiner B�rger h�tte einsetzen 20
m�ssen, w�re es auf dem Kontinente gelegen, so da� es seinen Boden den Verw�stungen des Krieges h�tte preisgeben m�ssen, so h�tten die leitenden M�nner kaum den Mut gehabt, ihren Entschlu� so leichthin zu fassen. Weil Lloyd George aber glaubte, dem Lande sagen zu d�rfen, da� der Sieg durch Englands Reichtum an silbernen Kugeln entschieden sei � wobei er vielleicht meinte, den Einsatz an silbernen Kugeln mit Zins und Zinseszins wieder hereinzubekommen � weil Grey glaubte, dem Lande sagen zu d�rfen, da� der Krieg nicht kostspieliger w�re als die Neutralit�t � wobei er vielleicht meinte, da� er rentabler endigen w�rde als die Neutralit�t, die ihre Kosten niemals hereinbringen k�nne � weil der Krieg f�r England sich als ein Kolonialkrieg anlie� mit allen verlockenden Aussichten eines solchen, w�hrend die Alliierten die Hauptlast und die ganze Gefahr des Kontinentalkrieges auf sich zu nehmen hatten: so konnten die leitenden M�nner den Krieg erkl�ren, auch ohne durch die �ffentliche Meinung gen�tigt zu sein, und das �berraschte Volk konnte ohne Heuchelei sich dem Glauben hingeben, Deutschland sei es gewesen, die Feinde seien es gewesen, die ihm den Krieg aufgen�tigt h�tten.
In Frankreich ist der Aufbau des politischen Apparates verworrener als in England. Eine Menge von zerrissenen Parteien �berbietet sich in Versprechungen, mit denen sie um die Gunst der W�hler werben. Das Gesetz der kleinen Zahl gilt aber auch hier ohne Zweifel, die F�hrung ist bei den oberen Schichten der besitzenden Klasse, und wenn sozialistische Abgeordnete in die Regierung aufgenommen werden, so vollziehen sie gleichzeitig den �bergang in diese Schichten; die oberste F�hrung ist in den H�nden einiger weniger M�nner, die seit Jahren als Ministerpr�sidenten und leitende Minister abwechseln. Gerade in der �u�eren Politik Deutschland gegen�ber schien allerdings die ganze Nation in allen ihren Schichten durch den Gedanken der Revanche vereinigt zu sein � warum sonst w�ren seit 1871 die R�stungen unausgesetzt betrieben und gesteigert worden, warum w�ren die B�ndnisse
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abgeschlossen worden? Wer aber will berechnen, wie viel von diesen Ma�nahmen auf das Verlangen des Angriffes und wie viel auf den Wunsch der Verteidigung zu setzen ist! Frankreich hatte das tiefste Mi�trauen gegen Deutschland, von dem es bis ins Herz getroffen worden war und von dem es immer neue Angriffe gew�rtigte. Da� die R�stung zur Verteidigung zugleich dem Angriffe diente, hat denen, welche den Angriff wollten, allerdings ein Doppelspiel erlaubt, dem gegen�ber die �ffentliche Meinung nicht den Mut fand, Klarheit zu schaffen. Bei einem Volke, wie es die Franzosen sind, ist die �ffentliche Meinung noch h�ufiger als anderswo, die Meinung, die man in der �ffentlichkeit hat, die Galameinung, mit der man sich auf der Trib�ne und Stra�e zeigt; daneben gibt es eine stillere, private Meinung, die man nicht �ffentlich zu �u�ern wagt, sondern sich nur zu Hause gesteht, eine Art Hemd�rmelmeinung, wenn man so sagen darf. Wie in den Titeln der Souver�ne die Namen von K�nigreichen erhalten bleiben, deren Besitzt l�ngst verloren [gegangen ist, so bleiben int Wortsch�tze der souver�nen V�lker schmeichelnde Phrasen erhalten, deren Sinn l�ngst verloren gegangen ist.
Mit solchen Phrasen auszur�umen und den Rest der Stimmungen zu beseitigen, die in ihnen mitklingen, ist nur dem starken F�hrer m�glich. Ein solcher war in Frankreich Faures, aber selbst ein so starker Mann, wie er einer war, konnte gegen�ber der Macht der Revancheformel den Mut seiner pers�nlichen Meinung nur haben, wenn er wu�te, da� er durch die stille Meinung weiter Volkskreise gehalten war. Dazu waren die Voraussetzungen gegeben. Das franz�sische Volk hat seit dem Kriege von 1870 eine innere Umbildung vollendet, die schon von l�nger her vorbereitet war, es ist menschenarm geworden, es hat aufgeh�rt, die �bersch�sse an M�nnern hervorzubringen, wie sie die Heere Ludwigs X IV. gef�llt hatten, es ist ein Rentnervolk geworden, welchem der Krieg gegen den Strich geht. Dennoch hat es die Erinnerung an die Zeit der gro�en Ration noch nicht aufzugeben vermocht; die Formel der Revanche ist ja nichts anderes als der den 22
Zeitverh�ltnissen angepa�te Ausdruck f�r die alte Formel der gro�en Nation. Aus die Revanche verzichten, hie�e endg�ltig auf den Namen der gro�en Nation verzichten und sich bei dem b�rgerlichen Ideal der reichen Nation bescheiden, es hie�e endg�ltig die geschichtlichen Bahnen des kriegerischen Ruhmes verlassen, welcher der Stolz der Nation gewesen war. Vielleicht hat die Nation in ihrem Innersten den Krieg nicht gewollt, und wenn Iaures nicht durch die Hand des M�rders beseitigt worden w�re, so w�re es ihm vielleicht gelungen, sie vom Kriege zur�ckzuhalten. Der F�hrung dieses starken Mannes beraubt und durch Regierung und Presse irregef�hrt, hat sie sich zum Kriege, den seine Machthaber erkl�rten und der von ihm, anders als in England, den vollen Bluteinsatz forderte, mit einer Entschlossenheit gestellt, welche der gro�en Erinnerungen des Landes w�rdig ist. Es liegt eine tiefe Tragik in der m�nnlichen Gr��e, mit welcher die Nation dem Gesetze ihrer Geschichte ihr ungeheures Blut-opfer darbringt.
Mit unserem letzten Feinde, mit Italien, steht es einigerma�en anders. Italien darf von sich wahrlich nicht sagen, da� ihm der Krieg ausgezwungen worden sei, es hat ihn nach reichlichem Bedenken ohne Not gew�hlt; in dem langen Kampfe, der alle Leidenschaften entz�ndet hat, sind die Masken weggeworfen worden, mit denen man anfangs seine Absichten zu verh�llen suchte, ohne R�ckhalt bekannte Italien, da� es die Verwirklichung seiner nationalen Aspirationen durchsetzen wolle, wie denn auch die M�chte des Dreiverbandes keinen Versuch mehr machten, den Anteil zu verbergen, den sie an der Entschlie�ung Italiens genommen haben. In Italien sind auch die verantwortlichen Personen offenkundig, ihre Namen werden jetzt von einer berauschten Menge zu den Sternen emporgehoben, obwohl sie den italienischen Namen vor der Welt, und wohl auch vor ihren neuen Freunden, mit dunkler Schmach bedeckt haben, wof�r sie, wer wei� wie bald, der Fluch der Nation treffen wird. Die beiden Gesetze indes, auf die es uns bei unserer Betrachtung ankommt, treffen auch
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f�r Italien zu, auch hier herrscht das Gesetz der kleinen Zahl und l�uft die Entwicklung auf den geschichtlichen Bahnen ab.
Auch hier hat eine Minderheit dem Volke den Willen diktiert. Das Volk, die Masse des Volkes, das arbeitende Volk, wollte den Krieg nicht; weder die Bauern, die es freilich nicht �ffentlich erkl�ren konnten, weil ihre parlamentarischen Vertreter nicht selber Bauern sind, noch die organisierte Arbeiterschaft, die mit allem Nachdruck und allen Drohungen zum Trotz laut den Krieg verdammt. Sie allein hat die Ehre Italiens gerettet. In allen kriegf�hrenden Staaten sonst, wenn wir von den besonderen Verh�ltnissen Englands absehen, ist die Arbeiterschaft mit dem Staate gegangen, das als vaterlandslos angeklagte Proletariat hat �berall seine volle B�rgerpflicht getan � warum nicht in Italien? Nicht, weil ihm hier der staatsb�rgerliche Sinn fehlte, sondern weil sich sein Rechtssinn dagegen str�ubte, an dem Verbrechen des Staates teilzunehmen. Das Proletariat als H�terin des Rechtes, welch' furchtbare Anklage gegen Staat und Regierung! Auch die besitzenden, die gebildeten Schichten waren keineswegs durchaus f�r den Krieg, noch wenige Tage vor der Abstimmung des Parlaments soll die Mehrheit der Kammer und fast der ganze Senat f�r die Neutralit�t gewesen sein, doch die Intelligenz hat sich vor der ��ffentlichen Meinung" gebeugt, die ihre Resonanz aus dem Taumel und den Drohungen der Stra�e erhielt; allerlei gewichtige Einfl�sse von au�en, vornehmlich aus dem Wege der �freien" Presse, und die Zwangsmittel des Staates haben das Ihrige dazu beigetragen.
Der einzige Politiker, welcher den Mut hatte, sich entgegenzustellen, Giolitti, mu�te sich in die Einsamkeit fl�chten, aus der ihn vielleicht demn�chst der allgemeine Ruf zur�ckholen wird, damit er sein Land rette und ihm Ordnung und Ehre wiedergebe. Das bewegliche Wesen des Italieners wechselt leicht zwischen den Meinungen und Parteien des Tages, seine demokratische Bildung erschwert das Aufkommen fester Autorit�ten, das Gesetz der geschichtlichen Bahnen wird dadurch besonders gestaltet, aber seiner Wirksamkeit wird es nicht beraubt.
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Crispi, der gr��te Staatsmann des jungen K�nigreiches, hat es zuwege gebracht, Italien mit dem Erbfeinde �sterreich im Dreibund zu vereinigen; selbst einer von den Tausend, die mit Garibaldi ausgezogen waren, hat er erkannt, da� das geeinigte Italien die Bahnen verlassen m�sse, aus denen seine gro�en Patrioten die Einigung so lange gesucht und endlich erreicht hatten; er hat erkannt, da� der Gewinn, den es an dem unerl�sten italienischen Gebiete unserer Monarchie machen k�nnte, klein sei gegen�ber den gro�en Interessen aus den Bahnen des Mittelmeeres. Es ist ihm gelungen, die Nation nach seinem Willen aus den neuen Weg zu f�hren, er vermochte jedoch nicht, und seine schw�cheren Nachfolger vermochten es noch viel weniger, die alten Erinnerungen, die alten gro�en Worte vergessen zu machen. Im Sturme der Leidenschaften, welche der Weltkrieg entfesselte, ist der m�hsam gebahnte neue Weg durchbrochen worden und die lange zur�ckgestauten Empfindungen haben sich mit unwiderstehlicher Gewalt, wie ein Torrente des italienischen Berglandes, der seine D�mme zerrei�t, in das alte geschichtliche Bett gegen den �sterreichischen Erbfeind ergossen, alles mit sich rei�end oder verscheuchend, was in ihrem Wege war. Es mag nicht lange dauern und die Sturmflut wird sich verlausen haben, und dann wird Italien abermals vor die Wahl gestellt sein, ob es den neuen oder den alten Bahnen folgen soll.
Die geschichtlichen Str�mungen in Ru�land, England, Frankreich, Italien haben seit Jahren so deutlich aus den Krieg Hingetrieben, da� aufmerksame Beobachter schon vor geraumer Zeit Darstellungen des Weltzustandes geben konnten, in denen der Krieg mit Sicherheit vorausgesagt wurde und die sich heute so lesen, als k�nnten sie erst nach dem Kriege geschrieben sein. Und doch h�tte es anders kommen k�nnen! Das Gesetz der geschichtlichen Bahnen ist kein unverbr�chliches Gesetz, es ist das physikalische Gesetz der Massentr�gheit, aus die gesellschaftlichen Massen �bertragen, und gerade so wie die Bewegungen der K�rpermassen durch entgegenste-
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hende Hindernisse gehemmt oder abgelenkt werden k�nnen, verh�lt es sich auch mit den gesellschaftlichen Bewegungen. Dem staatsm�nnischen Genie insbesondere ist es gegeben, die gefahrdrohenden Str�mungen abzuleiten und neue Wege der Politik auszusp�ren, nach denen die stillen, noch unausgesprochenen Bed�rfnisse, Interessen, W�nsche im Volke weisen. W�re unter den Staatsm�nnern der feindlichen L�nder ein Bismarck oder auch nur ein Erispi gewesen, so h�tte er mit allen guten und b�sen Mitteln seinem Lande wie der Welt den Frieden erhalten. In den gro�en Stunden, in welchen das Schicksal der Welt entschieden wurde, war kein Bismarck zur Stelle. Es ist die beste Entschuldigung, die f�r die Staatsm�nner des Dreiverbandes angef�hrt werden kann, da� ihre Mittelm��igkeit sie verhindert hat, aus den gro�en Str�mungen herauszusteuern, die zur Krise trieben. Was sie selber zu ihrer Rechtfertigung sagen, ist leicht zu widerlegen.
Sie klagen Deutschland an, es habe durch seinen z�gellosen Nationalismus und Militarismus die Welt bedroht. Mu� es erst gesagt werden, da� der Nationalismus nicht in Deutschland geboren ist? Deutschland ist der j�ngste Nationalstaat, das Deutsche Reich ist noch sp�ter errichtet worden als selbst das K�nigreich Italien. Der Nationalismus ist �berhaupt nicht erst eine Erscheinung des neunzehnten Jahrhunderts, wie so oft behauptet wird. England ist ein Nationalstaat seit Hunderten und Hunderten von Jahren, eben so ist es Frankreich schon l�ngst und Ru�land ist es von Anbeginn gewesen. Sollte Deutschland nicht erlaubt sein, was jenen anderen gro�en Staaten selbstverst�ndlich war? Wenn wir von den Auswanderern absehen, so ist Deutschland der einzige Nationalstaat, der ansehnliche Quoten seiner Nationalit�t im Auslande wohnen hat, in �sterreich-Ungarn, in der Schweiz, in den baltischen Provinzen; da� England die Engl�nder der Vereinigten Staaten nicht mehr als seine Untertanen rechnen darf, ist ja nicht mit seinem Willen geschehen. Warum klagt man nicht den italienischen Nationalismus an, der Europa 26
durch die Leidenschaftlichkeit in Unruhe verseht, mit der er seine wenigen �unerl�sten" Br�der in �sterreich fordert ? England, Ru�land, Frankreich sind ihrerseits �ber die Stufe des einfachen Nationalstaates l�ngst hinausgekommen. Sie sind nationale Kolonialstaaten geworden, die herrschende Nation hat sich Kolonien untergeordnet, die ihre nationale Macht vergr��ern, ja vervielfachen; Ru�land hat insbesondere den Vorteil des unmittelbaren territorialen Zusammenhangs mit seinen Kolonien, die es umso leichter zu nationalisieren vermag.
Da� Deutschland ein Milit�rstaat geworden ist, h�ngt auf das engste damit zusammen, da� es sich erst so sp�t zur Stufe des Nationalstaates erheben konnte. Sein Boden war ebenso wie der Italiens Schauplatz von Weltkriegen, die namentlich durch Frankreich erregt worden waren, es hat des Befreiungskrieges gegen Napoleon und es hat des Krieges von 1870 bedurft, um Deutschland zu einigen und ihm das geraubte Elsa�-Lothringen wiederzugeben, wegen dessen R�ckgewinnung Frankreich sich zur Revanche berechtigt glaubt. Der deutsche Militarismus von heute ist aus den Kriegen herausgewachsen, die zur Befreiung Deutschlands notwendig waren, er ist vom Anfang an ein Militarismus zur Verteidigung gewesen und ist es bis auf den heutigen Tag geblieben; kann man dasselbe von Frankreich oder Ru�land sagen oder auch von England, welches die milit�rische Oberhoheit auf dem Weltmeer f�r sich in aller Form in Anspruch nimmt? Der deutsche Militarismus, so m�ssen wir endlich noch hinzuf�gen, ist ein europ�ischer Militarismus geblieben, der englische, der franz�sische, der russische ist ein asiatischer, ein farbiger geworden. Wer h�tte denken k�nnen, da� nach den Mongolenkriegen ein Kulturvolk auf dem Boden Europas sich noch einmal gegen den Einbruch von Barbaren zu wehren haben sollte!
Wodurch aber hat �sterreich-Ungarn die Welt bedroht? Der Vorwurf des Militarismus kann uns nicht treffen, wir waren vor dem Ausbruch des Krieges zu unserem
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gro�en Schaden bei weitem hinter dem allgemeinen Ma�stab zur�ckgeblieben. Und der Vorwurf des Nationalismus? Nun, wir sind, wei� Gott, kein einheitlicher Nationalstaat. Es wird uns vorgeworfen, da� wir durch die Forderungen, die wir an Serbien stellten, das europ�ische Gleichgewicht bedroht h�tten, wir haben aber doch vom Anfang an zugesagt, da� wir vom serbischen Gebiete nichts f�r uns verlangen, und diese Zusage war ehrlich, denn wie Deutschland nach dem Worte Bismarcks saturiert ist, sind wir es auch, wir sind nicht nur ges�ttigt, wir sind �bers�ttigt an Nationalit�ten, jeder weitere Zuwachs in Ost und S�d w�re uns nur eine weitere Beschwerde gewesen. Wir konnten nichts vom Kriege wollen; ist das nicht ein schlagender Beweis daf�r, da� wir auch den Krieg nicht gewollt haben? Was haben dagegen unsere Feinde nicht alles vom Kriege gewollt! Noch heute, halb geschlagen, k�nnen sie nicht davon lassen, in Gedanken die Beute zu teilen; ist das nicht ein schlagender Beweis daf�r, da� sie den Krieg gewollt haben? So gewollt, wie eben Staaten wollen, wobei es immerhin sein mag, da� die kleine Zahl der f�hrenden M�nner, welche das Gesetz der geschichtlichen Bahnen erf�llen, selber willenlos von den geschichtlichen Str�mungen fortgerissen werden.
Der englische Zweim�chtestandard fordert die Zertr�mmerung der deutschen Flotte, der Weg nach Konstantinopel f�hrt �ber Wien, und daher war die weitere Entwicklung Deutschlands und war schon der blo�e Bestand �sterreich-Ungarns ein Hindernis auf den geschichtlichen Bahnen der Weltm�chte England und Ru�land. Hier ist der Ursprung des Krieges. Vor Jahren hat uns Gladstone zugerufen: �H�nde weg!" und jetzt hei�t es geradezu: �Weg mit �sterreich-Ungarn \� Weil wir den Feinden nicht den Wunsch erf�llt haben, von selber zu zerfallen, weil wir zu ihrer Verwunderung noch immer da sind, so will Ru�land uns mit Gewalt aus seinem Wege r�umen, so wie England es mit Deutschland machen will. Frankreich ist mitgegangen, weil es den Traum der gro�en Nation noch einmal zu verwirklichen
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hoffte, Italien hat sich angeschlossen, um im Schatten der Weltm�chte nach �seiner Gr��e und seinem Gl�ck" zu fischen. Es geht nicht um das kleine Serbien und unsere Forderungen wider Serbien, die ein Nichts sind im Gro�en der Welt, es geht nicht um das europ�ische Gleichgewicht, es geht um das Welt�bergewicht, das England und Ru�land bisher besa�en und das sie zu behaupten und zu erweitern den geschichtlichen Trieb haben.
Wir hoffen zuversichtlich, da� wir uns der Weltm�chte und ihres Anhanges erwehren werden, ihr �bergewicht aber ist doch so gro�, da� der Waffengang eines einzigen noch so gl�cklichen Abwehrkrieges nicht schon ein Weltgleichgewicht herstellen kann. Der Kolo� Ru�land kann erm�det und zur�ckgedr�ngt werden, an den Arsitz seiner Kraft kommt jedoch kein �u�erer Feind heran, und das Inselreich England ist bisher vom Kriege �berhaupt nur am Rande gestreift worden. St�rker -vielleicht als die unmittelbare Wirkung m�gen die Nachwirkungen des Krieges sein. Niederlagen sind Massenargumente, sie dr�cken auf die geschichtlichen Bahnen der Massenbewegungen, sie dr�cken auf die Minderheiten, die an der F�hrung sind. Das Bild der Welt wird nach dem Kriege sich merklich ver�ndern, wer wollte heute voraussagen, wie weit und wie viel! Nur eines sei angedeutet. Heute schon hat England seine Verfassung ge�ndert, die F�hrer der beiden gegnerischen Parteien haben sich in der Regierung vereinigt, vielleicht wird England seine Verfassung noch eingreifender ver�ndern und vielleicht werden auch die anderen feindlichen Staaten den Krieg bis in die Tiefen ihrer Verfassung versp�ren. Eine Verfassung ist gut, wenn der Staat durch sie seine guten, seine besten M�nner und Parteien an die F�hrung bringt. Wir k�nnen nicht glauben, da� in Ru�land, Frankreich, Italien die M�nner und Parteien, welche den Krieg eingeleitet haben, auch nachher als die besten anerkannt bleiben, vielleicht werden sogar die Rechtsregeln selbst ersch�ttert sein, die dort bestimmen, wie die F�hrung auszurichten ist. Es ist eine erfreuliche Erkenntnis, da� Deutschlands Verfassung, da�
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Deutschlands F�hrer durch den Krieg aufs gl�nzendste best�tigt und erhoben sind; das ist einer der sch�nsten Beweise f�r die aufbauende Kraft, welche der Krieg in Deutschland erweckt hat.
Und wie steht es mit uns? Haben wir die besten M�nner und Parteien an der Spitze? Haben wir die besten Verfassungsregeln? Es liegt mir ferne, zu spotten; der Spott ist die Waffe des Schwachen, des Erfolglosen, er ist das R�stzeug einer Stimmung, die hoffentlich f�r immer in unserem Vaterlande vor�ber ist. Wir wollen in der Welt wieder geehrt sein und wir werden durch den Krieg geehrt sein, deshalb m�ssen wir uns selber ehren und m�ssen unsere F�hrer ehren. Warum sollen wir nicht auch die gro�en F�hrer f�r das Friedenswerk, die wir brauchen, aus uns hervorbringen, nachdem wir sie f�r das schwere Werk des Krieges hervorgebracht haben? Fn unseren siegreichen Feldherren da drau�en hat der Krieg, hat der Sieg ein St�ck Verfassung aufgebaut, auf dem wir im Frieden beruhigt weiterbauen k�nnen. Ich brauche ihre Namen nicht zu nennen, sie sind auf allen Lippen, nur auf den einen will ich ausdr�cklich verweisen, von dem der deutsche Kaiser nach der glorreichen Maienschlacht gesagt hat, da� seine Taten f�r immer der Geschichte angeh�ren. Wenn die gr��ten Namen der Kriegsgeschichte ausgez�hlt werden, wird man immer den Namen Conrad's von H�tzendorf zu nennen haben.
Unsere Untersuchung �ber das Woher des Krieges hat uns gezeigt, da� er nicht aus den Leidenschaften der gro�en Masse hervorgegangen ist, sondern vielmehr aus der Macht der Gewohnheit, mit der sie ihren geschichtlichen Bahnen folgen.
Von allen geschichtlichen Bahnen sind die allgemeinsten und tiefstgegrabenen diejenigen, welche den Staat mit seinen B�rgern verbinden. Zum Staate weisen alle Wege, von der Furcht bis zur flammenden Vaterlandsliebe. Wenn der Staat durch das Gesetz der kleinen Zahl in Krieg gest�rzt ist, dann h�lt alles zu ihm, dann hei�t es �Recht oder Unrecht, mein
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Staat!" Die Gebundenheit an den Heimatstaat st��t die V�lker in den Krieg [und nicht der Ha� gegen den fremden Staat oder gar der Ha� gegen das fremde Volk. Was hatten die Engl�nder, Franzosen und Russen gegen uns, was hatten wir gegen sie? Auch den gegenw�rtigen Krieg haben die V�lker ohne Ha� begonnen. Der Beobachter, welcher die Lehren des Krieges sammelt, darf aber vor der schrecklichen Erkenntnis nicht die Augen verschlie�en, da� es im Laufe des Krieges anders geworden ist; durch die Gewissenlosigkeit der Negierungen, welche die Massen zum Kriege aufpeitschten, durch die Zuchtlosigkeit der Presse ist das furchtbare Gift des Massenhasses in England und Frankreich in die Tiese der Seelen verbreitet worden, in Italien ist es nicht anders. Die vielverschlungenen, engen und sch�nen Bande, die von Volk zu Volk in langer Kulturarbeit gezogen wurden, scheinen zerrissen. Wann werden sie wieder angekn�pft werden k�nnen? Von allen Wertzerst�rungen des Krieges ist dies die sinnloseste, die furchtbarste. Der Gedanke ist grauenerregend, da� durch eine Zukunft, deren Dauer niemand absehen kann, der Massenha� der Wegweiser aus den geschichtlichen Bahnen der V�lker sein soll. So ist es schon einmal gewesen, als zu Anfang der Neuzeit die Religionen um die Weltherrschaft k�mpften und die Gl�ubigen der einzelnen Kirchen sich im Massenha� gegen�berstanden, bis der Kampf in die Wildheit des Drei�igj�hrigen Krieges ausartete. Ein banges Vorgef�hl bedr�ckt uns, da� der Kampf um die Weltherrschaft der Staaten, wenn er durch den Massenha� der V�lker gen�hrt wird, eben so furchtbar ausarten m�sse. Grillparzer hat uns in seinem �Bruderzwist" die �sterreichischen F�hrer von damals geschildert, welche das Ungeheuere kommen sahen und es doch nicht abwehren konnten, ja mit seinem Reize spielten oder sich ihm ganz zu eigen gaben. Grillparzers Dichtung geh�rt auch zu denjenigen B�chern, die sich lesen, als w�ren sie erst nach Ausbruch des gegenw�rtigen Krieges geschrieben, denn er hat mit der Anschauung des gro�en Dichters das Ewige der B�lkerkonflikte ersa�t. Die Worte,
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mit denen er den Oberst Wallenstein verk�nden l��t, der Krieg werde drei�ig Jahre dauern, sie k�nnten heute geschrieben sein: �Man nennt so viel ein Menschenleben, und eh� nicht, die nun M�nner, sa�t das Grab, und die nun Kinder, M�nner sind geworden, legt sich die G�rung nicht, die jetzt im Blut." Wir fragen uns, ob es nicht noch schrecklicher kommen werde, und ob die G�rung, die heute im Blut, nicht auch die Kinder ergreifen werde, die zu M�nnern heranwachsen! In welches Dunkel der Zukunft treiben die Bahnen Europas?
�ber Deutschland und unsere Monarchie ist die Woge des V�lkerhasses bisher noch nicht gegangen, mit einer einzigen Ausnahme, die sich aus England bezieht. England hat aus Handelseisersucht Deutschland in einen Kampf auf Tod und Leben gest�rzt, an diesem Kampfe aus Tod und Leben beteiligte es sich von seiner sicheren oder f�r sicher gehaltenen Insel mit geworbenen S�ldnern aus dem �bersch�sse seiner Bev�lkerung und seiner wei�en und farbigen Kolonien, es hat fremde V�lker zum Kampf zu kaufen gesucht, es handelt wie jemand, der seinen Diener oder einen bezahlten Knecht aussendet, um einen Mann vollends zu �berw�ltigen, welcher ein Duell unter den schwersten Bedingungen aussieht. Da� der Deutsche da seinem Gef�hle nicht gebieten konnte, ist begreiflich.
In dieser � ersten Aufwallung ist Lissauers �Ha�gesang gegen England" gedichtet und �ber Deutschland verbreitet worden, der den Ha� f�r �Kind und Kindeskind" gelobt. Seither hat der Deutsche sein Gef�hl klarer abzuw�gen gelernt. Bethmann-Hollweg hat das Wort gesprochen: �Heiliger Zorn, aber nicht Ha�," eines jener guten Worte von berufener Stelle, welche dem Volke die Losung geben. Auch im Zorne aber ist es nicht erlaubt zu sagen: �Gott strafe England!", fast m�chte man sagen: �Gott strafe den Deutschen, der so spricht!" Was ist gemeint, der englische Staat, das englische Volk oder beides? Wer so spricht, der s�ndigt wider das Gebot der Klarheit, welches der deutsche Geist fordert. In deutscher Klarheit hat einer der gro�en Deutschen, Immanuel Kant, sein Urteil �ber England mit Worten ausgesprochen, die jetzt viel be-
rufen werden; man beruft sie zur Anklage gegen England, und sie enthalten eine solche Anklage, aber sie geben dem Engl�nder auch wieder sein gutes Recht. Kant nennt den englischen Staat �den verderblichsten, gewaltsamsten, herrschs�chtigsten und kriegserregendsten von allen", zugleich aber nennt er das englische Volk �das respektabelste Ganze von Menschen". Sein Urteil trifft noch heute zu. Der englische Staat ist ein Herrenstaat, rauh, brutal, er ist es heute gegen Deutschland nicht anders, als er es von jeher gegen seine Feinde war, er geht heute die Bahnen seiner Geschichte weiter, indem er einen Kontinentalkrieg des achtzehnten Jahrhunderts f�hrt, wobei er Mittel gebraucht, welche der Engl�nder als Individuum mit dem gleichen Abscheu zur�ckweist, wie wir es tun. Welcher Engl�nder w�rde seinen Diener ausschicken, um einen Mann niederzuschlagen, der im Duell aus Tod und Leben steht? Welcher Engl�nder w�rde Geld geben, um den Freund zum Treubruch gegen den Freund zu verleiten? Der Engl�nder ist auch heute derselbe ehrenwerte Mann geblieben, als den ihn die Welt kennt, das englische Volk ist dasselbe gro�e Volk geblieben, als das es die Geschichte beschreibt. Es wird weiter an seinem Kulturwerke arbeiten, aus welchem wir Deutschen so viel gelernt haben, der Krieg wird die Folge haben, da� die Engl�nder von nun an auch mehr von den Deutschen lernen werden, aber die Deutschen m��ten ihr bestes Wesen ausgegeben haben, wenn sie nicht auch fernerhin alles Gro�e in sich aufnehmen wollten, das England der Welt noch bringen wird. Deutsch sein hei�t allem Menschlichen zug�nglich sein, deutsch sein hei�t im besten Sinne menschlich sein, der Krieg w�rde nicht ausbauen, er w�rde zerst�ren, wenn dies anders werden sollte.
Krieg bis zum �u�ersten gegen den > englischen Staat, schroffe Abweisung des englischen Triebes zur Weltherrschaft, Ha�, wenn es nicht anders sein kann, gegen die kleine Zahl derer, die in England f�r den Krieg verantwortlich sind, aber kein Ha� gegen das englische Volk! Deutsche und englische Soldaten haben mitten im Kriege zwischen den Sch�tzengr�ben
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aus derselben Quelle Wasser gesch�pft, es mu� wieder m�glich werden, da� deutsche und englische Lehrer, Sch�ler, B�rger gemeinsam aus den Quellen des menschlichen Fortschrittes sch�pfen. Der reinigende Kamps gegen den V�lkerha� ist die gro�e Aufgabe der Menschlichkeit, unter den Lehren des Krieges ist keine, die wichtiger w�re, als diese.
�sterreich-Ungarn ist durch Italien noch st�rker herausgefordert worden als Deutschland durch England, und doch wollen auch wir Italien nicht hassen. Wir k�nnen das Land Italien nicht hassen und k�nnen das italienische Volk nicht hassen. Das Gef�hl, das wir gegen den wortbr�chigen italienischen Staat haben, ist nicht Ha�, es ist Verachtung, eine Verachtung, in deren Abgrundtiefen selbst der Ha� versinkt. Nur ein Gef�hl hat neben ihr noch Raum: Italien hat das Unm�gliche m�glich gemacht, es hat in uns inmitten der Schrecken des Krieges eine grimmige Lust am Kriege erweckt. Es will den Krieg, es soll ihn haben, so gut wir nur k�nnen! Nun wissen wir erst recht, was ein Volkskrieg ist. Wie Tirol im Jahre 1809 wie ein Mann aufgestanden ist, so steht jetzt �sterreich-Ungarn wie ein Mann auf. Wir werden unser �u�erstes tun, kein Streich, dessen unser Arm f�hig ist, wird dem Bundesgenossen erspart bleiben, welcher die Treue gebrochen hat, f�r sein Verbrechen mu� Strafe sein, das fordern wir� und doch, nicht wir sollen strafen! Wir werden alles tun, um den Sieg im Felde so entscheidend wie nur m�glich zu machen, aber dann wollen wir hoffen, da� das italienische Volk selber aufstehen und die Strafe an den M�nnern vollziehen wird, die es um sein Gl�ck betrogen haben. Dann werden wir mit einem neuen Italien, mit dem wahren Italien endlich den Frieden haben k�nnen, zu welchem die V�lker �sterreich-Ungarns immer schon herzlich die Hand geboten haben!
� Um vollst�ndig zu sein, m��ten wir noch von Serbien sprechen. Was aber w�re �ber Serbien zu sagen? Gegen Serbien gibt es nur einen Krieg ohne Worte. �
In dem reinigenden Kampfe gegen den V�lkerha� hat unsere Monarchie durch ihre reiche nationale Zusammensetzung eine besondere Aufgabe. Durch die Deutsch-�sterreicher mit Deutschland unl�slich verbunden, hat sie durch unsere Slaven vermittelnde Beziehungen zum russischen Volke und den slavischen Balkanv�lkern, und wenn wir unsere Rum�nen und unsere Italiener� die unser bleiben sollen! � gerecht zu behandeln wissen und wenn das Schicksal es will, so werden wir durch sie die Br�cke zu einem befreundeten Rum�nien und zu einem wiederbefreundeten Italien haben. Unser Streben nach nationaler Gerechtigkeit hat uns bisher wenig Gutes gebracht, es hat uns im Innern schwach gemacht und im Ausland Mi�achtung eingetragen. Vielleicht bringt uns die Zukunft den Lohn unserer Bem�hungen. Wenn nach dem Kriege durch die Welt ein Ringen um nationale Gerechtigkeit geht, dann werden wir die Lehrmeister Europas sein k�nnen. Es ist dabei von besonderer Bedeutung, da� wir mit England und Frankreich nicht in unmittelbarem Kampfe stehen. Wir werden hievon in Zukunft manchen Vorteil haben, weil die Woge des Hasses, die sich von diesen V�lkern gegen Deutschland wendet, uns nicht im gleichen Ma�e trifft. Wir haben daraus aber auch eine Pflicht abzuleiten, die Pflicht, zwischen Deutschland und seinen Feinden in Westen, namentlich seinen germanischen Stammesbr�dern in England wieder eine Vermittlung anzubahnen.
Der reinigende Kampf gegen den V�lkerha� soll nicht erst nach dem Kriege beginnen. Er ist am wichtigsten heute, wo das Gef�hl am st�rksten erregt ist. Das B�se, das sich im Gem�t einmal eingenistet hat, ist aus ihm kaum mehr ohne Rest zu tilgen. Achten wir Tag f�r Tag darauf, da� uns die Leidenschaft niemals vom schmalen Pfade des Rechtes sto�e! Unser Kampf soll gerecht bleiben, wie er es im Anfang gewesen ist. Gerechtigkeit ist eine gro�e Hilfe, keiner von den Kriegf�hrenden will sie entbehren, Freund und Feind flehen zu Gott und alle wiegen sich im Vertrauen, da� er ihnen seinen Beistand leihe. In dieser Rechnung
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steckt ein Fehler, man kann nicht Gott einen guten Mann sein lassen und im �brigen tun, was man will. Napoleon hat gesagt, Gott sei immer mit den starken Bataillonen. Auch in seiner Rechnung war ein Fehler, er hat solange aus die starken Bataillone gepocht, bis er den Unwillen der ganzen Welt erregt hat und die starken Bataillone gegen ihn waren.
Wir m�ssen stark sein und gerecht. Das Recht, das den Schwachen stark macht, macht den Starken st�rker. Man sagt, in diesem Kriege werde siegen, wer die st�rksten Nerven hat; ja, aber �ber den Nerven ist der Wille und �ber dem Willen das Gewissen. Das haben unsere Altvordern gewu�t, als sie im Gottesurteil fast unm�gliche Proben forderten. Es war reichlich Aberglaube in ihrer Meinung, aber es war in ihr auch die heilige Erkenntnis von der Macht des Rechtes. Dieser Krieg ist ein Gottesurteil der Geschichte, in welchem Deutschland und �sterreich-Ungarn eine Probe bestanden haben, die �ber alle Vorstellung des M�glichen geht. Sie danken es der aufbauenden Kraft ihres Gewissens. In diesem Zeichen werden sie siegen!
Mitarbeiter der �Flugschriften f�r �sterreich-Ungarns Erwachen":
Dr. Josef Maria Baeruretther, Minister a. D., wirklicher Geheimer Rai, Mitglied des Herrenhauses etc. in Wien;
Albert von Ber;evicW, Minister a. D., wirklicher Geheimer Rat, Pr�sident der Akademie der Wissenschaften etc. in Budapest;
K. k. Lektionschef a. D. Dr. 6. Brosche� Pr�sident des Zentral-Verbandes der �sterreichischen industriellen in Wien;
K. k. Negierungsrat Dr. Fritz Laras, erster Sekret�r der Handels- und Gewerbekammer in Reichenberg;
Professor Dr. Friedrich Fellner in Budapest;
Dr. Gustav Gro�, Universit�tsprofessor, Reichsratsabgeordneter, Ob-mann des deutschen Nationalverbandes in Wien;
Professor Dr. Zvses Gruntzel, k. k. Regierungsrat in Wien;
Dr. Llemckr von Haulos, Direktor des Reirhsverbandes der Zinary-institute Ungarns, Reichstagsabgeordneter in Budapest;
Dr. Rolaud von Heged�s, Reichstagsabgeordneter etc. in Budapest;
Dr. Karl Zeutsch in Rei�e;
Reichsratsabgeordneter Frau; 3esser in Zwittau;
Reichsratsabgeordneter Dr. Stephan vou Sicht in Wien;
Dr. Gustav Matches, Unterrichtsminister a. D., wirklicher Geheimer Rat in Wien;
M. C. Meughius, Geograph und Rational=�konom in M�nchen;
Dr. Gustav Pazaurek, Professor in Stuttgart;
Reichstitter Ferdinand von Pautz, Reichsratsabgeordneter in Wien;
Hofrat Dr. Emil Pfersche, Professor der deutschen Universit�t in Prag;
Dr. S. Rdb�, k�niglich ungarischer Hofrat in Budapest;
Hofrat Dr. Oswald Redlich, Professor der Universit�t in Wien;
Peter Rosegger in Gra;;
Professor Paul Samassa in Klosterneuburg;
Hofrat Dr. August Sauer, Universit�tsprofessor in Prag;
Dr. Zulius Sglvester, Pr�sident des �sterreichischen Abgeordnetenhauses;
Loses Sjter^ngi, Staatssekret�r a. D., wirklicher Geheimer Rat, Reichs� fagsabgeordneter in Budapest;
Dr. Karl Urban, Oberstlandmarschall-Stellvertreter von B�hmen, Mitglied des Herrenhauses etc. in Prag;
Dr. Ottokar Weber, Professor der deutschen Universit�t in Prag;
Dr. Richard Wei�kirchner, erster B�rgermeister der Reichshaupt� und Residenzstadt Wien, Minister a. D., wirklicher Geheimer Rat;
Hofrat Dr. Friedlich Freiherr von Wieser, Universit�tsprofessor in Wie�. etc. etc.
Drutf ��. Ltrache Warnsdorf und Haida