Der sich entfremdete und der seiner selbst gewisse Geist. 405 Glückseligkeit hervorbringt und zugleich die Pflichten als viele heiligt"? In Vergleichung mit dem göttlichen Bewußtsein erscheint das mensch- . liche durch seine Beschränktheit so unvollkommen, durch sein von der Sinnlichkeit afficirtes Wollen so unlauter, daß es die Glückseligkeit als eine nicht durch Würdigkeit verdiente, sondern nur aus freier Gnade geschenkte erwarten kann. Rein ist nur sein Denken. „Das absolute Wesen ist eben dies Gedachte und jenseits der Wirklichkeit postulirte; es ist daher der Gedanke, in welchem das moralisch unvollkommene Wirken und Wollen für vollkommen gilt, hiermit auch, indem es dasselbe für vollwichtig nimmt, die Glückseligkeit nach der Würdigkeit, nämlich nach dem ihm zugeschriebenen Verdienste ertheilt. Die Weltanschauung ist hierin vollendet." 4. Hier aber treten uns schon die Widersprüche in der moralischen Weltanschauung entgegen. Die Moralität ist entweder ganz oder gar nicht, sie läßt sich nichts abbrechen. Sein oder Nichtsein! Entweder vollendete Moralität oder keine. Wenn Pflichtbewußtsein und Wirk lichkeit, seine eigene Wirklichkeit nicht übereinstimmen, so giebt es kein moralisch vollendetes wirkliches Selbstbewußtsein, also überhaupt kein moralisch wirkliches? Dadurch wird das zweite Postulat erschüttert: die Harmonie der Moralität und der Sinnlichkeit. Da diese beiden einander fortwährend widerstreiten, so wird aus ihrer Harmonie eine Aufgabe, deren Lösung sich ins Unendliche hinausschiebt, obwohl ihr Inhalt reales Dasein verlangt. Das Individuum hat beständig daran zu arbeiten, seine Sinnlichkeit der Moralität gemäß zu machen und in dieser Richtung fortzuschreiten, obwohl es das Ziel nie erreichen kann und darf? Nun aber kann es dem moralischen Bewußtsein mit einer nie zu lösenden Aufgabe und mit einem nie zu erreichenden Ziele unmöglich Ernst sein; daher muß es diese seine Positionen und sich selbst ver stellen. 2. Die Verstellung, b Niemals ist die moralische Weltanschauung der kantischcn Philo sophie auf eine solche Reihe gegen sie gekehrter, epigrammatischer Spitzen gestellt worden, als in diesem Abschnitte der Phänomenologie. l. Die Glückseligkeit als Lohn der Würdigkeit gehört an das fernste Ziel der Zeiten. Und doch soll jede gegenwärtige Handlung * Ebendas. S. 445. — - Ebendas. S. 446. — - Ebendas. S. 448. — “ Eben das. S. 442. — 5 Ebendas, b. Die Verstellung. S. 449—460.